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Dieses Thema hat 977 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 05:18
#961 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

KAMILLAS JUNGER FREUND (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 21. September 1975; Regie: Alfred Vohrer; Drehbuch: Herbert Reinecker) Unternehmer Kessler (Siegfried Wischnewski), Mitte 50, fährt zum Mittagessen nach Hause in sein luxuriöses Haus. Zwei Typen in einem Ami-Schlitten folgen ihm. Von der Haushälterin Martha (Käte Jaenicke) erfährt er, dass seine Frau zum Essen in der Stadt verabredet ist. Plötzlich steht einer der Typen, Bocke (Karl Walter Diess), mit einer Strumpfhose maskiert und einer Knarre in der Hand, im Haus. Er schließt alle Türen zu den angrenzenden Räumen ab und zwingt Kessler, einen Scheck über 50.000,00 DM auszustellen. Kessler meint, er habe sein Scheckbuch nicht dabei. Bocke grinst, öffnet die Schreibtischschublade und knallt ihm sein Scheckbuch auf den Tisch. Nachdem Kessler den Scheck ausgestellt hat, reicht Bocke diesen an den durch die Terrassentür eintretenden zweiten Mann, Helm (Hans-Georg Panczak), weiter. Bis zum Einlösen des Barschecks bei der Bank soll Kessler in der Gewalt von Bocke bleiben. Helm fährt zur Bank und übergibt den Scheck an Marczek (Albert Bessler), ein harmlos wirkender alter Mann Ende 60, der die Marotte hat, Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand aneinander zu reiben. Martha wird ob der verschlossenen Türen misstrauisch. Sie lugt durch das Schlüsselloch und realisiert die Geiselnahme. Auch der Bankangestellte am Schalter wird wegen der Höhe des von Marczek vorgelegten Schecks argwöhnisch und fragt bei seinem Vorgesetzen nach. Martha ruft bei der Polizei an. An Kesslers Telefon auf dem Schreibtisch bemerkt Bocke, dass Martha von einem anderen Apparat aus telefoniert. Kessler kommt Bockes Aufforderung nach und weist Martha durch die jetzt ein Stück weit geöffnete Tür an, das Telefonieren einzustellen. Martha legt auf. Kessler macht die Tür zu und geht an das läutende Telefon. Dem anrufenden Bankmitarbeiter bestätigt Kessler, dass es mit der Auszahlung des Schecks seine Richtigkeit habe. Währenddessen betritt Martha das Zimmer und faucht Bocke an. Bocke schießt sofort. Kessler schlägt Bocke die Waffe aus der Hand, es kommt zu einem Kampf. Der Bankmitarbeiter am Telefon bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Sirenen anfahrender Polizeiwagen ertönen, Bocke ergreift die Flucht. Martha bleibt schwer verletzt am Boden liegen und verstirbt kurze Zeit später.

Befragungen der Bankmitarbeiter ergeben, dass sich Marczek bei der näheren Überprüfung des Schecks vorzeitig aus dem Staub gemacht hat. Aufgrund des von Kessler geschilderten Tatablaufs steht für Derrick und Klein fest, dass die Täter über Insiderinformationen aus dem Hause Kessler verfügt haben müssen. Derrick nimmt intuitiv Kontakt zu einem alten „Kunden“ auf. Veith (Bruno Dallansky), der nach seiner Entlassung aus dem Knast mit Unterstützung seiner Nichte Marlies (Mascha Gonska) eine Go-Kart-Verleih betreibt, kann Derrick vorgeblich keine Informationen liefern. Er habe sich aus dem Geschäft zurückgezogen und seine alten Kontakte abgebrochen. Mit dem von Derrick beschriebenen Marczek könne er nichts anfangen. Derrick verlässt Veiths Büro. Einen kurzen Moment später kehrt er um und öffnet unvermittelt die Bürotür. Veith wählt hektisch eine Nummer. Kesslers knapp 10 Jahre jüngere Frau Kamilla (Luitgard Im) will nicht sagen, mit welchem jungen Mann sie zur Tatzeit gespeist hat. Dass die Ehe der Kesslers zerrüttet ist und Kamilla einen Liebhaber hat, liegt für das Ermittlerduo auf der Hand.

Beim morgendlichen Verlassen seines Hauses wird der Arzt Dr. Hauffe (Harry Meyen) von Bocke überfallen. Die Tat läuft nach dem gleichen Strickmuster wie bei Kessler ab. Den Scheck über 30.000,00 DM nimmt Helm in Empfang, übergibt ihn an Marczek, der ihn – diesmal erfolgreich – bei einer Bank einlöst. Auch dieser Tatausführung liegen zahlreiche Detailinformationen über das Opfer zugrunde. Die Ehe von Dr. Hauffe und seiner 10 Jahre jüngeren Frau (Kerstin de Ahna) ist gleichfalls am Ende. Die Scheidung ist schon eingereicht, Frau Hauffe hat einen Liebhaber. Derrick ringt der überwachten Kamilla das Geständnis ab, dass der junge Mann, mit dem sie während der Tat zum Essen aus war, ihr Liebhaber sei. Und sie seitdem versetze. Dass dieser, Lorenz Kaub, etwas mit dem Überfall auf ihren Mann zu tun hat, schließt sie jedoch aus. Bocke und Helm kreuzen bei Veith auf. Während Helm ein Go-Kart lautstark startet, erschießt Bocke Veith in dessen Büro. Marlies erklärt Harry und Stephan, dass ihr Onkel am Morgen in den Antonius-Stift, ein Obdachlosenheim, gefahren sei. Und vorher vergeblich versucht habe, Derrick anzurufen. Derrick und Klein machen sich auf den Weg zu Gigolo Kaub (Gerd Böckmann). Die die Tür öffnende Gaby (Ilse Pagé), die sich gegenüber Kamilla als Kaubs Schwester ausgegeben hat, lügt die beiden an und behauptet, Kaub sei nicht da. Kaub („Ich bin Artist.“) bestreitet eine wie auch immer geartete Beteiligung an dem Überfall, davon habe er nur in der Zeitung gelesen. Die Affäre mit Frau Kessler sei zu Ende. Gaby bekundet, nicht Kaubs Schwester zu sein. In einer weiteren Befragung von Frau Hauffe erklärt diese, Kaub nicht zu kennen, Stephan und Harry glauben ihr kein Wort. Bei einem Besuch im Antonius-Stift kann Derrick Marczek anhand seines Finger-Ticks identifizieren. Der vorbestrafte Marczek ist der Vater von Gaby. Derrick konfrontiert Kamilla mit dem Überfall auf Dr. Hauffe und dem von Frau Hauffe unterhaltenen Geliebten. Sie gibt zu, dass Kaub, den sie über eine Agentur gebucht hat, mit ihr auch im Haus gewesen ist. Und dabei mitbekommen hat, wo ihr Mann seine Schecks aufbewahrt. Inhaber der Agentur ist Bocke, Marczeks Neffe. Derrick erklärt Kaub für verhaftet und fordert diesen auf, seine Agentur hiervon telefonisch zu unterrichten. Die Agenturmitarbeiter Bocke, Helm und Gaby reagieren nervös. Im Verhör auf den Revier räumt Kaub ein, dass er mit Kamilla im Haus war, seine Dienste von ihr mit einem Scheck bezahlt wurden und er den Scheckaufbewahrungsort im Hause Kessler kennt. Eine Beteiligung am Überfall bzw. Wissen hierzu weist er unverändert von sich. Kaub hat offensichtlich große Angst. Derrick fährt ihn nach Hause. Als er seine Wohnung betritt, steht dort Klein. Verkleidet und maskiert als Bocke, der eine Pistole auf ihn richtet. In der Annahme, Bocke vor sich zu haben, beteuert Kaub in Todesangst, beim Verhör dicht gehalten zu haben. Die Agentur wird mit einem Großaufgebot hochgenommen. Bocke und Helm eröffnen durch die geschlossene Tür das Feuer. Marczek, der Widerstand für zwecklos hält und die Tür öffnen will, wird von Bocke hinterrücks erschossen. Gaby bricht in Tränen aus. Bocke und Helm flüchten durch den Hinterausgang. Es folgen heftige Schusswechsel, in deren Verlauf Helm am Bein angeschossen wird. Bocke geht die Munition aus. Derrick legt ihm, dem Dreifachmörder, schlussendlich Handschellen an.

Eine gute Folge, in der Derrick – wie in „Zeichen der Gewalt“ und „Ein Koffer aus Salzburg“ – zum Schießeisen greifen muss. Anders als in „Ein Koffer aus Salzburg“ gelingt es hier durch hinreichende Zeichnungen der Figuren, die Bande um Bocke als tauglichen Bösewicht in Szene zu setzen. Allenfalls die wohl eher überflüssigen familiären Verflechtungen einzelner Bandenmitglieder (Marczek als Vater von Gaby und Onkel Bockes) wirken etwas konstruiert. Besonders gelungen – auch durch die musikalische Unterlegung - ist die Täuschung kurz vor Schluss, Harry als Bocke zu verkleiden und Hasenfuß Kaub dabei, zumindest indirekt, gestehen zu lassen, dass er die Insiderinformationen geliefert hat. Glück für Harry und Stephan, dass Kriminalrat Harder von dieser eigenwilligen Aktion keine Kenntnis erlangt. Genial ist der Bademantel von Lorenz Kaub (39:58). Reinecker beschränkt sich in dieser Folge nicht auf die dunkle Seite Krimineller, sondern outet darüber hinaus auch die scheinbar heile Welt des gehobenen Mittelstands als einen von Lügen und menschlicher Kälte geprägten goldenen Käfig. Der nähere Hintergrund für die Ermordung von Veith kommt dabei aber etwas zu kurz: 4 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 05:28
#962 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

DER TAG NACH DEM MORD (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 19. Oktober 1975; Regie: Helmuth Ashley; Drehbuch: Herbert Reinecker) Der italienische Automechaniker Mario (Renzo Martini) und die Gymnasiastin Andrea (Anita Lochner) sind frisch verliebt. Horst (Oliver Grimm), Marios bester Freund, der die gleiche Schule wie Andrea besucht und bis über beide Ohren in sie verknallt ist, platzt vor Eifersucht. Als Horst Mario zur Rede stellt, verliert der Schüler die Kontrolle. Und ersticht Mario in dessen Wagen mit einem dort zufällig herumliegenden Schraubenzieher. Horst bittet seinen Vater (Alexander Kerst) um Hilfe. Dieser will das Tatmotiv auf einen Streit unter Ausländern lenken. Nachdem der groß gewachsene Vater Wegmann den Fahrersitz in Marios Wagen ganz nach hinten gestellt hat, fährt er mit der Leiche auf dem Beifahrersitz vor das „Pinocchio“. Ein Nachtlokal mit zweifelhaftem Ruf. Die Tatwaffe nimmt er aus dem Auto mit. Wegmann bastelt ein Alibi. Und bezieht – notgedrungen – seine Ex-Frau Helga (Krista Keller) mit ein („Als Frau hat sie nicht viel getaugt. Jetzt wollen wir sehen, was sie als Mutter wert ist.“). Das Alibi, sich am Vorabend zusammen in Wegmanns Haus aufgehalten zu haben – er war bei Helga, die mehr Unterhalt von ihm forderte -, ist eine harte Nuss. Zwar wittern Derrick und Klein, dass die verfeindeten Ex-Eheleute lügen. Knacken können sie es jedoch erst, als sie den stillen Horst aus der Reserve locken. Einen der Tatwaffe täuschend ähnelnden Schraubenzieher auf den Tisch legen. Und Wegmann, der nach der Fahrt nicht daran gedacht hat, Marios Sitz wieder vorzustellen, der Tat bezichtigen. Horst gesteht.

Wenn der Vater mit dem Sohne… Wiederholungen – wie Holler („Mitternachtsbus“) und Bark („Stiftungsfest“) versucht Wegmann, seinen Sprössling aus der Schusslinie zu nehmen – schaden nicht. Dass Oliver Grimm (nachsynchronisiert von Michael Ande) seinerzeit schon stramm auf die 30 zuging, ist nur eine Kleinigkeit. Gut gelungen ist das Erden des jähzornigen, mit Vorwürfen um sich werfenden Wegmann, der in seiner Hybris geglaubt hat, das Problem einfach selbst aus dem Weg räumen zu können. Bezeichnend ist dabei, dass er bei der Überführung durch seine Fehler - neben dem nicht vorgestellten Fahrersitz verrät er, dass er und Horst das Tatwerkzeug kennen - kräftig mitgewirkt hat. Obwohl Horsts Geständnis letztlich nur eine Folge dieser Fehler ist, weist Wegmann Horst die Schuld zu. Und beschimpft ihn verächtlich als „Idiot“. Reineckers weitere Abrechnung mit der Verlogenheit des seine Fassade wahrenden Spießbürgertums (Derrick: “Sie beide haben die ganze Zeit nur an sich gedacht. Der Junge kann einem leidtun.“) gelingt: 4 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 06:28
#963 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

ALARM AUF REVIER 12 (Deutsche Erstausstrahlung Folge 15: ZDF, Sonntag, 14. Dezember 1975; Regie: Zbyněk Brynych; Drehbuch: Herbert Reinecker) Ross (klasse: Gert Haucke) ist Berufsverbrecher aus Leidenschaft, spezialisiert auf Einbrüche. Zwei Monate vor Ende seiner achtjährigen Haft freundet er sich zum Schein mit dem knastunerfahrenen Neuhäftling Fleischmann (Peter Chatel) an. Dieser, wegen einer Trunkenheitsfahrt mit tödlichem Ausgang zu einem Jahr verdonnert, hat zuvor in einer Firma, die hochwertige Sicherheitsanlagen herstellt, gearbeitet. Ohne dass Fleischmann es auch nur bemerkt, leiert ihm der gerissene Ross Detailinformationen zum Ausschalten von Alarmanlagen in 10 lohnenden Einbruchsobjekten aus den Rippen. Nach seiner Entlassung schlachtet Ross dies zusammen mit seiner Bande aus. Die drei Brüche laufen wie am Schnürchen. Das Einbruchsdezernat um Oberinspektor Matthes (Carl Möhner), der Harry und Stephan im Büro besucht, kommt nicht weiter. Wie es den Einbrechern gelingt, die hochmodernen Alarmanlagen auszuschalten, gibt Rätsel auf. Tochter Lona (Mascha Gonska) ist zwischenzeitlich erwachsen und hat einen Freund. Ross hält Haller (Nikolaus Paryla), der eine Buchdruckerlehre macht, für eine Pfeife. Als Ross, um Haller zu testen, Lona eine gepfefferte Ohrfeige verpasst, bleibt Haller nur tatenlos danebenstehen. Lonas Mutter, Ross` Ehefrau (Rosemarie Fendel), traut sich nicht, dem schwergewichtigen, brutalen Tyrannen offen Paroli zu bieten. Schon am Morgen vor der Haftentlassung ihres Mannes hat sie Haller geraten, von Besuchen ihrer Tochter in der Wohnung vorerst besser abzusehen.

Haller wartet auf Weisung von Ross in dessen Stammkneipe („Koch-Stube“) auf ihn. Nach einer Stunde sagt Haller dem Wirt Koch (Walter Sedlmayr), dass er draußen weiter warte und geht zu einer Telefonzelle in der Nähe. Von dort aus ruft er anonym bei Matthes, der sich noch in Derricks Büro aufhält, an und erklärt, dass heute Abend ein Einbruch über die Bühne gehe. Bevor Haller weitere Informationen liefern kann, fährt langsam ein Auto vor die Telefonzelle. Drei Schüsse aus einer Pistole mit einem Schalldämpfer, Haller ist sofort tot. Koch, der zusammen mit anderen Schaulustigen am Tatort ist, nimmt den Telefonhörer, um herauszubekommen, wen Haller angerufen hat. Als er nachfragt, meint Derrick, er sei von der Bahnauskunft, Koch legt auf. Bei seiner späteren Befragung bestätigt Koch zwar, dass Haller vor seiner Ermordung bei ihm in der Kneipe gewesen sei. Dass er Haller gekannt und dieser auf Ross gewartet hat, unterschlägt er jedoch. Hallers Zimmer in der Wohnung seiner Vermieterin wird von Unbekannten auf den Kopf gestellt, die Vermieterin gefesselt. Brauchbare Täterbeschreibungen vermag diese nicht zu liefern. Derrick und Klein erfahren von ihr aber zumindest, dass ihr Untermieter eine junge Bekannte hatte: Lona Ross.

Ross ist Derrick bekannt. Das Tötungsdelikt damals konnte er ihm nur nicht nachweisen. Als Derrick Hallers Ermordung anspricht, schmeißt die verzweifelte Lona wütend einen Tisch in Richtung ihres Vaters um und muss von ihrer Mutter beruhigt und getröstet werden. Ross, der sich bis zu Derricks Erscheinen eine Patience gelegt hat, spielt das Unschuldslamm. Es sei unglaublich, dass heutzutage jemand am helllichten Tag einfach auf offener Straße erschossen werde. Dass der Ermordete ihr Freund war, wird von Lona, aus Angst vor ihrem Vater, verschwiegen. Derrick verlässt die Wohnung mit Klein, ohne die Tür zu schließen. Als er unbemerkt zurückgeht, staucht Ross die schluchzende Lona zusammen, sich bloß nicht so anzustellen und in ihr Bett verschwinden möge. Am späten Abend bricht Ross mit drei Bandenmitgliedern in eine feudale Villa ein. Das Sicherheitssystem wird u.a. durch eine bestimmte Treppenstufe überbrückende Leiter überwunden. Die Beute lohnt sich, den fetten Coup feiern die Einbrecher direkt vor Ort mit einem feuchtfröhlichen Saufgelage im Pool der Villa. Derrick, Klein und Matthes erhalten den anonymen Anruf einer Frau, dass heute Abend in eine bestimmte Villa eingebrochen werde. Stephan und Harry erkennen die Stimme von Frau Ross. Beim Eintreffen in der Villa ist die Diebesbande schon verschwunden, der Swimmingpool ramponiert (Harry: „Du, die haben ein Bad genommen.“ Stephan: „Wieso? Ist doch noch da.“).

Während Ross ausschläft, lässt Derrick Frau Ross in ihrer Mittagspause zu sich ins Morddezernat bringen. Diese ist stark verängstigt und bestreitet zunächst, die anonyme Tippgeberin gewesen zu sein. Nachdem sie zu Derrick Vertrauen gefasst hat, schildert sie, was seit der Haftentlassung ihres Mannes vor rund vier Monaten passiert ist: Als Ross bei einem seiner cholerischen Tobsuchtsanfälle (“Mit den Titten und dem Hintern kannst du bei jedem Millionär einsteigen. Und dann bringst du mir so einen blassen Idioten ins Haus.“) im Begriff ist, auf Lona loszugehen, stellt sich Haller, der zum Monatsende nur noch ein paar Mark in der Tasche hat, Ross in den Weg, schreit ihn an und erhebt die Hand gegen diesen. Das gefällt Ross, er lädt Haller in seine Stammkneipe ein. Während des wüsten Besäufnisses – aus der Jukebox dröhnt immer wieder „Theo, wir fahr`n nach Lodz“, alle grölen mit - freundet sich Haller mit Ross und dessen Leuten an. Als Haller am nächsten Tag schwer verkatert in Klamotten auf der Küchenbank in Ross' Wohnung aufwacht, hat er die Taschen voller Geld. Langsam kehrt die Erinnerung zurück. Nach der Zecherei hat er an einem Einbruch der Bande mitgewirkt. Während Lona und ihre Mutter entsetzt darüber sind, dass Ross den harmlosen Haller in seine kriminellen Machenschaften reingezogen hat, begrüßt Ross seinen Schwiegersohn in spe sehr freundlich und respektvoll. Ross schwärmt in höchsten Tönen davon, was für ein Draufgänger Haller ist, wenn er vorher nur ordentlich einen getrunken habe. Frau Ross räumt gegenüber Derrick letztlich ein, die anonyme Informantin vom Vorabend zu sein. Ihr Wissen habe sie von Haller erlangt, der nach dem Willen ihres Mannes auch beim nächsten Einbruch hätte mitmachen sollen. Aus Angst um ihre Tochter ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass Frau Ross dauerhaft an ihrer Aussage festhalten wird. Im Übrigen erwähnt sie, dass sich ihr Mann vor seiner Arbeit, aus Aberglauben, immer eine Patience lege.

Die weiteren Ermittlungen führen zu Ross' Ex-Zellengenossen Fleischmann. Derrick wird klar, dass Ross sowohl hinter den Einbrüchen als auch hinter dem Mord steckt. Dies allerdings - noch - nicht gerichtsfest beweisen kann. In die bislang von Einbrüchen verschonten sechs Objekte aus Fleischmanns Informationspaket werden die Sicherheitssysteme umgebaut. Bei einem Einbruch in eines dieser Objekte wird beim nächstgelegenen Revier automatisch Alarm ausgelöst. Der seit seiner Haftentlassung offiziell arbeitslose Ross lebt über seine Verhältnisse und vergnügt sich in seiner Stammkneipe. Von Derrick hierauf angesprochen machen sich Ross und Mannen über den Oberinspektor lustig. Ross behandelt seine Frau und Lona unverändert wie den letzten Dreck. Als sich Ross eine Patience legt, schleicht sich Frau Ross unter einem Vorwand aus der Wohnung und informiert Derrick. Derrick steht bei Ross vor der Tür und lädt diesen nach Dienstschluss zum Feierabend zum Trinken ein. Nach einigem Überlegen sagt Ross zu. In dem Lokal ruft Ross ein Bandenmitglied an und erteilt die Anweisung, den Bruch heute ohne ihn durchzuziehen. Ein besseres Alibi, als mit Derrick zusammen in der Kneipe zu sitzen, gebe es nicht. Während des fünften Einbruchs in eine Spedition wird Alarm auf Revier 12 ausgelöst. Ross' Leute Weber (Jan Groth), Krosske (Heinz Werner Kraehkampf) und Schlack (Kurt Zips) werden auf frischer Tat ertappt und verhaftet. Klein informiert Derrick, der Ross an der Theke einen Haftbefehl in die Tasche steckt. Die Einbruchserie ist aufgeklärt.

Auf dem Revier macht Derrick Ross' Bandenmitgliedern klar, dass es ihm nicht um die Einbrüche, sondern um den Mord an Haller und um eine lebenslange Haftstrafe gehe. Als geeigneten Kandidaten, Ross als Hallers Mörder ans Messer zu liefern, schaut sich Derrick den nicht vorbestraften Weber, Vater zweier kleiner Kinder, aus. Ein gegen ihn in den Raum gestellter Mordverdacht sowie das Argument, der ihm gegenübergestellte Zeuge Ross wisse genau, warum er sich beim heutigen Bruch nicht habe festnehmen lassen, zieht. Weber schildert das Geschehen und bekundet, dass Ross die drei tödlichen Schüsse aus dem Auto heraus auf den telefonierenden Haller abgefeuert habe.

Die beste Action-/Bandenfolge. Während es Derrick bislang meist mit hoffnungslos unterlegenen, amateurhaften Stümpern zu tun hatte, stellt der passionierte Berufskriminelle Ross, der einmal im Monat zu arbeiten pflegt, schon ein ganz anderes Kaliber dar. Derrick kann mit Bravour lächelnd unter Beweis stellen, dass er selbst einem solchen Gegner immer einen Schritt voraus ist. Während Ross glaubt, es sei ein genialer Schachzug, Derricks Einladung anzunehmen, hat dieser schon geplant, den beim fünften Bruch ertappten Bandenmitgliedern Ross als Verräter – zwecks Aufklärung des Mordes – zum Fraß vorzuwerfen.

Der nicht aufgelöste nähere Hintergrund für die Durchsuchung von Hallers Zimmer nebst Fesselung und Knebelung seiner Vermieterin ist nur eine Kleinigkeit. Dass die erst zur Auflösung zum Leben erweckten Bandenmitglieder Weber, Krosske und Schlack zuvor fast nur als Statisten aufgetreten sind, wiegt hingegen schon schwerer. Einer Höchstbewertung steht jedenfalls ein wenig überzeugendes Motiv und Tatgeschehen im Wege. Hallers Ermordung wird als akute Angst vor Verrat bzw. Entdeckung inszeniert. Als Haller die „Koch-Stube“ nach einer Stunde Warterei verlässt und sich auf den Weg zur Telefonzelle macht, konnte die plötzlich aus Kochs Küche (ab 55:24) schreitende Bande um ihren Boss Ross noch gar nicht wissen, was Haller vorhat. Und wen er anruft. Dass Koch gegenüber Derrick erklärt, er habe sich im Nachhinein gewundert, warum Haller nicht aus seiner Kneipe telefoniert habe, vermag diese Ungereimtheiten nicht aufzulösen. Auch wenn man darauf abstellt, die Ermordung Hallers sei schon – losgelöst von dessen Anruf aus der Telefonzelle – beschlossene Sache gewesen, würde sich immer noch die Frage stellen, wieso der mit allen Wassern gewaschene Ross „Aussteiger“ Haller (der volltrunken beim dritten Bruch beteiligt war) in seine Stammkneipe einbestellt, dort eine Stunde lang warten lässt und am helllichten Tag, ganz in Nähe der Kneipe, erschießt. Nachdem er – und Haller - die auch von anderen Gästen besuchte Kneipe kurz vorher verlassen haben.

Durch die nicht lineare Erzählweise - nach der Eröffnung im Knast und Ross` zwei Monate späteren Entlassung (Ross lässt den Koffer von seiner Frau tragen) konzentriert sich der Plot auf das Geschehen am Tage des Mordes, den am gleichen Abend ausgeführten vierten Bruch bis zur Auflösung nach dem fünften Bruch, wobei Auslassungen sukzessive durch Rückblenden geschlossen werden - gelingt es Reinecker bzw. Brynych, bis zum Schluss einen beachtlichen Spannungsbogen zu halten. Ross ist bei 8:47 zwar bereits für den Bruchteil einer Sekunde als Hallers Mörder zu erkennen. Faktisch wird dies jedoch erst im Zuge der Rückblende bei der Auflösung zur Gewissheit. Damit stellt diese Folge auch gleichzeitig den Wendepunkt für die nachfolgenden Episoden dar, bei denen die Täterauflösung erst zum Schluss erfolgt. Die auch humorvolle Folge schließt mit einem Augenzwinkern. Während der für die nächsten Jahre zwangsabstinente Ross wie ein Häufchen Elend schweigend vor Derrick sitzt, ordert dieser bei seiner Perle Renate für den Abend Bier. Theo, wir fahr`n...: 4,5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 06:40
#964 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Rangliste:

1. Stiftungsfest ***** / *****
2. Tod am Bahngleis ***** / *****
3. Nur Aufregungen für Rohn ***** / *****
4. Alarm auf Revier 12 ****1/2 / *****
5. Hoffmanns Höllenfahrt ****1/2 / *****
6. Waldweg ****1/2 / *****
7. Madeira ****1/2 / *****
8. Mitternachtsbus ****1/2 / *****
9. Kamillas junger Freund **** / *****
10. Paddenberg **** / *****
11. Zeichen der Gewalt **** / *****
12. Der Tag nach dem Mord **** / *****
13. Pfandhaus **** / *****
14. Ein Koffer aus Salzburg *** / *****
15. Johanna ** / *****

Grüße
Schröder

Selwyn Offline



Beiträge: 82

01.06.2021 21:39
#965 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die ARTE-Sendung „Stadt, Land, Kunst“ widmet sich in einer aktuellen Ausgabe, die noch bis Juli in der Mediathek abrufbar ist, dem Oberinspektor bzw. „Derricks München“. Der Beitrag enthält auch ein neues Interview mit Dirk Galuba.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

10.06.2021 20:13
#966 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Interessanter Beitrag! Danke für den Hinweis!

Ist jemandem eigentlich schon mal aufgefallen, dass in den Derrick- und Der Alte-Folgen, die Alfred Vohrer inszeniert hat, in fast jeder Episode ein Stimm-Cameo von ihm zu hören ist? Am Telefon, am Anrufbeantworter, durch das Funkgerät, durch die Gegensprechanlage... war mir vorher gar nicht so aufgefallen.
Interessantes Detail ist auch, dass Vohrer den Vorspann meist auf irgendeinen farbigen Hintergrund legt und nie ins Bild einblendet...

Jan Offline




Beiträge: 1.753

10.06.2021 23:04
#967 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #966

Ist jemandem eigentlich schon mal aufgefallen, dass in den Derrick- und Der Alte-Folgen, die Alfred Vohrer inszeniert hat, in fast jeder Episode ein Stimm-Cameo von ihm zu hören ist? Am Telefon, am Anrufbeantworter, durch das Funkgerät, durch die Gegensprechanlage... war mir vorher gar nicht so aufgefallen.


Ja, das stimmt, das kommt recht häufig vor. In der Episode "Das dritte Opfer" hört man ihn einmalig auch "live" aus dem Off als genervten Barkeeper (also nicht nachträglich synchronisiert, sondern in die Szene direkt hineingesprochen). Besonders skurril: In der von Jürgen Goslar (!) inszenierten Episode "Gregs Trompete" ist Alfred Vohrer als Stimme aus dem Lautsprecher auf dem Tennisplatz zu hören.

Zitat von Georg im Beitrag #966

Interessantes Detail ist auch, dass Vohrer den Vorspann meist auf irgendeinen farbigen Hintergrund legt und nie ins Bild einblendet...


Das war tatsächlich eine Phase Ende der 1970er / Anfang der 1980er. Gerne mit einem stahlblauen Hintergrund, der dann mit den gelben Derrick-Buchstaben einen deutlich Kontrast liefert; ähnlich wie bei Wallace mit knallgrünen Buchstaben auf knallrotem Grund. Als Theodor Grädler begann, das 1:1 zu kopieren, stellte Vohrer das aber wieder ein (wobei ich natürlich nicht sagen kann, ob es an Grädlers Kopieren lag).

Gruß
Jan

Ray Online



Beiträge: 1.931

14.11.2021 20:54
#968 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Mit reichlich Verspätung mein Fazit zur Collector’s Box 10, deren Sichtungen schon viele Monate zurückliegen. Insgesamt meiner Erinnerung nach eine solide Box ohne ganz große Highlights. Am besten gefallen hat mir „An einem Montagmorgen“, weil die Folge mal wieder erfrischend action- und spannungslastig war und so an frühere Episoden erinnerte. „Der Fall Weidau“ ist dagegen wieder gediegene Krimi-Unterhaltung in reichem Hause. „Entlassen Sie diesen Mann nicht!“ lebt ganz von der Aura von Pinkas Braun, bei dem man nie so ganz weiß, ob man ihm trauen kann oder nicht.

1. An einem Montagmorgen 4,5/5
2. Der Fall Weidau 4,5/5
3. Entlassen Sie diesen Mann nicht! 4,5/5
4. Ein eiskalter Hund 4/5
5. Der Augenzeuge 4/5
6. Die Rolle seines Lebens 4/5
7. Mädchen in Angst 3,5/5
8. Naujocks trauriges Ende 3,5/5
9. Geheimnis im Hochhaus 3,5/5
10. Die Nacht, in der Ronda starb 3/5
11. Anruf in der Nacht 3/5
12. Die Dame aus Amsterdam 3/5
13. Schonzeit für Mörder? 3/5
14. Der Charme der Bahamas 3/5
15. Das absolute Ende 2,5/5

Jan Offline




Beiträge: 1.753

15.11.2021 10:26
#969 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #968
„Entlassen Sie diesen Mann nicht!“ lebt ganz von der Aura von Pinkas Braun, bei dem man nie so ganz weiß, ob man ihm trauen kann oder nicht.

1. An einem Montagmorgen 4,5/5
2. Der Fall Weidau 4,5/5
3. Entlassen Sie diesen Mann nicht! 4,5/5
4. Ein eiskalter Hund 4/5
5. Der Augenzeuge 4/5
6. Die Rolle seines Lebens 4/5
7. Mädchen in Angst 3,5/5
8. Naujocks trauriges Ende 3,5/5
9. Geheimnis im Hochhaus 3,5/5
10. Die Nacht, in der Ronda starb 3/5
11. Anruf in der Nacht 3/5
12. Die Dame aus Amsterdam 3/5
13. Schonzeit für Mörder? 3/5
14. Der Charme der Bahamas 3/5
15. Das absolute Ende 2,5/5


"Entlassen Sie diesen Mann nicht!" war ja die erste Regie-Arbeit Horst Tapperts in der Reihe, geschuldet dem unverhofft verstorbenen Alfred Vohrer, für den diese Episode im Kalender bei Ringelmann stand. Ich finde, dass Tappert die Episode professionell umgesetzt hat; ohnehin gefallen mir viele seiner Regiearbeiten schon deswegen, weil er immer versuchte, Abwechslung in die Reihe zu bringen - sei es durch Kameraeinstellungen oder durch etwas robustere Schauspielerführung, die fast ein bisschen an Vohrer erinnert. "Das absolute Ende" war ja auch Vohrers absolutes Ende (bezeichnender Titel eigentlich, wobei eine Episode "Weißblaue Geschichten" m.W. noch danach ausgestrahlt wurde). Die finde ich schon ein Stück weit besser als 2,5 Punkte. Es ist sicher kein Highlight, aber der wirre Günther Mack hat hier durchaus einen raumfüllenden Auftritt. "Naujocks trauriges Ende" hat eine der bestgefilmten "Dinner-Szenen", an die ich mich erinnern kann. In einer Art Duell zwischen Tappert und dem wunderbaren Karlheinz Vosgerau werden die einzelnen Gänge des Menüs quasi steigernd zur angespannten Situation zwischen den beiden Protagonisten serviert. Das ist unverkennbar schon in der Inszenierung so angelegt und nicht erst im Schnitt entstanden. Sascha Hehn scheint hier zudem zum Regisseur gesagt zu haben, dass er genau des Gegenteil von Udo Brinkmann sein will. Ist auch geglückt.

Gruß
Jan

TV-1967 Offline



Beiträge: 652

15.11.2021 18:25
#970 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Eines verstehe ich aber nicht ganz genau an dieser These. Alfred Vohrer ist doch im Februar 1986 verstorben. Die Folge "Entlassen Sie diesen Mann nicht" wurde noch vor der Sommerpause im Hause Ringelmann im Juli 1986 gedreht. Oder meinst Du, daß Vohrer schon lt. Dispo 86 für diese Episode geplant war...?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

17.11.2021 00:00
#971 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von TV-1967 im Beitrag #970
Oder meinst Du, daß Vohrer schon lt. Dispo 86 für diese Episode geplant war...?

Ja, richtig. Soweit ich das verstanden habe, gab es solche Jahresdispositionen nach Kalenderjahr. Ich habe das stets so interpretiert, dass Tappert nur deswegen zu diesem Zeitpunkt in den Regiestuhl kam, weil durch den Tod Alfred Vohrers ein Regisseur in der Dispo fehlte. Sicher hätte man das auch anders regeln können, aber da Horst Tappert ohnehin gerne Regie machen wollte, konnte er dies hier verwirklichen. Neben einem Cast, der noch auf Mitbestimmung Vohrers schließen lässt, ist zudem auch dessen Assistent Robert Furch engagiert. Tappert beschäftigte ihn bis 1989 weiter. Ich halte es insofern für überwiegend wahrscheinlich, dass die Episode in der Vorplanung für Alfred Vohrer vorgesehen war.

Gruß
Jan

Ray Online



Beiträge: 1.931

17.11.2021 08:11
#972 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #969

"Entlassen Sie diesen Mann nicht!" war ja die erste Regie-Arbeit Horst Tapperts in der Reihe, geschuldet dem unverhofft verstorbenen Alfred Vohrer, für den diese Episode im Kalender bei Ringelmann stand. Ich finde, dass Tappert die Episode professionell umgesetzt hat; ohnehin gefallen mir viele seiner Regiearbeiten schon deswegen, weil er immer versuchte, Abwechslung in die Reihe zu bringen - sei es durch Kameraeinstellungen oder durch etwas robustere Schauspielerführung, die fast ein bisschen an Vohrer erinnert. "Das absolute Ende" war ja auch Vohrers absolutes Ende (bezeichnender Titel eigentlich, wobei eine Episode "Weißblaue Geschichten" m.W. noch danach ausgestrahlt wurde). Die finde ich schon ein Stück weit besser als 2,5 Punkte. Es ist sicher kein Highlight, aber der wirre Günther Mack hat hier durchaus einen raumfüllenden Auftritt. "Naujocks trauriges Ende" hat eine der bestgefilmten "Dinner-Szenen", an die ich mich erinnern kann. In einer Art Duell zwischen Tappert und dem wunderbaren Karlheinz Vosgerau werden die einzelnen Gänge des Menüs quasi steigernd zur angespannten Situation zwischen den beiden Protagonisten serviert. Das ist unverkennbar schon in der Inszenierung so angelegt und nicht erst im Schnitt entstanden. Sascha Hehn scheint hier zudem zum Regisseur gesagt zu haben, dass er genau des Gegenteil von Udo Brinkmann sein will. Ist auch geglückt.

Gruß
Jan




Die Wertungen hab ich immer sofort nach Sichtung notiert, insofern entsprechen sie meinem Eindruck, den ich seinerzeit hatte. Allzu viel ist ehrlich gesagt nicht hängen geblieben, weiß nur noch, dass ich dachte "Schade, kein würdiger Abgang für Vohrer". Generell ist Vohrer aber für zwei meiner absoluten Lieblings-Folgen bei Derrick verantwortlich, nämlich "Tote Vögel singen nicht" und "Tod im See". Flops waren in meinen Augen aber auch dabei wie z.B. "Das sechste Streichholz". Insofern ist der Abgang Vohrers für mich allein kein Grund, die Serie nicht weiter zu gucken. Aber grundsätzlich sind die Episoden tendenziell für mich zunehmend weniger interessant. Pro Box 1-3 Highlights, um die es allerdings in der Tat schade wäre, wenn man sie nicht kennen würde, den Rest hat man so oder so ähnlich innerhalb der Serie meist schon mal mit talentierteren Darstellern gesehen. Ist dann halt die Frage, wie lange man das durchhält. Eine Box hab ich noch zu Hause liegen, bin aber vorläufig zu "Ein Fall für zwei" übergegangen.

P.S.: An die Dinner-Szene in "Naujocks trauriges Ende" kann ich mich noch erinnern, weil ich sie auch sehr gelungen fand. Aber Hehn ist auch so die Sorte Darsteller, die die Serie zunehmend weniger attraktiv für mich macht. Womöglich lag die Abwertung auch an ihm und seiner Darstellung. Sicher bin ich allerdings nicht mehr.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

17.11.2021 10:27
#973 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #972
Aber grundsätzlich sind die Episoden tendenziell für mich zunehmend weniger interessant. Pro Box 1-3 Highlights, um die es allerdings in der Tat schade wäre, wenn man sie nicht kennen würde, den Rest hat man so oder so ähnlich innerhalb der Serie meist schon mal mit talentierteren Darstellern gesehen. Ist dann halt die Frage, wie lange man das durchhält. Eine Box hab ich noch zu Hause liegen, bin aber vorläufig zu "Ein Fall für zwei" übergegangen.

Das geht mir ebenso. Ich habe über das Jahr 1988 hinaus, obschon ich alle Boxen komplett habe, kaum noch "Derrick" angerührt. Der große Vorteil in den früheren Episoden war, dass auch schwache Episoden durch mitunter herausragende Kino- und Theaterschauspieler sehenswert blieben. In späteren Jahren spielen abwechselnd - übertrieben formuliert - Dirk Galuba, Wolf Roth und Evely Opela die Hauptrolle. Für sich genommen sind auch das Darsteller, die eine Episode bereichern können (vor allem im Falle Roth, dessen ganz große Klasse ich erst sehr spät für mich entdeckt habe), es fehlt aber die Abwechslung der früheren Jahre. Dass die ganz großen Stars, die Ringelmann einst zum Fernsehen holte, später fehlten, kommt dann noch gezwungenermaßen hinzu.

"Ein Fall für zwei" hingegen habe ich gerade in den späten 1980ern durchaus stark in Erinnerung. Das große Staraufgebot konnte es zwar auch da nicht mehr geben bzw. es gab es nie so vergleichbar wie bei Ringelmann, aber die Bücher sind oftmals sehr abwechslungsreich. Nach anfänglichem Fremdeln mit Rainer Hunold, der es in den Fußstapfen Günter Stracks schon zwangsläufig schwer haben musste, funktionierte das Ganze aber bei mir sehr gut.

Gruß
Jan

greaves Offline




Beiträge: 583

17.11.2021 18:01
#974 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zum Thema Derrick und Kommissar und der Alte:


Ich war letztes Wochenende am Kommissar Treffen in Sindelsdorf,nahe München.(Im Restaurant,wo das Treffen stattfand,wurde auch eine Folge Kommissar gedreht).
Es war schön,wieder ein mal unter Gleichgesinnten zu verweilen.Das Treffen ist immer im November.U.a waren wir auch mit einem großen Bus zu damaligen Drehorten unterwegs. In und um München.
Wir trafen wieder zufällig(war nicht das erste mal )auf die ehemalige“ Cutterin „von Ringelmann,die bei Derrick,Alte und Kommissar damals mitarbeitete.(Sie wohnt sogar in/ und neben einem Kommissar und Derrick Drehort).Sie erzählte ein bisschen aus dem Nähkästchen,habe jetzt aber mit dem Thema abgeschlossen.Ist eine sehr nette Dame.

Nach dem Treffen fuhr ich kurz zum Drehort,dem Bahnhof aus der ersten Derrick Folge WALDWEG .Da sieht’s auch heute nach bald 50 Jahren immer noch etwas unheimlich aus.

Wer mal Lust und Laune hat ans Kommissar Treffen zu gehen,kann sich auf der Seite dazu mal informieren.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

17.11.2021 19:39
#975 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Interessante Info, danke. Die Cutterin - kannst Du Dich an ihren Namen erinnern? Gefühlt hat ja Werner Preuss nahezu alle Episoden geschnitten.

Gruß
Jan

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