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Dieses Thema hat 647 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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athurmilton Offline



Beiträge: 1.083

01.07.2014 22:43
#496 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Beitrag beinhaltet Spoiler!

Nachdem ich mich schrittweise durch die online frei verfügbaren Episoden schaue, sind zuletzt "Auf dem Stundenplan Mord" und "Der Traum eines Wahnsinnigen" besonders hängen geblieben.

Erstere Episode fand ich so perfide geschrieben, weil man bei einer wie hier zu beobachtenden, albtraumhaften Hexenjagd ja immer verführt wird, Partei für den gejagten Menschen zu ergreifen - aber eine Hexenjagd bedeutet ja nicht immer, dass es sich nicht um "eine Hexe" handelt! (ähnlich wie in dem bekannten Spruch "Nur weil man paranoid ist, heißt das nicht, dass man nicht verfolgt wird").

Zweitere Episode war filmisch und schauspielerisch einfach atemberaubend, Curt Jürgens war hypnotisch und als Horst Frank dann sein wahres Gesicht zeigte, was er so intensiv, das es fast aus dem Bildschirm sprang! Und die Geschichte war fast gruseliger als die besten Wallace, beinahe ein Mabuse-Meisterwerk - vor allem so schauerlich, weil sie ohne die humoristischen Brüche, ohne die großen Übertreibungen und ohne Elemente des Fantastischen auskam.

Editiert von Gubanov am 02.07.2014, 13:20 Uhr - Spoilerwarnung eingefügt

Markus Offline



Beiträge: 683

02.07.2014 10:35
#497 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Deck doch ein paar Sätze mit Spoilern ab, damit auch anderen die Spannung erhalten bleibt.

Gruss
Markus

athurmilton Offline



Beiträge: 1.083

02.07.2014 16:59
#498 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Markus im Beitrag #497
Deck doch ein paar Sätze mit Spoilern ab, damit auch anderen die Spannung erhalten bleibt.

Gruss
Markus


Das kann ich nicht mehr machen, nachdem du auf meinen Beitrag geantwortet hast!

Hatte gesehen, dass z.B. hier auch gefragt wurde "Wer ist eigentlich der Täter in der Folge?" und das wurde dann auch ganz offen beantwortet.

Wie wäre das denn theoretisch gegangen, das "abdecken"?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2014 17:18
#499 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

[spoiler]Text[/spoiler]

=

Text

Oder einfach eine Warnung (ggf. mit Folgenangabe) obendrüber packen, so wie ich es jetzt nachträglich gemacht habe.
Fairplay darf es schon sein.

Markus Offline



Beiträge: 683

03.07.2014 11:56
#500 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

War auch nicht bös gemeint...
Ich geh mal mit gutem Beispiel voran, mit einer Frage zum Traum des Wahnsinnigen:

In der YT-Ausgabe gibt es am Ende einen merkwürdigen Schnitt. Jürgens geht zu der Frau, gesteht ihr, dass er Frank erkannt und ihn nicht verraten hat. Dann nimmt er das Tuch und schlingt es bedrohlich im Würgegriff.
Dann spricht ihn Kommissar Keller (nachsynchronisiert?) an, und in der nächsten Einstellung sind plötzlich die Polizisten im Raum. Jürgens geht weg.

Hatte man ein noch zynischeres Ende geplant? Es lag hier ja nahe, dass Jürgens sich so sehr identifiziert, dass er, während die Polizisten mit Frank beschäftigt sind, den Mord vollendet.

Steht dazu etwas im Fan-Buch?


Gruss
Markus

Chinesische Nelke Offline



Beiträge: 136

08.07.2014 00:17
#501 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Ich habe mir am Wochenende zwei der Folgen angesehen die ZDF Neo über Pfingsten gesendet hat:
Bei " Ratten der Großstadt" habe ich wirklich überlegt, ob Zbyněk Brynych der Regisseur ist, gewisse Ähnlichkeit mit " Die Schrecklichen" ist schon vorhanden.
Ich war dann ziemlich verwundert, das Theodor Grädler Regie führte.

"Der Tod fährt erster Klasse" gehört auf jeden Fall in meine Top 5 der 97 Folgen.
Gibt es eine Folge, die Spannung und die unheimliche Atmosphäre der letzten Minuten im Zug toppt ?
Die Folge hat möglicherweise auch die meisten humoristischen Szenen.
Die Derrick Folge "Die Schrecken der Nacht" aus 1983 ist ein entferntes Remake, hat aber nahezu die gleiche Klasse und ist auch atemberaubend spannend.

greaves Offline




Beiträge: 583

21.07.2014 14:38
#502 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Ich habe die kommissar-reihe vor ziemlich genau 10 jahren kennengelernt als sie auf 3sat sonntagabends lief.
Die dvds habe ich mir auch besorgt und will sie mir nächstens alle zu gemüte führen.
Habe auch meine lieblinge unter den ersten 30-40folgen.
Dazu gehören bisjetzt sicher:

Der moormörder
Der tod fährt 1 klasse
Die anhalterin
Traum eines wahnsinnigen

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

23.07.2014 11:39
#503 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Meine persönlichen Lieblingsfolgen (ohne Reihenfolge):
- Traum eines Wahnsinnigen: Herrlich unheimlich mit einem hervorragendem Horst Frank
- Der Moormörder: Die "Klassiker-Folge", mit Top Besetzung Leipzig und Regnier in einer Folge
- Drei Tote reisen nach Wien: Hervorragend inszenierte Mordszenen, vor allem der Mord an Hans Caninenberg
- Der Tennisplatz: Sehr nachdenkliche Folge mit einem hervorragendem Finale auf dem Tennisplatz
- Der Geigenspieler: Ebenfalls eine traurige Geschichte, bei der es interessant ist, sich in Stoll hineinzuversetzen
- Rudek: Schöne Folge mit dem späteren "Alten", Siegfried Lowitz

athurmilton Offline



Beiträge: 1.083

16.09.2014 12:27
#504 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Endlich habe ich es über den Wechsel von Harry zu Erwin Keller geschafft (Folge 71), zu meiner Enttäuschung hat der Kommissar den Wechsel aber wohl innerlich noch nicht gemacht - er nennt Erwin nie bei seinem Namen, sondern stets "Harry" in den folgenden Filmen und den scheint das auch gar nicht zu stören! Als Gag wäre das ja ein-/zweimal o.k. gewesen, aber dauerhaft???

Schon ganz schön senil, der "Alte", und ganz schön geduldig mit ihm, der Frischling, oder?

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

16.09.2014 14:39
#505 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von athurmilton im Beitrag #504
Endlich habe ich es über den Wechsel von Harry zu Erwin Keller geschafft (Folge 71)...

Soviel zum Thema "schon ganz schön senil".

athurmilton Offline



Beiträge: 1.083

16.09.2014 19:26
#506 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Aua. Na ja, immerhin ist mein Fehler im Vergleich zu dem des Kommissars auf jeden Fall "Klein".

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

21.09.2014 14:40
#507 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der Kommissar: Ein Amoklauf

Zitat von Der Kommissar: Ein Amoklauf
Vor zweieinhalb Jahren erschoss Erich Weißmann seine beiden Kinder und seinen Schwiegervater in einem abrupten Wutausbruch. Weißmann wird verurteilt und wandert ins Gefängnis. Nur der Grund für seine Wut ist damit nicht aus der Welt geschafft: Seine Frau betrog ihn mit einem Freund – und kann diesen nun, da der Ehemann einsitzt, sogar heiraten. In dieser Situation die schreckliche Nachricht: Weißmann bricht aus. Er ist bewaffnet. Und er wird seine Ex-Frau aufsuchen, soviel ist sicher!


Der Titel „Ein Amoklauf“ lässt keine angenehme oder gar raffiniert ausgetüftelte Episode, sondern ein blankes Durchbrennen aller Sicherungen vermuten. Das bestens eingeübte Team Herbert Reinecker / Wolfgang Becker überrascht seine Zuschauer mit einer Folge, die ganz anders ausfällt als mögliche Erwartungen oder Befürchtungen. Der titelgebende Amoklauf liegt Jahre zurück und wird nicht gezeigt. Das muss er auch gar nicht, denn er hat mehrere Personen so tief gebrandmarkt, dass es gar nicht nötig ist, die schrecklichen Sekunden selbst zu Gesicht bekommen. Viel größer der Horror, der sich aus den Erzählungen der Anwesenden und dem noch heute völlig abwesenden und entrückten Verhalten des Täters ergibt.

Menschen fürchten sich deshalb ganz besonders vor einem Amoklauf, weil die Opfer, die ein solches völliges Durchdrehen einfordert, völlig sinnlos sterben. Die Aggressionen des Mörders richten sich nicht gegen sie persönlich, sondern gegen eine scheinbar unveränderliche und ausweglose Situation, die dessen Psyche überfordert. So auch im Reinecker-Script. Vorwürfe, es wandle sich immer mehr zu einem heimlichen Freispruch des Kurzschluss-Killers, möchte ich an dieser Stelle zurückweisen. Die Erzählungen über das Vorfeld der Tat suchen keinen neuen Schuldigen für die Schüsse, sondern sollen nur erklären, was sich aus welchen Gründen zutrug. Sie werden zudem in blanker Panik gegeben und sind deshalb ebenso wenig für bare Münze zu nehmen wie das Verhalten von Erich Weißmann selbst. Das ist die Stärke von „Ein Amoklauf“: Reinecker arbeitet mit zerbrochenen Figuren, die alle gemeinsam eine unheilige Gemengelage zu verantworten haben, bei der aber letztlich der Labilste von allen die Fassung verlor. Und dass er völlig verhuscht und nicht in der Lage war, sich mit normalen Worten oder Taten zu verteidigen, wird ja ganz eindeutig ersichtlich.

Stechend präzise malen Wolfgang Becker und Kameramann Rolf Kästel wunderbare Schwarzweiß-Porträts mit beinahe künstlerischem Anspruch. Die Szenen mit Erich Weißmann sind nicht nur inhaltlich düster, sondern spiegeln die Seele des Sträflings auch in ihrer Fotografie wieder. Der Flüchtige scheut direktes Licht und agiert im (Halb-)Dunkel, um nicht gefangen zu werden. Einstellungen, wie er von einer schockierten Frau hinter ihrem Kleiderschrank entdeckt wird, wie er über die nächtlichen Straßen läuft, als sei er der Sensenmann in Person, oder wie der Taxifahrer misstrauisch in den Rückspiegel blickt, um sich von der Identität seines sonderbaren Fahrgastes zu überzeugen, bestimmen die angstgeprägte Szenerie der Episode, die zu einer andauernden wohlig-gruseligen Anspannung führt. Das unterstreichen natürlich auch die Darsteller, die diesmal umso verletzlicher wirken, als Kommissar Keller selbst im Büro bleibt und nur sein sich sonst nicht gerade durch übermäßige Genialität auszeichendes Team zu Zeugen und Beteiligten ausschwärmen lässt.

Gerd Baltus vermittelt die Losgelöstheit von allen übrigen Protagonisten sehr glaubhaft. Als verurteilter Amokläufer ist er nicht mehr der gutmütige und vertraute Bekannte, sondern eine bewaffnete Bestie, vor deren Willkür ein jeder zittert. Krista Keller und Götz George im Besonderen: echte Kabinettstückchen, wie sich die beiden furchtsam gegenseitig in eine Rage reden und dabei der Polizei einiges erzählen, was sie früher aus purer Berechnung verschwiegen. Für die Zwei stellt nicht der Amoklauf das einschneidende Erlebnis dar – eine viel präsentere Position spricht das egoistische Pärchen dem Grauen zu, das es selbst erwartet, wenn es (ungeschützt durch schwedische Gardinen) wieder auf Erich Weißmann trifft. Ebenso schlottern Hans Quest und Ingrid Capelle die Knie, allerdings haben sie als integre ehemalige Freunde des Täters nichts zu befürchten. Sie dienen lediglich als ein erster Test für den ausgebrochenen „Wilden“ im Umgang mit seiner verlorenen Zivilisation.

Eine besonders sarkastische Rolle nimmt Charles Regnier als Gefängnispsychologe ein. Weit entfernt von der späteren Glorifizierung dieses Postens durch allerlei Profiler-Serien zeigt Regnier einen abgekochten Zyniker, der leichtfertige Prognosen abgibt, als handele es sich um nichts Gewichtigeres als um den Wetterbericht für die nächsten Stunden. Er hilft der Polizei keinen Schritt weiter, sondern legt es lediglich darauf an, sein Geld ohne Anstrengung durch Klugschwätzereien in gemütlicher Warteposition in einer nahen Kneipe zu verdienen.

Von einer tiefschwarzen Verzweiflung und einem immensen psychischen Druck geprägt, zeigt „Ein Amoklauf“ Charaktere, die sich selbst mit einer hoffnungslos abartigen Situation überfordert haben. Mit Gerd Baltus hält die personifizierte Lebensgefahr Einzug in die Episode. Als ob dieses Spannungsmoment noch nicht genug wäre, packen potenzielle Opfer weiteren Zündstoff aus und erscheinen Polizei und herbeigerufene Helfer völlig hilflos. Als es schließlich zur lang gefürchteten Konfrontation kommt, steht der Nervenkitzel an seinem absoluten Höhepunkt. Leider gelang es nicht, die eigentlich selbsterklärende Episode an dieser Stelle zu einem runden Ende zu bringen.

(4,5 von 5 Schnapsgläsern)


Der überzeugendste Ermittler: Inspektor Walter Grabert, auch wenn er die Tür der Neumanns etwas zu unbedacht öffnet
||||| ||||| ||||| Kommissar Herbert Keller (Erik Ode)
||||| ||||| ||||| Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm)
||||| ||||| ||||| Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz)
||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper)
||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Erwin Klein (Elmar Wepper)

Besprechung 49: Episode 49 der TV-Kriminalserie, BRD 1972. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Herbert Reinecker. Auf der Seite des Gesetzes: Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz. Unter Verdacht: Gerd Baltus, Krista Keller, Götz George, Elisabeth Wiedemann, Charles Regnier, Hans Quest, Ingrid Capelle, Lisa Helwig u.a. Erstsendung: 2. Juni 1972.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

21.09.2014 22:45
#508 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der Kommissar: Toter gesucht

Zitat von Der Kommissar: Toter gesucht
Kommissar Keller glaubt seinem Nachbarn Berneis, der behauptet, sein Sohn habe einen Mord begangen. Es gibt keine Leiche und keine weiteren Indizien als ein angeblich blutiges Hemd, das Berneis junior am Tag nach der Tat verbrannt hat. Wo soll Keller also ansetzen? Ist er beruflich oder privat an diesem Fall dran? Und ist es überhaupt ein Fall? Keller stellt fest, dass der junge Franz Berneis ein Heißsporn mit großen Ambitionen ist und dass er viel Geld in der Tasche hat, obwohl er nicht mehr arbeiten geht. Die Theorie vom Mord aus Habgier verdichtet sich ...


Die Besprechung enthält leichte Spoiler.

Bernhard Wicki dominiert die Episoden, in denen er auftaucht, und nicht immer ist das von Vorteil. Hier gibt es ein typisches Beispiel für eine unausgegorene Rolle, die von Autor und Darsteller überlebensgroß aufgeblasen und mit schier unerträglicher Präpotenz ausgestattet wurde: Johannes Berneis ist ein sturer und durch sein Alter zunehmend in den Glauben, allwissend zu sein, versetzter Stinkstiefel, den der eigene Laden offenbar so sehr langweilt, dass er nichts besseres zu tun hat, als den eigenen Sohn bei der Kripo anzuschwärzen. Man darf sich fragen: Handelt so ein Vater, selbst wenn er mit dem Filius nicht wirklich auf bestem Fuße steht? Würde er nicht erst einmal privat klären, was geschehen ist? Oder überhaupt zunächst von einer etwas weniger fundamentalistischen Vermutung als ausgerechnet Mord ausgehen? Und warum bietet Berneis am Ende Franz jede Hilfe an, wenn er doch an seiner Verhaftung schuld ist? Sehr seltsam, Herr Reinecker, und sehr aufdringlich, Herr Wicki!

Dass Kommissar Keller sofort auf die Theorie seines Nachbarn anspringt, die sich auf wilde Spekulationen und offensichtliche Abneigungen stützt, wirft kein unbedingt schmeichelhaftes Licht auf den eigentlich zu objektivem Vorgehen verpflichteten Kriminalbeamten. Immerhin ist man seinem Privatleben so nah wie in keiner der späteren Folgen. Das wiegt jedoch nicht jedoch auf, dass es „Toter gesucht“ an jeglichem Überraschungseffekt fehlt. Ganz selbstverständlich bewahrheitet sich die unglaubwürdige Geschichte vom Toten, gegen die Kellers Mitarbeiter zurecht Widerspruch eingelegt hatten. Und warum? Nur damit der große Kommissar schlussendlich Recht behält. Man bekommt das Gefühl: Würden Bernhard Wicki und Erik Ode behaupten, die Welt sei eine Scheibe, so würde Herbert Reinecker am Ende einen Astronomen finden, der das an Eidesstatt bestätigt.

Nicht nur Berneis-Senior und Keller üben sich in unsympathischem Auftreten. Auch der Sohn und seine Freundin können das Publikum nicht für sich einnehmen, sodass es wohl nicht einmal viel gebracht hätte, am Ende überraschend zu verkünden, dass alle Verschwörungen nur Fantasien der gesetzten Herren waren. Einzig Rose Renée Roth hält das Interesse an der Episode hoch. Sie spielt die Großmutter Weidau mit verschmitzter Mine, hinter der – so merkt man nach und nach – durchaus Verschlagenheit und Geheimnisse stecken. Es käme nicht verwunderlich, hätte Reinecker sie zu einer Mordkomplizin heraufgestuft oder enthüllt, dass sie in Wahrheit alle ihre Verwandten selbst um die Ecke gebracht habe. Gruselig, wie sie vom Schicksal ihrer Familie erzählt und daraus in erster Linie auf finanzielle Einbußen folgert.

Warum ausgerechnet die zähe Angelegenheit „Toter gesucht“ eine Überlänge von mehr als einer Stunde Laufzeit erreicht, bleibt das Geheimnis der Macher. Ohne echten Suspense fällt die voreingenommene Vorgehensweise von Kommissar Keller umso negativer auf – ebenso wie die hier besonders fies und zahlreich angewandten Dauerwiederholungen von Wörtern und Sätzen. Es wirkt, als hätte zwingend Zeit geschunden werden müssen.

(2,5 von 5 Schnapsgläsern)


Der überzeugendste Ermittler: Kriminalhauptmeister Harry Klein, der als angehender Oberkriminalrat die wichtigste Aufgabe übernimmt
||||| ||||| ||||| Kommissar Herbert Keller (Erik Ode)
||||| ||||| ||||| Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm)
||||| ||||| ||||| Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz)
||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper)
||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Erwin Klein (Elmar Wepper)

Besprechung 50: Episode 48 der TV-Kriminalserie, BRD 1972. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Herbert Reinecker. Auf der Seite des Gesetzes: Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz. Unter Verdacht: Bernhard Wicki, Christoph Bantzer, Nicki Macoulis, Rose Renée Roth, Eleonore Weisgerber u.a. Erstsendung: 12. Mai 1972.

Stroheim Offline




Beiträge: 170

21.09.2014 22:47
#509 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

'Ein Amoklauf' zählt für mich bis heute zu den fünf denkwürdigsten & beklemmendsten deutschen Fernsehkrimis überhaupt.

Viele Liebhaber der Serie bevorzugen die damals einige Monate vorher abgedrehte, themenverwandte Episode 'Traum eines Wahnsinnigen' (mit Horst Frank & Curd Jürgens), in welcher es ebenfalls um einen aus der Psychiatrie entflohenen Mörder und die Heimsuchung seiner Familienmitglieder geht. Doch im 'Amoklauf' sind meiner Ansicht nach das Drehbuch und das Finale des Films überzeugender und kraftvoller als im 'Traum'.

Wie im Februar vergangenen Jahres bereits im Kommissar Keller-Forum im Thread zu 'Traum eines Wahnsinnigen' geschrieben ...
http://www.forum-kommissar-keller.de/for...17769#post17769

patrick Offline




Beiträge: 3.245

22.09.2014 07:38
#510 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Nachdem ich den Kommissar nur aus einigen Folgen kenne, die ich in meiner Kindheit sah, hab ich mir aufgrund einer oben genannten Empfehlung "Traum eines Wahnsinnigen" und "Der Moormörder" auf Youtube angesehen. Bin echt sehr positiv überrascht. Da kommt wirklich ein bisschen Wallace-Flair auf. Besonders "Der Moormörder" hat es mir angetan. Auch wenn ich mir sehr früh gedacht habe, wer der Täter ist.Kamen ja nicht viele in Frage. Cool war Regnie´s Bemerkung am Schluss,über seinen, nicht gerade mit Intelligenz gesegneten Sohn: "Bin gespannt, ob er wenigstens das richtig macht"

Gibt es eigentlich mehrere Folgen mit dem Flair der Obgenannten? Wenn ja, welche?

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