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Dieses Thema hat 977 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.07.2018 22:02
#871 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #870
Das Sichtungstempo muss nun aber deutlich anziehen; ansonsten benötige ich für den Rest der Serie noch über 30 Jahre.

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #870
Platz 01: Eine ganz alte Geschichte (Brynych) 5/5
Platz 02: Dem Mörder eine Kerze (Haugk) 4,5/5
Platz 03: Pricker (Vohrer) 4,5/5
...
Platz 14: Das sechste Streichholz (Vohrer) 3,5/5
Platz 15: Am Abgrund (Ashley) 3/5
Zitat von Gubanov im Beitrag #455
Platz 01 | ★★★★★ | Folge 082 | Eine ganz alte Geschichte (Brynych)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 077 | Dem Mörder eine Kerze (Haugk)
Platz 03 | ★★★★★ | Folge 076 | Pricker (Vohrer)
...
Platz 14 | ★★☆★★ | Folge 085 | Das sechste Streichholz (Vohrer)
Platz 15 | ★★★★★ | Folge 080 | Am Abgrund (Ashley)

Rangliste ist abgenickt, du darfst mit der nächsten Box fortfahren.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

07.07.2018 13:44
#872 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #871

Rangliste ist abgenickt, du darfst mit der nächsten Box fortfahren.


Zu Befehl! Aber gut, dass wir mit den Platzierungen dazwischen auch mal auseinander liegen - ansonsten wäre ich wohl zwangsläufig unter Plagiatsverdacht geraten...

Ray Offline



Beiträge: 1.932

22.07.2018 15:06
#873 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Bei mir gibt es bezogen auf Collector's Box 2 Vollzug zu vermelden.

Der Gesamteindruck ist ausgesprochen gut, Box Nummer 2 befindet sich mit der ersten mindestens auf Augenhöhe. Nach durchschnittlichem Einstieg geht spätestens bei "Töte Vögel singen nicht" wahrlich die Post ab. Wie ja hier glaube ich schon geschrieben wurde, wirkt die Folge wie eine verkappte Fortsetzung von Perrak. Eine Sause, die in vielen Momenten atmosphärisch die End-1960er aufkommen lässt und einfach Laune macht. Chrononologisch im Anschluss folgt sogleich die zweitbeste Folge "Schock", deren Titel Programm ist. Neben eine starke Besetzung (Glowna, Wodetzky) gesellt sich eine mit fiesen und unvorhergesehenen Wendungen ausgestattete Story. Zudem sieht man hier zum zweiten und leider letzten Mal Johanna von Koczian als Derricks Lebenspartnerin und Psychologin. Das Treppchen wird mit "Bordfest" abgechlossen, einem schön atmosphärischen Whodunit mit der heimlichen Crime-Queen der 1970er: Judy Winter. Sie markiert das exakte Gegenstück zu den Krista Kellers und Christiane Schröders der Szene. Mit ihrer dezenten Darstellung erzeugt sie eine weitaus eindrücklichere und nachhaltige Wirkung als die genannten Damen mit ihren Over-The-Top-Performances. Ansonsten offenbart sich ein schleichender Wechsel zum Whodunit hin, wobei es erfreulicherweise noch immer Folgen gibt, die einem anderen Erzähltypus folgen, was zur Abwechslung im Rahmen der Serie beiträgt.

Tappert zeigt sich weiter spielfreudig und bisweilen auch zupackend, gelegentlich gibt es gar humoristische Ausflüge (Stichwort Schnupftabak in "Der Mann aus Portofino"). Ansonsten nehme ich erfreut zur Kenntnis, dass der Part Günther Stolls ähnlich wie bei Jan Hendriks in "Der Alte" ein Stück weit ausgebaut wurde. Leider musste er schon bald aus der Serie ausscheiden.

An Gaststars bekommt der Krimi-Freund u.a. folgende zu sehen: Uschi Glas, Harald Leipnitz, Doris Kunstmann, Dieter Eppler, Sky Dumont, Johanna von Koczian, Vadim Glowna, Karin Baal, Christine Wodetzky, Pinkas Braun, Hermann Lenschau, Richard Münch, Horst Frank, Karl John, Siegfried Rauch, Helmut Käutner, Jürgen Goslar, Carl Heinz Schroth, Judy Winter, Ernst Schröder, Horst Buchholz, Gottfried John, Werner Bruhns, Maria Sebaldt, Günther Ungeheuer, Kristina Nel, Harald Juhnke, Stefan Behrens, Reinhard Kolldehoff, Maria Schell, Wolgang Ackva, Artur Brauss u.a.


Im Einzelnen komme ich zu folgender Rangliste:

01. Töte Vögel singen nicht 5/5
02. Schock 5/5
03. Bordfest 4,5/5
04. Das Superding 4,5/5
05. Kein schöner Sonntag 4,5/5
06. Angst 4,5/5
07. Der Tote aus Portofino 4,5/5
08. Kalkutta 4/5
09. Auf eigene Faust 4/5
10. Yellow He 3,5/5
11. Tod des Trompeters 3,5/5
12. Tod der Kolibris 3,5/5
13. Pecko 3/5
14. Risiko 3/5
15. Ein unbegreiflicher Typ 3/5

Jan Offline




Beiträge: 1.753

26.07.2018 23:54
#874 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Eine durchaus korrekte Liste! Die zweite Box hat mehr starke Episoden als alle anderen. Neben "Schock" sehe ich "Den Mann aus Portofino" (nicht den Toten ), "Tod der Kolibris" und "Das Superding" nahezu gleichwertig. Alle zusammen glaskare A-Liga des deutschen TV-Krimis. "Tote Vögel singen nicht" steht glattweg noch eine Stufe darüber, quasi A mit Sternchen. Für mich die beste aller Derrick-Episoden. Geschrieben habe ich schon genug darüber, das muss nicht wiederholt werden. Aber auch "Kein schöner Sonntag" ist in meiner Gunst mit den Jahren deutlich gestiegen. Die Episode war mir früher zu betulich, heute schätze ich vor allem den famosen Ullrich Haupt. In Zeiten immer gleichförmiger daher kommender TV-Krimis lässt es heute geradezu erstaunen, wie unterschiedlich und dennoch auf ihre ganz eigene Weise gelungen einzelne Derrick-Episoden ausfielen.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.932

27.07.2018 19:15
#875 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #874
Eine durchaus korrekte Liste! Die zweite Box hat mehr starke Episoden als alle anderen. Neben "Schock" sehe ich "Den Mann aus Portofino" (nicht den Toten ), "Tod der Kolibris" und "Das Superding" nahezu gleichwertig.


Schön, dass wir uns weitgehend einig sind. Ui, kleines Malheur, wobei "Der Tote" ja im Grunde auch passt, aber das hätte wohl zu viel vorweggenommen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.07.2018 00:02
#876 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Bei Box 2 widerspreche ich @Jan insofern, als ich sie für merklich schwächer als die erste halte. Das liegt daran, dass mir einige der angeblichen Top-Folgen nicht zugesagt haben, sodass da eigentlich außer "Das Superding" nicht viel langfristig bei mir hängen geblieben ist. "Portofino" ist sicher noch zu nennen, aber ich habe nicht mehr die geringste Erinnerung daran. Im Gegensatz dazu gibt es in Box 2 einige Folgen, die ich beim zweiten Sehen höchstens mit der Kneifzange anpacken würde, v.a. "Kalkutta", "Pecko" und "Yellow He".

In der Vorschau auf Box 3 kann aus meiner Warte schonmal angekündigt werden, dass sich der eher geringe Anteil der Wow-Folgen nicht wirklich steigern wird, bevor Box 4 dann nochmal richtig durch die Decke geht. Andererseits kann ich mich bei Box 3 (außer "Mord im TEE 91") nicht mehr an so üble Totalausfälle erinnern.

Ray Offline



Beiträge: 1.932

29.07.2018 23:44
#877 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Danke für den kleinen Ausblick. Bin mittlerweile in der Mitte von Box 3 angekommen und kann deine Einschätzung zu "Tee 91" schon mal bestätigen. Allerdings war die Folge darauf ("Via Bangkok") mit meinem "hoch geschätzten" Förster Rombach kaum besser... Ich hoffe, es geht bald wieder bergauf...

Ray Offline



Beiträge: 1.932

31.08.2018 18:53
#878 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Habe nun auch Collector's Box 3 durchgesehen und kann mich den Einschätzungen nur anschließen. Der Qualitätsabfall im Vergleich zu Box 1 und 2 ist vor allem in der Spitze nicht unerheblich, nur wenige Folgen werden auf Dauer im Gedächtnis bleiben. Ich möchte hier nicht ernsthaft einen Zusammenhang konstruieren, aber gefühlt setzt der Qualitätsabfall so ziemlich mit dem unfreiwilligen Ausstiegs Günther Stolls ein. Aber wird hoffentlich wieder, mir wurde ja in Aussicht gestellt, dass Box 4 wieder anzieht.

Höhepunkt der Box ist für mich klar die letzte Folge "Klavierkonzert". Die Besetzung ist herrvorragend (Gaststars: Maria Schell, Peter Fricke, Iris Berben u.a.), die Story zweckmäßig, das Milieu, in der die Folge spielt, lädt zum Entspannen ein. Das Ganze wird von Helmuth Ashley höchst souverän inszeniert. Ebenfalls sehr gelungen ist die Folge "Ein Hinterhalt", die nicht nur wegen Gaststar Ruth Leuwerik und Regisseur Alfred Vohrer ein Stück weit an "Ein Alibi zerbricht" erinnert, freilich ohne die Qualität des Kinofilms ganz zu erreichen. Abgeschlossen wird das Treppchen von "Eine Nacht im Oktober". Wieder mal ein Krimi, in dem dem Zuschauer ein potentieller Täter geradezun aufgedrängt wird und eigentlich klar ist, dass er es nicht ist. Trotzdem macht die Folge Spaß, nicht zuletzt wegen der großen Brigitte Horney.

Als Gaststars sind u.a. dabei: Maria Schell, Ruth Leuwerik, Brigitte Horney, Günther Neutze, Iris Berben, Traugott Buhre, Siegfried Rauch, Harry Meyen, Gaby Dohm, Martin Lüttge, Stefan Behrens, Gerd Baltus, Rudolf Schündler, Rudolf Fernau, Rudolf Platte, Konrad Georg, Alf Marholm, Edith Heerdegen, Wolfgang Wahl, Jutta Speidel, Sky Dumont, Helma Seitz, Peter Fricke.


Im Einzelnen würde ich die Folgen in folgende Rangfolge bringen:

1.) Klavierkonzert 5/5
2.) Ein Hinterhalt 4,5/5
3.) Eine Nacht im Oktober 4,5/5
4.) Tod eines Fans 4/5
5.) Hals in der Schlinge 4/5
6.) Das Kuckuksei 4/5
7.) Die Tote im Wald 3,5/5
8.) Steins Tochter 3,5/5
9.) Der Fotograf 3,5/5
10.)Offene Rechnung 3/5
11.)Abendfrieden 3/5
12.)Inkasso 3/5
13.)Via Bangkok 2,5/5
14.)Tod des Wucherers 2,5/5
15.)Mord im TEE 91 2/5

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.09.2018 22:14
#879 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #878
Ich möchte hier nicht ernsthaft einen Zusammenhang konstruieren, aber gefühlt setzt der Qualitätsabfall so ziemlich mit dem unfreiwilligen Ausstiegs Günther Stolls ein.

Diesen Zusammenhang würde ich so auch nicht schlussfolgern, sondern eher sagen: Auch wenn es einen traurigen Hintergrund hat, ist es dramaturgisch ein Zugewinn, dass der überflüssige Assistenten-Ballast langsam abfällt und die Serie sich mehr auf ihre Kernprotagonisten konzentriert. Wir sind ja hier nicht beim "Kommissar". Einen womöglichen Qualitätsabfall würde ich eher bei der in der zweiten Hälfte von Box 3 überbordend häufigen Verpflichtung von Helmuth Ashley als Regisseur verorten; aber das siehst du vermutlich anders, wenn ich mir deine (überraschende) Spitzenreiterfolge ansehe.

Ray Offline



Beiträge: 1.932

02.09.2018 19:49
#880 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #879
Zitat von Ray im Beitrag #878
Ich möchte hier nicht ernsthaft einen Zusammenhang konstruieren, aber gefühlt setzt der Qualitätsabfall so ziemlich mit dem unfreiwilligen Ausstiegs Günther Stolls ein.

Diesen Zusammenhang würde ich so auch nicht schlussfolgern, sondern eher sagen: Auch wenn es einen traurigen Hintergrund hat, ist es dramaturgisch ein Zugewinn, dass der überflüssige Assistenten-Ballast langsam abfällt und die Serie sich mehr auf ihre Kernprotagonisten konzentriert. Wir sind ja hier nicht beim "Kommissar". Einen womöglichen Qualitätsabfall würde ich eher bei der in der zweiten Hälfte von Box 3 überbordend häufigen Verpflichtung von Helmuth Ashley als Regisseur verorten; aber das siehst du vermutlich anders, wenn ich mir deine (überraschende) Spitzenreiterfolge ansehe.


Ich persönlich empfand den unfreiwilligen Abgang Stolls insofern als besonders schade, weil ich das Gefühl hatte, dass sein Part stetig ausgebaut wurde. In den letzten Folgen war er ja z.T. mit Harry gleichwertig, begleitete bisweilen an dessen Stelle Derrick zu Befragungen. Ein wenig vergleichbar mit Jan Hendriks, der beim "Alten" anfangs nur besserer Statist ist und später mit Ande ebenfalls ziemlich auf einer Stufe steht. Wäre aus meiner Sicht spannend gewesen zu beobachten, wie es sich entwickelt hätte. Meines Erachtens hätte die Serie dadurch nur gewinnen können, denn Weppers Harry ist nun ja auch nicht gerade die charismatischste Figur im Krimi-Kosmos, da wäre etwas Abwechslung an Derricks Seite gewiss nicht verkehrt gewesen.

Inwiefern siehst du bei "Derrick" überflüssigen Assitenten-Ballast im Vergleich etwa zum "Kommissar"? Weil dort die Assistenten-Figuren besser herausgearbeitet sind oder empfindest du die Figur "Derrick" als so stark, dass sie anders als Keller keine Partner braucht?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.09.2018 20:10
#881 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Auf mich wirkt es eher so, dass hier das klare Konzept fehlte, was man mit diesen Assistentenrollen eigentlich anfangen wollte / sollte - im Gegensatz zum "Kommissar", wo von Anfang an fein abgestimmte Teamarbeit zu beobachten war. Dort funktionierte das Konzept Kooperation vor allem deshalb, weil die Charaktere aufeinander aufbauen und verschiedene individuelle Stärken haben, die sich ergänzen. Bei "Derrick" hingegen war es eigentlich immer egal, wer hinter Tappert in der zweiten Reihe herumstapft, weil sich die Assistenten nicht wesentlich unterscheiden. Also konnte man das auch ganz einfach auf die eine Harry-Figur kondensieren, aus der sich dann ein sehr schönes Zusammenspiel Tappert-Wepper ergab, das sich vor allem in den späten zweistelligen und der ersten Hälfte der Hunderterfolgen perfekt eingespielt hat.

brutus Offline




Beiträge: 13.030

10.09.2018 12:26
#882 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Wiederholungen von "Derrick" sind ja momentan in den diversen TV-Programmen leider üble Mangelware (Zum Glück gibt es ja "Konserven").

Aber ganz in Vergessenheit ist er nun auch nicht geraten, deshalb hier mal ein Radio-Tipp:

Die heile Welt des Verbrechens - Stephan Derrick und die BRD


MDRKultur oder Kulturradio RBB Mittwoch 12.09. um 22:00 Uhr, ca. 60 Minuten

https://www.kulturradio.de/programm/sche...80912_2204.html
https://www.mdr.de/kultur/radio/ipg/send...c-8e34eccf.html

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.10.2018 18:45
#883 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

DERRICK Collector’s Box 18 (Folgen 256-270, 1996-97)





Derrick: Einen schönen Tag noch, Mörder

Episode 256 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Volker Lechtenbrink (Walter Kottler), Stefan Wigger (Alex Hasinger), Stefan Kolosko (Rudolf Hasinger), Gert Burkard (Hans Dannhof), Philipp Brammer (Albert Dannhof), Natali Seelig (Erika Dannhof), Günter Clemens, Gabriele Dossi u.a. Erstsendung: 2. Februar 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Einen schönen Tag noch, Mörder
Achtung, Absturzgefahr! Weil der Buchhalter Dannhof seinen Vorgesetzten Walter Kottler bezüglich der desolaten Situation seines Bauunternehmens nicht länger zu decken bereit ist, kommt es mitten auf einer Baustelle zum Streit zwischen den Männern. Kottler stürzt Dannhof kurzerhand in die Tiefe. Der Vorfall wird zwar von Zeugen beobachtet und ein junger LKW-Fahrer gibt bei der Kripo zu Protokoll, dass Kottler Dannhof ermordet habe; er wird dann aber von seinem Vater, der ebenfalls in Kottlers Betrieb arbeitet, dazu angehalten, seine Aussage zurückzuziehen. Alles sei nur ein harmloser Unfall gewesen. Ist Derrick bereit, diese Pille zu schlucken?


Mitte der 1990er Jahre setzte sich München auf dem Areal des ehemaligen Flugplatzes Riem die großzügig angelegte Neue Messe auf die „grüne Wiese“. Die Großbaustelle mit ihren immensen Ausschachtungen ist der imposante Schauplatz dieser „Derrick“-Episode, welche unterm Strich aber leider nicht mit dem Wow-Faktor ihrer Location mithalten kann. An der Grundidee (Bauchef in Geldnöten stößt bedenkenträgerischen Buchhalter in die Grube) ist nichts auszusetzen, wenngleich die unsaubere Finanzierung von Geschäften sicher nicht das innovativste Mordmotiv aller Zeiten ist. Auch Volker Lechtenbrink in der Rolle des überheblichen Fieslings, für den die Bilanzen seines Betriebs unwesentliche Größen sind, solange er sich selbst keine Fehler einzugestehen braucht, weiß durchaus zu überzeugen.

Problematisch gestalten sich jedoch sowohl die praktisch nicht vorhandenen Ermittlungen sowie die altbekannte Unart, einem nervenstrapazierend anklagenden Hinterbliebenen wie Philipp Brammer eine derart große Rolle einzuräumen. Gegen den Täter wird quasi nicht kriminalistisch, sondern moralistisch vorgegangen, was die Folge wie eine vorhersehbare Hexenjagd wirken lässt und ihr die Spannung raubt. Brammer zeigt sich als Sohn des „verunfallten“ Buchhalters aufmüpfig, unbelehrbar und – gemessen am nicht abgeschlossenen Stand der Untersuchung – rechtlich sogar klipp und klar verleumdend. Derrick belehrt ihn: „‚Mörder‘ können Sie nicht sagen, solange nicht bewiesen ist, dass er einer ist“, wovon sich Dannhof junior natürlich von nichts abhalten lässt. Die Zeigefinger-Quote wird auch durch seine depressive Schwester sowie den Vater-Sohn-Konflikt unter den Zeugen (dem Alten, der an Arbeitsplatz und Firmenloyalität festhält, und dem Jungen, der sagen will, was er wirklich gesehen hat) nicht unbedingt gesenkt. Allzu deutlich fallen die Gut-Böse-Kontraste aus, wodurch der Krimi bei allem Anspruch, für Aufrichtigkeit zu plädieren, naiv und konstruiert wirkt.

Bei solchen Stoffen verschlimmert die Personalie Weidenmann oft das Problem, da der Regisseur nichts tat, um die überdeutliche Drehbuch-Moral abzuschwächen oder ablenkendes Karacho in die Story zu injizieren. Was Weidenmann sehr gut gelang, ist die Umsetzung der Mordszene, die ungeschminkt den Fall und Aufprall Dannhofs in der Baugrube in Zeitlupenaufnahme zeigt. Andererseits hätte er aus dem tollen Schauplatz darüber hinaus noch mehr herausholen und die Story damit auflockern können. Zugute gekommen wäre es der Folge wohl auch, auf die belastende Aussage des jungen Hasinger (ähnlich enervierend wie Brammer, nur mit Topfhaarschnitt und Hobbitgesicht: Stefan Kolosko) gleich zu Beginn zu verzichten, um damit die Ermittlungen offener zu gestalten und Derrick wenigstens den Hauch einer Chance zu geben, selbstständig Beweise gegen Kottler zu sammeln. Das Finale wäre in weniger getragener und dafür kriminalistisch stichhaltigerer Form auch überzeugender gewesen. Was hier letztlich als großer Schlusstwist präsentiert wird (zwei Augenzeugen ändern ihre Aussagen), ist in Anbetracht des Fallverlaufs noch nicht unbedingt ein glaubwürdiges Belastungsmittel. Aber nun gut: Wir wollen es Derrick ersparen, sich noch länger die Zähne an diesem eher undankbaren Fall auszubeißen ...

Dem Mörder einen schönen Tag wünschen zu müssen, weil man ihn zwar kennt, aber nicht fassen kann, ist eigentlich eine „schön“ ärgerliche Vorstellung. In dieser Folge wird dem Zuschauer das Nachvollziehen dieses Sinnbilds schwer gemacht, weil sich Recht und Gerechtigkeit ausgerechnet auf der Seite zweier unsympathischer Jungdarsteller befinden, die 60 Minuten „Derrick“ zu einer Geduldsprobe machen. Das ist schade, weil die Folge sonst (Idee für den Fall, Tatort, Mörderdarsteller) über einige Meriten verfügt. Daher gerade noch 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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15.10.2018 18:45
#884 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Ruth und die Mörderwelt

Episode 257 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Maria Becker (Ruth Mommsen), Oliver Hasenfratz (Ullrich Bonte), Franjo Marincic (Ludwig Hinz), Walter Renneisen (Hugo Voss), Peter Kuiper (Wirt Alex), Lis Verhoeven (Frau Bonte), Udo Thomer (Herr Bonte), Erland Erlandsen (Arthur Mommsen) u.a. Erstsendung: 8. März 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Ruth und die Mörderwelt
Eigentlich sollte er nur Schmiere stehen. Weil der Einbruch seines Komplizen in die Villa des alten Ehepaars Mommsen aber schiefläuft und Herr Mommsen erschossen wird, muss Ullrich Bonte plötzlich die trauernde Witwe trösten. Er ahnt nicht, dass diese ihn längst durchschaut hat und weiß, dass er am Einbruch beteiligt war. Sie beschließt, damit auf ihre Weise umzugehen, und stellt den naiven jungen Gauner auf die Probe. Stephan Derrick und Harry Klein sind derweil den organisierten Hintermännern des Raubmords auf der Schliche und stoßen auf einen Versicherungsangestellten, dessen Klienten nicht zum ersten Mal bestohlen werden ...


Die Besprechung enthält leichte Spoiler.

Ein nicht unwesentlicher Teil der Episode wickelt sich beinah in Echtzeit in der Tatnacht ab – das Vorspiel zum Einbruch, die Straftat selbst, das Hilferufen der alten Frau Mommsen, die Tatortuntersuchung der Polizei und die Rückkehr von Ullrich Bonte zu seiner Familie nehmen mehr als die Hälfte von „Ruth und die Mörderwelt“ ein und formen zusammen einen sehr angenehmen, flüssigen Einstieg. Helmuth Ashley zeigt die Hauptcharaktere in diesen Szenen aktiv in Aktion und Interaktion, anstatt wie oft in Reinecker-Krimis nur statisch in der 1:1-Befragung mit der Polizei. Ein solcher etwas sedierterer Teil schließt sich ab Minute 30 dann aber unvermeidlich an, wobei tatsächlich weniger Derrick und Harry mit ihren Ermittlungen im Fokus stehen, sondern Frau Mommsen, die dem jungen Strolch auf unkonventionelle Weise Reue einimpft. „Überlassen Sie mir den Jungen“, weist die zwar gebrechlich, aber sehr willensstark erscheinende Maria Becker den Oberinspektor an, der daraufhin zusammen mit Harry rätselt, was der Plan der Alten sein könnte. Die Skepsis der beiden ist verständlich, denn nicht selten hatten sie es schon mit Selbstjustiz zu tun, von der Frau Mommsen indes weit entfernt ist.

Ihr geht es darum, Ullrich Bonte seine eigene Dummheit vor Augen zu führen – sie weicht dem Studenten, der ihr Enkel sein könnte, nicht mehr von der Seite und gibt ihm auf die Art, die der altersphilosophierende Reinecker für eine intellektuelle hält, durch die Blume zu verstehen, dass sie ihn zutiefst verachtet. Maria Becker legt die Rolle so doppelbödig an, dass man sich über die Gefühle von Frau Mommsen nie abschließend im Klaren sein kann. Ist sie gekränkt, wütend oder von einem stoischen Galgenhumor ergriffen? Sie serviert jedenfalls einige sehr trocken-amüsante Momente, welche die Folge auflockern und Beckers schauspielerische Würde beweisen, weil sie die Rolle nicht der Albernheit preisgeben. Dass Reinecker großen Wert darauf legt, dass die Mommsens Juden sind, die unter den Nazis die Schrecken des Lagerlebens kennengelernt haben, fügt ihrer Performance eine tragische Ebene hinzu und verleiht dem etwas kruden Titel von der „Mörderwelt“, mit der sich Ruth Mommsen bestens auskennt, Gewicht. Ihr Gegenspieler Ullrich Bonte ist im Vergleich dazu zwar ein Fliegengewicht, aber der sonst oft flatterige Oliver Hasenfratz ruft hier eine wirklich beachtliche, ernstzunehmende Leistung ab. Seine Erschütterung über den Mord, den sein Komplize begeht, sowie der Nachdenkprozess, den Ruth Mommsen ankurbelt, machen Ullrich Bonte (wenngleich er nicht frei von den typischen Studenten-Klischees ist) zu einer dreidimensionalen Figur, die Hasenfratz verantwortungsvoll umsetzt.

Die Episode hätte mit einigen wenigen Verbesserungen folglich ein Höhepunkt der späten Ära werden können. Neben der dynamischen ersten Hälfte und den überzeugenden Hauptdarstellern sind vor allem die schönen lauen Münchner Nachtaufnahmen, die sehr adrette Mommsen-Villa sowie die Besetzung des gaunervermittelnden Kaschemmenwirts mit Peter Kuiper als deutliche Pluspunkte hervorzuheben. Leider muss andererseits konstatiert werden, dass Reinecker die Krimi-Komponente über die Philosophierereien von Ruth Mommsen prompt vergisst, was die Folge teilweise ins Hanebüchene führt. Die Frage, warum Bonte den Einbrecher nicht über Funk warnte, als das Licht im Schlafzimmer anging, bleibt ebenso offen wie der Grund für den völlig überzogen erscheinenden Selbstmord am Ende. Auch das Vorgehen von Derrick und Klein, die über den Versicherungsmakler auf die Spur der Einbruchsserie kommen, hätte genauer beleuchtet werden müssen, um mehr als ein Vorwand für ihre abermals eher mauen Polizeiaktivitäten zu sein.

Spannende, optisch ansprechende und exzellent besetzte Episode, die nur daran scheitert, dass ihr Weltweisheiten-Gehalt durch die Decke schießt. Das hindert sie zwar daran, inhaltlich optimal abzuliefern, wirkt sich aber andererseits immerhin positiv auf die diesmal sehr plastisch wirkenden Figuren aus. Gute 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.10.2018 17:30
#885 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Frühstückt Babette mit einem Mörder?

Episode 258 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Eberhard Itzenplitz. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Christoph Bantzer (Walter Kamrau), Anette Hellwig (Babette König), Michèle Marian (Kirsten Kamrau), Heidy Forster (Frau Scholz), Frank Behnke (Magnus Kölner), Helmut Pick (Herr Tscheka), Jutta Bunk, Tanja Dressler u.a. Erstsendung: 5. April 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Frühstückt Babette mit einem Mörder?
Noch bevor Magnus Kölner ins eiskalte Seewasser springen kann, wird er von einer Kugel aus einem Jagdgewehr mit Zielfernrohr niedergestreckt. Seine intime Freundin Kirsten Kamrau verfällt in Panik, denn sie ist sich sicher: Den Schuss kann nur ihr gehörnter Gatte Walter abgegeben haben! Sie lässt sich von Oberinspektor Derrick nach Hause begleiten, um das Wichtigste zu packen, denn sie fürchtet, Walter Kamrau könne es auch auf sie abgesehen haben. Derrick glaubt der Frau, hat aber keine Beweise gegen den mutmaßlichen Täter in der Hand. Das ändert sich, als die Haushaltshilfe Babette bei Walter Kamrau aufkreuzt. Womöglich würde es ihm ausreichen, diese anstelle seiner Ehefrau umzubringen?!


Irgendwie passt der ungelenke Titel „Frühstückt Babette mit einem Mörder?“ zu dieser Folge, denn auch Handlung, Schauspiel und Inszenierung stellen sich als einigermaßen sperrig heraus. Der Zuschauer hätte sich direkt gewundert, wenn zwischen den Eheleuten, die das zum gefühlten 258. Mal als Kulisse verwendete Hochschloss Pähl bewohnen, alles im Reinen gewesen wäre. Von nichts könnte bei Walter und Kirsten Kamrau weniger die Rede sein – nicht nur die Affäre der Frau, sondern ein wirklich bis in sämtliche Grundfesten erschüttertes Vertrauensverhältnis macht es den Eheleuten unmöglich, auf normale Weise miteinander zu kommunizieren. Die Folge steigt mit dem unvermittelten Mord an Liebhaber Kölner ein und sofort darauf beschuldigt die hysterische Frau ihren Mann, woraufhin sie von der Bildfläche verschwindet und diese einem in seiner Psychose richtiggehend lähmenden Christoph Bantzer überlässt. Bantzer ist der Dreh- und Angelpunkt des Falles; leider hat er hier eine so manirierte Art an sich, dass er – ebenso wie die relativ spät eingeführte Titelheldin Babette – nicht den geringsten Anflug von Realitätsnähe besitzt. Beide Gestalten wirken wie Karikaturen ... konzipiert nur, um möglichst starke Kontrate zueinander aufzuweisen. Er, der eigenbrödlerische, weltfremde, gruselige Schlossherr; sie, die lebensfrohe, patente, attraktive Putzkraft. Das ist doch etwas sehr simpel gestrickt.

Leider kann sich Eberhard Itzenplitz in seiner ersten von fünf „Derrick“-Regieverpflichtungen nur unzureichend profilieren. Spannung kommt nur in einer einzigen Szene auf, die dafür wirklich recht gut gelungen ist. Derrick führt Walter Kamrau zum See – direkt an jenen Platz, an dem der Schütze mit der Jagdwaffe gestanden haben muss. Er drückt Kamrau ein Gewehr in die Hand; dieser legt es an, peilt direkt auf Harry, der – wie zuvor das Mordopfer – auf dem Steg am See steht, und drückt ab ... Davon abgesehen versinkt die Episode in gepflegter Langeweile, von der auch die sehr düstere Musik von Eberhard Schoener oder die tatsächlich einmal wieder recht soliden polizeilichen Kombinationen nicht ablenken können. Zu künstlich wirken die Figuren, zu herbeigeredet die Motive und Wendungen. Kamrau scheint es nur darauf anzukommen, irgendwen zu töten, weil ... ja weil er halt ein Psycho ist. Überraschungen bezüglich seiner Täterschaft kommen nicht vor und obwohl die Titelgebung einen Whodunit suggeriert, werden außer Kamrau nie ernsthafte andere Verdächtige aufgebaut. So präsentiert sich dann auch der Schluss völlig unspektakulär: Man hätte sich bei so offener Bedrohungslage wenigstens ein wüstes Finale zwischen Kamrau und Babette erhofft, aber auch das bleibt – zugunsten eines lauen Lüftchens und einer saloppen Schlusszeile – aus.

Die mädchenhafte Babette bringt einen frischen Wind in das Schloss, in dem nicht nur die Waffen gebührend angestaubt sind. Das bedeutet auch, dass Anette Hellwig völlig zeitgeistig daherkommt – einschließlich lächerlicher Kleinmädchenfrisur und Regenbogenbekleidung sowie eines, sagen wir: mutigen Musikgeschmacks. Nachdem sie für Kamraus Küche ein Radio besorgt hat, läuft dort ausgerechnet „Push the Feeling on“ von den Nightcrawlers. – Man fragt sich, ob es nicht möglich gewesen wäre, die hölzernen Dialoge zwischen Kamrau und Derrick oder zwischen Kamrau und Babette im Mittelteil zu kürzen, um die Bedrohung im Finale auszubauen und schlussendlich auch Frau Kamrau noch einmal ins Bild zu rücken. So bleibt ein unvollständiger, teilweise auch ungekonnter Eindruck zurück – eine Folge, die nicht ärgerlich, aber einfach schwach ist.

„Frühstück mit dem Mörder“, wie dieser Fall z.B. in Finnland und Italien genannt wurde, wäre wohl ein einfacherer Episodentitel gewesen, hätte aber vielleicht zu sehr an den 1964er-Film „Frühstück mit dem Tod“ erinnert. Auch dieser „Derrick“ bemüht sich auf klassischem Terrain, vermischt es aber mit so kruden Psycho-Elementen, dass selbst ein Schauspieler wie Christoph Bantzer zum Scheitern verurteilt ist. Auch sonst wird wenig Neues geboten – daher nur 2,5 von 5 Punkten.

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