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Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

03.12.2011 19:31
#91 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Vielen lieben Dank für deine Informationen und das wunderbare Foto!

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

04.12.2011 18:55
#92 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Bonmots von Heinz Drache

"Es gibt keinen besseren Reiseführer als das Scheckbuch ..."

"Die meisten Kranken gehen zum Arzt. Nur die Erkälteten gehen ins Konzert oder ins Theater ..."

"Mädchen von heute ziehen Hosen an, um wie Jungen auszusehen und durchsichtige Blusen, um zu beweisen, dass sie keine sind ..."

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

10.12.2011 13:11
#93 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Heinz Drache als Jan van Heerden in “Sandy the Seal”

Der Leuchtturmwärter Jan van Heerden geht seiner Tätigkeit auf Seal Island nach, einer Insel, auf der - wie der Name sagt - zahlreiche Robben leben.

Mit seiner Marineuniform und dem Vollbart erinnert er rein äußerlich sehr an Johnny von Karsten aus “Sanders und das Schiff des Todes”.
Anders als dieser jedoch legt Jan van Heerden offensichtlich nicht so großen Wert auf ein perfektes Erscheinungsbild.
Des öfteren trägt er statt seiner Uniform ein offenes Hemd und einmal sogar ein T-Shirt.

Jan van Heerden hat zwei Wilderer überrascht, die auf ihrer Flucht eine verwaiste Robbe am Strand zurückgelassen haben.
Er nimmt das Tier mit nach Hause aufs Festland, wo er mit seiner Frau Karen und seinen beiden Kindern David und Anne lebt. Sie nennen die Robbe Sandy, nehmen sie in ihre Familie auf und bringen ihr allerlei Kunststücke bei, mit denen sie sogar öffentlich auftreten.

Das Familienglück wird empfindlich durch die Wilderer gestört, die Seal Island überfallen, als David und Anne ihren Vater während dessen Dienst dort besuchen.
Einer der Wilderer schießt auf Jan van Heerden und verwundet ihn. Seine Kinder finden ihn und bringen ihn zum Leuchtturm. Dort haben die Wilderer die Funkanlage zerstört, damit niemand die Küstenwache benachrichtigen kann.
Sandy alarmiert auf dem Festland Karen van Heerden und den Kollegen ihres Gatten. Mit einem Boot der Küstenwache erreichen sie Seal Island, machen die Wilderer unschädlich und retten Jan van Heerden das Leben.

Der Film “Sandy the Seal” entstand 1969 in Großbritannien unter der Regie von Robert Lynn, der auch “Sanders und das Schiff des Todes” inszenierte.
Leider ist der Film nicht in Deutschland erschienen.
Heinz Drache wurde - obwohl er bereits mehrfach sein vorzügliches Englisch unter Beweis gestellt hatte - in seiner Rolle von jemand anderem synchronisiert.

“Sandy the seal” ist eine Offenbarung für alle jenen, die Heinz Drache nur als überlegenen und über den Dingen stehenden Charakter aus seinen Kriminal- und Abenteuerfilmen kennen.

Hier ist er ein einfacher Familienmensch, der zum Beispiel nach Feierabend eine Flasche Bier trinkt.

Der liebevolle Vater nimmt seine Tochter auf den Arm, zaust seinem Sohn das Haar und küßt sie beide. Sanft und gar nicht streng vermittelt er ihnen die Regeln des Lebens, indem er ihnen frühzeitig Verantwortung überträgt.
Ergreifend sind die Szenen, in denen die Kinder versuchen, ihren nach seiner Verwundung bewußtlosen Vater zu pflegen und für sein Leben beten.

Überaus zärtlich geht er mit seiner Frau um, die von Marianne Koch verkörpert wird.
Die beiden Darsteller, die schon des öfteren mit einander gespielt haben, wirken absolut glaubwürdig als verliebtes Ehepaar.
Sehr bewegend ist der Moment als sie den schwer Verletzten beim Vornamen ruft und als habe er nur auf ihre Präsenz gewartet, kommt der Bewußtlose wieder zu sich.

In keinem seiner anderen Filme hat man Heinz Drache so häufig lächeln und von Herzen lachen gesehen wie in diesem sich mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen präsentierenden bezaubernden Familienfilm.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

11.12.2011 18:14
#94 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Zitat von Cora Ann Milton
Heinz Drache als Jan van Heerden in “Sandy the Seal”


Vielen Dank für die gute Beschreibung zu diesem "etwas anderen" Heinz-Drache-Film!

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

11.12.2011 18:26
#95 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Gern geschehen, Peter Ross!

Und ich habe mir selber damit die größte Freude gemacht, als ich den Film auf You Tube genossen habe, obwohl er in Englisch ist und Heinz Drache nicht selbst spricht.

Er spielt seine Rolle aber so über alle Maßen sympathisch, dass ich einfach nur begeistert bin.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

12.12.2011 21:51
#96 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Weitere Anmerkungen zu Film- und Fernsehrollen von Heinz Drache

Zur überaus faszinierenden Selbstinszenierung von Heinz Drache habe ich mich bereits ausführlich in meinem Beitrag “Gentleman und Dandy” geäußert.

Zu diesem Artikel noch eine Ergänzung bezüglich seines Auftritts in “Der Zinker”.
Ähnlich wie der im “Indischen Tuch “ aus dem Verließ befreite Frank Tanner als erstes seine Garderobe in Ordnung bringt, rückt auch Bill Elford seine Krawatte gerade, nachdem er soeben Krischna erschossen hat.

Die enorme charismatische Präsenz von Heinz Drache vor der Kamera resultiert aus vielen Faktoren.

Zunächst einmal die immense physische Attraktivität des Schauspielers in Kombination mit einem wundervoll sonoren Bariton, der von unendlicher Sanftheit bis zu schneidender Kälte alles modulieren kann.
Im “Tatort” “Keine Tricks, Herr Bülow” etwa verhört Kriminalhauptkommissar Hans Georg Bülow die Schwester eines Entführungsopfers und reagiert laut und heftig, als er mit seinen zuvor sanft gestellten Fragen nicht weiterkommt. Auf das Schluchzen der Frau hin tröstet er sie zunächst unendlich leise, um sie kurz darauf wieder heftig anzufahren, bis sie endlich aussagt.

Dazu kommt ein überaus selbstsicheres und überlegenes Auftreten.
Wenn Heinz Drache in seinen Rollen erscheint, hat man das Gefühl, er beherrscht die Szenerie und steht über allen Dingen.
Eine Ausnahme besonderer Art dürfte dabei lediglich “Sandy the Seal” darstellen, weil er in diesem Film zwar einen durchaus energischen Charakter verkörpert, allerdings in erster Linie eine schier grenzenlose Liebenswürdigkeit ausstrahlt.

Nur sehr selten lassen seine selbstbewußten Charaktere Zweifel an sich heran.
So etwa wenn der mit seinem Leben nach dem Krieg nicht mehr zurechtkommende ehemalige U-Bootkommandant Johnny von Karsten in “Sanders und das Schiff des Todes” betroffen ist von den Vorwürfen seiner Frau Elisabeth, ihr kein Leben in materiellem Wohlstand bieten zu können.
Wenn er über seine Leidenschaft für diese Frau, von der er weiß, dass sie seine Gefühle nicht im gleichen Maße erwidert, spricht geschieht das zwar eher unterkühlt, aber gerade deshalb umso bewegender.

Das offensichtlich bevorzugteste Stilmittel von Heinz Drache ist es, sich mitten im Satz elbst zu unterbrechen und erst nach einem “Äh” weiterzusprechen.
Dadurch wird der Eindruck spontan geäußerter Gedanken erweckt - und nicht etwa, dass hier ein Schauspieler lediglich brillant seinen Text gelernt hat.
Natürlich wird dem Satz dadurch mehr Bedeutung verliehen, weil der Zuschauer gespannt auf die Fortsetzung des Gesprochenen wartet.

Sehr oft kneifen die von ihm gespielten Charaktere verschwörerisch ein Auge zu - zum Beispiel:

Harry Yates in “Das Halstuch” zu Sergeant Jeffreys

Frank Tanner in “Das indische Tuch” zu Isla Harris

James W. Wesby zu Cora Ann Milton in “Neues vom Hexer” sowie am Ende des Films zum Publikum

Jan van Heerden zu seinen Kindern in “Sandy, the seal”

Der Schlafzimmer-Blick aus halbgeschlossenen Augen, mit dem Johnny von Karsten seine Frau Elisabeth in “Sanders und das Schiff des Todes” beobachtet, gehört auch ein bißchen in diese Kategorie.

Das Zwinkern verleiht ihnen eine Aura, über bestimmte Dinge besser informiert zu sein als andere - vor allen Dingen besser als der Zuschauer.
Dazu wird oft ein überlegenes, wissendes und mitunter ironisches Lächeln präsentiert.
Allen seinen Charakteren gibt Heinz Drache damit auch zugleich auch einen unwiderstehlichen Charme.

Auch ein ganz bestimmter Umgang mit Requisiten kann das Bild von einem Charakter noch verstärken. So fand der Umgang mit Tabakwaren und Kleidungsstücken bereits Erwähnung.
Man sollte sich auch zum Beispiel einmal vergegenwärtigen, dass der ohnehin schon sehr energische Bill Elford in “Der Zinker” noch burschikoser wirkt, wenn er rittlings auf einem Stuhl Platz nimmt.
Dass er mit einem Lineal hantierend, die von seinem Assistenten Lomm entfaltete “Times” zerreißt, gehört gleichfalls dazu.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

12.12.2011 23:04
#97 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Zitat von Cora Ann Milton

Die enorme charismatische Präsenz von Heinz Drache vor der Kamera resultiert aus vielen Faktoren.



Die charismatische Präsenz von Heinz Drache nahm im Laufe der Edgar-Wallace-Verfilmungen zu. Während er den Ermittler im Rächer (1960) und bei "Die Tür mit den sieben Schlössern" noch mit durchschnittlichen Charisma erfüllte, wirkt seine Darstellung in "Der Zinker" noch eine erhebliche Stufe geistreicher. In "Der Hexer" und "Neues vom Hexer" spielt er das Charisma schließlich voll und ganz aus, bis es in "Der Hund von Blackwood Castle" noch einmal auf die Spitze gebracht wird.
Eine Ausnahme stellt sicherlich "Das indische Tuch" dar - auch wenn die charismatische Wirkung erhalten bleibt, tappt Drache den gesamten Film mehr oder weniger im Dunkeln...

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

13.12.2011 17:45
#98 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross


Eine Ausnahme stellt sicherlich "Das indische Tuch" dar - auch wenn die charismatische Wirkung erhalten bleibt, tappt Drache den gesamten Film mehr oder weniger im Dunkeln...




Gewähre ihm doch bitte milderende Umstände!

Zunächst einmal ist Heinz Drache in seiner Rolle als Frank Tanner kein Kriminalist, sondern ein Rechtsanwalt, der sich sonst vorzugsweise mit Erbschaftsangelegenheiten und notfalls mit Scheidungsprozessen befaßt.

Für seine erste Morduntersuchung stellt er jedoch teilweise sehr naheliegende Kombinationen an wie zum Beispiel, dass Peter Ross Chico angestiftet hat, seine Familie umzubringen um sich in den Besitz der Erbschaft zu setzen.

Dass sich alle seine Theorien als falsch herausstellen, und dass Frank Tanner dem Mörder nicht früher auf die Spur kommt, muß doch so sein. Sonst wäre der Film schon erheblich früher zu Ende - was gerade bei diesem Juwel sehr schade wäre...

Heinz Draches Wirkung in seiner Rolle als Frank Tanner habe ich ausführlich in den Filmbewertungen zum "Indischen Tuch" beschrieben, aber ich äußere mich auch hier gern noch einmal.

Ich finde ihn in seiner Rolle sehr mutig (Butler Bonwit spricht gar von "Tollkühnheit"), weil er sich trotz den Revolverschüssen von Mr. Tilling nicht davon abhalten läßt, den Waffenschrank zu öffnen. Später will er sich erneut mit Tilling auseinander setzen, der wieder auf ihn schießt.
Er macht eine Exkursion vor das Schloß, um zu sehen, ob die Flut im Abklingen begriffen ist, obwohl draußen nur Sumpf und Moor sind. Lady Lebanon äußert, er habe damit sein Leben riskiert.
Selbst als er von Peter Ross mit einer Waffe bedroht wird, vergibt er noch einige freche Bemerkungen an ihn und kämpft später im Verließ mit ihm.
Für einen Anwalt, der eher an Schreibtischtätigkeit gewohnt sein dürfte, erscheint mir das bemerkenswert.

Dazu kommt seine wunderbare Ironie. Allein wie er Isla Harris auffordert, von heute ab bei ihm zu schlafen, weil sie da sicherer sei und die herrlichen Wortgefechte mit Bonwit.

Im übrigen stimme ich dir zu, dass Heinz Drache ständig an seiner Präsenz vor der Kamera gefeilt hat, bis sie immer charismatischer wurde.
Schon im "Rächer" sind die Ansätze dessen zu sehen, was Heinz Drache später in Vollendung gestalten wird.

Ich habe übrigens die von dir erwähnten Rollen in den jeweiligen Filmbewertungen bereits besprochen.

Natürlich liebe ich alle Auftritte von Heinz Drache bei Wallace, aber ganz besonders angetan hat es mir sein James W. Wesby in den "Hexer"-Filmen.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

17.12.2011 18:00
#99 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Weitere Anmerkungen zu Film- und Fernsehrollen von Heinz Drache

Fast immer wirkt Heinz Drache in seinen Rollen sehr überlegen und distanziert.
Dennoch läßt er mitunter physische Nähe zu, was sich überaus interessant manifestieren kann.
Entweder wird dabei durch Härte die Reserviertheit des jeweiligen Charakters verstärkt, oft wird aber auch die scheinbare Unnahbarkeit der Figur gemildert.

Jan van Heerden in “Sandy the Seal” verhält sich zu seiner Frau und seinen Kindern überaus liebevoll. Die gegenseitigen Umarmungen und Küsse zeigen nicht ein Spur von Distanz.

Margie Fielding ergreift in “Neues vom Hexer” den Arm von James W. Wesby und läßt ihn - auf seinen indignierten Blick hin - sogleich wieder los.
Erst als später sein Interesse an ihr deutlich erkennbar ist, faßt er sie beim Arm und sucht ganz offensichtlich ihre Nähe, indem er sich dicht zu ihr setzt oder stellt.
Auch dass er ungeniert ihre Kette ergreift und begutachtet gehört dazu. Wobei sein Kommentar “Hübsch!” wohl nicht nur auf das Schmuckstück gemünzt sein dürfte.

Bill Elford sucht in “Der Zinker” die Nähe von Beryl Stedman, indem er sich am Themseufer so dicht wie möglich neben sie setzt.

Richard Martin packt Sybil Lansdown in “Die Tür mit den sieben Schlössern” reichlich grob beim Arm, als er erkennt, dass sie in Gefahr schwebt und er sie deshalb unbedingt zu weiteren Informationen bewegen will.

Johnny von Karsten bekommt in “Sanders und das Schiff des Todes” von seiner Frau Elisabeth einen intensiven Kuss, doch seine drei zum Teil ungestümen Annäherungsversuche bleiben von ihr unerwidert.

Michael Brixan in “Der Rächer” flirtet zunächst fast schüchtern mit der Filmschauspielerin Ruth Sanders. Einer seiner Versuche gipfelt darin, dass Beide mit den Köpfen zusammenstoßen. Erst am Ende finden sie sich in einem leidenschaftlichen Kuss.

Carl Flemming in “Das Rätsel des silbernen Dreieck” versucht mit offensichtlichem Vergnügen, die fröstelnde Artistin Gina etwas zu erwärmen.
Seine Freundin Natascha nimmt er zwar leidenschaftlich in die Arme, kann sie jedoch auch lautstark attackieren und grob anfassen. Erst als sich seine ihn beherrschenden Rachegefühle in nichts aufgelöst haben, läßt er sich ganz und gar auf ihre Nähe ein.

Hans Georg Bülow faßt in “Die kleine Kanaille” Birgit väterlich bei der Hand, während sie gemeinsam durch Berlin flanieren. Sie darf ihm sogar näher kommen, indem sie seine Krawatte (nicht aber ihn!) um den Finger wickelt und ihn sogar zu einem Tanz überreden kann.
Seine Freundin Sonja Bach bezaubert Hans Georg Bülow als “Kavalier der alten Schule” (wie sie ihn völlig zu recht nennt) mit einem Handkuss, und des öfteren faßt er sie vertraulich beim Arm.
Die Schauspielerin Maria Borck, der er in "Tödliche Blende" näherkommt, erhält von ihm einen Handkuss und einen Kuss auf die Wange.
Die Schwester eines Entführungsopfers tröstet er in "Keine Tricks, Herr Bülow", indem er mit beiden Händen ihre Schultern umfaßt.

Harry Yates in “Das Halstuch” klopft seinem Mitarbeiter Sergeant Jeffreys mit der Hand auf den Oberarm oder mit der Faust vor die Brust, um den freundschaftlichen Charakter ihrer Beziehung zu demonstrieren.

Als James W. Wesby in “Der Hexer” Inspektor Higgins zusammengeschlagen vorfindet, bringt er ihn mit reichlich unsanften Methoden wieder zu sich.
Bei einem erneuten Zusammentreffen dieser Art dreht Wesby lediglich mit seinem Revolver den Kopf von Higgins beiseite, um zu prüfen ob der Inspektor noch am Leben ist.

Archibald Finch wird von James W. Wesby in “Neues vom Hexer” fast achtlos beiseite geschoben, weil er dem Inspektor den Blick auf ein Porträt verstellt.

Bill Elford läßt sich in “Der Zinker” nicht zweimal bitten, gegen den vorwitzigen Reporter Josua Harras zu boxen - natürlich knockt er ihn sogleich aus.
Der gönnerhafte leichte Schlag mit der Faust, den der Boxtrainer Champ von ihm vor die Brust bekommt, demonstriert Elfords Überlegenheit über den nicht mit sonderlicher Intelligenz gesegneten Gangster.
Die gleiche Wirkung hat es, wenn Elford mit dem Zeigefinger seinem Assistenten Lomm auf die Brust tippt.

Richard Martin bringt in “Die Tür mit den sieben Schlössern” seinen Assistenten Holms mit ziemlich groben Schlägen ins Gesicht wieder zu sich, nachdem dieser bei einem Mordanschlag das Bewusstsein verloren hat.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

22.12.2011 18:22
#100 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

“Lockerungsübungen”

Weitere Anmerkungen zu Film- und Fernsehrollen von Heinz Drache

Trotz aller Souveränität, die Heinz Drache in seinen Rollen ausstrahlt, und die seine Auftritte so immens faszinierend machen, ist er durchaus fähig, seinen distinguierten Gentlemen durch Lockerungsübungen ein bißchen Vergnügen zu verschaffen.
Eine weitere Facette im Schaffen dieses wunderbaren Schauspielers, deren Entdeckung dem Zuschauer sehr viel Amüsement bereitet.

Tony Wendice in “Bei Anruf Mord” lacht fröhlich auf und schüttelt sein Bein aus, um Swann zu demonstrieren, dass er eine angebliche Verletzung nur vorgeschoben hat, um diesen zu sich in seine Wohnung zu locken.

In “Der Rächer” blickt Michael Brixan scheinbar voller Treuherzigkeit seinen Vorgesetzten Major Staines an, weil dieser überraschend an seinem Bett auftaucht - und wirkt damit überaus anziehend.

Harry Yates in “Das Halstuch” präsentiert ein unwiderstehliches Lächeln, als er Kim Marshall in ihrer Garderobe im “Finale” mit “Hallo Liebling!” begrüßt, wie er überhaupt das ganze nun folgende Verhör mit ihr sichtlich genießt - bis er wieder zu seinem gewohnten Ernst zurückfindet.

In “Die Tür mit den sieben Schlössern” hört sich Richard Martin mit diebischem Vergnügen ein Kriminalhörspiel an. Mit einem dreisten Grinsen präsentiert er Pheeny seine Kartentricks und taxiert anerkennend Sybil Lansdowns Beine.

Bill Elford demonstriert dem Polizeiarzt Dr. Green die “Arbeitsmethode” des “Zinkers”, indem er ihm einen Strohhalm ins Gesicht pustet und sich darüber köstlich amüsiert.

Mit einem genießerischen Lächeln beobachtet Frank Tanner in “Das indische Tuch”, wie sich Isla Harris umkleidet sowie das versehentlich von Sir Henry Hockbridge auf die Leinwand projizierte Dia eines Pin Up Girls.

Jan van Heerden hat in “Sandy the Seal” in den meisten seiner Auftritte etwas von der Ausgelassenheit eines großen Jungen an sich.
Vor allem wenn er mit seinen Kindern David und Anne scherzt, indem er zum Beispiel seiner Tochter seine Uniformmütze aufsetzt, unter der ihr Gesicht selbstverständlich sogleich verschwindet und als er mit beiden ein Geburtstagsständchen für die Robbe Sandy singt.
Oder wenn er seiner Frau Karen mit Unschuldsmiene verkündet, es käme ein weiterer Gast zum Essen, es sich dabei jedoch um Sandy handelt.

Hans Georg Bülow hat in “Die kleine Kanaille” und in “Tödliche Blende” die Angewohnheit, seine Freundin, die Sekretärin Sonja Bach, zu erschrecken, indem er sich von hinten an die mit dem Rücken zu ihm sitzende Frau, die zudem in ihre Arbeit vertieft ist, heranschleicht.
Ihrer erzürnten Reaktion begegnet er mit einer Unschuldsmiene und einer Entschuldigung.

Bei seinen ersten Nachforschungen in “Die kleine Kanaille” unternimmt Hans Georg Bülow bei der Verfolgung der Titelheldin eine Klettertour über einen Zaun und durch hohes Unkraut, wobei er allerdings leise zu sich selbst meint, ob er nicht verrückt sei, sich das in seinem Alter zuzumuten.
Als ihn ein halbwüchsiger Freund des Mädchens überrascht, und ihn fragt, ob er sie ebenfalls liebe, erwidert Bülow gewohnt schlagfertig: “Natürlich liebe ich Birgit! Wer ist Birgit?”

Offenkundig hat das betreffende junge Mädchen einen verjüngenden Einfluß auf den Kriminalhauptkommissar.
Während Hans Georg Bülow mit Birgit einen Ausflug in den Zoo unternimmt, amüsieren sich die Beiden prächtig.
Als Birgit ihm später bescheinigt, über bessere Manieren zu verfügen als der Tatverdächtige Theo Lorenzen, schenkt Bülow ihr ein entwaffnendes Lächeln.
Ebenso reagiert er auf ihr Kompliment, er sei nur unwesentlich älter als der Betreffende.

Als Hans Georg Bülow in “Tödliche Blende” nach einer ausgedehnten Kneipentour mit seinem Assistenten Öllerink verspätet erwacht ist, konstatiert er das mit einem fassungslosen “Total verpennt! Ist mir noch nie passiert!”
Sogleich bringt er sein Äußeres - vor allem der sonst so korrekte Scheitel hat erheblichen Schaden genommen - wieder in die gewohnte distinguierte Form.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

26.12.2011 11:49
#101 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Eindruck durch Auftritt

Wenn Heinz Drache in seinen Filmen auf der Szene erscheint, geschieht das immer mit unvergleichlicher Grandezza und trägt dazu bei, die erhebliche Faszination, die von ihm in seinen Rollen ausgeht, noch zu steigern.

James W. Wesbys mysteriöse Auftritte in “Der Hexer” erfolgen allesamt plötzlich und unerwartet. Niemand hat ihn kommen gesehen, auf einmal ist er da und ebenso plötzlich ist er wieder verschwunden - manchmal sogar durch eine spektakuläre Flucht über ein Hausdach oder durch einen Sprung ins Wasser.
Man muß sich nur einmal anschauen, mit welch unwiderstehlicher Lässigkeit James W. Wesby durch den Geheimgang von Maurice Messer erscheint, ohne sich durch die von Inspektor Higgins auf ihn gerichtete Waffe auch nur im mindesten beeindrucken zu lassen.

In “Neues vom Hexer” erscheint James W. Wesby zum ersten Mal, als er mit energischen Schritten im Hauptquartier von Scotland Yard einen Korridor durchquert. Kurz darauf wird er Sir John die Leviten lesen, weil dieser ihn gewaltsam daran gehindert hat, London zu verlassen. Die Energie und Dynamik, die dieser Herr bereits hier demonstriert, wird er auch für den Rest des Filmes ausstrahlen.
James W. Wesby findet sich verspätet zum Mordprozess gegen Arthur Milton ein. Für alle vernehmbar wird energisch die Tür geöffnet. Der Inspektor betritt mit maßvollen Schritten den Gerichtssaal und sieht sich gelassen um, ehe er - nachdem er sicher sein kann, dass sein Eintreffen von allen bemerkt wurde - neben Sir John Platz nimmt.
James W. Wesbys erster Besuch bei Margie Fielding folgt dem gleichen Muster. Obwohl ihn die Malerin mit einem strahlenden Lächeln eingeladen hat, es sich bequem zu machen, bleibt er noch einen Moment bei der Tür stehen, ehe er nähertritt.
Selbstbewußt und mit überlegenem Lächeln erscheint James W. Wesby in Begleitung von Margie Fielding zum ersten Mal in der Villa Curtain und nimmt dort sogleich das Mobiliar (zum Beispiel die Lehne eines Sessels und den Kamin) in Beschlag, als fühle er sich bereits zu Hause, was er bei einem späteren Besuch auch bestätigen wird.
Sein unkonventionelles Erscheinen im Atelier von Margie Fielding, in das er durch ein Fenster eindringt, um sich einmal
genau anzusehen, wie die Frau lebt, für die er so offensichtliches Interesse hegt, betont die Nonkonformität des Inspektors.
Als James W. Wesby zum Schutz von Margie Fielding in der Villa Curtain erscheint, verkündet er sein Eintreffen persönlich, indem er eine von ihr gestellte Frage beantwortet. Flankiert von zwei sich dezent im Hintergrund haltenden Konstablern bleibt er einen Moment in der Nähe der Tür stehen, zieht seinen Mantel aus und wirft ihn lässig-elegant einem der Polizisten zu, ehe er gemessenen Schrittes auf Margie Fielding zugeht und so dicht wie nur möglich vor der jungen Frau stehen bleibt, deren strahlendes Lächeln und koketter Augenaufschlag Bände sprechen.

Das Erscheinen von Bill Elford in der Villa von Mrs. Mulford wird in “Der Zinker” von Butler James explizit angekündigt. Erwartungsvoll sehen ihm vier Personen entgegen.
Dann betritt der Inspektor souverän den Salon und bleibt einen Moment stehen, damit sein Eintreffen auch in gebührendem Maße zur Kenntnis genommen wird. Erst dann wendet er sich den Versammelten zu, um sein Verhör mit Frank Sutton zu beginnen.

Als Richard Martin in “Die Tür mit den sieben Schlössern” das Anwesen von Emily und Bertram Cody betritt, um den Hausherrn einem Verhör zu unterziehen, bleibt er scheinbar andächtig stehen, als Mrs. Cody Orgel spielt und verneigt sich leicht, als Tom Cawler seinen Besuch ankündigt.
Sein nun folgender ironischer Wortwechsel mit Emily Cody, sein spöttisches Lächeln sowie das sich betont langsame Entfernen aus dem Salon machen deutlich, dass Martin ganz offensichtlich nichts von dem Ehepaar hält und straft seine scheinbare Verbindlichkeit ihnen gegenüber Lügen.

Michael Brixan sucht in “Der Rächer” mehrmals das Schloss von Sir Gregory Penn auf, um den Forscher zu vernehmen.
Dabei kontert er den wütenden Protest von Penn mit lässiger Ironie. Energisch durchquert Brixan die Räumlichkeiten und macht dem Hausherrn in verbaler Form die Hölle heiß.

Tony Wendice frönt in “Bei Anruf Mord” bereits bei seinem ersten Erscheinen zwei seiner Leidenschaften: er raucht eine Zigarette und trinkt einen Kognak - zunächst hinter einer Zeitung verborgen.
Als Tony Wendice diese sinken läßt, erscheint der vorgebliche Captain Lesgate in Begleitung einer Dame. Der verstohlene Blick, mit dem Wendice immer wieder zu dem ungleichen Paar hinüber schaut, verheißt nichts Gutes.
Sein erster Auftritt in seiner Wohnung ist von betonter Lässigkeit. Gemächlichen Schrittes betritt Tony Wendice das Wohnzimmer und bleibt stehen, bis ihn seine Frau Margot begrüßt hat. Erst dann tritt er näher und es ist kein Zufall, dass er sich zwischen seiner Gattin und dem sie besuchenden Kriminalschriftsteller Max Halliday positioniert: er ist der Mittelpunkt, die anderen sind für ihn lediglich Randfiguren.
Beim Betreten seiner Wohnung nach dem mißglückten Mordversuch hält Tony Wendice einen Augenblick lang inne und überläßt sich kurzzeitig der Verzweiflung, indem er sich über die Stirn fährt.
Später wird er schleppenden Schrittes in leicht angetrunkenem Zustand seine sich in chaotischem Zustand befindliche Wohnung betreten und weiter dem Alkohol zusprechen. Der bis dahin eiskalt berechnende Tony Wendice ist ganz offensichtlich unvorsichtig geworden, was sich als sein Verhängnis erweisen wird.

Wenn Harry Yates in “Das Halstuch” bei dem verdächtigen Verleger Clifton Morris zum Verhör erscheint, sind seine Umgangsformen von untadeliger Höflichkeit und sein Auftreten von diskreter Zurückhaltung - gekrönt von einem freundlichen Lächeln.
Dennoch macht der Inspektor immer wieder deutlich, über wie viel Selbstbewußtsein, Energie und Hartnäckigkeit er verfügt.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

09.01.2012 21:58
#102 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Der Gentleman und die Damen

1. Heinz Drache und Barbara Rütting

Im folgenden soll eine eher stiefmütterlich behandelte Facette im umfangreichen schauspielerischen Wirken von Heinz Drache näher beleuchtet werden. Von seinen charismatischen Rollengestaltungen war bereits die Rede, nun wende ich mich dem Zusammenspiel mit seinen Kolleginnen vor der Kamera zu.

Für mich hat Heinz Drache in “Der Zinker” und ganz besonders in “Neues vom Hexer” in Barbara Rütting sein ideales Pendant gefunden.
Beide verkörpern sie in ihren Rollen starke, selbstsichere und ironische Menschen, die sich von der Meinung anderer emanzipiert haben und ihren eigenen Weg verfolgen.

Über das zwischen James W. Wesby und Margie Fielding in “Neues vom Hexer” unter Eis lodernde Feuer war an anderer Stelle bereits die Rede.
Die immense physische Anziehungskraft zwischen den Beiden, wird von Heinz Drache und Barbara Rütting mit wunderbaren kleinen Nuancen deutlich gemacht. Die Blicke und das wissende Lächeln zwischen ihnen sagt mehr als tausend Worte.
Immer wieder wird die physische Nähe des anderen gesucht, indem zum Beispiel Heinz Drache sehr dicht auf Barbara Rütting zugeht und sich möglichst immer in ihrer Nähe aufhält. So bleibt er zum Beispiel zunächst neben ihr stehen, obwohl er gerade ein Verhör mit Brigitte Horney führt.

Heinz Drache und Barbara Rütting verdeutlichen jedoch auch, dass zwischen den von ihnen verkörperten Charakteren ein Gleichklang auf geistiger Ebene besteht.
James W. Wesbys Desinteresse an zwar attraktiven, aber geistig unterbelichteten Frauen hat er gegenüber Sir Johns Vorzimmerdame Susan Copperfield bereits früh deutlich gemacht.
Im Gegenzug findet er in Margie Fielding eine intellektuell ebenbürtige Frau, deren schwarzen Humor er manchmal teilt, wie sein verschwörerischer Blick zu ihr deutlich macht, als sie äußert, ein Mord sei für niemanden so unangenehm wie für das Opfer, den er mitunter jedoch auch übertrieben findet (zum Beispiel einen Gummi-Totenkopf auf dem Plattenspieler zu deponieren)

Heinz Drache und Barbara Rütting nehmen oft den Tonfall des jeweils anderen auf, um zu veranschaulichen, wie stark das Band zwischen James W. Wesby und Margie Fielding ist.
Zum Beispiel fragt sie ihn, nachdem er in ihr Atelier eingestiegen ist, etwas barsch: “Haben Sie einen Haussuchungsbefehl?”, und er kontert in der gleichen Diktion: “Haben Sie einen Waffenschein?”
Als sie sich bei seinem zweiten Besuch in der Villa Curtain leise bei ihm erkundigt, ob er wirklich glaube, dass an diesem Abend etwas passieren wird, bejaht er ihre Frage ebenso leise.
Als er sie bei ihrer Lebensrettung zu Boden gezerrt hat, erkundigt sie sich mit wunderbar trockener Ironie, ob er das immer so mit fremden Damen machen würde. Er antwortet ebenso ironisch: “Nur wenn sie mir gefallen!

Natürlich verbietet sich zwischen zwei so starken Individualisten jedes klassische Happy End in verkitschter Romantik. Die Beiden werden ihre Beziehung ganz ohne Zweifel weiter intensivieren, nachdem sie sich für ihr lustvoll ausgekostetes Vorspiel ausreichend Zeit genomen haben ...

Um das Zusammenspiel von Heinz Drache und Barbara Rütting in “Der Zinker” ist es etwas anders bestellt.
Mit dem überaus energischen Inspektor Bill Elford und der talentierten Kriminalsschriftstellerin Beryl Stedman treffen auch hier wieder zwei starke Persönlichkeiten auf einander, jedoch ist Beryl mit Frank Sutton verlobt, und deshalb muß Bill Elford mit seinen Avancen sehr vorsichtig sein.

Bereits die erste Szene zwischen ihnen zeigt zwei einander Ebenbürtige.
Offensichtlich kennen sich die Beiden schon länger, zumindest läßt ihr fast schon selbstverständliches Betreten seines Büros ebenso wie ihr strahlendes Lächeln zur Begrüßung darauf schließen. Seine Bemerkung, sie suche wohl wieder Material für ihren Kriminalroman spricht ebenfalls dafür.
Selbstbewußt bauen sich Heinz Drache und Barbara Rütting vor einander auf, lassen sich nicht aus den Augen und liefern sich einen ironischen, verbalen Schlagabtausch.

Bei einem Verhör in der Villa von Mrs. Mulford nimmt Bill Elford erst Platz, nachdem ihn Beryl Stedman darum gebeten hat. Die Aufforderungen von Mrs. Mulford und Frank Sutton hat er zuvor geflissentlich ignoriert.
Heinz Drache demonstriert damit, dass sein Bill Elford der jungen Dame ihre Bitte ganz offensichtlich nicht abschlagen kann - weil er sich für sie interessiert.

Als nach einem nächtlichen Angriff auf Frank Sutton durch eine Mamba sich dessen Verlobte Beryl mit ihm entfernt, sieht Bill Elford den Beiden lange und nachdenklich hinterher. Wahrscheinlich hat er sich ein ganz anderes Bild von dem scheinbar so glücklichen Paar gemacht. Und Bill Elford soll recht behalten ...
Auch hier wird - dieses Mal mit einem Blick - signalisiert, dass ein gewisses Maß an Interesse seinerseits an der jungen Frau besteht, dass er jedoch nicht offen zeigen kann, weil sie anderweitig vergeben scheint.

Die Szene am Themseufer zwischen Heinz Drache und Barbara Rütting verdeutlicht erneut, welch starke Persönlichkeiten hier auf einander treffen.
Obwohl ihr in ihrer Rolle soeben der Traum ihres Lebens zerstört wurde und sie zwischen Kummer und Zorn schwankt, versagt er ihr jeden billigen verlogenen Trost. Statt dessen reizt er mir ironischen Bemerkungen ihren Zorn weiter an, um sie von ihrer Trauer abzulenken.
Es ist auch auffallend, wie dicht Heinz Drache sich neben Barbara Rütting setzt, um mit ihr zu sprechen. Er hätte ohne weiteres auch stehen bleiben können, signalisiert jedoch durch den engen physischen Kontakt das Interesse von Bill Elford an Beryl Stedman.
Wäre ihm Beryl Stedman gleichgültig, hätte Bill Elford wohl auch nicht nach ihr gesucht ...

Auch die letzte gemeinsame Szene von Heinz Drache und Barbara Rütting in “Der Zinker” ist von Beiden wieder glänzend gespielt.
Nach der Entlarvung des Zinkers scheint Bill Elford lediglich damit beschäftigt zu sein, wieder einmal vergeblich nach einem Feuerzeug für seine Zigarette zu suchen, doch sein Blick geht zu einer zutiefst erschütterten Beryl Stedman. Apathisch steht sie vor einem Spiegel, während er sich kühl und ironisch zu den kriminellen Machenschaften des “Zinkers” äußert.
Wieder verweigert er der jungen Frau jeden Trost, denn er weiß, dass sie stark genug ist, um über ihre schreckliche Enttäuschung hinweg zu kommen. Bill Elford bietet Beryl Stedman jedoch ganz praktisch seine Unterstützung an. Und beide wissen, dass er zwar von Tipps für ihr neues Buch spricht, jedoch meint, sie könne jederzeit mit seiner Hilfe rechnen.
Es ist höchst wahrscheinlich, dass Beryl Stedman auf sein Angebot eingehen wird, denn als er das Zimmer verläßt, steht bereits wieder der Hauch eines Lächelns in ihren Augen und spielt um ihre Lippen.
Offenbar hat Bill Elford genau die richtigen Worte gewählt, um Beryl Stedman wieder auf sich selbst zu besinnen.
Die Zukunft wird erweisen, wie weit sich die beiden einander annähern werden, wenn sie sich wieder begegnen werden ...

Da Heinz Drache und Barbara Rütting vor der Kamera so wunderbar mit einander harmonieren, ist es sehr bedauerlich, dass sie keine weiteren gemeinsamen Filme gedreht haben.

Cora Ann Milton Offline



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10.01.2012 19:37
#103 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Der Gentleman und die Damen

2. Heinz Drache und Marianne Koch

Heinz Drache hat gemeinsam mit Marianne Koch vier Filme gedreht: “Die Frau, am dunklen Fenster”, “Der schwarze Panther von Ratana”, “Sanders und das Schiff des Todes” sowie “Sandy the Seal”.
Nur mit Margot Trooger (ein Fernsehmehrteiler sowie drei Spielfilme) sowie mit Almut Eggert (vier “Tatort”-Episoden) stand er ebenso häufig vor der Kamera.
Es ist daher sicher nicht vermessen zu behaupten, dass sich die beiden Darsteller höchstwahrscheinlich sehr geschätzt haben dürften.

Ich will mich im folgenden auf “Sanders und das Schiff des Todes” und “Sandy the Seal” beschränken, lade jedoch gern andere ein, sich über das Zusammenspiel von Heinz Drache und Marianne Koch in “Die Frau am dunklen Fenster” sowie in “Der schwarze Panther von Ratana” zu äußern.

Heinz Drache - sowohl in “Sanders und das Schiff des Todes” als auch in “Sandy the Seal” angetan mit einem Vollbart und häufig in eine Marineuniform gekleidet - und Marianne Koch spielen in “Sanders und das Schiff des Todes” das Geschwisterpaar Johnny und Helga von Karsten.

Den nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Bahn geworfenen ehemalige U-Boot-Kommandanten und seine als Fotografin tätige Schwester verbindet eine nicht leicht zu definierende Beziehung.
Zunächst einmal nennt er sie des öfteren “mein Schatz”, eine Anrede, die er sonst eigentlich für seine Frau Elisabeth reserviert hat ...

In ihrer ersten gemeinsamen Szene schenken sie sich ein intensives Lächeln, während seine Frau sich ihm gegenüber eher reserviert verhält. Die sich anschließende Auseinandersetzung zwischen dem Ehepaar, weil sich sich Elisabeth weigert, mit ihrem Mann auf dem derzeit von ihm befehligten Schiff “Tigress” zu reisen, registriert Helga mit betroffener Miene. Offensichtlich empfindet sie dem Schmerz ihres Bruders, dem nur ein düsterer Blick übrig bleibt, sehr tief.

Als Johnny von Karsten nach tagelanger Abwesenheit zurückkehrt, ist Helga die erste, die ihn begrüßt. Mit überschäumender Freude rennt sie zu ihm und mit einem strahlenden Lächeln umfassen sie sich. Er küßt sie auf die Wange und macht ihr Komplimente über ihr blendendes Aussehen.
Erst dann wendet er sich seiner Frau Elisabeth zu. Während die Beiden sich küssen, beobachtet Helga sie mit einem zufriedenen Lächeln. Sie hofft wohl, dass ihr geliebter Bruder und seine Frau ihre Eheprobleme doch noch bewältigen können.

Auf der “Tigress” macht der große Bruder seiner Schwester später jedoch unmißverständlich klar, dass er ihre Anwesenheit an Bord nicht gern sieht und verwahrt sich gegen jede Einmischung ihrerseits in seine Aktivitäten.
Mag ihn Marianne Koch in ihrer Rolle noch so bittend anschauen, Heinz Drache dreht sich sogleich von ihr weg, um ihr zu signalisieren, dass er keine Ratschläge von ihr hören möchte. Um ihn wieder auf sich aufmerksam zu machen, ergreift sie seinen Arm, was ihn dazu bewegt, sich ihr zwar erneut zuzuwenden, allerdings nur um ihr mit einer Mischung aus Überlegenheit und Ironie zu antworten.
Marianne Kochs enttäuschte Blicke sprechen Bände, als sie vor der Sturheit von Heinz Drache kapituliert und ihn allein läßt.

Später demonstriert sie das enge Band zwischen den Geschwistern, indem sie sogleich weiß, worüber er nachdenkt und ihn zu trösten versucht - wenn auch vergeblich.
Sie will nicht, dass er sich um sie sorgt, weil er mit ihr die Wüste durchqueren will. Er hingegen versichert ihr, dass er sie aus ihrer schlimmen Lage wieder herausbringen wird, woraufhin sie ihn vertrauensvoll ansieht und ihm als Zeichen ihrer Zuversicht die Hand auf den Oberarm legt.

Die Anziehungskraft, die zwischen Heinz Drache und Marianne Koch in “Sanders und das Schiff des Todes” in ihren Rollen ausgeht, wirkt mitunter so intensiv, dass sie ihr Verhältnis als Bruder und Schwester manchmal ominös wirken läßt.

“Sandy the Seal” hingegen ist etwas völlig anderes. Es ist höchst bedauerlich, dass dieser reizende Familienfilm niemals in Deutschland erschienen ist, macht er den Zuschauer doch mit einer völlig neuen schauspielerischen Facette von Heinz Drache bekannt.
Der sonst so überlegene und über den Dingen stehende Gentleman präsentiert sich hier als unendlich liebevoller Familienvater, der seiner Frau von Herzen zugetan ist und mit seinen Kindern ausgelassen scherzt.

Heinz Drache verkörpert den Leuchtturmwärter Jan von Heerden, der mit seiner Frau Karen (Marianne Koch) sowie seinen Kindern Anne und David das vollkommene Familienglück genießt.
Marianne Koch begrüßt ihn in ihrer ersten gemeinsamen Szene mit einem zärtlichen Kuss und einer sanften, aber nachdrücklichen Umarmung, aus der sie ihn am liebsten gar nicht wieder freigeben will.
Er erklärt ihr, dass er noch einen Gast zum Essen mitgebracht hat, was sie mit vorwurfsvoller Miene kommentiert. Es handelt sich jedoch um eine Robbe, was sie wiederum zu einem verschmitzten Lächeln bewegt. Sie hätte wissen müssen, dass er lediglich einen Scherz machen wollte, meint sie.

In jeder von nun an folgenden gemeinsamen Szene wird die tiefe Liebe, die Jan und Karen verbindet, von Heinz Drache und Marianne Koch durch kleine, aber sehr bewegende Gesten deutlich gemacht.
Fast immer müssen sie einander anblicken und berühren, sie lachen über die selben Dinge und sorgen sich gemeinsam um ihre Kinder.
Sie darf ihn sogar necken, als er den Flaschenöffner für sein Bier sucht. Das Ding befände sich dort, wo er es hingelegt habe, meint sie, woraufhin er sie etwas irritiert anschaut.
Als er nach einem Monat wieder seinen Dienst antritt und deshalb sein Haus auf dem Festland verlassen muß, finden sie sich in einem langen und überaus zärtlichen Kuss.

Nachdem Jan van Heerden durch eine Schußverletzung in Lebensgefahr gerät, ist es erst die Anwesenheit von Karen, die ihn wieder zu Bewusstsein bringt, indem sie seinen Namen ruft.
Marianne Koch verzweifeltes Gesicht und ihr Flehen sind ebenso ergreifend wie der ihr geltende unendlich liebevolle Blick von Heinz Drache.

“Sandy the Seal” räumt ein für alle mal mit dem Vorurteil auf, Heinz Drache könne in seinen Rollen keine eindeutigen Sympathieträger verkörpern. Marianne Koch unterstützt ihn dabei auf kongeniale Weise.

Fazit: mit der zwar durchaus selbstbewußten, jedoch auch sanft und zart erscheinenden Marianne Koch geht Heinz Drache eindeutig sanfter um als etwa mit der eher burschikosen Barbara Rütting.
Aber auch vom Zusammenspiel dieser beiden Schauspieler geht eine immense Faszination aus.

Cora Ann Milton Offline



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10.01.2012 21:12
#104 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Der Gentleman und die Damen

3. Heinz Drache und Sabina Sesselmann

Heinz Drache hat mit Sabina Sesselmann in drei Spielfilmen vor der Kamera gestanden: “Madeleine Tel 136211" (1958), “Die Tür mit den sieben Schlössern” (1962) sowie “Ein Sarg aus Honkong” (1964)

Ich beschränke mich im folgenden auf ihren gemeinsamen Auftritt in “Die Tür mit den sieben Schlössern”.

Wieder hat es der von Heinz Drache verkörperte Charakter - Inspektor Richard Martin (den übrigens niemand im Film Dick nennt und der allenfalls “Richie” als Variation seines Vornamens anbietet) - es mit einer durchaus selbstbewußten jungen Dame zu tun.
Sybil Lansdown ist als Bibliothekarin im Amt für Heraldik tätig und lernt in dieser Eigenschaft den Herrn von Scotland Yard kennen.

Bei ihrem ersten Zusammentreffen taxiert er mit einem anerkennenden Blick erst die wohlgeformten Beine von Sybil Lansdown und anschließend ihre ganze Erscheinung. Sie nimmt das mit mit kühler Überlegenheit zur Kenntnis und gibt ihm einen Korb, als er ihr unverblümt Avancen macht (man könne doch gemeinsam zu Hause einige Bücher lesen ...)
Erst als er ernsthaft wird und auf seine eigentliches Anliegen - die Identifizierung eines Wappens - zu sprechen kommt, entspannt sich die Situation zwischen den Beiden.
Dennoch weigert sie sich standhaft, ihm ihren Namen zu verraten. Das Eis zwischen den Beiden ist offenbar erst teilweise gebrochen ...

Heinz Draches Blick auf Sabina Sesselmann wandelt sich in dieser Szene von kaum zu überbietender Dreistigkeit zu echtem Interesse. Ebenso wechselt der Tonfall von einer ironisch-frechen Anmache zu einer seriösen Konversation.
Weitergehendes Interesse auf beiden Seiten signalisiert auch der lange Blick, den Sabina Sesselmann Heinz Drache nachwirft, nachdem dieser sich von ihr verabschiedet hat.

Im weiteren Verlauf der Handlung versucht Richard Martin sukzessive, Sybil Lansdowns Zuneigung zu gewinnen - mit Erfolg. Er tut das allerdings auf seine eigene Art.
Zunächst nähert er sich Sybil auf einem Terrain, wo sie ihm nicht so schnell entfliehen kann - in einem Paternoster. Während er sie von den Vorzügen seiner Person zu überzeugen versucht (“Man beurteilt mich meistens nur nach meinem sympathischen Äußeren und übersieht dabei meinen hohen inneren Wert vollkommen!”) schildert sie ihm, dass sie durch einen Brief eine Warnung erhalten habe, dass ihr Leben in Gefahr sei.
Richard Martins Reaktion besteht darin, sein Gegenüber anzubrüllen, weil er seine Sorge um sie wohl nicht anders ausdrücken kann. Sie hingegen reagiert nicht gekränkt oder gar mit Tränen, wie er vermutet (“Wollen Sie jetzt ein bißchen heulen!?”), sondern mit Energie.
Das offene Lächeln zwischen Heinz Drache und Sabina Sesselmann verdeutlicht zu Beginn der Szene, dass die von ihnen verkörperten Charaktere ganz offensichtlich nunmehr zu einander gefunden haben.
Um aber jedes Abgleiten in billigen Kitsch zu vermeiden, wird die romantische Stimmung zwischen den Beiden durch sein aggressives Verhalten, indem er sie anschreit und beim Arm packt, zunächst einmal wieder zunichte gemacht.

Dass Richard Martin Sybil Lansdown von nun an beschützen will und muß, macht aus der bisher sehr selbstbewußt agierenden jungen Frau ein Opfer.
Die klischeehafte klassische Rollenverteilung - der überlegene Mann, die hilflose Frau - verhindert, dass sich die Beiden auf gleicher Ebene begegnen.
So ist es kein Wunder, dass er am Schluß des Filmes beim Öffnen der Tür mit den sieben Schlössern, hinter der sich unter anderem ein halbverwester Leichnam verbirgt, zu ihr sagt: “Komm, Sybil, das ist nichts für dich! Geh nach oben und warte auf mich. Ich fahr’ dich gleich nach Haus.”

Fazit: das Zusammenspiel von Heinz Drache und Sabina Sesselmann hat durchaus seine Reize, doch ist es bei weitem nicht so faszinierend wie mit Barbara Rütting und mit Marianne Koch.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

12.01.2012 18:00
#105 RE: Heinz Drache - Meinungen zum Schauspieler ( 32 ) Zitat · Antworten

Der Gentleman und die Damen

4. Heinz Drache und Margot Trooger

Heinz Drache und Margot Trooger haben den sechsteiligen Fernsehklassiker “Das Halstuch” (1962) sowie drei Spielfilme mit einander gedreht: “Nur tote Zeugen schweigen” (1962), “Der Hexer” (1964) und “Neues vom Hexer” (1965)

In “Das Halstuch” treffen mit Heinz Drache als Kriminalinspektor Harry Yates und mit Margot Trooger als Modistin Marian Hastings ein Gentleman und eine Grande Dame auf einander, die überaus selbstsicher agieren und sich so manches Wortgefecht liefern.
Perfekt im äußeren Erscheinungsbild und formvollendet im Auftreten sind sie beide, doch in den von Harry Yates mit Marian Hastings geführten intensiven Verhören bröckelt die elegante Fassade der Modistin, um am Ende völlig zu zerbrechen.
Je mehr sich Marian Hastings mit ihren Aussagen in Widersprüche verwickelt, um so hartnäckiger befragt Harry Yates sie. Allmählich schlägt dabei das zunächst gelassene und selbstbewußte Auftreten der Modistin in Ironie und schließlich in offenen Zorn und in Empörung um.
Er wiederum läßt sich von ihrer Entrüstung nicht im mindesten beeindrucken. So empfiehlt er ihr zum Beispiel mit kühler Überlegenheit, als sie über ihn beschweren will, zu diesem Zweck am besten Kommissar Nash aufzusuchen.

Auch in “Der Hexer” sowie in “Neues vom Hexer” begegnen sich beim Zusammentreffen von James W. Wesby und Cora Ann Milton Eleganz und Stil.

Wo immer die ebenso vornehme wie geistreiche Gattin des “Hexers” erscheint, ist meistens auch der angebliche Kriminalschriftsteller James W. Wesby zur Stelle und läßt sie kaum einen Moment aus den Augen, operiert dabei allerdings fast ständig im verborgenen.
Unmittelbar nach dem gemeinsamen Flug von Sydney nach London fotografiert er sie, beobachtet sie später in ihrem Hotel durch eine eigens für diesen Zweck präparierte Zeitung sowie von der Bar aus bei einem Abendessen.

Bei ihrem ersten Zusammentreffen, zu dem James W. Wesby ihr einen üppigen Blumenstrauß aufs Hotelzimmer mitbringt, werden sie durch das Eintreffen von Inspektor Higgins während einer angeregten Plauderei unterbrochen, die sich um das aparte Thema “Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um” dreht.
Bei aller räumlichen Distanz zwischen den Beiden erscheinen sie dennoch durchaus vertraut im gemeinsamen Umgang. So ist es kein Wunder, dass der Herr von Scotland Yard in James W. Wesby den Gatten von Cora Ann Milton zu erkennen glaubt.

In “Neues vom Hexer” sucht James W. Wesby, nunmehr offiziell als Ermittler für Scotland Yard tätig, Cora Ann Milton in deren Hotel auf. Es erscheint bemerkenswert, dass der Inspektor genau den Weg zu ihrem Zimmer kennt, denn er weist seinem Vorgesetzten Sir John den Weg.

Cora Ann begrüßt den Mann, der immerhin ganz offen zugibt, ihren Gatten ins Gefängnis bringen zu wollen, mit einem überaus freundlichen Lächeln.

Es ist ebenfalls sehr bezeichnend, dass sie annimmt, dass hauptsächlich er es ist, der sie besuchen möchte und dass er Sir John lediglich mitgebracht habe, was dieser genau umgekehrt wiedergibt. Die Zustimmung von James W. Wesby zu dieser Bemerkung erfolgt jedoch auf eine Weise, dass sich Sir Johns Version leicht als Unwahrheit identifizieren läßt, zumal es James W. Wesby war, der die Gattin des “Hexers” über ihre Ankunft vorher telefonisch informiert hat.

In der sich nun anschließenden Konversation zeichnet sich James W. Wesby vor allem dadurch aus, dass er Cora Ann Milton auf galante Weise behilflich ist. Er rückt ihren Stuhl zurecht und gibt ihr Feuer für ihre Zigarette.

James W. Wesby verfügt über einen ebenso ironischen Sinn für Humor wie Cora Ann Milton, denn beide haben sie den Auftritt des “Hexers” als asiatischer Kellner, der ihnen Tee serviert, durchschaut und genießen das reizvolle Spiel “Ich weiß etwas, was du auch weißt”, was sich in vielsagenden Blicken der Beiden äußert.

Die Vertrautheit zwischen James W. Wesby und Cora Ann Milton erreicht den Höhepunkt, als Sir John sich verabschiedet, jedoch ankündigt, dass der Inspektor mit ihr unter vier Augen sprechen wolle.
Cora Ann Milton sieht James W. Wesby überrascht an und lächelt überaus erfreut. Er kneift verschwörerisch ein Auge zu und ein ganz leichtes, überlegen-ironisches Lächeln steht in seinen Mundwinkeln.

Als Cora Ann Milton später mit der angeblichen Leiche ihres Gatten konfrontiert wird, klärt sie in hoheitsvoller Ironie James W. Wesby darüber auf, dass Arthur Milton zu einem bedeutenden Anlaß immer auch eine dem Ereignis gemäße Krawatte wählen würde.
Verschwörerisch sehen sich die Beiden über den - wie so oft nichts begreifenden - Sir John hinweg einander an. James W. Wesbys leichtes ironisches Lächeln macht deutlich, dass er genau verstanden hat, was ihm Cora Ann Milton soeben durch ihre Andeutung eröffnet hat.

Ganz offensichtlich ist James W. Wesby ein großer Verehrer von Oscar Wilde, der einmal geäußert hat: “Nachahmung ist die größte Form der Anerkennung.” Und so fängt der Inspektor den “Hexer” in einer asiatischen Maskerade.
Da bleibt selbst der sonst über allen Dingen stehenden Cora Ann Milton nur ein fassungsloses:“Ich bin entrüstet!”, was er nur gelassen kontert: “Das gibt sich wieder!”

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