1. "Keine Zeit zu sterben" Zweitsichtung; "Mission: Impossible 7" im Vergleich; "Heart of Stone"-Ankündigung; Nolan kokettiert mit 007
Zwei Jahre sind vergangen, seit der Premiere des 25. James-Bond-Abenteuers "Keine Zeit zu sterben". Zur künftigen Ausrichtung der Filmreihe ist seither wenig Handfestes bekannt geworden. Frischer Wind kommt dagegen von der Konkurrenz: "Mission: Impossible 7" bietet aktuell die bessere Action. Und zum opulenten Netflix-Titel "Heart of Stone" fragt die "Cinema" schon: "Besser als Bond?"
Die Zweitsichtung im Heimkino mit zweijährigem Abstand von der "Keine Zeit zu sterben"-Kinoveröffentlichung hat wenig an meiner Meinung geändert: Craigs Finale als Bond ist bemüht bedeutungsschwanger und Gegenspieler Safin (Rami Malek) samt Plan überzeugt nur teilweise. Das liegt auch daran, dass die Produzenten über die Craig-Ära hinweg das Konzept eines roten Fadens verfolgten, der rückblickend reichlich konstruiert daherkommt.
Was die Action betrifft, bleiben am ehesten die Szenen von Matera im Gedächtnis, die allerdings schon in der Vortitelsequenz stattfinden. Die ist bei "Keine Zeit zu sterben" zwar satte zwanzig Minuten lang, doch verhält es sich wie bei einem mehrgängigen Dinner, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass die Vorspeise das Spektakulärste war. Dank gewitzter Dialoge mit den verbündeten Figuren und Fukunagas solider Gesamtleitung ist der Film kein Reinfall, aber ein wirklich großer Wurf ist hier eigentlich nur Billie Eilish mit ihrem furiosen Titelsong gelungen.
Während die Bond-Fangemeinde nun auf weißen Rauch über den Schornsteinen des Produzentenduos Barbara Broccoli und Michael G. Wilson wartet, legt die Konkurrenz im Agentengenre munter Actionkracher vor. Da wäre der kürzlich gestartete, 290 Millionen US-Dollar teure siebte Teil der "Mission: Impossible"-Reihe. "Dead Reckoning Teil Eins" deklassiert, zumindest was die Action betrifft, das jüngste 007-Abenteuer klar.
Natürlich ist der Plot von "Mission: Impossible 7" wie immer dünn. Man wird aber in so hohem Tempo von einer technisch ausgereiften Actionsequenz zur Nächsten geschleudert, dass man kaum dazu käme, sich darüber Gedanken zu machen. Und immerhin meistert die Story des Tom-Cruise-Blockbusters eine Herausforderung geschickt: Geheimdienste stehen heute digitalen Bedrohungen gegenüber. Cyber-Terrorismus ist aber schwer zu verbildlichen, lassen sich doch Feuerwaffen besser spektakulär in Szene setzen als Programmierzeilen. Die Idee, eine außer Kontrolle geratene künstliche Intelligenz gleich zum gesichtslosen Oberschurken zu erklären, während bewaffnete Opportunisten das Gegenfeuer für Hunt liefern, kann man als konsequenter ansehen als den schwer fassbaren Bond-Plot um tödlich codierte Nanobots.
Punktgewinn für die "Impossible Mission Force" gibt es auch in einer früheren Paradedisziplin der Bond-Reihe: Der Selbstironie. Der Witz beschränkte sich in den vorangegangenen "Mission Impossible"-Filmen vor allem auf gängigen Buddy-Humor zwischen Ethan Hunt und seinen Spießgesellen. Bei meiner Sichtung lachte sich der Kinosaal schlapp, als die Cruise-Figur notgedrungen mit einem quietschgelben Fiat 500 als Fluchtfahrzeug vorlieb nehmen musste. Hier können die Bond-Produzenten höchstens die offensichtliche Referenz geltend machen. Denn natürlich muss man an Roger Moore denken, der einst "In tödlicher Mission" in einer gelben Ente davonraste.
Als Nächstes bestückt Skydance, Co-Produzent von "Mission Impossible", den umtriebigen Streaming-Markt. Ab dem 11. August bereist Gal Gadot als Geheimagentin exotische Schauplätze. Die Dreharbeiten für den Netflix-Film "Heart of Stone" fanden in London, Lissabon, Südtirol und Reykjavik statt. Auf der Titelseite ihrer neuesten Ausgabe fragt die Cinema-Redaktion zu dem Action-Abenteuer bereits: "Besser als Bond"? Bald wissen wir mehr.
Dass Bond als Mythos bisher trotzdem unbeschadet, vielleicht sogar in gewisser Weise nach wie vor unangefochten ist, dürfte vor allem an der Markenpflege abseits des Sets liegen. Nicht nur die Bond-Figur umgibt sich gerne mit Luxus, die 007-Brand versteht sich selbst als Luxusmarke. Das zeigt sich nicht nur an teurem Merchandise, sondern auch an der Verknappung des Contents. Ein Bond-Film ist noch immer ein rares Event, und das Franchise ist von einem Ausschlachten, zum Beispiel durch unnötige Spin-Offs, bisher verschont geblieben.
Bond steht mal wieder am Scheideweg. Nicht zum ersten Mal. Nach Connery war die Frage, ob das Publikum überhaupt einen anderen Hauptdarsteller nachhaltig akzeptieren würde. Spätestens bei Dienstbeginn von Timothy Dalton sorgte der amerikanische Actionfilm für Konkurrenz (Hierzu sei unsere ausführliche Analyse im Rückblende-Podcast empfohlen, im Rahmen der "Hauch des Todes"-Besprechung). Bei Brosnans Auftakt wurde hingegen erstmals die Figur im Kontext des Zeitgeistes hinterfragt. M selbst nennt 007 in "Goldeneye" einen "sexistischen Dinosaurier" und ein "Überbleibsel aus dem Kalten Krieg".
Bisher hat Bond all das überdauert. Dennoch hat man ein wenig den Eindruck: Zuletzt wurde vom 007-Konto abgebucht, was sicherlich nicht an Craig als Hauptdarsteller lag. Christopher Nolan, Erfolgs-Regisseur und gebürtiger Londoner, ist wohl bei vielen ein Wunschkandidat für den Regiestuhl. Er bekundete jüngst Interesse. Schob aber gleich hinterher: Für ihn nur mit kreativer Kontrolle denkbar. Die Bond-Filme sind allerdings nach wie vor klassisches Produzentenkino. Das hat die Trennung von Danny Boyle, der zunächst für Film Nr. 25 geplant war, erst bewiesen. Der Ball für alle konzeptionellen Fragen liegt zunächst bei Broccoli, Wilson und dem Autorenteam, auf das sie vertrauen. Der Auftrag, für den Fall, dass sie ihn annehmen: Auf das strapazierte Bond-Konto einzahlen.
Ich habe mich bisher nicht überwinden können, "Keine Zeit zu sterben" ein weiteres Mal zu sichten. Normalerweise lege ich mir relativ zeitnah die DVD bzw. Blu-Ray zu, aber die Enttäuschung nach dem Kinobesuch gepaart mit der Überlänge haben mich bis dato abgehalten.
"Mission: Impossible: Dead Reckoning Teil Eins" habe ich ebenfalls schon im Kino gesehen. Hier war ich aufgrund der Konstruktion einer über zwei Filme gestreckten Handlung und der erneute Regie durch Christopher McQuarrie, der immerhin schon die letzten beiden Filme inszeniert hatte, während von Film 1-4 stets ein Wechsel stattfand, trotz des großartigen Vorgängers "Fallout" durchaus skeptisch. Diese hat sich indes als unbegründet herausgestellt. Trotz des gedehnten Plots und der auch für diesen ersten Teil des Zweiteilers erstaunlichen Lauflänge war der Film ausgesprochen kurzweilig. "M:I" ist Bond (wieder einmal) actiontechnisch um Längen voraus. Und nicht nur Bond: Die Verfolgungsjagd durch Rom schlägt die vor CGI nur so strotzdende Rom-Sequenz von "Fast X" um Längen, der waghalsige Motorrad-Stunt im Finale ist erwartungsgemäß hoch spektakulär. Aber auch kleinere Action- und Spannnungssequenzen gestalten sich gewitzt und einfallsreich. Untermalt von dem packenden Score von Lorne Balfe bietet der Film handgemachte, mitreißende Action-Unterhaltung, die man in der Form wohl kaum noch vorfindet. Hinzu kommt, dass man sich nicht einen abbricht, um einer seit Jahrzehnten funktionierenden Figur krampfhaft Tiefe zu verleihen. Im ohnehin sehr starken Feld der Reihe würde ich ihn gleichwohl tendeziell spontan in der oberen Hälfte einordnen. Ich für meinen Teil freue mich auf jeden Fall schon auf Teil 2 von "Dead Reckoning".
Was die Zukunft der Bond-Reihe angeht, finde ich es doch sehr bemerkenswert, dass auch bald zwei Jahre nach dem Start von "Keine Zeit zu sterben" noch kein neuer Bond präsentiert wurde. Ich war seinerzeit davon ausgegangen, man habe seitens der Produzenten die Zwischenzeit, in der Craigs Abschied pandemiebedingt mehrfach verschoben wurde, genutzt und würde zeitnah einen Nachfolger präsentieren. Aber selbst wenn man das Echo auf den Film abwarten wollte, ist seither bereits wieder einige Zeit vergangen. Fairerweise muss man sagen, dass der letzte Film unabhängig davon, was man von ihm hält, ein schweres Erbe hinterlässt. Selbst wenn in Kürze ein neuer Darsteller präsentiert würde, ist wohl kaum mit einem Start vor Ende 2026 zu rechnen. Nachdem man sich gerade mit "Skyfall" bereits stark an Nolan angebiedert hat, wäre es irgendwo konsequent, statt einer (schlechten) Kopie auf das Original zu setzen. Ob man dafür dann seitens der Produzenten aber bereit ist, ein Stück kreativer Kontrolle abzugeben? Ich denke eher nicht und erwarte eher daher einen weniger großen Namen, der aber bereit ist, die Visionen der Produzenten umzusetzen. Grundsätzlich halte ich es auch für möglich, die Franchise inhaltlich wieder in die Spur zu bringen, sonderlich optimistisch bin ich allerdings nicht. Man sieht es am Beispiel Batman: Nach der ohnehin schon düsteren "Dark Knight-Trilogie" folge nun der gefühlt noch düstere "The Batman". Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass man zukünftig wieder mehr auf vordergründige Action, Gadgets und Selbstironie setzt, auch wenn es im Sinne des Kontrasts m.E. wünschenswert wäre. Ich brauche jedenfalls kein neues Reboot, das (noch) weiter die Familienhintergründe und das Seelenleben von Bond erforscht und bei dem sich Bond innerhalb einer Ära mehrfach unsterblich verliebt.
Zitat von Ray im Beitrag #3Ich habe mich bisher nicht überwinden können, "Keine Zeit zu sterben" ein weiteres Mal zu sichten. Normalerweise lege ich mir relativ zeitnah die DVD bzw. Blu-Ray zu, aber die Enttäuschung nach dem Kinobesuch gepaart mit der Überlänge haben mich bis dato abgehalten.
Geht mir ganz genau so. Seit CASINO ROYALE befindet sich die Bond-Serie im freien Fall und hat mit KEINE ZEIT ZU STERBEN für mich den absoluten Tiefpunkt erreicht. Selbst die bis dato schwächsten Filme der Serie schneiden um Längen besser ab. Die letzen Filme waren keine Bond-Filme mehr sondern Action-Filme, in denen der Protagonist zufällig James Bond heißt.
Wenn die Auswahl des neuen Darsteller nicht völlig absurd ist (was ich schon auch befürchte) werde ich aus Neugierde auch wieder ins Kino gehen. Die Erwartungshaltung ist bei mir allerdings auf sehr niedrigem Niveau...
In den Jahren 1953 bis 1989 war allerdings auch klar, dass der Geheimagent von einem männlichen Akteur zu spielen ist.
Ich habe mir tatsächlich "Keine Zeit zu sterben" vor kurzer Zeit nochmal angeschaut... innerhalb aller Craig-Bonds. Der Film fällt tatsächlich stark gegenüber den früheren Filmen ab. - Ich halte Daniel Craig aber für einen viel bessern "James Bond" als "Pierce Brosnan", der für mich ein Bond-Model ohne schauspielerische Ausstrahlung ist. Insofern waren die ersten Craig-Filme wieder erfreulicher. Das Ende seiner Filme geriet allerdings zu einem Desaster.
Da anzunehmen ist, dass an der Figur weiter "hinsichtlich des Zeitgeistes" experimentiert wird, bin ich sehr skeptisch für die nähere Zukunft.
Volle Zustimmung. Craig war besser als der farblose Schönling Brosnan. Doch wir befinden uns am unteren Ende der wirklich guten Darsteller. Wer von den farblosen abgenutzten Hollywood-Darstellern soll da noch etwas taugen? Harald Leipnitz, achso geht ja nicht, der wandlungsfähige Christoph Waltz vielleicht schon eher. Thierry Lhermitte, schon zu alt. Heino Ferch, Tobias Moretti. Geht nicht, kommen aus Deutschland. "Upright man" ist selten geworden, ein Opfer der heutigen Zeit "Liberation".
Hinsichtlich bekannter Hollywood-Darsteller sehe ich auch schwarz für den neuen Bond. Großbritannien ist aber groß genug, um einen geeigneten Mann (!!!) zu finden.
Allerdings befürchte ich, dass weibliche Co-Drehbuchautoren etc. dem ganzen Stoff aktuell das endgültige Ende bereiten werden. Ich sehe nicht die Zeit eines "Befreiungsschlages", würde mir ihn aber für die Kult-Figur wünschen.
Letzteres ist in der Tat ein Problem und ein generelles. Ohne dem weiblichen Geschlecht etwas böses zu wollen, sind aus der "emanzipierten" Sicht die Zeiten eines Mannes vom Schlage Bond, oder Schimanski, oder Kressin sehr dünn geworden. Mit "emanzipiert" meine ich nicht emanzipiert. Da gibt es genügend Beispiele auch in älteren Filmen wie eine Koexistenz von emanzipierten Frauen und "Bond"-Typen positiv möglich ist. Gott sei Dank sind nicht alle Frauen vom Schlage "Ulrike Folkerts" um ein Beispiel zu nennen, die am liebtsten nur Weicheier neben sich hätte. Die Weichenstellung beim Münchner Tatort, zuvor waren es Veigl und Lenz, erfolgte im Januar 1991 mit Silvia Koller in der Redaktion hin zu Batic und Leitmayr, was für ein Vergleich gegen Veigl und Lenz.
Man kann das Ganze natürlich auch (mal wieder) überpolitisieren und irgend etwas vom "Emanzipierungs-Trip" schwadronieren. Man kann aber auch zur Kenntnis nehmen, dass mit Barbara Broccoli schon seit "Hauch des Todes" und spätestens seit "Goldeneye" eine Frau maßgeblich die Strippen bei Bond zieht und der Hauptgrund für die qualitative Talfahrt nicht die Einbeziehung weiblicher Filmemacher in das Franchise ist, sondern das Anbiedern an die Generation "Serie" und "Binge Watching", die sich dann in völlig an den Haaren herbeigezogenem nachträglich über die Craig-Filme gelegten übergreifenden Handlungen manifestiert. Dazu kommen noch die hilflosen Versuche irgendwie "The Dark Knight" und Co in die Bond-Filme zu bringen. Man darf nicht vergessen, dass Phoebe Waller-Bridge sehr, sehr spät zum Drehbuch-Team stieß und ihre Aufgabe dem Vernehmen nach vor allem darin bestand die Dialoge mit weiblicher Beteiligung im Buch von Purvis & Wade (die auch immerhin seit "Die Welt ist nicht genug" an Bord sind) zu überarbeiten, bzw. neu zu schreiben. Auf die Handlung hatte sie zu diesem späten Zeitpunkt kaum noch Einfluss. Auch Fukunaga hat einen Drehbuch-Credit bekommen, hat also an dem Grund-Buch noch einige Änderungen vorgenommen. Entscheidend wird sein, ob man sich entscheidet, bei der Craig-Formel zu bleiben - nur dann wohl von Beginn an mit durchgehenden Handlungssträngen und langfristiger Planung (wofür die lange Entwicklungszeit aktuell durchaus spricht) oder ob man sich traut zur "alten Formel" zurückzukehren, die ja am Ende von Skyfall einmal kurz angedeutet wurde: Bond (egal, welches Gesicht er aktuell trägt) kommt als altersloses Wesen in Moneypennys Büro, wirft den Hut auf den Garderobenständer, holt sich seine Instruktionen von M, wir erleben launige Abenteuer und am Ende ist Alles wie zu Beginn. Als Eventfilm, also alle drei Jahre ein Film im Kino, würde Letzteres wohl durchaus noch/wieder funktionieren. Ich fand es anstrengend vor jedem Craig-Film wieder die vorherigen Filme durch erneutes Schauen ins Gedächtnis zu rufen um der lieblosen "Überhandlung" folgen zu können. Und bei der immensen Größe der Projekte und der jeweiligen Pause zwischen den Filmen ist es schwierig jedes Mal einen neuen Bond samt Backstory zu etablieren, um dann schon wieder nach 2-3 Filmen darüber diskutieren zu müssen, dass der Schauspieler schon wieder zu alt für die Rolle ist.
Man kann auch (mal wieder) vom guten Emanzipierung-Trip schwadronieren und sich die Welt dadurch besser reden. Warum muss man eigentlich immer bestehende Erfolgsmuster - angeblich intellektuell - emanzipieren und entwickelt nicht etwas völlig Neues. Fakt ist, dass es das Anbiedern an "weibliche Power" auf der Leinwand bei 007 nicht gebracht hat. "Die Welt ist nicht genug" gehört in den hinteren Teil der 007-Rangliste, wie auch "Stirb an einem anderen Tag" (beide mit Beteiligung von Purvis & Wade). Erst mit Craig (dem Darsteller) und weiteren Co-Autoren neben den beiden ging es bei Bond wieder aufwärts. An den Dialogen mit weiblicher Besetzung wird es also mit Sicherheit nicht gelegen haben, dass es bei den Bond mit Craig immer besser wurde. Nur der Abschluss wurde da verhunzt, weil Purvis & Wade & Waller-Bridge Bond "groß emanzipieren" wollten. An übergreifenden Handlungen (die es auch schon früher gab), lag es sicher nicht.
Wer heute eine Reihe mit durchgehenden Handlungssträngen langfristig plant, muss sich schon sicher sein, den richtigen neuen Bond für viele Jahre zu finden. Mit einem "weißen, männlichen Bond" wird sich die "schwadronierende Emanzipierungs-Fraktion" nicht zufrieden geben, umgekehrt wird es auch schwierig. Da alleine liegt das Hauptproblem.
Zitat von Tarzan im Beitrag #11Man kann auch (mal wieder) vom guten Emanzipierung-Trip schwadronieren und sich die Welt dadurch besser reden. Warum muss man eigentlich immer bestehende Erfolgsmuster - angeblich intellektuell - emanzipieren und entwickelt nicht etwas völlig Neues. Fakt ist, dass es das Anbiedern an "weibliche Power" auf der Leinwand bei 007 nicht gebracht hat. "Die Welt ist nicht genug" gehört in den hinteren Teil der 007-Rangliste, wie auch "Stirb an einem anderen Tag" (beide mit Beteiligung von Purvis & Wade). Erst mit Craig (dem Darsteller) und weiteren Co-Autoren neben den beiden ging es bei Bond wieder aufwärts. An den Dialogen mit weiblicher Besetzung wird es also mit Sicherheit nicht gelegen haben, dass es bei den Bond mit Craig immer besser wurde. Nur der Abschluss wurde da verhunzt, weil Purvis & Wade & Waller-Bridge Bond "groß emanzipieren" wollten. An übergreifenden Handlungen (die es auch schon früher gab), lag es sicher nicht.
Wer heute eine Reihe mit durchgehenden Handlungssträngen langfristig plant, muss sich schon sicher sein, den richtigen neuen Bond für viele Jahre zu finden. Mit einem "weißen, männlichen Bond" wird sich die "schwadronierende Emanzipierungs-Fraktion" nicht zufrieden geben, umgekehrt wird es auch schwierig. Da alleine liegt das Hauptproblem.
Da hast Du mich aber gewaltig falsch verstanden. Mir geht es nicht darum, ob dieser "Emanzipierungs-Trip" gut oder schlecht ist. Ich stelle grundsätzlich in Frage, dass es ihn überhaupt gibt! Bond lief schon immer dem Zeitgeist hinterher. In Zeiten von AIDS durfte Timothy Dalton nicht mehr fünf Bond-Girls haben und mit Barbara Bach und Maryam d’Abo gab es schon starke Frauenfiguren - auch wenn sie am Ende natürlich dann doch schwach sein mussten. Ist das aber nun bei der von Léa Seydoux Madeleine Swann grundsätzlich anders, wenn sie am Ende von "Keine Zeit zu sterben" um ihren starken Bond trauert? Und ist Lashana Lynch nun so viel mehr emanzipiert als Halle Berry, Barbara Bach oder Michelle Yeoh zuvor? Sie verliert die Alphatier-Spiele gegen Craig doch letzten Ende auch wieder. Worüber reden wir also hier? Dass Bond emotional wird? Da ist "Im Geheimdienst ihrer Majestät" (auf den "Stirb an einem anderen Tag" deutliche Bezüge nimmt) doch in der Erzählung der Liebe zwischen James und Teresa deutlich kitschiger und Bond weint auch hier am Ende. "Stirb an einem anderen Tag" ist einfach kein guter Film, ist von vornherein nicht gut angelegt und trifft viele falsche Entscheidungen. Das hat aber Nichts mit Feminismus und Co zu tun. Darauf wollte ich hinaus.
Ok. In "Stirb an einem anderen Tag" nervt die neue (weibliche) 007 schon arg. Diese Figur hat m. E. schon mit nicht angebrachtem Feminismus in dem Film zu tun. Besondere Zeitgeist-Anbiederung! Das war auf Dauer schon unerträglich (wie auch ähnlich gelagert beim jüngsten "Indiana Jones"-Film). Gegen Madeleine Swann hab' ich noch nicht einmal etwas gehabt. Die Sorte 007-Gefährtin gab es ja schon immer.
Zitat von Ray im Beitrag #3an sieht es am Beispiel Batman: Nach der ohnehin schon düsteren "Dark Knight-Trilogie" folge nun der gefühlt noch düstere "The Batman". Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass man zukünftig wieder mehr auf vordergründige Action, Gadgets und Selbstironie setzt, auch wenn es im Sinne des Kontrasts m.E. wünschenswert wäre. Ich brauche jedenfalls kein neues Reboot, das (noch) weiter die Familienhintergründe und das Seelenleben von Bond erforscht und bei dem sich Bond innerhalb einer Ära mehrfach unsterblich verliebt.
Ich muss sagen, mir hat "The Batman" als quasi Film-Noir-Version eines Superheldenfilms sogar noch besser gefallen, als die Nolan-Trilogie. Wenn es bei Bond in eine ähnliche Richtung gehen würde, hätte ich da absolut nichts gegen. Das wäre dann ja auch irgendwie ein Back-to-the-roots in Richtung Dr. No oder From Russia with Love, die ja auch noch mehr Agentenfilme waren und keine Superagentenfilme.
Wobei ich aber zu einem reinen Eskapismus-Bondfilm auch nicht nein sagen würde. Hauptsache wir haben die End-Craig-Ära am Ende hinter uns gelassen mit seinem aufgeblasenen Pathos, nachträglich konstruierten Querverbindungen und aufgeblasener Bedeutungsschwere. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich die letzten drei Bondfilme schlecht gemacht finde, aber sie sind halt doch irgendwie sehr anstrengend. Leider.
Und wo kommt eigentlich der Trend zur Überlänge her? The Batman 177 Minuten, No Time To Die 163 Minuten. Dabei heißt es doch immer, Generation TikTok hätte so eine kurze Aufmerksamkeitsspanne...