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Dieses Thema hat 1.110 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

19.10.2022 17:23
#886 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



19.10.

Filmproduzent und Drehbuchautor Harry Alan Towers hätte heute seinen 102ten Geburtstag gefeiert


Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Harry Alan Towers - pulp for peace
Nicht mehr viele Menschen können sich vorstellen, wie unbeliebt, oder ganz offen gesagt, wie sehr verhasst die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich und England waren. Da schien sich gar nichts normalisieren zu können. Deutschland war ein Land, mit dem man möglichst wenig zu tun haben wollte, die Deutschen waren Unpersonen. Gemeinsame Filme? Niemals, undenkbar. Dass die Deutschen umgekehrt so sehr die Stoffe des englischen Kriminalschriftstellers Edgar Wallace liebten, schien den Briten eher kurios. Ihre eigenen Filme nach Stoffen des Meisters betonten weder den Namen Wallace so deutlich wie die deutschen Filme, noch betonten sie die phantastischen Elemente, die man hierzulande so aufregend fand.
Soweit die Ausgangssituation.
Jetzt kümmern wir uns aber zunächst einmal um einen Ausnahme-Mann, einen Macher, einen Visionär, einen Meister der Realisation, einen Tausendsassa mit einem Leben voller Sex and Crime, das näher an der Fiktion seines Exploitation-Kinos ist, als man sich vorstellen kann. Solche Typen sind bisweilen so naiv wie genial, so verspielt wie gefährlich, immer getrieben von Ideen und Geschäften, niemals ruhig und gesättigt. Sie sind gut beim Film aufgehoben, besser zumindest als wenn sie sich als Präsidenten versuchen würden.
Harry Alan Towers hat es schon in den 1940er Jahren fertig gebracht, eine Weltelite an Schauspielern wie John Gielgud, Ralph Richardson und Orson Welles zu Sherlock-Holmes-Hörspielen zusammenzubringen. Welch eine Visitenkarte für die Zukunft! Unter den Namen Peter Welbeck schrieb er nicht nur Hörspiele, sondern schon in den 1950er Jahren auch frühe Fernsehspiele. Der britische Klassiker „Der dritte Mann“ (1948) hatte ihn fasziniert, beeinflusst und geprägt. Die Figur des „Harry Lime“, den Orson Welles spielte, war im Grunde genommen sehr nah an Towers eigener Persönlichkeit. Die Autoren, die die Basis seiner Drehbücher, Fernsehspiele und Kinoproduktionen bildeten, waren Bram Stoker, Arthur Conan Doyle, Agatha Christie, Edgar Wallace, Sax Rohmer, aber auch Marquis de Sade und Oscar Wilde - ein wirres Gemisch aus Krimis, Gothic Horror, Agentenstories, Erotik und Kunstgewerbe. Bunt, knallig, trivial und doch auch ambitioniert. Harry Alan Towers liebte eben Pulp, Exploitation oder gar Sexploitation.
Privat war sein Leben mit Skandalen gefüttert, die immer noch nicht im Ansatz aufgeklärt worden sind. Da ist erst einmal die sogenannte Profumo-Affäre mit dem Model Christine Keeler und Politikern, in die Towers am Rande verstrickt war. Eine zentrale Rolle spielte er aber vor allem im skandalösen Leben von Mariella Nowotny, der Tochter eines bekannten tschechischen Widerstandkämpfers. Sie arbeitete als Model in London und wurde schließlich Edelprostituierte für die gehobenen Schichten in England und den USA. Bekannt geworden sind ihre Dienste für US-Präsident John F. Kennedy. Harry Alan Towers organisierte solche Zusammenkünfte und darüber hinaus auch freizügige Partys für Politiker. Die Informationen, die bei eigentlich solch sehr privaten Treffen vor allem in New York gesammelt werden konnten, soll der geschäftstüchtige Towers an Sowjetagenten für gutes Geld verkauft haben. Sein eigenes körperliches Interesse an der Nowotny in doch schon recht exzessiven Situationen hat er teilweise bestritten, was spätere Zeugenaussagen seiner fürsorglichen Mutter bestätigten. Allerdings war auch sie an der Organisation von unmoralischen Dingen beteiligt. Es gab Prozesse und Ermittlungen wegen all dieser Dinge bis in die 1980er Jahre, die Towers durch Zahlungen ans Gericht zur Einstellung bringen konnte. Unmöglich, heute noch zu einem eindeutigen Urteil zu kommen. Ich zumindest habe die Recherche aufgegeben. Wie dem auch sei, so jemand wie dieser Filmproduzent sollte sich mit Sex and Crime nun wirklich auskennen!
Und Harry Alan Towers hatte eine fast naive Lust auf Pulp Kino wie ein erwachsenes Kind. So schundhaft viele Stoffe auch waren, so konnte er manches Mal die Trivialität durch liebevolle Hingabe zum Genre vergessen machen. Zunächst startete er seine Filmproduktion 1963 und 1965 mit zwei harmlosen Afrika-Filmen nach Edgar Wallace. „Das Rätsel des silbernen Dreieck“ aus dem Jahr 1966 mit einem von ihm selbst verfassten Drehbuch ist dann aber immerhin ein gelungener Wallace-Krimi auf dem Level der deutschen Rialto-Filme. Mehrmals verfilmte er auch Agatha Christie’s „Ten little Indians“ mit einem jeweils glamourösen internationalen Starensemble.
Towers ging gerne in europäische Koproduktionen und nutzte alle Möglichkeiten, sein immer knalliger werdendes Kino zu realisieren. In seinen Filmen spielten deswegen eine internationale Auswahl an charismatischen Genre-Schauspielern. Wiederkehrend waren das Christopher Lee, Herbert Lom, Klaus Kinski, Shirley Eaton, Richard Todd, Tsai Chin, Wilfred Hyde-White, Margaret Lee und die österreichische Schauspielerin Maria Rohm, mit der Towers liiert war. Aber auch Heinz Drache, Maria Perschy, Marie Liljedahl und Maria Schell (!!!) tauchten mehrfach in Towers-Produktionen auf. Er wandte sich immer mehr Agentenfilmen zu, die oftmals einen Schuss Horror injiziert bekamen. „Sumuru, Tochter des Satans“ (1967) ist meines Erachtens so etwas wie die Quintessenz der Towers-Produktionen mit allen Elementen, die man aus seinen Produktionen erwarten kann. Zwischen Trash und hedonistischer Kunst schwankend, landeten seine folgenden Filme logischerweise in den Arme der spanischen Regie-Legende Jesus Franco Manera, oder auch Jess Frank genannt. Dessen Lust an Ästhetik und Trash ging eigentlich noch weiter als die bisherigen immer noch soliden Towers-Filme und so landen wir schließlich bei kunstgewerblichem Gothic Horror Sexploitation. Jeder soll für sich entscheiden, ob ein Film wie „Nachts, wenn Dracula erwacht“ große Kunst oder schlimmer Trash ist.
Sicher war Harry Alan Towers Interesse in erster Linie ein gutes Geschäft, darüber hinaus aber sicher auch die Lust an Genre-Filmen zur eigenen Unterhaltung.
Ohne es selbst beabsichtigt zu haben, sind seine Filme aber ein wertvoller Beitrag der Aussöhnung zwischen den europäischen Völkern.
Nahezu unglaublich ist nämlich, was er mit den „Dr. Fu Manchu“-Filmen auf die Beine stellte: der böse ist ausgerechnet ein Brite, und die Helden sind erstaunlicherweise die deutschen Darsteller Joachim Fuchsberger, Heinz Drache, Götz George, Harald Leipnitz und Günther Stoll. Dieser Aspekt ist vielen Kulturwissenschaftlern verborgen geblieben. Und das ist neben allem Spaß an den Filmen der unfreiwillige Verdienst dieses Produzenten-Unikum.
Irgendwie kann man Harry Alan Towers nicht böse sein - genauso wenig wie Harry Lime in „Der dritte Mann“.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Gestorben ist Harry Alan Towers am 31.07.2009 im Alter von 88 Jahren. Geboren ist er am 19.10.1920. Das war heute vor 102 Jahren.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

19.10.2022 18:02
#887 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #885
Und was die "übrigen Mörder" angeht: Die haben die Bombe wahrscheinlich gar nicht bemerkt (siehe Dicks Frage an den Inspektor, ob er die Verbrecher etwa entkommen lassen wolle).


Du hast Recht. Die anderen hatten keine Gelegenheit die Bombe als solche zu erkennen.

Savini Offline



Beiträge: 756

19.10.2022 18:51
#888 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Was Harry Alan Towers Schaffen angeht, so empfehle ich dieses amüsante Interview, das Sheridan Morley mit ihm geführt hat und das im Bonusmaterial einiger DVDs enthalten ist:https://www.youtube.com/watch?v=AIFkymFtEt8
Besonders witzig wird es gegen Ende, wenn er einige Filmprojekte ankündigt, die nicht gedreht wurden.
Daneben werden in Roger Moores Buch "Last Man Standing. Bekenntnisse des letzten Gentlemans" einige Dinge über Towers´ teilweise windige Geschäftspraktiken erzählt; Moore selbst hatte zwar nie mit ihm gedreht, aber einige aus seinem Bekanntenkreis haben ihm entsprechende Anekdoten erzählen können. Leider habe ich das Buch gerade nicht greifbar und kann daher weder mit genauen Seitenangaben noch mit Zitaten dienen.

Zitat von Peter Ross im Beitrag #886
Jeder soll für sich entscheiden, ob ein Film wie „Nachts, wenn Dracula erwacht“ große Kunst oder schlimmer Trash ist.

Zur "großen Kunst" zält in erster Linie das Drehbuch, das sich gerade zu Beginn sehr eng an den Roman hält, zum Trash das meiste andere (abgesehen von einigen Besetzungen).
Was hätte ein "richtiger" Regisseur daraus machen können!
Zitat von Peter Ross im Beitrag #886
Sicher war Harry Alan Towers Interesse in erster Linie ein gutes Geschäft, darüber hinaus aber sicher auch die Lust an Genre-Filmen zur eigenen Unterhaltung.
Ohne es selbst beabsichtigt zu haben, sind seine Filme aber ein wertvoller Beitrag der Aussöhnung zwischen den europäischen Völkern.
Nahezu unglaublich ist nämlich, was er mit den „Dr. Fu Manchu“-Filmen auf die Beine stellte: der böse ist ausgerechnet ein Brite, und die Helden sind erstaunlicherweise die deutschen Darsteller Joachim Fuchsberger, Heinz Drache, Götz George, Harald Leipnitz und Günther Stoll. Dieser Aspekt ist vielen Kulturwissenschaftlern verborgen geblieben. Und das ist neben allem Spaß an den Filmen der unfreiwillige Verdienst dieses Produzenten-Unikum.

Sicher Towers international vernetzt und hatte meist Produktionspartner aus anderen Ländern, die einen Teil der Kosten übernahmen und ihm Gegenzug "ihre" Stars einbrachten; daneben war der deutschsprachige Absatzmarkt damals zu wichtig, gerade im Bereich der B-Filme. Aber es fällt wirklich auf, dass Towers relativ häufig Schauspieler aus diesem in Heldenrollen besetzte, gerade bei Fu Man Chu. Gerade beim ersten Film sind Carl Jansen und Nayland Smith ungefähr gleichwertige Rollen (die einander erst mit Misstrauen begegnen). Kurioserweise machte man in der deutschen (!) Fassung dieses Films aus den positiven Figuren in der Synchro Dänen!

Übrigens wundert es mich schon länger, dass Towers nie mit Stewart Granger arbeitete, der perfekt in sein Beuteschema gepasst hätte: vor ein paar Jahren ein Star und daher immer noch als Zugpferd verwendbar, aber nun in Europa unterwegs und bei der Wahl seiner Drehbücher alles andere als wählerisch.
"Das Geheimnis der drei Dschunken" hätte ich anhand mancher Besetzungen sowie von der Story her ohne Kenntnis des Vorspanns sicher Towers zugeordnet.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

20.10.2022 09:33
#889 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



20.10.

Walter Wilz hätte heute seinen 85sten Geburtstag gefeiert




In "Der Frosch mit der Maske" verkörperte Walter Wilz in der Rolle des Ray Bennet den unerfahrenen und naiven Bruder von Ella Bennet (Eva Anthes). Er wird von der aufregend attraktiven Lolita (Eva Pflug) in die Verbrechen und Interessen der Froschbande reingezogen und schließlich sogar des Mordes irrtümlich überführt. Nur der Frosch hat zunächst Beweise für seine Unschuld bis Richard Gordon (Joachim Fuchsberger) und Diener James (Eddi Arent) ebenfalls seine Unschuld beweisen können. Sie bewahren ihn schließlich vor dem Henker von London.
Bis 1966 hatte er in einigen Filmen Nebenrollen, so auch bei "Winnetou und sein Freund Old Firehand". Letzte Fernsehauftritte folgten Anfang der 70er Jahre.
Leider beging er 1983 Selbstmord.

Walter Wilz wurde nur 45 Jahre alt. Geboren ist er am 20.10.1937 und wäre heute 85 Jahre alt geworden.

Weitere Ereignisse:
- 20.10.1974: Es wird im ZDF die erste Derrick-Folge unter dem Titel "Waldweg" ausgestrahlt

Morgen geht es mit einem weiteren Darsteller aus "Der Frosch mit der Maske" weiter, der aber auch noch an einem zweiten Film mitgewirkt hat: "Der rote Kreis".

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

21.10.2022 09:50
#890 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



21.10.

Und das passierte heute vor vielen Jahren


- Vor 114 Jahren (21.10.1908): Geburt Michel Hildesheim: Er spielte "Mills" in "Der Frosch mit der Maske" und war Produktionsmanager bei "Der rote Kreis"
- Vor 118 Jahren (21.10.1904): Geburt Walter von Bonhorst: Er war für den Schnitt bei "Der Rächer" verantwortlich

Mit zwei Todestagen geht es am Sonntag weiter. Beide Frauen gehören in ihren Rollen in den Wallace-Filmen gewissermaßen zu den überflüssig gewordenen Frauen. Wobei die zweite Frau am Ende des Films überhaupt nicht mehr überflüssig ist.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

23.10.2022 10:20
#891 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



23.10.

Heute ist der 20ste Todestag von Marianne Hoppe




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Marianne Hoppe - eine sympathische Schauspielerin
Man sollte es nicht, weil es eigentlich gar nicht geht. Aber müsste man die Frage beantworten, wer die größte deutsche Schauspielerin aller Zeiten ist, dann würde nicht nur ich zuerst den Namen Marianne Hoppe aussprechen. Und das, obwohl ich sie bewusst das erste Mal als Mrs.Butler in einem Film wahrgenommen habe, in dem es für sie eigentlich gar nichts zu spielen gab.
Die norddeutsche Gutsbesitzerstochter aus der Prignitz hat an den bedeutendsten deutschsprachigen Theatern die großen Rollen in klassischen Stücken und in den namhaftesten Uraufführungen von Thomas Bernhard, Heiner Müller, Rolf Hochhuth und vielen anderen mit Bravour gespielt. Ihre Regisseure waren ganze Generationen von Theaterikonen wie Max Reinhardt, Gustaf Gründgens, Jürgen Fehling, August Everding oder Claus Peymann, um nur einige aufzuzählen. Persönlichen Kontakt hatte sie zu Thomas Mann, Carl Zuckmayer, Theodor Adorno, Botho Strauß, Golo Mann und vielen anderen wichtigen zeitgenössischen Autoren.
Und auch ihr Privatleben lässt sich gut für Namedropping allererster Güte nutzen, hatte sie doch zum Beispiel eine Ehe mit Gustaf Gründgens oder eine Beziehung mit Therese Giese.
Selbstverständlich hat sie auch hochkarätige Leistungen im Film vorzuweisen. „Der Schritt vom Wege“ (1939, Gustaf Gründgens) nach Fontanes „Effi Briest“ und „Romanze in Moll“ (1943, Helmut Käutner) sind wohl an erster Stelle zu nennen.
Kultur, Kultur, Kultur…
Und was ist mit Unterhaltung? Ja, auch! Marianne Hoppe hat in dem Edgar-Wallace-Krimi „Die seltsame Gräfin“ (1961, Josef von Baky) eine auffällig nuancierte Darstellung abgeliefert. Die Figur der Mary Pinder ist zugleich herzensgut, zynisch verbittert und emotional stark. Diesen komplexen Mix kann die große Mimin uns in Sekunden glaubhaft vermitteln. Auch als Mrs. Butler in „Der Schatz im Silbersee“ (1962, Harald Reinl) bleibt sie uns in bester Erinnerung, wenngleich sie sicher mit der Rolle keineswegs gefordert war. Trotzdem - sie war dabei, sie wirkt und sie bereichert mit ihrer Präsenz den Film, so dass man sie keinesfalls missen möchte. In den englischen Agatha Christie-Krimi „Ten little indians “ (1965, George Pollock) als Frau von Mario Adorf (!) hat sie sich allerdings irgendwie verirrt, denn ihre großartige Darstellungskraft beißt sich mit der Lässigkeit der internationalen Stars, die in modernen Zeiten einfach nur cool sein müssen. Viel mehr gehört die kluge Schauspielerin in Herbert-Reinecker-Fernsehkrimis, wo ihre Fähigkeiten tatsächlich auch gebraucht werden. In dem Dreiteiler „Der Tod läuft hinterher“ (1967, Wolfgang Becker) und in vier Kommissar-Folgen liefert sie wieder einmal mehr bravouröse Auftritte ab. Und wo hat sie am meisten Spaß? Natürlich bei dem tschechischen Regiewunder Zbynek Brynych als Ehefrau von Johannes Heesters in der fast surrealen Highlight-Folge „Parkplatzhyänen“ (1969).
Natürlich ließe sich jetzt noch vieles aufzählen. Mein Tipp ist das Fernsehspiel „Der Walzer der Toreros“ (1962, Peter Beuvais) mit Marianne Hoppe als kranke Ehefrau von Martin Held; allerdings muss ich warnen, das ist kein Krimi!
Marianne Hoppe ist mir gerade deswegen noch sympathischer als ohnehin schon, weil sie nicht nur im elitären Dunstkreis der Hoch- oder sagen wir in ihrem Fall einmal angemessen „Höchst-kultur“ blieb, sondern auch Krimis und andere Unterhaltungsfilme bereichert hat. Könnten wir uns Mary Pinder oder Mrs. Butler ohne Marianne Hoppe vorstellen? Ganz gewiss nicht.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Geboren ist Marianne Hoppe am 26.04.1909. Gestorben ist sie im Alter von 93 Jahren am 23.10.2002. Das war heute vor 20 Jahren.

Weitere Ereignisse:
- 23.10.1991 Todestag Hela Gruel: Dazu hier ein Artikel ansässig ihres Geburtstages: Edgar Wallace - Heute vor... (16)

Und am Dienstag geht es mit einem Darsteller weiter, der in seinem ersten Wallace-Film den Hauptverbrecher verkörperte und im zweiten Film eher als Wahnsinniger gesehen wird.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

23.10.2022 21:58
#892 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

"Könnten wir uns Mary Pinder oder Mrs. Butler ohne Marianne Hoppe vorstellen? Ganz gewiss nicht."
Absolut nicht, wieder grandios auf den Punkt gebracht, Danke!

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

23.10.2022 22:46
#893 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #891
Und am Dienstag geht es mit einem Darsteller weiter, der in seinem ersten Wallace-Film den Hauptverbrecher verkörperte und im zweiten Film eher als Wahnsinniger gesehen wird.

Auch bei Dr. Mabuse und BEW war er aktiv, bei Letzterem sogar (zur Abwechslung) auf der Seite des Rechts.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

23.10.2022 23:32
#894 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #893
Auch bei Dr. Mabuse und BEW war er aktiv, bei Letzterem sogar (zur Abwechslung) auf der Seite des Rechts.


Und genau wie bei Marianne Hoppe gab es ebenfalls einen Abstecher zu Karl May.

Savini Offline



Beiträge: 756

24.10.2022 08:49
#895 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #894
Zitat von Savini im Beitrag #893
Auch bei Dr. Mabuse und BEW war er aktiv, bei Letzterem sogar (zur Abwechslung) auf der Seite des Rechts.


Und genau wie bei Marianne Hoppe gab es ebenfalls einen Abstecher zu Karl May

… und dort sogar ins komische Fach, in dem er ansonsten eigentlich gar nicht zu Hause war.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

25.10.2022 08:53
#896 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



25.10.

Dieter Borsche hätte heute seinen 113ten Geburtstag feiern können




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Dieter Borsche - Abgründe hinter der Maskerade
Ärzte, Adlige, Geistliche edelster Gesinnung waren die Spezialität von Dieter Borsche Anfang der 1950iger Jahre. Etwas zu steif und zu pastoral, aber genau das brauchte das deutsche Kinopublikum nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und nicht wenig junge Mädchen verliebten sich in den würdevoll anständigen Mann.
Dieter Borsche wusste sehr genau, dass dieses Image nicht ewig bestehen könnte. Als Ende der 50iger Jahre der Rock’n’Roll Roll kam und ganz andere Helden gefragt waren, machtet Borsche einen geschickten Schachzug: er spielte die gleichen Figuren, nämlich besorgte Ärzte, eckige Adlige, frömmelnde Geistliche - nur dass dieses jetzt die reaktionäre Maskerade für eine böse oder sogar irrsinnige ältere Generation war, die gerade in den 1960iger Jahren dem jungen Publikum so suspekt war. Dieses Doppelbödige steckt tatsächlich auch in vielen der Originalromanfiguren schon zu Lebzeiten von Edgar Wallace.
Reverend Dearborns Maske ist in “Die toten Augen von London” (1961) genauso maßlos frömmelnd, wie er ohne Maske maßlos böse ist. Meiner Meinung nach gibt Borsche hier den bösesten Charakter der ganzen Serie. Wie auch immer man das persönlich sieht, dieser Film bedeutete einen großen Wechsel in Borsches Filmkarriere.
In “Der schwarze Abt” (1963) ist Lord Chelford eine der faszinierendsten Figuren der Serie: Inbegriff für einen Wallace-Charakter, nämlich irrsinniger Adliger - nach außen distanziert aristokratisch, in Wirklichkeit von neurotischer Panik beherrscht , ängstlich um Status und Besitz bangend, krank, verwirrt, misstrauisch und tückisch. Dieter Borsche spielt das glänzend.
Und schließlich gibt er den schauderhaften Arzt in dem Bryan-Edgar-Wallace-Film “Der Henker von London” (1963), der mit der steifen Freundlichkeit eines in die Jahre gekommenen Kavaliers junge Frauen zu sich nach Hause einlädt, um ihnen dann in medizinischen Privatexperimenten den Kopf abzutrennen.
Eine Ausnahme bildet der Bryan-Edgar-Wallace-Film “Das Phantom von Soho” (1963). Dieter Borsche zeigt hier, dass er auch überzeugend einen Inspektor spielen kann, wenn er auch natürlich in Sachen jugendlicher Charme nicht punkten kann und dadurch leider fehlbesetzt erscheint.
Unbedingt muss man auch seinen Part als Mörder in dem Durbridge-Sechsteiler “Das Halstuch” (1962) erwähnen. Auch bei Durbridge war er meines Erachtens der beste Täter aller Mehrteiler, was seiner charismatischen Darstellung zuzuschreiben ist. Noch böser geht’s aber immer noch: In dem Fernsehspiel „Gaslicht“ (1960) spielt er einen schon fast unerträglich miesen Übelmann, der seine Ehefrau Margot Trooger in Wahnsinn und Tod treiben will.
Das “Eckige” oder zumindest “Statische” an ihm war nicht nur das forciert Förmliche seiner Rollen, sondern leider auch gesundheitlich bedingt. Hatte er seine Karriere als Balletttänzer gestartet, sorgte Muskelschwund immer mehr in seinem Leben für Bewegungseinschränkungen bis zum Stadium mit Rollstuhlbedarf in den 70iger Jahren.
Dieter Borsche kann man zweifellos als einen der fähigsten Schauspieler seiner Zeit bezeichnen. Vor allem sein Wirken im Theater und in Fernsehspielen beweist das. Auch wenn die Edgar-Wallace-Filme nur ein kleiner Teil seiner Arbeit waren, ist er aus ihnen nicht wegzudenken. Sein Name fällt immer ziemlich schnell als einer der auffälligsten Darsteller der Serie.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Dieter Borsche ist am 05.08.1982 im Alter von 72 Jahren verstorben. Geboren ist er am 25.10.1909. Das war heute vor 113 Jahren.

Weitere Ereignisse:
Heute fallen zwei Todestag auf den gleichen Tag im gleichen Jahr.
- 25.10.1968: Todestag Al Hoosman: Er wirkte in "Der Rächer" als unheimlicher Diener Bhag mit
- 25.10.1968: Todestag Rudolf Forster: Er wirkte in "Die Gruft mit dem Rätselschloss" als wohlhabener Spielhöllenbesitzer Real mit

Unser morgiger Wallace-Star hat sich in einer Darstellung sein Frühstück sehr genau "angesehen".

Savini Offline



Beiträge: 756

25.10.2022 12:00
#897 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #896
Als Ende der 50iger Jahre der Rock’n’Roll Roll kam und ganz andere Helden gefragt waren, machtet Borsche einen geschickten Schachzug: er spielte die gleichen Figuren, nämlich besorgte Ärzte, eckige Adlige, frömmelnde Geistliche - nur dass dieses jetzt die reaktionäre Maskerade für eine böse oder sogar irrsinnige ältere Generation war, die gerade in den 1960iger Jahren dem jungen Publikum so suspekt war. Dieses Doppelbödige steckt tatsächlich auch in vielen der Originalromanfiguren schon zu Lebzeiten von Edgar Wallace.

Hier gibt es trotz der optischen Unterschiede interessante Parallelen zu Hans Nielsen, der zuvor auch stark auf ehrenwerte Figuren abonniert war und im Rahmen der Wallace- und BEW-Filme einige charismatische Fieslinge (oder zumindest Unsympathen) spielte.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #896
Reverend Dearborns Maske ist in “Die toten Augen von London” (1961) genauso maßlos frömmelnd, wie er ohne Maske maßlos böse ist. Meiner Meinung nach gibt Borsche hier den bösesten Charakter der ganzen Serie. Wie auch immer man das persönlich sieht, dieser Film bedeutete einen großen Wechsel in Borsches Filmkarriere.

Die Szene, in der er sich als kaltschnäuziger Mörder entpuppt, dürfte auf das damalige Publikum (soweit es die Romanvorlage nicht kannte) wie ein Schock gewirkt haben, zumal ihr ein brutaler Mord (am Pförtner) unmittelbar vorausging.
Florian Pauer betont in seinem Buch ja, dass sowohl die scheinbare Blindheit als auch das geistliche Amt es eigentlich verboten hätten, diese Figur zu verdächtigen. Sicher kam Borsches "edles" Image noch hinzu.
Im Buch ist natürlich schon relativ früh klar, dass Dearborn weder Blind noch ein Geistlicher ist.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #896
Ärzte, Adlige, Geistliche edelster Gesinnung waren die Spezialität von Dieter Borsche Anfang der 1950iger Jahre. Etwas zu steif und zu pastoral, aber genau das brauchte das deutsche Kinopublikum nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs

Es ist sicher Zufall, aber ich finde es sehr passend, dass Dieter Borsche bei seinen beiden Wallace-Auftritten ausgerechnet den draufgängerisch-dynamischen Joachim Fuchsberger als Widersacher hatte; die Interaktion mit Heinz Drache wäre sicher von anderer Natur gewesen (siehe das Zusammenspiel beider im "Halstuch").

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

26.10.2022 08:20
#898 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



26.10.

Richard Häußler hätte heute seinen 114ten Geburtstag gefeiert




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Richard Häußler - der falsche Charmeur
Erstaunlicherweise spielte Richard Häußler schon in den 1940iger Jahren häufiger in Kriminalfilmen größere Rollen, einem kurz vor und nach den Krieg eigentlich nicht sonderlich populären Genre. In den 60iger Jahren, als das Krimigenre in Deutschland endlich populär war, waren es nur vier Filme - bis er 1964 überraschend im Alter von nur 55 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb.
Zeitlebens war Richard Häußler auf noble Herren jeder Couleur spezialisiert, die sich mal als aufrecht und mal als falsch erwiesen. Seine markant sonore Stimme mit dezenter aber erkennbarerer Münchener Sprachfärbung unterstrich die spezielle Attitüde des weltgewandten Charmeurs, der in den Krimis der 1960iger Jahren immer ein falsches Spiel spielte.
In „Die seltsame Gräfin“ (1961) spielte er unnachahmlich den etwas in die Jahre gekommenen „Finanzberater“ der Gräfin, der schon wegen Heiratsschwindel im Gefängnis gewesen war. Das hinderte ihn nicht nur daran, der Gräfin schmierige Komplimente mit langer Schleimspur zu machen, hinter deren Rücken plante er auch die junge Brigitte Grothum zu heiraten, um wiederum an Geld der Gräfin zu gelangen. Eine typische Wallace-Figur, brillant dargestellt, viel zu wenig gewürdigt.
In „Der Würger von Schloß Blackmoor“ (1963, Bryan Edgar Wallace) und „Das indische Tuch“ (1963) war Richard Häußler Rechtsanwalt beziehungsweise Arzt, zwei Herren, denen man auch keinesfalls trauen sollte. Besonders in „Das indische Tuch“ macht sein Zusammenspiel mit der Flickenschildt exquisites Vergnügen. Die größte Rolle spielte er aber in seinem letzten Krimi „Zimmer 13“ (1963/4) als Gangsterboss Joe Legge. Hier wirkte er mit seiner charmanten Art etwas altbacken besetzt und damit zu wenig offensichtlich böse.
Ich hätte ihm noch viele passendere Rollen gewünscht, aber im September 1964 war plötzlich Schluss.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Richard Häußler ist bereits am 28.09.1964 im Alter von 55 Jahren verstorben. Geboren ist er am 26.10.1908. Das war heute vor 114 Jahren.

Weitere Ereignisse:
- 26.10.1977: Tod Elisabeth Flickenschildt

Savini Offline



Beiträge: 756

26.10.2022 08:32
#899 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #898
In den 60iger Jahren, als das Krimigenre in Deutschland endlich populär war, waren es nur vier Filme

Theoretisch könnte man noch "Die weiße Spinne" hinzuzählen, in der er zumindest akustisch vertreten war. Aber etwas überrascht es mich schon, dass er in diesem Genre nicht mehr Rollen hatte.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #898
Seine markant sonore Stimme mit dezenter aber erkennbarerer Münchener Sprachfärbung unterstrich die spezielle Attitüde des weltgewandten Charmeurs, der in den Krimis der 1960iger Jahren immer ein falsches Spiel spielte.

Die "Münchener Sprachfärbung" ist mir zwar nicht aufgefallen, dafür aber sein markant gerolltes "r", das mich etwas an die Diktion von O. E. Hasse erinnerte.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #898

Die größte Rolle spielte er aber in seinem letzten Krimi „Zimmer 13“ (1963/4) als Gangsterboss Joe Legge. Hier wirkte er mit seiner charmanten Art etwas altbacken besetzt und damit zu wenig offensichtlich böse.

Ich persönlich fand ihn hier hervorragend besetzt, gerade wegen der Mischung aus "alternder Charmeur" (er musste ja als Liebhaber von Lady Marney 20 Jahre vor der Filmhandlung glaubwürdig sein) und eiskalter, erpresserischer Gangsterchef.
Interessant übrigens, dass er in seinen drei Wallace-Auftritten sein Aussehen leicht veränderte: In der "Gräfin" hatte er einen Schnurrbart, im "Tuch" zusätzlich eine Brille, im "Zimmer" plötzlich beides nicht mehr.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

27.10.2022 09:27
#900 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



27.10.

Heute vor 11 Jahren ist Joachim Kramp leider verstorben


Mittlerweile ist es leider schon 11 Jahre her, dass Joachim Kramp verstorben ist. Ich erinnere mich hier im Forum an die vielen wertvollen Informationen, über die wir uns damals schon ausgetauscht haben.
Darüber hinaus hat er sein Wissen natürlich auch in seinen Wallace-Büchern verewigt.

Gestorben ist Joachim dann am 27.10.2011. Das war heute vor 11 Jahren.

Und am Sonntag geht es mit einem Darsteller weiter, der bei Wallace auch in zwei Filmen mitwirkte, bei denen auch Jochen Brockmann dabei war.

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