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Dieses Thema hat 977 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

15.12.2019 13:50
#931 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Bin inzwischen mit Collector's Box 8 durch und blicke auf ein Set zurück, das sich ungefähr auf dem Niveau der vorangegangenen Box bewegt. Wieder keine Folge mit der Höchstwertung dabei, dafür immerhin dreimal 4,5/5 und ein ziemlicher Totalausfall. Zwischen Derrick und Harry entwickelt sich eine regelrechte "Bromance", wie vor allem die Episode "Attentat auf Derrick" zeigt. Am besten hat mir noch die Folge "Die Schrecken der Nacht", eine schräge Serienkiller-Episode mit Derrick auf Erholungsurlaub gefallen. Die Ermittlungen übernehmen Harry und Dirk Dautzenberg. An zweiter Stelle sehe ich "Das seltsame Leben des Herrn Richter", die eine typische "Derrick-Folge" mit einer ein Doppelleben führenden Hauptfigur ist. Im Finale gibt es sogar etwas Hubschrauber- und Boots-Action. Komplettiert wird das Treppchen durch "Das Mädchen in Jeans". Hier geht es mal wieder um die Sehnsucht eines Mannes aus der feinen Gesellschaft, aus dieser auszubrechen. Herbert Fleischmann agiert hier in einem seiner letzten beiden "Derrick"-Auftritte. Einen gelungenen Gastauftritt liefert außerdem Elisabeth Müller.


Insgesamt würde ich die Episoden der Box in folgende Rangfolge bringen:

01. Die Schrecken der Nacht 4,5/5
02. Das seltsame Leben des Herrn Richter 4,5/5
03. Das Mädchen in Jeans 4,5/5
04. Attentat auf Derrick 4/5
05. Ein Spiel mit dem Tod 4/5
06. Ein Mörder zu wenig 4/5
07. Manuels Pflegerin 4/5
08. Gangster haben andere Spielregeln 3,5/5
09. Die Verführung 3,5/5
10. Dr. Römer und der Mann des Jahres 3,5/5
11. Angriff aus dem Dunkel 3/5
12. Drei atemlose Tage 3/5
13. Ende einer Sehnsucht 2,5/5
14. Keine schöne Fahrt nach Rom 2,5/5
15. Tödlicher Ausweg 2/5

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.12.2019 20:38
#932 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Na, aber die Bewertungen pendeln sich doch auf einem soliden Niveau ein, auch wenn's für dich in Boxen 7 und 8 nicht zu vollen 5 Punkten gereicht hat. Als Fan der "Schrecken der Nacht" bin ich ja wahrlich nicht bekannt, weiß aber, dass ich da die absolute Ausnahme bin. So ziemlich jeder andere mag die Folge irgendwie. Umgekehrt bin ich etwas enttäuscht über dein Urteil zur sonst ebenfalls recht beliebten Folge "Dr. Römer und der Mann des Jahres", die ich nach wie vor als sehr vergnügliches Experiment in Erinnerung habe.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

17.12.2019 08:50
#933 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

"Dr. Römer und der Mann des Jahres" ist auch für mich eine herausragende Episode, bei der Regisseur Theodor Grädler mal gezeigt hat, was er kann, wenn er nur will. Für mich die stärkste Episode dieser Box.

Mit dem Herrn Richter und seinem seltsamen Leben kann ich aufgrund des Hauptdarstellers nichts anfangen. Den Klaus Behrendt hatte Ringelmann ja schon zu "Kommissar"-Zeiten beschäftigt, was mich in Verbindung mit dem damaligen Regisseur Wolfgang Staudte auch nicht mehr überzeugte als die Kollaboration mit Grädler im jetzigen "Derrick". Auch erinnere ich mich an eine "Derrick"-Episode mit Behrendt als Lehrer aus Wasserburg, der unvermittelt eine Erbschaft macht. Der Titel ist mir enrfallen. Die weinerliche Aufrichtigkeit des Hauptakteurs ist mir aber nach wie vor in unguter Erinnerung.

Ähnlich verhält es sich mit Anja Jaenicke, die auch schon bei Schimanski das Mädchen war, dort zwar auch Jeans trug, dem Titel nach aber auf der Treppe saß. Was die Produzenten vor allem in der ersten Hälfte der 1980er Jahre an ihr fanden, hat sich mir bis heute nicht so recht erschlossen. Die Rolle des stummen Hausmädchens bei den "Drombuschs" in den 1990ern ging ja gerade noch durch - aber sonst...

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.930

24.02.2020 15:23
#934 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Nun ist auch Collector's Box 9 durchgesichtet, die insgesamt einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Auf der einen Seite gibt es diesmal gleich zwei Episoden, die sich die Höchstwertung verdient haben, auf der anderen Seite gibt es mehr mittelmäßige bis schlechte Folgen als zuletzt.

Angeführt wird die Box von "Lange Nacht für Derrick". Klaus Schwarzkopf liefert als Gaststar eine starke Leistung in der Rolle des Erpressungsopfers, die Inszenierung um die in Qualm untergehenden Polizeibüros und die regelmäßige Einblendung der Uhrzeit machen die "lange Nacht für Derrick" auch dem Betrachter spürbar. Auf Rang zwei findet sich "Stellen Sie sich vor, man hat Doktor Prestel erschossen" (ausgesprochen "griffiger" Titel...), die ganz von der Darbietung Armin Mueller Stahls als gehbehinderter Verleger Kolberg lebt. Komplettiert wird das Trio durch "Ein unheimlicher Abgang", einer Folge, die mit einem klassischen, clever konstruierten Krimi-Plot aufwarten kann. Am unteren Ende finden sich vor allem wenig anrührende und teilweise fehlbesetzte Kriminaldramen.


Insgesamt würde ich die Episoden der Box in folgende Rangfolge bringen:


01. Lange Nacht für Derrick 5/5
02. Stellen Sie sich vor, man hat Dr. Prestel erschossen 5/5
03. Ein unheimlicher Abgang 4,5/5
04. Der Klassenbeste 4/5
05. Das tödliche Schweigen 3,5/5
06. Raskos Kinder 3,5/5
07. Die Tänzerin 3,5/5
08. Wer erschoß Asmy? 3,5/5
09. Tod eines jungen Mädchens 3,5/5
10. Schwester Hilde 3,5/5
11. Der Mann aus Antibes 3/5
12. Gregs Trompete 3/5
13. Kranzniederlegung 3/5
14. Toter Goldfisch 2,5/5
15. Familie im Feuer 2/5

xwollsock Offline



Beiträge: 31

06.07.2020 13:44
#935 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Hallo, bin neu hier im Forum. Ich suche eine spezifische Derrick-Folge, vielleicht kann mir jemand helfen. Nachdem ich mit der Kommissar-Box durch bin (incl. zwei Folgen auf youtube) und die Scene, an die ich mich erinnere, nicht dabei war, kann es eigentlich nur eine Derrick-Folge gewesen sein: Die Ermittler (vermutlich Derrick und Harry) untersuchen das Zimmer eines jungen Mannes (keine Ahnung, ob Verdächtiger oder Opfer) in dessen Abwesenheit. Auf oder neben dem Plattenspieler liegt eine LP der Grateful Dead. Derrick (?) hebt sie auf und äußert mit typisch Reineckerschem Unverständniss "Die dankbaren Toten..."

Die Kommentare zu den Kommissar-Folgen speziell von Gubanov und einigen anderen habe ich mit großem Vergnügen gelesen, ebenso zu den Finke-Tatorten! Außerdem bin ich durch dieses Forum auf "Das Kriminalmuseum" aufmerksam geworden; diese Reihe kannte ich bisher nicht (wir haben unseren ersten Fernseher erst 1968 bekommen), habe aber erst angefangen. In den letzten Tagen habe ich mir dann auch die Reinecker'schen 3-Teiler 'reingezogen, wobei mir "Der Tod läuft hinterher" am besten gefallen hat.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2020 18:14
#936 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Danke, @xwollsock, für die Blumen. Ich finde es super, wenn durchs Forum neue Tipps gegeben werden. Hoffe, das "Kriminalmuseum" gefällt dir.

Zu den klassischen Ringelmann-Serien lassen sich Musiklisten online finden:

https://kommissar-keller.de/literatur/filmmusik.htm
http://www.derrick-fanclub.de/die-filmmusik/index.html
http://kommissar-koester.de/musik%201-50.html

Die Gruppe Grateful Dead wird leider nirgends erwähnt.

xwollsock Offline



Beiträge: 31

06.07.2020 18:42
#937 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

@ Gubanov:Aber gern!
Zur Präzisierung: Es wird keine Musik von den Grateful Dead gespielt, Derrick nimmt nur die Plattenhülle in die Hand und übersetzt voller Unverständnis über die heutige (d.h., damalige) Jugend den Band-Namen. (Keine Ahnung, warum mir ausgerechnet diese Szene im Gedächtnis geblieben ist; bin eher Hendrix- als Grateful Dead-Fan ;-)

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

06.07.2020 19:47
#938 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Grateful Dead ( wenn auch nur die Hülle ) wäre für Derrick ja schon fast ein musikalisches Highlight oder ? war da nicht schon die allgegenwärtige Frank Duval Jammermusik im Vordergrund.
Meine Kommissar Begeisterung kommt auch über die Musik .Der doch Stock Konservative Kommissar Keller oft untermalt mit Joe Cocker ,Santana ,T.Rex, Canned Heat,Golden Earing ,Booker T und Creedence Clearwater Revival usw......das hatte was.
( ok natürlich auch Folgen mit Dasy Door und Les Humphries )

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.07.2020 13:15
#939 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Wenn die Musik nicht gespielt wird, dürfte es schwierig sein, die Szene zu finden. Ich kann nur für mich sprechen, aber solche kleinen Szenen bleiben dann halt doch meist nicht hängen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

08.07.2020 22:35
#940 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Das wird sicher schwierig. Auch würde ich sagen, dass es kein typisches Reinecker-Ding wäre, einen Band-Titel ironisch verbaut einzudeutschen. Möglicherweise hat's ein Regisseur eingebaut, nicht ganz ausgeschlossen, dass es wirklich ein "Derrick" war. Eher würde ein solcher Satz aber irgendwie zum ironisch/sarkastischen Erwin Köster passen. Das hilft natürlich jetzt auch nicht weiter, denn auch da fällt mir nichts Passendes ein.

Gruß
Jan

Mr Keeney Online




Beiträge: 1.365

09.07.2020 08:46
#941 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Doch, doch...auch ich meine mich an diese Szene dunkel erinnern zu können, gerade weil ich einen starken Bezug zu Grateful Dead habe, und es müsste schon definitiv Derrick gewesen sein, der die Bemerkung machte. Bei Köster und Keller kenne ich auch die Folgen wesentlich intensiver als bei Derrick, von dem ich zwar auch weit über 200 Folgen aber bisher fast ausschließlich einmal gesehen habe. Die Folge zu finden dürfte aber wirklich Sisyphusarbeit zu sein bei so einer 08/15 Begebenheit, vielleicht irgendwas mit Drogen? Da sind es ja gefühlt nur noch ca. 30 Kandidaten 😉

xwollsock Offline



Beiträge: 31

09.07.2020 11:21
#942 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Dass dies schwierig werden könnte, war mir schon bewußt. Köster kenne ich eigentlich gar nicht, der kommt wohl nicht in Frage. Ich hatte zwischen Keller und Derrick geschwankt, bin bei Keller aber nicht fündig geworden (die Folge im Giftschrank scheint nicht zu passen). Die Reihe hat mir, wohl aus nostalgischen Gründen, ohnehin großen Spaß gemacht. Die Suche nach besagter Szene war auch nicht der Grund, die Gesamtbox anzuschaffen.

Ein Drogenthema scheint plausibel, außerdem handelte es sich um ein kleines Jugendzimmer in eher prekären Wohnverhältnissen, zumindest in einem Mietshaus und nicht in einer Villa. Leider weiß ich nicht mehr, ob der Jugentliche bei der Szene anwesend war, vom Typ her könnte es jemand wie Pierre Franck gewesen sein, aber nagelt mich bitte nicht darauf fest.

Bei Derrick bin ich nicht so versessen darauf, alle Folgen anzuschauen ;-) Tipps für einzelne gute Folgen mit bestimmten Schauspielerinnen (Kaffee bei Beate, Abitur) habe ich dem Forum schon entnommen, unabhängig von der Grateful Dead-Problematik.

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

10.11.2020 13:29
#943 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Wer hätte das gedacht....? "DERRICK" läuft ab Dezember im Heimatkanal!

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

05.02.2021 03:45
#944 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gast im Beitrag #794


Derrick: Die Festmenüs des Herrn Borgelt

Episode 210 der TV-Kriminalserie, BRD 1992. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Ernst Schröder (Gustav Borgelt), Irene Clarin (Anneliese), Hans Peter Hallwachs (Dr. Lessner), Michèle Marian (Rosanna Wolf), Svenja Pages (Susanne Borgelt), Thomas Schücke (Manfred Lessner), Ursula Karven (Marlene Schall), Gert Burkard (Zimmerkellner) u.a. Erstsendung: 24. April 1992, ZDF.
[quote="Derrick: Die Festmenüs des Herrn Borgelt"]Gustav Borgelt lässt sich einen Videorecorder auf seinem Hotelzimmer installieren, um sich in die richtige Stimmung für seine abendlichen Festmenüs zu bringen: Er spielt die Videobotschaften, die ihm seine mittlerweile verstorbene Tochter hinterlassen hat, in Dauerschleife ab. Nach München scheint er mit dem Vorwand gekommen zu sein, Rache an den Männern zu nehmen, die er als verantwortlich für den Selbstmord seiner Tochter betrachtet. Doch immer dann, wenn Schüsse fallen, sitzt er „zufällig“ mit gutem Wein zu Tisch ...

Nach „Penthaus“ ist es erneut Ernst Schröder, der das Gesetz in die eigene Hand nimmt (zumindest als Fassade für die von einer anderen Person begangenen Verbrechen); nach gefühlten 700 anderen Fällen dreht sich die Rache wieder um ein im Münchner Molloch versunkenes Mädchenschicksal. Kreativität geht anders – und dennoch genießen die „Festmenüs“ einen gewissen Kultstatus, der vor allem der zelebrierten Formgebung der Folge entspringt. Nachdem man genau weiß, was man zu erwarten hat, erweist sich die Idee, mit Expositionen zu arbeiten, als sehr effektiv – Weidenmann kündigt mit dem Binden der Krawatte zum Diner den nächsten Mord an, wobei die Taten selbst im gleichen Maße an Intensität für den Zuschauer verlieren, in dem Borgelts Selbstgefälligkeit anwächst (solides Mitfiebern noch bei Dr. Lessner, im Pornostudio knallt es dann einfach nur noch kurz – Wortspiel nicht beabsichtigt).

Einige bereits verloren geglaubte Nebenrollen-Darsteller geben sich nach längerer Pause wieder die Ehre (Thomas Schücke zum ersten Mal seit #114, Hans Peter Hallwachs seit #175, Irene Clarin seit #181), was die eher durch philosophisch getragene und moralschwangere Texte geprägte Episode stellenweise auflockert. Dennoch bleibt der Unterhaltungsfaktor am Ende auf der Strecke, wenn Schröders Zeilen und die seiner Filmtochter Svenja Pages hauptsächlich aus philosophischem Kauderwelsch bestehen und Derrick zudem akut unterfordert wird, indem er am Schluss dem anrückenden Täter nur noch die Tür zu öffnen braucht.

Die Besetzung Schröders ist mutig, weil die in „Die Festmenüs des Herrn Borgelt“ erzählte Geschichte durchaus als Anspielung auf den Tod seiner Tochter Christiane gelesen werden kann. Sowohl Christiane Schröder als auch Susanne Borgelt kamen durch einen selbstgewählten Sturz ums Leben, nachdem sie an Männer geraten waren, die ihnen falsche Versprechungen machten. Einen ähnlichen Ausweg wählte Schröder selbst nach einer Krebsdiagnose dann im Juli 1994. Ob man der Folge für diese Meta-Bezüge eine Sonderbehandlung zukommen lässt, muss jeder Betrachter für sich entscheiden.

Ich glaube, dass „Borgelt“ in den Händen eines anderen Regisseurs ein besserer Fall hätte werden können. Abseits der sehr markanten Strukturierung gelingt Weidenmann kein besonderer Spannungshöhepunkt. Mit der Lebendigkeit eines Zbynek Brynych, der Unkonventionalität von Horst Tappert oder der Konzentration aufs Wesentliche, die Theodor Grädler auszeichnete, hätte die Geschichte von ihrem Ballast befreit und ansprechender umgesetzt werden können. So bleibt sie ein Beispiel für einen eher behäbigen Neuzeit-„Derrick“ mit vergebenen Chancen im handwerklichen Mittelmaß.

Ernst Schröder bringt für die Interpretation des gebrochenen Vaters private Erfahrung mit, kann aber nicht verhindern (im Gegenteil: trägt sogar aktiv dazu bei), dass der ohnehin schon vorhersehbare Plot mit wenig Action und viel moralischem Gedankengut aufwartet. Damit ist nur ein Platz im Mittelfeld drin, in anderen Worten: 3 von 5 Punkten.


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Diese Rezi teile ich absolut nicht, denn gerade diese Folge ist unter den 1990 ern "Derrick"-Folgen, dank des unglaublich genialen Schauspiels des großen Ernst Schröder ein wahres Highlight, zu mal die späteren "Derricks" zu 80 % fade Langeweile ausstrahlen, mit dem ganzen Psychogelabere ( das war in den alten Derricks nicht so ), die die Spannung killen und diese Folge gehört gewiss nicht dazu.

Ernst Schröder verstand es wie kein anderer Gaststar der "Derrick"-Serie die Zuseher sofort in seinen Bann zu ziehen, man merkt sofort, dass er nicht nur vor der Kamera sehr gut ist, sondern auch ein brillianter Theaterschauspieler gewesen war, denn ein richtig guter Schauspieler lernt erst auf den Brettern die die Welt bedeuten, mit beiden Füssen im Beruf zu stehen und Theaterschauspieler sind auch sehr gute Improvisierer, sie können bei einem Hänger blitzschnell aus dem Stehgreif die Szenerie retten, eine Gabe, die ein reiner Film/Fernsehschauspieler nie drauf hat und das Ernst Schröder es drauf hatte merkt man schon bei kleinen Gesten, die mehr überzeugen konnten, als mancher "normaler" Schauspieler in einem langen Film zeigen konnte.

Aber die Geschmäcker sind nun mal verschieden...nicht wahr???.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

05.02.2021 03:54
#945 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gast im Beitrag #764


Derrick: Penthaus

Episode 197 der TV-Kriminalserie, BRD 1991. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Ernst Schröder (Dr. Schönfelder), Christine Buchegger (Diana Schönfelder), Irina Wanka (Sophie Schlüter), Rudolf Wessely (Bubach), Karlheinz Vietsch (Hans Droste), Michael Marwitz (Grunau), Andrea Schober (Anna Dehmel), Sabrina Lorenz (Maria Langer) u.a. Erstsendung: 15. März 1991, ZDF.

Zitat von Derrick: Penthaus
Auf dem Weg in den achten Stock traf sie ihren Mörder. Anna Dehmel wird erwürgt im Fahrstuhl eines Münchner Hochhauses gefunden – der Täter stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus demselben Haus. Schnell konzentriert sich die Aufmerksamkeit von Derrick und Klein auf den Privatgelehrten Dr. Schönfelder, dessen Frau die Leiche entdeckte. Schönfelder ist von Mord fasziniert und behauptet: Mit jeder noch so hanebüchenen Rechtfertigung kann jeder Mensch zum Mörder werden. Das wollte er schon immer experimentell beweisen. War Anna Dehmel sein Versuchskaninchen?

Im Fuchsbau fühlen sich „Derrick“-Zuschauer (leider) schon heimisch – dieses Verbrechen gegen jedwede architektonische Ästhetik rückt wieder einmal in den Mittelpunkt einer Folge und bildet diesmal sogar den einzigen Schauplatz. In einer Art Christie’scher Ortsbegrenzung (statt Negerinsel oder Orientexpress ist es hier eben das Hochhaus) finden alle Mordermittlungen und Verdächtigungen unter einem Flachdach statt. Da sitzt allerdings schon der erste Haken, denn die Prämisse, dass niemand von außerhalb für den Mord verantwortlich sein kann, erscheint äußerst wackelig und wird offenkundig nur gemacht, weil sie dem Drehbuch hilft, die Verdächtigenzahl einzuschränken.

Der zweite Haken besteht in dem sich (zu) schnell herauskristallisierenden und dabei doch wenig überzeugenden Mordmotiv. Die Fantastereien des von Ernst Schröder gespielten Doktors sind selbst für die Reinecker’sche Sichtweise, vom Menschen das Schlechteste zu erwarten, hanebüchen bzw. werden so ungeschickt formuliert, dass der Zuschauer von Anfang an einen kleinen Vogel in Dr. Schönfelders Kopf vermutet. Allein schon die Aktion, die Leiche von ihrem Fundort fortzutransportieren, wenn der Mann doch angeblich so ein fanatischer „Fan“ von Morden ist ...

Da hilft es nicht, dass die Rolle von Ernst Schröder gespielt wird, den ich im Übrigen im Gegensatz zu den meisten anderen „Derrick“-Fans nicht so besonders gern sehe. Da man in Dr. Schönfelders Persönlichkeit lesen darf wie in einem offenen Buch, verliert man bald das Interesse an dem wirren „Wissenschaftler“ und wendet sich den Leuten zu, die er manipuliert und wie Schachfiguren benutzt. Hier fällt vor allem Christine Buchegger auf, die sich mit ungewohnter Kurzhaarfrisur präsentiert (nur noch von Werner Asam getoppt, der beinah unerkenntlich mit Glatze und Sonnenbrille auftritt!). Die drei Hauptverdächtigen Bubach, Grunau und Droste hingegen bleiben blass – es wäre dem Zuschauer ziemlich egal, wenn einer von ihnen als Mörder überführt würde, weil sie, so scheint es, ohnehin unter Dr. Schönfelder nicht in Freiheit leben können.

Diverse Längen, ein zu abgenutzter Schauplatz, ein zu martialischer Soundtrack, ein völlig unglaubwürdiges Mordmotiv: „Penthaus“ bricht mit der Tradition, nach der Irre-Doktoren-Geschichten bei Reinecker üblicherweise überdurchschnittlich unterhaltsam geraten. Hier gestaltet sich die Ermittlung eher mühsam, bevor das naheliegende und moralschwangere Ende erreicht wird. 2,5 von 5 Punkten.

PS: Seit einigen Folgen erstrahlen die „Derrick“-Folgen besonders klar, scharf und farbenfroh. Die Transfers – nun endlich auch ohne De-Interlacing-Schwäche – sind absolut lobenswert und bleiben das hoffentlich auch bis zum Ende der Serie.




Auch diese Folge ist, dank des genialen Einsatzes von Ernst Schröder ein wahrer Hochgenuss, denn das waren noch Schauspieler und nicht so untalentierte Wichte wie heute.

Ich schaue mir lieber zum x-ten Male einen "Kommissar", "Derrick", "Der Alte", "Ein Fall für Zwei" ( nur mit Günter Strack ) an, als EINMAL einen neuen Krimi, der inhaltlich so ausgereift ist, als ob der Schreiber ihn vom Frühstückstisch bis zur Toilette geschrieben hat, so kommen einem die neuen Produktionen jedenfalls heute vor.

Auch wenn die Folge hier nicht so gut wegkommt, ist sie durchgehend sehr spannend, mit einem tollen Soundtrack ( neben "Die Festmenüs des Herr Borgelt", wo die Musik auch genial war ) und interessantem Drehort, der "Fuchsbau" in München-Schwabing.

Auch das die Folge fast nur im Hochhaus spielt, ist mal was anderes, normalerweise mag ich keine Kammerspiele ( sind mir zu öde ), aber hier passt es wie die "Faust aufs Auge", weil der Mord ja auch hier verübt wurde.

5/5 Punkte...


...ebenso 5/5 Punkte...für die "Festmenüs des Herr Borgelt" ( konnte ich nicht mehr ändern, die Editier-Funktion hier läuft nur nach Zeitangabe ).

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