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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.03.2018 20:45
#856 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Dein Bruder, der Mörder

Episode 251 der TV-Kriminalserie, BRD 1995. Regie: Hans-Jürgen Tögel. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Peter von Strombeck (Hubert Basler), Holger Handtke (Randolf Basler), Eva Kotthaus (Liane Basler), Carin C. Tietze (Vera Podewil), Kurt Weinzierl (Karl Podewil), Edith Behleit (Frau Wunderlich), Johanna Baumann, Natalia Brunke u.a. Erstsendung: 8. September 1995, ZDF.

Zitat von Derrick: Dein Bruder, der Mörder
Der Student Randolf Basler hat im Eifer des Gefechts die Prostituierte Herta Podewil erwürgt. Aufgeregt sucht er Rat bei seiner Mutter, die wiederum Randolfs Bruder Hubert einweiht. Für diesen ist klar: Die Tote muss aus Randolfs Wohnung weggeschafft werden. Gemeinsam tragen sie sie ins Auto und setzen sie vor ihrer Haustür ab. Hubert Basler lässt das Schicksal der Toten und ihrer Familie jedoch nicht los. Er erfährt, dass die Tote ein Kind hinterlässt, um das sich nun niemand kümmert. Sein Interesse bleibt nicht unbemerkt – und Oberinspektor Derrick ist sich bald sicher, dass die Spur zum Mörder über Hubert Basler führt ...


Nur ein einziges Mal zeichnete der bei Ringelmann ab den 1990er Jahren eigentlich immer wieder zum Einsatz kommende Hans-Jürgen Tögel für eine „Derrick“-Folge verantwortlich. Der Regie-Routinier lieferte in diesem einen „Seitensprung“ dann auch das ab, was man von ihm erwartete: solide Durchschnittskost, die nicht weh tut, aber genauso wenig in Begeisterung versetzt. Letzteres ist dabei nicht einmal ihm selbst zuzuschreiben, denn in Hinblick auf die Inszenierung kann „Dein Bruder, der Mörder“ mit leicht überdurchschnittlicher Qualität punkten. Am Anfang schwenkt die Kamera durch Randolf Baslers Apartment und kommt auf einem Computerbildschirm zu ruhen, auf dem ein bunter Hypnose-Strudel den Zuschauer sozusagen bildlich in die Geschichte hineinzieht. Demnach verfolgt er gespannt die kommenden Ereignisse, die kompakt und solide umgesetzt wurden und in einem dramatischen und dennoch sensiblen Bilderbuchfinale gipfeln. Wenig zu bemängeln also.

Die Abstriche müssen in anderer Beziehung gemacht werden. Vor allem ist es die Faulheit von Ringelmann und Reinecker, die mich zu einem leichten, aber bestimmten Augenrollen veranlasste: Wenn Dauer-Heulsuse Holger Handtke wieder einmal als soziopathischer Studenten-Nerd verpflichtet wird und sich Reinecker nicht einmal die geringste Mühe gibt, sich einen Grund für die Leiche in Handtkes Schlafzimmer auszudenken, dann merkt man doch ganz eindeutig, dass hier nur mit halbem Elan zu Werke gegangen wurde. Der Fokus soll auf der Beziehung der beiden ungleichen Brüder liegen, die durch den Mord des einen und die Hilfeleistung des anderen in ein asymmetrisches Abhängigkeitsverhältnis geraten. Das gelingt auch gut und glaubhaft, aber ist nicht das, was eigentlich für einen Krimi-Zuschauer von Interesse ist. Der Rahmen – Warum wurde gemordet? Was verband Täter und Opfer? Welche Fehler beging der Täter? – fehlt ganz einfach. Alles, was zum Tathergang gesagt wird, ist: „Ich hab’ sie von der Straße mitgenommen, ich weiß’ auch nicht warum. [...] Ich hab’ ihr gesagt, was ich von ihr halte, da hat sie angefangen zu schreien und dann hab’ ich ihr den Mund zugehalten.“ No shit, Herbert! Das ist doch nun wirklich sehr dünn.

Wie angedeutet, funktioniert andererseits das Zusammenspiel von Handtke mit Filmbruder Peter von Strombeck recht effektiv; auch die Szenen mit seiner Mutter Eva Kotthaus sind gut umgesetzt, wenngleich das Agieren der Familienehren-Retter doch recht konstruiert erscheint und Reineckers altes Motiv vom familiären Schutz vor Strafverfolgung in früheren Folgen schon deutlich beeindruckender umgesetzt wurde. Derrick erreicht die Lösung wieder einmal eher durch allgemeine Menschenkenntnis als durch konkrete Ermittlungen, aber das ist man ja mittlerweile gewöhnt. Immerhin werden ihm mehrere schöne Besprechungen mit Harry auf dem Revier zugestanden, in denen das Geschehen reflektiert und Strategien fürs weitere Vorgehen besprochen werden – aus einer davon stammt die bemerkenswerte Aussage, dass Derrick nicht den geradesten Weg zur Überführung des Täters wählt, weil er seinem Bruder Respekt schuldig sei. Solche humanen Aussagen haben im ewigen Kampf des Guten gegen das Böse eher Seltenheitswert.

Eine nur mittelspannende Familienangelegenheit, deren Mord-Anteil aufs Minimalste reduziert wurde. Während man Holger Handtke zunächst zum Teufel wünscht, breitet sich bald eine neugierige Akzeptanz für den Basler-Clan aus, die milde gegenüber dem routinierten Endergebnis stimmt. 3 von 5 Punkten.

Georg Offline




Beiträge: 3.275

24.03.2018 21:59
#857 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #856
Nur ein einziges Mal zeichnete der bei Ringelmann ab den 1990er Jahren eigentlich immer wieder zum Einsatz kommende Hans-Jürgen Tögel für eine „Derrick“-Folge verantwortlich.
Das hat auch seine Gründe: er und Tappert konnten nicht miteinander.

In seiner - im Übrigen sehr lesenswerten und kurzweiligen - Autobiographie Traumreise meines Lebens - Alle kennen meine Filme (2016, LangenMüller, München) erklärt Hans-Jürgen Tögel auf den Seiten 202 und 203 auch weshalb:

"Nachdem ich [...] dreizehn Folgen von Der Alte mit Rolf Schimpf gedreht hatte, durfte ich 1995 eine Folge Derrick übernehmen. Der Episodentitel lautete Mein Bruder, der Mörder. Das war meine erste und - wie sich noch zeigen wird - letzte Zusammenarbeit mit Horst Tappert. Derrick ist nach wie vor die meistverkaufte deutsche Serie und wurde in über hundert Ländern ausgestrahlt.
Als der Münchner Oberinspektor Stephan Derrick war Tappert ein Ausnahmestar - und das ließ er alle am Set spüren. Seine Anzüge ließ er sich exklusiv in England schneidern, in seinen ausgedehnten Mittagspausen brachte ihn ein Chauffeur in teure Restaurants, und am Set übernahm er gerne die Rolle des Regisseurs. Mit seinen Machtspielchen boykottierte er die gesamten Dreharbeiten und konnte sich dabei vor und hinter der Kamera auf seinen Assistenten Harry Klein alias Fritz Wepper als willfährigen Komplizen verlassen.
Die Sache spitzte sich zu, bis Produzent Helmut Ringelmann ein Machtwort zu meinen Gunsten sprach. Ich ging danach zu Tappert und sagte: "Herr Tappert, ich denke, wir sind beide Manns genug, diesen Film als Regisseur und Hauptdarsteller zu Ende zu bringen - und jetzt möchte ich Sie um Ihre Hand bitten." Er schaute mich mit seinen großen Augen an. Ich ergriff seine Hand und gab ihm das feierliche Versprechen, anschließend nie wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. Irgendwie hat das gefruchtet. Wir brachten den Job zu Ende, und die Episode wurde ein Quotenerfolg. Wenigstens das war ein tolles Ergebnis."

Jan Offline




Beiträge: 1.753

25.03.2018 00:06
#858 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #856
„Ich hab’ sie von der Straße mitgenommen, ich weiß’ auch nicht warum. [...] Ich hab’ ihr gesagt, was ich von ihr halte, da hat sie angefangen zu schreien und dann hab’ ich ihr den Mund zugehalten.“ No shit, Herbert! Das ist doch nun wirklich sehr dünn.

Das kommt mir jedoch irgendwie bekannt vor. Reichlich identisch war diese Art der Erklärung schon mindestens zweimal zuvor, nämlich in "Hoffmanns Höllenfahrt" und in "Stiftungsfest". Mindestens deswegen, weil ich meine, dass es gar noch eine vierte Reinecker-Variation dieses Themas gab, deren Titel mir aber gerade nicht einfällt. Einmal konnte jedoch in jedem Fall Klaus Löwitsch nicht mehr an sich halten und einmal hakte es bei Siegfried Lowitz aus. Es hatte genügt, dass ein junges Mädchen zu schreien begann. Die Tötung geschah dann eher beiläufig und in Panik. Immerhin war in diesen beiden Episoden noch das Motiv der Angst vor Entdeckung erklärend hinzugefügt - die beiden älteren Herren hatten schließlich zuvor erfolglos einmal ihr Glück bei der jungen Nachbarstochter und einmal bei der Freundin des Sohnes versucht; beide mussten folglich mit Entdeckung rechnen, mit Häme, Spott und Erniedrigung, sofern das Opfer davon gekommen wäre. Das scheint bei Reineckers dritter - bzw. gar vierter - Auflage dieses Plots aber offenbar schon nicht mehr von Relevanz gewesen zu sein, was man schon auch als ein Beispiel der zunehmenden Verflachung deuten mag, die ich der Spätphase Reinecker'schen Schaffens bisweilen schon vorwerfe.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.03.2018 00:35
#859 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

@Georg: Danke für die Hintergrundinfos. Spannender Klatsch! Dass Tögel so negativ über Tappert berichtet, legt nahe, dass seine Perspektive nicht die einzige ist, die man in dieser Causa kennen sollte ...


@Jan: Ich vermute, du meinst "Die Tote im Park" aus der "Kommissar"-Reihe? Da lief der Mord auch nach dem beschriebenen Schema ab. In "Dein Bruder, der Mörder" wird allerdings noch in der gleichen Szene klar, dass der Mord eigentlich nicht durchs Mundzuhalten begangen wurde, sondern weil Randolf Basler die Prostituierte würgte. So oder so: Reinecker hätte gut daran getan, dem Mörder und seiner Motivation etwas mehr Fleisch auf die Rippen zu hängen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.03.2018 00:15
#860 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Die Ungerührtheit der Mörder

Episode 252 der TV-Kriminalserie, BRD 1995. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Marion Kracht (Sophie Lauer), Wolf Roth (Dr. Weiland), Michael Mendl (Ali Klais), George Lenz (Geißler), Mario Irrek (Johannes Keller), Melanie Rühmann (Hanna), Petra Bischoff (Ingeborg Noll), Renate Grosser u.a. Erstsendung: 6. Oktober 1995, ZDF.

Zitat von Derrick: Die Ungerührtheit der Mörder
Gymnasiallehrer Dr. Weiland glaubt, ein für seine Oberstufenschüler geeignetes Aufsatzthema gefunden zu haben: die Vorgänge, die sich im Gehirn eines Mörders abspielen. Er vereinbart mit der Haftanstalt, dass der Frauenmörder Ali Klais unmittelbar nach seiner Entlassung zu einer Fragestunde in die Schule eingeladen wird. Die Fragerunde entpuppt sich jedoch als Tribunal, das die Schüler hoffnungslos überfordert. Sie beginnen, sich an Klais’ Fersen zu heften und geraten ebenso wie die mit Derrick befreundete Psychologin Sophie Lauer unter Verdacht, als Klais plötzlich selbst erschossen wird ...


Das Maximiliansgymnasium ist zwar seit den Lümmelbank-Komödien mit Hansi Kraus zumindest filmisch nicht für pädagogische Mustergültigkeit bekannt; die Gebahren, die Lehrer Weiland an den Tag legt, sind aber noch um einiges kruder als die von Knörzerich, Blaumeier und Co. In dem Versuch, das Klassenzimmer für eine „hautnahe Begegnung mit einem Problem unserer Zeit“ zu öffnen und dabei mehr über das „Steuergerät“ Gehirn zu erfahren, in dem sich „wahre Blitzgewitter“, wenn auch keine „Menschheitssonnenaufgänge“ zutragen, lädt Weiland seine Klasse zum ungezwungenen Mörder-Talk ein. Der einzige, der auf diese Weise die Schwere eines Mordes verharmlost, ist dabei paradoxerweise der Lehrer selbst, der eigentlich gegen eine Verrohung der Gesellschaft eintreten möchte. Der Gefängnisdirektor betrachtet dies lapidar als eine Folge der Unterhaltungsindustrie und Weilands Vorstoß als eine Schnapsidee – und soll damit Recht behalten.

Auch wenn Helmuth Ashley das Gespräch zwischen Schülern und Lehrern sehr eindringlich auf den Bildschirm bringt, muss die wortkarge, einfältige Verhaltensweise von Ali Klais doch als ärgerlich bezeichnet werden. Reinecker ging es wohl darum, unterschwellig nicht nur eine Ungerührtheit, sondern auch eine Dummheit der Mörder zu suggerieren. Michael Mendl steht dieses zurückgebliebene Auftreten nicht wirklich, sodass es die ohnehin schwierige Glaubwürdigkeit der Folge weiter strapaziert. Überzeugender als er wirkt seine Schwester, als die Renate Grosser in ihrem letzten „Derrick“-Auftritt noch einmal punktgenaue Akzente – einschließlich Wutausbruch – setzen darf. Auch Wolf Roth als spinniger Lehrer leistet wie üblich passgenaue Arbeit, während die Besetzung der Schüler mit bis zu 28-jährigen Schauspielern wieder einmal etwas weit hergeholt erscheint.

Einen ganz großen Schwerpunkt bildet diesmal der Auftritt von Marion Kracht als mit Derrick offenbar sehr eng befreundete Psychologin. Da in den Akten des ZDF als offizielle Freundinnen des Oberinspektors nur die Charaktere von Johanna von Koczian und Margot Medicus geführt werden, darf von einer rein platonischen Beziehung zwischen dem eher väterlichen Ermittler und der über ihre mangelnde Lebenserfahrung grübelnden Sophie Lauer ausgegangen werden. Immerhin ist sie aber schon so weit gediehen, dass Derrick für die Dame die eingestaubten Spaghetti aus seinem Küchenschrank zückt und sie ihm im Gegenzug von einer Vergewaltigung im Kindesalter erzählt. Man muss folglich eine Involvierung Lauers in den Fall befürchten, für den sie sich so fieberhaft interessiert – ein cleverer Schachzug des Drehbuchs, welcher der sonst sehr geschwätzigen Folge eine markante Besonderheit verleiht und Derrick umso affektiver am Schicksal von Klais, Weiland und dessen Schülern teilhaben lässt. Tappert erhielt nicht in jeder Folge so ausführliche Gelegenheit, sein schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen. Wer Derrick hauptsächlich seinetwegen sieht, wird dieser Folge besonders viel abgewinnen können.

Leider trifft das auf den Mord an Klais sowie dessen Aufklärung nicht wirklich zu. Sie ist wie so oft im späteren Serienverlauf nur Standardware, die sich leicht vorausahnen lässt und genauerer Betrachtung nur mit Mühe und Not standhält. Immerhin zieht der erfahrene und moralisch gefestige Oberinspektor einen passenden Schlussstrich unter die Episode: Wer einen Mörder tötet, ist kein „besserer Mörder“ als derjenige, der einen Unschuldigen auf dem Gewissen hat. Wir können über diese Weisheit nachdenken, während der Abspann mit Eberhard Schoeners depressiver – pardon: „seelisch erkälteter“ – Musik über Tapperts bedeutungsschwangeres Gesicht läuft.

Weder das Verhalten des Pädagogen noch das seiner Schüler dürfte besonders nah an der Realität angesiedelt sein. Auch Michael Mendls Mörder bleibt eher eine Scherenschnittfigur. Nichtsdestoweniger und auch trotz verschiedentlichen Predigtgeschwafels verfügt „Die Ungerührtheit der Mörder“ über ein anrührendes Moment mit großem Tiefgang. Derricks persönliche Involvierung tut ihr Übriges dazu. Gute 3,5 von 5 Punkten – das sollte in Box 17 eigentlich für einen Platz in der besseren Hälfte reichen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.04.2018 09:00
#861 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Herr Widanje träumt schlecht

Episode 253 der TV-Kriminalserie, BRD 1995. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Gudrun Landgrebe (Agnes Voss), Eleonore Weisgerber (Gerda Widanje), Edwin Noël (Kergel), Julia Brendler (Dina), George Lenz (Hans), Henry van Lyck (Widanje), Philipp Moog (Dr. Dahlau), Dirk Galuba (Victor Eppler) u.a. Erstsendung: 17. November 1995, ZDF.

Zitat von Derrick: Herr Widanje träumt schlecht
Seine Frau ist heilfroh, dass er tot ist: Herr Widanje liegt erschossen auf seiner eigenen Schwelle – getötet von einer Person, die ihn aus dem Haus heraus erschoss. Frau Widanje erhält von einer guten Freundin, einer mit Derrick bekannten Psychologin, ein Alibi. Frau Dr. Voss versorgt den Oberinspektor dann auch mit Videobändern, die die Abgründe des Herrn Widanje offenlegen: Dieser pflegte seine andauernden Vergewaltigungsfantasien nämlich nicht selten in die Tat umzusetzen. Sowohl bei seiner Gattin als auch bei der Tochter seines Angestellten Kergel ...

Zitat von G. Walt: „Herr Widanje träumt schlecht“ bei Zauberspiegel Online, Quelle
Er träumte nicht wirklich schlecht. Er träumte nur davon Frauen zu vergewaltigen und das war eben schlecht. Für ihn war es die reinste Wonne.


Das paradoxe Wortspiel, das Reinecker zum Titel der Episode erhebt, kennzeichnet sowohl die abstoßende Selbstverständlichkeit, mit der der Ermordete seinen Lüsten nachgeht, als auch die einhellige Bewertung seiner Macke durch die übrigen Handlungsträger. Obwohl völlig mit sich selbst im Reinen und deshalb ein ganz beruhigter Schläfer, war Herr Widanje doch ein Mann, der seine Feinde wie an einer Perlenschnur aufzieht. Seine Besetzung mit dem schon immer zwielichtigen, aber nie wirklich bedrohlichen Henry van Lyck fällt deshalb etwas enttäuschend aus und man wünscht sich, er und „Derrick“-Veteran Dirk Galuba, der als Widanjes Prokurist zu sehen ist, hätten die Rollen getauscht. Mit Galuba als Titelfigur wäre für den nötigen Sleaze mit Sicherheit gesorgt gewesen ...

Dabei sind schmutzige Details gar nicht das Anliegen der Alfred-Weidenmann-Folge. Sie konzentriert sich in sauber-gesittetem Rahmen auf die psychologischen Auswirkungen des Widanje-Triebs, die vor allem von Gudrun Landgrebes Psychologin Dr. Agnes Voss in Worte gepackt werden. Ihr zweiter und leider schon letzter „Derrick“-Auftritt konfrontiert den Oberinspektor nach „Die Ungerührtheit der Mörder“ zum zweiten Mal in unmittelbarer Folge mit einer mit Derrick recht vertrauten Psychologin, die bis zur Halskrause in den Fall verstrickt ist. Landgrebe legt ihr Spiel ruhig und konzentriert an und kann sich deshalb als wichtige Informationsquelle profilieren, obwohl letztlich durchscheint, dass sie nicht die volle Wahrheit preisgibt. Neben ihr fallen der altgediente Edwin Noël, der vorsichtig aufmüpfige George Lenz und die zurückhaltende Julia Brendler positiv auf, während Eleonore Weisgerber als verheult durch die Szenerie schlafwandelndes Ehephantom etwas zu dick aufträgt und Philipp Moog als junger Staatsanwalt ein wenig deplatziert wirkt.

Einen Sonderstatus reklamiert die Folge insofern, als der Täter nicht eindeutig benannt wird und sich Derrick am Ende der einstündigen Laufzeit in einer Sackgasse wiederfindet. Die Spuren des Falles Widanje laufen, obwohl ein Geständnis vorliegt, ins Leere, was den Ausgang der Episode ungewohnt offen gestaltet. Das Publikum, das sich von einem Krimi eigentlich abschließende Klarheit erwartet, wird hier bewusst hingehalten – ein Stilmittel, das nach dem jahrzehntelangen Dauererfolg des Oberinspektors nun ganz bewusst von Reinecker eingesetzt wird, um Realitätsnähe zu schaffen (vgl. auch „Offener Fall“ oder „Eines Mannes Herz“). Derrick fällt dazu das dienstbeflissene Fazit: „Es gibt immer wieder Fälle, die nie ganz gelöst werden. Es bleiben immer wieder offene Fragen. Und ich werde immer wieder versuchen, sie zu beantworten.“ Vorbildlich!

Zwar erscheinen gewisse Handlungselemente offenkundig konstruiert (die Videos der Psychologin, der mit einem Job gekaufte Vater des Vergewaltigungsopfers) – aber dennoch überzeugt das Gesamtbild von „Herr Widanje träumt schlecht“ durch einen interessanten Mord, ein schillerndes Opfer und ein spannendes Täterrätsel. Gudrun Landgrebe liefert eine sehr einnehmende Darstellung ab; hinter ihr reihen sich diesmal erstaunlich viele altbekannte Gesichter, die etwas Nostalgie aufkommen lassen. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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11.04.2018 23:20
#862 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Mitternachtssolo

Episode 254 der TV-Kriminalserie, BRD 1995. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Udo Samel (Thomas Randel), Susanne Uhlen (Inge Prasko), Winfried Glatzeder (Benjamin Prasko), Michael Zittel (Gus Doppler), Peter Krüger (Conny Kieler), Edgar Walther (Arthur Bolz) u.a. Erstsendung: 15. Dezember 1995, ZDF.

Zitat von Derrick: Mitternachtssolo
Buchprüfung in einem offenbar schlampig geführten Nachtklub. Geschäftsführer Prasko muss Besitzer Bolz Rede und Antwort stehen, als dieser in den Akten Hinweise auf Unterschlagungen entdeckt. Im Wortgefecht zückt Prasko eine Waffe, ein Schuss löst sich, der Besitzer ist tot. Beim Versuch, die Leiche vom Tatort fortzuschaffen, wird Prasko vom Wachmann Randel ertappt. Dieser hat den Mörder nun in der Hand. Randel – ein kläglicher Versager bei Frauen – hat nur einen Wunsch: Prankos aufreizende Frau soll ihm morgens den Kaffee ans Bett bringen. Aus der kuriosen „Zwangsbekanntschaft“ erwächst bald eine unwahrscheinliche Freundschaft ...


Nach einem so beiläufig wie möglich abgehandelten Mord entwickelt sich eine recht abstruse, aber auch anheimelnde Dreiecksgeschichte, die den Umgang gänzlich unterschiedlicher Charaktere mit Mord aufzeigt. Der cholerische Egoist Prasko tut alles, um seine Haut zu retten, geht dafür sowohl über Leichen als auch über das Wohl seiner Frau. Mit Winfried Glatzeder darf sich Prasko einer glänzenden Besetzung rühmen – der Schauspieler versteht sich bestens auf die Verkörperung schmieriger Typen, die sich für den Nabel der Welt halten. Prasko ist in dieser Form zwar ein rechtes Ekel, steht aber auf verlorenem Posten, weil die anderen Beteiligten und Mitwisser nicht gar so abgekartet sind wie er. So macht er bisweilen einen einsamen, mitleiderregenden Eindruck – zum Beispiel, als er nach Absage seiner „Freunde“ Herrn Bolz’ Leiche allein unter größter Kraftanstrengung durch den Klub zerrt, aber nicht weit kommt, weil er alsgleich entdeckt wird. In diesem Moment schlägt des Wachmanns große Stunde – Udo Samel gibt hier ein absolutes Kabinettstück, das seine total weltfremde, unrealistische Rolle richtiggehend greifbar macht. Sein Spiel ist hintergründig und doch aufrichtig; obwohl er Frau Prasko umkreist wie eine Biene die Blüte im Hochsommer, hegt er offenkundig keine schmutzigen Hintergedanken, sondern will einfach – wie es bei Reinecker schon 20 Jahre früher hieß – „einen Anteil am Leben“.

Zwischen beiden Männern steht Frau Prasko alias Susanne Uhlen. Uhlen sagte über Ringelmann-Produktionen in der „Derrick“-Jubiläumsdokumentation „Mein Name ist Derrick“:

Zitat von Susanne Uhlen in „Mein Name ist Derrick“, Quelle
Ich kenne Ringelmann schon seit vielen Jahrzehnten, [...] ich habe als Kind schon bei ihm gedreht. Er hat mich immer wieder genommen. Es ist für uns eine Ehre, auch einmal nur zwei oder drei Drehtage bei ihm zu haben, weil man ganz genau weiß, dass er sehr treu ist und einem dann ein Jahr später eine größere Rolle gibt. Die Bücher sind immer gut, immer interessant, und man hat mit großartigen Kollegen zu tun.


Tatsächlich versprach Frau Uhlen nicht zu viel, denn ihre Rolle ist kein geringeres Faszinosum als die von Samel. Das zunächst kalt-verachtende Gangsterliebchen an Praskos Seite wandelt sich im Laufe der Filmhandlung zu einer mitleidvollen und später sogar aufrichtig zugeneigten Freundin Randels, was der Beziehung zwischen ihr und dem Loser eine romantische Naivität verleiht. Zugleich kommt Frau Prasko so manche hochamüsante Knallerzeile über die Lippen, die den Zuschauer ob ihrer Unverblümtheit gut unterhalten wird. (Unverblümt übrigens auch ihr halbtransparentes Shirt, das sie, nachdem klar wird, dass Randel nicht mit ihr schlafen will, gegen einen ganz und gar unerotischen Tomboy-Look tauscht.) Hinzu kommt, dass die Geschichte mit einem Schlag in die Magengrube endet – eine sehr angenehme Abwechslung, die der Folge und ihren Figuren zusätzliche Wucht verleiht.

So wird aus einem windigen Krimi ein sehr unterhaltsames Beziehungsdrama. Ob das die zu bevorzugende Domäne von Oberinspektor Derrick ist, muss jeder selbst feststellen, aber ich fühlte mich ausgesprochen angesprochen. Dazu trug neben Ashleys diesmal besonders einfühlsamer Regie auch die herrliche 90er-Musik bei, die zu Beginn im „Klub Prasko“ gespielt wird. Das mittlerweile etwas überstrapazierte, aber kultige „Back for Good“ von Take That wird sogar noch geschlagen von der One-Hit-Wonder-Band The Connells, deren „‘74-‘75“ leider ein wenig kurz kommt.

Wir bewegen uns weitab von Wahrscheinlichkeiten oder kriminalistischer Logik. Stephan und Harry enttarnen den Mörder bereits in der ersten Befragung daran, ob er Eis in den Whiskey nimmt oder nicht (!) – eine Schlussfolgerung, die Sherlock Holmes entweder vor Neid erblassen oder im Grab rotieren lassen würde. Da der Schwerpunkt aber auf der niedlichen Geschichte zwischen Frau Prasko und dem stocksteifen Sonderling Randel liegt, fällt das wenig ins Gewicht. Hier wuchern vielmehr extrem motivierte Gastdarsteller und eine passende Regisseurswahl. Gute 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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13.04.2018 19:45
#863 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Die zweite Kugel

Episode 255 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Horst Tappert. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Philipp Moog (Pfarrer Figges), Oliver Hasenfratz (Konrad Kahlert), Götz Hellriegel (Valentino), Dirk Galuba (Johannes Kahlert), Lambert Hamel (Dr. Stanz), Peter Bertram (Veronese), Werner Asam (Oberkellner Mayer), Ursula Ludwig u.a. Erstsendung: 5. Januar 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Die zweite Kugel
Die Mafia verlangt Schutzgelder nicht nur von Spaghettitempeln, sondern auch von italienischen Gastronomen, die sich in München auf bayerische Biertradition verlegt haben. Der „Veronese“ führt ein solches uriges Lokal und weigert sich, weiter zu zahlen. Des Nachts erhält er Besuch von Jung-Mafioso Valentino und seinem Münchner Kumpel Konrad, die die Küche des Unwilligen in Brand setzen wollen. Doch der Veronese überrascht sie – er ist bewaffnet. In einem Handgemenge entreißt Konrad ihm die Waffe und erschießt ihn. Dummerweise wird er selbst dabei verwundet – eine Kugel bleibt im Arm stecken. Um vom Arzt nicht bei der Polizei verpfiffen zu werden, beschließt Konrad, seine Geschichte einem Pfarrer unter Beichtgeheimnis zu erzählen und diesen für einen verschwiegenen Arzt sorgen zu lassen ...


Beichtgeheimnis à la „Dem Mörder eine Kerze“ und „Anruf in der Nacht“ trifft auf Schutzgelderpressung à la „Tod eines Italieners“ und „Nach acht langen Jahren“. Einfach nur zwei typische Handlungsstränge miteinander zu kombinieren und darauf zu hoffen, dass die Mischung ungewöhnlich genug ausfällt, um als neue Idee durchzugehen, kann – wie man am Beispiel von „Die zweite Kugel“ feststellt – auch nach hinten losgehen. Tatsächlich klaffen in Reineckers Drehbuch so frappierende Logiklöcher, dass man sich fragt, warum Tappert sie, als er für diese Folge auf dem Regiestuhl Platz nahm, nicht zu stopfen versuchte. Das Verhalten des jungen Konrad Kahlert gibt dem Zuschauer ebenso Rätsel auf wie das planlose Vorgehen der Mafia, die ausgerechnet den harmlosesten und verschwiegensten Zeugen zu beseitigen versucht.

Das Besondere an der Folge ist, dass sie immer wieder zwischen den Ereignissen aus Sichtweise der Gangster und ihren Beratungen auf der einen sowie Derricks Ermittlungen auf der anderen Seite hin- und herwechselt. Durch den Wissensvorsprung, dass man als Zuschauer den Täter kennt, wird eine interessante Struktur ermöglicht, die Derrick auf ganz eigenen, für den Mörder nicht nachzuvollziehenden Wegen auf die richtige Fährte führt. Dem Schützen begegnet der Oberinspektor folglich erst in der 52. Minute – eine interessante Variation. Tappert erlaubte sich den Scherz, in dieser Szene wie ein Geist plötzlich aufzutauchen und dem jungen Tunichtgut damit einen gehörigen Schrecken einzujagen.

Oliver Hasenfratz spielt diesen egoistischen Drückeberger mit großem Ausdruck – vielleicht manchmal sogar überengagiert. Man wird sich als Zuschauer weder ganz darüber klar, inwiefern er seine Tat zu bedauern bereit ist, noch, warum er überhaupt den Abzug betätigt hat. Die Mordszene ist zwar eindringlich und ziemlich hart inszeniert, gibt inhaltlich aber ebenso Rätsel auf wie das windig erklärte plötzliche Auftauchen des „Toten“ in der Aufklärungsszene (man habe ein Double engagiert, heißt es da bloß lapidar). Leider erhält Hasenfratz außerdem wenige bereitwillige Gegenspieler. Lambert Hamel ist eine rühmliche Ausnahme. Als Doktor obliegt ihm die schwierige Aufgabe, zwischen Hilfsbereitschaft und Bürgerpflicht abzuwiegen. Der Pfarrer achtet hingegen nur auf das Erstgenannte und bleibt deshalb eindimensional – zumal die Idee, ausgerechnet „Bürschchen“ Philipp Moog als Pfaffen zu besetzen, wohl einer durchzechten Nacht entsprungen sein muss. Am schlimmsten gerieren sich jedoch die „Italiener“ der Folge, die mit Götz Hellriegel und dem altbefürchteten Peter Bertram ‘mal wieder gar gruselig unitalienisch besetzt sind.

Da wollte jemand zu viele Ideen in eine Folge packen: „Die zweite Kugel“ hat vereinzelte reizvolle Momente, scheitert jedoch an einem verworrenen, unrealistischen Plot und Besetzungen, die das Gefühl, dass sich die Geschichte vielleicht doch so zugetragen haben könnte, nicht unbedingt unterstützen. Der Von-Zeit-zu-Zeit-Regisseur Tappert hätte eine stärkere Vorlage gebraucht. 3 von 5 Punkten.



Mit nur wenigen Spitzenfolgen und einem eher überschaubaren Punktschnitt von 3,4 pro Folge reiht sich „Derrick Collector’s Box 17“ relativ weit hinten in die „Derrick“-Hall of Fame ein. Die enthaltenen Episoden sind zum allergrößten Teil dem Jahrgang 1995 zuzuordnen, der sich als schwächer als der Vorjahresschub erweist und dennoch sauber und in überwiegendem Maße befriedigend gemacht ist. Am meisten bedauern muss man, dass Derrick mental nur mehr wenig gefordert wird und manchmal seine Fälle eher wie ein Hexenmeister mit sechstem Sinn löst. Die Sujets gefielen mir allerdings sehr gut; Box 17 hält sich von sumpfigen Schwabinger Lokalitäten und Drogenpuffgeschichten für die Reinecker-Verhältnisse angenehm fern. Haugk lieferte mit „Anruf aus Wien“ zudem einen wirklich starken, Weidenmann mit der „Teestunde“ einen ausgesprochen distinguierten Fall. Überraschend schwach dagegen die beiden Folgen, die Hauptdarsteller Tappert auf der anderen Seite der Kamera „verbrach“.

Platz 01 | ★★★★★ | Folge 244 | Anruf aus Wien (Haugk)

Platz 02 | ★★★★☆ | Folge 246 | Teestunde mit einer Mörderin? (Weidenmann)

Platz 03 | ★★★★★ | Folge 248 | Kostloffs Thema (Haugk)
Platz 04 | ★★★★★ | Folge 254 | Mitternachtssolo (Ashley)
Platz 05 | ★★★★★ | Folge 250 | Eines Mannes Herz (Weidenmann)
Platz 06 | ★★★★★ | Folge 253 | Herr Widanje träumt schlecht (Weidenmann)

Platz 07 | ★★★☆★ | Folge 252 | Die Ungerührtheit der Mörder (Ashley)
Platz 08 | ★★★☆★ | Folge 241 | Nachtgebete (Grädler)

Platz 09 | ★★★★★ | Folge 242 | Abendessen mit Bruno (Weidenmann)
Platz 10 | ★★★★★ | Folge 245 | Ein Mord, zweiter Teil (Weidenmann)
Platz 11 | ★★★★★ | Folge 251 | Dein Bruder, der Mörder (Tögel)
Platz 12 | ★★★★★ | Folge 247 | Ein Mord und lauter nette Leute (Grädler)
Platz 13 | ★★★★★ | Folge 255 | Die zweite Kugel (Tappert)

Platz 14 | ★★★★★ | Folge 243 | Katze ohne Ohren (Tappert)

Platz 15 | ★☆★★★ | Folge 249 | Derricks toter Freund (Grädler)

Ray Offline



Beiträge: 1.945

22.05.2018 00:05
#864 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Parallel zum "Alten" habe ich nun auch mal mit "Derrick" angefangen und kann nach Sichtung von Collector's Box 1 im Grunde ein positives Fazit ziehen.

Unter den 15 Folgen habe ich viel Mittelmaß und ein paar gute und sehr gute Folgen vorgefunden. Allgemein wurde der fehlende "Whodunit" für meine Begriffe hier nicht so gut aufgefangen wie in den frühen Haferkamp-Tatorten. In mancher Folge hätte man sich die ein oder andere Wendung gewünscht, denn das alleinige Folgen der Ermittlungen und dem Schicksal der Täter und Opfer trägt die Episoden längst nicht immer. Auch schleichen sich schnell überraschend schnell Wiederholungen ein. So treibt in Folge 5 bereits das zweite Mal ein Mann, der Frauen in Serie tötet, sein Unwesen. Auch bei "Stiftungsfest"/"Hoffmanns Höllenfahrt" ist der Tathergang fast identisch.

Von den einzelnen Folgen hat mir trotz der angesprochenen Widerholung "Hoffmanns Höllenfahrt" am besten gefallen. Aufgrund des unglücklichen Tatverlaufs fühlt man mit Löwitsch mit. Die Art und Weise, wie sich durch die Ermittler einerseits und die Familie andererseits die Schlinge um ihn zieht, ist spannend dargestellt. Schließlich überrascht der explosive Showdown positiv. Ein so "zupackendes" Verhalten hätte man Derrick angesichts seines Rufs nicht unbedingt zugetraut. Auch "Madeira" mit Stargast Curd Jürgens und seiner sympathischen Nichte Susanne Uhlen und den köstlichen Szenen im Café Mozart weiß zu gefallen. Das Spitzentrio wird von "Pfandhaus" komplettiert. Das liegt zum einen an dem großartigen Klaus Maria Brandauer, zum anderen an Johanna von Koczian, deren Part einmal die private Seite Derricks betont und für manch süffisante Dialoge sorgt. Ihren Part hätte man gerne öfter gesehen!

Allgemein bin ich mit Derrick gefühlt schon etwas wärmer geworden als mit Lowitz' Köster. Tappert führt seine engagierte Arbeit aus seinen Wallace-Auftritten als Inspektor fort. Wepper als Harry Klein bleibt unscheinbar, Günther Stoll darf sich (leider) ebenfalls nicht profilieren.

An Gaststars beommt der Krimi-Nostalgiker Einiges geboten. In den ersten Folgen treten u.a. auf: Curd Jürgens, Lilli Palmer, Wolfgang Kieling, Siegfried Lowitz, klaus Löwitsch, Klaus Maria Brandauer, Konrad Georg, Herbert Fleischmann, Helmuth Lohner, Johanna von Koczian, Jan Hendriks, Rudolf Schündler, Peter Pasetti, Heinz Bennent, Judy Winter, Friedrich Joloff, Alexander Kerst, Helmut Käutner, Max Eckard, Albert Bessler, Siegfried Wischnewski, Harry Meyen, Susanne Uhlen, Doris Kunstmann u.v.m.

Inhaltlich im Schnitt ordentliche Folgen, viele interessante Gaststars und ein zupackender Hauptdarsteller, der von den "üblichen Verdächtigen" (Becker, Grädler, Vohrer, Brynych...) in Szene gesetzt wird, ergeben alles in allem gute Unterhaltung. Die zweite Box kann also kommen.

Interessanterweise ist die Bildqualität der einzelnen Folgen der von MORE auf DVD verlegten Edition wesentlich besser als beim "Alten", obwohl die Episoden noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. Dafür gibt es keinerlei Extras und im Innendeckel gibt es nur Angaben zum Inhalt, dafür nicht zur Besetzung.


Hier noch meine Rangliste der einzelnen Folgen:

1. Hoffmanns Höllenfahrt 5/5
2. Madeira 5/5
3. Pfandhaus 4,5/5
4. Waldweg 4,5/5
5. Nur Aufregung für Rohn 4/5
6. Johanna 4/5
7. Stiftungsfest 4/5
8. Ein Koffer aus Salzburg 3,5/5
9. Der Tag nach dem Mord 3,5/5
10. Kamillas junger Freund 3,5/5
11. Paddenberg 3/5
12. Zeichen der Gewalt 3/5
13. Mitternachtsbus 3/5
14. Alarm auf Revier 12 3/5
15. Tod am Bahngleis 3/5

Jan Offline




Beiträge: 1.753

22.05.2018 00:29
#865 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #864

Hier noch meine Rangliste der einzelnen Folgen:

1. Hoffmanns Höllenfahrt 5/5
2. Madeira 5/5
3. Pfandhaus 4,5/5
4. Waldweg 4,5/5
5. Nur Aufregung für Rohn 4/5
6. Johanna 4/5
7. Stiftungsfest 4/5
8. Ein Koffer aus Salzburg 3,5/5
9. Der Tag nach dem Mord 3,5/5
10. Kamillas junger Freund 3,5/5
11. Paddenberg 3/5
12. Zeichen der Gewalt 3/5
13. Mitternachtsbus 3/5
14. Alarm auf Revier 12 3/5
15. Tod am Bahngleis 3/5


Die erste Derrick-Box gehört mitsamt der zweiten zu den häufigsten Gästen meines DVD-Players. Es gibt hier in beiden Boxen ungeheuer starke Episoden. Selbst die von dem schweizer Theater-Macher Leopold Lindtberg inszenierten Episoden, mit denen ich früher rein gar nichts anfangen konnte, wissen mittlerweile, mich zu überzeugen ("Johanna" gehört beispielsweise dazu, wobei "Kein schöner Sonntag" eigentlich noch stärker ist). Ganz an die oberste Spitze würde ich aus der ersten Box aber nach wie vor "Waldweg" setzen, wobei "Hoffmanns Höllenfahrt" mit dem ewigen Reinecker-Thema um einen versehentlichen Mord auch glänzt, gerade und vor allem wegen Klaus Löwitsch.

So sähe es wohl dann bei allen Episoden bei mir aus:

1. Waldweg
2. Kamillas junger Freund
3. Pfandhaus
4. Stiftungsfest
5. Hoffmanns Höllenfahrt
6. Alarm auf Revier 12
7. Madeira
8. Johanna
9. Paddenberg
10. Nur Aufregung für Rohn
11. Mitternachtsbus
12. Ein Koffer aus Salzburg
13. Der Tag nach dem Mord
14. Tod am Bahngleis
15. Der Tag nach dem Mord

Wobei ich bei keiner Episode weniger als 3,5 Punkte zücken würde, was für die Qualitäten der Geschichten und ihre Inszenierungen spricht.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.945

22.05.2018 22:15
#866 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #865

Die erste Derrick-Box gehört mitsamt der zweiten zu den häufigsten Gästen meines DVD-Players. Es gibt hier in beiden Boxen ungeheuer starke Episoden.


Interessant. Hast du bei "Derrick" auch bis zum (bitteren?) Ende durchgehalten? Ich wollte mir erstmal die Episoden aus den 1970ern ansehen und dann ggf. weiter machen, wenn sie mir entsprechend gefallen. Dass ich bis tief in die 90er herein durchziehe, kann ich mir (noch) nicht vorstellen.

Der letzte Platz von "Der Tag nach dem Mord" hat entscheidend mit der Performance von Krista Keller zu tun, nehme ich an? Keller wird für mich in der Box in Sachen Nerv-Faktor nur durch die unfassbar penetrante Christiane Schröder in "Mitternachtsbus" übertroffen.

Von "Alarm auf Revier 12" wird sich wohl allein das - typisch Brynych - ewig wiederkehrende "Theo, wir fahr'n nach Lodz" ins Gedächtnis einbrennen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

22.05.2018 23:49
#867 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #866

Interessant. Hast du bei "Derrick" auch bis zum (bitteren?) Ende durchgehalten?


Nein, das habe ich mir nicht abverlangen können. Ich habe zwar alle Boxen (günstig) ergattern können, bin aber letztlich mit einer Gesamtschau irgendwann Mitte der 1980er Jahre ausgestiegen. "Das absolute Ende" war nicht nur Vohrers Ende, sondern irgendwie auch meines bei Derrick. Danach habe ich nur noch vereinzelte Episoden gesehen und habe dabei nach Regisseuren gewählt. Episoden von Wolfgang Becker, Horst Tappert, Günter Gräwert und vereinzelt auch Gero Erhardt habe ich noch gesehen; von Grädler, Ashley oder Weidenmann fast nichts mehr. Selbst auf meinen geheimen Liebling Brynych war nicht mehr recht Verlass.

Zitat von Ray im Beitrag #866

Der letzte Platz von "Der Tag nach dem Mord" hat entscheidend mit der Performance von Krista Keller zu tun, nehme ich an? Keller wird für mich in der Box in Sachen Nerv-Faktor nur durch die unfassbar penetrante Christiane Schröder in "Mitternachtsbus" übertroffen.


Christa Keller hat sicher nicht dazu beigetragen, den "Tag nach dem Mord" in meiner Gunst steigen zu lassen, jedoch hat mich hier Oliver Grimm letztlich immer noch mehr genervt als die per se anstrengende Frau Keller. Verglichen mit den übrigen starken Beiträgen in der ersten Box ist diese Episode letztlich zu unbedeutend, als dass sie mir nachhaltig im Bewusstsein geblieben wäre. Da hatte es die typische Brynych-Machart inkl. Vicky-Leandros-Dauerbeschallung schon leichter. Es ist sicher nicht Brynychs beste Arbeit bei Derrick, allerdings ist die Episode wieder herrlich schräg geraten und für Freunde der Hau-drauf-Inszenierungen durchaus eine Bereicherung.

Ich habe eben noch einmal das Cover der zweiten Box angsehen und habe wieder festgestellt, dass darin in meinen Augen noch erheblich bessere Episoden sind. Genau genommen findet sich da kaum etwas Mittelmäßiges. Dass ich ein regelrechter Fan der beiden Vogel-Episoden bin ("Tote Vögel singen nicht" und "Tod der Kolibris"), hatte ich schon einige Male geschrieben. Zusammen mit "Waldweg", "Der Mann aus Portofino" und "Hals in der Schlinge" ist das m.E. mit das Beste, was Ringelmann je produziert hat.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.05.2018 06:55
#868 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Prima, ein neuer „Derrick“-Gucker. So kommt endlich wieder etwas frischer Wind in das Thema.

Zitat von Ray im Beitrag #864
Auch schleichen sich schnell überraschend schnell Wiederholungen ein. So treibt in Folge 5 bereits das zweite Mal ein Mann, der Frauen in Serie tötet, sein Unwesen. Auch bei "Stiftungsfest"/"Hoffmanns Höllenfahrt" ist der Tathergang fast identisch.

Allgemeine thematische oder konkrete Hergangswiederholungen sind fester Bestandteil des Reinecker-Programms und beginnen nicht bei „Derrick“ und nicht beim „Kommissar“, sondern auch schon bei Wallace. Das hat durchaus seinen Charme, weil man so im Laufe der Serien verschiedene Seiten einer Medaille kennenlernt und auch eine enge Beziehung zu Reinecker als Autor entwickelt, wenn man erkennt, was seine bevorzugten Themen und Erzählstrukturen waren. Für mich ein reizvoller Aspekt, der die ZDF-Serien z.B. gegenüber den „zusammengewürfelten“ Stories des „Tatorts“ abhebt. Zudem zeigte Reinecker damit, wie geschickt man einzelne Krimimotive immer wieder variieren kann – was beim Betrachten von hunderten Folgen sowohl zu Ermüdungserscheinungen als auch immer wieder zu positiven Überraschungen führen kann. Beispiele für immer wiederkehrende Themen sind etwa Selbstjustiz, Drogenmissbrauch, Altherrenlust und Prostitution, Schutzgelderpressung, der Weg von Ex-Sträflingen in die Freiheit, die soziale Isolation von Rentnern, die Beeinflussbarkeit von Jugendlichen (insbesondere Studenten) oder allgemein die zunehmende Verrohung / Gewaltbereitschaft der Gesellschaft.
Zitat von Ray im Beitrag #864
Von den einzelnen Folgen hat mir trotz der angesprochenen Widerholung "Hoffmanns Höllenfahrt" am besten gefallen.

Finde ich eine sehr ausgefallene Wahl, aber gerade deshalb sind neue Stimmen so interessant. Mit dem Rest deiner Top-3 kann ich gut mitgehen, obwohl eine Top-3 ohne „Waldweg“ (wenn auch knapp) schon recht gewagt ist. „Tod am Bahngleis“ auf dem letzten Platz überrascht mich ebenfalls.
Zitat von Ray im Beitrag #864
Allgemein bin ich mit Derrick gefühlt schon etwas wärmer geworden als mit Lowitz' Köster.

Das sagt einiges, wenn man bedenkt, dass bei dir 15 „Derrick“-Folgen 47 gesichteten „Der Alte“-Episoden gegenüberstehen. Kann ich aber so nur unterstreichen. Derrick hat zu Beginn noch nicht sein später typisches Saubermann-Image, was den Zugang zur Figur aus heutiger Sicht erleichtert. Da sich die Entwicklung hin zum späteren Highbrow-Derrick aber schleichend vollzieht, kommt es nie zu einem Bruch des Charakters, der für mich immer eine perfekte Identifikationsfigur geblieben ist. Dazu trägt auch Wepper bei, der wie bei Ode auch hier den Balanceakt schafft, den Hauptermittler gut aussehen zu lassen und dennoch selbst sympathisch und engagiert zu wirken.
Zitat von Ray im Beitrag #864
An Gaststars beommt der Krimi-Nostalgiker Einiges geboten. In den ersten Folgen treten u.a. auf: ...

Interessant finde ich, dass jemand wie du, der sich für alle möglichen Genres und Filmserien interessiert, immer so auf die altbewährten Darsteller achtet. Das geht mir bis auf einige persönliche Ausnahmen ziemlich ab; ich bin da viel eher bei Jan und halte die Regisseure für das wesentlich interessantere Auswahl- oder auch Gütekriterium (auch wenn Jan und ich dann bei der Beurteilung einzelner Regisseure im Speziellen oft eher nicht einer Meinung sind ). Einerseits liegt das daran, dass die Ringelmann-Krimis unabhängig von anderen Produktionen meist eine ganz eigene „Stammbesetzung“ haben – Darsteller, die immer wieder in ähnlichen Rollen auftauchen und die man dadurch entweder ins Herz schließt oder die einen bis aufs Blut nerven. Andererseits ist das vielleicht auch ein Grund, weshalb ich mit den Folgen bis in die 90er keine Berührungsängste habe, weil mir ziemlich egal ist, ob die Gastdarsteller schon bei Wallace oder in anderen forenrelevanten Bereichen zu sehen waren, solange sie nur ihre Arbeit gut machen.
Zitat von Ray im Beitrag #864
Interessanterweise ist die Bildqualität der einzelnen Folgen der von MORE auf DVD verlegten Edition wesentlich besser als beim "Alten", obwohl die Episoden noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. Dafür gibt es keinerlei Extras und im Innendeckel gibt es nur Angaben zum Inhalt, dafür nicht zur Besetzung.

Ab Box 2 ist immer ein Beiheft mit Angaben zu Cast und Crew enthalten. Dafür nimmt die Bildqualität dann auch deutlich ab (in Box 2 je nach Folge sehr unterschiedlich von grandiosem Erhaltungszustand bis halbvermodert; in Boxen 3 und 4 fast durchgängig ziemlich mau). Wäre interessant, zu erfahren, warum MORE unterschiedlich erhaltene Vorlagen nutzte bzw. warum diese beim ZDF in so wechselvoller Qualität lagern.
Zitat von Ray im Beitrag #866
... in der Box in Sachen Nerv-Faktor nur durch die unfassbar penetrante Christiane Schröder in "Mitternachtsbus" übertroffen.

Amen!

Ray Offline



Beiträge: 1.945

25.05.2018 21:36
#869 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #867
Ich habe eben noch einmal das Cover der zweiten Box angsehen und habe wieder festgestellt, dass darin in meinen Augen noch erheblich bessere Episoden sind. Genau genommen findet sich da kaum etwas Mittelmäßiges. Dass ich ein regelrechter Fan der beiden Vogel-Episoden bin ("Tote Vögel singen nicht" und "Tod der Kolibris"), hatte ich schon einige Male geschrieben. Zusammen mit "Waldweg", "Der Mann aus Portofino" und "Hals in der Schlinge" ist das m.E. mit das Beste, was Ringelmann je produziert hat.


Das klingt ja schon mal vielversprechend. Bin gespannt!


@Gubanov: Danke für deine ausführlichen Ausführungen.

Bei "Tod am Bahngleis" bin ich mit Jan ja in ganz guter Gesellschaft. Finde einfach, dass in "Waldweg" das Grundthema wesentlich eindrücklicher und packender verpackt wurde, was natürlich vor allem auch an der Darbietung von Kieling liegt. Was mir an "Waldweg" nicht so gut gefallen hat, waren die Performances der jungen Damen, die ich allesamt als blass und sehr uncharismatisch empfunden habe.

Es ist tatsächlich so, dass die Aussicht auf Gastspiele von mir geschätzten Darstellern insbesondere aus der Wallace-Zeit neben dem allgemeinen Nostalgie-Faktor den entscheidenden Mehrwert ausmacht, warum ich zu "alten" Krimiserien greife. Das ist für mich wie ein eigener Kosmos, den ich im Rahmen meiner inhaltlichen Vorlieben immer weiter erforschen möchte. Es gibt eigentlich kaum etwas schöneres, als innerhalb derartiger Serien unverhofft einen gelungenen Part von einem in meinen Augen "verdienten" Akteur in einem spannenden und in sich stimmigen Krimi zu sehen. Filme aus der Zeit schaue ich mir auch in erster Linie wegen der Besetzung an. Daher nehme ich es auch in Kauf, dass mich einige Folgen in den Boxen bei "Der Alte" & Co weniger interessieren, wenn dafür im Gegenzug die ein oder andere Glanzstunde von Schauspieler XY dabei ist. Einige Serien würde ich mir ohne derlei Erwartungen wohl gar nicht erst ansehen. Und auch hier war es nicht die Aussicht auf Horst Tappert als Derrick oder Inszenierungen von Alfred Vohrer & Co, die mich zum Kauf bewogen haben, sondern eben die Darsteller. Hinsichtlich der Regisseure schaue ich vorher gar nicht, wer sich bei einer Folge verantwortlich zeichnet. Und wenn ich dies nicht weiß, erkenne ich auch nur selten von selbst, um wen es sich handelt (Bei "Alarm auf Revier 12" habe ich z.B. nach dem x-ten Einsetzen von "Theo, wir fahr'n nach Lodz" stark vermutet, dass es sich um Brynych handelt). Liegt wohl einfach daran, dass meine Präferenzen bezüglich deutscher Krimiserien bei den Regisseuren auch noch nicht so ausgeprägt sind. Wolfgang Becker hat z.B. wegen der Reinecker-Trilogie und einiger guter Haferkamp-Folgen bei mir einen Stein im Brett, Vohrer schätze ich ja wegen vieler (sehr) guter Wallace-Filme, aber was ich von ihm bisher im TV-Bereich gesehen habe, hat mich nicht vom Hocker gerissen. Aber kann ja noch kommen.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

05.07.2018 13:57
#870 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Nach exakt drei Jahren habe ich nun Box Nr. 6 durchgesehen und kann auf den Tag genau endlich wieder eine neue Rangliste veröffentlichen. Die Vorschusslorbeeren erwiesen sich als berechtigt - die Box überzeugt fast durchgehend mit qualitativ hochwertigen Episoden - nur dreimal habe ich weniger als vier Punkte gezückt. Kurioserweise habe ich aber auch nur einmal die Maximalpunktzahl vergeben, wenngleich diverse Folgen diese nur knapp verpassten. Das Sichtungstempo muss nun aber deutlich anziehen; ansonsten benötige ich für den Rest der Serie noch über 30 Jahre.

Platz 01: Eine ganz alte Geschichte (Brynych) 5/5
Platz 02: Dem Mörder eine Kerze (Haugk) 4,5/5
Platz 03: Pricker (Vohrer) 4,5/5
Platz 04: Eine Rose im Müll (Gräwert) 4,5/5
Platz 05: Eine Rechnung geht nicht auf (Ashley) 4,5/5
Platz 06: Der Untermieter (Braun) 4,5/5
Platz 07: Die Schwester (Ashley) 4,5/5
Platz 08: Prozente (Grädler) 4/5
Platz 09: Tod eines Italieners (Ashley) 4/5
Platz 10: Kein Garten Eden (Gräwert) 4/5
Platz 11: Die Stunde der Mörder (Grädler) 4/5
Platz 12: Tod im See (Vohrer) 4/5
Platz 13: Der Kanal (Ashley) 3,5/5
Platz 14: Das sechste Streichholz (Vohrer) 3,5/5
Platz 15: Am Abgrund (Ashley) 3/5

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