Ein weiterer Film von Rudolf Zehetgruber, der selbst in der imdb als letztlich 'Rialto-Wallace-stilverwandt' angespriesen wird. Kenne ich auch noch nicht. Ist der irgendwo mal erschienen oder gelaufen? Daher auch hier wieder meine Frage ob und unter welchen Gesichtspunkten sich der Film lohnt und selbstverständlich erneut Dank für Infos und Bewertungen!
Der Film würde mich auch interessieren! Natürlich nur in ordentlicher Qualität und vorallem im richtigen Bildformat! --- http://www.agentennetz.de.vu ---
Mike Pierce
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21.12.2007 16:19
#3 RE: Bewertet: Stilverwandte - "Die Nylonschlinge" (10)
Habe selten so ein spannendes Wallace-Plagiat gesehen!Endlich Dietmar Schönherr als Inspektor.An seiner Seite ,die hübsche Helga Sommerfeld.In den Nebenrollen spielen Ernst Schröder u.Gustav Knuth.Bei den Dreharbeiten ging es nicht so harmonisch zu:Der Regisseur warf das Handtuch und der Kameramann war ständig betrunken und arbeitete zudem noch ohne Belichtungsmesser.Der Film war aber letzten Endes erfolgreich.Er wurde sogar ein Kassenschlager.Es kommt auch zu einem grandiosen Showdown mit Ady Berber und dem Mörder mit der Nylonschlinge . Der Film zählt für mich zu den spannendsten Vertretern des deutschen Kriminalfilm's der 60er.Die tolle Musik erhöht die Spannung ungemein!!
dieser Bewertung kann ich mich inhaltlich voll anschliessen. Dieser Film schlägt in Punkto Spannung die meisten Edgar Wallace Filme um Längen und wird m.M. nach nur noch vom "Nebelmörder" übertroffen.
Elvis
Mike Pierce
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13.07.2008 14:08
#5 RE: Bewertet: Stilverwandte - "Die Nylonschlinge" (10)
Gestern zum ersten Mal gesehen und folgende Meinung gebildet:
Die Nylonschlinge (BRD 1963)
- Darsteller: Es entspricht der gesamten Natur des Films, zweitrangig zu sein (man bedenke, dass zweitrangig nicht unbedingt zweitklassig bedeuten muss). Dieser Umstand manifestiert sich nicht nur in der Produktionsfirma, dem Regisseur und natürlich der Tatsache, dass es sich um einen Epigonenfilm handelt, der weitgehend ohne innovative oder inhaltlich bzw. künstlerisch anspruchsvolle Elemente auskommt, sondern zeigt sich bereits in der Besetzung der Hauptrollen. Kein Starpärchen à la Fuchsberger / Dor führt die Besetzungsliste an, sondern der Jüngling Dietmar Schönherr, bekannt aus verschiedenen Schundabenteuern der Sechziger und in wirklich groß aufgezogenen Filmproduktionen dieser Zeit höchstens in Nebenrollen zu sehen, und Helga Sommerfeld, für die genau das gleiche gilt. Ebenso ist es aber mit der Natur des Films in Übereinklang zu bringen, dass aus dieser Zweitrangigkeit etwas Gutes herausgeholt wurde: Die Leistungen der beiden Hauptdarsteller sind als durchaus überzeugend und solide einzustufen und unterstützen durch die einfache, schnörkellose Art des Spiels immerhin die rasche Entwicklung der Geschichte. In den Nebenrollen finden sich sogar zwei, drei wirklich berühmte Akteure. Vor allem Ernst Schröder, Gustav Knuth und Ady Berber sorgen für die nötigen Werbewerte, während der Rest des Cast geldsparend, jedoch wiederum ganz passend, aber eben ohne wirkliche Höhepunkte ausgesucht wurde. Lediglich der Darsteller des Kriminalassistenten spottet wieder einmal jeder Beschreibung und verrät einmal mehr klägliches Scheitern am Versuch, Eddi Arent zu ersetzen.
- Regie: Die Regie führte Rudolf Zehetgruber, meiner Meinung nach ein Garant für das Misslingen von Filmen. Selbst seiner oft gelobten Victor-Gunn-Verfilmung „Das Wirtshaus von Dartmoor“ kann ich kaum etwas abgewinnen, wenn man einmal von der grandiosen Titelmusik von Peter Thomas absieht. Dafür, dass sein Name in den Credits prangt, sieht das Ergebnis bei „Die Nylonschlinge“ aber doch vernünftig aus: Der Film ist atmosphärisch dicht und lebt von dem Kontrast der zwei omnipräsenten Hauptschauplätze, dem Schloss Elford Manor und dem Nachtclub in London. Besonders die Szenen in letzterem weisen sogar echte Spannung und eine intensive Note auf, die sich nicht nur auf die verführerischen Tänze des Striptease-Girls beschränken. Im Gegenteil: Gerade die Gewissheit, dass in Kürze das Licht ausgehen wird, und die Ungewissheit, was in diesem Moment geschehen mag, machen den Reiz dieser sich quasi mehrfach wiederholenden Sequenz aus. Auch verstand Zehetgruber es recht gut, eine Balance zu finden zwischen dem plakativen Grusel der Katakomben, den darin befindlichen Leichen und der überraschend wenig überdrehten und dadurch spannenden Inszenierung.
- Drehbuch: Die Geschichte nimmt sich sehr viel- und kleinteilig aus, was sowohl als Vor- als auch als Nachteil gewertet werden kann. Auf der einen Seite bleibt es durch die vielen unterschiedlichen Geheimnisse und undurchsichtigen Machenschaften immer unterhaltsam und rätselhaft für den Zuschauer, auf der anderen Seite muss sich die Story doch arge Unwahrscheinlichkeiten und eine recht „zerfranste“ Auflösung vorwerfen lassen, bei der eben zuerst dieses, dann jenes und dann noch etwas anderes aufgearbeitet werden muss und nur marginal untereinander zusammenhängt. Auch die Vergabe englischer Namen scheint nicht zu den besten Fähigkeiten der Autoren zu gehören, denn „Inspektor Harvey“, „Jane Stone“, „Mr. Harrison“, „Donald Smith“ und wie sie alle heißen hören sich doch einigermaßen nach einer Entstehung nach Baukastenprinzip an.
- Kamera: Keine Auffälligkeiten hier.
- Musik: Während man am Anfang sich doch ein wenig enttäuscht fühlt von der Musik, die bei weitem kein so starkes Motiv enthält wie etwa jeder x-beliebige Peter-Thomas-Score, so überzeugen doch im Laufe des Films das peitschende Club-Thema und die sanfte Liebesmelodie durch etwas, was man mit gutem Willen als Nachdrücklichkeit bezeichnen kann.
- Gesamtwirkung: Der Film „Die Nylonschlinge“ ist meisterhaft darin, aus seiner angeborenen Zweitrangigkeit das Beste herauszuholen. Ganz rund ist das Ergebnis zwar nicht, aber durchaus zufriedenstellend. Einige gute Ansätze in Cast und Drehbuch sowie ausnahmsweise ein glückliches Händchen in der Inszenierung lassen sich nicht leugnen. Besser als einige Bryan-Edgar-Wallace-Anläufe ist er allemal.
Und ich habe "Der Würger vom Tower" noch nie gesehen. Ady Berber hat allerdings schon einige Szenen. Man kann ihn als etwa ähnlich wichtig oder unwichtig bezeichnen wie in "Die Tür mit den 7 Schlössern" oder "Das indische Tuch". Er bekommt sogar ein paar Sätze zu sprechen.
Der Film ist zwar thematisch näher an Wallace dran, als viele andere stilverwandte Filme, inkl. der Weinert-Wilton-Reihe, aber leider sehr hölzern inszeniert. Vor allem unglaublich schlecht geschnitten. Zehetgruber wird zwar von manchen verschrien, aber der Film hier fällt in seinem Schaffen m.E. deutlich ab, ist technisch weit schwächer, als seine anderen Stilverwandten oder "KX"-Filme.
knappe 2/5 Punkten für ein wirklich gutes Darstellerensemble und eine Story aus der man erheblich mehr hätte herausholen können, nein MÜSSEN - der Film verheizt Leute wie Ernst Schröder und Gustav Knuth geradezu
Mir hat der "zweitrangige" (Gubanov) Film dank der Darsteller und der düsteren Atmosphäre ganz gut gefallen. Als ich gestern "Die Tür mit den sieben Schlössen" sah, sind mir recht viele Ähnlichkeiten beim Drehbuch und bei der Ausgestaltung aufgefallen. Weiß jemand, welche Vorlage hier für das Drehbuch verwendet wurde?