Zitat von Peter Ross im Beitrag #144Übrigens: Genau genommen spielt Eddi Arent das erst Mal in dieser Serie einen leichten Bösewicht. Gibt er nicht den Hinweis per Funkgerät weiter, wer sich Mr. Blonberg nähert?
Falls es Eddi Arent ist. Da besteht noch große Uneinigkeit.
Aber der Organist ist doch (egal ob Arent oder jemand anderes) ein Bösewicht im Film, oder sehe ich das falsch?
Zitat von Peter Ross im Beitrag #151... Aber der Organist ist doch (egal ob Arent oder jemand anderes) ein Bösewicht im Film, oder sehe ich das falsch?
Richtig. Er ist Handlanger Blonbergs (sichtbar an der Warnung per Funkgerät) - und leiht ihm die Stimme, wenn dieser mit anderen Handlangern spricht. Tja, der wundersame Stimmenverleih bleibt eben ein ewig rätselhaftes Wallace-Phänomen...
Das Rätsel ist wohl schon wieder einmal NICHT gelöst...
Horst Uhde hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem Organisten Miller, jedenfalls viel weniger als Eddi Arent.
Da sich der von mir selbst empfohlene Kauf der Wolfgang-Petersen-Box (jedenfalls für 159 €) nicht lohnt (die guten Filme hat man ja ohnehin, die schwachen kann er behalten... ), habe ich Herrn Uhde mal eher auf der komödiantischen "no-budget"-Schiene gesucht - und in Gesellschaft von Heinz Erhardt in der Bühnenversion von "Das hat man nun davon" gefunden. Bitte schaut euch das Machwerk lieber nicht komplett in neun Teilen an, sonst wird der Titel auf unangenehme Weise Programm...
Screenshots spare ich mir. Nach etwa fünf Minuten Laufzeit ist Horst Uhde als "Exzellenz Ali Aganemtsich" am besten in bewegten Bildern zu sehen - und zwar in albern-senfigem Outfit...
Der Fälscher von London ist wohl der Film der mich bezüglich der Besetzung am meisten beeindruckt hat und schon allein dadurch Pluspunkte sammelt. Zwei Namen ragen aus der Riege hervor: zum einen Robert Graf als Basil Hale und Victor de Kowa als Dr. Wells. Beiden kann ich nur einen Dank aussprechen für ihr einzigartiges Gastspiel. Nie wieder sollte eine Nebenrolle so authentisch an Edgar Wallace' Zeiten erinnern wie Basil Hale. Er versprüht einen derart nostalgischen Charme, dass ich allein Grafs Vorstellung wegen dem Film vier Punkte geben würde. Auch Dr. Wells wurde von de Kowa wahnsinnig gut verkörpert und gibt eine der besten Darbietungen der Serie ab. Doch das tolle Ensemble beschränkt sich nicht nur auf diese beiden Herren. Auch Lowitz gefällt mir als OBERinspektor sehr gut, da er sich in Coolness selber toppt im Vergleich zum Frosch. Helmut Lange gibt ebenfalls eine 1A Hauptperson ab, der zwischen Verdächtigem und Sympathieträger wandelt und neben ihm hat Karin Dor hier ihren zweitstärksten Auftritt (nach Zimmer 13). Walter Rilla als der Gerissene und kranker Onkel überzeugt genauso wie Ulrich Beiger als forscher Inspektor Rouper oder Mady Rahl als enttäuschte Ehefrau.
Ich muss sagen dass der Fälscher aufgrund dieser großartigen Besetzung bei mir eine Sonderstellung einnimmt und aufgrund des Pferderennens zu Beginn auch am meisten britisch auf mich wirkt. Szenen wie zu Beginn des Films oder auch die Hochzeitsfeier tragen dazu bei, dem Film einen echten Wallace-Stempel aufzudrücken. Dieser Streifen beweist, dass ich nicht dutzende Tote braucht, um einen guten Krimi auf die Leinwand zu zaubern und Reinl gelingt ein dichter, atmosphärischer Beitrag zur Reihe. Er wählt einen ziemlich psychologischen Zugang zum Geschehen, der aufgrund der genialen Besetzung auch hundertprozentig aufgeht. Ich verstehe dennoch Kritiker, die dem Film mitunter Längen vorwerfen. Sicher, das Erzähltempo ist ein gemächliches, aber gibt gleichzeitig den Figuren Platz sich zu entfalten. In welchem anderen Film erhält man derartigen Einblick in das Privatleben verschiedenster Nebencharaktere? Mag sein, dass das Tempo, sicher auch durch den gedämpften Humor, nicht an die Nachfolgefilme herankommt, aber dadurch erhalten die Figuren mehr Profil, als es in späteren Filmen der Fall sein wird. Aus diesem Grund kann ich an der Inszenierung nichts aussetzen und finde auch das die Spannung den Film über ansteigt und in einer recht guten Auflösung mündet.
Zum Thema Auflösung...Sie ist gut gelungen, besonders da Peter Clifton kurz vorher noch auftaucht, aber die Verhaftung geschieht doch recht unspektakulär. Zumindest hier hätte auch ich mir mehr gewünscht.
Zur Musik, wir haben es ja bei den EW Oskars gesehen, gibt es nichts hinzuzufügen. Die schleichenden Posaunen geben einen tollen Krimisound ab.
Abschließend mein Urteil...was ich wirklich als Kritikpunkt vorzubringen habe ist die etwas kitschig geratene Liebesgeschichte, die mich nicht ganz überzeugt. Andererseits, wie gesagt, ist der Fälscher unter den best besetzten Film der Serie und verleiht seinen Charakteren Profil und einprägsame Szenen.
Wäre zum Schluss doch Peter Clifton als der Gerissene entlarvt worden, hätte ich dem Fälscher 5 Punkte gegeben. Aber er war es leider nicht...
Da gibt es zahlreiche Punkte - warten wir mal ab, bis Ray mit seiner großen Wallace-Chronologie beim Hexer angekommen ist; da passt so ein Vergleich besser hin als in den Thread der toten Augen. Wenn er mit seinem Elan weiterhin gleichbleibendes Tempo vorlegt, dürfte das vermutlich morgen Abend der Fall sein!
Gruß Jan
Ganz so schnell war ich dann doch nicht. Aber richtig erkannt, das EW-Fieber ist mal wieder hoffnungslos bei mir ausgebrochen und so schnell ist keine Rettung in Sicht!
Der Fälscher von London (BRD 1961)
Regie: Harald Reinl
Darsteller: Karin Dor, Hellmut Lange, Viktor de Kowa, Mady Rahl, Robert Graf, Walter Rilla, Ulrich Beiger, Sigrid von Richthofen, Joseph Offenbach, Otto Collin, Eddi Arent
Der Bericht enthält Spoiler.
Ich musste ein wenig in mich hineinlächeln, als ich den Thread durchgestöbert habe, denn mir ging es ganz genauso, wie so vielen Leuten hier: bei der Erstsichtung war ich nicht wirklich begeistert, doch über die Jahre hinweg ist der Film in meiner Gunst im Grunde stetig gewachsen, wobei mit der jüngsten Sichtung ein - vorläufiger - Höhepunkt erreicht sein dürfte.
Bereits in der Eröffnungssequenz, genauer gesagt in der Einstellung, in der Lange, Dor, de Kowa und Rilla auf der Tribüne zu sehen sind, wie sieh das Pferderennen beobachten, lässt sich erahnen, dass einen ein sehr guter Film erwartet. Eben jene Szene repräsentiert die Eleganz, die der Film versprüht. Noch mehr als "Die Bande des Schreckens" ist "Der Fälscher von London" ein Edel-Krimi. Es dürfte sich zudem um den romantischsten unter den Wallace-Filmen handeln, vielleicht hat @Edgar007 dies in einem älteren Beitrag gemeint, als er kundgab, seiner Meinung nach sei der Film der "Schönste" der Reihe.
Insgesamt fällt auf, dass man sich immer noch in der Frühphase der Serie befindet, in der man durchaus noch bereit war, neue Richtungen einzuschlagen und in manchen Dingen noch nicht ganz so festgefahren war. Das zeigt sich bereits in der Pre-Title-Sequenz, in der eben anders als in den beiden vorangegangenen Filmen und in den meisten (oder allen?) folgenden Filmen kein Mensch zu Tode kommt. Bis zur ersten Leiche geht einige Zeit ins Land. Auch in inhaltlicher Sicht erscheint der Film rückblickend ungewöhnlich. Die männliche Hauptfigur ist kein Held, sondern muss von der eigenen Frau und dem befreundeten Inspektor aus der Patsche gezogen werden, während ihm von unbekannter Seite Unrecht angetan hat. Insoweit liegt der Film inhaltlich eher auf der Durbridge-Linie, was sich zudem an der überschaubaren Anzahl an Toten zeigt.
Wenn man sich auf den etwas gemächlichen Erzählrhytmus einlässt, bekommt man eine überdurchschnittlich reizvolle Geschichte erzählt, die durchaus zu fesseln weiß. Darüber hinaus zieht der Film im Finale nochmal ordentlich an. Die Auflösung entpuppt sich als gleichermaßen überraschend wie plausibel, wobei besonders der Auftritt Peter Cliftons unmittelbar vor Erscheinen des wahren Täters Lob verdient, da der Zuschauer unweigerlich einen "Also doch-Moment" durchlebt. Reinl verlegte sich hier noch mehr als bereits zuvor auf seine Stärke, insbesondere durch Landschaftsaufnahmen, dafür ohne vordergründige Effekte wohligen Grusel zu erzeugen. Die Schauplätze innen wie außen sind exquisit, wobei ich diesmal natürlich besonders auf die von @Gubanov und @Marmstorfer besuchte Villa geachtet habe.
Hinsichtlich der Darsteller erweist sich der Umstand, dass man in vorderster Front bis auf Karin Dor und Siegfried Lowitz auf Mimen setzte, die vorher und später wenig bis gar nicht mehr berücksichtigt wurden, als Pluspunkt und verleiht dem Film eine besondere Note. Einerseits will man natürlich manchen Darsteller immer wieder sehen, dennoch hat es durchaus erfrischende Wirkung, wenn vereinzelt mal ein anderer Weg eingeschlagen wurde. Als ich den Roman las und den Film zu der Zeit noch nicht kannte - im Fernsehen war er ja seit jeher unterrepräsentiert - stellte ich mir in der Rolle des Peter Clifton Klaus Kinski vor. Sicherlich hätte auch er aus der Rolle etwas herausgeholt, dennoch bin ich mit Lange vollauf zufrieden. Viktor de Kowa spielt den aufdringlichen und um jeden Preis nach Gewinn strebenden Dr. Wells ausnehmend überzeugend. Übertroffen wird er jedoch von Gaststar Robert Graf in der Rolle des Basil Hale. Aus einer relativ kleinen Rolle, in der man sich sonst auch Harry Wüstenhagen gut hätte vorstellen können, holte er das Maximum heraus. Er ist der jede Romantik im Kein erstickende Störenfried, der mit seinem intriganten und vor Snobismus nur so strotzenden Spiel den gesamten Cast auf Trab hält. Eine Schande, dass dieser großartige Akteur nie wieder besetzt wurde. Walter Rilla sieht man hier erstmals in einem Obhutsverhältnis zu Karin Dor, "Zimmer 13" und "Ich, Dr. Fu Man Chu" sollten folgen. Er muss sich auf der Hochzeitsfeier von Basil Hale als gescheiterter "Kitschpostkartenpicasso" verhöhnen lassen. Eine Szene, die in meinem imaginären Best Of-Clip ebenfalls einen festen Platz hat. Mady Rahl spielt zum gefühlt ersten und einzigen Mal in einem Krimi keine völlig heruntergekommene Frauensperson.
Um die unverbrauchten Gesichter laufen Karin Dor und Siegfried Lowitz zur Hochform auf. Die Dor lieferte in diesem Film die wohl beste Leistung innerhalb der Wallace-Reihe ab und bewies, dass sie in der Lage war, in Ermangelung eines zugkräftigen männlichen Stars á la Fuchsberger einen Film zu tragen. Lowitz spielt äußerst sympathisch und schlitzohrig und übertrifft seine schon sehr gute Darbietung im "Frosch". Überhaupt gehören Lowitz und Rilla zu den würdevollsten Akteuren im Wallace-Universum. Was Otto Collin betrifft, so muss ich @Jan Recht geben, in der Rolle wäre Fritz Rasp noch ein zusätzliches Schmankerl gewesen.
Abgerundet wird der Film durch seinen dezenten Humor, der - ähnlich, freilich nicht ganz so ausgeprägt wie bei "Die toten Augen von London" - vor allem über die Dialoge erzeugt wird. Aus der Reihe tanzt insoweit der Auftritt Eddi Arents, aber der ist (in diesem Fall zum Glück) schnell vorüber.
"Der Fälscher von London" ist der romantischste und wohl auch edelste Film der Reihe und überzeugt vor allem durch seine starke Story und die vielen unverbrauchten Gesichter. Die Tatsache, dass ich zum dritten Mal in Folge 5 von 5 Punkten vergebe, zeigt, dass ich mich in einer der qualitativ stärksten Phasen befinde.
Zitat von Ray im Beitrag #156bei der Erstsichtung war ich nicht wirklich begeistert, doch über die Jahre hinweg ist der Film in meiner Gunst im Grunde stetig gewachsen, wobei mit der jüngsten Sichtung ein - vorläufiger - Höhepunkt erreicht sein dürfte.
Hab mir den Film auch nochmal angesehen und mir geht es ganz genauso!
Ein Treffen zwischen den Beiden ist gar nicht vorgesehen, sondern Rouper unternimmt eine Observation, bei der er den Betreffenden - zufällig oder von Miller gewollt - aus den Augen verliert. Da Rouper eine Schachfigur des auf eigene Faust handelnden Dr. Donald Welles ist, hat er wohl auch von diesem den Auftrag zur Beschattung von Radlow erhalten, um zu verhindern, dass das Vermögen von Peter Clifton, auf das der Arzt spekuliert, ihm durch vom Anwalt schriftlich fixierte Anweisungen "durch die Lappen" geht. Welles ergreift ja dann auch drastische Gegenmaßnahmen gegen Radlow, die wie sich "der Gerissene" später bei einem Telefonat mit Dr. Welles beschwert auch nicht mit ihm - dem eigentlichen Chef - abgesprochen waren und von ihm sogar missbilligt werden.
"Das ganze ist eine Sache der Vorstellungskraft. Phantasie."
(Heinz Drache in "Der Hexer")
Heinz Klevenow leiht dem "Gerissenen" nur die Stimme, mysteriöserweise spricht er darüber hinaus auch noch für den Organisten Miller sowie für den Wärter von Mrs. Unterson. Persönlich zu sehen ist er natürlich als Bankier Brabazon in "Der rote Kreis".