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Dieses Thema hat 977 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

09.09.2012 15:14
#451 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

BEWERTET: "Eine Rose im Müll" (Folge 90)
mit: Horst Tappert, Fritz Wepper, Beatrice Richter, Bernd Herberger, Diana Körner, Hans Häckermann, Renate Grosser, Charles Brauer, Uwe Dallmeier, Ulli Kinalzik, Hans Stadlbauer, Lore Bronner, Willy Schäfer u.a. - Regie: Günter Gräwert

Der Philosophiestudent Michael Rothaupt fährt mit seinem LKW nachts auf einer Landstraße südlich des Perlacher Forst. Er transportiert Industrieabfälle zu einer Deponie und nimmt trotz Verbots eine Anhalterin mit. Marion ist ebenfalls Studentin, hat aber eine Denkpause eingelegt. Als über Funk die Meldung kommt, Michael solle beim nächsten Gasthaus aussteigen und dort auf eine Frau warten, lässt der Fahrer Marion aussteigen, mit dem Versprechen, sie später wieder an der Straße aufzulesen. Doch bald darauf fährt der Lastwagen an ihr vorbei - ohne zu halten. Marion wird stutzig, zumal sich ihr Seesack samt Geld und Ausweis auf dem Beifahrersitz befindet. Der freundliche Wirt des Gasthauses lässt sie dort übernachten und rät ihr, am nächsten Morgen eine Anzeige bei der Polizei aufzugeben. Der Student bleibt verschwunden. Erst vierzehn Tage später kommt Dynamik in den Fall. Oberinspektor Derrick hilft Marion bei der Suche nach dem jungen Mann....

Beatrice Richter (* 1948) bringt durch ihre Vitalität und Hartnäckigkeit die Ermittlungen ins Rollen und bleibt dabei immer glaubwürdig. Reinecker dachte sicher, ein Mensch könne sich nur während seiner Studienjahre eine Auszeit nehmen, denn eigentlich ist Richter für die Figur der Marion schon zu alt. Geschickt wird mit den Erwartungen des Publikums gespielt, das das Opfer eigentlich immer in der Anhalterin vermutet und dem Fahrer unlautere Motive für seine Hilfsbereitschaft unterstellt. Umso überraschter ist man, dass Michael etwas zustößt und besorgt nimmt man an seinem Schicksal teil, obwohl man ahnt, dass er noch in der Nacht seines Verschwindens getötet wird. Wie schon in "Hanna, liebe Hanna" schlittert der Oberinspektor zufällig in den Fall hinein und stellt sich selbstlos an seinem freien Wochenende zur Verfügung. Er wird zur wichtigen Identifikationsfigur für den Zuseher und Marion, strahlt er doch Ruhe, Konsequenz und Belastbarkeit aus. Sein Kollege Harry wird für das versäumte Klavierkonzert sogar mit einer Schallplatte entschädigt. Die Anfangsszenen in der Führerkabine des Lastwagens gestalten sich so eindringlich, dass sie stets im Hinterkopf des Zuschauers bleiben, sodass der langatmige Teil im Haus des Deponieverwalters durch kleine Gesten (Marion spielt mit Michaels Knopf) und Rückblenden gemildert wird. An sich ist die Thematik sehr erdrückend und wartet zudem mit kleinen Chargen der Branche auf. Die Entsorgung chemischen Sondermülls, die Kosten in Millionenhöhe verursacht, bietet wenig Glamour, weshalb der Fokus auf die Suche nach dem jungen Mann gerichtet wird. Unheimlich gestaltet sich der zweite Mord, der sich wie bereits in "Tod im See" durch schmutzige Schuhe und schlammige Spuren andeutet.
Renate Grosser als Ehefrau fern jeder Perspektive gibt ein trostloses Bild ab - was will man auch erwarten, wenn jemand gegenüber einer Mülldeponie wohnen muss?
Insgesamt steuert die Handlung auf ein Ende zu, das mich erstmals innerhalb der Serie traurig stimmte: Die titelgebende Geste von Beatrice Richter wirkt unprätentiös und zeigt, wie nüchtern sich die Dinge fernab aller Philosophie gestalten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

09.09.2012 15:24
#452 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Hier nun die Tops und Flops der sechsten "Derrick"-Box:

Platz 01 (Folge 88): Tod im See - 5 Punkte
Platz 02 (Folge 79): Der Kanal - 5 Punkte
Platz 03 (Folge 82): Eine ganz alte Geschichte - 5 Punkte
Platz 04 (Folge 77): Dem Mörder eine Kerze - 5 Punkte
Platz 05 (Folge 86): Prozente - 5 Punkte
Platz 06 (Folge 76): Pricker - 4,5 Punkte
Platz 07 (Folge 87): Der Untermieter - 4,5 Punkte
Platz 08 (Folge 89): Die Stunde der Mörder - 4,5 Punkte
Platz 09 (Folge 78): Eine Rechnung geht nicht auf - 4 Punkte
Platz 10 (Folge 90): Eine Rose im Müll - 4 Punkte
Platz 11 (Folge 84): Tod eines Italieners - 4 Punkte
Platz 12 (Folge 85): Das sechste Streichholz - 3,5 Punkte
Platz 13 (Folge 83): Die Schwester - 3 Punkte
Platz 14 (Folge 81): Kein Garten Eden - 3 Punkte
Platz 15 (Folge 80): Am Abgrund - 2 Punkte

Georg Offline




Beiträge: 3.263

09.09.2012 16:25
#453 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

"Eine Rose im Müll" halte ich für eine besonders gute Folge mit tollen Darstellern und vorzüglicher Gräwert-Regie. Die Szenen auf der Müllhalde erinnerten mich immer etwas an Perrak.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.09.2012 16:25
#454 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Die Stunde der Mörder

Episode 89 der TV-Kriminalserie, BRD 1981. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Hans Caninenberg (Herr Mahler), Irina Wanka (Inge Korda), Beatrice Norden (Frau Korda), Rolf Becker (Herr Bonna), Luitgard Im (Frau Dederich), Hans Brenner (Herr Schulau), Rudolf Fernau (Herr Godell), Eva-Ingeborg Scholz (Frau Beermann) u.a. Erstsendung: 4. Dezember 1981, ZDF.

Zitat von Derrick: Die Stunde der Mörder
Herr Bonna wird zur Last gelegt, mehrere Menschen in dem von ihm betriebenen Altenheim ermordet zu haben, um sich in den Besitz ihres Erbes zu bringen. Herr Eichholz ist der Vergewaltigung angeklagt. Und Herr Schulau soll seine Frau aus Eifersucht getötet haben. Alle werden sie aus Mangel an Beweisen freigesprochen – alle fallen sie noch am selben Tag einem Mord zum Opfer!


Gerechtigkeit wird nicht immer von allen erkannt. Diejenigen, die den justizialen Willkürstaat beschwören, haben natürlich auch ein Problem damit, dass in einer fairen Demokratie die Unschuldsvermutung für den Angeklagten gilt, der nur dann verurteilt werden kann, wenn ihm die ihm zur Last gelegte Tat auch ohne Zweifel nachgewiesen wird. Alles andere wäre Spekulation im Amt, die vielleicht einem Gerichtsbeobachter wie dem nach Gefühl urteilenden Herrn Mahler näher läge, aber nie den Status einer abgesicherten Entscheidung erreichen würde. Wer soll schließlich wissen, ob Bonna, Eichholz und Schulau wirklich schuldig waren, ob sie sich nur gut aus ihren Prozessen herauswinden konnten oder ob tatsächlich schlampige Polizeiarbeit, Verwechslungen oder unglückliche Zusammentreffen nur einen entsprechenden Eindruck erweckt haben?

Reinecker, dem der Ruf nachgeht, er sympathisiere mit Selbstjustiz, setzt dem Thema ein (weiteres) ambivalentes Denkmal, das aber der Folge „Das sechste Streichholz“ insofern vieles voraus hat, als Stephan Derrick als Repräsentant von Recht und Gesetz eindeutig Stellung gegen die Intention der Mörder bezieht, in deren Gesinnung er folgerichtig auch einen Hang zur Anarchie erkennt. Trotzdem – Percy Lister untermauerte diesen Eindruck auch mit dem faszinierenden Zitat aus der Tappert’schen Autobiografie – sieht man Reinecker tendenziell eher auf der anderen Seite. Und das ist besonders spürbar, weil Hans Caninenberg so spielt, dass man die ganze Laufzeit über fühlt, man würde dem Autor persönlich gegenüberstehen. Er gleicht Reinecker nicht nur äußerlich in hohem Maße – gleichsam verleiht seine Rolle des Hans Mahler auch Reineckers rechtskritischen Ansichten einen unverhohlenen Ausdruck. Wäre Reinecker nicht so kamerascheu gewesen, möchte man meinen, er hätte den Part am liebsten selbst übernommen.

Theodor Grädler inszeniert diese Episode, die mehrere Fälle geschickt miteinander verbindet, so viele verschiedene Verbrechen thematisiert und zugleich nicht in Gänze aufdeckt, mit einem stetigen Tempo, denn Zeit für Verschnaufpausen gibt es kaum. Obwohl die Morde im Umfeld des Herrn Mahler sich über eine lange inhaltliche Zeitspanne erstrecken, merkt man dies der Handlung, die wie aus einem Guss erscheint und, da sie in gewissen Teilen repititive Elemente enthält, sinnvollen Gebrauch filmischer Auslassungstechniken macht, nicht an. Besonders auffällig ist, dass sich die eigentlich zentralen Handlungselemente abseits des Bildschirms abspielen. Weder die gerichtlichen Urteilsverkündungen noch die Morde werden gezeigt. Auch über die Taten im Vorfeld bekommt man nur vom Hörensagen berichtet, was das Gefühl der Unsicherheit noch steigert und den Zuschauer für die Position der abwägenden Rechtsprechung einnehmen soll.

Neben Hans Caninenberg, der die Episode dominiert, bestechen im ersten Teil der Story vor allem Rolf Becker und Rudolf Fernau. Letzterer streut mit altersschwacher Säuselstimme leise Zweifel an der Integrität des Erstgenannten ein, über deren Wahrheitsgehalt man aber letztlich nicht zu entscheiden wagt. Zu wenig Hinweise werden fallen gelassen, um Herrn Bonna eindeutig für einen Mörder zu halten. Die einzigen Mörder im Sinne der Geschichte sind Menschen, die nicht aus Habgier oder Emotionen das Gesetz übertreten, sondern aus einem falschen Gerechtigkeitsverständnis hinaus.

Eine der verkopfteren „Derrick“-Folgen, die gleichzeitig einige interessante Charaktere zeichnet. Im Vordergrund steht Hans Caninenberg mit einer eindringlichen, zwiespältigen Darstellung, die Anlass zu Spekulationen über den Standpunkt von Herbert Reinecker selbst gibt. 4,5 von 5 Punkten.



Spezialuntersuchung, Fall 5: Regisseur Theodor Grädler

Was soll man um den heißen Brei reden? Teddy Grädler ist mein ausgemachter Spezi unter den „Derrick“-Regisseuren. Die meisten Folgen, die der Mann inszeniert hat, sind in meinen Augen einfach bestens gelungen. Die Frage nach dem Warum ist leicht zu erklären. Theodor Grädler wird oft vorgeworfen, seine Episoden geräten zu gediegen, zu spannungsarm und zu bieder. In Wahrheit inszenierte er einfach mit Klasse, d.h. er verzichtete auf die von anderen Kollegen gewohnte Randale, die Blap gern so schön mit dem Wort „Wüstheit“ umschreibt. Ein bisschen ist es mit Grädler und Co. wie in der Schule: Der Klassenclown mag die größte Aufmerksamkeit erhalten, aber die besten Arbeiten liefern oft die stillen Schüler.

Grädler widmete sich stets dem Kern der Story, ohne laute, ablenkende Effekte rundherum aufzubauen. Dabei unterstützte er die Darsteller, sodass diese meist besser zur Geltung kommen als in anderen Folgen. Große und lange Kameraeinstellungen, natürliche Emotionen und ein verhältnismäßig sparsamer Einsatz von Musik fokussierten die schauspielerischen Leistungen, die bei „Derrick“ ja sowieso fast ohne Ausnahme glänzend sind, in besonderem Maße. Grädler erhielt zudem auch oft Drehbücher, die ganz nach meinem Geschmack sind, weil man wusste, dass Kneipen- und Hinterhofstories bei anderen Spielleitern besser aufgehoben waren.

4,3 Punkte sind in Schnitt Grädlers Ausbeute aus den Collectors Boxen 1 bis 5, während Percy Lister ähnlich anerkennende 4,1 verteilt. Mit jeweils fünf vollen Punkten sind wir uns einig, dass Grädler mit „Madeira“, „Angst“, „Abitur“ und „Schubachs Rückkehr“ einige echte „Derrick“-Meilensteine zuwege gebracht hat.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.09.2012 12:19
#455 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Eine Rose im Müll

Episode 90 der TV-Kriminalserie, BRD 1982. Regie: Günter Gräwert. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Beatrice Richter (Marion Diebach), Diana Körner (Elena Grobmüller), Bernd Herberger (Michael Rothaupt), Hans Häckermann (Andreas Minge), Renate Grosser (Maria Minge), Charles Brauer (Riebold), Ulli Kinalzik, Uwe Dallmeier u.a. Erstsendung: 22. Januar 1982, ZDF.

Zitat von Derrick: Eine Rose im Müll
Was ist aus dem LKW-Fahrer geworden, der die Anhälterin Marion Diebach mitgenommen hat? Marion, die sich aus Überzeugung für mehr Aufmerksamkeit unter den Menschen einsetzt, macht es sich zum Ziel, ihre Bekanntschaft wiederzufinden. Dabei soll ihr die Kripo helfen. Was für Derrick wie eine persönliche Gefälligkeit beginnt, weitet sich bald zu einem garstigen Kriminalfall aus.


Zugleich verwundert und erfreut nimmt man das winterliche Flair wahr, das „Eine Rose im Müll“ optisch und emotional stark bestimmt. Die Landschaft ist dabei nicht einem typischen Wintergemälde entnommen, sondern wird realistischer ins Licht gerückt: Vor allem Matsch, Dreck und eine Deponie – Endstation nicht mehr gebrauchter Güter, „für die Welt Abfall“ – machen sich in der Wahrnehmung des Zuschauers breit. Die Handlung spielt zudem zu großen Teilen an und auf Straßen und erhält damit einen einerseits uncharmanten, belästigenden, andererseits immer vorwärts drängenden Charakter.

Besonders die Anfangsszenen sind von beeindruckender Intensität. Das Gespräch, das zwischen Beatrice Richter und Bernd Herberger im Lastwagen stattfindet, erscheint deshalb so harmonisch, weil beide Rollen auf derselben Wellenlänge schwimmen und sich daraus eine echte Involvierung von Marion Diebach in das weitere Geschehen ableiten lässt. Nicht nur ihre sektenartig gepredigte Überzeugung, ein jeder müsse sich im Allgemeinen mehr um den anderen kümmern, die nach und nach immer mehr zum Augenrollen einlädt und spätestens in der Szene, in der sie gemeinsam mit Derrick Rothaupts Wohnung aufsucht, in ganz banaler Schnüffelei endet, wird damit als Antrieb ihrer Ermittlungen ersichtlich, sondern auch das ganz individuelle Interesse, das sie sicher nicht zu Unrecht an dem Studenten hat.

Horst Tappert fällt eine Sonderrolle zu, die einmal nicht am Tatort eines Mordes beginnt. Die Intensität, von der ich geschrieben habe, trifft auch ganz besonders auf die Szene zu, in der Derrick im Café auf Marion Diebach trifft. Sie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass unglaublich viel in unglaublich kurzer Zeit passiert, kleine Handgriffe und Bemerkungen nebenbei erledigt werden und ihr das bühnenhaft Bemühte, das einem manchmal in „Derrick“ und später auch in dieser Folge begegnet, völlig abgeht. Günter Gräwert hält diese Kreativität leider nicht konstant durch, denn gerade die Szenen an der Deponie hätten ein wenig mehr Pepp vertragen können. Der Vergleich mit „Perrak“ ist an dieser Stelle durchaus passend, ergibt aber auch, dass „Perrak“ über einen höheren Unterhaltungswert verfügte.

Natürlich beschäftigt einen auch der Verbleib der Leichen, doch zu offensichtlich kann man die Wahrheit sehen. Ein Rätsel ergibt sich die gesamte Episode über nicht, was aber vielleicht auch nicht die Absicht war. In diesem Falle hätte man aber auch gern mit ein paar optischen Schockern arbeiten können – wie eben in „Perrak“ oder den ähnlich gearteten Szenen in „Die toten Augen von London“.

Während Renate Grosser und Hans Häckermann als Deponieverwalter-Ehepaar eine überzeugende Vorstellung abliefern, bleiben Diana Körner und Charles Brauer recht blass. Für die Wahl des „blauen Engels“ hätte es sicher eine stärkere femme fatale als Körner gegeben, während Brauer sich hauptsächlich durch seinen Porsche, nicht aber durch sein Charisma auszeichnet. Dafür erfreut der Auftritt von Uwe Dallmeier, der gekonnt mit Klischees bricht.

„Eine Rose im Müll“ wurde in der Ausstrahlung aufgrund einer Sendetermin-Rochade später als ursprünglich geplant gesendet (zunächst sollte die Folge als #82 über den Bildschirm flackern). Die Verlegung passt allerdings gut ins Konzept, da die Episode ein sehr modernes „Derrick“-Bild abgibt, in dem Herbert Reinecker neue Themen aufgreift und diese solide, wenngleich nicht in jedem Detail bravourös umgesetzt werden. 4 von 5 Punkten – nach #15, #30, #45, #60 und #75 darf ich endlich einmal auch eine Abschlussepisode loben. Sie unterstreicht vor allen Dingen auch erneut, mit welchem Herzblut Horst Tappert bei der Sache ist. Es kann für einen langjährigen Serienermittler einfach keine bessere Wahl gegeben haben!



Nach einer kurzen Schwächephase hat sich die Serie wieder auf ein sehr ansprechendes Niveau zurückgerettet. Die teilweise etwas muffigen Fälle der 5. Collectors Box liegen weit zurück und es eröffnen sich neue Perspektiven und neue Tendenzen. Reinecker gebärdet sich manchmal etwas weltumarmend, aber zeigt auf der anderen Seite auch, dass er enorm spannende Skripts abliefern kann, die in den Händen guter Regisseure auch zu wahrem Gold veredelt werden. Am schwächsten in Box 6 fielen die Anläufe von Helmuth Ashley aus, der mit Durchschnittlichkeit glänzte, aber in den kommenden Editionen weniger Spielraum eingeräumt bekommt.

Die Top-Folgen überflügeln allesamt die Seherlebnisse der 5. Box, sodass nicht nur aus dem Durchschnitt von 4,0 Punkten pro Episode eine Steigerung ersichtlich wird. Der starke Einstieg mit „Pricker“ und „Dem Mörder eine Kerze“ wird durch ein illustres Folgenquintett am Ende der Edition ergänzt. Die Spitze bildet aber eine Episode aus dem chronologischen Mittelfeld – noch dazu ein Brynych!

Platz 01 | ★★★★★ | Folge 082 | Eine ganz alte Geschichte (Brynych)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 077 | Dem Mörder eine Kerze (Haugk)
Platz 03 | ★★★★★ | Folge 076 | Pricker (Vohrer)
Platz 04 | ★★★★★ | Folge 088 | Tod im See (Vohrer)

Platz 05 | ★★★★☆ | Folge 086 | Prozente (Grädler)
Platz 06 | ★★★★☆ | Folge 089 | Die Stunde der Mörder (Grädler)
Platz 07 | ★★★★☆ | Folge 084 | Tod eines Italieners (Ashley)

Platz 08 | ★★★★★ | Folge 087 | Der Untermieter (Braun)
Platz 09 | ★★★★★ | Folge 090 | Eine Rose im Müll (Gräwert)
Platz 10 | ★★★★★ | Folge 081 | Kein Garten Eden (Gräwert)
Platz 11 | ★★★★★ | Folge 078 | Eine Rechnung geht nicht auf (Ashley)

Platz 12 | ★★★☆★ | Folge 079 | Der Kanal (Ashley)

Platz 13 | ★★★★★ | Folge 083 | Die Schwester (Ashley)

Platz 14 | ★★☆★★ | Folge 085 | Das sechste Streichholz (Vohrer)

Platz 15 | ★★★★★ | Folge 080 | Am Abgrund (Ashley)

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

16.09.2012 14:23
#456 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

BEWERTET: "Eine Falle für Derrick" (Folge 91)
mit: Horst Tappert, Fritz Wepper, Cornelia Froboess, Traugott Buhre, Inge Birkmann, Joachim Wichmann, Werner Kreindl, Tommi Piper, Hans-Georg Panczak, Walter Doppler, Paula Braend, Maria Landrock, Rudolf Wessely, Peter Gebhart, Wolfried Lier, Angela Hillebrecht u.a. - Regie: Theodor Grädler

Derrick arbeitet am Mordfall Ludenke. Der Sohn eines Gastronomen wird angeklagt, seine Frau ermordet zu haben. Der einzige Zeuge schweigt aus Angst. Gerade als der Oberinspektor dabei ist, ihn zu einer Aussage zu bewegen, erhält Harry Klein die Mitteilung, dass Derricks Wagen in einen tödlichen Verkehrsunfall mit Fahrerflucht verwickelt ist. Am Abend zuvor war Derrick in Pullach im Isartal, um eine Frau zu treffen, die ihm telefonisch Hinweise zum Fall Ludenke versprochen hatte. Sie kam jedoch nicht zum vereinbarten Treffpunkt und Derrick fuhr wieder nach Hause. Nun wird ihm vorgeworfen, auf dieser Strecke einen Radfahrer überfahren zu haben. Für den Oberinspektor steht fest: Man will ihn fertigmachen.....

Als Fels in der Brandung ist Stephan Derrick für den Zuseher ein Halt. Wenn nun er derjenige ist, dem eine Straftat zu Lasten gelegt wird, so beunruhigt dies das Publikum in höchstem Maße. Man fühlt das Unrecht, das ihm widerfährt und sieht mit Entsetzen, wie Staatsanwalt und Unfallfahndung ihm unterstellen, gesetzeswidrig gehandelt zu haben. Umso erfreulicher ist es, dass sich Harry hier wieder einmal als wahrer Freund erweist. War es in den letzten Folgen oft so, dass Derrick seinem Kollegen hilfreich zur Seite stand, so kann sich dieser nun revanchieren, indem er angebliche Beweise für Derricks Schuld empört in Frage stellt und Zeugen aufsucht.
Cornelia Froboess fällt nach "Via Bangkok" (Folge 37) und "Ute und Manuela" (Folge 51) wieder einmal die Rolle der leidenden Tochter zu. Erneut wird ihr Vater ermordet, eine bettlägrige Mutter bleibt verzweifelt zurück. Sie kämpft für die Menschen in ihrem Umfeld und vernachlässigt dabei ihr eigenes Glück. Wie gern sähe ich sie einmal in einer Rolle, die Frohsinn ausstrahlen darf, ohne den von ihr in späteren Jahren gewohnten Tiefgang missen zu lassen.
Die Szene, in der Derrick von der kranken alten Frau "Mörder" geschimpft wird, bereitet nicht nur ihm Unbehagen. Erfreulich ist der Umstand, dass es nicht nur zwei Lager gibt (die, die an Derricks Unschuld glauben und jene, welche ihn (vor)verurteilen), sondern auch Zweifler. So bringt Tommi Piper die Sensationsmeldung nicht unkritisch auf Seite 1, sondern will zunächst mit dem Beschuldigten reden, obwohl er ihn persönlich nicht mag. Eine Geste, die für ihn spricht und in der Branche der Massenblätter eine Ausnahme darstellt. Traugott Buhre bleibt dem Bild verhaftet, das man sich schon vor dieser Episode von ihm gemacht hat: ein Widerling, der stets nur den eigenen Vorteil sieht und dem weder Männer, noch Frauen vertrauen. Hans-Georg Panczaks Verbrechen bleibt abseits der Geschichte; er dient nur als Verkörperung des Bösen, als Reizfigur - der Mordfall Ludenke fand offscreen statt. Bemerkenswert ist wie immer Derricks Ruhe. Er beklagt sich nicht, er hadert nicht mit dem ungerechten Schicksal, sondern blickt nach vorn. Seine Ermittlungen greifen hinter den Vorhang, sie suchen nach Motiven, verschütteten Spuren und charakteristischen Abläufen. So gelingt es ihm, das Porträt des Mordopfers zu zeichnen und damit auch die Personen in seinem Umfeld zu erreichen. Die Lederjacke bzw. der Ledermantel geben ihm dabei Schutz, er schirmt seinen Körper gegen die verbalen Angriffe seiner Gegner ab und zeigt ihnen damit, dass sie ihn nicht in seiner Substanz zerstören können.

"Was Derrick von den meisten Fernsehpolizisten unterscheidet, ist seine Abneigung, Menschen nach moralischen Kategorien einzuteilen, in gute und böse Typen. Er denkt durch und durch liberal, sieht die Tat nicht als genetisch vorherbestimmt, sondern als Schlusspunkt einer langen, durch unglückliche Umstände gelenkten Entwicklung." ("Derrick und ich - Meine zwei Leben", Verlag Wilhelm Heyne, S. 172)

So stempelt Derrick den Radfahrer Herrn Roth nicht einfach als hoffnungslosen Trinker ab, sondern sucht nach Erklärungen für das aus der Bahn geratene Leben und trifft dabei auf die Männer, die diese Schwäche ausgenutzt haben. Ein rundum dunkler, sehr ernster Kriminalfall, der die Gefahr aufzeigt, in der sich ein Vertreter des Rechts immer befindet, wenn er es mit Kriminellen zu tun hat, die eine starke Lobby hinter sich haben. Zum Glück für den Zuseher gehört Derrick jedoch nicht zu den Beamten, die sich einschüchtern oder bestechen lassen. Einer der vielen Gründe, weshalb er als "Botschafter Deutschlands" Hochachtung und Respekt genießt.

PS: Im Booklet gibt es wieder einen Fehler: Zu Folge 91 wird der Cast der Folge 104 angegeben.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

17.09.2012 22:57
#457 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick - Collector's Box 9 (Folgen 121-135)

Folge 134 - Die Tänzerin (Deutschland 1985)

Das gebrochene Herz der MILF

Während die Lehrerschaft des Mädcheninternats auf ein Jubiläum anstösst, erlebt die Schülerin Katrin May (Dietlinde Turban) einen fürchterlichen Vorfall. Es herrscht bereits Nachtruhe, doch plötzlich schaut die junge Frau in den Lauf einer auf sie gerichteten Waffe. Der Hausmeister (Sepp Wäsche) bemerkt den Eindringling und schreitet ein. Nun peitscht ein Schuss aus der Knarre des Unbekannten und tötet den Hauswart, im Trubel kann der Täter unerkannt in der Dunkelheit verschwinden. Wer könnte ein Motiv haben, wer trachtet einem freundlichen Mädchen nach dem Leben? Ralf Becker (Robert-Wolfgang Jarczyk) war bis vor sechs Monaten mit Katrin zusammen, wurde damals verlassen und litt sehr unter der Trennung. Katrin verbringt seither viel Zeit mit dem deutlich älteren Dr. Rohner (Heinz Bennent), offenbar verbindet Katrin und Dr. Rohner eine tiefe Freundschaft. Rohner will diese Beziehnung um jeden Preis vor seiner Ehefrau (Ingrid Andree) verbergen. Erstaunlicherweise bekennt sich Dr. Rohner gegenüber den Kriminalbeamten ohne Zögerlichkeit zu seiner Zuneigung für Katrin, die er jedoch nicht als seine Geliebte bezeichnet. Noch bemerkenswerter verläuft das Gespräch mit Frau Rohner, auf deren Befragung Derrick und Klein im Laufe weiterer Ermittlungen selbstverständlich nicht verzichten können ...

Dietlinde Turban wurde 1985 bereits 28 Jahre jung, hier stellt sie eine Achtzehnjährige dar. Sicher, Turban geht nicht mehr als achtzehn durch, aber erweist sich dennoch als sehr gute Wahl. Ihre Katrin May ist eine clevere und berechnende junge Frau, geistig weitaus reifer als die übrigen Schülerinnen. Zwar bringt Katrin ihrem deutlich älteren "Freund" viel Herzlichkeit entgegen, letztlich bleibt der Charakter ein wenig rätselhaft, daher interessant. Heinz Bennent hatte bereits grosse Auftritte im Rahmen der Reihe, man denke z. B. an seine fantastische Vorstellung in "Nachts in einem fremden Haus" (92). Stets umgibt Bennent eine "irgendwie neurotisch angehauchte Aura", mehr oder weniger stark ausgeprägt. Diesmal wird er als "Oberschichtler im zweiten Frühling" zum Spielball der eigenen Emotionen und des nahen (fernen?) Umfelds. Vielleicht nicht Bennents beeindruckendste Rolle im Derrick-Kosmos, fraglos einmal mehr ohne Fehl und Tadel vorgetragen. Faszinierend Ingrid Andree, die Ehefrau auf dem Abstellgleis der Gefühlskälte, eine Dame in der es brodelt und brodelt. Turban, Bennent und Andree (sowie Horst Tappert) dominieren das Geschehen, die Nebenfiguren bleiben überwiegend blass, abgesehen von kleinen Glanzlichtern. Nino Korda zieht als schleimiger Privatschnüffler vom Leder, Robert-Wolfgang Jarczyk taucht als Hauptverdächtiger häufiger auf, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Mit Manfred Seipold und Dieter Eppler gibt es bekannte Gesichter in kleinen Rollen zu sehen.

Autor Herbert Reinecker legt mit "Die Tänzerin" ein mühselig konstruierten Kriminalfall vor, dessen Auflösung nicht unbedingt von glaubwürdiger Art ist. Freilich muss das kein Nachteil sein, in diesem Umfeld kommt mir das Drehbuch trotzdem unangemessen holprig vor. Zwischen Heinz Bennent und Ingrid Andree brennt die Luft, leider nutzt die Folge das Potential dieser "Paarung" nur halbherzig. Hier und da darf Bennent zu philosophischen Ausflügen ansetzen, auch Ingrid Andree versucht sich in dieser Disziplin, notfalls hat unser lieber Horst die passende Antwort im Gepäck. Regisseur Zbyněk Brynych ringt dem mittelprächtigen Drehbuch ein solides Ergebnis ab, kann sich auf die Klasse seines Ensembles verlassen. Sehr gut gefällt mir die Musik von Eberhard Schoener, welche stimmungsvoll und gekonnt zwischen experimentell und eingängig pendelt. Zusammenfassend kein Höhepunkt der Reihe, letztlich von den überwiegend starken Schauspielern und der soliden Regie lebend, trotz Schwächen reizvoll.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

***

Vom Ursprung her verdorben

Blap Offline




Beiträge: 1.128

30.09.2012 13:13
#458 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick - Collector's Box 9 (Folgen 121-135)

Folge 135 - Familie im Feuer (Deutschland 1985)

Wer zog die Notbremse?

Für Familie Bohl läuft es seit einiger Zeit nicht gut. Walter Bohl (Henry van Lyck) ist arbeitslos, sein Sohn Ulrich (Hans-Georg Panczak) hat ebenfalls keinen Job, Tochter Anna (Beate Finckh) ist nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt. Lediglich Walters Ehefrau Thea (Ida Krottendorf) steht momentan im Berufsleben, hat die gemeinsame Wohnung jedoch verlassen. Anna ist zunehmend beunruhigt, ständig trifft sich ihr Vater mit einem gewissen Franz Weiler (Dirk Galuba). Walter Bohl droht in kriminelle Machenschaften verwickelt zu werden, Weiler plant offenbar einen grösseren Bruch. Damit nicht genug, Franz Weiler nötigt Walter Bohl eine Schusswaffe auf. Mittags taucht Anna bei ihrer Mutter auf und sucht das Gespräch, am Abend wird Gauner Weiler im Hof seines Wohnhauses aus der Dunkelheit heraus erschossen. Walter Bohl gerät in Panik, denn der ihm überlassene Revolver ist verschwunden ...

Herny van Lyck wird gern als arrogant-kühler Fatzke besetzt, hier darf er sich von einer anderen Seite zeigen. Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg haben Walter Bohl in Depressionen gestürzt, falsche Freunde wollen für den Beginn einer Karriere als Ganove sorgen. Interessant und nah an der Realität die von van Lyck stark gespielten Stimmungsschwankungen. So glauben wir in den ersten Minuten einen widerlichen Kerl zu sehen, der mit seinen erwachsenen Kindern übel umgeht. Dieser erste Blick täuscht, Walter Bohl liebt seine Familie, sucht verzweifelt nach einem Ausweg aus der Tristesse des Alltags. Beate Finckh gefällt als mutige Tochter, ihre Anna kämpft trotz eines schweren Unfalls um ihre nahen Menschen und die eigene Gesundheit. Hans-Georg Panczak und Ida Krottendorf bleiben in diesem Rahmen fast ein wenig unscheinbar, spielen aber fraglos überzeugend und tadellos. Dirk Galuba darf einmal mehr den unsympathischen Schurken geben, Gesichtsruine unter Dampf. Neben Herny van Lyck und Beate Finckh ist für mich Alice Treff der Star dieser Folge, wir dürfen die alte Dame als Mutter des Mordofpers bewundern. Alice Treff spielt unglaublich intensiv und anrührig, trotz weniger Szenen trifft ihre Vorstellung mitten ins Herz.

Für manchen Zuschauer mögen die rasch wechselnden Gemütsverfassungen innerhalb der Familie Bohl eine Spur zu dick aufgetragen anmuten. Aus meiner Sicht gelingt eine glaubwürdige und zupackende Darstellung, allerdings rückt die eindringliche Zeichnung der Bohls den Kriminalfall (fast) in den Hintergrund. Unter Druck rückt man zusammen, hinter der ramponierten Fassade gibt es noch jede Menge Leben, Liebe und vielleicht sogar einen kleinen Silberstreif am düsteren Horizont. Derrick und Klein belassen es bei routinierter Arbeit ohne grössere Höhepunkte, Tappert und Wepper erledigen ihren Job weitgehend unaufgeregt, Derrick drückt pünktlich zum Finale die richtigen Knöpfe. Passend zur (vordergründig) depressiven Atmosphäre klatschen uns graue Hinterhöfe auf die Augen, Einblicke in die Halbwelt Münchens gibt es in Form einer ranzigen Bar inklusive leichter Damen. Regisseur Zbyněk Brynych baut auf echte Gefühle anstatt Kitsch, entlockt den Damen und Herren vor der Kamera grandiose Leistungen. Während der Abspann über die Glotze rollt, bleibe ich in Gedanken versunken zurück, Trauer und Hoffnung stehen als meterhohe Ausrufezeichen dieser Folge im Raum. Eberhard Schoeners Musik hat mich diesmal nicht auf ganzer Linie überzeugt, passt aber letztlich recht gut zum Geschehen. "Familie im Feuer" beschliesst die neunte Derrick Box auf gutem Niveau, ich freue mich auf die nächste Scheibensammlung.

7/10 (gut)



Die Höhepunkte der neunten Box:

• Folge 126 - Toter Goldfisch (Zbyněk Brynych)
• Folge 129 - Ein unheimlicher Abgang (Jürgen Goslar)
• Folge 131 - Lange Nacht für Derrick (Dietrich Haugk)
• Folge 132 - Kranzniederlegung (Zbyněk Brynych)

Eine starke Spitzengruppe, der ganz grosse Höhepunkt ist in dieser Box jedoch nicht zu finden. Hinter den Topfolgen tummelt sich gewohnt guter Stoff, nur wenige Folgen fallen leicht ab.

***

Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2012 20:07
#459 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

DERRICK Collector’s Box 7 (Folgen 91 bis 105, 1982-83)





Derrick: Eine Falle für Derrick

Episode 91 der TV-Kriminalserie, BRD 1982. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Cornelia Froboess (Maria Roth), Traugott Buhre (Herr Ludenke), Joachim Wichmann (Herr Baumann), Inge Birkmann (Frau Mommsen), Tommi Piper (Herr Mühlau), Werner Kreindl (Staatsanwalt), Hans-Georg Panczak (Ludenke junior), Walter Doppler (Mommsen junior) u.a. Erstsendung: 5. März 1982, ZDF.

Zitat von Derrick: Eine Falle für Derrick
Fahrerflucht mit Todesfolge. Dieses Verbrechen legt man Stephan Derrick zur Last, denn Lack- und Glassplitter seines Wagens werden am Tatort gefunden. Auch kann der Beamte nicht leugnen, am selben Abend die Strecke gefahren zu sein. Doch er ist sich sicher: Da versucht jemand, ihm etwas anzuhängen, um ihn in einer anderen Angelegenheit aus dem Weg zu schaffen! Um seinen Verdacht zu bestätigen, schickt der beurlaubte Derrick Harry und die Tochter des Toten gemeinsam auf Spurensuche.


Das gab es noch nie. 90 Folgen lang hat man Vertrauen in die Integrität und völlige Korrektheit von Derrick aufgebaut, das unerschütterlich wie ein Felsen ist. Er kommt in letzter Zeit ohne nennenswerte menschliche Schwächen aus, spart sich die erzieherischen Spitzen seines ehemaligen Kollegen Keller und die manchmal durchschimmernde Verwegenheit eines Kommissar Köster, kurz: macht den Eindruck eines idealen, Tag und Nacht für die gute Sache eintretenden Kriminalers. Dass ihm zum Dank ein Verbrechen angedichtet wird und Staatsanwalt und Polizei (mit der Ausnahme von Harry, versteht sich) sofort darauf anspringen, ist in gewisser Weise erschreckender als die eigentliche Tat an sich, die off-screen stattfindet und ihre von Tappert selbst heraufbeschworene Brutalität damit ein Stückweit verliert. Dass aber die hinterhältigen Nestbeschmutzer von so zwielichtigen Darstellern wie Joachim Wichmann und Werner Kreindl gespielt werden, lässt es den Zuschauer sofort besser wissen: Wie sollte man ihr Wort höher einschätzen als das des ewig zuverlässigen Tappert? Unmöglich! Tappert selbst verfocht die enge Bindung, die das Publikum mit Oberinspektor Derrick einging und die maßgeblich den Erfolg der Reihe bestimmte:

Zitat von Katrin Hampel: Das große Derrick-Buch, Henschel Verlag Berlin, 1995, S. 126
„Nachdem der Mord passiert ist, der am Anfang steht, will der Zuschauer sich mit jemandem identifizieren, und das kann er nicht mit dem Mörder. Er kann sich nur mit Derrick identifizieren. Und Derrick muss, sobald er auftaucht, die Handlung und die ganze Geschichte an sich reißen, und der Täter darf nicht mehr zu Atem kommen.“


So verhält es sich auch diesmal. Reinecker hat erneut eine Geschichte zusammengebraut, bei der der bzw. die Täter von Anfang an als solche zu erkennen sind. Traugott Buhre und Hans-Georg Panczak eignen sich für die Rollen hervorragend, hätten als Derricks perfideste Gegner aber auch ein wenig mehr an Profil gewinnen dürfen. Dies betrifft auch einen Einblick in ihr verbrecherisches Handwerk, von dem man nur das Allernötigste erfährt. Weder lässt Reinecker stichhaltige Informationen zum Fall Ludenke durchsickern, noch wird geklärt, wer sich hinter der Stimme der nächtlichen Anruferin verbirgt oder auf welche andere Weise als mit Aufbruch und Kurzschluss Derricks Wagen gestohlen wurde.

Theodor Grädler hätte „Eine Falle für Derrick“ leicht in zu düstere Gefilde abgleiten lassen können, bewahrt sie jedoch durch geschickten Musikeinsatz und ein deutliches Happy-End vor allzu großem Pessimismus. In der Diskothek, die Ludenke senior leitet, wird unter anderem der Ohrwurmkracher „Hurricane“ der nur ein Jahr existierenden deutschen Band Topas gespielt. In starkem Kontrast dazu steht der ernste und bestimmte Schlusspunkt, den – wie immer fantastisch! – Inge Birkmann als starke Frau mit dem Schlüssel zur Lösung setzt. Im Vergleich zu ihr hat Conny Froboess die deutlich undankbarere Rolle erhalten, versteht jedoch, das Beste aus der Situation zu machen. Ein weniger trister Part würde ihr jedoch noch besser zu Gesicht stehen, hat man sie doch, um im Jargon des oben erwähnten Lieds zu bleiben, in früheren Jahren als fröhlichen Wirbelwind kennen und schätzen gelernt.

Tappert meistert auch schwierige Situationen in „seinem“ Inspektorenleben mit Gelassenheit, logischem Denken und Beharrlichkeit. Wer bemängelt, dass er zu abgeklärt auf die Vorwürfe, die Derrick gemacht werden, reagiert, sollte sich besser noch einmal genauer mit dessen Figur beschäftigen. Mehr als 4 von 5 Punkten werden es dennoch nicht, denn das Buch lässt einige wichtige Aspekte unbeleuchtet.

Gubanov ( gelöscht )
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30.09.2012 20:45
#460 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Nachts in einem fremden Haus

Episode 92 der TV-Kriminalserie, BRD 1982. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Heinz Bennent (Dr. Stoll), Marilene Bethmann (Frau Baum), Thomas Astan (Erich Steuber), Susanne Beck (Hilde Stettner), Stefan Behrens (Werner Stettner), Ullrich Haupt (Dr. Hansen), Hans Quest (Professor Jahn), Edith Schneider (Frau Dr. Nolde) u.a. Erstsendung: 2. April 1982, ZDF.

Zitat von Derrick: Nachts in einem fremden Haus
Auf dem Rückweg von einer geschäftlichen Einladung bleiben die Stettners mit einem Platten vor dem Haus von Dr. Stoll liegen. Um ein Taxi zu rufen, betritt das Ehepaar die Wohnung durch die offene Tür. In der Bibliothek finden sie eine Leiche, doch als sie mit der Polizei wieder zurückkehren, ist diese verschwunden. Der Tote hatte auffallende Ähnlichkeit mit Dr. Stoll, der ein chemisches Institut leitet und Psychopharmaka entwickelt.


Die erste Überraschung, die „Nachts in einem fremden Haus“ auf Lager hat, ist, wie harmlos und harmonisch Stefan Behrens („Pecko“) und Susanne Beck („Yellow He“) als Ehepaar in Nöten wirken. Wenn man sich von dieser Erkenntnis erholt hat, überrollt einen schon das nächste Ereignis, denn Reinecker hat sich in diesem Fall wahrlich nicht lumpen lassen. Auch wenn der Plot durchkonstruiert ist bis zum Geht-nicht-mehr und sich auf eins, zwei Zufälle zu viel verlässt, so erfreut an ihm vor allem die Vielschichtigkeit und anfängliche Undurchsichtigkeit. Verschwindende Leichen sind schließlich – so heißt es dann auch wörtlich in der Folge – eher ein Phänomen fantastischer Kriminalromane. Sie eignen sich aber auch gut, um den Appetit des geneigten „Derrick“-Zuschauers anzuregen und gespannt zu machen auf das, was noch so kommen möge.

Helmuth Ashleys traditionelle Gemächlichkeit hält sich in engen Grenzen. Lediglich der kleine Spannungsabfall nach den ersten hochinteressanten Minuten, der sich bei der ersten Begegnung mit den Hausbewohnern einstellt, erinnert an seine Marotten aus Box 6. Insgesamt ergibt sich jedoch ein rundes Bild, für das auch die Darsteller verantwortlich zeichnen. Eine große Prominenz hat man da um Tappert und Wepper versammelt – einschließlich der bekannten „Derrick“-Gesichter Astan, Haupt und Quest. Heinz Bennent verkörpert die Hauptrolle grundsolide, wobei ich mir in der ersten Hälfte für den selbstgefälligen und latent größenwahnsinnigen Dr. Stoll (der übrigens leider den Vornamen Klaus trägt) eine distinguiertere Gestalt à la Martin Held oder Bernhard Wicki gewünscht hätte. Je weiter die Handlung jedoch voranschreitet und die wahre Identität des Forschers offenlegt, als desto passender erachte ich auch Bennent. Im Zusammenspiel mit Horst Tappert gibt es sowieso keine großen Probleme – es fallen nur hin und wieder die typischen Reinecker-Satzwiederholungen und philosophischen Exkurse auf.

Marilene Bethmann konnte bereits einen kleinen, stillen Auftritt in „Das sechste Streichholz“ als Mutter von Pierre Franckh verbuchen, tritt hier etwas mehr ins rechte Licht und entwickelt sich zu einer interessanten Nebendarstellerin, die ich gern einmal in einer etwas verantwortungsvolleren Rolle sehen würde.

Endlich kommt auch einmal dem schweizerischen Produktionspartner SRG eine etwas größere Rolle bei der Gestaltung der Episode zu. Einige – wenn auch wenige – Aufnahmen entstanden am Zürcher Hotel Dolder Grand und lassen gemeinsam mit dem namhaften Cast und dem eventuell schon länger auf Reserve liegenden Script vermuten, dass „Nachts in einem fremden Haus“ wieder einmal als ein ganz besonderes „Derrick“-Aushängeschild ähnlich „Ein Kongress in Berlin“ geplant worden war. Auf jeden Fall ist es erfrischend, einmal woanders als nur in München und Umland auf Mörderjagd zu gehen.

„Eben war die Leiche noch da“, würde Paul Cox konstatieren. Was über Jahrzehnte als spannender Kniff für Krimis jeder Art fungierte, funktioniert auch in „Derrick“ ohne nennenswerte Probleme. 4,5 von 5 Punkten für einen Reinecker-Krimi, der auch einige Jahre zuvor als Mehrteiler hätte verfilmt werden können.

Gubanov ( gelöscht )
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01.10.2012 19:50
#461 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Die Fahrt nach Lindau

Episode 93 der TV-Kriminalserie, BRD 1982. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Klausjürgen Wussow (Martin Gericke), Lotte Ledl (Wilma Gericke), Ekkehard Belle (Malte Gericke), Anne Bennent (Mona Gericke), Sissy Höfferer (Ricarda Beck), Klaus Herm (Herr Wörner), Heinz Ehrenfreund (Albert Roor), Bruno Dallansky u.a. Erstsendung: 14. Mai 1982, ZDF.

Zitat von Derrick: Die Fahrt nach Lindau
Von Drohanrufen lässt sich Herr Gericke nicht abhalten. Sein Pech, dass die Vorhersage „Sie werden Lindau nicht erreichen“ dann auch wirklich eintrifft. Auf spiegelglatter Straße kommt er vom Weg ab, das Auto fängt Feuer. Untersuchungen der Kripo ergeben jedoch, dass Schüsse auf Fahrer und Tank abgegeben wurden. Der Verdacht einer Gewalttat bestätigt sich also. Nur: In welche Richtung soll Derrick ermitteln, wenn in der Familie des Toten alle gut miteinander auskamen?


Die Besprechung enthält leichte Spoiler.

Glückliche Ehen genießen bei Reinecker großen Seltenheitswert. Das nicht etwa, weil er selbst keine Erfüllung in dieser Hinsicht gefunden hätte. Im Gegenteil: Seit 1959 war er glücklich mit seiner Frau Holly verheiratet, sagte „eine bessere Frau als meine Holly hätte ich gar nicht finden können!“ und fügte sogar hinzu: „Holly ist meine ehrlichste Kritikerin.“ (Wir im Forum geben uns aber auch ganz schön Mühe! ) Das Geheimnis hinter zerbrechenden und zerbrochenen Beziehungen ist wohl eher in der Sensationslust zu verorten, die uns Krimifreunde immer antreibt und die gebietet, dass alles, was reibungslos verläuft, nicht lange spannend bleibt. Und so ist es kein Wunder, wenn auch dem harmonischen Zusammenleben von Klausjürgen Wussow und Lotte Ledl in dieser Episode kein gutes Schicksal beschieden ist ...

Zu diesem Zwecke bedient sich der mysteriöse Hintermann des gepflegt gruseligen Mittels der telefonischen Morddrohungen. Es passt indes zu Klausjürgen Wussow, dass er alle Bedenken ob der ihn betreffenden, aber nur andere in Aufregung versetzenden Meldungen in den Wind schlägt. Souverän ist der Eindruck, den man in den ersten Minuten von ihm erhält. Das hebt sich natürlich ganz besonders gegen Klaus Herm als überfordeten Zuarbeiter und Lotte Ledl als besorgtes, aber wenig anpackendes Frauchen ab – auch wenn man sagen muss, dass Gericke-Sekretärin Ricarda Beck (Sissy Höfferer) ebensolche versteckten Abgründe vermuten lässt wie ihr Chef. Ihr Part hätte sich auch, wo nun der direkte Vergleich mit der Vorgängerepisode besteht, mit Conny Froboess besetzen lassen – es ist andererseits aber keineswegs so, dass ich Höfferer ungern sähe.

Ekkehard Belle demonstriert erneut, dass auch ein passabler Schauspieler vergebene Liebesmüh ist, wenn er gegen lächerlich überphilosophische Zeilen und Weltbilder ankämpfen muss, die der Mottenkiste der Biederkeit entspringen. Es sind Sätze wie „Vater ist nicht tot, aber er stirbt in mir“, bei denen man nicht weiß, ob man zuerst die Augenbrauen oder die Mundwinkel in die Höhe reißen soll. Beides war wohl nicht so beabsichtigt!

Vom moralinsauren Sohnemannstandpunkt abgesehen (Reinecker und die unfertige Jugend, die ihr Heil in einer Idealfigur sucht, sind eben zwei Dinge, die zu trennen jeder „Derrick“-Zuschauer bis hier nun endgültig aufgegeben hat), macht der Plot einen vernünftigen Eindruck. Der Autor schöpfte aus einer scheinbar unendlichen Palette von Mordarten, -konstellationen und -motiven, die einmal mehr eine reizvolle Variation findet. Man mag einzig bemängeln, dass der Titel mit der „Fahrt nach Lindau“ Urlaubs- und Landschaftsassoziationen weckt, die die Episode nicht erfüllen kann. Sie versucht, sie mit einigen schönen Wintereinstellungen bei original bayerischem Schneefall auszugleichen, bleibt aber alles in allem so auf Gespräche und inhaltliche Wendungen konzentriert, dass sie gerechtfertigterweise als Kammerspiel bezeichnet werden darf.

Leider hat man die hübsche Mordgeschichte mit Gewissensbetrachtungen und einem für Alfred Vohrer ausgesprochen konservativen Regiestil ein wenig zu glatt gebügelt, wusste allerdings erneut, schauspielerische Glanzlichter (Wussow, Herm, Höfferer) zu setzen. Gute 3,5 von 5 Punkten.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

03.10.2012 23:06
#462 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick - Collector's Box 10 (Folgen 136-150)

Folge 136 - An einem Montagmorgen (Deutschland 1986)

Eine Familie in den Krallen teuflischer Bestien

Irgendwo im Speckgürtel Münchens beginnt die Woche wie immer. Frau Heilmann (Christine Ostermayer) fährt mit ihrem PKW zum Einkauf, Tochter Biggy (Roswitha Schreiner) ist in der Schule, Sohn Manuel (Jochen Horst) arbeitet in einer Autowerkstatt. Weniger freundlich geht es im Anwesen des Herrn Bergmann (Herbert Tiede) zu, der sich bei seiner Haushälterin über den Pflegezustand seiner Schuhe beklagt. Derweil bringt Berufsganove Koller (Wilfried Baasner) seine Komplizen Hassel (Robert Meyer) und Weber (Wolf Goldan) auf Kurs, das Trio steht unmittelbar vor der Ausführung eines Banküberfalls. In der Bank treffen die Räuber auf den streitsüchtigen Herrn Bergmann, welcher in seinem Unmut prompt die Maske von Kollers Kopf reisst. Koller versteht keinen Spass, er verpasst dem unwilligen Zeugen einen gezielten Kopfschuss, Bergmann bricht tot zusammen. Weber drückt während der Flucht ordentlich aufs Gas, zu allem Überfluss hat sich ein braver Bürger an die Fersen der Gangster geheftet, in einer Kurve verliert Weber die Kontrolle über den Wagen und kommt von der Strasse ab. Zwar bleiben alle Insassen weitgehend unverletzt, müssen ihre Flucht allerdings unangehmerweise zu Fuß fortsetzen. Derrick und Klein sind inzwischen in der beraubten Bankfiliale eingetroffen, auf dem Überwachungsvideo erkennt der Oberinspektor sofort den äusserst gefährlichen Koller! Koller und seine Kumpanen sind in das Haus der Familie Heilmann eingebrochen, Frau Heilmann und ihre Kinder erwartet eine böse Überraschung! Flugs hat die Polizei die gesamte Ortschaft abgeriegelt, noch kennt niemand ausser den Geiseln den genauen Aufenthaltsort der Straftäter ...

Star dieser Folge ist für mich Wilfried Baasner, der in der Rolle des Schwerverbrechers Koller großartig aufspielt! Koller geht ohne Reue über Leichen, strahlt eine erschreckende Kaltblütigkeit aus, scheint aber trotzdem ab und an vor dem Verlust jeglicher Selbstkontrolle zu stehen. Cholerische Ausbrüche brechen wie unheilvolle Donnerschläge über die anderen Beteiligten herein. Nebenbei gibt es kleine Anspielungen sexueller Natur, offenbar könnte sich Koller gut eine eindringliche Unterhaltung mit seiner jungen Geisel Biggy vorstellen. Freilich belässt es das Drehbuch bei Andeutungen, dem TV-Publikum der achtziger Jahre wollte man wohl nicht zu starken Tobak auftischen. Beschädigt wird die Story dadurch keinesfalls, Baasner kommt auch ohne vollzogene Notzucht erschreckend und bedrohlich genug rüber. Robert Meyer und Wolf Godan stehen unter Baasners Knute, Hassel versucht ausgleichend zu wirken, Weber gibt das Riesenbaby mit Trottelpotential. Roswitha Schreiner und Jochen Horst befanden sich noch in der Anfangsphase ihrer Karriere, beide agieren überzeugend. Käte Jaenicke und Heinz Moog fungieren als freundliche Nachbarn der Geiseln, die Eheleute Herbach sind als "Omi und Opi Ersatz" angelegt, der bewährte Alf Marholm taucht als den Einsatz leitender Kriminaldirektor auf. Horst Tappert zeigt uns Derrick -einmal mehr- besonnen, clever und mitfühlend handelnd, Fritz "Harry" Wepper macht sich unauffällig auf die Suche nach dem teuflischen Trio.

"An einem Montagmorgen" weht wie eine frische Brise durch die Reihe, ein packendes Geiseldrama, getragen durch sein stimmungsvolles Drehbuch und das sehr starke Ensemble. Feiner Humor, verabreicht in kleiner Dosierung, sorgt für zusätzliche Würze in diesem schmackhaften Menü. Herrlich das stetige Genörgel von Herbert Tiede, der trotz weniger Szenen einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ungewohnt und knuffig die etwas merkwürdig tönende Erzählerstimme, welche die ersten Minuten der Folge mit launigen Kommentaren untermalt. Weniger gepflegt die Ausdrucksweise des psychotischen Koller, verbale (und sonstige) Entgleisungen sorgen für harsche Kontraste. Trügerisch die Idylle der ruhigen Siedlung auf dem Land. Vor den Toren der bösen Großstadt in Friede, Freude und Eierkuchen gebettet, plötzlich sehen sich unscheinbare Durchschnittsbürger mit dem nackten Grauen konfrontiert. Hoffen wir auf einen umsichtigen Kriminalbeamten wie Stephan Derrick, wenn der Terror krimineller Subjekte unser Refugium ohne Gnade unkontrollierbar flutet! Für die Regie zeichnet Jürgen Goslar verantwortlich, die Musik stammt aus der Feder von Eberhard Schoener. Überwiegend setzt Schoener seine Klänge lediglich als dezente Hintergrundmusik ein, über den Abspann hat er eine wunderschöne Komposition gelegt, sphärische Elektronik der allerbesten Sorte. Es geht stetig und genussvoll vorwärts, der Startschuss für die zehnte Box ist gefallen. Was für ein toller Auftakt, welch zupackender Einstieg in das Jahr 1986!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

***

Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.10.2012 23:15
#463 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Ein Fall für Harry

Episode 94 der TV-Kriminalserie, BRD 1982. Regie: Zbynek Brynych. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Karl Lieffen (Heinrich Gruga), Irina Wanka (Herta Klinger), Ida Krottendorf (Frau Klinger), Karl Renar (Herr Klinger), Sven-Eric Bechtolf (Richard Klinger), Markus Klimmek (Walter Klinger), Sepp Wäsche, Angela Graas u.a. Erstsendung: 9. Juli 1982, ZDF.

Zitat von Derrick: Ein Fall für Harry
Weil Oberinspektor Derrick sich zum ersten Mal seit Jahren in den Urlaub verabschiedet, muss sein Assistent Harry Klein den Mord an einem Hausmeister ganz allein lösen. Der Mann, aufgeschreckt durch nächtliche Geräusche im Hause seines Arbeitgebers Gruga, verfolgte einen Einbrecher, von dem er getötet wurde. Harrys Ermittlungen konzentrieren sich mehr und mehr auf Gruga, der sich schnell ein Hausmädchen als Ersatz für den Toten angeschafft hat. Sie könnte der Schlüssel zu dem Rätsel sein.


Hin und wieder ist Derrick für eine Episode abwesend, außer Dienst oder außerhalb Münchens „beschäftigt“. Oft führt ihn ein Mordfall in solchen Situationen wieder auf die rechte Bahn zurück (so gesehen etwa in „Das dritte Opfer“), manchmal aber bleibt ihm nichts anderes übrig, als Harry das Ruder zu überlassen. Was in Derricks Anwesenheit nie gut geht, gerät als Notlösung durchaus passabel, denn Harry profitiert ebenso wie Dr. Watson – man rufe sich dessen veritable Ermittlungen in „Der Hund der Baskervilles“ ins Gedächtnis – von der Abgrenzung von seinem großen Lehrmeister.

Zitat von Katrin Hampel: Das große Derrick-Buch, Henschel Verlag Berlin, 1995, S. 43
In „Ein Fall für Harry“ (Folge 94) brachte Harry seinen Chef zum Zug. Derrick „muss“ in den Kurzurlaub auf Anweisung des Arztes. [...] Karl Lieffen nach den Dreharbeiten: „Ich hätte ja gern mal wieder dem Derrick gegenübergestanden, denn der Horst Tappert ist ein fabelhafter Schauspieler, aber auch sein zweiter Mann hat es mal verdient, die Verbrecher ins Visier zu nehmen!“ [...] Fritz Wepper gefällt die Rolle des Fahndungsleiters, dennoch, „man darf nicht vergessen, die Titelfigur ist Derrick“, sagt er. Deshalb bleiben „Harrys Fälle“ Ausnahmen.


Und gut ist das, denn Horst Tappert hat ja trotzdem Screentime. Und zwar als neurotisches Arbeitstier, das nicht davon lassen kann, das Geschehen telefonisch mitzuverfolgen. Aber wer will es ihm verdenken? Zbynek Brynych manifestierte mit der Inszenierung dieser vierundneunzigsten „Derrick“-Episode seine blendende Besserung vom Saulus zum Paulus, die man bereits in „Eine ganz alte Geschichte“ anklingen sah. Durchgeknallte Unsinnigkeiten hat er hinter sich gelassen, seine Kreativität dabei aber nicht verloren. Im Gegenteil: Er setzt sie nun richtig, d.h. nicht zur Ablenkung von, sondern zur Ausgestaltung der Geschichte ein. Hierbei fällt vor allem seine intensive Darstellerführung auf, die sich langsam auf ähnlichem Niveau einpendelt wie die von Theodor Grädler oder Dietrich Haugk.

Verdient hat das Lob auf Darstellerseite vor allem Karl Lieffen. Heinrich Gruga ist ein waschechter Widerling. Wahrscheinlich sogar der größte und abstoßendste dieser Sorte seit „Waldweg“-Spaziergänger Herrn Manger. In Verbindung mit Brynychs Regie gelang es Lieffen, seinen anzüglichen Gedanken Wucht und Präsenz zu verleihen, ohne dabei allzu viel zu zeigen. Doch allein schon die Szene, in der Gruga mit seinen Fäusten an die Tür von Herta Klinger trommelt, sowie die Blicke, die er auf das junge Mädchen wirft, genügen, um seine Fantasien im Kopf des Zuschauers lebhaften Bildern zuzuordnen. Irina Wanka überzeugt als das willenlose Opfer schon eher als in „Die Stunde der Mörder“. Ihre Art, den Text des Drehbuchs zögernd und gestelzt vorzutragen, passt – wenn sie schon nicht natürlich und sonderlich glaubwürdig ist – schließlich recht gut zu der Zwangslage, in der sie jedes ihrer Worte genau abwägen muss.

Der Rest der Klinger-Familie agiert ebenfalls sehr überzeugend und insgesamt ergibt sich tatsächlich der Eindruck einer zusammenhängenden Einheit, was in bester Übereinstimmung mit den Intentionen Reineckers liegen dürfte. Dieser schuf mit „Ein Fall für Harry“ mehr oder weniger ein klassisches Familien-Drama, das hier und da leise Kritik an Staat und Einzelpersonen einbaut, aber in dieser erstaunlich verhalten bleibt. Einzig der Schlusspunkt sorgt für Verwunderung, kommt aber gerade richtig, denn die Geschichte benötigte nach der Klärung aller Hintergründe zu einem recht frühen Zeitpunkt noch vor der 40. Filmminute ein Finale mit Pauken und Trompeten. Erneut erweist sich Brynych als bester Mann für diese Aufgabe.

Fritz Weppers Alleingang überzeugt auf ganzer Linie. Nicht nur als Abwechslung im Polizeirevier und bei der Befragung von Zeugen – auch in klassischen Bewertungskomponenten kann man dem „Fall für Harry“ nichts anlasten. 5 von 5 Punkten – Tappert darf (und soll!) trotzdem wieder zurückkommen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.10.2012 17:50
#464 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Das Alibi

Episode 95 der TV-Kriminalserie, BRD 1982. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Elfriede Kuzmany (Rotraut Liebermann), Eckard Heise (Rudolf Hasse), Ekkehard Belle (Horst Kluge), Petra Verena Milchert (Hanna Wedekind), Johanna Elbauer (Grit Hess), Dietlinde Turban (Martina Busse), Lambert Hamel (Dr. Schumann), Pia Haenggi (Ursula Berthold) u.a. Erstsendung: 20. August 1982, ZDF.

Zitat von Derrick: Das Alibi
Harry gabelt auf dem Nachhauseweg ein junges Mädchen auf, das sich kaum mehr auf den Beinen halten kann. Martina Busse ist völlig verwirrt, steht aber nicht unter Drogen. Am nächsten Morgen besucht er sie, um nach ihr zu sehen, stellt aber nur fest, dass sie Selbstmord begangen hat. Es kristallisiert sich heraus, dass sie von ihrem Freund und zwei Bekannten vergewaltigt worden ist und sich aus Scham das Leben genommen hat. Die Ermittlungen gegen die drei Männer verlaufen im Sande – bis einer von ihnen erschossen wird!


Einen „Derrick“ zu sehen, heißt auch, sich immer wieder auf erheiternd patriarchische Denkstrukturen einzulassen, die Reineckers Drehbücher in sicher mehr als 90 Prozent aller Fälle prägten. Nicht nur, dass Frauen nur äußerst selten die Courage aufbrachten, einen Mord zu begehen – der Krimi war eben doch eine Männerwelt –, auch opferte der Autor mit besonderer Vorliebe ahnungslose Mädchen dem ruchlosen Treiben phallischer Dominanz. Ob nun (männliche) Drogendealer, (männliche) Schmarotzer oder (männliche) Lustmolche am Werke sind – die Münchner Damenwelt dürfte nach 281 Folgen „Derrick“ entweder markant minimiert oder zumindest so in Angst und Schrecken versetzt worden sein, dass die Absetzung der Serie vom ZDF als bitter notwendiger Artenschutz angesehen worden sein muss.

Keine Ausnahme macht „Das Alibi“, in dem die Geschichte einer Vergewaltigung erzählt wird. Verschämt klausuliert drückt sich Anwalt Dr. Schumann mit Reinecker’schen Worten über den erzwungenen Sex aus, spricht von „der Sache“, „der Ausführung“ oder dem, „was da Liebe genannt wird“. Glücklicherweise gehen Lambert Hamel die abstrusen Zeilen leicht über die Lippen, sodass seine Anwesenheit insgesamt zu den eher erfreulicheren Momenten der Episode zählt, die trotz eines großen Aufgebots junger Schauspieler vor allem mit den (Klein-)Auftritten der älteren Semester überzeugt (u.a. auch Tilly Lauenstein und Elfriede Kuzmany).

Wie es anders nicht sein könnte, mündet das angetane Leid, das die Polizei nicht eindeutig nachweisen kann, wieder einmal in einer privaten Vergeltungsaktion. Man bekam diese Thematik zuletzt etwa in den Episoden 77, 85 und 89 aufgetischt und freut sich deshalb nicht gerade darüber, sich schon wieder mit den Rachegelüsten unbefriedigter Empathieträger konfrontiert zu sein. Forumsmitglied Jack the Ripper hat sich so treffend über dieses typische Konstrukt geäußert, dass ich an dieser Stelle nochmal auf seine Ausführungen hinweisen möchte:

Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #74
Eine von Reineckers, fast möcht ich sagen: klassischen und gerade in der „Derrick“-Serie (zu) oft abgewandelten Rache-Storys, meist um das grausame Schicksal junger, unschuldiger und als fast unfehlbar verklärter Mädchen, die in die Hände skrupelloser Dealer, Vergewaltiger und Zuhälter geraten und denen in Form von Verwandten, Freunden oder Protegés eine Art Gerechtigkeit widerfahren wird. Diese Geschichten haben für mich meist einen etwas schalen Beigeschmack und verherrlichen eine Form von Selbstjustiz und Auge-um-Auge-Mentalität, auch wenn die Reaktion der Betroffenen nachvollziehbar und der Oberinspektor immer als mahnendes Symbol für staatliche Ordnung, Recht und Gesetz auftritt.

„Das Alibi“ weiß eher trotz als wegen seines Plots zu gefallen. Alfred Vohrer erwies sich als gute Wahl für das recht heikle Thema, denn er wahrte weder überspitzte Zurückhaltung noch suhlte er sich in Details, die niemand so recht wissen möchte. Es zeichnet seinen Regiestil aus, dass er nebenher noch einige amüsante Details einzubauen verstand und deshalb sowohl zeigt, wie Stephan Harry im Präsidium neckt, als auch besonderes Interesse an den Aktmalereien auf der Kunstschule nicht verhehlt. Es steht dabei in bitterbösem Kontrast zueinander, dass von Menschen die Rede ist, die Nacktheit zwar als Element der Kunst zu schätzen wissen, mit ihr in der Wirklichkeit aber nicht umgehen können.

An „Das Alibi“ beeindrucken weder der 08/15-Plot noch die drei Racheengel für Dietlinde. Echte Wirkung entfalten indes die dümmliche Gleichgültigkeit der Vergewaltiger sowie der gruselige Score von Frank Duval. 3 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

07.10.2012 14:03
#465 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

BEWERTET: "Nachts in einem fremden Haus" (Folge 92)
mit: Horst Tappert, Fritz Wepper, Heinz Bennent, Susanne Beck, Stefan Behrens, Ullrich Haupt, Marilene Bethmann, Thomas Astan, Edith Schneider, Hans Quest u.a. - Regie: Helmuth Ashley

Hilde und Werner Stettner sind auf dem Nachhauseweg von einer Party. Unterwegs geht ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus: sie haben einen Platten und wollen deshalb in einem nahegelegenen Haus telefonieren. Da die Eingangstür offen steht, gehen sie hinein und finden einen Toten. Alle Umstände deuten auf ein Gewaltverbrechen hin, doch als das Ehepaar kurze Zeit später mit der alarmierten Polizei zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden. Oberinspektor Derrick zweifelt dennoch nicht an der Aussage der beiden, erscheinen ihm doch die Umstände im Haus des Dr. Stoll äußerst merkwürdig. Er heftet sich an den berühmten Chemiker und entdeckt schon bald Ungereimtheiten in dessen Verhalten.....

In gewisser Weise erinnert "Nachts in einem fremden Haus" an die Episode "Lissas Vater" (Folge 48). Drei Männer aus dem Cast treffen hier wieder zusammen, um einen "Mord mit umgekehrten Vorzeichen" zu inszenieren. Heinz Bennent dominiert die Folge, während Ullrich Haupt dezent in den Hintergrund tritt; Thomas Astans diskrete Art wird ohnehin gern für zuverlässige Charaktere in der zweiten Reihe eingesetzt. Eine erstaunliche Wandlung hat Susanne Beck durchlaufen. Immer noch hat man das grell geschminkte Kreischen der wilden Tänzerin ("Yellow He") vor Augen, doch mit abnehmendem Make-up kommt eine durchaus bürgerliche Frau zum Vorschein.
Stephan Derrick beweist auch hier, dass er eine sichere Bank ist und jeder noch so vagen Spur nachgeht, wenn er vom Wahrheitsgehalt einer Aussage überzeugt ist. Seine Gespräche mit Dr. Stoll fördern interessante Überlegungen zu Tage und zeigen, dass sich Derrick nicht einmal von Straßburger Gänseleberpastete blenden lässt ("Ihnen fehlt die Fähigkeit, sich zu begeistern", stellt Dr. Stoll trocken fest). Der Mann, in dessen Forschungslabor Psychopharmaka für klingende Münze sorgen sollen - es geht um Millionen-Patente - äußert einige bemerkenswerte Denkanstöße, die so gar nicht zu Herbert Reinecker passen. Der Schauplatzwechsel im letzten Drittel sorgt für eine "Paddenberg"-Atmosphäre und baut zuverlässige Darsteller wie Edith Schneider und Hans Quest ein, beiden Mimen nimmt man Studientitel und berufliches Ansehen jederzeit ab. Ein paar kleine Stolperer im Drehbuch (z.B. der "spontane" Austausch zweier Personen) verhindern zwar, dass die Episode die Höchstpunktzahl erreicht, dennoch hinterlässt sie einen angenehmen Gesamteindruck, der von der gedämpften Atmosphäre des Wohnsitzes von Dr. Stoll ebenso lebt, wie von seinem Hauptdarsteller Heinz Bennent.

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