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Dieses Thema hat 977 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
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26.10.2018 12:15
#886 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Mädchen im Mondlicht

Episode 259 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Jürgen Goslar. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Peter von Strombeck (Ingo Wegener), Lara Joy Körner (Linda), Diana Körner (Anna Schuster), Christine Buchegger (Frau Bossler), Henry van Lyck (Herr Bossler), Udo Vioff (Robby Proske), Peter Bertram (Kallek), Gaby Herbst (Sabine Spardel) u.a. Erstsendung: 10. Mai 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Mädchen im Mondlicht
Der Mord an Herrn Bossler scheint lediglich ein geschäftliches Ärgernis für den von ihm betriebenen Nachtclub zu sein. Weder das Personal noch seine Ehefrau zeigen Anzeichen von Trauer, als er erstochen aufgefunden wird. Bossler nahm nur auf seine eigenen Bedürfnisse Rücksicht und brachte damit eine ganze Menge Leute gegen sich auf. Diese kennen sich offenbar alle gegenseitig: Ein fürs Viertel zuständiger Sozialarbeiter, die Witwe, die Garderobiere und deren Tochter sowie der Barpianist könnten alle in den Fall verwickelt sein. Den Schlüssel zur Lösung muss Derrick diesmal in einem Gemälde suchen, das Frau Bossler just zur Mordzeit malte. Es zeigt das „Mädchen im Mondlicht“ ...


Nach neun Jahren und der letzten, sehr überzeugenden Arbeit „Die Nacht des Jaguars“ leistete sich Urgestein Jürgen Goslar noch einmal einen Schwanengesang auf dem „Derrick“-Regisseursstuhl und brachte mit „Mädchen im Mondlicht“ eine recht ansehnliche Folge zuwege, die zwar auch typisch für die Spätphase der Reihe ist, aber ebenso den einen oder anderen Wink in Richtung der „Derrick“-Klassiker enthält. Diese Mischung zeigt sich bereits in der Auftaktszene: Sie taucht mit greller Neonwerbung und aufreizenden Tänzen sofort tief ins Erotikclub-Milieu ein, das Reinecker in den 1990er Jahren zunehmend gern thematisierte; es tummeln sich in eben jenem Club aber auch altbekannte Darstellerikonen wie Udo Vioff und Diana Körner, sodass sich sofort ein vertrautes Sehgefühl einstellt. Während Vioffs Rolle als melancholischer Barpianist etwas verloren wirkt, erhält Körner einige schöne Szenen, in denen vor allem das Zusammenspiel mit ihrer Tochter Lara Joy Körner, die hier auch ihre Filmtochter verkörpert, gut zur Geltung kommt. Lara als das titelgebende „Mädchen im Mondlicht“ ist zwar eine jener typischen überhöhten Mädchenidealgestalten, die in Reinecker-Stoffen immer wieder herbeifabuliert werden, doch durch ihre zupackende Art, im Sozialtreff von Ingo Wegener mitzuhelfen, wirkt die junge Frau weniger abstrakt oder entrückt als vergleichbare „Unschuldsengel“.

Es wird viel Wert darauf gelegt, den Unterschied zwischen dem moralisch verwerflichen Etablissement des Herrn Bossler und dem idealistischen Tun von Ingo Wegener und Linda Schuster herauszulegen, doch darüber vergessen Goslar und Reinecker dankenswerterweise auch den Mordfall nicht. Derricks Ermittlungsmethoden sind zwar eigen (er hängt sich sofort an dem ihn faszinierenden Porträt des „Mädchens im Mondlicht“ auf), aber führen zu einer erfolgversprechenden, emotional spannenden Kulmination der Geschehnisse. Zwischendurch werden immer wieder wehmütige Momente eingestreut (Derrick nachdenklich auf der Hackerbrücke oder Lindas vergeblicher Versuch, einem Obdachlosen zu helfen), die das düstere Flair der Episode unterstreichen, welches dann in der niederschmetternden Aufklärung noch einmal besonders herausgearbeitet wird. So ist „Mädchen im Mondlicht“ sicher keine leicht verdauliche oder irgendwie erbauliche „Derrick“-Folge, sondern eine, die den Weltschmerz ihres Autors wie eine Monstranz vor sich herträgt – aber das Gesamtkonzept geht durchaus auf.

Wie auch sonst so oft ist die große Rolle von Peter von Strombeck eher Geschmackssache: Mittlerweile zu alt, um einen rebellischen Jugendlichen zu spielen, drückt er nun als selbstgerechter „Helfer der Armen“ etwas zu stark auf die Tränendrüse. Umso beeindruckender gerät die Darstellung von Christine Buchegger, die als Witwe Bossler wunderbar geheimnisvoll und zweideutig wirkt. Man merkt sofort, dass sie die Wahrheit kennt und darf sich fragen, wie Derrick ihn ihr zu entlocken plant. Er entscheidet sich für zahlreiche nachdrückliche Verhöre mit allen Verdächtigen – teils im Büro, teils in Privatwohnungen –, was der Folge ein zwar wortlastiges, aber engagiertes und durch die Verwendung von Rückblenden auch dynamisches und ergreifendes Finale verleiht.

„Mädchen im Mondlicht“ erschien gemeinsam mit „Der zweite Mord“ (#173) Ende der 1990er Jahre auch in Buchform beim Moewig-Verlag als Doppelband. Die zwei auf den Originaldrehbüchern basierenden Erzählungen wurden allerdings nicht von Herbert Reinecker selbst, sondern vom vielbeschäftigten EUROPA-Hörspielautor H.G. Francis (Hans Gerhard Franciskowsky) niedergeschrieben.

Stark dramatisierter, aber nicht übermäßig theatralischer Spät-„Derrick“ um den Verlust von Unschuld und die Gefahren realitätsfremden Idealismus’. Gute Darsteller(-innen) und eine einfühlsame Regie lassen über einige eher zweifelhafte inhaltliche Konstruktionen milde hinwegblicken. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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02.11.2018 00:00
#887 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Mordecho

Episode 260 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Martin Benrath (Hugo Dorste), Uwe Friedrichsen (Kroll), Manfred Zapatka (Dr. Heinrich), Gunter Schoß (Dr. Lammers), Werner Schnitzer (Dr. Howald), Kurt Weinzierl (Direktor), Gerry Hungbauer, Günther Groß u.a. Erstsendung: 21. Juni 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Mordecho
Nach 15 Jahren hat Hugo Dorste die Gefängnisstrafe für den von ihm begangenen Mord abgesessen. Der Gefängnisdirektor und auch Derrick wundern sich darüber, wie gut es Dorste unmittelbar nach seiner Entlassung bereits geht: Maßanzüge, ein edles Hotelzimmer und ein schickes Auto nennt er sein Eigen. Dorste macht kein Geheimnis daraus, dass die Hintermänner für den Mord von damals, die er im Gerichtsprozess deckte, sich nun für seine Verschwiegenheit bedanken. Wenn da nur nicht das schlechte Gewissen wäre: Es rebelliert gegen die Ungerechtigkeit – so als trüge Dorste das Echo des Getöteten in seinem Kopf. Kann Derrick es verstärken und den Mörder dazu bewegen, endlich reinen Tisch zu machen?


Auch wenn es sicher schwierig ist, nach 259 Folgen das Rad neu zu erfinden, so kupferte Herbert Reinecker für „Mordecho“ doch etwas zu auffällig von seinen früheren Skripten ab. Die Ausgangslage mit dem entlassenen Mörder, den Derrick von alten Ermittlungen her kennt und der noch immer ein Geheimnis mit sich herumträgt, kennen wir bereits aus zahlreichen Episoden. In früheren Jahren war das auch fast immer ein Garant für gute Unterhaltung, aber seit „Ein Mord, zweiter Teil“ wissen wir, dass diese Art Krimi sich nicht zwangsläufig auf dem Niveau von „Schubachs Rückkehr“, „Lohmanns innerer Frieden“, „Eine Art Mord“ oder „Der Schrei“ bewegen muss. So bleibt auch in „Mordecho“ die Spannung weitgehend abwesend, wenngleich Produzent Helmut Ringelmann mit dem Griff in die Besetzungskiste gleich zwei der soeben genannten Episoden („Lohmann“ via Martin Benrath und „Art Mord“ via Manfred Zapatka) zu referenzieren versuchte.

Benrath kommt als Ex-Sträfling diesmal eher auffällig geschwätzig als auffällig bedrohlich daher. Die elegante Art, die ihm nun von allen so überrascht attestiert wird, wirkt bei Benrath wie künstlich übergestülpt, was zwar zu seiner Rolle passt, aber den gestelzten Gesprächen, die er mit Derrick führt, ganz und gar nicht gut tut. Wenn wir schon Reineckers philosophische Ergüsse ertragen müssen, so sollen sie wenigstens aus dem Mund einer Figur kommen, der man solche Weisheiten auch wirklich zutraut. Benrath scheitert beim Versuch, eine derartige Figur darzustellen, und bleibt auch in anderen Belangen einigermaßen uninteressant, was vor allem daran liegt, dass aus seiner Rolle zu gut wie nichts gemacht wird. Man erfährt weder substanzielle Details über die Tat von früher, die zu Sym- oder Antipathie führen könnten, noch stellt er eine für seine gefühlskalten Wohltäter ernsthafte Bedrohung dar. Wenn denen wirklich etwas daran liegen würde, sich zu schützen, hätten sie Dorste – so auffällig, wie dieser sich gegen sie in Derricks Gegenwart aufbäumt – längst aus dem Weg geräumt. Dann wäre vielleicht auch etwas Druck in die Folge gekommen; ebenso wenn man den umgekehrten Weg gegangen und Dorste zu einem unfreiwilligen Racheengel gemacht hätte.

Aber es passiert ... nichts. Keine Wendung, kein finale furioso, nur ziemlich viel heiße Luft. Helmuth Ashley muss sich ganz klar ankreiden lassen, die Episode sehr sediert umgesetzt und wegen der Konzentration auf Benrath auch den Nebenrollen mit Potenzial (also jenen von Manfred Zapatka, Uwe Friedrichsen und Gunther Schoß) kaum wirkliche Gelegenheiten eingeräumt zu haben. Zudem machen sich einige ernstlich kitschige Momente bemerkbar, z.B. Derricks Schlusskommentar, der so eindeutig Reineckers Gerechtigkeitseinmaleins entspringt, dass selbst Horst Tappert ihn nicht glaubwürdig vermitteln kann. Man atmet in diesem Fall dennoch erleichtert auf; einfach weil man sich auf den Abspann freut. „Mordecho“ ist zwar nicht übel missraten, aber zieht sich einfach wie Kaugummi.

Berechenbares, höhepunktloses Altgauner-Drama, in dem für Derrick wenig Sinnvolles zu tun bleibt. Die Gastdarsteller, allen voran Martin Benrath, scheitern an flachen Rollen und einem faktisch nicht vorhandenen Spannungsbogen. 2 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.11.2018 15:45
#888 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Das leere Zimmer

Episode 261 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Horst Tappert. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Ralf Schermuly (Karl Luserke), Roswitha Schreiner (Martina Luserke), Peter Bertram (Albert Soderer), Jeannine Burch (Labrina Schulte), Hans-Georg Panczak (Zeller), Michael Gahr (Dr. Kues), Jutta Kammann, Marietta Meade u.a. Erstsendung: 12. Juli 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Das leere Zimmer
Weil es in Strömen regnet, nimmt Karl Luserke eine Prostituierte mit nach Hause. Am nächsten Tag ist die junge Frau tot. Luserke meldet sich bei der Polizei, wovon ihm seine Arbeitskollegen entschieden abraten. Und tatsächlich greift Derrick die unerwartete Spur bereitwillig auf. Er fragt sich nicht nur, ob Luserke möglicherweise einen Lustmord begangen hat, sondern auch, welche Verbindung zum leeren Zimmer in dessen Wohnung bestehen könnte. Es spielt eine bedeutsame Rolle in Luserkes Ehe, deren rätselhaftes Ende mit dem Mord zu tun haben könnte ...


Die Besprechung enthält leichte Spoiler.

Vorhang auf zum ersten Akt. Horst Tappert nahm für „Das leere Zimmer“ zum vorletzten Mal auf dem Regiestuhl Platz. Er blendet diese Folge mit einer künstlichen Aufnahme vom Münchner Straßenstrich auf, bei der es sich unverkennbar um ein Studioset handelt. Man wähnt sich in eine langweilige, herbeiinszenierte Rotlichtfolge geraten, doch das Flair der Episode wandelt sich drastisch, sobald das von Jeannine Burch verkörperte leichte Mädchen „aus dem Weg geräumt ist“. Diese Tat setzte Tappert mit bewussten Auslassungen in Szene, um beim Publikum zunächst eine Unsicherheit darüber entstehen zu lassen, ob der so offensichtlich als Täter präsentierte Herr Luserke wirklich der Mörder ist oder nicht. Nur wenige Szenen später liegt die Sache jedoch offen auf der Hand – sodass es ab da nicht mehr ums Wer, sondern ums Warum geht. Und damit schafft sich dieser Fall eine ungemein ansprechende Nische, denn das Geheimnis des leeren Zimmers in Luserkes Wohnung stellt ein reizvolles Alleinstellungsmerkmal und einen spannenden roten Faden zugleich dar. Warum konserviert Luserke den Raum in diesem tristen Zustand? Häppchenweise liefern uns Tappert und Reinecker Antworten, wobei die Erklärungen immer düsterer werden und das Zimmer eine richtiggehende Diabolik entwickelt.

Zitat von Horst Tappert: Derrick und Ich – Meine zwei Leben, Heyne München, 1998, S. 225
Derrick will den Mann verhören. Er könnte es im Wohnraum tun oder auf dem Präsidium, doch er wählt das leere Zimmer. Eine persönliche Erinnerung hatte mich darauf gebracht. In Stendal nach dem Krieg hielt mich die russische Militärpolizei einmal in einem leeren Raum fest, ich glaube wegen Spionageverdachts. Ich konnte mich nirgends hinsetzen, durfte mich nicht anlehnen. Das lässt die geistige und körperliche Widerstandskraft schnell erlahmen. Ich hatte nichts zu gestehen und konnte bald wieder gehen. Als Oberinspektor setzte ich nun die nervenzerrüttende Energie des leeren Zimmers ein. Trieb Schermuly allmählich in eine Ecke, bis er nicht mehr ausweichen konnte und in seiner Ausweglosigkeit am letzten Nagel in der Wand drehte.


Was sich ein bisschen wie eine Psycho-Folge anhören mag, ist ein geschickt konstruierter Doppel-Mordfall mit einer großen Portion Abseitigkeit. Ralf Schermuly ist der perfekte Biedermann, der durch die Hölle gegangen ist und sich nun deshalb ebenfalls als Teufel betätigt. Ohne seine Taten zu zeigen, vermittelt Tappert ein Gefühl des Wahnsinns und der Unberechenbarkeit, das Schermuly fein nuanciert in sein Spiel übernimmt. Gerade im leeren Zimmer macht die Kamera Gebrauch von ungewöhnlichen Perspektiven und Winkeln, die das Eigenleben des Raumes und des Wohnungsinhabers noch plastischer werden lassen. Unterstützt wird die Erzählung zudem durch eine immer weiter zunehmende Anzahl an Rückblenden. Das lockert die lange Verhörsequenz nicht nur inszenatorisch auf, sondern macht die Ausmaße der schier unglaublichen Geschichte greifbar und gibt darüber hinaus den neben Schermuly förmlich an den Rand gedrängten Nebenrollendarstellern die Möglichkeit, kurz zu brillieren (vor allem Roswitha Schreiner und Michael Gahr nutzen diese Gelegenheit).

Gerade die anrüchigeren Szenen erinnern an die früheren Serienjahre, in denen Reinecker häufiger derlei ausgefallene Situationskonstellationen anbot. Das Gesehene sollte man dabei nicht auf logische Wahrscheinlichkeiten hin abklopfen, sondern als emotionale Ausnahmelage akzeptieren. Beim zweiten Sehen werden einige interessante Fingerzeige auffallen, z.B. die Zurückhaltung des Kollegen Soderer, den man zunächst für einen verkappten Erpresser hält, der aber letztlich einfach selbst so tief in die unangenehme Geschichte verstrickt ist, dass er ein eigenes Interesse daran hat, sie vor der Polizei zu verbergen. Auch der Kommentar, den Luserke über den Bademantel abgibt, erhält im Laufe der Handlung eine geschickte zweideutige Qualität. Dieses spitzfindige Niveau ist man unterdessen nicht mehr aus allen „Derrick“-Folgen gewöhnt – es zeigt, dass Lichtblicke auch in der Spätphase immer noch zu finden sind.

Mit Fingerspitzengefühl packen Horst Tappert, Herbert Reinecker und Ralf Schermuly das Psychogramm eines wahnsinnigen Frauenmörders an, dessen verstörende Geschichte sich in der leeren Kargheit des titelgebenden Zimmers widerspiegelt. 4,5 von 5 Punkten – der bisherige Höhepunkt aus Box 18.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

04.11.2018 18:50
#889 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Als nächstes kommt Rieke; da bin ich wirklich sehr gespannt auf deine Besprechung. Für mich eine Flop-10-Folge, aber vielleicht siehst da das ja völlig anders. Michael Maertens, den ich eigentlich sehr schätze, habe ich jedenfalls in nervtötender Erinnerung; die Auflösung ist ein schlechter Witz.

Ray Offline



Beiträge: 1.954

10.11.2018 13:28
#890 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Inzwischen habe ich auch Collector's Box 4 gesichtet. Alles in allem wurde das Niveau der vorherigen Box gehalten, obwohl für meinen Geschmack diesmal keine Folge dabei war, die die Höchstwertung verdienen würde. Alles in allem findet sich viel Durchschnitt in der Box (s.u. die vielen 3-3,5-Wertungen). Umgekehrt gibt es nur einen echten Ausfall ("Solo für Margarete") Insgesamt fährt Tappert zunehmend die "einfühlsame" Tour und entfernt sich (leider) von seiner zupackenden Art, die seine Verkörperung des Wallace-Inspektors Perkins, Kommissar Perrak und auch die frühen Derrick-Episoden auszeichnete. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel, so darf er in "Ein unheimliches Haus" am Ende nochmal den Draufgänger raushängen lassen. Nicht umsonst handelt es sich um eine der drei besten Episoden. Weiter zu erwähnen ist "Schubachs Rückkehr", eine Folge, die clever konstuiert ist und eine ganz anderen Spannungsaufbau aufweist als gewohnt. Udo Vioff überzeugt hier einmal mehr als Fiesling. Knapp die Nase vorn hat da nur noch "Lissas Vater", eine Folge, die so auch unter den ersten zu finden sein könnte mit guter Story und überzeugendem Cast (Ulrich Haupt und Christine Wodetzky u.a.).

Als Gaststars wirken diesmal u.a. mit: Peter Pasetti, Horst Buchholz, Christine Wodetzky, Götz George, Stefan Behrens, Gisela Uhlen, Claus Biederstaedt, Udo Vioff, Siegfried Wischnewski, Claudia Butenuth, Elisabeth Wiedemann, Ulrich Beiger, Rudolf Schündler u.a.


Im Einzelnen würde ich die Folgen der Box in folgende Reihenfolge bringen:


01. Lissas Vater 4,5/5
02. Schubachs Rückkehr 4,5/5
03. Ein unheimliches Haus 4,5/5
04. Tandem 4/5
05. Der L-Faktor 4/5
06. Abitur 4/5
07. Ute und Manuela 3,5/5
08. Anschlag auf Bruno 3,5/5
09. Der Spitze 3,5/5
10. Kaffee mit Beate 3/5
11. Die verlorenen Sekunden 3/5
12. Besuch aus New York 3/5
13. Die Puppe 3/5
14. Lena 3/5
15. Solo für Margarete 2,5/5

Gubanov ( gelöscht )
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10.11.2018 15:05
#891 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Hui, keine Höchstwertung in Box 4? Dann würde ich allerdings dringend davon abraten, die ganze Serie zu sehen, wenn du schon in dieser Hammer-Edition keinen für dich perfekten Fall findest.

Ray Offline



Beiträge: 1.954

10.11.2018 16:27
#892 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Ja, ich habe da auch nach wie vor Zweifel, ob ich das mache. Die Anfangseuphorie ist jedenfalls etwas verflogen. So bis 100 werde ich wohl erstmal durchziehen und dann weitersehen. Die "Trefferquote" sollte subjektiv schon einigermaßen stimmen. Beim "Alten" ist es aktuell aber ähnlich. Wenn das so weiter geht, werden die letzten 25 Episoden eine zähe Angelegenheit.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.11.2018 22:30
#893 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #889
Als nächstes kommt Rieke; da bin ich wirklich sehr gespannt auf deine Besprechung. Für mich eine Flop-10-Folge, aber vielleicht siehst da das ja völlig anders. Michael Maertens, den ich eigentlich sehr schätze, habe ich jedenfalls in nervtötender Erinnerung; die Auflösung ist ein schlechter Witz.

Deine Warnung war nicht unbegründet. Ob Rieke und ihr nervtötender Nachbar auch in meiner Flop-10 landen, bleibt abzuwarten; in Richtung Flop-20 bewegen sie sich aber ohne Wenn und Aber.



Derrick: Riekes trauriger Nachbar

Episode 262 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Eberhard Itzenplitz. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Michaela Merten (Gudrun Schöne), Lara Joy Körner (Rieke Körner), Michael Mertens (Manfred Bigas), Daniel Morgenroth (Benny Klagges), Michael von Au (William Bosse), Karl Lieffen (Johannes Brusius), Cornelia Boje (Regisseurin), René Siegel-Sorell u.a. Erstsendung: 9. August 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Riekes trauriger Nachbar
Das Fotomodell Rieke Körner sitzt auf einer Parkbank – mit einer aufgesetzten Schusswunde in der Brust. Bei den Standardermittlungen stellt sich heraus, dass Rieke eine Schwester hatte, die von dieser Verwandtschaft bisher nichts wusste: Gudrun Schöne. Gudrun kommt aus Regensburg nach München, um Rieke beizusetzen und übernachtet in der Wohnung ihrer Schwester, wo sie deren gehbehindertem Nachbarn Manfred begegnet. Manfred kann Gudrun und Derrick einige Leute nennen, mit denen Rieke sich in ihren letzten Tagen getroffen hat. Weiß eine von diesen Personen die Wahrheit über Riekes Tod?


An Evelyn Opelas Stelle hätte ich mir 1996 ernsthafte Sorgen um meine Ehe gemacht, denn Gatte und Serienproduzent Helmut Ringelmann schien an Lara Joy Körner einen regelrechten Narrren gefressen zu haben. Fast lückenlos besetzte er sie nach „Mädchen im Mondlicht“ zum zweiten Mal als tragische Heiligengestalt purster Reinecker-Prägung, um deren erhebende Aura eine gesamte Folge zirkelt. Dass dies in „Riekes trauriger Nachbar“ bei Weitem nicht so gut funktioniert wie in „Mädchen im Mondlicht“ hat mehrere Gründe: Das abgeschmacktere Skript mit himmelschreiendem Quassel-Faktor, die schablonenhafteren Figuren und eine dräuend langweilige Inszenierung machen die Episode schwer verdaulich. Die Körner’sche Mädchenleiche im Park verheißt zwar anfangs noch Spannung klassischer Machart, doch die Beteiligten weigerten sich offenbar alle standhaft, daran in Form eines wirklichen Krimis anzuknüpfen.

Stattdessen gerät der Hauptteil der Episode zur Bühne für die aufgebrachten Moralfuchteleien des besagten Opfer-Nachbarn, der nicht nur auf eine Gehhilfe angewiesen ist (bei Reinecker gleichzeitig eine eineindeutige Verkörperung einer nagenden geistigen Unzufriedenheit), sondern – schlimmer noch – mit dem Namen Manfred gestraft ist. Michael Mertens obliegt in dieser dergestalt frustrierten Rolle die Aufgabe, völlig abstruse Monologe aufzusagen, in denen Stilblüten vorkommen wie: „Als Gott Ihre Schwester schuf, muss er gesungen haben.“ Er überschüttet Riekes Schwester mit Lebensweisheiten, die seinem „Kopf, der nicht an Krücken geht“, entstammen, und lässt der eigentlich angenehm unaufdringlichen Michaela Merten kaum Raum, ihre Ratlosigkeit (in Ermangelung von Vertrautheit fehlt ihr die Trauer) zum Ausdruck zu bringen. Formelhaft wickelt sich der Rest der Episode als Abfolge von Besuchen bei Riekes Bekannten ab, wobei die formlosen und einigermaßen inhaltsleeren Gespräche gleichermaßen den Dramafaktor und nicht die kriminalistische Seite bedienen. Als einer der zweifelhaften Momente bleibt ein überalterter, im unvorteilhaft aufgeschwemmten Profil fotografierter Karl Lieffen als Tanzlehrer in Erinnerung, der bedeutungsschwanger ausruft: „Sie hat ihren Tod getanzt!“

Wenn man in Anbetracht dieser Schwülstigkeiten am Ende erfährt, dass Derrick die Wahrheit von Anfang an kannte und die ganze Folge lang nur Ahnungslosigkeit vorspielte, um seine Neugier zu befriedigen, so fühlt man sich – gelinde gesprochen – veralbert. Die düsteren, gesellschaftlich relevanten Hintergründe, die kurz vor Ende als Grund für Riekes Tod auf den Tisch gelegt werden und ihren Moment der Aufmerksamkeit fraglos verdienen, kommen durch die Konzeption der Folge kaum zum Tragen und wirken einigermaßen selbstzweckhaft. Zum gleichen Thema ist „Schrei in der Nacht“ eindeutig vorzuziehen. Auch die verschachtelte Zeitebenenstruktur hilft „Riekes traurigem Nachbarn“ nicht dabei, weniger gedehnt und oberflächlich zu wirken, sodass unterm Strich trotz schöner Aufnahmen vom Münchner Ostfriedhof, eines soliden, getragenen Eberhard-Schoener-Soundtracks und der per se eigentlich interessanten Situation mit den einander unbekannten Schwestern hier nur eine schwachbrüstige Episode geschaffen wurde, deren Unzulänglichkeiten Kritiker berechtigterweise als typisch für die Spätphase von „Derrick“ ansehen.

Die engelsgleiche Rieke, die aufgrund der pathetischen Schilderungen ihres Nachbarn leider nur zur Karikatur ihres klassischen „Derrick“-Rollentyps gerät, ist Dreh- und Angelpunkt eines wenig bemerkenswerten Falles, bei dem es sich genaugenommen nicht einmal wirklich um einen Fall handelt. Die Beinahe-Namensvettern Merten und Mertens spielen zwar gut miteinander, Mertens reißt jedoch in seiner Affektiertheit zu viel von der Episode an sich. Auch ein stärkerer Plot wäre für ein besseres Endergebnis nötig gewesen. 2 von 5 Punkten.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

28.11.2018 00:02
#894 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #893

Zitat von Derrick: Riekes trauriger Nachbar
Das Fotomodell Rieke Körner sitzt auf einer Parkbank




Gott-oh-Gott, wie viele tote Frauen sitzen eigentlich bei Reinecker noch auf der Parkbank? Hat das alles in allem mal jemand gezählt? Da kann man ja bald einen eigenen Wettbewerb mit Tote-Frauen-sitzen-auf-der-Parkbank-Episoden veranstalten.

Auch ansonsten klingt alles zu dieser Episode so, als müsste ich die unbedingt sehen, um mal so richtig in Stimmung zu kommen. Das klingt alles nach echtem Hasskappen-Faktor. Danach werde ich wahllos irgendwas zerstören!



Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.11.2018 23:55
#895 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #894
Da kann man ja bald einen eigenen Wettbewerb mit Tote-Frauen-sitzen-auf-der-Parkbank-Episoden veranstalten.

Aber erst nach dem „naives Landmädchen kommt nach München und versumpft im Drogen- und Prostitutionsmilieu“-Folgen-Grandprix! (Wobei der Vorteil darin liegt, dass sich diese Episoden großzügig überschneiden ... )

Aber genug der Lästerei: Es geht auch besser!



Derrick: Der Verteidiger

Episode 263 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Peter Deutsch. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Philipp Moog (Dr. Ulrich Steinhoff), Gaby Dohm (Irmgard Trenk), Jürgen Hentsch (Armin Rohm), Walter Renneisen (Dr. Gessler), Udo Vioff (Dr. Pabel), Dirk Galuba (Trenk), Willy Schultes (Seibold), Alexander-Klaus Stecher u.a. Erstsendung: 6. September 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Der Verteidiger
Ungünstig fällt der Herzanfall des erfahrenen Anwalts Dr. Pabel mit einer brenzligen Situation für dessen langjährigen Mandanten, den Baulöwen Armin Rohm, zusammen. Rohm – eine Hassfigur in den Medien – wird von einer Augenzeugin beschuldigt, auf seiner Auffahrt einen Mann erschossen zu haben. Zunächst scheint Rohm aufgrund des Anfalls von Dr. Pabel mit dem unerfahrenen Anwaltsneuling Ulrich Steinhoff nur die zweite Garnitur für seine Verteidigung zu bekommen, doch Steinhoff erweist sich als äußerst hartnäckig. Tatsächlich kann er die Glaubwürdigkeit der Augenzeugin unterminieren. Tut er sich damit wirklich einen Gefallen?


Man denkt zunächst an „Tossners Ende“, wenn „Der Verteidiger“ mit aufgebrachten Berichterstattern aufblendet, die eine mediale Hetzkampagne gegen den unsympathischen Bauunternehmer Rohm fahren. Dieser steht tatsächlich in der besten Tradition seines Gräwert’schen Vorbilds von 1990, erhält aber dadurch, dass er nicht gleich von der Bildfläche geputzt wird, mehr Gelegenheit, seine Kaltblütigkeit zur Schau zu stellen. Es ist dennoch nicht Rohm, der im Mittelpunkt der Folge steht, sondern das ungleiche Zweiergespann aus jungem, übereifrigem Anwalt Steinhoff und unsicherer, beeinflussbarer Augenzeugin Trenk. Obwohl man als Zuschauer die Klavierlehrerin zu Beginn der Folge am Tatabend begleitet, sieht man in dem Moment, in dem die Schüsse fallen, ihr Gesicht und nicht das tatsächliche Geschehen, sodass man sich bis zum Ende nicht sicher sein kann, ob ihre Aussage der Wahrheit entspricht oder nicht. Das hält die Folge nicht nur andauernd auf hohem Spannungslevel, sondern verleiht den Figuren auch – für Reineckers klare Gut-Böse-Schemata ungewöhnlich – vielfältige Grauschattierungen. Will sich Frau Trenk dafür rächen, dass Rohm auch sie aus ihrer Wohnung zu schmeißen beabsichtigt? Oder ist sie aufrichtig? Kämpft Steinhoff mit legitimen Mitteln? Oder ist der Druck, den er ausübt, zu viel für die labile Frau? Wie charakterschwach ist Frau Trenk wirklich? Und kann man einem Profiteur wie Rohm vertrauen, wenn er seine Unschuld beteuert? Dass alle diese Fragen zur Sprache kommen, zeigt die inhaltliche Tiefe der Folge und ihrer Charaktere sowie die verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten, die man gegeneinander abwägen muss.

Es kommt hinzu, dass Philipp Moog und Gaby Dohm ihre jeweiligen Rollen sehr glaubwürdig meistern. Rollt man bei Moogs erstem Auftritt zunächst mit den Augen, erweist sich der ehrgeizige junge Verteidiger ziemlich bald als eskalierende Triebfeder des Geschehens, die Fassaden hinterleuchtet und Staub aufwirbelt, um das Gegenüber in Unruhe zu versetzen. Und so keimen in Gaby Dohms Spiel nach und nach Abneigung gegen den Anwalt und Verzweiflung über die eigene Situation auf, die in eine tragische Situation münden. Damit ist die Folge jedoch nicht beendet – sie schlägt aus der vertrackten Lage Profit, indem sie am Ende gewagte Haken schlägt und wendungsreich eine Art ausgleichende Gerechtigkeit herstellt. Man kann sich sogar darüber streiten, ob „Der Verteidiger“ nicht sogar zu Derricks ungelösten Fällen gezählt werden muss. Obwohl Harry und Stephan im Finale ganz ordentlich zu tun haben, überlassen sie Moog vorher weitgehend das Feld, was dieser dazu nutzt, quasi einen „Anti-Perry-Mason“ zu kreieren – einen Anwalt, der so sehr für seinen Mandanten kämpft, dass er dabei Grenzen des guten Geschmacks überschreitet ...

Die erste von drei Peter-Deutsch-Folgen zeichnet sich durch kompakt erzählte Handlungsabläufe und einige geschickte Inszenierungskniffe aus. So wird das musikalische Motiv (viele Klaviereinsätze wegen des Berufs der Augenzeugin, aber auch unheilschwangere Streicher) sehr effektiv eingesetzt und untermalt zum Beispiel auch die Beobachtungen Frau Trenks auf Rohms Auffahrt. Während sie den Mord beobachtet und die Schüsse fallen, zoomt die Kamera mit jedem Knall ein kleines bisschen näher an ihr unschlüssiges Gesicht heran; auch später hält sie Zweifel und Unsicherheit, aber auch Entschlossen- und Verbissenheit in nachvollziehbaren Bildern fest. Deutsch führt die Schauspieler nicht zu aufdringlich oder plakativ und hat zu kaum einem Moment mit schwergängigen Reinecker-Phrasen zu kämpfen (was entweder bedeutet, dass er Glück bei der Zuteilung der Drehbuchvorlage hatte oder dass er diese selbst um unnötigen Wortballast erleichterte). So stehen hier wirklich der Krimi und das psychologische Duell im Mittelpunkt – ein „Derrick“, wie er sein sollte!

Alles, was an Jürgen Hentsch abperlt, färbt an Motivation auf Philipp Moog ab: Der einstige „Student vom Dienst“ kann sich hier als veritabler Hauptdarsteller im Schatten des Zwielichts beweisen und mit einer Augenzeugin hart ins Gericht gehen. Sehr reizvoll ist die gut abgestimmte halboffene Täterkonstruktion, die lange Zweifel nährt und für ein ungewöhnliches, aber befriedigendes Finale taugt. Auch zwischendurch tun sich keine Längen oder Unstimmigkeiten auf – dafür gibt es 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.12.2018 16:15
#896 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Das dunkle Licht

Episode 264 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Hans Peter Hallwachs (Lothar Bruns), Anja Kling (Gabriele Dressler), Elert Bode (Direktor), Franjo Marincic (Karel Labeck), Mario Marincic (Malte Labeck), Rolf Sarkis (Küppers), Inge Schutz, Norbert Goth u.a. Erstsendung: 11. Oktober 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Das dunkle Licht
Vor zehn Jahren erschoss Lothar Bruns als Komplize zweier Unbekannter zwei Wachmänner eines Geldtransports und stahl die Beute. Nun soll er aufgrund von Haftuntauglichkeit entlassen werden – Bruns ist dabei, zu erblinden, und hat nur mehr ein rudimentäres Sehvermögen. Dennoch scheint er unerbitterte Rache gegen die beiden Komplizen verüben zu wollen, die ihn damals verpfiffen hatten, um das Geld nicht mit ihm teilen zu müssen. Weil Bruns pflegebedürftig ist, setzt Derrick die junge Polizistin Gabriele Dressler inkognito auf den Verbrecher an. Dieser durchschaut die Maskerade – und arrangiert sich dennoch mit ihr ...


Irgendwie ist man geneigt, „Das dunkle Licht“ als nur einen weiteren von Reineckers typischen Haftentlassungskrimis abzustempeln und der Episode eine höhere Qualität zu bescheinigen, wäre vermutlich auch nichts anderes als Kaffeesatzleserei. Dennoch regt der zusätzliche Twist, den alten Racheengel zu einem Sehgeschädigten zu machen, zum Nachdenken über ausgleichende Gerechtigkeit und über erzwungene Rollenwechsel an, denn der sehr bestimmende Bruns ist durch den dunklen Fleck in seinem Gesichtsfeld plötzlich unfreiwillig auf Hilfe angewiesen. Derrick – eigentlich ein Helfer von Beruf – nutzt die Situation im Gegenzug schamlos aus, um Bruns einen Polizeispitzel unterzujubeln. Und die Frau, die auf den Verbrecher angesetzt wird, entwickelt eine kuriose Sympathie für ihn, die fast schon in Richtung eines Stockholm-Syndroms weist. Es hängt also eigentlich genug Fleisch an den Knochen dieser Episode. Nichtsdestotrotz wirkt sie nicht ganz stimmig, insgesamt eher gedehnt und bisweilen etwas kitschig. Alfred Weidenmann war als Regisseur für den vorliegenden Stoff vielleicht nicht die beste Wahl, da er seit jeher die Tendenz hat, Schicksalsschläge allzu schwülstig in Szene zu setzen. Auch muss man sich fragen, warum man unbedingt so viel Wert auf die von Anja Kling gespielte Jungpolizistin legte und nicht stattdessen einfach einen bereits bekannten Ermittler – vorzugsweise Psychologin Sophie Lauer – auf Bruns’ Spur setzte.

Überzeugend als zwielichtiger Knacki mit versteinerten Gesichtszügen: Hans Peter Hallwachs. Seine Visage zwang ihn regelrecht zu solchen Schurkenrollen, sodass der Part des ehemaligen Raubmörders keine besondere Herausforderung für den langjährigen Mimen darstellt. Hallwachs zeigt stellenweise garstigen Widerwillen und macht sich ein Vergnügen aus den typisch doppeldeutigen Aussagen, mit denen entlassene Verbrecher auf der Pirsch nach später Vergeltung in „Derrick“-Krimis üblicherweise ihre bedrohliche Aura festigen. Ob Lothar Bruns nun unbedingt eine Persönlichkeit ist, die sich im gehobenen Reinecker-Stil ausdrücken oder für die Eminenz Derrick einen ernstzunehmenden Gegner darstellen würde, muss letztlich jeder Zuschauer individuell abwägen und ggf. bei der B-Note abziehen. Was den Oberinspektor angeht, ist es jedenfalls sehr angenehm, ihn in letzter Zeit wieder häufiger zeitig in den Folgen auftauchen zu sehen (bei „Das dunkle Licht“ sogar gleich in der allerersten Einstellung). Wie er mit Harrys Gedankenstützen den Fall noch einmal Revue passieren lässt, lässt den Zuschauer mit einem gut strukturierten, andersartigen Einstieg rasch in den Kontext der Episode eintauchen.

Weniger für „Das dunkle Licht“ sprechen die weitgehende Ereignislosigkeit des Mittelteils sowie der Umstand, dass Gauner Bruns offenbar eher von der langsamen Sorte ist. Deshalb erhält er im Gegensatz zu anderen „Wiederkehrern“ des „Derrick“-Universums nicht einmal ansatzweise die Gelegenheit, seine Rache in die Tat umzusetzen. Stattdessen drehen seine Komplizen von damals den Spieß um, was zu einem kurzen Actionmoment führt, der dann aber leider von einer esotherischen Auflösung im Nachhinein zunichte gemacht wird. Eine gewichtige Rolle bei diesem unbefriedigenden Ende spielt die unfassbar schmalzige Musik von Frank Duval, der seine unheilvoll grollenden Töne, die den Hauptcharakter der Folge bestimmen, im letzten Drittel zu meinem Entsetzen gegen die Signaturballade „Light in My Eyes“ austauscht. Welch ein Grauen für den Gehörgang!

In Summe handelt es sich zwar um einen soliden Krimi-Anlauf, aber die Folge birgt zu wenig Neues und nicht genug spektakuläre Elemente, um ernsthafte Begeisterung hervorzurufen. Auch Hans Peter Hallwachs ist symptomatisch für diesen Gesamteindruck: Er agiert zwar kompetent, aber insgesamt eher lustlos und nicht genug um Eskalation bemüht. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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06.12.2018 21:00
#897 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Zeuge Karuhn

Episode 265 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Peter Deutsch. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Michael Heltau (Paul Karuhn), Sky Dumont (Arthur Hanau), Udo Schenk (Konrad Paulus), Anette Hellwig (Eva Paulus), Christine Buchegger (Hannelore Paulus), Michael Gempart (Carl Lingus), Udo Thomer, Werner Asam u.a. Erstsendung: 8. November 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Zeuge Karuhn
Derrick könnte es so leicht haben: Für seinen aktuellen Mordfall – ein windiger Geschäftsmann erschoss seinen von Skrupel geplagten Partner – gibt es einen Augenzeugen, der den Mörder identifizieren kann. Nur leider handelt es sich bei diesem wichtigen Zeugen um einen Stadtstreicher, der so heruntergekommen ist, dass er sogar das Sprechen verlernt hat. Erst ein eindringlicher Appell der Tochter des Toten gibt dem Vagabunden Karuhn wieder eine Portion Selbstbewusstsein zurück – zumindest so weit, dass ein Gericht seine Aussage womöglich akzeptieren würde. Reicht das aus, um den Mörder festzunageln?


Die Frage, wie viel ein Mensch und seine Zeugenaussage abhängig von seinem standing in der Gemeinschaft wert sind, erinnert an Klassiker wie „Kleider machen Leute“ oder „My Fair Lady“, in denen sich gesellschaftliche Randsubjekte durch Verbesserung ihrer Kleidung oder Manieren plötzlich in einer sozial akzeptierteren Rolle wiederfinden. Ähnlich geht es Paul Karuhn: Ihm bleibt es zwar erspart, Arien wie „Es grünt so grün, wenn die Isarauen blühen“ zu intonieren, doch wie der abgewrackte Paria von der Unternehmertochter umschwänzelt und in einen einigermaßen vorzeigbaren, sprechenden Zeugen verwandelt wird, ruft unwillkürlich Erinnerungen an ein geschlechterverdrehtes Eliza-Doolittle-Konstrukt wach. Dabei ist es zunächst Derrick, der dem schäbigen Zeugen mit einem Minimum an Menschlichkeit begegnet, während andere Protagonisten ihm gepfefferte Vorurteile entgegenbringen. Reinecker scheut sich dabei nicht, Mord und Mörder offen zu zeigen und den Spekulanten Hanau von Anfang an als angeberischen Lackaffen zu zeichnen, der sich über den Augenzeugen lustig macht und sich trotz dessen Aussage in Sicherheit wiegt. Eine absolute Paraderolle für Sky Dumont, der hier jedes Klischee über seine typischen Rollenanlagen bestätigen darf. Auch andere Figuren würdigen Karuhn ohne Weiteres ab – so darf der nach langer Pause wieder einmal auftauchende Kult-Gastdarsteller Werner Asam als knausriger Wirt aussagen: „Meine Köchin füttert ab und zu am Abend einen Penner“ (weist seine Angestellte aber darauf hin, sie möge diesem wenigstens keinen Löffel geben).

Wie Michael Heltau diesen Penner spielt, mag zunächst etwas überkandidelt wirken. Tatsächlich geht das „Kurieren“ des scheinbar unverbesserlichen Außenseiters dem Zuschauer dann trotz aller Naivität doch ans Herz, was einigen anheimelnden Momenten zwischen Heltau und der nicht weniger dick auftragenden Anette Hellwig zu verdanken ist. „Zeuge Karuhn“ wird zunächst in der Gartenlaube des Paulus-Anwesens untergebracht und darf sich, nachdem er sich zum Bleiben entschlossen und ein ausgiebiges Bad genommen hat, ausgerechnet in die feinen Anzugstoffe des Toten werfen. Peter Deutsch filmt diese Szenen sehr ernst und gewichtig, aber irgendwie haben sie trotz Karuhns schweren Schicksals einen unfreiwillig amüsanten Unterton, weil sie so zugespitzt und unrealistisch wirken. Die Aussage des „Wohnungslosen“, wie Derrick ihn wohlwollend nennt, wird wohl auch kaum an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn Karuhn – in seiner Lebenssituation völlig abhängig und beeinflussbar – derart von den Hinterbliebenen des Mordopfers verhätschelt wird und diese offen von ihm verlangen, gegen Hanau auszusagen. Dafür interessiert sich die Episode aber nicht, denn das Ziel ist klar: dem windigen Geschäftsmann mit allen Mitteln das Handwerk legen. Und das ist durchaus eine gute Motivation – eben gerade wegen der immer wieder vor Augen geführten Überheblichkeit des Mörders, der auch nach seiner Tat noch ungeniert bei Witwe Paulus und ihrer Tochter ein- und ausgeht.

Die Ringelmann-Krimis scheinen ihre Tippelbrüder-Figuren übrigens gern in der Nähe von Stauwehren auftreten zu lassen: Der Schauplatz des Mordes, der in dieser Episode Verwendung findet – das Isarwehr Mühltal bei Straßlach –, weckt jedenfalls einschlägige Erinnerungen an die „Kommissar“-Folge „Die Schrecklichen“, wobei Brynychs Terror-Opas damals jenes zwischen Oberföhring und dem Englischen Garten unsicher machten. Mit einem aufmüpfigen Feine-Leute-Schreck, wie Hans Schweikart ihn seinerzeit verkörperte, anstelle eines resignierten Michael Heltau hätte der Krimi einen akuten Nerv-Faktor entwickeln können; im vorliegenden Fall wirkt aber alles recht ausgewogen, sodass Peter Deutsch hier nach seinem starken Einstieg mit „Der Verteidiger“ erneut eine erfolgreiche Inszenierung bescheinigt werden kann, wobei der Stoff vom kriminalistischen Standpunkt her natürlich nicht allzu viel hergibt und man sich wieder einmal fragt, warum Derrick sich von Anfang an so sicher über die Identität des Mörders sein kann.

Zeugen müssen in „Derrick“-Krimis offenbar immer ausgefallene Namen tragen: Sechzehn Jahre nach Herrn Yurowski soll nun Karuhn in den Zeugenstand treten, muss dafür aber erst noch „gerichtsfein“ gemacht werden. Die Mischung aus Krimi und Sozialdrama gelingt trotz unübersehbarer Übertreibungen und Unwahrscheinlichkeiten recht gut, weil wenig Füllmaterial zum Einsatz kommt und Heltau und Dumont sich unvereinbar wie Plus- und Minuspole gegenüberstehen. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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21.12.2018 13:45
#898 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Bleichröder ist tot

Episode 266 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Peter Deutsch. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Maria Becker (Frau Bleichröder), Dominique Horwitz (Hans Brenner), Sandra Cervik (Daniela Zuber), Marion Kracht (Sophie Lauer), Pierre Franckh (Lothar Pfeifer), Will Danin (Randolf Bleichröder), Jutta Kammann (Frau Zuber), Wolfram A. Günther u.a. Erstsendung: 13. Dezember 1996, ZDF.

Zitat von Derrick: Bleichröder ist tot
„Bleichröder ist tot“, stellen die meisten Leute im Umfeld des erschossenen Geschäftsmanns mit unberührter Gleichgültigkeit fest. Der Tote war wahrlich kein guter Mensch – nicht einmal seine Mutter trauert um ihn. Bleichröders Geliebte, Daniela Zuber, wurde von ihm sogar körperlich misshandelt. Hat Danielas Freund Hans damit nicht das beste Motiv, den skrupellosen Menschenfeind aus dem Weg zu räumen? Derrick muss sich der Hilfe der Psychologin Sophie Lauer bedienen, um der Lösung näher zu kommen ...


„Bleichröder ist tot“ ist eine jener Spätfolgen, bei der sich der Einfallsreichtum nicht auf die Handlung, sondern nur auf die hochtrabenden Formulierungen des Drehbuchs erstreckt. Inhaltlich hat man alles schon diverse Male aufgetischt und aufgewärmt bekommen, wenngleich die Schauermär vom bösen Kapitalisten, der erpresserische Liebe und verletzende Hiebe miteinander kombiniert, in solcher Deutlichkeit zeitgeschmackbedingt bisher höchstens in der Episode „Mann im Regen“ angesprochen wurde. Der Zuschauer erhascht gebührend erschrocken einen Blick auf den übel misshandelten Körper von Daniela Zuber, fühlt sich darüber hinaus aber wenig vom Geschehen mitgenommen, weil es so verklausuliert und klischeehaft erzählt wird. Erneut erhielt Maria Becker eine Hauptrolle zugeteilt, mit der wenig Staat zu machen war, weil sie als „Phrasendreschmaschine“, wie „Derrick“-Fans sich ausdrücken, zu einem eher nervigen Einsatz kommt. Anders als noch in „Ruth und die Mörderwelt“, wo sie immerhin ein gewisses Mitleid und eine echte moralische Überlegenheit auf ihrer Seite wusste, fällt ihre Rolle in „Bleichröder ist tot“ einfach nur lästig. Ähnliches gilt für einen mit diversen Reinecker-Bonmots aufwartenden Dominique Horwitz.

Was bleibt also, was Peter Deutschs letzte und eindeutig schwächste „Derrick“-Folge positiv auszeichnet? Zunächst weiß die Inszenierung des Mordes zu gefallen, die einigermaßen unheimlich ausfällt und durch ihre Parallelschnitt-Technik zudem ein frühes Auftreten von Horst Tappert ermöglicht. ‘Mal wieder wird Derrick bei einer privaten Abendunternehmung von einem Mord gestört – dass er mit Psychologin Sophie Lauer von einem Privatkonzert verscheucht wird, erinnert stark an das Ende seines gemütlichen Opernabends mit Renate Konrad in der Frühfolge „Schock“. Immens wichtig dafür, dass „Bleichröder“ trotz offenkundiger Schwächen nicht in die Senkgrube der übelsten Fälle abrutscht, ist auch die einfühlsame, glaubwürdige Darstellung des „seelischen Opfers“ Daniela Zuber durch die Österreicherin Sandra Cervik. Cervik – noch ziemlich am Anfang ihrer Karriere – liefert hier eine ehrliche, dezente Leistung ab, die eher in kleinen Gesten Betroffenheit erzeugt als in der Zurschaustellung ihrer Misshandlung. Auch Jutta Kammanns skurriler Auftritt als ihre Mutter setzt ein Ausrufezeichen, wenngleich sie der Episode im Grunde nur einen „Auch Drogen mussten mal wieder untergebracht“-Haken auf der Checkliste hinzufügt. Entlassen aus der eher elegischen Atmosphäre wird das Publikum dann schließlich auch mit einer der markanteren Eberhard-Schoener-Kompositionen: „I Am a Wind“, gesungen von Gianna Nannini und Nidia Palacios, pfeffert dem Zuhörer im Popera-Stil zum halboffenen Finale passende Zeilen wie „I shall not ask“ und „I shall not judge“ um die Ohren – musikalische Sendboten der alten Reinecker-Tendenz, Selbstjustiz doch manchmal recht knorke zu finden.

Interessant ist die recht ordentliche Dichte bekannter Namen, die neben der bereits erwähnten Maria Becker und der immer wieder einmal ohne nennenswerten Mehrwert auftauchenden Marion Kracht auch Gastspiele von Will Danin als bösartigem Mordopfer und Pierre Franckh als schleimigem Arbeitskollegen umfasst. Franckh hatte als langjähriger Ringelmann-Eckpfeiler in den Schlussjahren der „Derrick“-Serie noch einige nette Auftritte, von denen jener in „Bleichröder ist tot“ sicherlich einer der verzichtbareren war – dennoch bereichert allein die Präsenz des vorteilhaft gealterten Teenieschrecks die Szenerie und veranlasst Harry zu einem ungewohnt bissigen Kommentar.

Die abgeschmackte Handlung zieht und zieht sich, wird aber letztlich von ordentlichen Darstellern gerettet. Vor allem Sandra Cervik bleibt in Erinnerung, während Maria Becker gut daran getan hätte, ihre „Derrick“-Auftritte etwas vorsichtiger auszuwählen. Noch eben 3 von 5 Punkten. Obwohl die Arbeiten von Peter Deutsch damit von Folge zu Folge schwächer wurden, hätte ich ihn gern mehr als dreimal auf dem Regiestuhl gesehen, da er – soweit das Drehbuch es hergab – weniger statisch und bleiern inszenierte als manche „Derrick“-Altkollegen.

TV-1967 Offline



Beiträge: 668

22.12.2018 22:55
#899 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Über Musikgeschmäcker lässt sich ja bekanntlich streiten (siehe "Grand Prix"). Der Titel von Duval in "Das dunkle Licht" heißt nicht "Light In Your Eyes" sondern nur "Light". Es gibt aber einen Song "Lies In Your Eyes" (Album: Solitude 1991). Duval war für mich das Beste was DERRICK Musikalisch passieren konnte. Sicherlich sind einige Titel Geschmacksache. Aber diese unpassende Kammermusik im Opernstil von Eberhard Schoener war wesentlich schlechter und oft ein GRAUEN!
Leider wurde er sooft eingesetzt, weil Maestro mit "Lady Ringelmann" befreundet ist und Duval weniger machen wollte...

Georg Offline




Beiträge: 3.284

23.12.2018 12:28
#900 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die "Gefahr" in den letzten Ringelmann-Jahren war ja, dass in allen Folgen der gleiche Komponist auftrat, ob es bei DERRICK fast ausschließlich Frank Duval, bei SISKA immer Eberhard Schoener oder beim ALTEN immer Helmut Trunz war. Da klingt dann rasch eine Melodie wie die andere und alles gleich. Sicherlich, man wollte - zumindest bei SISKA und auch beim MANN OHNE SCHATTEN - ein einheitliches Sounddesign schaffen. Das fand ich stets schade, da gerade die Abwechslung im Musikbereich viel zur Atmosphäre in den Episoden beitrug. Was waren das für Zeiten, als auch noch Martin Böttcher, Peter Thomas, Hans-Martin Majewski, Rolf Wilhlem, Hans Hammerschmid, Eugen Thomass, Herrmann Thieme, Erich Ferstl und sogar Dieter Bohlen für individuelle Abwechslung sorgten. Das zeichnete die Ringelmann-Reihen ja auch aus. Und die Musik trägt ja zum Gesamteindruck bei - eine Folge, die von Martin Böttcher vertont wurde, wirkt ganz anders, als wenn Frank Duval oder Eberhard Schoener daran gesessen wären, oder?
Duval hat zweifellos seine Meriten, aber er wurde in meinen Augen von Ringelmann zu oft eingesetzt. Abwechslung bei Musik - wie bei der Regie - schaden nicht, ohne jetzt die Verdienste Duvals schmälern zu wollen. Eberhard Schoener und sein Gefiedel fand ich oft auch eher unpassend, wobei es dann v.a. bei SISKA einige positive Überraschungen gab. Übrigens war es Jürgen Goslar, der ihn zu Ringelmann brachte, weil er mit ihm bei SLAVERS zusammen gearbeitet hatte und seitdem nur mehr mit ihm als Komponisten arbeitete.

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