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Dieses Thema hat 977 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Blap Offline




Beiträge: 1.128

26.11.2012 23:02
#481 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick - Collector's Box 10 (Folgen 136-150)

Folge 138 - Geheimnis im Hochhaus (Deutschland 1986)

Beschaffungs- und Entsorgungskriminalität

Erich Fiska (Ekkehardt Belle) hängt seit einiger Zeit an der Nadel, ständig mangelt es Geld für den nächsten Schuss. In seiner Verzweiflung bricht der Bursche in eine Hochhauswohnung ein, die Beute fällt sehr überschaubar aus. Beim Blick ins Schlafzimmer packt den Drogensüchtigen das blanke Entsetzen, auf dem Bett findet er die Leiche einer jungen Frau vor. Plötzlich tauchen zwei unbekannte Männer auf, Erich ergreift panisch die Flucht. Sein Stammhehler Jakob Viersen (Wolfgang Wahl) nimmt ihm die Ware unter diesen besonderen Umständen nicht ab, er rät Erich dazu umgehend die Mordkommission aufzusuchen. Derrick und Klein betreten mit Erich im Schlepptau die besagte Bude, finden dort allerdings keine Tote vor. Wenig später trifft Karl Hauweg (Gerd Baltus) ein, der Handelvertreter nutzt seine Wohnung nur am Wochenende, wundert sich über die ungebetenen Gäste in den Räumlichkeiten. Hauweg kann nicht viel zur Klärung beitragen, seinen Angaben nach verfügt nur er über Zugang zu seiner Wohnung. Während Harry Klein die Angaben des Süchtigen weiterhin äusserst skeptisch bewertet, rührt Stephan Derrick die traurige Existenz des Fixers an, in dessen Wohnung trifft er auf Erichs schwerkranken Vater (Traugott Buhre). Erstaunlicherweise steht unvermittelt Karl Hauweg auf der Matte, dessen unerwarteter Besuch weckt das Interesse des Oberinspektors. Im Zuge weiterer Ermittlungen begegnet Derrick Hauwegs zwielichtigem Bruder Alwin (Hans Peter Hallwachs), sowie Karl Hauwegs getrennt lebendender Ehefrau (Diana Körner) ...

"Stammgast" Ekkehardt Belle mag nicht jeden Zuschauer ansprechen. Hier liefert er jedoch eine sehr überzeugende Leistung ab, sein Taumel durch Entzug, Verzweiflung und Angst lässt mich nicht kalt. Gerd Baltus ist in seiner üblichen Rolle zu sehen, der unscheinbare Spiessbürger ohne Rückgrat. Hans Peter Hallwachs sorgt für den Bösewicht, eisige Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit inklusive. Diana Körner bleibt oberflächlich kühl, Gracia-Maria Kaus ist als hübsche Beigabe am Start. Traugott Buhre gefällt mir in der Rolle des hilflosen Vaters sehr gut, die gemeinsamen Szenen mit Ekkehardt Belle gehören zu den stärksten Momenten dieser Folge. Bernd Herzsprung gibt den schmierigen Handlager, Wolfgang Wahl den cleveren Hehler.

"Geheimnis im Hochhaus" arbeitet mit sehr schablonenhaften Charakteren. Da haben wir den jungen Mann im Angebot, welcher durch seine Drogensucht in die Kriminalität abgleitet. Zwecks Steigerung der Tragik, wurde der von Belle dargestellte Erich Fiska mit künstlerischem Talent ausgestattet. Unter dem Joch des Rauschgifts beginnt nicht nur der körperliche Verfall, auch mit der Malerei ist es nicht mehr weit her. Ekkehardt Belle muss (recht plump angelegte) Sätze der Verzweiflung aussprechen, so soll wohl auch der letzte Zuschauer auf das Motto "Keine Macht den Drogen" eingeschworen werden. Ähnlich ist es um die übrigen Damen und Herren bestellt, Hallwachs bleibt stets ekelhaft, Baltus immer der armselige Kleinbürger. Lediglich Wolfgang Wahl bricht als Hehler die Klischees ein wenig auf. Zwar denkt der fragwürdige Händler in erster Line an die eigene Sicherheit, gibt seinem Zuarbeiter trotzdem den verdammt guten Ratschlag, gegenüber der Polizei mit offenen Karten zu spielen (selbstverständlich mit dem Hinweis nicht genannt zu werden). Derrick darf -einmal mehr- den väterlichen Freund zum Besten geben, will den gestrauchelten Jüngling aus dem Drogensumpf retten. Dennoch ist der Kriminalfall zunächst interessant gestaltet, driftet aber zu früh in eine unkreative Marschrichtung. Offenbar war Autor Herbert Reinecker die wenig überraschende Erklärung der Vorfälle bewusst, Horst Tappert soll den Betrachter (durchschaubar) milde stimmen: "Es klingt trivial, es ist trivial und trotzdem ist es wahr!". Nebenbei gewährt man uns ein paar Blicke auf das Nachtleben Münchens, sparsam bekleidete Damen und verschwitzte Atmosphäre bescheren dem Treiben einen leichten Sleazeanstrich. Regisseur Wolfgang Becker kann sich auf die Qualität seines Ensembles verlassen, an der Musik von Eberhard Schoener gibt es nichts zu meckern. Bewährte Formeln und der Wink mit dem Zaunpfahl, überschäumenden Einfallsreichtum oder Mut kann ich Herbert Reinecker nicht bescheinigen. Gleichwohl funktionierten die Schablonen in diesem Umfeld, gute Unterhaltung kann nicht jeder.

7/10 (gut)

***

Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
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28.11.2012 20:35
#482 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Tödliches Rendezvous

Episode 104 der TV-Kriminalserie, BRD 1983. Regie: Jürgen Goslar. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Peter Ehrlich (Walter Hagemann), Eva Kotthaus (Rose Hagemann), Verena Peter (Anita Hagemann), Thomas Schücke (Peter Hagemann), Erik Schumann (Kessler), Christian Berkel (Manfred Kessler), Christiane Hammacher, Robinson Reichel u.a. Erstsendung: 16. September 1983, ZDF.

Zitat von Derrick: Tödliches Rendezvous
Derrick wird an einem Abend in einen Banküberfall verwickelt. Der maskierte Täter schlägt auf der Flucht einen Anwesenden nieder und flüchtet in einem Taxi. Womit der Bankräuber nicht rechnete: Der Taxifahrer Hagemann erkennt ihn. Anstatt der Polizei sein Wissen mitzuteilen, nimmt Hagemann die Hälfte der Beute als Schweigegeld. Er überzeugt seine Familie, dass sie das Geld mehr brauchen als die Bank. Doch dann wendet sich das Schicksal – denn der verletzte Mann aus der Bank stirbt ...


Ein wenig ironisch mag es erscheinen, dass Herbert Reinecker einen körperlich zu Schaden gekommenen Menschen in den Banküberfall einbinden musste, um die Annahme des verbrecherisch erworbenen Geldes für die Familie Hagemann zu verderben. Die Schädigung, die durch den Raub an sich entstanden ist, erschien ihr genauso wie dem durchschnittlichen Zauschuer gerade in heutigen Tagen als nicht sonderlich verurteilenswert, solange sie, wie von Vater Hagemann gebetsmühlenartig vorgeführt, damit relativiert wird, dass die Bank gegen solche Überfallschäden versichert ist. Und die Benachteiligung von Versicherungen ist als Verbrechen zu abstrakt, unpersönlich und ohne jeden Sympathieabstrich, als dass sie ernsthaft für moralische Zweifel sorgen könnte, wenn die persönliche Abhängigkeit vom Geld schwerer wiegt: Hagemann senior benötigt ein neues Taxi, Sohn und Tochter könnten ebenfalls wieder richtig in die Arbeitswelt einsteigen. Guter Zweck also, und nicht einmal miese Mittel. Die Abnahme der Hälfte des Raubguts erfolgte schließlich in einem unkonventionellen Rahmen, den Erpressung zu nennen zwar formal richtig, aber doch recht taktlos erschiene.

In diese relativistische Denke, die uns endlich einmal nicht die unzerbrechliche Moralinstanz Familie vorgaukelt, wie man sie einige Male schon in „Derrick“-Krimis erleiden musste, brechen nur die Bedenken der Mutter destruktiv ein, die tatsächlich als einzige beharrlich auf dem Standpunkt besteht, lieber in schnödem Stolz zugrunde zu gehen, als einmal fragwürdig zu handeln. Geflissentlich misst man ihr keine große Bedeutung bei. Spannender erscheinen sowieso Peter Ehrlich und Thomas Schücke als überzeugendes Vater-Sohn-Gespann, das nicht erkennt, dass seine Umtriebigkeit in gefährliche Bahnen führt.

Der anfängliche Banküberfall setzt die Erwartungen für die Folge sehr hoch (Derrick möchte sich im Übrigen Reisechecks für eine Fahrt nach London (!) ausstellen lassen – da gewinnt doch nicht einmal Reisefieber gegen Dienstgespür?), doch es gelingt Jürgen Goslar in seiner „Derrick“-Einstandsfolge ohne jedes Problem, diese auch zu erfüllen. Sowohl die trostlose Welt der Familie Hagemann als auch die verlockungsvolle Verheißung, die 45.000 D-Mark in sie hineintragen, werden von Goslar vorzüglich von der geistigen auf die visuelle Ebene übertragen. Zudem spart er nicht an – deutlich gelungenerem, weil kantigerem – Duval’schen Musikeinsatz. Einzig die Schlussszene gibt Rätsel auf. Andeutungen werden hier vorgetragen, doch so wirklich konkret fallen die Namen der Verantwortlichen für die beiden sich im Laufe der Episode zutragenden Verbrechen nicht. Immerhin aber beglückt sie uns mit einem markanten Kurzauftritt von Erik Schumann.

Auf einen unkonventionellen Einstieg, der eigentlich zunächst keinen Fall für die Mordkommission bereithält, aber Derrick persönlich ins Geschehen einbindet, folgt ein für Reinecker-Verhältnisse erstaunlich „unredlicher“ Mittelteil, in dem moralische Grundfesten suggestiv hinterfragt werden. Davon profitieren Ehrlich und Schücke, die die weiblichen Familienmitglieder im Handumdrehen an die Wand spielen. 4,5 von 5 Punkten, weil bei aller Vergnüglichkeit am Ende eine Präzisierung erforderlich gewesen wäre.

PS: Dass Stephan und Harry nicht nur Kollegen, sondern gute Freunde sind, merkt man immer wieder. Selten aber wurde das nicht nur in Handlungen und Gesten, sondern auch in Dialogen so deutlich wie hier. Als Derrick mit dem Arzt jenes Mannes gesprochen hat, der wegen seines beherzten Eingreifens auf der Bank schwere Verletzungen zugefügt bekam, konstatiert Harry Klein ehrlich: „Ich weiß nicht, ob ich nicht auch so gehandelt hätte wie der Junge.“ – Derrick setzt seine väterliche Miene auf und sagt nur: „Wahrscheinlich. Das ist einer der Gründe, warum ich ab und zu Angst um dich habe.“

Gubanov ( gelöscht )
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28.11.2012 21:00
#483 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten



Derrick: Lohmanns innerer Frieden

Episode 105 der TV-Kriminalserie, BRD 1983. Regie: Jürgen Goslar. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Martin Benrath (Alex Lohmann), Christine Ostermayer (Helene Reichel), Udo Thomer (Willi Reichel), Stephan Hoffmann (Ludwig Reichel), Karina Thayenthal (Andrea Reichel), Sieghardt Rupp (Werner Schorff), Christiane Krüger (Hanna Schorff), Hannes Messemer (Herr Obermann) u.a. Erstsendung: 14. Oktober 1983, ZDF.

Zitat von Derrick: Lohmanns innerer Frieden
An dem Tag, an dem Alex Lohmann aus dem Gefängnis entlassen wird, erhält Derrick Besuch seines ehemaligen Kollegen Obermann: Dieser hatte Lohmanns Fall, einen Mord, vor 15 Jahren bearbeitet, ist aber von dessen Unschuld überzeugt. Nun könnte der wahre Täter, ein gewisser Schorff, in Gefahr schweben. Derrick soll sich der Sache annehmen. Doch er stellt fest, dass von Lohmann nichts mehr zu erwarten ist: Er hat seinen inneren Frieden gefunden. Oder täuscht sich Derrick dieses Mal?


Da sollte man eigentlich meinen, ein Strafgefangener wäre erleichtert, dem Tag seiner Entlassung entgegenzublicken. Dass dieser sich aber bei „Derrick“ immer wieder als verhängnisvoll herausstellt und eigentlich nur dafür sorgt, dass sich die Dinge zum Schlechteren wenden, wirft keinen guten Blick auf die Ansichten, die Reinecker offenbar über Vorbestrafte und ihre Chancen zur Wiedereingliederung ins alltägliche Leben hatte. Klar, Saubermänner waren als Ex-Knackis anno 1983 nicht mehr erwünscht und nicht dramatisch genug, um noch wirklich Krimis auf ihnen aufzubauen. Das Klischee des bekehrten Sünders aus den Filmen der 1950er Jahre hatte sich in ein Gegenteilklischee umgedreht von Männern, die man besser „drinbehalten“ hätte, um neuen Ärger zu vermeiden.

Dabei ist Axel Lohmann eigentlich eine mehr als harmlose Type. Ja, er hat unschuldig gesessen. Aber das ist für ihn kein Grund, einen großen Rachefeldzug gegen die Feinde aus seiner Vergangenheit zu führen oder anderweitig terrorisierend aufzufallen wie Schubach oder Buschmann aus den Folgen #55 oder #87. Das Problem: Wahrscheinlich hat die Familie seiner Schwester, bei der er erst einmal unterkommt, eben diese beiden Fernsehspiele gesehen und erwartet nun von seinesgleichen, sich völlig daneben zu benehmen. Eingeredet wird ihm, er müsse doch böses Blut gegen Schorff haben, könne sich doch nicht damit abfinden, unschuldig gesessen zu haben, würde doch bestimmt den ganzen Tag vor der Haustür seines angeblichen Erzfeindes herumlungern.

Und weil Lohmann von seinem Gefängnisaufenthalt gezeichnet ist – in verschiedenen kurzen und langen Monologen darf er den Verlust seines Rückgrats eindrucksvoll beschreiben, am kürzesten und prägnantesten in der Aussage: „de[r] Ort, wo ich gestorben bin“ –, ist er empfänglich für diese Implikationen. Der innere Frieden erweist sich als trügerisch und mündet bei genügend „guten“ (?) Zuredens in die Wiederkehr des aufgestauten Hasses, was für einen intensiven Abschluss der sich manchmal etwas streckenden Handlung sorgt.

Die Familie Reichel wird als merkwürdig schrulliger Verein von tendenziell eher unbekannten Schauspielern dargestellt – am Ende bleibt einzig der aufsässige und (oh Wunder!) im Besitz einer Pistole befindliche Filmvater Udo Thomer in Erinnerung. Martin Benrath dagegen darf richtig aufspielen und wirkt vor allem zu Beginn, als man seinen Charakter noch nicht durchschaut hat, recht unheimlich. Schneller erfolgt die Analyse bei den Schorffs, die schon bei Derricks erstem Besuch als widerwärtige Lügner auffallen. Sieghardt Rupp brilliert in dieser Rolle und darf so richtig schmierig aufspielen, wobei er sich Christiane Krüger als nervöses Statussymbol ähnlich seinem alter ego, dem Zollfahnder Kressin, hält.

Erneut gibt es an Jürgen Goslars Regie nicht das Geringste auszusetzen. Handwerklich ist alles in allerbester Ordnung, sodass auch von mir noch einmal in aller Deutlichkeit auf die solide Bildsprache, z.B. die Verwendung zahlreicher Low-Angle-Shots, und auf innovative Regieeinfälle wie das Einblenden schwarzweißer München-Fotos hingewiesen werden soll, die zeigen, was sich in den 15 Jahren des Gefängnisaufenthalts in der Umwelt von Axel Lohmann alles verändert hat.

Auch wenn manches in „Lohmanns innerer Frieden“ eher einen konstruierten und unnatürlichen Eindruck hinterlässt, so funktioniert der Plot doch recht gut, wenn man erst einmal die personality des Protagonisten geschluckt hat. Auf jeden Fall hat es Jürgen Goslar nicht versäumt, den scheinbaren Frieden langsam in eine durchdringende Welle des Bösen umkippen zu lassen, die am Ende eine Prise der so geschätzten Wüstheit zur Schau stellt. 4 von 5 Punkten.



Die „Derrick Collector’s Box 7“ spielt auf einem konstant hohen Niveau, wenngleich die ganz großen Highlights, die in Box 6 mehrfach vorhanden waren, weitgehend fehlen. Somit ergibt sich ein ganz leicht abfallender Punktdurchschnitt, der aber dadurch beinah nivelliert wird, dass es auf den letzten fünf DVDs andererseits auch keine wirklich misslungenen Folgen zu finden gab. „Derrick als Marke“ – man weiß, was man an ihm hat. Verlässlich ist er jetzt mehr denn je.

Platz 01 | ★★★★★ | Folge 102 | Der Täter schickte Blumen (Ashley)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 094 | Ein Fall für Harry (Brynych)
Platz 03 | ★★★★★ | Folge 099 | Via Genua (Ashley)

Platz 04 | ★★★★☆ | Folge 104 | Tödliches Rendezvous (Goslar)
Platz 05 | ★★★★☆ | Folge 092 | Nachts in einem fremden Haus (Ashley)

Platz 06 | ★★★★★ | Folge 091 | Eine Falle für Derrick (Grädler)
Platz 07 | ★★★★★ | Folge 105 | Lohmanns innerer Frieden (Goslar)
Platz 08 | ★★★★★ | Folge 100 | Die Tote in der Isar (Weidenmann)
Platz 09 | ★★★★★ | Folge 097 | Der Mann aus Kiel (Vohrer)

Platz 10 | ★★★☆★ | Folge 101 | Geheimnisse einer Nacht (Vohrer)
Platz 11 | ★★★☆★ | Folge 093 | Die Fahrt nach Lindau (Vohrer)
Platz 12 | ★★★☆★ | Folge 096 | Hausmusik (Weidenmann)

Platz 13 | ★★★★★ | Folge 103 | Die kleine Ahrens (Gräwert)
Platz 14 | ★★★★★ | Folge 095 | Das Alibi (Vohrer)
Platz 15 | ★★★★★ | Folge 098 | Ein unheimliches Erlebnis (Grädler)

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

03.12.2012 21:24
#484 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

BEWERTET: "Der Mann aus Kiel" (Folge 97)
mit: Horst Tappert, Fritz Wepper, Peter Pasetti, Heidelinde Weis, Edwin Marian, Hans-Jürgen Schatz, Kristina Nel, Ingeborg Lapsien, Helen Vita, Alf Marholm - Regie: Alfred Vohrer

Karl Waginger kommt nach München und mietet sich in einer günstigen Pension in der Nähe des Hauptbahnhofs ein. Nachdem er vier Jahre lang in Kiel im Gefängnis gesessen hat, ist sein dringendster Wunsch der, seine Frau wiederzusehen. Diese hat in der Zwischenzeit erneut geheiratet, obwohl sie und Waginger nie geschieden worden sind. Dora Korins Gatte ist ein wohlhabender Kaufmann, sie selbst betätigt sich als Schauspielerin. Die Anwesenheit ihres Noch-Ehemanns bringt sie in arge Verlegenheit, da sich Waginger in ihrem Haus als Gärtner und Chauffeur verdingen will und sie jede Minute damit rechnen muss, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Einen Tag nachdem Waginger seine Stelle bei den Korins angetreten hat, wird der Hausherr im Garten hinterrücks erstochen.......

Peter Pasetti gehört zu den wenigen Schauspielern, die stets mit einem feudalen, gehobenen Ambiente in Verbindung gebracht werden. Herrschaftliche Anwesen, großräumige Büros, ausgedehnte Parkanlagen - dort vermutet man den Mann mit den grauen Schläfen, der bereits vor Sky Dumont bewiesen hat, dass Haltung, Auftreten und gutsitzende Anzüge, gepaart mit einem gesunden Selbstbewusstsein und geschliffenem Konversationstalent, viele Türen zum Erfolg öffnen. In "Der Mann aus Kiel" gibt er sich zunächst kühl und abweisend, taxiert sein Gegenüber misstrauisch und geringschätzend und überrascht dann doch mit einem Anflug von Familiensinn. Statt Heidelinde Weis' Wange küsst Pasetti in die Luft, legt dann aber doch väterlich den Arm um Kristina Nel und sitzt gemütlich mit allen am Wohnzimmertisch. Lange freilich kann diese Idylle nicht währen: Heimtückisch meuchelt man den aristokratisch anmutenden Mimen bereits innerhalb der ersten zwanzig Minuten. Heidelinde Weis nimmt den freigewordenen Raum völlig für sich ein, selbst Edwin Marian tritt einen Schritt zurück, obwohl er seine Forderungen weiterhin aufrecht erhält. Sie entspricht den Vorstellungen einer Frau ohne Skrupel - einer berechnenden Eiskönigin - voll und ganz. Sieht man sie anfangs als Gefangene einer für sie unglücklichen Situation, merkt man im Laufe der Zeit, dass jede ihrer Handlungen Kalkül ist. Der Gefängnisaufenthalt ihres Mannes, die zweite Ehe, die Beziehung zum Stiefsohn, die Aussagen vor der Polizei - Alfred Vohrer möchte die klassische femme fatale der "Schwarzen Serie" zum Leben erwecken und dachte gewiss an das große Vorbild: "Die Frau ohne Gewissen". In der Tat benutzt sie jede Gelegenheit, sich ein Schlupfloch zu suchen, um der unvorhergesehenen Zwangslage zu entfliehen. Derrick und Klein lassen sich diesmal viel Zeit mit ihren Ermittlungen. Erstaunt bemerkt man, dass die allgemein primär Verdächtigen - die nächsten Angehörigen - zu Beginn nicht in Betracht gezogen werden, sondern der große Unbekannte für den Mord in Frage kommt. Auch die Vorgeschichte des Falls Waginger braucht seine Zeit, um erzählt zu werden. Als Derrick endlich alle Karten aufgedeckt hat, ist es bereits zu spät. Die Tragödie ist vollkommen und hat mehrere Menschenleben vernichtet. Hans-Jürgen Schatz gelingt es, sowohl in den intimen, als auch in den angespannten offiziellen Momenten Akzente zu setzen; Kristina Nel und Ingeborg Lapsien bleiben drehbuchgemäß ein wenig außen vor, machen aber das Beste aus der enggesteckten Vorgabe. Die Tatsache, dass Heidelinde Weis eine Schauspielerin darstellt, gibt ihr die Möglichkeit zu einer "Doppelrolle". Sie meistert diesen Part mit einer tiefgekühlten Distanz, die den selbstverliebten, egoistischen Charakter der Figur betonen soll.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

18.12.2012 21:57
#485 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick - Collector's Box 10 (Folgen 136-150)

Folge 139 - Der Augenzeuge (Deutschland 1986)

Tod, Leben & fahle Fratzen der Gleichgültigkeit. Alles egal? Derrick lässt nicht locker!

Für Erich Schuster (Klaus Herm) läuft es seit einiger Zeit nicht gut. Zunächst verlor seinen Job, wenig später ging Gattin Erika (Eva-Maria Bayerwaltes) von Bord. Mit Erlaubnis eines ehemaligen Kollegen, sucht Schuster am Abend die Räumlichkeiten seines letzten Arbeitgebers auf, will flugs einige Bewerbungsunterlagen kopieren. Während dieser Aktion begegnet der Arbeitslose dem pflichtbewussten Wachmann Wiesner (Otto Bolesch), seltsame Geräusche erwecken die Aufmerksamkeit der Männer. Tatsächlich machen sich zwei Ganoven am Tresor des im Gebäude ansässigen Juweliergeschäfts zu schaffen, Wiesner schickt Schuster sicherheitshalber aus dem Gebäude. Kurze Zeit später peitschen Schüsse durch das Treppenhaus, Wiesner wird tödlich getroffen. Eilig verlassen die Einbrecher den Tatort, bemerken dabei nicht den vor dem Haus stehenden Augenzeugen. Auf dem Präsidium zeigt man Erich Schuster Bilder einschlägig bekannter Straftäter, doch der überforderte Mann kann den Beamten nicht helfen. Derrick zweifelt am Wahrheitsgehalt der Angaben Schusters. Im Zuge der Ermittlungen trifft er den Zeugen bei der Familie des Opfers an, Wiesners Sohn (Dieter Schidor) und Tochter (Lilly Berger) verhalten sich merkwürdig ...

Klaus Herm ist auf den Typ "unscheinbarer Durchschnittsbürger" geeicht. Einmal mehr gelingt ihm eine überzeugende Darbietung, Herm hechelt Eva-Maria Bayerwaltes nach, anstatt sich über den Verlust des Hausdrachens zu freuen. Dieter Schidor gefällt als nervöses Bürschlein, seine Episodenschwester Lilly Berger bleibt unscheinbar. Glanzlichter werden von sehr starken Nebendarstellern gesetzt. Hier fällt vor allem Karl-Walter Diess als extrem abgebrühter Berufsverbrecher auf, welcher sich großartige Duelle mit Horst Tappert liefert. Ralf Schermuly gibt den um Seriösität bemühten Geschäftsmann namens Masoni, Sky Dumont seinen kalt-arroganten Mitarbeiter.

Allzu gern hält Autor Herbert Reinecker den mahnend erhobenen Zeigefinger in Höhe, Subtilität ist nicht immer seine Stärke. Welchen Wert hat das Leben eines älteren Herrn? Was muten Fremde oder flüchtige Bekannte dem eigenen Gewissen zu, wie weit lassen sich die nächsten Angehörigen auf dreckige Geschäfte ein? Wem quillt die passende Ausrede, fadenscheinige Rechtfertigung oder sonstige Sülze aus dem Munde hervor? Warnungen und Mahnungen per Drehbuch! Vielleicht lässt sich das Gewissen abstellen, zumindest eindämmen, aber die schweren Jungs hast Du kleiner Spießbürger auf Abwegen nicht im Griff. Leider bleibt es beim eifrig wedelnden Finger, zum ruppigen Tritt in den Hintern fehlte Reinecker der Mut, schade, konsequent inkonsequent. Aufregend anregende Kulissen finden (kaum) statt, überwiegend regiert kleinbürgerliche Unscheinbarkeit. Regisseur Theodor Grädler ringt dem mittelprächtigen Plot solide Unterhaltung ab, kann sich auf das perfekt eingespielte Team Tappert/Wepper verlassen, überwiegend starke Nebendarsteller verleihen zusätzlichen Wiedererkennungswert. Gediegene Zielgruppenbedienung.

6,5/10 (obere Mittelklasse)

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Vom Ursprung her verdorben

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.12.2012 13:58
#486 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

BEWERTET: "Ein unheimliches Erlebnis" (Folge 98)
mit: Horst Tappert, Fritz Wepper, Michael Wittenborn, Agnes Fink, Claus Biederstaedt, Louise Martini, Dirk Dautzenberg, Dieter Eppler, Siegurd Fitzek, Pascal Breuer, Viola Seth, Anita Höfer, Karl Tischlinger u.a. - Regie: Theodor Grädler

Anita Schneider wird nach einem Streit mit ihrem Mann von dessen Arbeitskollegen Answald Hohner nach Hause gebracht. Unterwegs werden sie von drei maskierten Einbrechern aufgehalten, die ihnen einen schwerverwundeten Mann ins Auto legen, der bald darauf stirbt. Die beiden beschließen, die Leiche auf eine Parkbank zu setzen und sich aus dem Staub zu machen. Am nächsten Morgen erfahren sie aus der Zeitung, dass es sich bei dem Toten um einen polizeibekannten Räuber handelt, den dreifachen Familienvater Josef Engler. Hohner fährt zum Tatort, einer Metallwarenfabrik, zurück und macht sich durch seine Fragen verdächtig. In der Zwischenzeit versucht die Witwe des Getöteten ihren ältesten Sohn dazu zu überreden, den Mord an seinem Vater zu rächen.....

Heimlichkeiten, aufgestaute Gefühle und Gewissenskonflikte beherrschen diese Folge, die erneut das Thema Selbstjustiz in den Mittelpunkt stellt, diesmal jedoch im jungen Michael Wittenborn einen integren Widerständler gegen die finsteren Pläne seiner Mutter (Agnes Fink) findet. Der 1953 in Bielefeld geborene Mime schlug in seiner beruflichen Laufbahn zunächst einen anderen Weg ein, wandte sich jedoch mit Mitte Zwanzig der Ausbildung zum Schauspieler zu. Als Germanistik/Philosophiestudent und Lehrer in spe wirkt er ungeheuer charismatisch und man zittert um ihn und seine Unbescholtenheit. Die Frau in Schwarz fordert Sühneblut für den Tod ihres Mannes und bleibt unerbittlich hart - auch, wenn sie damit ihren Sohn zum Verbrecher macht. Man möchte Agnes Fink - die durch den Schatten ihres Mannes fremdbestimmt und nicht so autonom ist, wie man es von ihr gewohnt ist - schütteln, hofft allerdings auf die Weitsicht des klugen Sohnes, der sich bereits vor Jahren aus dem Umfeld der Engler-Familie gelöst hat und im idyllischen Heidelberg einen redlichen Beruf erlernen will. Sieht es zunächst so aus, als sei nur über die Augenzeugen Hohner und Schneider an die Täter zu kommen, so zeigt sich bald, dass Derrick mit der ihm eigenen Ausdauer und Erfahrung wieder einmal auf der richtigen Spur ist. Harry kann sich vor allem im Verfolgen des diesmal reichlich draufgängerisch aufspielenden Biederstaedt hervortun. Die Szenen, in denen dieser Louise Martini den Hof macht, entbehren nicht einer gewissen Komik und imitieren den Habitus gewisser abgehalfterten Herren mit offenen Hemden und treuherzigem Schlafzimmerblick. Der große Biederstaedt umschifft die Klippen des guten Geschmacks haarscharf und punktet dabei durch ungewohnte Selbstironie.
Leider wirkt Dieter Eppler weitaus weniger gefährlich als noch zu Edgar-Wallace-Zeiten; der groß angekündigte Schrecken der Einbrecherwelt bleibt relativ handzahm und klingt seinen Arbeitstag beim Kegeln aus. Ein zorniger junger Mann wie Hans-Georg Panczak hätte hier überzeugender gewirkt. Insgesamt eine durchschnittliche Folge, die aber "Hausmusik" noch um Längen schlägt.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

30.12.2012 13:27
#487 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


Derrick - Collector's Box 10 (Folgen 136-150)

Folge 140 - Das absolute Ende (Deutschland 1986)

Wer den Jackpot will ... schiesst!

Herta Kolka (Marion Kracht) ist nach dem Gitarrenunterricht bei Reinhard Wessel (Thomas Astan) gut gelaunt. Vor dem Haus des Musiklehrers wird die junge Frau aus dem Hinterhalt erschossen. Derrick und Klein suchen den geschockten Vater (Günter Mack) des Opfers auf, Familie Kolka (Günter Mack) gehört zur wohlhabenden Oberschicht der Stadt. Merkwürdig hektisch mutet Ralf Kolka (Volkert Kraeft) an, offenbar war er seiner Cousine sehr zugeneigt. Weitere Blicke hinter die Familienfassade führen befremdliche Dinge ans Tageslicht. So lebt der psychisch kranke Onkel (Konrad Georg) des Opfers im Nachbarhaus, betreut durch seine Schwiegertochter Carmen (Reinhild Solf). Egal wen die Ermittler befragen, jeder beschreibt Herta als freundlich, aufgeschlossen und liebenswert. Journalist Koby (Tommi Piper) kennt sich in der Szene Münchens gut aus, stellt Kontakt zu Rocco Gretschkow (Michael Heltau) her. Auch Rocco war sehr von Herta angetan, hatte ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht. Der Fall zieht weitere Kreise, am Telefon wird Derrick zum Ohrenzeuge eines zweiten Mordes ...

Egal ob Volkert Kraeft hektisch durch die Kulissen taumelt, Michael Heltau verzweifelt um Fassung ringt, Günter Mack von zentnerschwerer Trauer fast erdrückt wird, alle Mitglieder der "feinen Gesellschaft" umgibt ein Hauch von Einsamkeit und Traurigkeit. Jeder versucht auf seine Art mit den Ereignissen klarzukommen, überwiegend mit geringen Erfolgsaussichten. Konrad Georg mutet wie das Ende der Fahnenstange an. Eine traurige Hülle ohne jegliche Hoffnung, versorgt durch eine kaltherzige Person, erschreckend. Freilich punktet Volkert Kraeft mit seiner wuseligen Geiferei, erfreut Michael Heltau in der Rolle des "traurigen Millionärs". Mich hat jedoch der kleine Auftritt von Konrad Georg sehr beindruckt, ohne Worte griffen diese Momente wie eine eisige Hand nach mir. Reinhild Solf darf später mehr als Kälte zeigen, Tommi Piper mimt den freundlichen Schreiberling, diesmal wurde der Presse keine allzu hässliche und sensationsgeile Fratze verpasst. Thomas Astan flirtet kurz mit Marion Kracht, zwei Schüsse peitschen seine Träume gnadenlos aus Herz und Hirn. Üblich die Rollenverteilung zwischen Horst Tappert und Fritz Wepper, Derrick denkt stets über den Tellerrand hinaus, Harry ringt mit Vorurteilen gegenüber allem was für ihn "nicht normal" erscheint.

"Das absolute Ende" wurde erstmalig am 25.04.1986 ausgestrahlt. Zu diesem Zeitpunkt war Regisseur Alfred Vohrer bereits verstorben (03.02.1986), der Titel könnte kaum treffender gewählt sein. Überhaupt fällt die ungewöhnlich schwermütige Atmosphäre der Folge auf, immerhin sorgt Michael Heltau für Schmunzler, weist einen Hausangestellten beiläufig mit folgenden Worten an: "Alfred, den Kamin!". Alfred Vohrer verdanken wir zahlreiche Perlen deutscher Kino- und TV-Unterhaltung. Vierzehn Edgar-Wallace-Filme, dazu Karl-May-Filme und Simmel-Verfilmungen, den prachtvollen Proto-Derrick namens "Perrak", starke Episoden im Rahmen von "Derrick" und "Der Alte". Noch immer wurden einige -hier nicht genannte- Werke des Filmemachers nicht auf digitalen Medien ausgewertet, ich hoffe auf baldige Nachbesserung. Danke für die vielen schönen Stunden, ich verneige mich, lieber Alfred. Frank Duval steuerte den Song "Liebe und Tod" bei, welcher mit seiner "aufdringlichen Plastik-Melancholie" perfekt in die achtziger Jahre passt. Immerhin war eine mittlere Chartplatzierung in Deutschland und Österreich drin, in der Schweiz gar der siebte Platz. Vohrers Abschied aus der Reihe mag keine Großtat sein, fraglos mutet die vorherrschende Trauerstimmung wie ein bedeutungsvoller Fingerzeig an.

7/10 (gut)

140 Folgen Genuß! Auf geht es in die zweite Hälfte der insgesamt 281 produzierten Episoden, ich freue mich drauf!

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Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.12.2012 14:10
#488 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Blap im Beitrag #487
140 Folgen Genuß! Auf geht es in die zweite Hälfte der insgesamt 281 produzierten Episoden, ich freue mich drauf!

Ich mich auch, @Blap! Deine Berichte sind genial und auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, genieße ich es doch, mich nach der Sichtung einer "Derrick"-Folge jedes Mal der unterhaltsamen Lektüre zu widmen. Sicher ist auch das ein Grund, weshalb ich mich bei "Derrick" heimischer fühle als beim "Alten".

Zur Feier deines Gipfelfestes hier noch ein kleines Präsent, das aber gern auch alle anderen auspacken dürfen:


Wem fällt auf, dass auch Horst "Derrick" Tappert 'mal einen Fehler begeht?

Blap Offline




Beiträge: 1.128

04.01.2013 10:52
#489 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Danke, werter @Gubanov, für die Blumen.

Bald stehen echte Höhepunkte auf deinem Speiseplan:

Folge 107 - Die Schrecken der Nacht
Folge 108 - Dr. Römer und der Mann des Jahres


Ich bin sehr auf deine Meinung gespannt!

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Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2013 14:10
#490 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Blap, deine Antwort hat mich doch direkt inspiriert, mich den versprochenen Highlights ein Stückchen zu nähern. Leider ist Percy Lister bei „Derrick“ ein wenig der Atem ausgegangen; dabei macht es besonderen Spaß, die Folgen parallel zu begutachten.

DERRICK Collector’s Box 8 (Folgen 106 bis 120, 1983-84)





Derrick: Attentat auf Derrick

Episode 106 der TV-Kriminalserie, BRD 1983. Regie: Zbynek Brynych. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Christine Wodetzky (Frau Korda), Till Topf (Michael Korda), Ida Krottendorf (Trudi Hässler), Gerd Böckmann (Ross), Karl Renar (Herr Jakobsen), Gaby Herbst (Frau Jakobsen), Dieter Eppler, Wolfrid Lier u.a. Erstsendung: 11. November 1983, ZDF.

Zitat von Derrick: Attentat auf Derrick
Seiner eigenen Besonnenheit hat es Stephan Derrick zu verdanken, dass er noch am Leben ist: Als er das Auto bemerkte, das ihn verfolgte, rief er bei Harry im Büro an, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch noch während des Gesprächs fallen Schüsse. Derrick ist lebensbedrohlich verwundet. Eine zügige Behandlung stabilisiert seinen Zustand, aber Harry schwört, die feigen Angreifer zur Strecke zu bringen.


Hui: Was Derrick hier widerfährt, versetzt nicht nur Harry einen fiesen Schlag in die Magengrube. Jeder Zuschauer, der auf 105 Folgen Bekanntschaft mit dem Oberinspektor zurückblicken kann, wird mindestens genauso mit dem Serienhelden zittern wie dessen Assistent und guter Freund. Dieser setzt sich sogar so sehr für seine Ermittlungen im Attentatsfall ein, dass die kühl-sachlichen Polizeioberen im letzten Moment davon absehen, ihm den Fall wegen Befangenheit aus den Händen zu nehmen. Auch wenn das von der emotionalen Seite die denkbar schlechteste Entscheidung gewesen wäre, so hätte sie kriminalistisch durchaus etwas für sich gehabt, denn Harry vergeigt leider die eine oder andere Spur, was „Attentat auf Derrick“ zu einer der unlogischeren Episoden im Serienkosmos macht: Was, zum Beispiel, wird aus der begonnenen Recherche nach dem Kennzeichen des Wagens, in dem die Pistolenschützen saßen? Ja, und wer war eigentlich überhaupt der zweite Mann in diesem Auto? Harry, das hättest eigentlich selbst du klären müssen ...

Immerhin kaschiert Zbynek Brynych mit seiner offensichtlich effektorientierten Regieführung diese inhaltlichen Mängel ziemlich geschickt, sodass „Attentat auf Derrick“ nach den Einstiegsminuten vor allem dem zwielichtigen Milieu von Polizeispitzeln und Rotlicht eine Bühne bietet. Auch, wenn dieses Flair altbekannte „Darstellergrößen“ wie Karl Renar oder Wolfrid Lier anzieht, verbuchen wir positiv, dass der Backdrop immerhin einmal nicht für eine Rachegeschichte für die verlorene Unschuld fehlgeleiteter Landjungfern oder blaugestochener Rauschgiftjunkies missbraucht wurde. Dafür begegnen wir aber einem anderen Reinecker’schen Liebling, dem zornigen jungen Mann, der auf hohem moralischem Ross unterwegs ist und – wie sollte es anders sein – Philosophie zu studieren beabsichtigt. Till Topf spielt den Sohn des notorischen Nachtklubbesitzers Korda, der gut behütet von den Machenschaften seines Vaters aufwuchs, sehr authentisch und zählt zu den weniger aufdringlichen Vertretern seiner Spezies, auch wenn Reineckers hochgestochene Zeilen den Jungschauspieler noch von Zeit zu Zeit sichtlich an den Rand seines Könnens scheuchen. Auch Christine Wodetzkys Part kränkelt nicht an ihrem wie eh und je verlässlichen und durchtriebenen Auftreten, sondern daran, dass die Rolle der Mutter, die sich aus Liebe zu ihrem verhafteten Mann einen Liebhaber zulegt (!), so nur der Fantasie eines ganz bestimmten Drehbuchautors entspringen kann ...

Ganz und gar duvallisch fällt gegen der die Episode nach Brynych-Manier dominierende Song „Ways“ aus; diesmal aber nicht schmalzig, sondern beatgetrieben und sogar in Etablissements wie dem Oriental tanzbar.

Wer nun das „Attentat auf Derrick“ begann, ist nicht schwer herauszubekommen, sodass man vor Harrys Ermittlungsarbeit nicht unbedingt in Ehrfurcht erstarrt. Dennoch versteht es Fritz Wepper, eine sehr präsente Sorge um seinen Kollegen in sein gesamtes Spiel einfließen zu lassen, die zeigt, dass die beiden Darsteller sich auch hinter der Kamera gut verstanden haben müssen. Gute 3,5 von 5 Punkten mit Platz nach oben.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

05.01.2013 14:33
#491 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #490
Blap, deine Antwort hat mich doch direkt inspiriert, mich den versprochenen Highlights ein Stückchen zu nähern. Leider ist Percy Lister bei „Derrick“ ein wenig der Atem ausgegangen; dabei macht es besonderen Spaß, die Folgen parallel zu begutachten.

Moin @Gubanov!

Naja, dafür wird Du mich vermutlich bald einholen. Seit auch "Der Alte" über unseren Bildschirm flimmert, kommt der liebe Stephan nicht mehr ganz so häufig zum Zuge. Gern möchte ich auch eine Mega-Sause zum Kommissar starten, aber das würde vielleicht zu weit führen ...

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Vom Ursprung her verdorben

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

05.01.2013 14:52
#492 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Zitat von Blap im Beitrag #491
Gern möchte ich auch eine Mega-Sause zum Kommissar starten, aber das würde vielleicht zu weit führen ...

Das wäre doch nur eine logische Konsequenz, die sicherlich auch großes Interessen finden dürfte!

Blap Offline




Beiträge: 1.128

05.01.2013 15:55
#493 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Ich habe mißverständlich formuliert. Irgendwann ist Der Kommissar an der Reihe, aber vermutlich erst nach der letzten Folge Derrick. Vielleicht packt es mich früher, mal schauen ...

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Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2013 20:15
#494 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Spar dir den „Kommissar“ ruhig fürs Erste, @Blap; „Derrick“ ist eh viel besser.



Derrick: Die Schrecken der Nacht

Episode 107 der TV-Kriminalserie, BRD 1983. Regie: Zbynek Brynych. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Horst Tappert, Fritz Wepper sowie: Monika Baumgartner (Carla Meissner), Dirk Dautzenberg (Ludewig), Werner Asam (Rudolf Bandener), Michael Toost (Herr Bandener), Barbara Kutzer (Maria Bandener), Volker Eckstein (Alwin Bosler), Ilona Grübel (Inge Holz), Simone Rethel (Erna Wilhelm) u.a. Erstsendung: 9. Dezember 1983, ZDF.

Zitat von Derrick: Die Schrecken der Nacht
Ein Psychopath schleicht durch Münchens Straßen. In Giesing, im Südosten der Stadt, hat er es auf junge Frauen mit schwarzen Haaren abgesehen. Heimtückisch nähert er sich ihnen nächtens, ohne bemerkt zu werden, und erwürgt sie dann auf brutale Weise. Für die Polizei gibt es keine andere Möglichkeit, als einen Lockvogel ausfliegen zu lassen und darauf zu warten, dass der Serienmörder sich an die Polizeibeamtin Carla Meissner heranmacht ...


Was für ein waschechter Brynych! Hatte man bei einigen Folgen in letzter Zeit Grund zur Annahme, der unkonventionelle Tscheche habe sich gebessert und würde seine Regiearbeiten in Zukunft etwas gesetzter angehen, so stellt sich nun heraus, dass all das nur ein geschicktes Täuschungsmanöver war. Am Ende kam Brynych dann doch wieder mit dem Holzhammer um die Ecke und drosch die Urigkeit damit nur so in die Kamera hinein. „Die Schrecken der Nacht“ spielt wieder auf demselben exotischen Niveau, das auch klingende Titel wie „Alarm auf Revier 12“ und „Pecko“ bevölkern – ein hohes Lob für die einen, ein lauter Warnschuss für die Anderen.

Ganz Giesing scheint sich in der Kneipe der Wirtsleute Bandener zu treffen, was den Freund gepflegter Urwüchsigkeit kaum verwundert, wenn dort doch schließlich lyrisch feinsinnige Weisen wie „Hey Alte, rück das Geld raus, ich möcht’ heut nacht ins Wirtshaus“ gespielt werden und wahrhaft weltgewandte Gentlemen wie Dirk Dautzenberg, Werner Asam, Volker Eckstein und Karl Tischlinger verkehren ... Der Alkoholkonsum, den gerade Dautzenberg als Derrick-Ersatz – „der liebe Stephan“ (© Blap) muss sich noch von den Folgen des Attentats in einer Reha-Klinik erholen – nach Leibeskräften durch alle Decken schießen lässt, lässt jede „Kommissar“-Folge im Vergleich verblassen; und das will schon etwas bedeuten. Leider hat der Inspektor Ludewig sonst kaum Interesse an seinem Dienst, lieber beklagt er sich über die Kälte und seine Schuhsohlen. Mensch, wird das ein Fest werden, wenn Tappert wieder zu alter Hochform zurückfindet!

Ein gestörter Mädchenmörder macht sich immer gut, um Spannung und drohendes Unheil über nächtlichen Straßenzügen schweben zu lassen. Und dass diese sowieso von allerlei merkwürdigen, ja haarsträubenden Gestalten bevölkert sind, auch wenn es sich bei denen nicht um kaltblütige Killer handelt, verdeutlicht Brynych in mehreren langen, düsteren Szenen. Leider wirkt das Ganze ein wenig gewollt zusammengeschustert und kommt für meine Begriffe über mittellauwarme Niedrigspannung nicht weit hinaus. Es gibt sogar TKKG-Folgen, kam es mir von irgendwoher in den Sinn, bei denen ich mich schon mehr gefürchtet habe. Vergleiche, die manche mit dem Thrill-Faktor von „Waldweg“ ziehen, möchte ich hiermit ganz offiziell für Unfug erklären.

Es geht ja aber auch irgendwie gar nicht um ernsthaftes Angsteinjagen. Sondern um Skurrilität par excellence. Und die ist gewährleistet, weil es einfach so herrlich schräg zugeht, dass ich sogar Nachsicht walten lasse, obschon ich den Mörder in dessen erster Kameraeinstellung überführte und sämtliche Personen mit der psychologischen Tiefe von Flachwasser aufwarten.

Die ZDF-Zuschauer anno 83 interessierten sich in adventischer Nächstenliebe sowieso nicht für die toten Frauen, sondern einzig für Bandeners Muschi. Also die angetörnte Mieze. Na, eben eine Katze. „An das Derrick-Team! Wir sehen uns immer ‚Derrick’ an. Doch am Freitag, dem 9.12.83, waren wir und alle Tierfreunde entsetzt. War das wirklich nötig, die Katze umzubringen??? [...] Wahrscheinlich haben Sie für den Film so eine arme Katze aus dem Tierheim geholt, nur um die umzubringen“, mutmaßt ein Zuschauer, dessen freundliche Erkundigung im „großen Derrick-Buch“ von Katrin Hampel abgedruckt ist. Ist es wirklich nötig, zu versichern, dass nicht einmal Brynych so wüst vorgegangen wäre?

Mäßig spannende, dafür umso schrägere Angelegenheit, die Brynychs Fans das Herz erweicht. Ich schleiche mich lieber auf leisen Socken davon – oder mache ich mich so auch verdächtig? 3 von 5 Punkten.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

06.01.2013 11:30
#495 RE: "Derrick" oder: das andere Konzept Zitat · Antworten

Herr Dautzenberg wedelt mit der Musch und fragt: "Wie wollense den Brynych denn, lassense den Mann doch machen. Getz is aber Schluss!"

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