Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 977 Antworten
und wurde 205.393 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | ... 59 | 60 | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66
Froschmaske Offline



Beiträge: 25

09.02.2021 19:09
#946 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gast im Beitrag #273


Derrick: Ein Hinterhalt

Episode 43 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Ruth Leuwerik (Dr. Marta Schwenn), Hans-Georg Panczak (Bruno Kolpe), Traugott Buhre (Albert Kolpe), Nora Minor (Frau Ziehm), Toni Berger (Herr Borsch), Franziska Stömmer (Frau Borsch), Werner Asam (Robert Borsch), Hansi Kraus (Alf Borsch) u.a. Erstsendung: 1. März 1978, ZDF.

Zitat von Derrick: Ein Hinterhalt
Der Wagen der Ärztin Dr. Marta Schwenn überschlägt sich, weil ein Unbekannter einen Baum auf die Fahrbahn geschleift hat. Im Wagen sitzt zwar die verbrannte Leiche eines anderen, aber sicher ist: Der Anschlag galt der Medizinerin. Die Frau holt sich zum Schutz ihren Neffen ins Haus, doch die beiden halten nicht viel voneinander.

Man sieht die Nacht, die Landstraße, den Autounfall und ahnt, dass es eine gute Folge wird. Ein paar Augenblicke später tritt Ruth Leuwerik auf die Bildfläche und man weiß, dass es eine geniale Folge wird ...

Gleich in mehrfacher Hinsicht kann man Parallelen zwischen „Ein Hinterhalt“ und „Ein Alibi zerbricht“ ziehen. Nicht nur, dass beide Krimis unter der Regie von Alfred Vohrer entstanden und ein realistisches Abbild ihrer jeweiligen Umgebung zeichnen, auch führen beide geschickt diejenigen Personen zusammen, die auf der Skala einer Gesellschaft an den gegenüberliegenden Polen stehen. Die erfolgreiche Anwältin und der Lastwagenfahrer; die Landärztin und der Säufer – dass der Fleiß und die Durchsetzungskraft der Frau hier wie da die Oberhand gewinnt, liegt fraglos an der Präsenz, die Ruth Leuwerik beiden Auftritten angedeihen lässt. Wie schon bei „Ein Alibi zerbricht“ bleibt auch hier eigentlich nur zu sagen: Die gesamte Folge steht und fällt mit ihrer Überzeugungskraft. Und was soll man sagen: Sie steht – auf soliden Beinen.

Dr. Marta Schwenn ist eine ehrgeizige, harte und disziplinierte Frau – dass sie Konsequenzen zu Ende denkt, hat ihr den Ruf eingebracht, arrogant zu sein. In einer knappen Stunde zeichnen Leuwerik und Vohrer allerdings das Porträt einer Frau, die das Gegenteil davon darstellt: einer Frau, die Angst hat, die sich angegriffen fühlt und die Beschränktheit ihres eigenen Handelns erkennt. Frau Dr. Schwenn hat etwas von einer Figur des klassischen Dramas, deren eigene Versäumnisse aus der Vergangenheit sie nun einholen.

Für den größten Teil der Folge geschieht das Einholen in Form des Neffen Bruno, dem Hans-Georg Panczak sein unvergessliches Gesicht leiht. Wer ihn in „Peggy hat Angst“ aus der Sendereihe „Tatort“ gesehen hat, wird sich während der gesamten Laufzeit von „Ein Hinterhalt“ zitternd fragen, wann der junge Mann, dessen Probleme, Leid und Geldsorgen in der neuen Welt im Beisein seiner Tante für Neid, Zynismus und Missgunst sorgen, endlich seine Fassung verliert. Offen wird ausgesprochen, dass der Falsche gestorben sei – doch bei Bruno folgen, typisch für seinesgleichen, den harschen Worten keine Taten ...

Den dritten großen Part bekleidet Traugott Buhre, der alles tut, um den heruntergekommenen und versoffenen Bruder gegen die intensiven Szenen zwischen Leuwerik und Panczak, die sogar Derrick über weite Strecken vergessen machen, präsent zu halten. Es wäre ihm vielleicht gelungen, wenn er in jeder Szene so elend ausgesehen hätte wie in der letzten – zwischendurch hat er aber noch zu viel Agilität im schnapsdurchfluteten Körper.

Alfred Vohrer nutzte die Gelegenheit auf dem Lande, die volle Palette zwischen goldenem Herbst und düsteren Nächten, die immer zeitiger hereinbrechen, auszureizen. Nur in einigen wenigen Szenen begibt man sich nach München; vielmehr stehen neben Wäldern, Feldern und einsamen Straßen das Anwesen der Ärztin, ein Landgasthof mit Karl Tischlinger hinter der Theke und ein altgedienter Bauernhof im Zentrum des Interesses. An letzterem gibt es sogar eine Begegnung mit Hansi Kraus, der durchblicken lässt, dass er besser sich selbst spielen sollte, aber vom Dialekt her bestens in die Szenerie passt. Als Bruder eines Schwachsinnigen und Beobachter eines geheimnisvollen Mannes im Wald sorgt er für viele mögliche Spuren, die ihrerseits neben der charakterlichen Komponente auch für eine in ihrer Struktur abwechslungsreiche Krimigeschichte garantieren.

Ich hätte gern noch so viel zu „Ein Hinterhalt“ geschrieben, muss mich aber kurz fassen. Das geht in drei Worten: Unbedingt selbst sehen! Zusätzlich sei auf Mr Keeneys exzellente Analyse hingewiesen – bzw., da ich eindeutig parteiisch bin, ihre erste Hälfte. 5 von 5 Punkten und eine tiefe Verbeugung vor der vielleicht besten, auf jeden Fall aber bewundernswertesten deutschen Schauspielerin.




Tolle Bewertung der Folge. Ich hab mir die Folge vor allem wegen Ruth Leuwerik, die ich sehr verehre, angeschaut und wurde nicht enttäuscht. Was für eine Schauspielernin. Schade dass sie nur 2 mal bei Derrick und 1 mal beim Kommissar mitgespielt hat. Heute Abend kommt noch die 2. Leuwerik-Derrick Folge dran😀

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

09.02.2021 19:26
#947 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Froschmaske im Beitrag #946
Zitat von Gast im Beitrag #273


Derrick: Ein Hinterhalt

Episode 43 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Ruth Leuwerik (Dr. Marta Schwenn), Hans-Georg Panczak (Bruno Kolpe), Traugott Buhre (Albert Kolpe), Nora Minor (Frau Ziehm), Toni Berger (Herr Borsch), Franziska Stömmer (Frau Borsch), Werner Asam (Robert Borsch), Hansi Kraus (Alf Borsch) u.a. Erstsendung: 1. März 1978, ZDF.
[quote="Derrick: Ein Hinterhalt"]Der Wagen der Ärztin Dr. Marta Schwenn überschlägt sich, weil ein Unbekannter einen Baum auf die Fahrbahn geschleift hat. Im Wagen sitzt zwar die verbrannte Leiche eines anderen, aber sicher ist: Der Anschlag galt der Medizinerin. Die Frau holt sich zum Schutz ihren Neffen ins Haus, doch die beiden halten nicht viel voneinander.

Man sieht die Nacht, die Landstraße, den Autounfall und ahnt, dass es eine gute Folge wird. Ein paar Augenblicke später tritt Ruth Leuwerik auf die Bildfläche und man weiß, dass es eine geniale Folge wird ...

Gleich in mehrfacher Hinsicht kann man Parallelen zwischen „Ein Hinterhalt“ und „Ein Alibi zerbricht“ ziehen. Nicht nur, dass beide Krimis unter der Regie von Alfred Vohrer entstanden und ein realistisches Abbild ihrer jeweiligen Umgebung zeichnen, auch führen beide geschickt diejenigen Personen zusammen, die auf der Skala einer Gesellschaft an den gegenüberliegenden Polen stehen. Die erfolgreiche Anwältin und der Lastwagenfahrer; die Landärztin und der Säufer – dass der Fleiß und die Durchsetzungskraft der Frau hier wie da die Oberhand gewinnt, liegt fraglos an der Präsenz, die Ruth Leuwerik beiden Auftritten angedeihen lässt. Wie schon bei „Ein Alibi zerbricht“ bleibt auch hier eigentlich nur zu sagen: Die gesamte Folge steht und fällt mit ihrer Überzeugungskraft. Und was soll man sagen: Sie steht – auf soliden Beinen.

Dr. Marta Schwenn ist eine ehrgeizige, harte und disziplinierte Frau – dass sie Konsequenzen zu Ende denkt, hat ihr den Ruf eingebracht, arrogant zu sein. In einer knappen Stunde zeichnen Leuwerik und Vohrer allerdings das Porträt einer Frau, die das Gegenteil davon darstellt: einer Frau, die Angst hat, die sich angegriffen fühlt und die Beschränktheit ihres eigenen Handelns erkennt. Frau Dr. Schwenn hat etwas von einer Figur des klassischen Dramas, deren eigene Versäumnisse aus der Vergangenheit sie nun einholen.

Für den größten Teil der Folge geschieht das Einholen in Form des Neffen Bruno, dem Hans-Georg Panczak sein unvergessliches Gesicht leiht. Wer ihn in „Peggy hat Angst“ aus der Sendereihe „Tatort“ gesehen hat, wird sich während der gesamten Laufzeit von „Ein Hinterhalt“ zitternd fragen, wann der junge Mann, dessen Probleme, Leid und Geldsorgen in der neuen Welt im Beisein seiner Tante für Neid, Zynismus und Missgunst sorgen, endlich seine Fassung verliert. Offen wird ausgesprochen, dass der Falsche gestorben sei – doch bei Bruno folgen, typisch für seinesgleichen, den harschen Worten keine Taten ...

Den dritten großen Part bekleidet Traugott Buhre, der alles tut, um den heruntergekommenen und versoffenen Bruder gegen die intensiven Szenen zwischen Leuwerik und Panczak, die sogar Derrick über weite Strecken vergessen machen, präsent zu halten. Es wäre ihm vielleicht gelungen, wenn er in jeder Szene so elend ausgesehen hätte wie in der letzten – zwischendurch hat er aber noch zu viel Agilität im schnapsdurchfluteten Körper.

Alfred Vohrer nutzte die Gelegenheit auf dem Lande, die volle Palette zwischen goldenem Herbst und düsteren Nächten, die immer zeitiger hereinbrechen, auszureizen. Nur in einigen wenigen Szenen begibt man sich nach München; vielmehr stehen neben Wäldern, Feldern und einsamen Straßen das Anwesen der Ärztin, ein Landgasthof mit Karl Tischlinger hinter der Theke und ein altgedienter Bauernhof im Zentrum des Interesses. An letzterem gibt es sogar eine Begegnung mit Hansi Kraus, der durchblicken lässt, dass er besser sich selbst spielen sollte, aber vom Dialekt her bestens in die Szenerie passt. Als Bruder eines Schwachsinnigen und Beobachter eines geheimnisvollen Mannes im Wald sorgt er für viele mögliche Spuren, die ihrerseits neben der charakterlichen Komponente auch für eine in ihrer Struktur abwechslungsreiche Krimigeschichte garantieren.

Ich hätte gern noch so viel zu „Ein Hinterhalt“ geschrieben, muss mich aber kurz fassen. Das geht in drei Worten: Unbedingt selbst sehen! Zusätzlich sei auf Mr Keeneys exzellente Analyse hingewiesen – bzw., da ich eindeutig parteiisch bin, ihre erste Hälfte. 5 von 5 Punkten und eine tiefe Verbeugung vor der vielleicht besten, auf jeden Fall aber bewundernswertesten deutschen Schauspielerin.



Traugott Buhre...ein genialer und immer sehr gern gesehener Film- und Theaterschauspieler, der in jeder Rolle überzeugen kann, besonders toll in der 2 Jahre zuvor gesendeten Folge, "Die Nacht im Oktober", wo er alle Register seines fabelhaften Schauspiel-Könnens zeigt!!!.

Besonders toll, in einer Kurzrolle, unser "ewiger Stenz", der großartige Helmut Fischer in einer Nebenrolle als Polizist!!!.

Froschmaske Offline



Beiträge: 25

09.02.2021 21:37
#948 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #509
BEWERTET: "Der Täter schickte Blumen" (Folge 102)
mit: Horst Tappert, Fritz Wepper, Ruth Leuwerik, Peter Bongartz, Ernst Fritz Fürbringer, Jacques Breuer, Hans Quest, Edwin Noel u.a. - Regie. Helmuth Ashley

Vera Baruda, eine vermögende Witwe, möchte sich mit dem smarten Alexander Rudow verloben. Alles ist schon vorbereitet, der Sekt kaltgestellt, Freunde und Verwandte im Familienansitz warten nur auf das Eintreffen des künftigen Bräutigams. Doch dieser erscheint in Begleitung von Oberinspektor Derrick und Inspektor Klein. Man habe einen Anschlag auf sein Leben verübt, erklärt Rudow seiner erschrockenen Verlobten, ein Taxifahrer sei dabei schwer verletzt worden. Bald stellt sich heraus, dass Rudow wegen Heiratsschwindels und Betrugs mehrere Jahre im Gefängnis verbracht hat; die ohnehin skeptische und ablehnende Haltung von Veras Familie wird dadurch noch verstärkt. Vor allem eine Frage schwebt im Raum: Wird sich der Mordanschlag wiederholen?

Ruth Leuweriks Auftritte in "Derrick" oder "Der Kommissar" veredeln die Szenerie. Die Schauspielerin verleiht auch den trivialsten Dialogsätzen Ernst und Würde und so vermag es nicht zu wundern, dass ihre Vera Baruda trotz des blinden Vertrauens, das sie ihrem vorbestraften Verlobten schenkt, weitaus weniger verachtet oder verdammt wird, als es eine ihrer Kolleginnen würde. Sie macht sich rar; nicht nur innerhalb langlaufender Serien, sondern auch in ihrem Wesen. Bereits 1956 bescheinigt ihr das Album "Unsere Filmlieblinge" (Verlag Bernhard Reiff) "weise Mäßigung und eine richtige Selbsteinschätzung". Sie wirkt stark, aber dennoch nicht unverwundbar und schöpft ihre Kraft aus ruhigen Überlegungen, (selbst)kritischer Betrachtung und verstandesorientierten Handlungen. Umso spannender wirkt es auf ihr Publikum, wenn sie sich von einem Mann beeindrucken lässt, dessen Vorleben jeden Eingeweihten zur Wachsamkeit und Vorsicht aufrufen muss. Die Drehbuchkniffe arbeiten gegen die vorgefasste Meinung des Zusehers. Natürlich erwartet man, dass Vera erst durch die Kriminalpolizei auf Alexanders Vergehen hingewiesen wird. Selbstredend vermutet man eine Wiederholung der Schüsse aus dem Hinterhalt. Doch nichts dergleichen geschieht. Nicht einmal der Taxifahrer erliegt seinen Verletzungen, sondern wird wieder vollständig genesen. Reinecker schafft es, durch dezente Variationen seines Standard-Plots "Ahnungslose Frau trifft auf einen Schurken" für Überraschungen zu sorgen. So ist man weder Peter Bongartz böse, noch bedauert man Ruth Leuwerik. Umso lieber richtet man sich in der mit exquisitem Geschmack eingerichteten Villa ein, begleitet den giftig auftrumpfenden E.F. Fürbringer, dessen Wille und Gestalt auch durch sein hohes Alter nicht gebeugt wurden, und freut sich am nicht weniger überzeugenden Spiel des jungen Breuer, der hier Reife und Nachhaltigkeit verkörpert. Der leise Hans Quest, vornehm und besonnen, ergänzt das Ensemble vorzüglich. Nur die seltsame Verehrung, die sein Sohn Vera entgegenbringt - eine Liebe, die förmlich körperlichen Kontakt sucht, mutet absonderlich an und passt nicht in die beherrschte Männerrunde.
Die Natur darf neben Martin Böttchers angenehmer Musik ihre ganze Pracht zeigen: die herbstliche Baumallee auf der Rückfahrt vom Privatsanatorium erstrahlt in bunter Bombastik, während anfangs der Wind kraftvoll im Efeu der Villa rauscht. Immer wirkt sie dabei dämpfend, nie bedrohlich und so fragt man sich, ob der Schreckensmoment im Pflegeheim tatsächlich von Dauer sein wird. Ohnehin handelt Vera geradezu inkonsequent: "Vergeben und vergessen" galt für sie nur solange, als nicht eine ihr bekannte Person durch Alexanders Handeln geschädigt wurde. Betrifft es ihren unmittelbaren Kreis, fällt sie aus ihrem Wolkenkuckucksheim auf den Boden der Realität. Der Zuseher kommt nicht umhin, sich zu fragen, wen man hier mehr verabscheuen soll: Den geständigen Heiratsschwindler oder die Doppelmoral seiner Verlobten. Ein rundes Familiendrama mit engagierten Darstellern in einem stilvollen Ambiente, das wie ein Smaragd unter Diamanten funkelt.


Der letzte Auftritt der großen Ruth Leuwerik als Schauspielerin. Wie immer souverän und gekonnt gespielt. Sie war einfach eine der besten deutschen Schauspielerin ( wenn nicht die Beste😊) Sie beherrscht jede Szene und überstrahlt alles. Wehmütig und traurig sieht man auf das Abspannfoto der Leuwerik vor allem wenn man weiß, dass es ihr letzter Filmauftritt ist.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 01:30
#949 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Hi zusammen,
die erste Box stand nach einem Durchlauf 10 Jahre im Schrank. In den letzten Monaten gab es ein verschärftes Wiedersehen. Dabei haben mich die Beschreibungen auf der "FOLGENÜBERSICHT" gewurmt. Bei "Waldweg" heißt es dort, Ellen Theiss sei "auf dem Heimweg nachts in einem Wald überfallen und erwürgt worden." Aus "Nur Aufregungen für Rohn" wird "Nur Aufregung für Rohn". Zur Folge "Stiftungsfest" wird ausgeführt, Irene werde "erdrosselt aufgefunden". Aus den ursprünglich ins Auge gefassten 15 Kurzbeschreibungen wurde dann etwas mehr. Ich habe einen Großteil der Kritiken zu den Folgen 1-15 u.a. hier gesichtet und bei meinen Zusammenfassungen und Bewertungen teilweise mit einfließen zu lassen. "Alarm auf Revier 12" ist wohl die Folge, bei der die Meinungen am weitesten auseinanderklaffen. Diese Folge sowie auch die eher "unbekannten" Folgen habe ich im Umfang stärker berücksichtigt als Klassiker wie "Waldweg" oder "Stiftungsfest". Bin kein Forist und hoffe, dass ich es irgendwie schaffe, die Folgen sowie die anschließende Rangliste halbwegs unfallfrei einzustellen. Für alle Beiträge zu den Folgen 1-15 gilt eine Spoilerwarnung. Genug der Vorrede.
Grüße
Schröder


WALDWEG (Deutsche Erstausstrahlung Folge eins: ZDF, Sonntag, 20. Oktober 1974, 20 Uhr; Regie: Dietrich Haugk; Drehbuch: Herbert Reinecker) Manger (Wolfgang Kieling), ein mit seiner alten Mutter (Lina Carstens) unter einem Dach lebender Killer, hat es zu spätabendlicher Stunde auf seine mit der S-Bahn aus München heimlich in das Internat zurückkehrenden Schülerinnen abgesehen. Im irrigen Glauben, sich in seiner Gegenwart in Sicherheit zu befinden, lockt er diese unter einem Vorwand in sein abgelegenes Haus. Und erwürgt sie dort. Die Leichen legt er im angrenzenden Wald ab. Ellen Theiss (Gabriele Lorenz) ist nach Monika Beyer schon sein zweites Opfer. Nicht nur Mangers Mutter bleibt das fern jeden Lehrplans, eigenwillige Hobby ihres scheinbar harmlosen, Chemie unterrichtenden Sprösslings unverborgen. Sie verabscheut die schamlose Freizügigkeit der jungen Dinger („Es ist ein Punkt, der berücksichtigt werden muss, dass diese Mädchen ja geradezu ein solches Schicksal herausfordern. 17, 18, 19, das ist ein Alter, in dem Mädchen besonders verführerisch wirken. Und in der Klasse meines Sohnes, soweit ich mich erinnere, sind besonders hübsche Mädchen.“). Mit Unterstützung der mit der Ermordeten befreundeten Zimmerbewohnerin Inge Behrwald (Ingrid Cannonier), die sich für Ellens Tod mitverantwortlich fühlt, stellt Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert) und Inspektor Harry Klein (Fritz Wepper) dem irren Pädagogen eine Falle. Manger schluckt den Köder und holt Inge, obwohl hierfür gar nicht zuständig, spät abends an der kleinen Bahnstation ab. Von dort aus lotst er sie ins Mordhaus. Dabei, noch bevor er Hand an Inge anlegen kann, räumt Frau Manger - nachdem Derrick diese, in grenzwertiger Weise, durch Zuhalten des Mundes, daran gehindert hat, ihren Sohn im Zimmer nebenan zu warnen - dessen Täterschaft flüsternd ein (“Er ist doch krank. Er hat es getan. Aber er ist krank, krank.“). Als Manger, über das Schweigen seiner Mutter auf dessen Zurufe irritiert, die Tür zum Schlafzimmer seiner Mutter öffnet, steht ihm Derrick gegenüber. Dieser klärt ihn über Inges wahre Rolle sowie die ihn überführende Aussage seiner Mutter auf.

Obwohl der Täter von Anfang an bekannt ist - mit Folge 15 (“Alarm auf Revier 12“) wird eine Wende eingeleitet -, gerät zunächst der zu seinen Schülerinnen wenig distanzierte Dackmann (Herbert Bötticher) in Verdacht. Schön gezeichnet sind die unterschiedlichen Lehrertypen. Der konservative Sparke (Karl Lieffen), der Dackmanns liberale Methoden strikt ablehnt. Die Dackmann denunzierende Frau Baumann (Elinor von Wallerstein; “Ich fühle mich verpflichtet, es zu melden. Aber ich verbinde damit natürlich keine Anschuldigungen. [...] Er ist nicht nur mit ihnen zum Baden gefahren. Er hat sie anschließend eingeladen in Lokale. Hat mit Ihnen getrunken, getanzt.“). Die zu ihren Schülerinnen und Lehrern loyale, besonnene Direktorin Dr. Göbel (Hilde Weissner), die lediglich zuweilen von der tollpatschigen Hausmeister-Nervensäge Dirks (Klaus Höhne) aus der Ruhe gebracht werden kann. Selbst kleine Nebenrollen - etwa Walter Sedlmayr als mädchenfeindlicher Kioskbetreiber (“Das sind Luder, Flittchen.“), der seine Luftpumpe nicht einmal kurz verleiht - sind hervorragend besetzt. Ellen wähnt sich in Markers Haus in Sicherheit. Als sie erkennt, dass er der Killer ist, ist es schon zu spät (ab 5:59). Enttäuschtes Opfervertrauen ist ein bei Reinecker beliebtes Thema, das auch in den Folgen vier (“Mitternachtsbus“), sechs (“Nur Aufregungen für Rohn“), sieben (“Madeira“), neun (“Paddenberg“) und 14 (“Der Tag nach dem Mord“) eine Rolle spielt. Die etwas umständliche Flashback-Auflösung - als Derrick Manger nach dem Öffnen der Schlafzimmertür (zum ersten Mal) gegenübersteht, ist die (Haupt-) Spannung raus - fällt kaum ins Gewicht: 4,5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 02:40
#950 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

JOHANNA (Deutsche Erstausstrahlung Folge zwei: ZDF, Sonntag, 3. November 1974; Regie: Leopold Lindtberg; Drehbuch: Herbert Reinecker) Der mäßig intelligente Taugenichts Balke ermordet sechs Monate nach der Hochzeit seine 15 Jahre ältere, gut betuchte, dominante Ehefrau Martha. Um sich mit seiner jungen, ihm ein vermeintlich sicheres Alibi verleihenden neuen Perle aus der Arbeiterklasse einen schönen Lenz zu machen. Anschließend tauchen nicht nur Derrick und Klein, sondern auch die ebenso dominante, zum Verwechseln ähnlich aussehende Schwester des Opfers beim nervenschwachen Witwer und Alleinerben auf. Dieser gesteht er die Tat.

Trotz Lilli Palmer (Doppelrolle als Ermordete und deren Schwester Johanna aus Amerika), Helmut Lohner und Helga Anders sowie Derricks Aufforderung nach 48 Minuten („Harry, wir brauchen den Wagen, sofort.“) kommt die sich gefühlt 90 Minuten ziehende Folge leider nicht in Fahrt. Obwohl das Alibi keineswegs wasserdicht ist – dass der sportliche Balke in der Lage ist, aus dem ersten Stock (ab 7:24) und anschließend wieder über das Fallrohr hoch zu klettern (ab 12:46), ist kein Hexenwerk -, delegiert Reinecker die weiteren „Ermittlungen“ faktisch an Johanna. Das eröffnet Lilli Palmer zwar viele weitere Szenen, tut der Folge aber nicht gut. Zumal Balke, was nicht an Lohner liegt, als Bösewicht einfach nichts hergibt. Und dieser – anders als beim Katz-und-Maus-Spiel zwischen Frau Hofer und Goldinger in „Paddenberg“ – nicht einmal ein gleichwertiger Gegner seiner Schwägerin ist: 2 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 02:56
#951 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

STIFTUNGSFEST (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, Sonntag, 1. Dezember 1974; Regie: Helmut Käutner; Drehbuch: Herbert Reinecker) Wein, Weib und Gesang. Auf der auswärtigen Jubiläumsfeier eines Augsburger Gesangsvereins schwingt dessen völlig entfesselter Vorsitzender August Bark, um die 60 Jahre alt, nicht nur sein Tanzbein. Dies – unbeabsichtigt - mit tödlichen Folgen für die junge, attraktive Freundin (Andrea Rau) seines Sohnes Helmut (Bruno Dietrich), der Irenes Leiche fassungslos entdeckt. Derrick und Klein ist klar, dass sich der Täter unter den anwesenden Gästen befinden muss. Bei der nach dem Ausschlussprinzip vorgenommenen Rekonstruktion des Aufenthaltsorts der Gäste zum Tatzeitpunkt ist Helmut scheinbar der Einzige, der keinen Alibizeugen hat. Bark kämpft wie ein Löwe darum, Helmut aus der Schusslinie zu bekommen. Dabei gerät er jedoch selbst in Verdacht. Als sich der mit ihm befreundete Vater (Ullrich Haupt) der nach einem unglücklichen Sturz an einem Genickbruch verstorbenen Irene zu den ernüchterten Gästen, darunter auch Barks Frau (Gusti Kreissl) nebst Tochter (Claudia Butenuth), hinzugesellt, zieht sich die Schlinge um ihn immer enger zu. Er erkennt, dass es für ihn keinen Weg zurück in den Alltag mehr gibt. Aus panischer Angst vor der Desavouierung als vermeintlicher Sexualmörder der Freundin seines Sohnes begibt sich Bark im Morgengrauen auf eine hohe, sehr hohe Brücke.

Vorbildlicher winterlicher Nachteinsatz von Stephan und Harry in einem jwd gelegenen Land-Hotel. Ein herausragender Siegfried Lowitz in der Rolle des zunehmend verzweifelten Bark degradiert in einer herausragenden Folge selbst Schauspielergrößen wie Herbert Fleischmann (Broll: „August … Herr Bark“) oder Joachim Wichmann (Köhler: „So … so hab ich ihn [Helmut] gesehen.“) zu eher unbedeutenden Statisten: 5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 03:06
#952 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

MITTERNACHTSBUS (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 12. Januar 1975; Regie: Theodor Grädler; Drehbuch: Herbert Reinecker) 1973 gedrehte Erstfolge. Dass Derrick hier erst nach 15 Minuten in Erscheinung tritt, während er in „Waldweg“ schon nach sieben Minuten durch den Wald um die ermordete Ellen Theiss tappt, mag ein Grund für die spätere Umstellung gewesen sein. Zum Inhalt: Erich, der Sohn des schmierigen Dorfwirts Holler, ein Zigarre qualmendes A… allererster Kajüte, schwängert die liebestolle Bedienung Helga. Ihre Weigerung, das Kind - im Gegenzug für eine Zahlung - abzutreiben, hat für Helga tödliche Konsequenzen. Im Teich, ganz in der Nähe der Dorfkneipe. Der manipulative Holler lenkt den Verdacht auf den geistig zurückgebliebenen Bruno. Einem der wenigen im Kaff, der über Helgas Tod aufrichtig trauert. Und, anders als die meisten Dorfbewohner, keinen Intimkontakt mit ihr unterhielt. Dabei instrumentalisiert Holler auch Brunos Vater. Ein armes Schwein und hochgradig alkoholabhängiger Bauer, der bei Holler - auf einmal und ganz plötzlich - bis zum Abwinken Schnaps für lau saufen darf. Nachdem Helgas Kollegin, die mütterliche, zuvor schweigsame Frau Jahn, Derrick reinen Wein einschenkt, hat dieser die Faxen dicke. Und ringt dem blassen Erich, in Abwesenheit Hollers, im Teich, auf die eher rustikale Art, ein Geständnis ab.

Auch wenn nicht ganz die Spitzenqualität von „Stiftungsfest“ erreicht wird. Dank Werner Kreidl (Holler), Hartmut Becker (Erich), Bruni Löbel (Frau Jahn), Rudolf Platte (Brunos Vater), Lambert Hamel (Bruno) und Christiane Schröder (Helga) jedenfalls eine gute bis sehr gute Folge. Dass das Motiv bei der Auflösung in den Hintergrund tritt, ist nur eine unwesentliche Kleinigkeit: 4,5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 03:18
#953 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

TOD AM BAHNGLEIS (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 9. Februar 1975; Regie: Alfred Weidenmann; Drehbuch: Herbert Reinecker) Ein Frauenmörder geht um. Die erneut in der Nähe eines kleinen Vorortbahnhofs entdeckte Leiche ist innerhalb kurzer Zeit schon das dritte Opfer des Serienmörders. Mit sorgsam aufgeknöpfter Bluse, willfährig drapiert, quer zwischen den Gleisen der Bahnstrecken abgelegt, werden die ermordeten jungen, hübschen Frauen aufgefunden. Ein sexueller Missbrauch erfolgte nicht. Nicht nur die Presse, sondern auch Kriminalrat Harder (Hermann Lenschau) erwartet von Derrick eine – ade Wochenende - rasche Aufklärung. Hugo Hase (Peter Kuiper) ist ein einfältiger Typ, geistig eher auf dem Stand eines Kindes, gefangen im Körper eines Bären von einem Mann um die 40. Ein Außenseiter, der von seinen raubeinigen Kollegen im Gleistrupp ob seiner Schwierigkeiten mit dem anderen Geschlecht regelmäßig mit Anzüglichkeiten unterhalb der Gürtellinie verletzt wird. Hases gequält unbeholfenen Versuche, weibliche Zuneigung zu erfahren, sind - wie beim dritten Opfer - zum Scheitern verurteilt. Die Ermittlungen führen Derrick, der neben Klein erstmals auch von Schröder (Günther Stoll) unterstützt wird, ins Bahnmilieu. Auf Grundlage von Zeugenangaben – ein sportives Beinahe-Opfer, das die 100 Meter in 12 Sekunden läuft, konnte dem Killer enteilen - wird ein Phantombild erstellt.

Der fürsorgliche Vorarbeiter des Gleisbautrupps, Greiser (Günter Strack), nimmt Hase zusammen mit seiner Tochter Hannelore (Mascha Gonska), Anfang 20, auf eine Feier mit. Beim geselligen Kegeln räumt Hugo, der mit Hannelore ein Team bildet, alle Neune ab. Und avanciert zum Partykönig. Von der ihm freundschaftlich gesonnenen Hannelore ist er mehr als angetan. Hugos euphorische Stimmung kippt, als er mitansehen muss, wie Hannelore von einem jungen Mann, einem Studenten, liebkost und geküsst wird. Bei einem seiner Streifzüge durch Spielhallen und zwielichtige Münchner Etablissements verschlägt es Hase, nachdem er die letzte S-Bahn zurück in die Baracke verpasst hat, zu seiner Mutter (Erica Schramm). Diese, nicht allein in ihrer Wohnung, weist ihn an der Tür barsch und kalt ab. Geld für ein Hotel könne sie ihm geben, ein Obdach nicht. Den verdutzten Freier seiner Mutter lädt Hugo anschließend auf ein Bier ein. Hase erfährt von Greiser, dass Hannelore demnächst spät abends allein mit der S-Bahn aus München zurück nach Hause fährt. Und heftet sich nach einer weiteren Tour durch die City – Klein und Schröder verpassen das gesuchte Phantom nur ganz knapp - heimlich an ihre Fersen. Der seiner Tochter nach ihrer Rückkehr Richtung Bahnstation entgegenlaufende Greiser verhindert unbewusst, dass Hannelore zum vierten Opfer wird; Hugo („Fix sein muss man.“) hat die - wie das dritte Opfer - wegrennende Hannelore gerade eingeholt und gestellt, als Greiser urplötzlich dazu kommt. Das vermeintlich zufällige Aufeinandertreffen wird in einer Gaststätte begossen. Dabei bringt Hannelore Hugo das Tanzen bei. Sehr erfolgreich, denn selbst die Hochzeitsgesellschaft im Lokal ist von dem Tanzpaar inspiriert. Hugo ist völlig außer sich vor Glück.

Am nächsten Tag taucht Derrick in der Baracke um Greisers Mannen auf. Diese lügen den geschniegelten Oberinspektor zunächst an und behaupten, die gesuchte Person auf dem Phantombild nicht zu kennen. Hase steht vor Greisers Haus und lädt Hannelore zu einem Tanzausflug in die Stadt ein. Sie hat schon etwas anderes vor, bittet Hugo aus Höflichkeit aber, wenigstens ins Haus zu kommen und sich aufzuwärmen. Derrick und einige Gleisarbeiter, denen Hases Gefährlichkeit zwischenzeitlich klargeworden ist, eilen hinzu. Hugo nimmt Reißaus. Bei seiner Flucht kommt es zu einem Kampf, in dessen Verlauf er ein Messer an sich nehmen und entkommen kann. Mit dem Messer am Hals eines unbeteiligten Autofahrers zwingt Hugo diesen, ihn nach München zu fahren. Als Derrick und Kollegen nach weiteren Ermittlungen bei Hases Mutter in der Wohnung eintreffen - Hugo war bis vor einem Jahr noch bei ihr gemeldet -, ist es schon zu spät. Die Prostituierte Hase liegt mit aufgeschnittener Kehle tot auf ihrem Arbeitsplatz, quer im Bett, blutüberströmt. Still, ruhig und befreit verharrt Hugo Hase neben der Leiche seiner Mutter.

Ungeachtet gewisser Ähnlichkeiten mit „Waldweg“ (geisteskranker Serienmörder; erwürgte junge, weibliche Opfer; Bahnbezug; gestörtes Mutterverhältnis) eine Folge (Arbeitstitel: “Portrait eines Mörders“) der absoluten Spitzenklasse. Nicht nur der für seine Rolle ausgezeichnete Peter Kuiper hat sich die Bestnote verdient: 5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 03:31
#954 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

NUR AUFREGUNGEN FÜR ROHN (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 9. März 1975; Regie: Wolfgang Becker; Drehbuch: Herbert Reinecker) Rohn (Thomas Fritsch), ein talentierter, aber ungeduldiger und zu Selbstüberschätzung neigender Stipendiat, hat ein Jahr vor Abschluss seines Studiums den scheinbar perfekten Plan für einen Raubüberfall auf einen Supermarkt-Geldboten ausbaldowert. Dumm nur, dass er bei der maskierten Tatausführung seinen auffälligen Grünstift verliert. Und der überfallene Geldbote Seibach (Helmut Käutner), mit dem er vorher noch zusammen Skat gedroschen hat, Rohn deswegen der Tat verdächtigt. Als Seibach, der mit seinen zwei erwachsenen Kindern einen Stock unter Rohn wohnt, Rohn in dessen kleiner Bude am Tatabend zur Rede stellt, wird sein Verdacht bestätigt. Rohn ist nicht mehr in Besitz des Stiftes. Rohns Angebot, die Hälfte des in seiner Schreibtischschublade aufbewahrten Geldes zu nehmen oder die Beute anonym zurückzugeben, wird vom redlichen Seibach abgelehnt. Seibach beharrt darauf, dass Rohn mit ihm zur Polizei geht. Sein Todesurteil. Beim nächtlichen Herunterschleppen des Erwürgten, bevor Rohn den Leichnam vor der Haustür in der Hofeinfahrt ablegt, verliert die Leiche im Treppenhaus einen Schuh. Das bemerkt Rohn jedoch erst nach der Ablage. Aus Angst vor möglichen Zeugen und dem erhöhten Risiko, dem Opfer den Schuh anzuziehen, nimmt Rohn diesen auf dem Rückweg nach oben mit in seine Wohnung. Und versteckt den Schuh unter seinem Schlafsofa.

Die Leiche wird am nächsten Morgen entdeckt. Das Anrücken der Polizei ist nicht zu übersehen. Rohn schnappt sich die von Seibach geraubte Aktentasche mit den darin befindlichen, zuvor von ihm aufgebrochenen Geldbomben. Um keinen Lärm zu machen, zieht er seine Schuhe aus und versteckt die Tasche auf dem Dachboden. Als er in seine Wohnung zurückkehrt, hat er schon Besuch. Von Derrick und Klein, die bei ihrem eigenmächtigen Betreten der Wohnung fast über Rohns Schuhe stolpern. Da er nichts zu verbergen habe, gestattet er auf Derricks Nachfrage, sich bei ihm in der Wohnung näher umzusehen. Klein sitzt auf dem Sofa; auch als er sein Feuerzeug aufhebt, bemerkt er Seibachs Schuh nicht. Derrick stöbert am Schreibtisch in Rohns Unterlagen. Obwohl er einen Finger schon an der Schublade hat, öffnet er diese, zur Erleichterung Rohns, jedoch nicht. Noch bevor Derrick und Klein das Anwesen verlassen, eilt Rohn im Treppenhaus hektisch an ihnen vorbei. Ihn als Seibachs Mörder entlarvenden Schuh entsorgt er in einer Hecke. Das erbeutete Geld verstaut er in einem Bahnhofsschließfach. Bei Ausführung des Überfalls hat Rohn, zur Ablenkung und Vortäuschung eines nicht eingeschlagenen Fluchtwegs, eine nahezu identische zweite Aktentasche - wie die von Seibach geraubte - platziert. Derricks Versuch, Rohn von der Verkäuferin als Käufer dieser Zweittasche identifizieren zu lassen, scheitert. Erneut hat Rohn mehr Glück als Verstand. Bei einer weiteren, jetzt offiziellen Durchsuchung der Wohnung findet das Ermittlerduo zwei Stofffetzen. Vermutlich Stofffetzen aus der Maske Marke-Eigenbau ausgeschnittener Augenschlitze. Aber eben nur vermutlich. Ein auf Rohn ausgestelltes Rezept einer in unmittelbarer Tatortnähe zum Raubüberfall gelegenen Arztpraxis lässt Derrick annehmen, Rohn habe die zweite Aktentasche als falsche Spur gelegt. Und ist nach dem Überfall in die Arztpraxis geflüchtet. Der verhörte Mediziner gibt indes an, Rohn während der Ausführung des in Sichtweite erfolgten Raubüberfalls behandelt zu haben. Rohn triumphiert. Derrick erhöht den Druck. Mit Hilfe von Seibachs Kindern konfrontiert er Rohn mit dem mutmaßlichen Ablauf in der Mordnacht. Als er diesen auffordert, mit nach unten zu kommen und Rohn seine Jacke anzieht, fällt ihm der Schließfachschlüssel aus der Tasche. Rohns verzweifelter Versuch, den Schlüssel zu verdecken, misslingt. Am Bahnhof entnimmt Derrick die Beute aus dem Schließfach. Rohn wird in Handschellen abtransportiert.

Die Folge ist auch mit vielen genialen Nebendetails angereichert. Seibach („Grün ist die Hoffnung.“) ist etwa schon im Begriff, seine Wohnungstür aufzuschließen, als er inne hält und sich dann doch auf den Weg hoch zu Rohn macht; als Rohn Seibachs Leiche gegen Mitternacht runterschleppt, öffnet Seibachs Tochter, die besorgt auf ihren Vater wartet, kurz die Tür; Rohns ständig klammer Kommilitone (Michael Ande) befriedigt seine materiellen Bedürfnisse hingegen legal mit Schnorren, isst den auf einem fremden Teller übrig gebliebenen Kuchen mit einer zuvor an der Tischdecke abgewischten Gabel und bechert später ungefragt aus Rohns Glas Whisky; Freunde der D-Mark kommen im zweiten Teil des Abspanns auf ihre Kosten. Wie es dazu kommt, dass der Arzt Rohn für den Überfall ein zumindest objektiv falsches Alibi liefert, wird zwar nicht näher aufgelöst. Dies lässt sich aber damit glätten, dass auch die Verkäuferin der Zweittasche Rohn nicht objektiv zutreffend als Käufer identifizieren konnte. Reinecker mithin die Unzuverlässigkeit menschlicher Wahrnehmung bzw. Erinnerung und damit einhergehender Aussagen thematisiert. Dass das erst gegen Ende der ersten Halbzeit die Arena betretende Ermittlerduo bei der ersten Durchsuchung in der winzigen Studentenbude sowohl Seibachs Schuh als auch das in der Schublade befindliche Geld übersieht und beim zweiten Anlauf Seibachs auf dem Dachboden versteckte Tasche fortwährend unbemerkt bleibt, fällt ebenso nicht weiter ins Gewicht. Dass sich Rohn nach einer schier unendlichen Kette vorausgehender Fehler letztlich selbst überführt und nicht durch die ebenso von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Ermittlungen zur Strecke gebracht wird, erscheint hingegen stringent. Dass die Überführung als Täter des Raubüberfalls Rohn nicht notwendig auch als Mörder überführen muss, führt zu keinem Abzug. Ein blendend aufgelegter Thomas Fritsch; nicht zu vergessen auch der mehr als überzeugende Helmut Käutner (Regisseur von „Stiftungsfest“) in seiner Rolle als älterer, nicht am schnellen Reibach interessierter Geldbote Seibach. Und diese Aufrichtigkeit mit seinem Leben bezahlt. Unterm Strich eine Folge der absoluten Spitzenklasse: 5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 03:43
#955 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

MADEIRA (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 6. April 1975; Regie: Theodor Grädler; Drehbuch: Herbert Reinecker) Bubach, ein seriös wirkender Herr um die 60, erschleicht sich das Vertrauen alleinstehender, solventer Damen. Im Glauben, zusammen mit dem kultivierten Bubach ihren Lebensabend auf der romantischen portugiesischen Insel im Atlantik zu verbringen, plündern die älteren, gutgläubigen Damen ihre Ersparnisse und lösen auch ihren Haushalt auf. Vor dem „Abflug“ lockt Bubach das dritte Opfer, Frau Domberg, in sein einsam gelegenes Wochenendhaus, um noch ganz kurz auf die „Abreise“ anzustoßen. Bubach schenkt Sekt ein und nimmt den Plattenspieler in Betrieb. Während der Klänge von „La Mer“ bricht die vergiftete Frau Domberg zusammen und stirbt qualvoll. Die Leiche begräbt der botanisch erfahrene Bubach im Garten und nimmt die 30.000,00 DM der Ermordeten an sich. Beim Versuch, die in der geräumten Wohnung von Frau Domberg stehenden, gepackten Koffer zu holen, um deren Abreise vorzutäuschen, wird er von Nachbarn gestört. Kann aber mit seinem Auto, an dem sich ein gefälschtes Kennzeichen befindet, entkommen. Aus der Beute kauft er sich ein neues Auto. Die andere Hälfte des Geldes überweist Bubach auf das Konto seiner Nichte Kläre. Vor der Tat gibt Bubach vor, den von Frau Domberg innig geliebten Hund, Bärle, vorläufig in einem Tierheim abzugeben, um diesen – nach Erledigung gewisser Formalitäten – später auf die sonnige Insel mit dem milden Klima zu holen. Tatsächlich hat er Bärle, die ihm schon immer lästige, bellende Töle, in einem schäbigen Hinterhof ausgesetzt. Dem ortskundigen Vierbeiner gelingt es jedoch, den Weg zurück zur Wohnung seines Frauchens zu finden.

Mit Bärle (Derrick: „Der hat `ne feinere Nase als ich.“) begeben sich Stephan und Harry in das Stammcafé von Frau Domberg. Bärle scheint Bubach gut zu kennen. Auf seine Beziehung zur Getöteten angesprochen meint er, nur den Hund näher zu kennen. Den habe er im Café regelmäßig mit Kuchen gefüttert. Eine glatte Lüge, denn Derrick, der das Tier nach dem ominösen Verschwinden von Frau Domberg vor drei Wochen bei sich aufgenommen hat, weiß, dass sein vorübergehend einquartierter Mitbewohner gar keinen Kuchen frisst. Umgekehrt erkennt auch Bubach, dass Derricks Angabe, der Neffe von Frau Domberg zu sein, gelogen ist, da diese keinerlei Verwandte mehr hatte. Trotzdem setzt Bubach seine Masche fort, als er vor dem Café eine weitere potentielle Madeira-Auswanderin, die ihm schon länger bekannte Frau Peters, trifft. Und diese erwähnt, dass sie ein Sparguthaben von 200.000,00 DM auf der hohen Kante hat. Bei einem unangekündigten Besuch der Spürnasen in Bubachs Wohnhaus rennt Bärle vorab ins Wohnzimmer und wittert dort die versteckte Handtasche der ermordeten Frau Domberg. Bubach gelingt es, diese aus dem geöffneten Schlafzimmerfenster zu werfen, bevor Derrick, der nunmehr seine wahre Identität preisgibt, Klein und Kläre das Haus betreten. Nachdem Bubachs Besucher verschwunden sind, entsorgt er die Tasche endgültig. Kläre wird gegenüber ihrem Onkel misstrauisch. Neben dem Autokauf und der Überweisung sind da u.a. auch noch die Madeira-Prospekte, die sie vor dem Verschwinden von Frau Domberg bei ihm gesehen hat. Zwar weist sie jeglichen Verdacht gegen ihren Onkel, der ihr Medizin-Studium finanziert, zurück. Ihre Zweifel nehmen jedoch zu.

Im Englischen Garten präsentiert Bubach Frau Peters erneut Madeira-Prospekte, diese ist hellauf begeistert. Als Kläre ihren Onkel besucht, erscheint Frau Peters unangemeldet und erklärt, dass sie zusammen mit Bubach nach Madeira ziehe. Bubach habe ihr „seit Tagen“ fabelhafte Prospekte gezeigt und mit ihr über eine Auswanderung geredet. Verstört verlässt Kläre das Haus. Frau Peters zeigt Bubach schon einmal von ihrem Konto abgehobene 100.000,00 DM. Unter dem Vorwand, sie nach Hause zu fahren, legt Bubach mit Frau Peters einen vermeintlichen Zwischenstopp im Wochenendhaus ein. Aus dem Haus erklingt erneut der Schallplatten-Gesang von Charles Trénet („La Mer“). Derrick und Klein eröffnen Kläre, nach Frau Peters zu suchen, wobei Kläre deren gestrigen Besuch bei ihrem Onkel verschweigt. Kläre stellt Bubach in seinem Wohnhaus zur Rede. Dieser versucht sich in einer Ausrede. Erst durch den Kontakt mit der Polizei vor zwei Tagen sei er auf die Idee gekommen, auszuprobieren, ob es auch ihm gelänge, Frau Peters zu einer Auswanderung nach Madeira zu bewegen. Hierbei habe es sich um ein Experiment gehandelt. Kläre erwidert, dass Frau Peters bei ihrem Besuch am Vortag davon gesprochen habe, die Auswanderung nach Madeira sei schon „seit Tagen“ Thema zwischen ihr und ihm gewesen. Sie fordert ihren Onkel auf, sofort mit Frau Peters sprechen zu wollen. Laut Bubach halte sich diese in seinem Wochenendhaus auf. Als sie dort zusammen eintreffen, ist von Frau Peters weit und breit nichts zu sehen. Kläre gibt ihrem Onkel zu verstehen, dass auch sie ihn jetzt für den Täter halte. Bubach wimmelt ab. Während er Sekt in zwei Gläser einschenkt, ertönt „La Mer“. Obwohl Kläre betont, nichts trinken zu wollen, reicht er ihr ein Glas und bittet sie, mit ihrem alten, müden Onkel einen Schluck zu trinken. Als sie gerade im Begriff ist, das Glas an ihren Mund zu führen, bellt draußen ein Hund (Bärle). Kläre stellt das Glas ab und rennt ein Stück weit vor das Haus, wo sie auf Derrick und Klein trifft. Nach dem letzten Gespräch seien sie ihr gefolgt. Beim Blick durch die geöffnete Tür sitzt Bubach tot auf dem Sofa. Ein Glas steht vor ihm auf dem Tisch.

Curd Jürgens (Bubach), Susanne Uhlen (Kläre), Elfriede Kuzmany (Frau Domberg) und Inge Birkmann (Frau Peters) überzeugen auf ganzer Linie. Der intelligente Bubach macht, ähnlich wie Rohn („Nur Aufregungen für Rohn), viele Fehler. Obwohl nicht nur bereits Bärle seine Spur aufgenommen hat, ist die Gier auf das weitere Geld von Frau Peters zu groß. Bubach mordet und erbeutet nicht nur Geld, sondern raubt bzw. zerstört – wie Rohn – darüber hinaus auch das in ihn gesetzte aufrichtige Vertrauen seiner Opfer. Eine teuflisch gute Folge. Dass Stephan und Harry, die nur bessere Nebenrollen ausfüllen, mit dem Hund genau in der Sekunde aufkreuzen, als Kläre das Glas zum Trinken ansetzt, erscheint jedoch reichlich konstruiert: 4,5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 03:56
#956 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

ZEICHEN DER GEWALT (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 4. Mai 1975; Regie: Theodor Grädler; Drehbuch: Herbert Reinecker) Strafverteidiger Dr. Rieger (Joachim Bissmeier) wird telefonisch erpresst. Entweder er verschaffe seinem in Untersuchungshaft befindlichen Mandanten Hausmann eine Wumme oder seine Frau werde kaltgemacht. Frau Rieger (Gaby Dohm) bestätigt den Ernst der Lage und fleht ihren Mann mit verbundenen Augen an, der Forderung der beiden Geiselgangster nachzukommen. Vor Übergabe des Schießeisens an Hausmann (Raimund Harmstorf) in der Besprechungszelle des Gefängnisses entfernt der Rechtsanwalt alle fünf Patronen aus dem Magazin. Obwohl Dr. Rieger Hausmann klarmacht, dass dieser reelle Chancen habe, einer Verurteilung wegen der ihm angelasteten Schlägerei mit Todesfolge zu entgehen, besteht Hausmann auf eine Übergabe.

Kurz danach erfährt der Advokat, dass Hausmann, der mit einer scharfen Stripteasetänzerin aus dem „Crazy“ verheiratet ist, bei seinem Ausbruch einen Justizwachtmeister erschossen hat. Beim Entfernen der Munition hat er übersehen, dass sich eine sechste Patrone im Lauf der durchgeladenen, ihm per Boten zugespielten Pistole befunden hat. Dr. Rieger macht sich schwere Vorwürfe, zumal er selbst in Besitz einer Pistole ist. Und den erschossenen Beamten gut gekannt hat. Weder Derrick noch Frau Rieger gelingt es, diesen, der seine Karriere als Anwalt zerstört sieht, zu beruhigen. Dr. Riegers Pistole bleibt in dessen Schreibtischschublade. Hausmanns Ausbruch schlägt hohe Wellen. Nicht nur in Rundfunk und Presse, sondern auch beim hadernden Kriminalrat. Neben Klein steht Derrick eine Vielzahl weiterer Beamter, u.a. erstmals Berger (Willy Schäfer), der Derrick zu Siezen hat, zur Verfügung. Eine Durchsuchung der Wohnung Hausmann verläuft negativ. Außer der rotzfrechen Ehefrau und Gangsterbraut Irina (Sybil Danning, mit nachsynchronisierter Stimme von Ingrid van Bergen), ihrer ebenso giftigen Mutter („Elende Schnüffler-Bande“) und der kleinen Hausmann-Tochter Agathe hält sich niemand dort auf. Das Mehrparteienhaus wird ab sofort rund um die Uhr überwacht. Dr. Rieger erschießt sich mit seiner Pistole. Irina ist die Attraktion im „Crazy“, in dem Hausmann zwei Jahre lang erfolgreich als Geschäftsführer gearbeitet hat. Als ein besoffener Gast Irina an die Wäsche wollte, ist ihm das nicht gut bekommen, was Hausmann – bis zu seinem Ausbruch – eine dreimonatige U-Haft eingebrockt hat. An den Geschäftsführerposten ist Hausmann hingegen eher sanft gelangt. Irina gab dem Inhaber nur zu verstehen, ihre Künste anderenorts zur Schau zu stellen, sofern ihr Gatte den begehrten Job nicht bekomme. Hausmann bleibt von der Bildfläche verschwunden. Inhaber und Angestellte des Nachtlokals fürchten sich vor dem unberechenbaren Hausmann. Derrick ist überzeugt, dass das fast von Hörigkeit geprägte Verhältnis zwischen dem seit Monaten getrennten Ehepaar der Schlüssel zum Erfolg ist.

Nach ihrer nächtlichen Heimkehr aus dem „Crazy“ trifft Irina ihren Mann auf dem Dachboden und vergnügt sich dort mit ihm. Die Witwe Rieger, die sich Vorwürfe am Selbstmord ihres Mannes macht, bietet bei den weiteren Ermittlungen ihre aktive Hilfe an. Zwar habe sie die beiden Geiselnehmer nicht sehen, dafür aber deutlich hören können. Aus Sicherheitsgründen – Derrick räumt ein, dass er die spätere Selbstmordpistole nicht bei Dr. Rieger hätte belassen dürfen - beschränkt man sich darauf, aus dem Dunstkreis Hausmanns hierfür in Frage kommende Personen unter Einsatz eines Tonbandgerätes zu verhören. Ein Treffer ist nicht dabei. Einer der Geiselgangster, Pinas (Franz Morak), überlässt Hausmanns Schwiegermutter, die scheinbar harmlos draußen mit ihrer Enkelin Agathe spielt, Munition für die Ausbruchswaffe. Irina schafft die Patronen hoch zu Hausmann, der seine Knarre direkt aufmunitioniert. Hausmann kann das Anwesen mittels einer Leiter unbemerkt über das Dach verlassen und trifft in den Hinterzimmern des „Crazy“ alte Bekannte. Darunter die Geiselgangster Pinas und Dreyer (Jan Hendriks), bei denen er sich mit einem Umtrunk bedankt. Während Derrick mit Klein im Gästebereich sitzt, erscheint Frau Rieger, die von Derricks Warnungen nichts hören will. Hausmann erkennt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis seine beiden Ausbruchshelfer von Frau Rieger an ihrer Stimme identifiziert werden. Derrick und die Witwe bemerken aufgrund der plötzlichen Nervosität des Kellners, dass Hausmann in der Nähe sein muss. Während Klein Frau Rieger nach Hause fährt, nimmt Derrick Irinas Hinterzimmer unkonventionell näher in Augenschein und stößt dort neben der Gangsterbraut auch auf Hausmann. Dieser flüchtet aus dem Fenster und kann nach einem Schusswechsel entkommen. Kriminalrat Harder ist not amused.

Die Witwe erhält eine telefonische Drohung, dass ihre Mutter umgebracht werde. Wenig später fallen auch Schüsse, Frau Rieger, deren Mutter und Inspektor Klein bleiben dabei aber glücklicherweise unverletzt. Bei den weiteren Vernehmungen in Hausmanns Bekanntenkreis ist nun Dreyer mit an der Reihe. Frau Rieger gibt an, Dreyers Stimme auf dem Tonband nicht zu kennen, Derrick durchschaut jedoch, dass sie aus Angst lügt. Während der Oberinspektor Irina in der Wohnung ankündigt, sie zu verhaften, klingelt Klein und täuscht vor, dass Hausmann gefasst worden sei. Derrick meint zu Irina, dass sich ihre Verhaftung damit erledigt habe. Dies im Bestreben, sie in Hausmanns Versteck zu locken. Als die Gangsterbraut das Haus erst später, am Abend, verlässt und mit einem Taxi ins „Crazy“ fährt, ist Derrick sicher, dass sich Hausmann im Haus versteckt halten muss. Zum Missfallen von Hausmanns Schwiegermutter durchsucht das Ermittlerduo die Wohnung erneut. Von Hausmann wieder keine Spur. Nachdem Agathe die Wohnungstür geöffnet hat und einige Treppenstufen nach oben gelaufen ist, fällt bei Derrick der Groschen. Hausmann kann nach einem weiteren Schusswechsel über die bereitstehende Leiter auf das Dach flüchten. Derrick und Klein folgen ihm, es kommt zu erneuten Schusswechseln, in deren Verlauf Hausmann nach unten auf die Straße eilen kann. Dort feuert er abermals auf seine beiden Verfolger, die ihn jedoch schließlich mit gezielten Schüssen zur Stecke bringen. Verletzt bleibt Hausmann auf dem Boden liegen. Krankenwagen und Polizeiautos treffen ein.

Eine gelungene, flotte Folge, die wenig Gelegenheit zum Chipsholen bietet. Dass der fieberhaft gesuchte Ausbrecher und Mörder trotz der aufwendigen Observation des Hauses dort nach Belieben ein- und ausgehen kann, gibt zum Hadern Anlass. Auch sein Ausbruchsmotiv wäre plausibler, wenn er zuvor schon, u. U. sogar unberechtigt, zu einer gaaanz langen Haftstrafe verknackt worden wäre. Der Selbstmord von Dr. Rieger ist gleichfalls wenig schlüssig. Nachdem dieser seine geliebte Frau aus den Fängen der Kidnapper ungeschoren herausgeholt hat, knipst er sich die Lichter aus. Und lässt diese, im Alter um die 30, als Witwe im Stich. Selbst der mögliche Verlust der Zulassung wäre kein Grund für einen Selbstmord, da er auch in einen anderen Berufszweig hätte umsatteln können. Warum Dreyer und Pinas mit der Geiselnahme eine sehr lange Haftstrafe riskieren, leuchtet nicht ein. Die wohl angedeutete Ganovenehre - Hausmann bedankt sich mit einem Händedruck und lässt `ne Pulle kommen – überzeugt nicht: 4 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 04:12
#957 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

PADDENBERG (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 1. Juni 1975; Regie: Franz Peter Wirth; Drehbuch: Herbert Reinecker) Der ehrgeizlose Kunstmaler Hofer (Heinz Bennent) sieht beim Vorbeifahren aus der Straßenbahn einen aus Kriegszeiten alten Freund, ihm als „Goldinger“ bekannt, vor einem noblen Hotel aus dessen Luxuslimousine aussteigen. Goldinger, der es beruflich sehr weit zum Direktor der eigenen Werkzeugmaschinen-Fabrik gebracht hat, tritt unter dem Namen „Oswald Paddenberg“ auf. Die Wiedersehensfreude ist einseitig verteilt. Zwar erklärt sich Goldinger alias Paddenberg (Peter Pasetti) bereit, den gerade beginnenden Empfang des Industrieverbands im Hotel sausen zu lassen. Und Hofer mit seinem Auto in der Nähe abzuholen. Die erfolgte Konfrontation mit seiner Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit macht ihm aber schwer zu schaffen. Bevor Hofer das Hotel verlässt, um zum vereinbarten Abholpunkt zu laufen, ruft er seine Frau (Anaid Iplicjian) an. Dieser erzählt er freudig erregt von dem zufälligen Treffen mit dem von ihm angehimmelten Goldinger bzw. Paddenberg. Während der anschließenden Fahrt in Paddenbergs Nobelkarosse (Kennzeichen: M-OP 1) gibt dieser vor, den Namen Goldinger nur seinerzeit, während der Internierung im amerikanischen Lager, fälschlich aus dem Soldbuch eines toten Kameraden verwendet zu haben. In Wirklichkeit habe er schon immer Paddenberg geheißen. Auf seine Nachfrage erklärt Hofer, dass der amerikanische Wachsoldat beim Ausbruch aus dem Lager Bad Aibling 1946 umgekommen und Goldinger bzw. Paddenberg deswegen, über viele Jahre lang, als Mörder gesucht worden sei. Mit der Behauptung, ein schönes Lokal im Forstenrieder Park anzusteuern, biegt der Direktor auf einen Waldweg ab. Sein Angebot, Hofers Schweigen zu erkaufen, weist Hofer zurück, schließlich habe er, Paddenberg, von ihm nichts zu befürchten. Unter einem Vorwand lockt Paddenberg Hofer aus dem Auto und tötet ihn mit einem Pistolenschuss ins Herz. Aus dem Auto heraus, von oben herab, packt er Hofers Kopf und vergewissert sich, dass dieser auch tatsächlich tot ist. In der Annahme, sich des gefährlichen Verbindungsglieds zu seiner dunklen Vergangenheit entledigt zu haben, braust Paddenberg davon.

Dabei hat der empathielose Regent seine Rechnung aber ohne die Witwe Hofer, die sich von ihrem nichtsnutzigen, Bauernschränke bepinselnden Waschlappen eines Ehemannes ohnehin scheiden lassen wollte, gemacht. Aufgrund des Anrufs ihres Mannes sowie seiner vorausgehenden beschönigenden Erzählungen über Goldinger weiß sie, dass Paddenberg erneut zum Mörder geworden ist. Ihr Wissen verschweigt sie Derrick, nicht aber Paddenberg. Um diesen auf keine weiteren dummen Ideen kommen zu lassen, gibt sie zunächst vor, ihre Kenntnis von den beiden Morden im Einzelnen dokumentiert zu haben. Paddenberg dringt in Frau Hofers Wohnung ein, kann den von ihr erwähnten Bericht aber nicht finden. Als Frau Hofer, die für kleines Geld als Sekretärin malocht, dazukommt, erklärt sie, einen solchen Bericht gebe es gar nicht. Jetzt könne er sich also - in der ihm eigenen Art – abermals aus seiner Zwangslage befreien. Just in dem Moment klingelt Derrick an der Tür. Diesem stellt sie Paddenberg als ihren wahrscheinlich neuen Arbeitgeber vor. Paddenberg versucht händeringend weiter, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch weder das Job- noch die immer höheren Schweigegeldangebote ändern etwas an seiner misslichen Lage. Frau Hofer genießt es vielmehr, Multimillionär Paddenberg ihre neu gewonnene Macht spüren zu lassen. Und diesen in seiner Ungewissheit zum wimmernden, entmachteten Untergebenen zu degradieren. Dies mit großem Erfolg, denn schlussendlich bricht er flennend vor ihr zusammen. Als Derrick, der Paddenbergs Karosse in der Nähe der Witwenwohnung entdeckt, zu Frau Hofer eilt, eröffnet sie ihm, dass Paddenberg („Dieser weinende Mensch da“) der Mörder ihres Mannes - und zugleich Goldinger - ist.

Eine feine Eröffnung, die in ihrer Dramaturgie ein wenig an „Nur Aufregungen für Rohn“ erinnert. Der gutgläubige Hofer merkt – wie Seibach – gar nicht, dass er sich mit seiner Wissenspreisgabe in tödliche Gefahr bringt. Gut gelungen ist die Darstellung zum endgültigen Fassen des Tatentschlusses. Paddenberg will Hofers Schweigen mit Patte sichern. Hofer bietet als Sicherheit seine Freundschaft bzw. Vertrauen, eine Währung, die Paddenberg nicht kennt. Der folgende Plot bietet hingegen die ein oder andere Gelegenheit, sich mal `ne Stulle zu schmieren. Sofern man eine solche nicht - wie Harry (bei 41:30 „Harald“ genannt) von Stephan - serviert bekommt. Das Ende überzeugt. Nachdem Paddenberg, der nicht versteht, was Frau Hofer, außer Geld, von ihm wollen könne („Ich will gut bezahlen, ich will viel bezahlen … Es gibt doch keine andere Erklärung dafür, dass Sie gegenüber der Polizei geschwiegen haben.“ Frau Hofer: „Sagen wir so. Eine andere können Sie sich nicht vorstellen.“), vor der kleinen Sekretärin heulend seinen Machtverlust anerkannt hat, hat diese keinen Grund mehr, ihre Schlittenfahrt mit ihm weiter fortzusetzen. Und liefert dem – wie in „Madeira“ – nur eine bessere Nebenrolle ausfüllenden Oberinspektor Paddenberg frei Haus. Insgesamt eine gute Folge: 4 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 04:28
#958 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

HOFFMANNS HÖLLENFAHRT (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 29. Juni 1975; Regie: Theodor Grädler; Drehbuch: Herbert Reinecker) Teenager Anneliese (Ingrid Steeger) radelt nach einer Party in Altkirchen betüdelt nach Hause. Familienvater und Fernsehtechniker Hoffmann liest die volljährige Nachbarstochter von der dunklen Landstraße auf und lädt ihr Fahrrad in seinen Kombi, um sie nach Hause zu fahren. Dabei räumt sie ein, einen über den Durst getrunken zu haben („Cola, aber sie haben mir Rum reingeschüttet.“). Anneliese, spitz wie Nachbars Lumpi, macht „Onkel Hoffmann“ an. Nicht zu knapp. Die Heimfahrt muss warten. Nach dem Stelldichein auf einer einsamen Wiese kippt die Stimmung der plötzlich ernüchterten und völlig veränderten Nachbarstochter. Anneliese droht Hoffmann, ihrem Vater davon zu erzählen, ihn zu ruinieren und macht sich zu Fuß auf den Heimweg. Die Situation eskaliert. Die zierliche Anneliese will einen nahenden Pkw anhalten. Hoffmann springt aus dem Auto, packt die um Hilfe schreiende Anneliese und schleppt sie in einen neben der Straße gelegenen Wald. Der Pkw hält an, zwei Insassen steigen aus, einer ruft in die Dunkelheit, ob jemand da sei. Währenddessen hält Hoffmann Anneliese Mund und Nase zu. Als der Pkw weiterfährt, lässt er von ihr ab. Zu spät, Anneliese fällt tot zu Boden. Erstickt. Hoffmann bemüht sich unbeholfen, Anneliese wiederzubeleben. Keine Chance. Ein Kleinbus passiert langsam den mit geöffneter Heckklappe auf der Straße stehenden Kombi.

Nachdem die Luft rein ist, fährt er mit dem Leichnam auf dem Beifahrersitz zur Müllkippe, wo er neben dem Fahrrad auch das tote Mädchen ablegt. Auf dem Rückweg bleibt Hoffmann im Morast stecken. Altwarenhändler Horkel (Bruno Hübner), der ganz in der Nähe wohnt, hilft ihm, seinen Wagen wieder flottzubekommen. Hoffmann ist im Begriff, diesen mit einem Holzknüppel zu erschlagen, nimmt hiervon aber im letzten Moment Abstand. Und drückt dem ärmlichen Trödler eine Fuffi in die Hand. Zu Hause angekommen fragt Hoffmanns Sohn Erich (Pierre Franckh), warum er erst so spät komme. Hoffmann täuscht vor, bei seiner Heimfahrt aus Altkirchen einen defekten Reifen gewechselt zu haben. Hoffmanns Tochter Lisabeth (Katharina Seyferth) teilt voller Sorge mit, dass Anneliese vermisst werde. Sie sei schon vor knapp vier Stunden von der Feier aus losgefahren. Hoffmann meint, es sei unverantwortlich, dass Anneliese abends betrunken mit dem Fahrrad herumfahre. Auch Hoffmanns Frau (Judy Winter) ist über Annelieses Verschwinden sehr besorgt. Annelieses Vater, der mit der Familie Hoffmann gut befreundete Herr Röhrig (Herbert Mensching), steht verzweifelt vor der Tür. Hoffmann versichert, Anneliese auf seiner Heimfahrt nicht gesehen zu haben. Frau Röhrig (Margot Rupp) und deren Tochter Gerda (Doris Arden) sind gleichfalls in großer Sorge, nachdem die ansonsten zuverlässige Anneliese bis jetzt, gegen Mitternacht, immer noch nicht aufgetaucht ist. Und Herr Röhrig die Strecke bis Altkirchen – ohne jegliche Spur – bereits abgefahren hat. Die Röhrigs beschließen, die Landstraße nochmals zusammen mit den beiden Hoffmann-Kindern abzufahren. Hoffmann lehnt eine Beteiligung an der Suche unter einem Vorwand ab. Beim Öffnen der Heckklappe bemerkt Erich, dass sich dort nur ein völlig intakter Reservereifen befindet. Hoffmann echauffiert sich gegenüber seiner Frau. Es sei ein Unding, dass Anneliese Cola-Rum trinke und anschließend betrunken mit dem Fahrrad auf der Landstraße nach Hause fahre. Noch bevor seine Kinder von der Suchaktion zurückkehren, verabschiedet er sich ins Bett.

Am nächsten Tag identifiziert Herr Röhrig den Leichnam seiner Tochter. Derrick bejaht Röhrigs Frage, ob Anneliese vor ihrem Tod sexuell missbraucht worden sei. Annelieses Fahrrad wird nicht aufgefunden. Hoffmann beobachtet die Polizeiarbeit am Ablageort versteckt aus der Ferne. Auf der Müllkippe sichtet er auch Horkel. Als er diesen anschließend auf dessen Anwesen besucht, ist er erleichtert, denn der Altwarenhändler ist von der Polizei nicht befragt worden. Hoffmann verspricht ihm, demnächst kleine Geschenke vorbeizubringen. Beim Weggehen entdeckt er Annelieses Fahrrad, Horkel lehnt es jedoch ab, dieses an ihn zu verkaufen. Hoffmann bittet ihn, das Damenrad aber wenigstens - nicht für jeden sichtbar - in den Schuppen zu stellen. Hoffmann kommt ungewohnt früh nach Hause. Erich hält ihm vor, dass Anneliese tot und vergewaltigt auf der Müllkippe aufgefunden worden sei. Die Unwahrheit mit der Reifenpanne vermag Hoffmann gegenüber seinem Sohn nicht zu entkräften. Vielmehr verstrickt er sich in eine weitere Lüge, die von Erich gleichfalls entlarvt wird. Eine Kondolenz bei den Röhrigs lehnt er ab. Frau Hoffmann fordert ihren Mann auf, mit rüber zu den Röhrigs zu kommen. Hoffmann kippt einen Schnaps runter. Zu den Röhrigs will er weiterhin nicht. Frau Hoffmann bittet Derrick und Klein, ihren Mann, der ja gestern dieselbe Strecke gefahren sei, zu befragen. Dabei meint Frau Hoffmann, dass ihr Mann bei dem nach ihren Recherchen ermittelten Rückfahrtzeitpunkt doch eigentlich der eine halbe Stunde vor ihm aus Altkirchen aufgebrochenen Anneliese hätte begegnen müssen. Hoffmann tickt aus und keift seine Frau an, was sie sich rausnehme, ihm bei Kunden hinterherzuspionieren. Er habe Anneliese nicht gesehen, welchen Weg diese gefahren sei, könne niemand wissen.

Der Kleinbusfahrer und Zeuge, der gegen 21 Uhr an einem verlassenen Kombi mit einem Fahrrad hinten drin vorbei gefahren ist, meldet sich auf einen Radioaufruf. Auf weitere Nachfrage zu seiner späten Heimkehr kurz vor 24 Uhr erklärt Hoffmann, er sei nicht direkt nach Hause, sondern noch zu einem Kunden gefahren. Auf dem Umweg nach Wolfratshausen habe er bemerkt, dass es für einen solchen Besuch aber schon zu spät gewesen sei. Auf Vorhalt von Frau Hoffmann, gestern eine Reifenpanne behauptet zu haben, meint er, einen solchen Reifenwechsel habe es nicht gegeben. Derricks Überprüfung ergibt, dass Hoffmann seinen Kunden Dr. Rohm schon vor drei Tagen besucht hat. Und überhaupt keine Veranlassung mehr bestand, diesen am Tatabend nochmals in Wolfratshausen aufzusuchen. Nicht nur diese Lüge macht den aufgeregten Selbstständigen tatverdächtig. Seine Familie geht ihm zunehmend aus dem Weg. Er wird von schweißtreibenden Alpträumen geplagt. Auch Frau Hoffmann ist der Überzeugung, dass er Anneliese umgebracht hat. Sie schläft fortan auf der Couch.

Der Kleinbusfahrer und Zeuge (Willy Schäfer) zeigt dem Ermittlerduo die Stelle, an der er den Kombi mit dem Fahrrad auf der Ladefläche gesehen hat. Hoffmann bringt Horkel eine Kiste Zigarren. Als er bemerkt, dass der Trödler nicht vor Ort ist, bricht er den Schuppen auf und greift sich Annelieses Fahrrad. Die zuvor hinterlegte Zigarrenkiste nimmt er wieder mit. Derrick und Klein suchen am Leichenfundort nach Annelieses Fahrrad. Mit dem Fahrrad im Kombi fährt Hoffmann auf die Müllkippe. Von einer Anhöhe aus sieht er Derrick und Klein, wird aber auch von diesen gesichtet. Bevor die beiden Ermittler mit ihrem Wagen hoch zu Hoffmann brettern, gelingt es ihm, das Rad nach unten zu schmeißen. Eine auch nur halbwegs plausible Erklärung, was er hier mache, vermag der weiterhin hypernervöse Hoffmann nicht zu liefern. Nachdem Stephan und Harry die Mülldeponie verlassen haben, holt Hoffmann das Fahrrad und versenkt es in einem Gewässer. Auf Derricks Order muss Hoffmann am Abend aus Altkirchen über die von Anneliese befahrene Landstraße die Heimreise antreten. In Höhe des vom Zeugen beschriebenen Standortes lässt Derrick die als Anneliese zurechtgemachte Gerda mit einem Fahrrad auf „Onkel Hoffmann“ los. Dieser hält geschockt an. Derrick stellt sich vor den Wagen. Hoffmann gibt Gas. Mit seiner Pistole schlägt der auf die Motorhaube aufgeladene Oberinspektor die Windschutzscheibe ein und greift Hoffmann ins Lenkrad. Während Derrick sanft auf den Waldboden fällt, kracht Hoffmann mit seinem Kombi frontal gegen einen Baum. Das Fahrzeug explodiert und geht in Flammen auf.

Nur Aufregungen für Hoffmann, der – wie der mit der Opferfamilie gut befreundete Bark in „Stiftungsfest“ – kein Mörder ist. Panisch seine Desavouierung als vermeintlicher Sexualmörder fürchtet. Und – wie Balke in „Johanna“ - durch Derricks Trick, das Opfer mit Hilfe der Schwester wieder „auferstehen“ zu lassen, vollends aus der Bahn geworfen wird. Solche Ähnlichkeiten lassen sich bei der Vielzahl an Folgen kaum vermeiden. Dass Anneliese nach dem kurzen Zuhalten von Mund und Nase direkt erstickt, dürfte schon eher fragwürdig sein (in „Stiftungsfest“ wird Irene – wohl realitätsnäher - ohnmächtig und bricht sich beim folgenden Sturz das Genick). Die Altersorchestrierung der besetzen Rollen – die 28-jährige Ingrid Steeger als Teenager im Alter von 18 bis 19; die 1944 geborene Judy Winter als Mutter des 1953 geborenen Pierre Franckh – ist nur eine Kleinigkeit. Ebenso Willy Schäfers Auftritt als Zeuge. Nachdem dieser in Folge acht („Zeichen der Gewalt“, in der Produktionsreihe die 14. Folge) Derricks Team noch als Berger verstärkt hat. Das (Höllenfeuer-) Ende wirkt etwas konstruiert und abgehackt. Dieser knapp dreiminütigen Schlusssequenz steht aber eine stattliche Liste an Pluspunkten gegenüber. Eine hochgradig unsympathische Ehefrau und nicht minder unsympathische Kinder fachen Hoffmanns Höllenfahrt erst richtig an. Wer so eine Familie hat, braucht keine Feinde mehr. Pierre Franckh als oberlehrerhafter Sohn und Judy Winter in einer Paraderolle als distanzierte, gefühlskalte Ehefrau. Klaus Löwitsch verkörpert den von unendlichen Aufregungen getriebenen, immer neue und weitere Fehler begehenden Hoffmann nicht weniger brillant als Lowitz Bark oder Fritsch Rohn („Nur Aufregungen für Rohn“). Prima ist auch die Figur des Trödlers. Ob dieser nur ein naiver Idealist ist oder es nicht vielmehr faustdick hinter den Ohren hat und das Nervenbündel Hoffmann sich quasi selbst erpressen lässt, löst Reinecker - geschickt - nicht weiter auf. Horkels Ablehnung, das stinknormale Fahrrad für stolze 300,00 DM zu verhökern, deutet eher auf ein ausgekochtes Schlitzohr hin: 4,5 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 04:44
#959 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

PFANDHAUS (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 27. Juli 1975; Regie: Dietrich Haugk; Drehbuch: Herbert Reinecker) Karusska (Max Mairich) ist Inhaber eines Pfandhauses. Die Geschäfte der von seinem Großvater gegründeten Firma laufen gut, richtig gut. Er lebt in einer prachtvollen Villa und beschäftigt eine ihm treu ergebene Hausangestellte (Jane Tilden), die sich auch um sein leibliches Wohl kümmert. Er ist nicht nur reich, klein und fett, sondern hat auch schon mehr als 60 Jahre auf dem Buckel. Dessen junge Freundin Ursula Mangold (Doris Kunstmann) würde glatt als seine Enkelin durchgehen. Der Pfandleiher hat die Vermutung, dass Ursula, die seit einem Jahr mit ihm befreundet ist und bei ihm wohnt, ihn betrügt. Sein Verdacht bestätigt sich. Selbst seine Mitarbeiter im Pfandhaus wie auch die Hausangestellte bemerken, dass Ursula dem erfolgreichen Geschäftsmann Hörner aufsetzt. Die Situation ist für den von Eifersucht geplagten Karusska, der schon vor 20 Jahren von seiner Ehefrau sitzengelassen wurde, unerträglich. Als Ursula erst spät nach Hause kommt und hierfür eine fadenscheinige Ausrede bemüht, macht er sich mit einer Pistole auf den Weg zu seinem Nebenbuhler in die Manteuffelstr. Aus einer Telefonzelle ruft er den arbeitslosen Forster (Klaus Maria Brandauer) an und fleht diesen verzweifelt an, die Finger von seiner Ursula zu lassen. Der junge, vorbestrafte Forster gibt ihm klipp und klar zu verstehen. dass er überhaupt nichts sein lasse und Ursula von ihm, wie heute, nur das bekomme, was er ihr nicht geben könne. Ursula bemerkt, dass Karusska beim überstürzten Verlassen der Villa seine Pistole aus der Schublade mitgenommen hat und warnt Forster. Während des Telefonats klingelt es. Forster bittet seinen Untermieter Kleiber, die Tür zu öffnen. Und vorher zu fragen, wer an der Tür ist. Dies tut Kleiber. In der irrigen Annahme, Forster an die Wohnungstür gelockt zu haben, schießt der Pfandleiher mehrfach durch die geschlossene Tür. Barkeeper Kleiber wird mit vier Schüssen tödlich verletzt.

Forster verschweigt sein Wissen und täuscht Derrick und Klein vor, das Motiv liege im zwielichtigen Arbeitsmilieu seines ermordeten, mehrfach vorbestraften Untermieters. Karusska erfährt von Ursula, dass er den Falschen erschossen hat. Die Tatwaffe nimmt Ursula aus seinem Flitzer und schafft sie ins Haus. Warum Forster ihn nicht bei der Polizei hochgehen lässt, versteht Karusska zunächst nicht. Dies ändert sich jedoch, als Forster in der Villa aufkreuzt und, auch gegenüber der Hausangestellten, keine Zweifel daran aufkommen lässt, wer der neue Herr im Haus ist. Mit großer Freude demütigt der aus armen Verhältnissen stammende Forster den reichen Geschäftsmann. Und scheut dabei auch nicht davor zurück, Ursula vor ihm zu betatschen. Auch in der Firma schwingt sich Forster zum neuen Chef auf. Karusskas Situation ist schier unerträglich. Als er vorzeitig nach Hause fährt und Forster und Ursula eng umschlungen, in Partylaune trifft, meint Forster, er dürfe um diese Uhrzeit doch noch nicht Feierabend machen. Das sei schädlich für das gemeinsame Geschäft. Karusska zieht seine Pistole und legt auf Forster an. Derrick und Klein, denen die sonderbare Dreiecksbeziehung nicht entgangen und zwischenzeitlich klargeworden ist, dass die tödlichen Schüsse Forster gegolten haben, eilen hinzu. Derrick bittet Fräulein Mangold um Unterstützung. Diese nimmt Forster aus der möglichen Schusslinie und stellt sich - in panischer Angst - vor Karusska, der ihr schließlich weinend in die Arme fällt. Klein nimmt dem gebrochenen Pfandleiher die Pistole widerstandslos aus der Hand.

Gewisse strukturelle Ähnlichkeiten mit „Paddenberg“ – auch Forster setzt, wie Frau Hofer, sein Wissen um das wahre Geschehen dazu ein, dem schwerreichen Täter tüchtig einzuheizen – schaden nicht. Brandauer setzt in seiner Rolle als sadistischer Parasit neue Maßstäbe in der nach oben offenen Richterskala unsympathischer Bösewichte, die selbst Dorfwirt Holler („Mitternachtsbus“) großen Respekt abringen würde. Die Zeichnung der Schlüsselfigur überzeugt nicht. Als Ursula die Schüsse am Telefon hört, ist sie verzweifelt und glaubt, ihren Lover habe es erwischt. Obwohl sie dessen bizarres Spiel mitspielt und sich Karusskas Eifersucht und Verzweiflung dadurch sogar nochmals steigert, schert sie sich nicht die Bohne darum, dass die tickende Zeitbombe weiterhin in Besitz der Mordwaffe ist. Die sie nach der Erschießung von Kleiber selbst aus Karusskas Auto geholt und wieder ins Haus gebracht hat. Alles in allem – die eher peinliche Nebenhandlung mit Renate (Johanna von Kozcian) ändert hieran nichts - eine gute Folge: 4 von 5 Sternen.

Schröder Offline



Beiträge: 16

27.05.2021 04:56
#960 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

EIN KOFFER AUS SALZBURG (Deutsche Erstausstrahlung: ZDF, 24. August 1975; Regie: Alfred Weidenmann; Drehbuch: Herbert Reinecker) Seit der Arbeitslosigkeit ihres Mannes vor drei Monaten verdingt sich Frau Hinz (Eva Brumby) als Putzfrau bei der Bahn. Nach Dienstschluss bemerkt sie, im Zug aus Salzburg etwas vergessen zu haben. Obwohl es nicht ganz den Vorschriften entspricht, macht sie sich in der Dunkelheit allein über die Gleise zurück auf den Weg zum Zug. Ein Schuss fällt. Der den Putztrupp beaufsichtigende Bahnbeamte entdeckt die erschossene Frau Hinz vor dem Zug. Ein junger Mann (Ralf Schermuly) läuft mit einem Koffer weg. Trotz der sofort aufgenommenen Verfolgung kann dieser entkommen und in einen Hinterhof in der Nähe des Bahngeländes flüchten. Einen das Anwesen verlassenden, ihm begegnenden Besucher schlägt der Unbekannte bewusstlos und begibt sich an die Kioskverkaufsstelle einer Kneipe. Von dort aus telefoniert er und gibt, nach Rückfrage bei einer weiteren Kundin, seinen Standort bekannt. Die Polizei fährt im Viertel Karussell. Den Koffer lädt der Unbekannte kurze Zeit später in einen ankommenden Pkw, der sofort wieder davonfährt. Der Unbekannte geht auf die Toilette der gut besuchten Kneipe, zieht seine Jacke aus und wäscht sich. Von der Wirtin (Rosl Mayr) erfahren Derrick und Klein, dass der Gesuchte bei ihr auf dem WC ist. Derrick lässt den Gastraum räumen. Nach einem kurzen Öffnen der Tür erkennt der Unbekannte die Lage und eröffnet durch die Tür das Feuer. Trotz Derricks Erwiderung kann er durch das Fenster entkommen. Neben einem größeren Bargeldbetrag wird in der zurückgelassenen Jacke ein Autoschlüssel eines bestimmten Herstellers gefunden. Schröder und Berger erhalten von Derrick den Auftrag, in der Nähe des Bahngeländes nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Nach missmutig intensiver Laufarbeit (Schröder: “Ab morgen komm ich im Trainingsanzug.“) werden diese fündig. Der Unbekannte bekommt einen Namen: Scharwedder.

Derrick wittert organisierten Rauschgiftschmuggel und will an die Hintermänner. Der Sohn der Ermordeten, Richard (Jacques Breuer), schnappt den Namen des Berufskriminellen während eines Telefonats von Derrick auf. Klein fängt Richard ab. Als Scharwedder zusammen mit seiner Freundin Inge (Katrin Grimm) sein nobles Appartement verlässt, kommt es zwar zu einer Begegnung. Er wähnt sich dank Kleins Einschreiten gleichwohl weiter in Sicherheit. Die daraufhin eingeleitete Überwachung auch von Inge führt zu einem der Drahtzieher, Korschoff (Traugott Buhre). Ebenso wird ein Treffen von Inge mit dem Witwer Hinz (Max Eckard) zu Tage gefördert. Hinz, der seit seiner Arbeitslosigkeit zu tief ins Glas schaut, räumt ein, Scharwedder, zur Aufbesserung seiner Kasse, mit Informationen über aus Salzburg ankommenden Zügen versorgt zu haben. Nach Einschaltung spezialisierter Techniker ergibt sich, dass der Koffer nur unterhalb des Zuges über die Grenze geschmuggelt worden sein kann. Scharwedder reist mit dem Zug nach Salzburg, Schröder und Berger folgen ihm. Nach etwa vier Wochen wird der - zum Missfallen von Richard - weiterhin in Freiheit befindliche Scharwedder wieder aktiv. Und bringt am Zug nach München, unterhalb des letzten Wagens, einen Koffer mit 10 Kilo Heroin an. Scharwedder steigt ins Auto, Schröder und Berger halten die Stellung im Zug. Inge, Korschoff sowie der Bandenchef Schepka (Friedrich Joloff) folgen dem Zug gleichfalls in einem Pkw. Hinter der Grenze, ein ganzes Stück weit vor München, an einer Stelle, an der der Zug nur langsam fahren kann, treffen sich die Rauschgiftschmuggler. Unter Einsatz eines Funksignals lösen sie den Koffer vom vorbeifahrenden Zug. Beim Aufsammeln werden sie von einer Polizeiübermacht gestellt. Der junge Hinz, der auf Derricks Weisung mit vor Ort ist, verfolgt die Festnahme des Mörders seiner Mutter sowie der weiteren Bandenmitglieder.

Eine mit schönen Nebendetails gespickte Folge. Etwa der stets genervte Schröder, der nach der nächtlichen Autosuche später auch noch, ohne Kleidung zum Wechseln, Hals über Kopf nach Salzburg gurken muss (Bezirksinspektor Wirz: „Haben die Herren kein Gepäck?“ Schröder: „Wir mussten so wie wir sind in den Zug springen.“). Der Erstauftritt des belegte Semmeln auftischenden Lederjackenträgers Echterding (Gerhard Borman). Oder die urige Wirtin, die an das kleine Mädchen drei Flaschen Bier verkauft, Scharwedder zunächst als potentiellen Zechpreller auf dem Schirm hat und sich Derrick, u.a. wegen der Einschüsse in ihrer Klotür, kräftig zur Brust nimmt. Auch die musikalische Unterlegung ist gut gelungen.

Dem stehen allerdings erhebliche Minuspunkte gegenüber. Die Schmugglerbande vermag keinen brauchbaren Antagonisten zu ersetzen. Korschoff und Schepka bleiben konturlose Fremdkörper. Weder Scharwedder noch Inge können diese Lücke schließen. Hinzu kommt eine Menge an Ungereimtheiten. Der von außen (magnetisch) am Zug zu befestigende Koffer lässt sich in Sekundenschnelle installieren bzw. entnehmen. Als der Reinigungstrupp den Salzburger Zug verlässt, schleicht Scharwedder schon am Zug herum. Frau Hinz macht sich erst nach einer zeitlichen Zäsur zurück auf den Weg. Dort sucht sie in den Abteilen nach ihrer vergessenen Tasche. In dieser Zeit hätte Scharwedder den Koffer aber schon lange entfernen und - ebenso unbemerkt - verschwinden können. Auch dass er die ihm in der nächtlichen Dunkelheit begegnende Frau Hinz erschießt (Scharwedder: „Schön, die Frau ist mir dazwischen gekommen. Was sollte ich denn machen? Sie hat mich gesehen, und sie hat den Koffer gesehen … Ich war in einer Zwangslage.“), den ihm kurze Zeit später dicht gegenüberstehenden Besucher hingegen am Leben lässt, erscheint nicht sonderlich plausibel. Gleiches gilt für seine Rückkehr in die Kneipe. Nachdem er den ihn als Gesuchten entlarvenden, auffälligen Metallkoffer endlich losgeworden ist und dort, neben der Wirtin, zumindest auch von dem kleinen Mädchen, das ihm den Namen der Kneipe („Landsberger Stuben“) gesteckt hat, mit dem Koffer gesehen wurde. Das Zurücklassen der Jacke wirkt konstruiert. Zum Waschen seines Gesichts zieht Scharwedder sie aus. Als er die polizeiliche Räumung der Kneipe erkennt, haut er nicht einfach mit der in Griffweite befindlichen Jacke durch das Fenster ab, sondern ballert zunächst durch die geschlossene Tür. Und lässt die Jacke, in der sich neben dem Autoschlüssel auch viel Geld befindet, zurück. Dass der Ehemann des Opfers den Mörder im Vorfeld der Tat mit „geheimen“ Informationen zum Abstellort der Salzburger Züge versorgt hat, übersteigt die Schmerzgrenze: 3 von 5 Sternen.

Seiten 1 | ... 59 | 60 | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz