DER BESUCH (ZDF 1982), Erstsendung: 18.03.1984, Dauer: 98 Min. Darsteller: Jürgen Goslar, Judy Winter, Diana Körner, Horst Frank, Evelyn Opela, Gisela Kade, Anton Diffring, Michael Habeck Buch: Francis Durbridge (Theaterstück „House Guest“) Musik: Hans Posegga Chefkameramann: Klaus Günther Regie: Jürgen Roland
Nachdem ja jetzt auch endlich die TV-Filme für jedermann zugänglich sind, erlaube ich mir, hier eine Diskussion darüber zu beginnen. Die Artus-Film von Harald Müller hat zwischen 1982 und 1988 insgesamt fünf Theaterstücke von Francis Durbridge verfilmt, die Inszenierung wurde in die Hände namhafter und hervorragender Regisseure (Jürgen Roland, Günter Gräwert, Franz Josef Gottlieb, Thomas Engel, Wolf Dietrich) gelegt. Die ARD produzierte 1988 auch ein Durbridge-TV-Spiel mit dem Titel „Mord am Pool“ unter der Regie von Gerhard Klingenberg. Dass die sechs TV-Filme nicht an die reißerische Qualität der Mehrteiler herankommen ist klar, da es sich ja eigentlich um Theaterstücke handelt, deren Dramaturgie gänzlich anders gestrickt ist. Dennoch steigen die Außenaufnahmen und Szenenwechsel von Film zu Film (so ist „Der Besuch“, der erste Film, isotopisch angelegt, d.h., dass der ganze Film nur im geräumigen Landhaus der Drurys spielt während der letzte Film „Tagebuch für einen Mörder“ immerhin einige Außenaufnahmen und verschiedene Sets (darunter Münchner Innenstadt) aufweist).
Nun aber zu „Der Besuch“. Durbridge bedient sich hier eines Themas, das er in ähnlicher Form schon in „Es ist soweit“ fast 25 Jahre zuvor verwendet hat: Kindsentführung. Mit „Es ist soweit“ verbindet „Der Besuch“ schließlich auch den Hauptdarsteller Jürgen Goslar, der hier den Schauspieler Robert Drury spielt, dessen Sohn in Rom entführt wird. In seinem englischen Landhaus erscheint ein Mr. Crazier (Anton Diffring) bei Roberts Ehefrau Stella (Judy Winter) und stellt für die Freilassung des Sohns eine seltsame Bedingung: er will 48 Stunden bei den Drurys wohnen… Nach vielen Jahren habe ich mir diese Durbridge-Adaption wieder mal angesehen und ich muss sagen, dass der Film mir nach dem x-ten Mal ansehen diesmal am Besten gefallen hat. Wenn man genau aufpasst, hätte der Film sogar alle 20 Minuten ein Cliffhanger-Potential (das erste Mal, als sich herausstellt, dass die nette Journalistin (Evelyn Opela) Komplizin der Gangster ist, das zweite Mal als der angebliche Inspektor Burford (Horst Frank) Frazier ermordet etc.). Die Schauspieler spielen allesamt hervorragend und es ist ein Vergnügen diesen Profis zuzusehen (lediglich Gisela Kade als Drurys Schwester und Michael Habeck als Clayton spielen etwas überzogen). Besonders hervorzuheben ist hier – wie auch bei den anderen Durbridges des Produzenten Müller – die hervorragende Szenenmusik von Hans Posegga. Auch das Szenenbild von Leo Karen läßt eine schöne britische Atmosphäre aufkommen. Zum Inhalt selbst möchte ich noch sagen, dass es Durbridge gekonnt schafft, es bis zur 80. Minute hinauszuzögern, warum „Der Besuch“ im Hause der Drurys bleiben soll. Geschickte Wendungen halten die Spannung bis dahin ganz schön auf Trab.
ACHTUNG ! SPOILER!: Na klar, der Doppelgänger von Drury soll mit Miss Drury in die USA fliegen, um dort gegen Diamanten Rauschgift in Empfang zu nehmen. Bei Durbridge gibt es anscheinend nur diese beiden Thematiken, die sich durch alle Werke durchziehen. Warum zuerst nur Philipp Henderson und dann doch Mr. Drury fliegen kann, bleibt etwas im Dunkeln, genauso ist das Ende (die Überwältigung von Burford (Horst Frank)) etwas zu schnell und unwahrscheinlich.
Alles in allem bietet der Film aber gute Fernsehunterhaltung mit guten und gern gesehenen Darstellern und immerhin einem Stimm-Cameo von Jürgen Roland (die Stimme aus dem Lautsprecher). 3,5 von 5 Punkten.
P.S.: Die Bild- und Tonqualität der DVD ist sehr gut.
Gute Story, aber die Darbietungen von Gisela Kade, Michael Habeckun d auch von Judy Winter lassen das ganze des öfteren ins lächerliche abrutschen - Schade !
Wegen Horst Franks AUftritt aber auf jedenfall sehenswert !
Den Film aus dem Jahr 1982 (erst 1984 ausgestrahlt, warum eigentlich?) habe ich mir heute noch einmal angeschaut.
Darsteller: Jürgen Goslar, Judy Winter, Horst Frank, Evelyn Opela, Diana Körner, Gisela Kade, Anton Diffring, Michael Habeck. Regie: Jürgen Roland
Von früherer Durbridge entfernt sich diese Verfilmung doch allein dadurch deutlich, dass es nur noch ein Einteiler ist. Wie Georg unten aus meiner Sicht korrekt interpretiert hat, bleiben jedoch die "Cliffhanger", die auch einen Schnitt als 6-Teiler ermöglicht hätten. Bei der Inszenierung durch Jürgen Roland hat man offenbar wieder den Rückschritt zur theaterhaften Darstellung gemacht. Schade um die gute Schauspieler-Riege wie Jürgen Goslar, Judy Winter und vor allem Horst Frank. Ich denke, in einer modernen Mehrteiler-Version, deren Standorte nicht nur wie hier das Wohnzimmer umfassen, wäre viel mehr raus zu holen gewesen. Horst Frank habe ich selten in einer so bösen Rolle gesehen! Vor allem in der langsamen und präzisen Ausdrucksweise schaudert es einem, wenn er plötzlich in der Wohnzimmer-Tür steht und eintritt. Brilliant! Den Auftritt von Jürgen Goslars Doppelgänger finde ich am Ende jedoch komplett lächerlich - schade!
Fazit:Tolle Schauspieler und eine akzeptable Story - leider für meinen Geschmack schlechte Inszenierung.2/5 Punkten(Horst Frank sichert den zweiten Punkt ab, wegen ihm muss man den Fernsehfilm aber mal gesehen haben)
Auch ich habe mich immer darüber gewundert, warum der Film erst 1984 ausgestrahlt wurde. Vielleicht wurde er damals aus aktuellem Anlass verschoben. Müsste man mal recherchieren.
Dass der Film so ein Kammerspiel ist, liegt ja daran, dass es ein Theaterstück ist, das einfach für's Fernsehen inszeniert wurde. Durbridges Theaterstücke, auf denen alle 80er-Verfilmungen beruhen, sind ja qualitativ in meinen Augen allesamt schwächer als das schwächste Fernsehspiel. Das hat natürlich mit den Cliffhangern zu tun. Der beste aller TV-Einteiler ist für mich übrigens "Plötzlich und unerwartet".
Zitat von Georg im Beitrag #5Dass der Film so ein Kammerspiel ist, liegt ja daran, dass es ein Theaterstück ist, das einfach für's Fernsehen inszeniert wurde.
Ich glaube übrigens, würde ich mir diesen "Film" als Theateraufführung anschauen, so wäre ich begeistert. Fakt ist, dass wir es mit großen Schauspielern zu tun haben, die große Leistungen erbringen. Vielleicht kämen im Rahmen der Pausen dann auch die Cliffhanger gut zur Geltung.
Zitat von Georg im Beitrag #5 Der beste aller TV-Einteiler ist für mich übrigens "Plötzlich und unerwartet".
Den habe ich hier noch vorliegen und überlege mir, ob ich ihn mir Neujahr anschaue. Eigentlich ist mein Interesse an den 80er-Verfilmungen mit dem heutigen Film *räusper* "befriedigt".
Die schauspielerischen Leistungen in "Besuch" sind zweifellos herausragend, Horst Frank ist wunderbar fies, aber auch Goslar/ Winter spielen herrlich (übrigens ja eine sehr ähnliche Situation wie in "Es ist soweit").
Ich glaube, du kannst es wagen und "Plötzlich und unerwartet ..." eine Chance geben! Bin gespannt auf Deine Eindrücke!
BEWERTET: "Der Besuch" (1984) nach dem Theaterstück "House Guest" von Francis Durbridge mit: Jürgen Goslar, Judy Winter, Horst Frank, Michael Habeck, Evelyn Opela, Anton Diffring, Diana Körner, Gisela Kade | Regie: Jürgen Roland
Robert und Stella Drury leben nach ihrer Rückkehr aus den USA wieder in ihrer Heimat England. Die beiden Schauspieler möchten, dass ihr neunjähriger Sohn eine englische Schule besucht. Gerade erst waren Robert und Mike ein paar Tage in Italien, um Roberts Mutter zu besuchen. Vorzeitig kommt dieser nach Hause: Mike ist in Rom entführt worden. Ein Mann namens Crazier kündigt seinen Besuch an und erläutert dem Ehepaar die Bedingungen für die Freilassung ihres Sohnes: Der Major beabsichtigt, 48 Stunden im Haus der Drurys zubringen zu dürfen. Offenbar will er sich dort mit jemandem treffen.....
Der Zuseher verbindet den Namen Durbridge mit spannenden Mehrteilern, deren Kunst darin besteht, möglichst komplizierte Verbrechenspläne wohldosiert aufzudröseln. Hier hat man es nun erstmals mit einem Einteiler zu tun. In gewohnt gediegenem Ambiente nehmen die handelnden Personen rasch ihre Plätze ein und die Geschichte beginnt klassisch mit einer Kindesentführung. Der Plot erinnert an „Es ist soweit“, wobei bald klar wird, dass es nicht um Geld, sondern um eine Forderung geht, die anscheinend nur Robert Drury erfüllen kann. Verschwiegenheit und Beherrschung der Emotionen werden für das reibungslose Abwickeln des ‚Geschäfts’ vorausgesetzt, wobei einige Schwachstellen zu Tage treten: die Anwesenheit einer Sekretärin, die Sorge der Eltern um das Leben des Kindes und die Unberechenbarkeit der angeblich gut durchdachten Pläne. Das Auftreten von Inspektor Burford und seinem Sergeanten bringt eine unangenehme Note mit ins Spiel, vor allem Horst Frank trägt als geschniegelter Vertreter der Obrigkeit zu dick auf, man merkt, dass es sich um eine Mogelpackung handelt. Während Frank nach seiner Demaskierung wesentlich entspannter wirkt, fällt der untersetzte Michael Habeck als Mann fürs Grobe umso störender ins Gewicht. Der Blutzoll ist für ein harmloses, sich bieder gebendes Kammerspiel sehr hoch. Distinguierte Figuren wie Anton Diffring und Evelyn Opela holen aus ihren kurzen Auftritten alles heraus, was ihnen ihre begrenzte Spielzeit ermöglicht. Diana Körners Rolle wirkt im Grunde überflüssig, wenn man einmal von Gisela Kade absieht, deren Auftritte nur dazu dienen, die Handlung zu verzögern. Jürgen Goslar und Judy Winter reagieren in manchen Szenen geradezu schockierend gelassen, vor allem, wenn es darum geht, sich selbst des Mordes zu bezichtigen. Es schadet dem Fortgang der Geschichte ungemein, dass die sich überschlagenden Enthüllungen und Absichten der Verbrecher in einem Teil abgewickelt werden. Zu weit hergeholt, zu umständlich erscheint der Plan des Gaunerduos, das mit dem doppelten Goslar gehörig an Glaubwürdigkeit verliert. Sein ruhiges, angenehm realistisches Spiel wird hier ad absurdum geführt und selbst Judy Winters kühle Selbstbeherrschung gerät ins Wanken. Das abrupte Ende wirkt zwar befreiend, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier viele gute Ansätze verschenkt wurden.
Langatmiges Verwirrspiel um Erpressung, Mord und Schmuggel, bei dem altbewährte Zutaten aus der Speisekammer von Francis Durbridge schlecht gemischt und lauwarm zubereitet wurden. 3 von 5 Punkten.
Ich hatte mir als erstes "Plötzlich und unerwartet" aus der 80er Serie angehen und jetzt den "Besuch".War natürlich gespannt da ich die Kritiken vorher verfolgt hatte. Das bei einigen hochgelobte Spiel von H. Frank empfinde ich nur als zu gestelzt ,Habeck ebenfalls zu aufgesetzt.Spätestens beim Auftritt des Doppelgängers droht die Sache kurz in die Komödie abzurutschen. Im Theater würde es wohl eine tolle Vorstellung sein ......aber so als "Film" ? Natürlich sind auch einige Szenen dabei die voll überzeugen zB. der erste Mord total überraschend ( als man noch nicht wusste wer jetzt was wirklich ist ) Fazit: Plötzlich und unerwartet um längen besser .
Von allen Theaterstückverfilmungen ist sicherlich Plötzlich und unerwartet ... die beste, obwohl es sich dabei um keinen Whodunit handelt. Durbridge selbst hatte dieses Stück selbst als "Will-He-Get-Away-With-It" (in Analogie zum Begriff 'Whodunit') bezeichnet.
Richtig ist Deine Bemerkung, dass Der Besuch als TV-Verfilmung weniger funktioniert, als auf der Bühne, wo man nicht so nah dran ist. Jürgen Goslar hat mir erzählt, dass es für ihn sehr schwer war, diese Doppelrolle zu spielen. "Im Theater ist das ja leicht - aber wie macht man das im Fernsehen?", hat er damals zu mir gesagt. Da wäre auch Jürgen Roland als Regisseur etwas mehr gefordert gewesen, meine ich. Roland war übrigens tatsächlich auch mit dem Stück auf Tournee!