Im Rahmen des internationalen Literaturfests "lit.Cologne" in Köln wird es auf dem Rheinschiff MS RheinEnergie am 13.3. um 20 Uhr eine Veranstaltung mit dem Titel "Die Romanfabrik von Edgar Wallace" mit Ingrid van Bergen, Bastian Pastewka und Helmut Krauss geben. Tickets kosten im Vorverkauf 14 Euro, 18 Euro an der Abendkasse.
In Antwort auf: Dienstag 13.3., 20 Uhr MS RheinEnergie / Literaturschiff Frankenwerft, KD-Anleger, Innenstadt VVK € 14 / AK € 18
Niemand kann ein Käuzchen rufen hören oder ein englisches Schloss im Nebel sehen, ohne an Edgar Wallace zu denken. Man kennt ihn als Erfinder des „Hexer“, als Herrn des „Roten Kreis“, nur sein Leben liegt im Dunklen. Dabei ist es höchst bemerkenswert: Geboren als unehelicher Sohn einer Schauspielerin wurde Edgar Wallace der erste Bestsellerautor seiner Zeit. Kein Rückschlag konnte sein Selbstvertrauen erschüttern: Als Kriegsberichterstatter mit Berufsverbot belegt? Dann eben Zeitungsherausgeber. Als Herausgeber das Blatt an die Wand gefahren? Schnell einen Bestseller schreiben. Kein Verlag will ihn drucken? Pf! Wie schnell ist ein eigener Verlag gegründet! Die große Wallace-Film-Ikone Ingrid van Bergen, Bastian Pastewka und Helmut Krauss entführen in ein verregnetes London, beobachten den Hexer bei seinen Untaten und dessen Erfinder am Schreibtisch. Am Ende ist eins klar: Es ist unmöglich, von Wallace nicht gefesselt zu sein. Kein Einlass nach Beginn - Schiff legt ab!
Offensichtlich beschert man uns bei RANDOM HOUSE AUDIO eine CD über Edgar Wallace mit dem Titel "Edgar Wallace. Die Romanfabrik". Sollte es sich dabei um eine Aufnahme dieser Veranstaltung handeln?
Würde mich auch interessieren. Ist es eine Art Biografie, wenn ja - neu verfasst als Schauspiel, Lesung oder Dokumentation oder eine Verarbeitung einer bereits existenten Biografie? Ist es vielleicht etwas völlig anderes?
Soweit ich weiß, handelt es sich um 2 CDs in einem schicken Digipack. Sollte der Inhalt ebenso "schick", informativ und unterhaltsam sein (schließlich sind Bergen und Pastewka dabei...), dann sind 20 Euro angebracht, wenngleich sie - da gebe ich dir Recht - bei einer Spontanentdeckung etwas abschreckend wirken.
Ich bekam die CD zum gestrigen Weihnachtsfest geschenkt und kann nun den ersten Eindruck berichten.
Der rund zweistündige Edgar-Wallace-Abend basiert auf einem Konzept von Traudl Bünger, in der Art, wie sie für die lit.cologne schon Porträts von Karl May und Karl Valentin verfasst hat. Büngers Text erzählt von Wallace als einem "Bestsellerautor seiner Zeit", der erfolgreich war, weil er trotz Schwierigkeiten, Fehlentscheidungen und Rückschlägen immer eitel und fatalistisch "an sich geglaubt hat".
So lässt man mit leiser Ironie die Stationen seines Lebens Revue passieren: Vom unehelichen Sohn einer Schauspielerin als Smutje, Infanterist und Reporter hin zum Romanfabrikanten und Autor in Hollywood. Anekdoten wie die List im Burenkrieg und das finanzielle Debakel um die "Vier Gerechten" kommen zur Sprache. Den biographischen Text teilen sich Ingrid van Bergen und Bastian Pastewka. Van Bergen liest dabei eine "objektive" Biographie, die Pastewka mit "subjektiven" Passagen aus der Sicht des Autors ergänzt. Eine etwas konstruierte Dramaturgie, an der zwei Dinge schade sind: Zum einen hätte man Wallace' Sicht lieber in seinen eigenen Worten gehört (Gibt es eigentlich autobiographische Texte von ihm?); zum anderen tritt Ingrid van Bergen "nur" als Rezitatorin auf; ihre Rolle in den Wallace-Filmen (samt Anekdoten etc.) bleibt außen vor, wie überhaupt die Filme nicht zur Sprache kommen.
Ausnahme ist das "Hallo, hier spricht Edgar Wallace"-Signal, das vor den Literaturlesungen erklingt. Helmut Krauss liest gekonnt Auszüge aus Briefen, Reportagen (Sind eigentlich jemals Wallace-Reportagen in Buchform erschienen?) und längere Passagen aus den Romanen "Der schwarze Abt" und "Der Safe mit dem Rätselschloss". Leider tritt das Werk zugunsten der Lebensgeschichte in den Hintergrund, sodass die Texte, wo sie sich nicht klar auf Lebensereignisse und Anekdoten beziehen, eher beliebig eingefügt wirken.
Fazit: Eine betont leichtgewichtige, durchaus vergnügliche Tour durch das Leben von Edgar Wallace, deren Konzept für meinen Geschmack aber seine Werke zu wenig beleuchtet.
Zitat von MarkusEine etwas konstruierte Dramaturgie, an der zwei Dinge schade sind: Zum einen hätte man Wallace\' Sicht lieber in seinen eigenen Worten gehört (Gibt es eigentlich autobiographische Texte von ihm?); zum anderen tritt Ingrid van Bergen "nur" als Rezitatorin auf; ihre Rolle in den Wallace-Filmen (samt Anekdoten etc.) bleibt außen vor, wie überhaupt die Filme nicht zur Sprache kommen.
Von Wallace gibt es neben der Lane-Biographie und seiner eigenen bereits zu Lebzeiten entstandenen "Bio" PEOPLE (Menschen) weitere Werke wie: - Edgar Wallace by his Wife (1932) - Edgar Wallace Each Way by Robert Curtis (1932) - The Secret of My Successfull Mariage by Mrs. Edgar Wallace (1930) - My Hollywood Diary by Himself(1932)
Über die Kriege (Burenkriege und 1. Weltkrieg) sind Tatsachenberichte wie "War and Other Poems" und "War of the Nations" erschienen. Sie sind alle in Deutschland bisher nicht veröffentlich worden.
Joachim.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
28.12.2008 12:46
#11 RE: "Romanfabrik Edgar Wallace" mit Ingrid van Bergen
Interessant, Joachim. Von einigen der hier aufgeführten Bücher wusste ich ja noch gar nichts. Was Markus' Besprechung angeht, so kann man wohl sagen, dass man sich die CD, wenn man eine anderweitige Wallace-Biografie besitzt, wohl nicht zu dem momentanen Preis kaufen muss. Schade. Ebenso wie er hätte ich eine stärkere Konzentration auf sein Werk erwartet, denn Erzählungen seiner Lebensgeschichte gibt es ja genug (er selbst, Lane, Schotten, Schüler etc.).
Zitat von GubanovInteressant, Joachim. Von einigen der hier aufgeführten Bücher wusste ich ja noch gar nichts. Was Markus' Besprechung angeht, so kann man wohl sagen, dass man sich die CD, wenn man eine anderweitige Wallace-Biografie besitzt, wohl nicht zu dem momentanen Preis kaufen muss. Schade. Ebenso wie er hätte ich eine stärkere Konzentration auf sein Werk erwartet, denn Erzählungen seiner Lebensgeschichte gibt es ja genug (er selbst, Lane, Schotten, Schüler etc.).
...und eine Kurzfassung der Lebensdaten bzw. Lebensgeschichte in meinem Lexikon (Seite:679-684).