Ah, sie war sogar mit "Tote Lumpen jagt man nicht" für eine meiner Lieblingsepisoden beim "Alten" verantwortlich. Ihr Name war mir jetzt gar nicht mehr so geläufig. Vielfach scheint sie bei Gräwert-Inszenierungen tätig gewesen zu sein. Sicher eine schöne Veranstaltung mit echten Zeitzeugen!
Zitat von Jan im Beitrag #1Einige Male ist -gut sichtbar!- nachträglich die Schere angesetzt worden. So z.B. als Curd Jürgens in "Madeira" Elfriede Kuzmany mit Blausäure vergiftet, sich diese im Todeskampf windet. Das war den Verantwortlichen des ZDF anno 1975 wohl zu heftig.
Die Mordszene in "Waldweg" wurde in der mir bekannten Fassung gekürzt. Hier uncut in der französischen Fassung:
Habe ich jüngst wiedergesehen und war begeistert. Sehr atmosphärischer Beginn in Derricks diesmal irgendwie ziemlich vornehm-streng und barock zugleich wirkender Wohnung mit der geradezu audiovisuell durchs Telefon wabernden Bedrohung. Danach leider keine Bilder seiner nächtlichen Autofahrt aber Entschädigung in Form eines urigen und dem Derrick/Kommissar Fan bereits bekannten Landgasthauses. Derricks Privatwagen wirkt hier schon sehr überraschend und leicht dekadent-yuppiemässig, wie um seine moralische Kredibilität noch etwas zusätzlich zu unterwandern. Anschließend gibt es wirklich mustergültige Ermittlungen, die auch nachvollziehbar zum erhofften Ziel führen. Traugott Buhre darf wieder mal richtig fies schauen und Frau Fink erinnert in ihrer stillen und gleichermaßen resignierten wie bestimmten Autoritären an Frau Flickenschildt in ähnlichen Rollen. Derrick wirkt im Fegefeuer der teilweise allzu hämisch-feixenden Verdächtigungen und Anklagen vielleicht eine Spur zu märtyrerhaft und gottvertrauend, doch immerhin wird seine sonstige scheinbare Arroganz („Ja, ich weiß dass ich nach außen manchmal so wirke“ oder so ähnlich) thematisiert und eingeräumt.
Natürlich kann man sich über den Sinn der ganzen Falle trefflich streiten, die einen Mann aus dem Verkehr ziehen will, der einzig und alleine offenbar den kompletten Polizeiapparat in die richtigen Geleise im nicht näher ausgeführten Fall „Ludenke“ (herrlicher Reineckername!) zu lenken in der Lage zu sein scheint. Auch greifen die Scharniere der Aufklärung allzu mustergültig ab einem bestimmten Zeitpunkt und jeder erscheint punktgenau an dem Ort, wo die Aufklärer ihn brauchen. Aber gut, es ist eben ein 60minüter und der muss ja auch rechtzeitig aufgeklärt sein. Die Retourkutsche am Ende, die Falle Derricks für den bösen Fallensteller ist jedenfalls ein sehr rundes Ende. Für mich definitiv einer der besten Derricks, auch das moralische Schwadronieren über die Situation einer Welt in der sich solch menschliche Abgründe auftun ist hier noch passend und wirkt weniger aufgesetzt als in späteren Folgen dann. Mit der ebenfalls bärenstarken Vorgängerfolge „Eine Rose im Müll“ sicherlich eine der besten Paarungen aufeinanderfolgender Episoden der Derrick-Seriengeschichte!
Hinweis für Derrick-Fans: Seit einiger Zeit berichtet der Schauspieler Jochen Horst auf seinem YouTube Kanal über Derrick. Er hat als junger Schauspieler bei einigen Folgen mitgespielt. Horst erzählt Anekdoten von den Dreharbeiten und stellt besondere Episoden vor. Das Ganze basiert natürlich auf seiner eigenen Perspektive, andere Beteiligte mögen manches anders sehen, aber es sind interessante Kommentare und Innenansichten.