Thema von DanielL im Forum Film- und Fernsehklass...
Brannigan – Ein Mann aus Stahl
USA 1975 • Regie: Douglas Hickox • Drehbuch: Christopher Trumbo, Michael Butler, William P. McGivern • Kamera: Gerry Fisher • Schnitt: Malcolm Cooke • Musik: Dominic Frontiere • Produktion: Arthur Lewis (Wellborn Productions)
• John Wayne als Lt. Jim Brannigan • Richard Attenborough als Commander Swann • Judy Geeson als Jennifer • Mel Ferrer als Mel Fields • John Vernon als Ben Larkin • Lesley-Anne Down als Miss Thorpe • Ralph Meeker als Capt. Moretti • Daniel Pilon als Gorman • Barry Dennen als Julian
Lieutenant Jim Brannigan, ein harter Polizist aus Chicago, wird nach London geschickt, um einen geflohenen Gangster namens Ben Larkin zurückzubringen. Doch kurz nach seiner Ankunft wird Larkin entführt. Brannigan versucht, die Entführer zu finden, muss sich aber mit den britischen Behörden, insbesondere mit Commander Swann, arrangieren. Zwischen actionreichen Verfolgungsjagden zeigt Brannigan, dass er auch auf fremdem Boden seinen eigenen Regeln folgt.
Wayne trifft als raubeiniger Chicago-Cop in diesem ironisch gestalteten Thriller auf britische Kollegen von Scotland Yard. Dabei fällt er nicht nur mit seiner direkte Art oder unkonventionellen Auftritte im Lunch-Club auf, sondern vor allem durch seine kompromisslosen Ermittlungsmethoden. Doch als der Fall eskaliert, kann auch Yard-Mann Swann nicht länger Wert auf britische Höflichkeit legen. So entsteht eine unterhaltsame Vorstufe zur später etablierten Buddy-Action.
Brannigan trägt stets seinen 38er Colt bei sich, was unweigerlich an "Dirty Harry" erinnert, doch anders als in seinem vorhergehenden Film "McQ schlägt zu" bleibt Wayne letztlich in seiner eigenen Tradition treu: Während der zynische Detective Callahan dem Italo-Western entsprungen ist, ist Brannigan eher der amerikanische Westernheld – nur mit einem gewissem Altersstarrsinn. Kein verbitterter Einzelkämpfer, sondern ein durchsetzungsfähiger Stadt-Cowboy, der in London zwar fremd, aber nicht verloren ist.
Zusätzliche Spannung erhält die Jagd nach dem Gangster Larkin durch die Nebenhandlung um den Auftragskiller Gorman, der dem Helden unter anderem in einem schwarzen Jaguar E-Type auf den Fersen bleibt. Die filmisch stark eingefangenen Verfolgungsjagden durch London, gespickt mit entsprechenden Postkartenmotiven, sorgen für visuelle Highlights. Unterstützt wird das Ganze durch einen gelungenen, zeitgenössischen Soundtrack, der den Mix aus Action, Humor und Macho-Coolness schön unterstreicht.
Aktuell ist der Film in guter Qualität im Amazon-Prime-Basispaket zu sehen. Da er auf DVD und Blu-ray vergriffen ist und es sich augenscheinlich nicht um eine Begleitverwertung im Zuge einer physischen Neuauflage handelt, hat Amazon offenbar den Zugang zum MGM-Portfolio genutzt.
Absolut richtig, da ist auf jeden Fall viel Klamauk dabei und auch die ein oder andere Szene, wo man sich an den Kopf fassen darf. Nur eben recht liebevoll das Ganze und was mich überrascht hat, ohne große Langeweile (mag auch an der besonderen Kino-Atmosphäre gelegen haben). Den Vergleich zu anderen Komödien jener Zeit finde ich fairer, als zu "echten" Krimis. Und wenn man sich da dann mal anguckt, mit welch platten Gags man in diesen ganzen Gunter-Philipp-Filmen (70er) gearbeitet hat, oder bei Carrell & Ilja Richter, später Gottschalk/Krüger, ... steht die "Lady Dracula" plötzlich gar nicht mehr so schlecht da, wenn man sich mit dem natürlich völlig absurden Grundplot abfinden kann.
Den Schlussgag hätte man sich in der Tat sparen können, dass hätte den Film m.M. besser gerahmt. Das war damals wohl so eine Marotte, die gelegentlich mal vorkam (siehe auch die berühmt berüchtige letzte Szene schon beim "indisches Tuch").
Dr. Kannoft wird übrigens von Fritz Hakl gespielt. Er hat in der tollen Derrick-Episode "Das Superding" eine wichtige Rolle. Daneben war er lange am Wiener Burgtheaters und spielte in der Blechtrommel. Da kann man sich als Ausgleich so etwas mal erlauben :D
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Bundesrepublik Deutschland 1975/78 · Regie: F.J.Gottlieb · Drehbuch: Bradford Harris (= Brad Harris), Redis Reda · Kamera: Ernst W. Kalinke · Schnitt: Gisela Haller · Musik: Horst Jankowski · Produzenten: Horst Pflüger · Eine IFV-Produktion der TV 13 im Verleih der KORA-Film
ZitatDie junge Comtesse Barbara von Weidenborn wird im Jahr 1876 von Graf Dracula (Stephen Boyd) gebissen und daraufhin bestattet. Hundert Jahre später wird ihr Sarg bei Bauarbeiten freigelegt, wodurch sie zu neuem Leben erwacht. Barbara (Evelyne Kraft) findet eine Anstellung als Leichenkosmetikerin im Bestattungsinstitut von Theo Marmorstein (Theo Lingen). Dadurch bleibt sie zunächst unentdeckt, da sie sich heimlich von Blutkonserven ernähren kann. Als diese jedoch zur Neige gehen, beginnt sie, über Bekannte herzufallen. Kriminalassistent Eddi (Eddi Arent) wird zuerst auf den Fall aufmerksam. Sein Vorgesetzter (Brad Harris) interessiert sich zunehmend auch privat für die ebenso verführerische wie verdächtige Barbara.
Dieser Film ist wie eine ausgelassene, groteske Kostümparty, bei der Regisseur Franz Josef Gottlieb geladen hat, ein letztes Mal "Papas Kino" zu feiern. Jenes Kino, das eigentlich schon als überholt galt. Doch wie die untote Barbara von Weidenborn erwacht es in "Lady Dracula" zum Leben und tänzelt beschwingt durch die bunten Siebziger Jahre.
Und wer ist nicht alles Gast auf dieser Party: Eddi Arent, Publikumsliebling der Edgar-Wallace-Filme, gibt in einem seiner letzten Kinoauftritte einmal mehr den lustigen Sidekick. Der eigentlich schon vom Film zurückgetretene Theo Lingen gab für "Lady Dracula" überraschend ein einmaliges Comeback. Es sollte auch der letzte Film für den internationalen Star Stephen Boyd sein, der hier als Graf Dracula im Prolog einen Gastauftritt in bester "Hammer"-Marnier absolviert. Walter Giller und Klaus Höhne sorgen als Sargträger-Duo für Slapstick-Momente. Die Besetzung glänzt bis in die Nebenrollen mit Genre-Gesichtern wie Christine Schuberth, Herbert Fux, Ulrich Beiger und Heinz Reincke. Angeführt wird die Besetzung allerdings durch die hübsche Schweizerin Evelyne Kraft und Brad "Captain Rowland" Harris.
Erstere ist damals 22 Jahre alt, spielt hier ihre erste Hauptrolle und war dabei für die Bravo "die große Entdeckung des letzten Jahres". Zuvor hatte sie kleine Filmrollen gespielt und als It-Girl in der Kommissar-Folge "Ein Playboy segnet das Zeitliche" bei Fernsehzuschauern zweifellos für hohen Puls gesorgt. Naheliegend wäre es daher, ihre Rolle in "Lady Dracula" als "Eye Candy" abzutun. Dabei würde man aber verkennen, dass sie hier nicht die bedrohte Schönheit gibt, sondern als Antiheldin den Film zu großen Teilen zu tragen hat. Trotzdem oder vielleicht gerade weil sie von Angelika Bender synchronisiert wird und ihr als durstige Vampirfrau naturgemäß keine feinen Nuancen, sondern wirkungsvolle, spaßige Szenen abverlangt werden, kann man ihr ganz unarrogant bescheinigen, dass sie das doch eigentlich ganz hervorragend macht. Gottlieb inszeniert sie in aufreizenden Nachthemden, verzichtet jedoch überraschenderweise auf voyeuristische Schüpfrigkeiten, die man in der Ära durchaus hätte erwarten können (sein vorheriger Film war "Auf der Alm, da gibt's koa Sünd"). Das Erstaunlichste an der Beteiligung von Action-Spezialist Brad Harris ist wiederum, dass ihm auch der Credit für die Drehbuch-Idee (als Bradford Harris) zukommt.
Wie gelang diesem bizarr-trivialen Konzept die Umsetzung? Ironischerweise kommt man dabei ganz automatisch auf ein Thema zu sprechen, das so gar nicht aufregend klingt: Steuern. Der Film wurde von Hans Pflüger produziert, der bereits mit Theo Maria Werner einige "Kommissar X"-Streifen mit Brad Harris hergestellt hatte. Pflüger finanzierte seine späteren Filme gerne als sogenannte Abschreibungsfilme, was auf ein Steuerurteil von 1970 zurückzuführen ist. Dieses Modell sollte die Filmindustrie beleben und deutschen Filmschaffenden in kriselnden Zeiten helfen. Investoren konnten ihre Einlagen in Filmproduktionen vollständig als Betriebsausgaben absetzen und so ihre Steuerlast senken. Da der wirtschaftliche Vorteil für die Geldgeber bereits in der Abschreibung lag, gerieten die Filme in der Folge allerdings nicht übermäßig ambitioniert. So machte sich der in der Branche nicht unumstrittene Pflüger nach einem Dutzend solcher Projekte daran, auch "Lady Dracula" auf den Weg zu bringen. Probleme gab es allerdings, einen Verleih zu finden, sodass der Film erst verspätet und in geringem Umfang in die Kinos kam und schnell in Vergessenheit geriet.
Und hier liegt die vielleicht größte Überraschung: Sah der Filmdienst zwar nur ein "Horrorfilmchen unter Niveau", so ist "Lady Dracula" doch keineswegs bloß eine Klamotte niederer Machart. Er sortiert sich klar vor den Schlager-, Verwechslungs- und Sexfilmkomödien seiner Zeit ein. Franz Josef Gottlieb lieferte einen temporeichen Spaß ohne große Längen ab. Natürlich ist der Film hemmungslos klamaukig – aber das war "Dracula – Tot aber glücklich", den Slapstick-Ikone Leslie Nielsen zwei Jahrzehnte später drehte, ebenso (der Filmdienst notierte dabei eine "zitatenreiche Genreparodie"). Mit Wallace-Veteran Kalinke an der Kamera waren wohlig-gruselige Bildmotive kein Problem. Die Ausstattung ist liebevoll gestaltet, was den kursierenden, abgenutzten Fernsehmitschnitten bislang kaum zu entnehmen war. Der Original-Soundtrack von Horst Jankowski ist ein absoluter Knaller, den man sich sofort auf eine Filmmusik-Platte wünscht.
Im Rahmen der 75. Internationalen Filmfestspiele von Berlin und ihrer Retrospektive mit dem allzu passenden Titel "Wild, schräg, blutig." feierte "Lady Dracula" am 18.02.2025 seine Wiederentdeckung. Schnell geriet der Film zum Gute-Laune-Tipp der Berlinale-Retrospektive. Zwei weitere Vorstellungen während des Festivals, einerseits bei der Deutschen Kinemathek, andererseits im CineStar am Alexanderplatz – neben "Captain America" im Nachbarsaal –, waren ausverkauft. Berliner Filmstudierende, internationale Festivalgänger und Genre-Filmfans hatten ihre Freude an dem Film. Der "Tagesspiegel" beförderte die filmische Ausgrabung immerhin zum "großartigen Edeltrash". Der Redakteur der "Berliner Morgenpost" will zwar Fremdscham verspürt haben, konnte sich dem Guilty Pleasure dann aber doch nicht entziehen: "Welche Hingabe in Ausstattung und Dekor. Und wer hat da alles mitgespielt!"
Eine brandneue Abtastung liegt nun also digital vor – es wäre jetzt der richtige Moment, den Film mit ebenso großer Hingabe in einer entsprechenden Home-Video-Edition herauszubringen. Man könnte die Umverpackung mit so etwas Schönem betexten wie "Der auf der Berlinale als Kultfilm gefeierte Klassiker". Es wäre weit weniger gelogen als vieles, was man schon auf Covern gelesen hat.
Sehe ich weitgehend auch so. Zumindest aus Sicht hiesiger Interessenten, die mit den Pidax-Einzelteilen nicht "abgeholt" wurden, wäre eine schmucke Box mit allen BEW-S/W-Filmen in HD noch eine interessante Alternative gewesen, zumal die Farbfilme ohnehin für die Giallo-Zielgruppe ohnehin ihre vergleichsweise prächtige Veröffentlichungen erfahren haben. Aber klar: Am Ende muss man es fairerweise erst mal am Zielmarkt bemessen. Da wird die Diskussion um die genaue Zugehörigkeit und Vollständigkeit EW/BEW ohnehin vermutlich nicht so leidenschaftlich diskutiert, so haben die Fans dort nun einfach Zugang zu einer Box mit weiteren Filmen der "German Wallace-Wave" mit den neuen Mastern. Diese dann als "brandnew restaurations" zu feiern, soviel Marketing muss man denen dann schon zugestehen. Das machen ja deutsche Veröffentlichungen, die auf neuen US-Mastern etc. basieren auch nicht anders.
Was die Darbietung abseits der Disc-Inhalte selbst betrifft, kam leider bisher nichts mehr an die rot-blau-gelben DVD-Schuber heran. Vielleicht nicht in der Verarbeitung (Kleber löste sich irgendwann tlw. auf), aber in Optik und Vollständigket. Irgendeine Lösung für das "Phantom" hätte es mit entsprechendem Willen schon gegeben. Pidax in allen Ehren wg. der umfangreichen Zugänglichmachung von Fernsehschätzen, aber die Chance sich mit den CCC-Lizenzen wirklich in das Herz der Sammler zu katapultieren, wurde leider verpasst. Und diese Box freut mich eher für die englischsprachigen Fans, als dass es nun eine echte Alternative ist.
Wäre dann immerhin hilfreich, die Infos, die da sind, zu hinterlegen. Sonst muss sich das jeder selbst suchen.
Zitat In the 1960s, a cycle of crime films - or krimis - became hugely popular with West German audiences. Adapted from works by the British crime writer Edgar Wallace and his son Bryan Edgar Wallace, they combined the traditional murder mystery with horror as they depicted enigmatic killers stalking their victims through foggy English landscapes - from the streets of London to isolated rural mansions. Following the early success of the cycle after the release of Face of the Frog and The Crimson Circle, veteran producer Artur Brauner launched into his own series of Wallace krimis with his company CCC Film. Presented here are five key films drawn from CCC's krimi cycle. In The Curse of the Yellow Snake, a mysterious cult wishes to lay its hands on an ancient artefact that has been brought to London from Hong Kong. The Strangler of Blackmoor Castle sees a masked murderer stalk the grounds of a vast British estate - one who brands his victims' foreheads with the letter "M." London is faced with dual threats in The Mad Executioners, as a gang of hooded vigilantes roams the streets while a sadistic serial killer is on the loose. Jack the Ripper lives on in The Monster of London City, as a series of brutal murders brings panic to the British capital. Finally, in The Racetrack Murders (or The Seventh Victim), people are dropping like flies in and around a stately home - and the murders might just have something to do with the owner's prized racehorse. With its masked killers, labyrinthine plots and gothic atmosphere, the Wallace krimi blended crime, thriller and horror elements into a potent mix that had a significant influence on both the Italian giallo and the American slasher film. The Masters of Cinema series is proud to present five of Artur Brauner's Wallace adaptations for the first time on Blu-ray in the UK from new restorations provided by CCC Film, alongside a wealth of special features - including a bonus film presented in standard definition, The Phantom of Soho.
Zitat Language(s): German, 'The Strangler of Blackmoor Castle'/'The Mad Executioners'/'The Monster of London City'/'The Phantom of Soho': English dub, Subtitles: English, Interactive Menu, Screen ratio 1 - 1.66:1, Screen ratio 2 - 1.37:1, Screen ratio 3 - 2.35:1, Booklet, Commentary: 'The Curse of the Yellow Snake'/'The Phantom of Soho': Kim Newman and Barry Forshaw; 'The Strangler of Blackmoor Castle'/'The Mad Executioners'/'The Racetrack Murders': Kevin Lyons and Jonathan Rigby; 'The monster of London City': Kim Newman and Stephan Jones., Documentaries: 'Passing the Blade'., Interviews: Alice Brauner (producer/managing director of CCC Film)., Limited edition hardbound slipcase featuring new artwork by Poochamin; Bonus feature: 'The Phantom of Soho' (1964); New introductions to each film by Tim Lucas (genre film expert/'Video Watchdog' founder).
Auch hier hatte man also das Problem, das "Phantom von Soho" nur in SD von der CCC zu bekommen - und umgeht es, indem man es schlicht als Bonus bezeichnet. Interessant wäre allein, warum der Film diese unrühmliche Sonderstellung hat - also im Ursprung.
Angesichts der Tatsache, dass sich unser erstes Edgar-Wallace-Treffen - wenn ich richtig nachgesehen habe - im Spätsommer zum 20. mal jährt (!), werfe ich mal einen Samstag/Sonntag im späteren Jahresverlauf zwecks Stammtisch/Filmspaziergang etc. in den Raum.
Ich hätte dann noch einen "Hexer"-Drehort zu melden, der hier (meine ich) noch nicht zur Sprache kam!
Zitat von Fabi88 im Beitrag #66Handwerklich ist der Film einigermaßen okay. Richard Angst' Kameraarbeit ist aus meiner Sicht aber sogar schwach. Die teils "aus der Hüfte geschossenen" London-Bilder der Titelsequenz stammen offensichtlich aus irgendwelchen Drittquellen, sind vielleicht sogar 16mm-Dokumentarfilm-Material und sorgen für einen holprigen Einstieg.
Siehe Materialliste bei Filmportal.de: Dort kannst du eine Bestellliste für die London-Schnittbilder der CCC einsehen.
Zu unserer obigen Podcast-Folge hat sich ein Nutzer gemeldet und freundlich darauf hingewiesen, dass wir Dick Alford fälschlicherweise als Neffen von Harry Chelford bezeichnen statt als dessen Vetter. In der Romanvorlage war es ja noch ein Halbbruder. Nun habe ich mal in verschiedene Quellen gesehen. In Texten, die direkt von Rialto/Constantin herausgegeben wurden steht Vetter. Diese würde ich mal als maßgeblich betrachten. Dem Folgen auch die diversen zeitgenössischen Filmprogramme, die Kramp-Bücher und die meisten Inhaltsangaben. Im Pauer-Buch ist interessanterweise auch vom Neffen die Rede und wenn man danach sucht, findet man immer wieder mal Beschreibungen, wo dies ebenfalls der Fall ist. Wir sind also nicht die ersten und einzigen, die offensichtlich falsch lagen. Vermutlich liegt es daran, dass - wenn man die Jahrgänge der Schauspieler Fuchsberger/Borsche hernimmt - eine Onkel-Neffe-Beziehung etwas wahrscheinlicher ist, als eine Vetternbeziehung. Das finde ich auch insofern interessant, als dass öfter moniert wird, dass die Paarung Böttcher/Borsche unglaubwürdig sei, während dieser Aspekt bisher noch nicht auffiel. Meist ist im Film auch immer nur vom "Gutsverwalter Dick" und "Harry"/"Lord Chelford"/"seine Lordschaft" zu hören, als ob man das Verwandschaftsverhältnis bewusst lieber so lange wie möglich "umschiffen" würde. Am Ende sagt Fuchsberger dann aber: "Mein Onkel, Harrys Vater,..."
Der Film ist ja rar und wird bisher allenfalls in bescheidenen Privatkopien hin- und hergetauscht. Seitens Sky gibt es keine weiteren Infos über den EPG hinaus, dort kann man entnehmen, dass der Film in HD laufe und mit "FSK 18"-Jugendschutzsperre. Letzteres verwundert, lief der Film doch selbst 1958 FSK 16 - könnte denn aber der Grund sein, warum man den Film lediglich im tiefen Nachtprogramm einsortiert. Ansonsten heißt es nur: "Das Drama ist der erste Film von Regisseur Alfred Vohrer („Der Hexer“)."
Empfängt jemand den Sender und kann mal ein Auge darauf werfen?
Nachdem die Presse sich lange Zeit damit zufrieden gegeben hat, geduldig über den nächsten Bond-Darsteller zu spekulieren und nur sehr gelegentlich Gerüchte zur Entwicklung hinter den Kulissen aufkamen, sorgt jetzt ein umfangreicher Artikel des "Wall Street Journal" für größeren Wind.
Darin wird unter Berufung auf Stimmen aus dem Umfeld von Bond-Produzentin Barbara Broccoli einerseits sowie Amazon MGM Studios andererseits beschrieben, dass die Fronten der beiden Partner mittlerweile wohl verhärtet sind. Amazon hatte 2022 das Traditionsfilmstudio MGM übernommen, das auch die Verwertungsrechte an Bond hält. Die kreative Kontrolle über jegliche Neuentwicklungen liegt aber weiterhin unangetastet bei der Produktionsfirma EON, die Broccoli neben Michael G. Wilson führt. Der Weg nach vorn kann also nur gemeinsam gelingen. Den möglichen Konflikt hatte ich ich schon bei meinen Kommentaren zur MGM-Übernahme prognostiziert: Amazon hat Interesse daran, die Marke "James Bond" v.a. umfangreicher für "Prime Video" zu nutzen und liebäugelt mit Spin-Off-Serien. Bisher wurde seitdem die 007-Reality-Reihe "Road to a Million" (Braucht niemand!) und eine Soundtrack-Doku (Nettes Bonusmaterial!) auf den Weg gebracht. Das ist dem nunmehr New-Economy-geprägten Studio dem Vernehmen nach nicht genug. Broccoli hingegen sieht sich in der Pflicht, das Familienerbe zu bewahren und möchte die Bond-Marke auf keinen Fall zu sehr diversifizieren. Das Wall Street Journal behauptet, sie habe die Amazon-Manager gegenüber einer vertrauten Person als "Fucking Idiots" bezeichnet. Es geht also im Grunde um Silicon Valley gegen Old Hollywood und der Konflikt scheint auch die Vorbereitungen für den nächsten Bond-Film mindestens zu bremsen. Zwar ist zugesichert, dass Bond-Filme in erster Linie ein Kinoprodukt bleiben, das schwindende gegenseitige Vertrauen ist aber sicherlich keine Hilfe, einen gemeinsamen Plan zu entwickeln.
Da du ja gerade "Lange Beine" erwähnst, habe ich eine weitere Parallele vermutet, die sich bestätigt hat. Der Film ist auch auf deren YouTube-Kanal hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=5uY3W0M_vdc
Deiner Beschreibung nach dürfte es sich um die gleiche Fassung handeln, jedenfalls auch 4:3, Letterboxed (auch noch im falschen Format) und 72 Minuten lang. Zudem ist die ganze Fassung bei YouTube von hundsmiserabler Qualität. Wenn man diese Fassung im Jahre 2024/2025 für 15 Euro auf Disc anzubietet, ist das schon ein starkes Stück. Bei "One Gate" scheint wohl die Devise zu sein, man fährt immer ein Schema F in der Veröffentlichungspolitik bei den "Classics" und nimmt halt die Qualität her, die der Lizenzgeber ohne weitere Aufwände vorlegen kann. In dem Fall gibt es also absolut keinen Fortschritt.
Ich habe mir die rote Vinyl ebenfalls bestellt. Ist ja wirklich ein schönes Sammlerstück und passt für mich ganz gut, nachdem ich mir dieses Jahr einen Plattenspieler angeschafft habe. Die "Best of Edgar Wallace" habe ich seinerzeit auf CD erworben, kann sie aber mangels CD-Player gar nicht mehr abspielen. Allscore hat aktuell einige tolle Veröffentlichungen in der Pipeline und 30.- für die Edition ist ein fairer Kurs.
Inhaltlich hatte ich mir erhofft, dass vielleicht noch das ein oder andere Zwischenstück mehr abseits der Titelmusiken aufgefunden und veröffentlicht wird. Toll wäre z.B. der komplette Soundtrack vom "unheimlichen Mönch". Aber da ist wohl nichts mehr zu machen?
Zitat von Count Villain im Beitrag #164Sehr schöne Folge mal wieder!
Eure Timeline zu dem Film ist genial.
Zu Gine und dem Mord an Miss Wenner: Der Roman ist dahingehend nicht erhellend, da dort Gine, Gilder und Miss Wenner alle überleben. Im Film will Gine Gilder mit der Leiche Miss Wenners erpressen, die Gine gefunden haben will. Gilder entgegnet daraufhin, Gine habe die Frau ermordet, um ihn zu erpressen. Gine bestätigt das nicht, aber er bestreitet es auch nicht. Damit wird meines Erachtens mehr oder weniger impliziert, dass Gilders Theorie diesbezüglich stimmt.
Den Mord kann ich Gilder kann ich allerdings lückenlos aufklären: Seine Leiche wird unten gefunden, im Raum mit dem Steintisch. Als wir ihn zum letzten Mal sahen, war er oben, im Raum mit dem umgestürzten Holzmöbel. Gilder muss also den Durchgang nach unten geöffnet haben und stieg dann hinab, wo Chelford ihm aufgelauert hat.
Vielen Dank, freut mich insbesondere, dass die Idee mit der Timeline Anklang gefunden hat.
Die Sache Gine, Gilder und Miss Wenner sehe ich auch so.
Das die Räume bei Gilder unterschiedlich sind, er also bereits eine Etage hinabgestiegen ist, ist mir beim Ansehen nicht aufgefallen. Bei früheren Sichtungen hatte ich nicht die Ambition, dies genau nachzuvollziehen. Gerade das genau hinsehen hat mich dann wohl in diesem Fall fehlgeleitet. Die Pille, dass mir das für den Podcast nicht gelungen ist aufzulösen, muss ich wohl jetzt schlucken. Andererseits: Toll, dass es im Dialog denn noch gelungen ist. Vielen Dank. Für mich sind damit alle Unklarheiten aufgelöst - was verbleibt, sind die typischen Unwahrscheinlichkeiten.
DER SCHWARZE ABT ist die Filmauswahl in der 50. Folge unseres Filmklassiker-Podcasts.
ZitatFür unsere Jubiläumsfolge haben wir uns wie angekündigt wieder mal einen Wallace-Film ausgesucht - wir sprechen über "Der schwarze Abt". Auch diesmal haben wir im Zuge der Recherchen wieder ein paar der "breiten Wallace-Öffentlichkeit" noch unbekannte Details zur Produktion in Erfahrung bringen können.
Und vielleicht ist ja auch der ein oder andere im Forum dabei, der noch etwas zu den logischen Schwächen in Bezug auf den Mord an Gilder beitragen kann?
Wir machen jetzt wieder ein paar Monate Staffelpause und werden dann im (Spät-)Herbst wieder mit neuen Folgen einsteigen. Dann wird auch die "Perrak"-Besprechung nachgeholt, die wir aus organisatorischen Gründen nicht mehr unterbekommen haben. Vielen Dank fürs Zuhören in der vergangenen Staffel und über die letzten 50 Folgen!
Rückblende - 50 vom 22.08.2024 Thema: Der schwarze Abt (D 1963)
In der Hochphase der Krimiwelle sorgt Regisseur F.J. Gottlieb in seinem ersten Beitrag zur Rialto-Reihe im Gespann mit Kameramann Richard Angst für wohligen Geisterbahn-Grusel. Hervorzuheben ist auch die betont abgebrühte Darstellung des Inspektors durch Charles Regnier. Diese und weitere positive Aspekte vermögen die dramaturgischen Schwächen, insbesondere mit Blick auf den Umgang mit der Figur des schwarzen Abts, jedoch nicht völlig zu kompensieren.
Am Freitag, 1. November 2024 wird "Der Gorilla von Soho" zusätzlich bei "SchleFaZ" ("Die schlechtesten Filme aller Zeiten") auf NITRO geroastet.
Dazu heißt es in der Pressemitteilung:
ZitatZum Abschluss der ersten #SchleFaZ-Staffel bei NITRO und RTL+ erwartet uns ein echtes Highlight: ein Original-Klassiker der legendären Edgar-Wallace-Kino-Knaller. In Farbe! Wobei „Der Gorilla von Soho“ von Fans und Kennern auch gleichzeitig als der finale Sargnagel der Reihe betrachtet wird, denn das inoffizielle „Die toten Augen von London“-Remake bietet noch einmal alles, was die Wallace-Filme auszeichnete – nur leider in schlecht. Derrick-Azubi Horst Tappert als Inspector, Uschi Glas als Millionenerbin in Not und ein Killer, der zum Morden ein Ganzkörper-Gorilla-Kostüm trägt. Warum auch immer, denn das versteht wirklich niemand, nicht mal er selber. Ein wunderbarer German-Grusel-Nostalgie-Trip mit echten „Wixxer“-Vibes. Schöner kann man diese #SchleFaZ-Staffel nicht beenden!
Die Reise geht weiter - RTL schiebt die Reihe von "Nitro" zu "RTLup"
07.09.24, 20:15 Uhr: Edgar Wallace: Der Hund von Blackwood Castle 07.09.24, 22:00 Uhr: Edgar Wallace: Die blaue Hand 14.09.24, 20:15 Uhr: Edgar Wallace: Der Mönch mit der Peitsche 14.09.24, 22:00 Uhr: Edgar Wallace: Die seltsame Gräfin 21.09.24, 20:15 Uhr: Edgar Wallace: Die Tote aus der Themse 21.09.24, 21:55 Uhr: Edgar Wallace: Die Gruft mit dem Rätselschloss 28.09.24, 20:15 Uhr: Edgar Wallace: Der Mann mit dem Glasauge 28.09.24, 21:50 Uhr: Edgar Wallace: Der unheimliche Mönch 05.10.24, 20:15 Uhr: Edgar Wallace: Das Geheimnis der weißen Nonne 05.10.24, 21:55 Uhr: Edgar Wallace: Zimmer 13 12.10.24, 20:15 Uhr: Edgar Wallace: Der Gorilla von Soho
Genau, hier liegen wir soweit ja auch beieinander. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es bei einem Digitalisierungsprogramm mit dem Kriterium Auswertungsinteresse auch eine Form der Auswertung geben müsste, die es Interessierten umfassend ermöglicht, an den Film in angemessener Qualität heranzukommen zu marktüblichen Preisen.
Kinemathek Hamburg e.V. betreibt in Hamburg das Metropolis Kino und macht einen hervorragenden Job, was das Hochhalten (lokaler) Filmkultur angeht. Aber die handeln natürlich nicht primär aus der Perspektive "Home Entertainment". Ich weiß nicht, ob ein Film wie "Nordsee ist Mordsee" einen realistischen BR-Markt hat. Aber selbst dann, da stimme ich ganz zu, sollte es zumindest - gerade weil es das Digitalisiat dann ja ohnehin schon gibt - zumindest einen angemessenen Online-Vertrieb geben.
Was das Programm betrifft, wird das wohl ohnehin geändert - und zudem arg gestutzt:
Ich musste die letzten zwei Beiträge rausnehmen. Die Verwendung von YT-Konvertern etc. ist Grauzone, gibt im Zweifel erhebliche Probleme, wenn dazu hier genaueres festgehalten wird.
Ich bitte um euer Verständnis.
Die letzte Frage zur verfügbaren Bitrate vom konkreten Premium-Angebot wurde im Übrigen auch nicht beantwortet. Mir ist dazu nichts bekannt.