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  • Zwei allein (ZDF-Weihnachtsserie 1998)Datum06.12.2014 19:55

    BEWERTET: "Zwei allein" Folge 2: 'Auf frischer Tat'
    mit: Max Riemelt, Maren Schumacher, Andreas Mannkopff, Torsten Nindel, Doris Kunstmann, Bernd Tauber u.a. | Buch und Regie: Matthias Steurer

    Max und Juli wohnen mittlerweile auf dem Schrottplatz und ahnen nicht, dass Rotter und Bendel in Berlin sind, um Max aufzugreifen. Während dieser Herrn Lindl beschwichtigt, ihn weiter bei ihm arbeiten zu lassen, treffen die beiden Hamburger ein und bedrohen Max. Durch eine achtlos weggeworfene Zigarette entsteht ein Feuer, das auf das Büro von Lindl übergreift; Juli kann ihn in letzter Minute retten. Die herbeigerufene Polizei nimmt den elternlosen Max mit aufs Revier, wo Andreas Hamann vom Jugendamt entscheidet, dass der Junge zurück nach Hamburg müsse. Juli wird von den Rimmers abgeholt und Max sieht dem grauen Alltag im Waisenhaus entgegen....



    Freut man sich zu Beginn der zweiten Folge, dass Max und Juli nun vorerst eine sichere Bleibe auf dem Schrottplatz haben, wo sie schlafen und eine Kleinigkeit verdienen können, so taucht mit Rotter und Bendel eine neue Gefahr auf, die sich nicht so leicht abschütteln lässt. Die hartnäckigen Burschen versuchen nicht nur einmal, Max einzuschüchtern, sondern planen auch gleich den nächsten Coup: diesmal geben sie sich nicht nur mit Autoradios zufrieden, sondern haben es auf Luxusautos in Grunewald abgesehen. Der schnelle Wechsel der Schauplätze, Ereignisse und Emotionen nimmt den Zuseher auf eine wilde Achterbahn der Gefühle mit. Wie Zahnrädchen greifen die Handlungen der Personen ineinander und treiben die Handlung nach vorn. Neue Freundschaften tun sich auf, wobei besonders die Anwältin Claudia Walter zu einer wichtigen Unterstützerin des Jungen wird. Immer wenn es brenzlig wird, taucht sie wie die gute Fee in 'Pinocchio' auf, wehrt die Angriffe von 'Fuchs und Straßenkater' ab und setzt sich nicht nur für den Labrador ihres Mandanten, sondern auch für dessen neuen Halter ein. Dabei bleibt stets offen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt; alles ist möglich und gerade deshalb ist die Serie kein Strickmuster aus der Kinderkiste, sondern spannende Unterhaltung - auch für Erwachsene.

  • Lady Bedfort vs. Edgar WallaceDatum03.12.2014 19:38
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Lady Bedfort vs. Edgar Wallace

    BEWERTET: "Lady Bedfort: Folge 1 'Das Grab im Moor'"

    in den Hauptrollen: Barbara Ratthey (Lady Clara Bedfort), Dennis Rohling (Max, der Butler) und Santiago Ziesmer (Inspektor Samuel Miller) | Buch: John Beckmann | Regie: Dennis Rohling

    Broughton, eine Ortschaft an der englischen Ostküste. Professor Portman geht mit seinem Hund im Moor südlich der Trauerweiden spazieren. Das Land gehört Lady Clara Bedfort. Ihr verstorbener Mann Mortimer schätzte das Sumpfgebiet wegen seiner Einsamkeit und Ruhe. Doch an diesem Morgen erwartet den Professor eine grausige Entdeckung: er findet ein menschliches Skelett. Inspektor Miller lässt die Knochen ins Polizeirevier bringen, wo sie auf eine wissenschaftliche Untersuchung warten. Soweit kommt es jedoch nicht, da das Skelett in der folgenden Nacht gestohlen wird. Wie gut, dass Professor Portmans Hund einen der Knochen zuvor am Fundort entwendet hat, denn nun kann festgestellt werden, dass es sich um eine weibliche Tote Anfang Dreißig handelt - vermutlich um das französische Aupair-Mädchen Amélie, welches im Juli 1993 verschwand....

    Stimmungsvoll und den Traditionen englischer Krimis verpflichtet, beginnt der erste Fall der erfolgreichen Hörspielserie, in dessen Mittelpunkt Lady Bedfort steht, die in den ersten 26 Folgen von Barbara Ratthey gesprochen wird. Ihre kauzige Stimme lässt an die Hexe denken, die Hänsel in ihr Lebkuchenhäuschen locken will; eine Frau, die in Wellies von Hunter und Barbourjacke durch den Regen stapft und sich auf einen rauchigen Whiskey am Kaminfeuer freut. Das Knistern eines solchen untermalt Gespräche über den Fund von Leichen und Motive für einen Mord, wobei sich die englische Lady als dem Leben überaus zugewandt entpuppt und keine falsche Scheu vor Honoratioren an den Tag legt. Die Atmosphäre ist dicht und lässt an einen Klassiker der alten Schule denken. Umso hellhöriger wird man, wenn plötzlich ein Computer mit Internetanschluss als Hilfsmittel dient. Fairerweise muss man jedoch eingestehen, dass dies kaum ins Gewicht fällt und der düsteren Spannung keinen Abbruch tut. Einziger Minuspunkt ist das abrupte Ende, bei dem ich zunächst tatsächlich an einen technischen Defekt dachte, da es unvermittelt erfolgt. Ein (musikalischer) Abspann mit Nennung der Sprechernamen würde das Hörspiel besser abrunden und dem Ohr Zeit zum Reflektieren geben. 4 von 5 Punkten.

  • Zwei allein (ZDF-Weihnachtsserie 1998)Datum03.12.2014 11:46

    BEWERTET: "Zwei allein" Folge 1 'Nichts wie weg hier'
    mit: Max Riemelt, Doris Kunstmann, Bernd Tauber, Maren Schumacher, Andreas Mannkopff, Werner Dissel, Torsten Nindel u.a. | Buch und Regie: Matthias Steurer

    Die beiden Freunde Max und Sebastian sind ein eingespieltes Team. Sie leben in einem Waisenhaus in Hamburg und bestehen zusammen so manches Radrennen. Doch dann findet Sebastian einen Platz bei Pflegeeltern in Berlin. Max will seinem Freund nachreisen, hat aber kein Geld für die Fahrt. Er heuert als dritter Mann bei einer Autoknacker-Bande an, will aber nicht an einer kriminellen Tat beteiligt sein und reißt aus. Ein LKW-Fahrer nimmt ihn mit nach Berlin. Dort trifft er auf Juli, einen Labrador, der ebenso allein ist wie er: sein Herrchen ist vor kurzem gestorben und seine neuen Besitzer spekulieren auf das Vermögen, das er geerbt hat....



    Der Auftakt der Serie ist rasant und führt die beiden Hauptdarsteller - den Jungen Max und den Labrador Juli - in einer Parallelmontage zueinander hin. Die handelnden Personen werden in hohem Tempo vorgestellt, wobei es ein Wettrennen zwischen der guten Freundschaft von Max und Sebastian und dem schädlichen Zweckbündnis der zwei anderen Jugendlichen aus dem Waisenhaus gibt. Während es dem ersten Duo um den gemeinschaftlichen Sieg im Sport geht, zielt das zweite Gespann auf finanziellen Zugewinn und die Etablierung als cooles und gefährliches Duo ab, vor dem die anderen Kinder im Heim Respekt und Angst haben. Die herausragenden Eigenschaften des Blindenhundes Juli werden in einer spektakulären Rettungsaktion zu Beginn betont und führen ihn als dem Abenteurer Max ebenbürtig ein. Es dauert jedoch ein ganzes Weilchen, bis die beiden endlich gemeinsam neuen Herausforderungen entgegensehen können.

    Max Riemelt gewinnt durch seine Geradlinigkeit und die Treue zu seinem besten Freund rasch die Herzen des Publikums und man wünscht sich, dass er und der ebenso verwaiste Hund Juli bald Kameraden und Verbündete werden. Doris Kunstmann liefert ein Paradebeispiel der 'bösen Stiefmutter' ab, der die Gier nach den Goldmünzen und dem Grundstück am Wannsee aus den Augen schaut und deren Interaktion mit Bernd Tauber für einige humoreske Momente sorgt. Emotional drückt die Pilotfolge ordentlich auf die Tube und entlockt dem Publikum in bangen Momenten Rührung und Mitleid. Doch immer gewinnt die Zuversicht die Oberhand und lässt schwierige Situationen nicht ausweglos erscheinen. Hier zeigt sich das Privileg der Jugend, neugierig und wach zu sein und sich nicht mit scheinbar unverrückbaren Gegebenheiten zufrieden zu geben.

  • Eure DVDsDatum03.12.2014 11:38
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Eure DVDs

    Spontan entschloss ich mich, die von Gubanov hochgelobte Serie zu kaufen:

    "Zwei allein" (1998 mit Max Riemelt) AVIATOR

  • BEWERTET: "Plötzlich und unerwartet" (ZDF 1983) nach dem Theaterstück "Suddenly at home" von Francis Durbridge
    mit: Michael Degen, Monika Peitsch, Jutta Speidel, Udo Vioff, Kerstin de Ahna, Franz Rudnick, Christina Moheden, Jan Groth und Tommi Piper | Regie: Thomas Engel

    Glenn Howard plant, seine vermögende Ehefrau Maggie zu töten. Mithilfe seiner Geliebten, der Schauspielerin Sheila Wallis will er die Tat so umsetzen, dass der frühere Verlobte von Maggie, der Schriftsteller Sam Blaine, in Verdacht gerät. Helen Tenby, die Schwester der Ermordeten, befallen Zweifel am Wahrheitsgehalt der Schilderungen ihres Schwagers. Sie und Sam stellen eigene Nachforschungen an, die für eine weitere Person eine tödliche Gefahr bedeuten....



    Ein klassisches, tödliches Dreieck mit überraschenden Wendungen zeichnet sich zunächst im angenehmen Plauderton ab und geizt auch nicht mit Spitzen gegen vermeintliche oder tatsächliche Rivalen. So erhält jede Figur die Gelegenheit, sich relativ rasch zu profilieren und ihre kriminelle Energie auszuspielen. Michael Degen ist der Organisator des heimischen Verbrechens, das er perfektionieren möchte, um künftig ein finanziell sorgenfreies und von den Wünschen seiner Frau unabhängiges Leben führen zu können. Sein maliziöser Charme, der die Weiblichkeit seiner Umgebung über seine wahren Absichten hinwegtäuscht, macht ihn zusammen mit seiner Intelligenz zu einem gefährlichen Verbündeten und Gegenspieler zugleich. Hat man seine Gunst verloren, steht es schlecht um einem. Die drei Damen könnten verschiedener nicht sein, was bereits in der Optik betont wird. Monika Peitsch ist unnahbar und emotional geschwächt, was durch ihre Abhängigkeit von Narkotika zusätzlich unterstrichen wird. Sie ist die Schwachstelle im Mordplan und von ihrer Contenance scheint zunächst alles abzuhängen. Im Vergleich zu der anorektischen Brünetten kommt Jutta Speidel wie ein Sonnenstrahl daher. Ihre positive Energie, ihr diplomatisches Geschick und ihre Eleganz betonen ihre Unabhängigkeit in allen Lebensbereichen. Kerstin de Ahna stattet ihre Figur mit neckischen Elementen aus, zeigt sich großzügig in Geld- und Herzensdingen und wähnt sich allein durch ihre finanzielle Freiheit in Sicherheit.



    Brisante Themen werden mit leichter Hand en passant abgehandelt und zeigen die Gleichgültigkeit in den Beziehungen zu anderen. So befindet sich in dem in rosa Geschenkpapier gewickelten Päckchen für Sheila kein französisches Parfüm, sondern eine Ration Heroin und es wird von Glenn auch noch zur Beruhigung gegen Aufregung empfohlen. Ebenso verhält es sich im Umgang mit Sam Blaine, der zum Sündenbock gemacht wird. Udo Vioff zeigt die nötige Distanz, um das Komplott schnell zu erfassen und konsequent dagegen vorzugehen. Sein kantiger Schriftsteller mit Pfeife steht im Kontrast zum aalglatten Gesellschaftsmann Glenn Howard und gewinnt das Vertrauen des Zusehers. Sehr positiv hebt sich der ständige Wechsel der Schauplätze hervor. Obwohl es keine Außenaufnahmen gibt, sehen wir nicht weniger als fünf verschiedene Kulissen: das Arbeitszimmer von Sam Blaine, die Wohnung der Howards mit mehreren Zimmern, das Wohnzimmer von Sheila, das Wohnzimmer von Helen und Alec Tenby, sowie Helens Kunstgalerie. Durbridge zeigt sein Geschick für raffinierte Mordpläne. Der Ablauf gestaltet sich spannend und wird kontinuierlich durch äußere Einflüsse bedroht, welche die Handlung jedoch nicht verzögern, sondern vorantreiben. Franz Rudnick als ruhiger Ermittler hat wenig mehr zu tun, als im Finale für die Anwesenheit einer offiziellen Autorität zu sorgen. Der Mann mit der angenehmen Stimme dämpft die Wirrungen in den Minuten der Entscheidung und ist - ebenso wie in "Der Besuch"- als Polizeivertreter abwesend, wenn der Verantwortliche zur Strecke gebracht wird.

    Das elegante Stück aus der Upper Class zeigt die Entwicklung eines ausgeklügelten Mordplans, der durch die Unberechenbarkeit von Emotionen ins Wanken gerät und das wahre Gesicht der Personen hinter ihren Masken von Blasiertheit und Unverbindlichkeit zeigt. Die guten Darstellerleistungen und die Identifikation mit dem Plot sorgen für ein Krimivergnügen der alten Schule. 5 von 5 Punkten.

  • Eure DVDsDatum19.11.2014 20:01
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Eure DVDs

    Nachtrag von letzter Woche:

    "Gestehen Sie, Dr. Corda!" (Deutschland 1958) mit Hardy Krüger, Elisabeth Müller, Siegfried Lowitz, Fritz Tillmann, Eva Pflug, Rudolf Fernau u.a. (PIDAX)

    Heute erhalten (zwei Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin):

    "Plötzlich und unerwartet" (1983) nach dem Theaterstück von Francis Durbridge mit Michael Degen, Monika Peitsch, Udo Vioff, Jutta Speidel, Kerstin de Ahna u.a. (STUDIO HAMBURG)

  • Gestehen Sie, Dr. Corda! (1958)Datum16.11.2014 14:42



    Bewertet: "Gestehen Sie, Dr. Corda!" (Deutschland 1958)

    mit: Hardy Krüger, Elisabeth Müller, Hans Nielsen, Rudolf Fernau, Lucie Mannheim, Fritz Tillmann, Siegfried Lowitz, Eva Pflug, Jochen Blume, Alfred Balthoff, Emmy Burg, Lore Hartling, Paul Edwin Roth, Albert Bessler, Reinhard Kolldehoff, Ernst Sattler, Harry Wüstenhagen, Hans Binner u.a. | Drehbuch: Robert A. Stemmle | Regie: Josef von Báky

    Die Krankenschwester Gabriele Montag (Eva Pflug) und der verheiratete Anästhesist Dr. Fred Corda (Hardy Krüger) kennen sich seit ihrer Studienzeit. Nun begegnen sie sich im Krankenhaus wieder und beginnen ein Verhältnis miteinander. Als Gabriele im nächtlichen Park auf Fred wartet, wird sie von einem Unbekannten erschlagen. Fred findet ihre Leiche wenig später, meldet dies jedoch nicht, sondern veranstaltet am nächsten Morgen eine Suchaktion. Bald jedoch verstrickt er sich gegenüber der Polizei in Widersprüche und wird deshalb unter Mordverdacht festgenommen. Während seine Frau Beate (Elisabeth Müller) versucht, ihm zu helfen, fordern Kriminalpolizei und Öffentlichkeit das Geständnis Dr. Cordas und seine Verurteilung scheint bereits festzustehen.....

    Zitat von Beate Corda
    Irren ist menschlich, aber auf einem Irrtum beharren ist teuflisch.


    Leise beginnt der Film, sachlich und nüchtern. Der Vorspann zeigt das Blättern einer unsichtbaren Hand in der Gerichtsakte Dr. Corda. Keine Musik, nur das Geräusch der umgeblätterten Seiten schweren Kanzleipapiers. Der Wechsel in die Klinik, an den Arbeitsplatz von Fred und Gabriele, deren Beziehung schwierig ist, weil sie geheim bleiben muss, zeigt ein hohes Pensum an Aufgaben, die erledigt werden müssen und die ständige Beobachtung durch Kollegen und Vorgesetzte. Man ahnt, dass die Freundschaft zum Scheitern verurteilt ist, nicht jedoch, dass sie so abrupt durch eine Gewalttat beendet werden wird. Im Gegensatz zum klassischen Kriminalfilm stehen hier weder das Opfer (für das nicht einmal der Geliebte tief empfundenes Mitleid aufbringt - Corda bleibt seltsam unberührt vom Leichenfund), noch der Täter im Mittelpunkt der Handlung. Das Sujet konzentriert sich auf den zu Unrecht Beschuldigten und dessen Kampf gegen Polizeiroutine und öffentliche Anfeindungen. Geschickt verlagern sich die Sympathien vom verbotenen Liebespaar über das Mordopfer hin zu Fred Corda und seiner Frau Beate. Die Auswirkungen einer Festnahme, einer Inhaftierung und der damit verbundenen Ächtung, das Misstrauen und der Verlust der Souveränität des Alltags werden im allgemeinen höchstens am Rande erwähnt. Während zu Beginn noch die Gegensätze zwischen dem Täter und Dr. Corda betont werden (in Status, Aussehen und Benehmen), so verharrt die Kamera im weiteren Verlauf konsequent auf dem Verlust des sozialen Lebensraums der Hauptperson, die nicht nur von Familie und Arbeit abgeschlossen, sondern auch der Willkür der Ermittler und der Anfeindung durch eine mit Halbwahrheiten ausgestattete Öffentlichkeit ausgeliefert ist. Während der Bauarbeiter die Schuld trägt, quält sich der Arzt mit Schuldgefühlen.

    Hardy Krügers Rolle ist ähnlich angelegt wie in "Alibi" (1958), wobei er hier ein hohes Maß an Verantwortung trägt: gegenüber den Patienten, dem Chefarzt, seiner Ehefrau und seiner sechsjährigen Tochter. Fritz Tillmann und Siegfried Lowitz zeigen ihr hässliches Gesicht als garstige Beamte, deren Erfolg nicht auf akribischer Recherche, sondern auf dem schnellen Zugriff und der Anwendung von Stereotypen beruht. Den Gegenpol als 'gute Ermittler' bilden Alfred Balthoff, dessen pensionierter Kriminalbeamter private Nachforschungen anstellt, sowie Hans Nielsen, der sehr spät, aber gewohnt dynamisch auftritt, um einen energischen Verteidiger darzustellen. Der Fokus ruht jedoch auf Elisabeth Müller und ihre Wandlung von der verlässlichen Ehefrau, die ruhig im Hintergrund agiert, zur aufbegehrenden Akteurin, die sich nicht geschlagen geben will, wenn es darum geht, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Ist sie zunächst vom Betrug und Vertrauensbruch des Ehemanns gekränkt, dessen Auswirkungen sie zu einem unwiderruflichen Schritt bewegen, so kämpft sie nachher umso verbissener um die Rehabilitierung des Unschuldigen und den Ruf und die Sicherheit ihrer Familie. Sie geht Wagnisse ein und stellt sich gegen das, was man von ihr erwartet. Bevor ihre psychische Gesundheit daran zu zerbrechen droht, wendet sich der Fall in einem Finale, das den Kreis schließt und die Unberechenbarkeit menschlichen Handelns zeigt.

    Die Kamera von Göran Strindberg fängt in allen Szenen, die den Täter und seine Verbrechen zeigen, sehr stimmige Bilder ein. Die Minuten, welche der Ermordung von Eva Pflug vorangehen, erzeugen unheimlichen Grusel, der bei der Erwartungshaltung des Zuschauers ansetzt und dessen Urangst anspricht. Der Kontrast zwischen der Einsamkeit der unglücklich Liebenden und der ausgelassenen Teilnehmer am Fasching in der Altstadt spiegelt sich in der Haltung gegenüber Dr.Corda. Die guten und die schlechen Seiten einer Voreingenommenheit im Umgang mit einem Menschen werden durch die loyale Ehefrau und die unerbittlichen Polizeibeamten aufgezeigt. Wo sich die eine Partei auf Erfahrungswerte im Umgang mit Kriminellen verlässt und keine Abweichungen von der Norm zur Kenntnis nimmt, wägt die andere Seite ab, reflektiert und revidiert das eigene Urteil, das impulsiv und aus persönlicher Betroffenheit gefällt wurde.

    Josef von Báky inszeniert ähnlich düster wie drei Jahre später bei "Die seltsame Gräfin". Man merkt, dass ihm die Schauspielerführung ein Anliegen ist und er ihre Verdienste über jene des Drehbuchs stellt. Emotionen werden stark herausgearbeitet und übertünchen manche dramaturgische Schwäche, die gerade gegen Ende ersichtlich wird. Da die Identität des Täters von Anfang an feststeht, entfällt der Rätselfaktor zugunsten einer Studie über die Fragilität von Bindungen und die Belastbarkeit des Einzelnen. Krüger und Müller meistern ihre Aufgabe mit Bravour, ebenso überzeugen Fernau und Pflug. Nielsen kann sich in Ermangelung einer Gerichtsverhandlung nicht so profilieren wie sonst, sorgt aber für die Beruhigung des Zusehers. Der spannende Film aus der CCC-Schmiede von Artur Brauner sorgt für Anteilnahme und Beklemmung. Sehenswert! 4,5 von 5 Punkten

  • Bewertet TV: "Der Besuch" (1984, 13)Datum03.11.2014 20:23

    BEWERTET: "Der Besuch" (1984)
    nach dem Theaterstück "House Guest" von Francis Durbridge
    mit: Jürgen Goslar, Judy Winter, Horst Frank, Michael Habeck, Evelyn Opela, Anton Diffring, Diana Körner, Gisela Kade | Regie: Jürgen Roland

    Robert und Stella Drury leben nach ihrer Rückkehr aus den USA wieder in ihrer Heimat England. Die beiden Schauspieler möchten, dass ihr neunjähriger Sohn eine englische Schule besucht. Gerade erst waren Robert und Mike ein paar Tage in Italien, um Roberts Mutter zu besuchen. Vorzeitig kommt dieser nach Hause: Mike ist in Rom entführt worden. Ein Mann namens Crazier kündigt seinen Besuch an und erläutert dem Ehepaar die Bedingungen für die Freilassung ihres Sohnes: Der Major beabsichtigt, 48 Stunden im Haus der Drurys zubringen zu dürfen. Offenbar will er sich dort mit jemandem treffen.....



    Der Zuseher verbindet den Namen Durbridge mit spannenden Mehrteilern, deren Kunst darin besteht, möglichst komplizierte Verbrechenspläne wohldosiert aufzudröseln. Hier hat man es nun erstmals mit einem Einteiler zu tun. In gewohnt gediegenem Ambiente nehmen die handelnden Personen rasch ihre Plätze ein und die Geschichte beginnt klassisch mit einer Kindesentführung. Der Plot erinnert an „Es ist soweit“, wobei bald klar wird, dass es nicht um Geld, sondern um eine Forderung geht, die anscheinend nur Robert Drury erfüllen kann. Verschwiegenheit und Beherrschung der Emotionen werden für das reibungslose Abwickeln des ‚Geschäfts’ vorausgesetzt, wobei einige Schwachstellen zu Tage treten: die Anwesenheit einer Sekretärin, die Sorge der Eltern um das Leben des Kindes und die Unberechenbarkeit der angeblich gut durchdachten Pläne. Das Auftreten von Inspektor Burford und seinem Sergeanten bringt eine unangenehme Note mit ins Spiel, vor allem Horst Frank trägt als geschniegelter Vertreter der Obrigkeit zu dick auf, man merkt, dass es sich um eine Mogelpackung handelt. Während Frank nach seiner Demaskierung wesentlich entspannter wirkt, fällt der untersetzte Michael Habeck als Mann fürs Grobe umso störender ins Gewicht. Der Blutzoll ist für ein harmloses, sich bieder gebendes Kammerspiel sehr hoch. Distinguierte Figuren wie Anton Diffring und Evelyn Opela holen aus ihren kurzen Auftritten alles heraus, was ihnen ihre begrenzte Spielzeit ermöglicht. Diana Körners Rolle wirkt im Grunde überflüssig, wenn man einmal von Gisela Kade absieht, deren Auftritte nur dazu dienen, die Handlung zu verzögern. Jürgen Goslar und Judy Winter reagieren in manchen Szenen geradezu schockierend gelassen, vor allem, wenn es darum geht, sich selbst des Mordes zu bezichtigen. Es schadet dem Fortgang der Geschichte ungemein, dass die sich überschlagenden Enthüllungen und Absichten der Verbrecher in einem Teil abgewickelt werden. Zu weit hergeholt, zu umständlich erscheint der Plan des Gaunerduos, das mit dem doppelten Goslar gehörig an Glaubwürdigkeit verliert. Sein ruhiges, angenehm realistisches Spiel wird hier ad absurdum geführt und selbst Judy Winters kühle Selbstbeherrschung gerät ins Wanken. Das abrupte Ende wirkt zwar befreiend, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier viele gute Ansätze verschenkt wurden.

    Langatmiges Verwirrspiel um Erpressung, Mord und Schmuggel, bei dem altbewährte Zutaten aus der Speisekammer von Francis Durbridge schlecht gemischt und lauwarm zubereitet wurden. 3 von 5 Punkten.

  • Deine Empfehlung klingt sehr interessant, allerdings möchte ich gern wissen, wieviel vom Zug zu sehen ist. Handelt es sich tatsächlich um eine Garnitur des Orient-Expresses oder nur um ein Modell? Welche Bahnhöfe werden gezeigt?

  • Dritter Teil (Länge: ca. 48 Minuten)

    Lord Peter Wimsey und sein Diener Bunter bringen den Brief zu Inspektor Blundell aufs Polizeirevier. Er stammt von einer Französin, die sich um ihren Mann sorgt, der anscheinend vor Monaten nach Fenchurch St. Peter gefahren ist und sich nie gemeldet hat. Da die Polizei nicht die Mittel und die Intention hat, diese Spur weiter zu verfolgen, fährt Wimsey auf eigene Kosten nach Frankreich und sucht die Bäuerin auf. Sie erzählt, dass ihr Mann nach England reisen wollte, um etwas zu holen, das ihm gehört und, dass er im Krieg desertiert ist. Nun wird der Fall noch komplizierter, denn die Identität des Mannes lässt mehrere Möglichkeiten offen: Handelt es sich bei dem Toten im Familiengrab der Thorpes um Geoffrey Deacon? Um Nobby Cranton? Oder um einen englischen Soldaten, der sein Gedächtnis verloren hat?

    Lord Peter geht jedem Hinweis nach und kann durch Sprachkenntnisse und finanzielle Reserven weit mehr tun als die Dorfpolizei einer kleinen Gemeinde. Er hat Zeit und Muße, sich des Rätsels anzunehmen und den Vorteil, dass er frei entscheiden kann. Nach den Überlegungen, wer denn nun die unbekannte Leiche sei, konzentriert sich der dritte Teil wieder mehr auf das Versteck der Juwelen, wobei der Geheimcode größeren Raum einnimmt und zu einem Spalt im Kirchengebälk führt. Wieder einmal streicht Dorothy L. Sayers die architektonische Schönheit alter Dorfkirchen heraus und beschreibt sehr anschaulich, wie geheimnisvoll und gar unheimlich so ein Glockenturm sein kann. Nach den ergebnislosen Gesprächen im zweiten Teil nehmen die Verhöre nun wieder Fahrt auf und lassen auf einen Paukenschlag im vierten und letzten Teil hoffen.

    Vierter Teil (Länge: ca. 49 Minuten)

    Der Zuhörer erfährt nun, dass der Juwelendieb und Ex-Butler Geoffrey Deacon nicht - wie vermutet - bei seiner Flucht aus dem Zuchthaus tödlich verunglückt ist, sondern sich unter falschem Namen jahrelang in Frankreich verborgen hat. Nun ist er an den Ort des Diebstahls zurückgekehrt, um sich seine Beute zu holen. Endlich legt Will Thoday ein Geständnis ab, das alle Fäden entwirrt. Nur die eine Frage bleibt offen: Wie starb Deacon?

    Nachdem sich Hans Cossy als reumütiger Gauner Cranton bereits mehrfach dem Hörer mitteilen konnte, wartet man auf einen anderen prominenten Sprecher, der bisher nicht zum Einsatz kam: Günther Ungeheuer. Nun im Finale erfährt man, dass er für die Entsorgung und Verstümmelung der Leiche verantwortlich ist, den Mord aber nicht begangen hat. Buchstäblich bis zum Schluss wird verzögert, abgelenkt und aufgeschoben, was seit dem ersten Teil im Raum steht: Die Frage nach den Ursachen für den Tod des Mannes. Weit weg von einer kalten Winternacht, scheint sich alles zum Besten zu fügen. Im Juli findet eine Segelregatta statt und in der Nähe von Fenchurch St. Peter weiht man den neuen Kanal ein. Hilary Thorpe erhält die Aussicht auf ihr Erbe und die Unabhängigkeit von ihrem Onkel. Mit der dramatischen Wende hat kaum ein Hörer noch gerechnet, als die Geschichte dort endet, wo sie begonnnen hat. Schock und Panik führen zwar nicht zum Herzschlag, scheuchen das Publikum aber noch einmal gehörig auf, bevor es erfährt, wer hier hängen sollte, wenn er es nicht bereits täte....

    Erik Schumann ist ein angenehmer Lord Peter Wimsey. Freundlich, bescheiden und ohne Standesdünkel bewegt er sich zwischen Schmieden und Schleusenbetreibern ebenso ungezwungen wie in der Gesellschaft des Pfarrers oder Vertretern des Adels. Der loyale Kurt Schmidtchen hat genug Humor und Disziplin, um seinem Herrn dienlich zu sein, ohne sich eine eigene Meinung zu versagen. Das Gespann sieht die Dorfgemeinschaft unvoreingenommen und mit aufrichtigem Interesse, was eine ehrliche Aufklärung des Falles garantiert, ohne den Personen dabei die Sympathie zu entziehen. Mit viel Verständnis geht Lord Peter an das Geheimnis heran und bringt es zu einem verblüffenden Abschluss, der ihn selbst fast das Leben gekostet hätte. 4 von 5 Punkten.

  • Emil und die Detektive (1954)Datum03.11.2014 13:47
    Thema von Percy Lister im Forum Film- und Fernsehklass...

    BEWERTET: "Emil und die Detektive" (Deutschland 1954)



    mit: Peter Finkbeiner, Kurt Meisel, Heli Finkenzeller, Wolfgang Lukschy, Claudia Schäfer, Hans-Dieter Zeidler, Camilla Spira, Margarete Haagen, Ruth Nimbach, Günter Pfitzmann, Ernst Waldow, Walter Gross, Gerhard Frickhöffer, Marina Ried u.a. - und die Detektive: Wolfgang Condrus, Wolf-Eberhard Grasshoff, Roland Kaiser, Hannes Hübner u.v.a. | nach dem Roman von Erich Kästner | Entwurf von Billy Wilder | Buch und Regie: Robert A. Stemmle

    Emil Tischbein fährt in den Sommerferien nach Berlin zu seiner Großmutter und Cousine Pony Hütchen. Während der Zugfahrt lernt er einen Mann namens Grundeis kennen, der ihm präparierte Bonbons anbietet und dem schlafenden Jungen 140 Mark abnimmt. Nach Emils Ankunft am Bahnhof Zoo heftet er sich an die Fersen des Diebs und wird dabei von Gustav mit der Hupe und dessen Freunden unterstützt. Bald finden die Jungs heraus, dass Herr Grundeis in Berlin noch ein anderes, weitreichendes Verbrechen plant....



    Der erfolgreiche Kinderbuchklassiker wurde bereits im Jahr 1931 unter der Regie von Gerhard Lamprecht verfilmt, Fritz Rasp spielte damals die Rolle des Diebs. In der Version von 1954 verkörpert Kurt Meisel den skrupellosen Gauner, den die Detektive nicht mehr aus den Augen lassen, bis die Polizei seiner habhaft wird. Er genießt es sichtlich, wie die Karikatur des gefährlichen Fremden aufzutreten und allein durch sein unheimliches Grinsen und seine schroffe Unhöflichkeit gegenüber anderen Personen Punkte in der Verbrecherkartei zu sammeln. Peter Finkbeiner ist der sympathische Emil Tischbein, dessen Talent sich nicht nur auf die Schule beschränkt - die mit dem jungen Günter Pfitzmann einen modernen, aufgeschlossenen Lehrer zeigt -, sondern auch alltagstauglich ist. Neben der spannenden Verfolgungsjagd besticht der Film vor allem durch die zeitgenössischen Aufnahmen Berlins Mitte der Fünfziger Jahre. Die Stadt wird mit dem Interzonenzug erreicht und gewährt neben dem Botanischen Garten, dem Flughafen Tempelhof und dem Olympia-Stadion auch einen ausführlichen Blick in die während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigte Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dort errichtet die Gruppe ihr Hauptquartier. Neben den zartgelben Tramwagen erblickt man Reklame-Tafeln und Schlagzeilen der Tagespresse, die von einer 'Verbrecherjagd in Lichterfelde' berichten oder mit 'Diese Augen befahlen Mord' als Porträt eines Mörders ankündigen. In dieser nostalgischen Umgebung bereitet jeder Szenenwechsel Freude und unterstreicht das Tempo, das die Jugend - die Zukunft der Stadt - an den Tag legt. 'Nicht die Hände in den Schoss legen, sondern Handeln' lautet die Parole. Die Jungs üben sich in Zivilcourage, helfen Wehrlosen und gehen dabei wie im Falle Emils sogar mit den Eltern konform. Der guterzogene Bursche geht seinen eigenen Weg, ohne dabei seine Mutter vor den Kopf zu stoßen oder die Vereinbarungen zu brechen, die er mit ihr getroffen hat. Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Loyalität sind wichtige Zutaten zum Funktionieren der Eltern-Kind-Beziehung, aber auch innerhalb der Jugendbande, die Platz für Individualisten bietet, sich im Grundgedanken jedoch einig ist.

    Ein amüsanter, herzerfrischender Kriminalfall im Umkreis aufgeweckter Burschen (und eines Mädchens), der so pulsierend abläuft wie das Leben in der Millionenstadt Berlin. 4,5 von 5 Punkten

  • Zweiter Teil (Länge: ca. 45 Minuten)

    Eine amtliche Leichenschau findet statt, um die Identität des unbekannten Toten zu klären. Der Mann lag vier bis fünf Monate unter der Erde, wurde also kurz nach Neujahr getötet. Lord Peter Wimsey meldet sich als Zeuge und sagt vor Gericht aus, dass er glaubt, es handele sich um jenen Fremden, der ihn bei seiner Abreise aus dem Dorf nach dem Weg gefragt hat. Es könnte Nobby Cranton sein, der damals zusammen mit dem Butler Deacon das Schmuckstück aus dem Gutshaus entwendet hat. Dessen Witwe Mary, die mittlerweile mit dem Gastwirt Will Thoday verheiratet ist, könnte das Versteck der Smaragde kennen. Lord Peter und sein Diener Bunter nehmen die Inschriften auf den Glocken unter die Lupe, da sie einen Hinweis vermuten. Selbst ein Fischzug im Friedhofsbrunnen kann jedoch vorläufig kein Ergebnis zu Tage fördern. Doch dann trifft ein postlagernder Brief aus Frankreich ein - für Paul Schneider. Dabei handelt es sich um niemand geringeren als eine der acht Glocken....

    Der zweite Cliffhanger beendet einen Teil, der konfuser daherkommt als der erste. Aber wer kann sich schon zurechtfinden zwischen knorrigen Männern mit Namen wie Ezra Wilderspin oder Hezekiah Lavender? Die Hammerschläge in der Dorfschmiede und die Krähen, die während der Beerdigung auf den Bäumen sitzen, verleihen der Episode eine ländliche Note. Es gibt einige Vermutungen und wenig Bestätigungen. Lord Peter Wimsey ermittelt parallel zur offiziellen Polizei, doch trotz des Todesfalles scheint es keine Dringlichkeit zu geben. Mal sehen, welche Rolle Hilary Thorpe im weiteren Verlauf noch spielen wird.

  • Als ich Ende September / Anfang Oktober 2014 wieder in der Hauptstadt weilte, trafen Gubanov und ich uns zum traditionellen Plausch mit Barnaby. Auf meine Frage hin, ob er wieder einmal nach dem Grab von Jan Hendriks gesehen hätte, erzählte er zu unserem großen Erstaunen, dass es bei seinem letzten Besuch neu bepflanzt und frisch gepflegt war. Er dachte, dass einer von uns dort gewesen und es für den Herbst hergerichtet hätte. Wir wollten uns selbst ein Bild davon machten und fuhren ein paar Tage später mit dem Bus zum Friedhof in der Eythstraße. In der Tat: Die Grabstelle war mit purpurroter Besenheide bepflanzt und mit weißen Kieselsteinchen umrandet worden. Die Schrift auf dem Grabstein hatte man freigelegt, sie erstrahlte sauber und weiß. Da hatte sich jemand richtig Mühe gemacht. Wir rätselten lange, wer es wohl gewesen sein könnte, schließlich ist Jan Hendriks seit fast dreiundzwanzig Jahren tot. Ob ein alter Freund oder eine Freundin sich seiner erinnert hat? Oder eine Person, die hier im Forum unsere Berichte gelesen hat? Jedenfalls verleiht diese Episode der Geschichte eine geheimnisvolle Komponente und wir danken der oder dem Unbekannten für seinen liebevollen floralen Gruß.

  • Horst TappertDatum31.10.2014 15:55
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Horst Tappert



    Horst Tappert fand auf dem Neuen Friedhof in Gräfelfing bei München seine letzte Ruhe. Schon lange war es mein Wunsch, dem Mimen einen Besuch abzustatten und beim letzten München-Aufenthalt Ende Juni 2014 war es dann soweit. Gubanov und ich machten uns mit der S-Bahn auf den Weg dorthin. In einem Blumenladen vor Ort erwarben wir einen Strauß, der aus Rosen und Löwenmäulchen bestand und begaben uns zu Fuß zum Friedhof, von dem wir annahmen, dass er wegen seiner Größe relativ überschaubar sein sollte. Da uns die Grabnummer unbekannt war, suchten wir lange nach dem Grab. Nachdem ich einen Gärtner gefragt hatte, probierten wir es telefonisch bei der Verwaltung, aber da Mittagspause war, meldete sich niemand. Gubanov, der meinte, es schicke sich nicht, jemanden um Rat zu bitten, wollte bereits entmutigt den Rückzug antreten, als ich kurzerhand eine alte Dame fragte, die mit einer Gießkanne auf dem Weg zur Wasserstelle war. Sie war sehr freundlich und zeigte uns sogleich den Weg zum Grab 'ihres alten Freundes', wie sie ihn nannte. Die Ruhestatt ist für so einen berühmten Mann wie Tappert recht unspektakulär, entspricht aber seiner Bescheidenheit. Unter den Theatersymbolen für Komödie und Tragödie findet sich in bronzenen Lettern nur sein Name. Das Grab war gepflegt und mit roten Geranien bepflanzt, was uns ungewöhnlich erschien, in Bayern jedoch vielleicht ebenso üblich ist wie die Verwendung der Balkonblumen auf den Söllern prächtiger Bauernhäuser. Ein hübsches, geschütztes Plätzchen, das weder im Schatten noch in der prallen Sonne liegt, erinnert an den Schauspieler, der nicht nur als Oberinspektor Derrick, sondern vor allem als Botschafter Deutschlands einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

  • Bewertet: "Lord Peter Wimsey - Glocken in der Neujahrsnacht"

    4-teiliges Kriminalhörspiel des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1966 mit Erik Schumann, Kurt Schmidtchen, Karl Maria Schley, Grete Binter, Wolfgang Büttner, Maria Landrock, Hans Cossy, Günther Ungeheuer, Robert Michal, Erwin Faber, Paul Dättel, Leo Bardischewski u.a. | nach dem Roman "The Nine Tailors" von Dorothy L. Sayers | Hörspielbearbeitung: Giles Cooper, deutsche Übersetzung: Ruth Hammelmann | Musik: Konrad Elfers | Regie: Otto Kurth | PIDAX 2014

    Das Permutationsläuten ist eine alte Tradition in englischen Kirchen. Es wird vor allem samstags und sonntags abgehalten, aber auch an wichtigen Feiertagen. Dabei kommen drei bis zwölf Glocken zum Einsatz, am beliebtesten ist jedoch die Variante mit acht Glocken, die auch hier in Fenchurch St. Peter, einem kleinen Dorf im Fenland der Grafschaft Cambridgeshire, zur Anwendung gelangt. Der Geistliche der Gemeinde, Pfarrer Theodore Venables, ist hocherfreut, als in einer schneeverwehten Silvesternacht Lord Peter Wimsey seine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen muss. Er kann ihn überreden, für einen erkrankten Mann einzuspringen und beim Wechselläuten mitzumachen. Dabei macht er Bekanntschaft mit den Bewohnern des Dorfes und hört die Geschichte von einem Smaragddiebstahl, der vor Jahren großes Aufsehen erregte. Bald darauf wird ein Toter in einem fremden Grab gefunden....

    Erster Teil (Länge: ca. 40 Minuten)

    Das Pfeifen eines eisigen Windes deutet die Ankunft Lord Peter Wimseys und seines Dieners an, die sich auf dem Weg zu einer Silvesterfeier befinden und mit ihrem Wagen im Graben landen. Sie werden vom freundlichen Pfarrer einer nahe gelegenen Gemeinde mitgenommen und verbringen die Nacht im Pfarrhaus. Bei einer warmen Stärkung erzählt man dem Aristokraten vom Brauch des Glockenläutens, das unmittelbar bevorsteht und wegen des fehlenden achten Mannes in Gefahr ist. Nur zu gern sagt Lord Peter zu und genießt die ungewohnte körperliche Betätigung, die bis zur Frühstückszeit am nächsten Morgen andauert. Zwischendurch erfährt er von den Sorgen der Dorfgemeinschaft, die von jahreszeitbedingten Erkältungen bis zum nahenden Tod des verarmten Adelsherrn reichen. Im Gutshaus gab es in der Vergangenheit einen Diebstahl, für den der Hausherr Sir Henry haften musste und der ihn um 50.000 Pfund ärmer machte. Einer seiner Gäste wurde bestohlen und man hatte seinen Butler in Verdacht. Erik Schumann als Lord Peter Wimsey gibt sich freundlich und aufgeschlossen und hat ein offenes Ohr für die Absonderlichkeiten abgeschieden lebender Dorfbewohner, deren Alltag sich um Kirche und Gasthaus dreht. Nach dem sanften und feierlichen Glockengeläut wartet die Arbeit des Totengräbers mit einem Paukenschlag und dem ersten Cliffhanger auf: ein fremder Mann liegt in einem Grab, das für eine Beerdigung ausgehoben wird. Sein Gesicht ist entstellt und seine Hände wurden ihm abgehackt....

  • BEWERTET: "Das Geisterhaus" (The House that would not die) (USA 1970)
    mit: Barbara Stanwyck, Katherine Winn, Richard Egan, Michael Anderson jr., Doreen Lang, Mabel Albertson u.a. | Drehbuch: Henry Farrell nach dem Roman 'Ammie, Come Home' von Barbara Michaels | Regie: John Llewellyn Moxey

    Ruth Bennett und ihre Nichte Sara Dunning ziehen in ein altes Haus in Gettysburg, Pennsylvania. Die junge Frau möchte an der dortigen Universität studieren. Gleich am ersten Abend machen die beiden Frauen Bekanntschaft mit ihrem Nachbarn Professor Pat McDougal und dessen Freund Stan Whitman. Nachdem Sara eines Nachts ohne Grund auf ihre Tante losgeht und diese fast erwürgt, beschließt man, der Sache auf den Grund zu gehen. Es stellt sich heraus, dass Amanda, die einzige Tochter von General Campbell, im Jahr 1780 spurlos verschwand und ihr Vater daraufhin dem Wahnsinn verfiel. Immer öfter versucht Ammie, sich durch Sara zu äußern und auch mit Professor McDougal gehen unheimliche Veränderungen vor. Liegt der Schlüssel zur Lösung im Keller des Hauses? Was ist damals vor fast zweihundert Jahren geschehen?



    Das Genre des Horrorfilms arbeitet oft und gern mit dem Motiv des Geisterhauses, obwohl dies erst in den Achtziger Jahren besondere Bedeutung erfuhr. Dennoch bildet der von John Llewellyn Moxey inszenierte Film eine bemerkenswerte Ausnahme, spricht er doch gezielt Ängste an, die sich auf einen örtlich begrenzen Schauplatz, ein Einzelschicksal der Vergangenheit und eine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit aller Beteiligten konzentrieren. Dabei orientiert er sich an klassischen Vorgaben wie wir sie bereits bei Arthur Conan Doyle, übrigens einem überzeugten Verfechter des Spiritismus, finden. Die Abgeschiedenheit des Hauses ist ebenso wie in "Das Haus bei den Blutbuchen" eine Gefahr für die Bewohner, da es fernab von Recht und Ordnung und des aufmerksamen Auges und der kontrollierenden Hand der Öffentlichkeit liegt. Ein Verbrechen, das hier geschieht, kann leicht unentdeckt bleiben.
    Barbara Stanwyck ist der Star der Produktion und führt ein Ensemble an, das sich in wohltuender Weise aufeinander einstellt. Traditionelle amerikanische Werte wie Nachbarschaftshilfe und die Verpflichtung gegenüber dem Grund und Boden der Ahnen, äußern sich durch die rücksichtsvolle Höflichkeit der Personen untereinander. Selbst in prekären Situationen wie den tätlichen Angriffen der anderen durch Sara und den Professor, kommt es zu keiner Gegengewalt, sondern nur zur Selbstverteidigung, die dem anderen keinen Schaden zufügen kann. Trotz der fiebrigen Unruhe, die vor allem Sara im Haus empfindet, wiegen Anteilnahme, Wissbegierde und Verantwortungsgefühl stärker als der Wunsch, den Schauplatz eigennützig aufzugeben und das Geheimnis unaufgeklärt zu lassen. Hier vermittelt der Film eine unmissverständliche Botschaft, die den Einzelnen in die Pflicht nimmt, beim Unglück anderer nicht wegzuschauen. Während Stanwyck elegant und lebenserfahren auftritt und dabei eine kameradschaftliche Wärme ausstrahlt, die den Zuseher gleich für sie einnimmt, zeichnet Kitty Winn die junge Nichte zunächst als aufgeschlossenen, unkomplizierten Typ - Ali MacGraw nicht unähnlich - der neugierig auf das Leben zugeht. So natürlich sie auf den ersten Blick wirkt, so düster und hart erscheinen ihre Züge im Laufe der Handlung, wenn Ammie Besitz von ihr ergreift oder darüber debattiert wird, wie man vorzugehen beabsichtigt. Ihre Fröhlichkeit schlägt unvermittelt in Hass, Panik und Verzweiflung um, ihr Gesicht wirkt erstarrt und ungeschlacht. Ebenso ergeht es Richard Egan, der die Rolle des Vaters übernimmt und sehr früh die Gefahr andeutet, die vom Patriarchen ausgeht. Doreen Lang erinnert an Vanessa Redgrave und meistert den schwierigen Part als Medium überzeugend, auch, wenn die beiden Séancen keine nennenswerten Ergebnisse zu Tage fördern.



    So bleibt viel Raum für Detektivarbeit, die Recherchen in alten Tagebüchern und Familienchroniken nötig macht. Die Beharrlichkeit, mit der jede Spur verfolgt wird und die Unnachgiebigkeit der Personen führen zu einem untypischen Ende, das weitaus versöhnlicher und runder erscheint als es in anderen Vertretern des Genres der Fall ist. Die Opfer der Vergangenheit fordern Aufklärung und keine Zerstörung, sie wollen Gerechtigkeit und keine weiteren Todesfälle. Die Kürze der Laufzeit beschleunigt das Geschehen, das dennoch keinen Mangel an Stringenz aufweist und konzentriert die Handlung auf das Wesentliche. Das Spiel mit Licht und Schatten, mit Nebel und Wind und die Fokussierung auf die antike Atmosphäre des alten Hauses benötigen keine aufdringlichen Spezialeffekte, sondern leben vom empathischen Agieren der Darsteller. Ein gut gemachter, altmodischer Spukfilm, der von seiner Entstehungszeit profitiert und durch seine Einfachheit besticht. In der deutschen Synchronfassung hört man die vornehme Stimme von Carola Höhn auf Barbara Stanwyck, sowie Hartmut Becker auf Michael Anderson jr. und Helga Anders auf Katherine Winn.

    Empfehlenswert!

  • Eure DVDsDatum29.10.2014 20:09
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Eure DVDs

    Neu in meiner Sammlung:

    "Der Besuch" (ZDF 1984 nach "House Guest" von Francis Durbridge) mit Judy Winter, Jürgen Goslar, Horst Frank, Evelyn Opela, Anton Diffring, Diana Körner u.a. - Regie: Jürgen Roland (STUDIO HAMBURG)

  • Bewertet: Plüschkrimis (WDR 1971-1979)Datum26.10.2014 14:31



    BEWERTET: "Eine ungeliebte Frau" (Süddeutscher Rundfunk, 1974)

    mit: Christian Wolff, Ulli Philipp, Edda Seippel, Wolfgang Preiss, Helmut Förnbacher, Diana Körner, Eva Christian, Günther Jerschke, Dorothea Gervenux u.a. | nach einem Roman Hedwig Courths-Mahler | Buch und Regie: Tom Toelle


    Ria Rottmanns Vater hat einst eine bedeutende Erfindung gemacht, wurde dann jedoch von seinem Freund und Geschäftspartner Rolf Matern betrogen, der Rottmanns Erfindung als seine eigene ausgab und dadurch zu großem Vermögen gelangte. Nun sind Rias Eltern tot und Rolf Matern fühlt sich verpflichtet, die junge Frau in sein Haus aufzunehmen und sie für den Verlust zu entschädigen. Sein Sohn Heinz ist damit nicht einverstanden, zumal Ria heimliche Gefühle für ihn hegt. Doch dann sterben Rolf und Malwine Matern kurz hintereinander und die beiden jungen Leute stehen vor der Frage, ob es nicht das Beste sei, eine Vernunftehe einzugehen, um den Verbleib Rias im Hause Matern zu sichern. Plötzlich meldet sich ein Mann namens Krause, der Ria mit Unterlagen ihres verstorbenen Vaters erpresst.....



    Im Winter 1972 fanden in Baden-Baden die Filmaufnahmen zu "Eine ungeliebte Frau" statt, einem Roman der Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler. Bereits Mitte der Fünfziger Jahre wurden Pläne geschmiedet, die Erfolgsgeschichten filmisch umzusetzen und Anfang der Siebziger Jahre war es dann soweit.
    Unter der Regie von Tom Toelle werden die gesellschaftlichen Konventionen und die daraus resultierenden Alltagsschwierigkeiten in Szene gesetzt. Die Stimmung wird überschattet von einer Reihe von Todesfällen, deren unvermeidliche Konsequenzen in Pflichterfüllung und Bewahrung der familiären Einheit münden. Bewusst distanziert sich der Regisseur von der steifen Gefühlswelt der damaligen Zeit und zeigt dies immer wieder durch eingefrorene Standbilder, in denen seine handelnden Personen im Augenblick einer wichtigen Begegnung verharren. Unter der kühlen Beherrschtheit regen sich Gefühle von Schuld, Mitleid, Eifersucht und Zuneigung und werden nach und nach entblättert, wobei die Hauptdarsteller eine Ausnahme bilden. Entgegen der landläufigen Meinung, ein liebendes Paar müsse jung und schön sein, finden wir in Edda Seippel und Wolfgang Preiss ein Beispiel einer Beziehung, deren Gefühle im Laufe der Jahre von Arbeit und Alltag verschüttet wurden und deren Schönheit und Kraft wieder zum Leben erweckt wird. Ebenso verhält es sich mit dem lebhaften Helmut Förnbacher, der um die kapriziöse Diana Körner wirbt, dies jedoch trotz schmalziger Komplimente natürlich und lebenszugewandt tut. Seine Heiterkeit läutet den Wandel der Emotionen ein. Den Höhepunkt der harmonischen Annäherung innerhalb des Haushaltes bildet das Weihnachtsfest, das musikalisch umrahmt wird und alle Personen nach und nach in die feierliche Atmosphäre miteinbindet.

    Zitat von Es ist ein Ros' entsprungen - Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert
    Es ist ein Ros' entsprungen aus einer Wurzel zart. Wie uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art. Und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht.


    Ulli Philipp stimmt das Lied an, das seine Bedeutung in der sich anbahnenden Liebe zu Christian Wolff findet. Die Darstellerin scheint auf tragische Rollen abonniert, wenn man an „Black Coffee“ und „Der Monddiamant“ denkt, wo sie ebenfalls Frauen mit Geheimnis und tiefen Gefühlen verkörpert. Ihre großen, fragenden Augen blicken ins Leere, ihre fragile Stimme erregt die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung wie eine Stimmgabel zwischen Pauken und Trompeten. Erwartet man sich eine romantische Liebe wie in „Der Scheingemahl“, so wird man enttäuscht. „Eine ungeliebte Frau“ wird nicht nur dem Titel gerecht, sondern betont die Einsamkeit des Individuums in einer arrangierten Verbindung. Doch sind es „nicht nur angeborene, sondern auch erworbene Verdienste, die der vom Leben benachteiligten jungen Frau schließlich die Erhebung über alle anderen ermöglichen, die ihr das Leben schwer gemacht haben. Die Heirat ist dann in der Regel nicht mehr als die Sanktionierung dieses Aufstiegs,“ wie Stefan Bollmann in seinem Buch „Frauen und Bücher – Eine Leidenschaft mit Folgen“ (DVA 2013) zum Thema der Trivialromane des 18./19. Jahrhunderts ausführt. Während Ulli Philipp ihre Geduld und Leidensfähigkeit bis zum Anschlag strapazieren muss, zeigt sich Christian Wolff teils brüsk und ungewöhnlich abweisend.



    Eva Christian als femme fatale spielt zwar mit den Reizen der erfahrenen Frau, kann ihn jedoch ebensowenig aus der Reserve locken wie es seine eigenen Empfindungen können. Die Restriktion, die er sich selbst auferlegt, lässt ihn trocken und hart wirken. Er ist auf dem besten Weg, die Fehler der Väter zu wiederholen. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, quälen sich die Personen unnütz und legen eine übertriebene Protektion an den Tag. Aus falscher Rücksichtnahme und mangelnder Offenheit entstehen Missverständnisse und Entfremdung. Die Selbstvorwürfe, unausgesprochenen Warnungen und Geständnisse verhindern, dass das zentrale Paar am Ende gelöst und befreit aus dem Konflikt hervorgeht. Die gedämpfte Winterstimmung unterstreicht diesen Mangel an Leichtigkeit und Optimismus auf nicht unbedeutende Weise, ebenso, wie die Trauerkleidung auf unter Verschluss gehaltene Gedanken hinweist.

    Des Menschen Leides Schmied ist er selbst allein: Unter diesem Motto ringen Verstand und Gefühl miteinander, wobei besonders das verhaltene Spiel von Ulli Philipp, das sich in Demut und Fürsorge ausdrückt, hervorsticht. 4 von 5 Punkten

  • Eure FilmbücherDatum25.10.2014 15:12
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Eure Filmbücher

    Angeregt durch den Film "Liebling der Götter" suchte ich nach weiteren Informationen über Renate Müller.

    "Renate Müller - Ihr Leben, ein Drahtseilakt" von Uwe Klöckner-Draga (Verlag Kern, Bayreuth 2006)

    Auf 296 Seiten zeichnet der Autor ein lesenswertes Porträt der deutschen Schauspielerin der Dreißiger Jahre, angereichert wird es mit vielen Fotografien, einer Filmografie, der Theaterauftritte und der Lebensdaten der geheimnisumrankten Schauspielerin.

  • Krieg, Kameradschaft, KatastrophenDatum19.10.2014 14:35

    Zitat von Gubanov im Beitrag #1
    Welche ähnlichen Schauspielerschicksale gibt es zu vermerken?

    Eine tragische Rolle in der NS-Filmwelt spielte die Schauspielerin Renate Müller, auf deren Karriere der Film "Liebling der Götter" basiert:



    BEWERTET: "Liebling der Götter" (Deutschland 1960)
    mit: Ruth Leuwerik, Peter van Eyck, Harry Meyen, Hannelore Schroth, Robert Graf, Leonard Steckel, Willy Fritsch, Friedrich Domin, Werner Fuetterer, Lia Eibenschütz, Tilly Lauenstein, Elsa Wagner, Hans W. Hamacher, Bruno W. Pantel, Willy Krause u.a. | Drehbuch: Georg Hurdalek | Regie: Gottfried Reinhardt

    Zitat von Chronik des Films
    Renate Müller (geb. 26.4.1907 München, gest. 7.10.1937 Berlin) erwarb sich mit ihrer sympathischen, natürlichen Darstellung in Produktionen wie Die Privatsekretärin den Ruf, das ideale 'Mädel aus dem Volke' zu sein. Ihre Mitwirkung an dem Propagandafilm Togger wurde staatlich erzwungen. Nach einem Sturz vom Balkon ihres Hauses wird Renate Müller in ein Krankenhaus eingeliefert, wo sie zunächst erfolgreich operiert wird; dennoch verstirbt sie wenig später im Krankenhaus.


    Der lapidare Stil des Eintrags auf Seite 129 des Nachschlagewerks lässt dennoch erahnen, dass sich eine menschliche Tragödie hinter dem alltäglich klingenden Namen der Darstellerin verbirgt. In der Tat schlüpfte nicht nur sie in Rollen und Kostüme, sondern war auch Anlass für eine Filmproduktion, in der Ruth Leuwerik ihre Person verkörpert.

    Berlin, Anfang der Dreißiger Jahre. Die Schauspielerin Renate Müller lernt vor der Premiere ihres Films „Die Privatsekretärin“ den Staatssekretär der preußischen Regierung Dr. Hans Simon kennen und verliebt sich in ihn. Er ist charmant, zuvorkommend und hätte alle Chancen, in der Gesellschaft eine wichtige Rolle zu spielen, wenn er nicht als Jude eine Persona non grata für jene wäre, die bald die Macht an sich reißen werden: die Nationalsozialisten. Renates Freund, der Buchhändler Volker Hellberg, schließt sich schon sehr früh den Männern um Dr. Joseph Goebbels an. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler beginnt Göring mit der „Säuberung“ der Beamtenschaft in Preußen, weshalb auch Dr. Simon sein Amt verliert und sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlen kann. Renate hilft ihm über die Grenze und verspricht, bald nach England nachzukommen. Als die Nazis herausfinden, dass sie ihr beim Film verdientes Vermögen nach und nach in die Schweiz transferiert, um dort mit ihrem Freund ein neues Leben beginnen zu können, wird ihr Reisepass eingezogen und verlangt, dass sie Propagandafilme für das Dritte Reich dreht. Renate ist verzweifelt und verfällt mehr und mehr dem Alkohol....

    Die Produktion aus der CCC-Filmkunst-Schmiede von Artur Brauner balanciert fragil zwischen leichtfüßiger Unterhaltung und dem hohen Anspruch, eines der finstersten Kapitel in der deutschen Geschichte anhand des Schicksals einer Schauspielerin aufzuarbeiten. Da der Film ein breites Publikum erreichen soll, setzt man auf Emotionen und die Kraft darstellerischer Kunst. Das Team um Regisseur Gottfried Reinhardt und seine Assistentin Eva-Ruth Ebner vertraut auf die Sprache der Bilder (Kamera: Göran Strindberg) und das aussagestarke Spiel der Hauptdarstellerin. Das Gefühl und die Anteilnahme des Publikums soll durch Fokussierung auf die leidenschaftliche Liebe zwischen Renate und Hans erreicht werden. Peter van Eyck meistert den Part des in herrschaftlicher Umgebung agierenden Mannes routiniert. Sieht es zunächst nach einer mühelosen Aufgabe für ihn aus, so erkennt man doch bald, dass seine Figur im Exil jene Sicherheit verliert, die zu einem Markenzeichen des Darstellers wurde. Es ist ungewohnt, den souveränen Mimen in seiner Selbstverständlichkeit erschüttert zu sehen. Der paradoxe Glaube, den jüdischen Mitbürger, der weitaus loyaler zu seiner Heimat steht als die ‚treudeutsche’ Schauspielerin, entfernen zu müssen, zeigt sich vor allem in den Aussagen des Mannes, der nicht glauben will, dass Davonlaufen eine Lösung ist und alle Bürger die niederträchtige Politik Hitlers gutheißen. Man hört natürlich die Weisheit der zeitgeschichtlichen Distanz heraus, die viele Aussagen naiv und verblendet erscheinen lässt. Die Gegensätze zwischen den beiden Männern um Renate könnten nicht deutlicher aufgezeigt werden.



    Harry Meyen hinterlässt einen besonders starken Eindruck, obwohl er nur der zweite Mann hinter van Eyck ist. Die Unruhe hinter der abweisenden Fassade, das gefährliche Flackern in seinen Augen und der Fanatismus, den er mit Mühe zügeln kann, weisen ihn von Beginn an als Verlierer um die Gunst der Heldin aus, obwohl man sich insgeheim wünscht, dass die beiden Suchenden sich gegenseitig stützen. Der Überschwang der Gefühle, der das erste Drittel des Films dominiert, soll die baldige Trennung des Paares Leuwerik-van Eyck besonders schmerzhaft machen, doch seltsamerweise ist es die Entfremdung zwischen Meyen und Leuwerik, die sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Die Frau verschreibt sich mit Haut und Haar ihrem Geliebten und setzt dabei nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch ihr unmittelbares Umfeld aufs Spiel. Die Bedingungslosigkeit und der Starrsinn in ihrem Handeln als liebende Frau werden von Leuweriks Überschwang deutlich hervorgehoben und zeigen den Verlust der Ausgeglichenheit auf, jener Basis, auf der ihre Karriere fußt und deren Begleitumstände (Fröhlichkeit, Temperament) sie so anziehend macht. Die subtilen Hinweise auf kommende Gefahren vermittelt das ernste Spiel von Robert Graf, dessen Hakenkreuzanstecker am Revers drohendes Unheil verkörpert oder in den Warnungen von Hannelore Schroth. Zwei kurze Auftritte haben auch Albert Bessler und Benno Hoffmann. Elsa Wagner und Lia Eibenschütz als mütterliche Säulen im Alltag zeigen Mitgefühl und die Machtlosigkeit gegenüber rohem Dumpfsinn. Der Verlust der Kontrolle über ihr Leben ebnet Renate den Weg in den Untergang, wobei sie an ihrer Zerstörung einen wichtigen Anteil hat. Da der Vorhang fällt und einige Fragen offen bleiben bzw. sich neue aufgetan haben, habe ich mir das Buch von Uwe Klöckner-Draga über Renate Müller bestellt und hoffe, hier bald ein paar Ergänzungen vermerken zu können.

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