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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.01.2019 00:22
#211 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Ich musste nach der Sichtung auch nachfragen und mir wurde gesagt, es handele sich um Basil Hale.

Ray Offline



Beiträge: 1.951

10.01.2019 21:40
#212 RE: Bewertet: "Der Fälscher von London" (1961, 7) Zitat · Antworten

Okay, danke für die Rückmeldung. Würde ich, wenn ich mich entscheiden müsste, auch vermuten.

Andreas Offline




Beiträge: 435

23.06.2019 23:09
#213 RE: Bewertet: "Der Fälscher von London" (1961, 7) Zitat · Antworten

Der FÄLSCHER war einer meiner ersten EW Filme, vielleicht sogar der Erste! Er gefällt mir heute immer noch so gut wie damals, vielleicht noch ein wenig besser?
Die Geschichte ist gut inszeniert, sie bleibt (auch ohne Comic-Einlagen) spannend und hat ein klassisches Finale. Die Musik gefällt mir außerordentlich gut. Ein echter Klassiker, dem meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Hier stimmt eigentlich alles. Summa cum laude, also 5 von 5 Punkten.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

24.06.2019 19:19
#214 RE: Bewertet: "Der Fälscher von London" (1961, 7) Zitat · Antworten

Zitat von Andreas im Beitrag #213
Der FÄLSCHER war einer meiner ersten EW Filme, vielleicht sogar der Erste! Er gefällt mir heute immer noch so gut wie damals, vielleicht noch ein wenig besser?
Die Geschichte ist gut inszeniert, sie bleibt (auch ohne Comic-Einlagen) spannend und hat ein klassisches Finale. Die Musik gefällt mir außerordentlich gut. Ein echter Klassiker, dem meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Hier stimmt eigentlich alles. Summa cum laude, also 5 von 5 Punkten.


Sehe ich genauso. Der Film wird meiner Meinung nach oft stark unterschätzt. Die Geschichte ist gut konstruiert und gerade schauspielerisch ist absolut nichts auszusetzen. Die Musik gehört auf jeden Fall zu meinen persönlichen Top-5. Was mir besonders gut gefällt: Mit ein wenig Kombinationsgabe kann man sogar selbst auf den Täter kommen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2019 00:57
#215 RE: Bewertet: "Der Fälscher von London" (1961, 7) Zitat · Antworten

Zitat von Baal1985 im Beitrag #214
Zitat von Andreas im Beitrag #213
Ein echter Klassiker, dem meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Sehe ich genauso. Der Film wird meiner Meinung nach oft stark unterschätzt.

Wie soll das denn angehen? Die Besprechungen im Rahmen von Wallace der Woche waren beim Fälscher doch wieder (man verzeihe mir die Ausdrucksweise) ein praktisch einhelliges Gruppenonanieren. Außer meinen als überkritisch aufgefassten 3,5 Punkten gab es doch kaum zweifelnde Anmerkungen. Im Grandprix 2014 belegte der Film eine solide Top-Ten-Platzierung und auch für die 2019er-Auflage sehe ich die Fälscher-Chancen sehr rosig. Das Underdog-Narrativ, das hier kreiert werden soll, ist jedenfalls unzutreffend.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.650

10.08.2019 21:06
#216 RE: Bewertet: "Der Fälscher von London" (1961, 7) Zitat · Antworten

Der schurkische Nachschuss: Hätte, wäre, wenn. Ein Drehbuch etwas mehr in Richtung Thriller statt Wohlfühlkrimi bleibt zwar ein frommer Wunsch, aber in seiner Sparte ist der atmosphärische Fälscher unbestreitbar Oberliga. 5 von 5 Punkten.

Savini Offline



Beiträge: 805

17.03.2021 11:50
#217 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Vor vielen Jahren wurde teilweise intensiv (aber eher außerhalb von diesem Thread) die Frage diskutiert, ob Eddi Arent nun den Organisten Miller gespielt habe oder nicht. Dass dies von einigen Mitgliedern ernsthaft geglaubt worden zu sein scheint, hat mich immer überrascht. Ichselbst konnte daran nie glauben; das treffendste Argument wurde komischerweise erst vor zwei Jahren genannt:

Zitat von Ray im Beitrag #210
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #209
Bliebe noch die ewige Frage, ob Eddi Arent denn nun auch den Organisten Miller gespielt hat. Einen endgültigen Beweis gibt es natürlich nicht, aber ich bin der Meinung, dass der Organist einfach nicht Arents Augen besitzt. Und warum sollte man sich die Mühe machen, für Arent eine extrem aufwendige Maske zu entwerfen, nur damit man ihn nicht erkennt? Das spräche doch gegen die Produktionsökonomie der Wallace-Filme. Zudem wären zusätzliche Drehtage Arents sicherlich teurer gewesen, als die eines Kleindarstellers aus dem NDR-Fundus. Nun ja - dass wir wohl nie endgültige Klarheit darüber haben werden, hat ja auch einen gewissen Reiz.


Ich war in dem regulären Thread mal über diese Diskussion gestolpert und muss sagen, dass ich wohl nie darauf gekommen wäre, dass da Arent drunter stecken könnte. Ich kann es mir, nachdem ich bei der letzten Sichtung nochmal genauer drauf geachtet habe, auch ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen. Zunächst wie von dir angesprochen die Aufwändigkeit der Maske. Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis, zumal wenn man die Katze aus Promo-Gründen dann nicht doch aus dem Sack lässt irgendwann. Spätestens im mit Anekdoten reich bestückten Tses-Buch hätte das sicher seine Erwähnung gefunden, zumal der Autor gerade mit Arent offenbar eng in Kontakt stand.

Gerade Tses hätte auf eine solche Anekdote garantiert nicht verzichtet. Aber auch Joachim Kramp hätte das sicher erwähnt; er geht in seinem Buch zwar weniger auf Geschichten vom Set ein, aber dafür listet er oft auf, welches Crewmitglied den maskierten Mörder beim Dreh doubelte. Dass er sich zur Frage "Arent oder nicht Arent?" nach meiner Erinnerung hier nicht geäußert hat, erkläre ich mir damit, dass ihm diese zu abwegig erschien.
Das zweite Gegenargument ist die Körpergröße: Als Inspektor Rouper den Organisten stellt, wird er von diesem sichtlich überragt; Eddi Arent war aber keinesfalls größer, sondern eher etwas kleiner als Ulrich Beiger, worauf das Mitglied Peter in einem anderen Thread hingewiesen hat. Natürlich kam dann die Bemerkung, dass ihm Kino durchaus manipuliert würde, um Schauspieler größer wirken zu lassen. Allerdings wird das meistens bei Hauptdarstellern gemacht; bei einer so kleinen Nebenrolle stünde der Aufwand in keinem Verhältnis dazu.

Savini Offline



Beiträge: 805

17.03.2021 12:10
#218 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Vor einiger Zeit hat Tremor einige Fragen gestellt, auf die nicht durchgehend geantwortet wurde.

Zitat von Tremor im Beitrag #191
Warum nimmt der Gerissene den Namen seines Handlangers Blonberg an?

Da dieser als Strohmann diente, um das Büro zu mieten, war es sinnvoll. Zumal so Fragesteller, die nicht zur Organisation gehörten, aber den Namen gehört hatten, abgewimmelt werden konnten.
Zitat von Tremor im Beitrag #191
Weshalb hat John Leith seine Staffelei in einem Irrenhaus?

In einem Irrenhaus soll die Szene offensichtlich nicht spielen, sondern bei Leith zu Hause, wo ihn der Wärter besucht. Außerdem scheint Mrs. Unterson sich nicht in einer Anstalt zu befinden, sondern in ihrer Wohnung betreut zu werden - von einem Wärter, der praktischerweise auch zur Organisation gehören dürfte.
Zitat von Tremor im Beitrag #191
Weshalb wird er mittendrin als vermeintliches Mitglied der Verbrecherbande geoutet?

Auf diese Weise bekommt man erste Einblicke in den Plan der Verschwörer, ohne alles zu enthüllen, da Leith ja sowohl Dr. Wells als auch dem Wärter gegenüber vom "Chef" als einer dritten Person spricht.

Zitat von Tremor im Beitrag #191
Woher weiß der Gerissene, dass sich Wells und Unterson gegenseitig erschießen? Was hätte er getan wenn nicht?

Leiht hatte von dem Wärter zwei Informationen erhalten: 1. dass Mrs. Unterson von der Vorstellung besessen ist, dass Peter Clifton Blonberg sei und 2., dass sie einen Revolver habe, um den Tod ihres Sohnes zu rächen. Er konnte sich also ausrechnen, was geschehen würde, sobald sie in seine Büro bestellt würde. Dass Dr. Wells sie ebenfalls erschießen, war aus Leiths Sicht nicht so entscheidend, ihm dürfte es wichtig gewesen sein, dass der Doktor nun nicht mehr reden könne. Wäre Mrs. Unterson anschließend verhaftet worden (wie es im Roman geschieht), hätte man sie in eine Anstalt eingewiesen, den Toten im Büro gefunden und für den "Gerissenen" gehalten.
Zitat von Tremor im Beitrag #191
Woher wissen die Cliftons und Bourke, wann und wo sie dem Gerissenen auflauern sollen? Wofür (von Widerstand gegen die Staatsgewalt mal abgesehen) wird Leith letztendlich konkret verhaftet (gibt es denn urplötzlich irgendwelche Beweise gegen ihn)?

Anscheinend befindet sich der Maschinenraum im selben Gebäude wie Blombergs Büro und ist mit diesem durch den Fahrstuhl verbunden. Außerdem scheint Bourke auch sicher zu sein, dass es sich bei Blomberg um den "Gerissenen" handelt.

Savini Offline



Beiträge: 805

17.03.2021 12:26
#219 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #200
Allerdings scheinen sich beide keine Sorgen um den Taxichauffeur zu machen, der sie zum Haus von Radlow gefahren hatte und der auch Peters Wagen gesehen hat. Sollte irgendjemand den mal als Zeugen vernehmen, wird seine Geschichte erheblich von der Version der anderen abweichen...

Aber ob er überhaupt deswegen vernommen würde? Von seiner Anwesenheit am Tatort wissen zunächst nur Jane und Bourke. Und wenn später der Mord an Radlow aufgeklärt ist, würde seine Aussage auch niemandem mehr schaden.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #200
Und wer hat nun die Druckerpresse in den Teich hinter Longford Manor geworfen ? Waren es der Gerissene oder seine Gehilfen oder doch Peter, der seiner Frau die Schande von ihres Onkels Schuld ersparen wollte ? Ist zwar nicht so wichtig, aber trotzdem nicht ganz klar.

Ich würde zur zweiten Erklärung tendieren. Die erste wäre nur dann sinnvoll, wenn Hales Anruf bei der Polizei nicht abgestimmt war und der "Gerissene" noch nicht alle seine Fingerabdrücke abgewischt hätte, was kaum der Fall gewesen sein dürfte. Andererseits ist es komisch, dass er dabei die Druckplatte übersehen haben soll ...
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #200
Und dann gibt es noch den (frei erfundenen Organisten), der einmal normal durch die Welt läuft und einmal als Blinder verkleidet. Wozu soll dass nun nötig sein, außer dass es Assoziationen zu einem Vorgängerfilm weckt?

Die Rolle des Organisten wirkt so, als hätte man sie nachträglich in das Drehbuch eingefügt, um eine zusätzliche "mysteriöse" Figur zu haben, die den Verdacht auf sich zieht und das Publikum ablenkt, ansonsten aber überflüssig ist. Bei Kinskis Rolle im "silbernen Dreieck" oder Pieritz im "unheimlichen Mönch" sieht es ja ähnlich aus.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #200

Natürlich ist es wieder mal, wie immer, sehr zufällig, dass sich alle Beteiligten, das Opfer, die Schurken und der Inspektor, alle irgendwie kennen und der Inspektor schon die ganze Zeit weiß, dass der "Gerissene" hinter allem steckt.

Wenn man von Bourke absieht, sind die persönliche Kontakte in diesem Fall nicht unbedingt eine Schwäche, da Leith und Wells ihren Plan ja schon länger ausgeheckt haben dürften und es schließlich auch Zeit braucht, um eine Ehe zu arrangieren (Leith) und sich als guter Freund Vertrauen zu erschleichen (Wells).

Savini Offline



Beiträge: 805

15.06.2021 15:48
#220 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #219
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #200
Und wer hat nun die Druckerpresse in den Teich hinter Longford Manor geworfen ? Waren es der Gerissene oder seine Gehilfen oder doch Peter, der seiner Frau die Schande von ihres Onkels Schuld ersparen wollte ? Ist zwar nicht so wichtig, aber trotzdem nicht ganz klar.

Ich würde zur zweiten Erklärung tendieren. Die erste wäre nur dann sinnvoll, wenn Hales Anruf bei der Polizei nicht abgestimmt war und der "Gerissene" noch nicht alle seine Fingerabdrücke abgewischt hätte, was kaum der Fall gewesen sein dürfte. Andererseits ist es komisch, dass er dabei die Druckplatte übersehen haben soll ...

Nachdem ich neulich nach langer Zeit wieder den Roman gelesen habe: Die Druckplatten werden auch dort in einem Gewässer (einem stillgelegten Brunnen) gefunden; ein Zeuge erklärt der Polizei gegenüber, dass er Peter Clifton beim Hineinwerfen beobachtet habe.

Savini Offline



Beiträge: 805

14.07.2021 14:49
#221 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

In der Vergangenheit habe ich bereits eine Lobeshymne auf Wiedmanns Drehbuch zum "schwarzen Abt" angestimmt; obwohl sich seine Arbeit beim "Fälscher" weit größerer Beliebtheit erfreut, wollte ich auch dazu etwas schreiben. Zumal mir der Roman vor einigen Wochen nach langer Zeit wieder untergekommen ist.
Im Grunde hatte der Drehbuchautor in beiden Fällen Romane zu bearbeiten, die einige gute Elemente enthielten, aber auch manche Schwachstellen. Beim "Abt" ist das Problem, dass es dort kein zentrales Verbrechen gibt, um das sich die Geschichte dreht, und im Grunde auch keinen durchgehenden Schurken: Fabrian Gilder übernimmt in der ersten Hälfte diese Funktion, wechselt aber später auf die "richtige Seite", wird nicht bestraft und darf sogar heiraten; Harry Alford wiederum taugt auch nicht recht als Bösewicht, da er eher Opfer seines Wahnsinnst ist. Und der titelgebende Abt ist für die Romanhandlung eigentlich kaum von Bedeutung und spielt daher keine große Rolle, ebenso wenig wie die Frage nach seiner Identität.
Beim "Banknotenfälscher" gibt es zwar einen Drahtzieher (auch wenn dieser hier nicht die Morde begeht, um die es geht); aber das Problem besteht hier eher in der Struktur: Das erste Drittel ist sehr schwerfällig und umständlich, was die Vorstellung der einzelnen Figuren und ihres Verhältnisses zueinander angeht. Über weite Strecken konzentriert er sich auf die Gefühlwelt Jane Leiths, die mit einem Mann verkuppelt wurde, für den sie keine tieferen Gefühle hegt und der ihr etwas seltsam erscheint. Der titelgebende Fälscher spielt erst eine größere Rolle, als sie den Verdacht bekommt, Peter Clifton könnte dieser sein.
Ein Meisterstück ist die Anfangsszene beim Derby: Hier werden die meisten der wichtigen Figuren eingeführt und in wenigen Minuten durch den Dialog erklärt, wer wie zu wem steht (die arrangierte Ehe, über die sowohl Jane als auch Peter unglücklich sind; Basil Hale als aufdringlicher Verehrer; Peters Freundschaft zu Bourke, der auf der Spur des Fälschers ist; Dr. Wells als scheinbar vertrauenswürdiger Freund). Das Gespräch bei der Polizei über den Gerissenen liefert auch eine Erklärung dafür, warum dieser sich plötzlich auf andere Dinge als auf das Fälschen konzentriert (seine Blüten werden leichter durchschaubar).
Bei der Hochzeitsfeier (die es so im Buch auch nicht gibt) werden noch Marjorie, Rouper und Mrs. Unterson eingeführt. Danach gib es die Szene im Spiegelkabinett, die Blonberg einführt und klarmacht, dass es eine Verschwörung um die Cliftons gibt. Auch diese Szene kommt so nicht vor; sie wurde eventuell durch eine im Buch inspiriert, in der John Leith unter vier Augen verwarnt, nachdem dieser Jane belästigt hat (aber sicher, ohne sich als Drahtzieher zu outen). Übrigens war es eine gute Idee, einen einseitig durchsichtigen Spiegel zu wählen: Der abgedunkelte, durch eine Drahtwand unterteilte Raum des Romans hätte vielleicht schon ZU klischeehaft gewirkt.
Auffälligerweise ist der Film ab der Ankunft der Cliftons Im Schloss dann über weite Strecke fast eine 1:1-Verfilmung, bei der sogar viele Dialoge aus der Vorlage stammen. Der zähe und melodramatische Anfangsteil wurde so überbrückt, außerdem wurden die Existenz des Fälschers früher in den Vordergrund gerückt und man ahnt auch sehr viel schneller, dass es eine Verschwörung gibt, deren Opfer die Cliftons (und besonders Jane) sind.
Natürlich musste Wiedmann einige Dinge straffen (Hales Attacke auf Jane im Bett und die Szene, als sie Peter an der Druckerpresse sieht, finden im Roman nicht in derselben Nacht statt; das Scheitern der Ehe von Dr. Wells), aber seine Werktreue fällt doch auf. Dass er Rouper und Leith nicht davonkommen lässt war dann schon eines der größten Zugeständnisse, ebenso wie Eddi Arents Auftritt als nervöser Nachbar, der fast wie ein Fremdkörper wirkt. Die wichtigste Dazudichtung ist natürlich der Organist Miller. Sollte dieser darüber hinwegtäuschen, dass die Identität des Fälscher eigentlich relativ klar ist, da eigentlich niemand sonst in Frage kommt?
Ob Dr. Wells die beiden Morde eigenmächtig begann oder nicht wurde im Thread über das Buch bereits diskutiert; man kann es so deuten, ganz klar wird es nicht. Im Film ließ Wiedmann dies Blonberg am Telefon klar sagen. Daneben wurde sogar eine Erklärung dafür geboten, warum Wells Hale ermordet haben sollte, wenn dies nicht geplant war: Nach der Schlägerei im Park unterhalten sich die beiden und Basil prahlt damit, dass er das Geheimnis von Longford Castle kenne. Offenbar hat er keine Ahnung, dass der Doktor ebenfalls zu der Verschwörung gehört; diesem wiederum scheint klar zu sein, dass Hale mehr erfahren hat, als er wissen dürfte.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

22.07.2021 14:04
#222 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

@Savini :
Das Pferderennen, bei dem am Anfang alle Personen eingeführt werden, ihre Beziehungen zueinander angerissen werden und natürlich die bewusste Banknote gefunden wird, ist als Anpassung an den Romanstoff wirklich sehr gelungen. Sicherlich auch ebenso die Hochzeit.
Das Spiegelzimmer habe ich immer als Modernisierung empfunden, ob es nun weniger theatralisch wirkt als das Drahtnetz, könnte ich nicht mal behaupten. Der Effekt am Ende bei der Schießerei ist so auch größer, wenn der Spiegel kaputtgeht.
Was die Beziehungen der Personen angeht, so finde ich noch die Darstellung Basil Hales erwähnenswert, den die Jane Leigh im Buch viel mehr mochte als im Film, wenngleich sie ihn beileibe nicht als Gatten haben wollte. So viel Zwiespältigkeit wollte man der „reinen“ Karin Dor wohl nicht zumuten, die bei Wallace stets ganz moralisch auftrat (na gut, in Zimmer 13 nur rein äußerlich).
Und was die beiden Morde angeht und die Verwicklung des Oberbosses darin, das ist doch eigentlich eine ganz einfache Sache: So lange die Sache gut läuft, drückt der Chef die Augen zu und will alles gar nicht so genau wissen, ermutigt sicher noch dazu, wenn aber die K… am Dampfen ist, dann delegiert er die Schuld weit von sich und wälzt sie auf seine Untergebenen ab. Kann man ja nun jeden Tag auf der Arbeit oder in der kleinen und großen Politik beobachten, warum sollte da der große Fälscher anders handeln ? Zumal er ja, wie am Anfang von Bourke festgestellt, auch nur ein Mensch mit Schwächen ist…

Savini Offline



Beiträge: 805

22.07.2021 14:30
#223 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #222
Was die Beziehungen der Personen angeht, so finde ich noch die Darstellung Basil Hales erwähnenswert, den die Jane Leigh im Buch viel mehr mochte als im Film, wenngleich sie ihn beileibe nicht als Gatten haben wollte. So viel Zwiespältigkeit wollte man der „reinen“ Karin Dor wohl nicht zumuten, die bei Wallace stets ganz moralisch auftrat (na gut, in Zimmer 13 nur rein äußerlich).

Eine weitere kleine Abweichung wäre noch das Verhältnis zwischen Jane und Marjorie, dass im Buch deutlich von gegenseitiger Abneigung und Eifersucht geprägt ist; Mrs. Wells ist dort allerdings um einiges jünger, was sie als potentielle Rivalin glaubwürdiger macht. Allerdings musste das Drehbuch sich ja auf die Geschichte konzentrieren; außerdem wäre die Darstellung von Eifersucht wohl auch nicht mit Karin Dors "sauberen" Image vereinbar gewesen.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #222
Und was die beiden Morde angeht und die Verwicklung des Oberbosses darin, das ist doch eigentlich eine ganz einfache Sache: So lange die Sache gut läuft, drückt der Chef die Augen zu und will alles gar nicht so genau wissen, ermutigt sicher noch dazu, wenn aber die K… am Dampfen ist, dann delegiert er die Schuld weit von sich und wälzt sie auf seine Untergebenen ab. Kann man ja nun jeden Tag auf der Arbeit oder in der kleinen und großen Politik beobachten, warum sollte da der große Fälscher anders handeln ? Zumal er ja, wie am Anfang von Bourke festgestellt, auch nur ein Mensch mit Schwächen ist…

Wobei das "Abwälzen" in diesem Fall ja nicht gegenüber der Polizei oder Öffentlichkeit geschieht, sondern bei einem Telefonat, bei dem allenfalls der "andere" Blonberg Zeuge ist.
Für die Interpretation, dass Wells den Mord eigenmächtig beging, würde aus meiner Sicht eben sein kurzes Gespräch mit Basil Hale sprechen, dass es im Roman nicht gibt. Das wäre dann (um bei deinem Vergleich mit der Politik oder Geschäftswelt zu bleiben) ein Fall von "vorauseilendem Gehorsam", bei dem jemand auf eigene Faust etwas tut, von dem er glaubt, dass dies die Zustimmung seines Chefs haben wird; zumal Hale ja trotz Blonbergs Anweisung Jane weiter nachstellte.

Savini Offline



Beiträge: 805

22.07.2021 19:44
#224 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Nachtrag: Gegen die These einer Ermutigung durch Blonberg würde auch sprechen, dass Dr. Wells sich auf den Vorwurf, die Morde eigenmächtig begangen zu haben, nicht darauf beruft, dass der Chef zuvor Andeutungen gemacht hätte; stattdessen meint er schlicht, es sei eben geschehen und lasse sich "nun nicht mehr ändern".

Havi17 Offline




Beiträge: 3.820

15.05.2022 10:50
#225 RE: Wallace der Woche (08): Der Fälscher von London (1961) Zitat · Antworten

Kurzrezension zur Romanverfilmung "Der Fälscher von London" auf Basis des Romans "Der Banknotenfälscher" Ungekürzte Ausgabe Weltbild Auflage 1980, 32 Kapitel, 274 Seiten.

Ein WhoDoneIt mit einem Täter der keiner ist.
Inspektor Bourke ist ein Querdenker und Verschwörer. Glaubt er doch nicht, was da alles um Peter inzeniert wird und in der Zeitung steht und Peter glaubt aus lauter Angst die ihm gemacht wird, gar daß er verrückt ist. Da sieht man mal was Angst bei Menschen bewirken kann. Wie gut, daß in der ganzen Verwirrung die wahren Verschwörer zur Strecke gebracht werden, Bourke sich immerhin nicht vor allen wegen seiner Einstellung gar rehabilitieren muß und Peter erfahren darf, dass er gesund ist und keine Gefahr mehr von ihm ausgeht.

Anders als im Drehbuch setzt Wallace im Roman keine deutlichen Akzente. Jeder Darsteller erhält hier "sein Fett weg". Alle "bösen" sind fast gleich gut. Auch die Personen sind nicht so markant wie im Film. Das Ende vom "Fälscher" ist im Roman eigentlich viel zu schnell und undramatisch zusammengeschoben. Das ist im Film wesentlich besser geglückt. "Der Fälscher" gefällt mir beim wiederholten ansehen immer besser, wie ein alter guter Wein. Für die Hauptrolle kann ich mir keinen anderen als Helmut Lange vorstellen und auch Karin Dor spielt hier eine selbstbewußte und nicht wie üblich schutzbedürftige Frau. Für mich ist der Fälscher neben Bogenschützen, Abt und Verrätertor einer der besten Wallace-Verfilmungen.

Gruss
Havi17

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