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Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

27.01.2012 12:04
#91 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Der Film ist sicher nicht auf demselben Spannungsniveau wie der Roman, ich mag ihn aufgrund seiner Ausstrahlung, der Schauspieler und seiner Fortschrittlichkeit im Rahmen der Serie trotzdem sehr..



Hmm, da eröffnet sich mir doch glatt ein ganz neuer Blickwinkel, aber dieser von mir bislang nicht so wahrgenommene Aspekt ist tatsächlich betrachtenswert: tatsächlich scheint mir dieser Film eine gute Blaupause für den „klassischen Rialto-Wallace-Film der 60er Jahre“ abzugeben.
Die Mischung der verschiedenen Ingredienzien (Elemente des Gothic Horror, Klamauk und Humor, typischer Flair hinsichtlich Schau-plätze und –spieler, „gemütliche Gänsehautigkeit“) scheint vielleicht noch nicht ganz so ausgewogen und dramaturgisch geschickt eingesetzt wie später, aber sie sind erstmals sämtlich und endgültig ausgeprägt vorhanden.
Und gerade diese leichte Unausgewogenheit und „Sammelsurrealität“ verleihen der „Tür mit den sieben Schlössern“ tatsächlich Charme ohne Ende (vor allem im Zusammenspiel mit der punktgenau und akkurat genialen Schauspielerbesetzung, eines der m. E. hochkarätigsten Wallace-„Line Ups“ überhaupt).

Die vorhergehenden Filme sind im Vergleich dazu beinahe allesamt aus unterschiedlichen Gründen alleinstehende (sogar die „Toten Augen“ möchte ich (trotz ebenfalls richtungsweisender Vohrer-Regie) aufgrund der im Verhältnis recht bedrohlichen unterschwelligen Grundstimmung hier nicht ausnehmen) bzw. manche auf positive Weise altertümlich und noch nostalgischer wirkende Artefakte.

Am Besten trifft die von mir jetzt hier vor meinem geistigen Auge evozierte Grundstimmung m. E. von den früheren Filmen noch „Der grüne Bogenschütze“, aber eben nur annähernd.

Bereits mit dem nächsten Film nach der Tür, dem „Gasthaus an der Themse“ dürfen wir dann das Konzept ja bereits mustergültig und formvollendet bewundern.

Vielleicht habe ich hiermit nun die halbwegs „sachliche“ Erklärung für meine überaus große Wertschätzung dieses Films trotz ungeleugneter Schwächen gefunden. Hinzu kommt wohl, dass ich vor allem auf gute Film-Eröffnungen (also nicht nur isoliert die Anfangsszene sondern generell der erste und umfassendere Einstieg in einen Film ist hier gemeint) Wert lege, und diese ist hier doch auch sehr gelungen und tatsächlich über dem Niveau des Gesamtfilms meiner Meinung nach. Aber auch im weiteren Verlauf wartet dieser Film immer mal wieder mit sehr markanten und unvergesslichen Einzelszenen auf, die weit über ihre Einbindung in die Handlung hinaus faszinieren und für mich zum geliebten Wallace-Flair schlechthin unzertrennlich gehören…

Georg Offline




Beiträge: 3.263

25.04.2012 20:51
#92 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Wie die meisten hier empfinde ich Die Tür mit den sieben Schlössern als äußerst gelungene Adaption. Ich fand auch, dass der Roman einer der besseren war. Dementsprechend ist auch Umsetzung – auch wenn man einige Teile gestrichen hat – durchwegs vorzüglich. Der Film entält die Quintessenz der skurilen Wallace-Bestandteile, für die die Serie so berühmt wurde: das infantile Monster (Ady Berber), den Geisteskranken, der die Welt revolutionieren will (Pinkas Braun), einige Geldgierige, die hinter einer Erbschaft her sind, Nebel, Schlangen und unheimliche Schlösser etc.
Die Darstellung des Inspektor Martin ist so, als hätte man direkt den Inspektor Harry Yates aus Das Halstuch vor sich. In einigen Einstellungen fallen sogar fast identische Sätze, sind die Gesten, die Stimmlage und die Blicke Heinz Draches dieselben wie im Durbridge-Straßenfeger. An seiner Seite agiert Eddi Arent äußerst komisch und auch die restlichen Rollen sind ausnahmslos perfekt besetzt. Lediglich Klaus Kinski kommt etwas zu kurz. Hans Nielsen als Haveloc ist ein Kabinettstückchen gelungen. Besonders gefallen mir auch Gisela Uhlen und Werner Peters als geldgieriges Ehepaar. Und Pinkas Braun ist ohnehin stets sehenswert.
Hervorzuheben ist auch das gut gemachte Szenenbild, das nicht unbedingt nach Studio aussieht - wie etwa in späteren Produktionen, wo die Räume und Räumlichkeiten alle automatisch unwirklich aussehen. Eine nette Idee fand ich auch den vorbeifahrenden Zug in Martins Wohnung.
Vohrer – der hier am Flughafen einen Cameoauftritt absolviert – ist ein spannender Film gelungen. Ein Krimi, wie er sein sollte!

P.S.: Wird der Tote im Flugzeug von Paul Müller dargestellt, der später u. a. auch noch in Der Teufel kam aus Akasawa oder Flug zur Hölle mit dabei war oder auch im 150. Derrick Anruf in der Nacht spielte?

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

26.04.2012 11:48
#93 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Zitat von Georg

Hervorzuheben ist auch das gut gemachte Szenenbild, das nicht unbedingt nach Studio aussieht - wie etwa in späteren Produktionen, wo die Räume und Räumlichkeiten alle automatisch unwirklich aussehen. Eine nette Idee fand ich auch den vorbeifahrenden Zug in Martins Wohnung.



Stimmt. Der vorbeifahrende Zug hat mich schon beim ersten Sehen unheimlich fasziniert und ich habe die Szenerie in Kombination mit der Uhr und Kinskis Erschrecken usw. nie vergessen. Das hat mich seither immer leicht neidisch auf Wohnungsinhaber an Schienenstrecken werden lassen...
Für mich ein eingebranntes Sinnbild wonnig-schauernder Gemütlichkeit, vor allem solche Wohnungen gegen Abend (oder eben in schwarz-weiß). Vielleicht ist auch die äußerliche, fahrplanmäßige und fast schon maschinell wirkende Bewegung (im Gegensatz zu niederem normalen blind aktionistischem Verkehrslärm ), wahrgenommen aus dem inneren Ruhe- und Rückzugsort Wohnung so faszinierend.

Der Mann, der den Zügen nachsah.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.04.2012 12:51
#94 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Zitat von Georg
P.S.: Wird der Tote im Flugzeug von Paul Müller dargestellt, der später u. a. auch noch in Der Teufel kam aus Akasawa oder Flug zur Hölle mit dabei war oder auch im 150. Derrick Anruf in der Nacht spielte?


Aus dem Kopf könnte es sich tatsächlich um Paul Müller handeln. Er hat ja auch wirklich unheimlich viele kleine Rollen gespielt. Andererseits sind fast alle seine Auftritte aus dem Jahr 1962 in italienischen Produktionen. Seine einzige Performance in einem deutschen Film aus diesem Jahr war bei der Roxy-Film. - Leider wird wahrscheinlich auch nicht mehr eindeutig aus dem Produktionsnotizen hervorgehen, wer den Lopez Silva spielte; sonst hätte Joachim dieses Detail bestimmt einmal ausgegraben.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

26.04.2012 18:45
#95 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Habe mir die Szene nochmals angesehen, der Schauspieler sieht ihm zwar sehr ähnlich, aber ich glaube doch, dass ich mich da gestern verschaut habe. Sonst wäre das auch schon anderen aufgefallen ;-)

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

26.04.2012 20:11
#96 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Ich habe mir die Einstellung auch noch mal angeschaut, hätte tatsächlich sein können, es besteht schon eine gewisse Ähnlichkeit. Nach dem Vergleich mit den Gesichtskonturen bin ich mir aber auch sicher, dass es sich nicht um Paul Muller handelt. Eigentlich schade!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

21.02.2014 21:57
#97 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Hatte "Die Tür" zum ersten Mal vor 25 oder 30 Jahren gesehen und nur noch sehr schwach in Erinnerung.
Ich wusste noch, dass er mich damals nicht sonderlich beeindruckt hatte.

Nun hab ich ihn mir auf Video besorgt und in der englischen Tonspur zur Brust genommen. Ich war durchaus
positiv überrascht. Da ich die Handlung größtenteils vergessen hatte,war es fast so, als ob ich den Film
zum ersten Mal sah. Ich konnte mich zwar noch gut an die Schauspieler und markante Szenen erinnern, nicht
allerdings mehr an den Verlauf der Handlung.

Sehr positiv finde ich die Alten Gemäuer und Verließe mit den mumifizierten Leichen. Das ist richtig schöne
Wallace-Atmosphäre. Adi Berber gibt hier eine Auffrischung seines Blinder-Jack-Charakters ab.

Die Handlung ist recht kurzweilig. Was mich etwas stört ist das übertrieben dargestellte Mad Scientist oder
Dr.Frankenstein Motiv. Auch das komische unecht aussehende Affenähnliche Wesen im Käfig wäre nicht unbedingt
nötig gewesen.

Kinski verscheidet in diesem Film leider viel zu früh. Pinkas Braun spielt seinen Charakter richtig diabolisch.
Entsprechend seinem Auftritt in diesem Film hätte man ihn ohne weiters als "Mephisto" besetzen können.

Im Großen und Ganzen solide Wallace-Unterhaltung, wenn auch nicht der Höhepunkt der Serie.

4 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

09.06.2014 13:24
#98 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Die Tür mit den 7 Schlössern" (Deutschland/Frankreich 1962)
mit: Heinz Drache, Sabina Sesselmann, Pinkas Braun, Gisela Uhlen, Werner Peters, Hans Nielsen, Eddi Arent, Jan Hendriks, Siegfried Schürenberg, Ady Berber, Friedrich Joloff, Klaus Kinski | Drehbuch: Harald G. Petersson, Johannes Kai | Regie: Alfred Vohrer

Der alte Lord Selford hat in seinem Testament verfügt, dass sein Sohn Lord Pierce Selford am Tag seiner Volljährigkeit sieben Schlüssel ausgehändigt bekommen soll, die eine Tür im Familienansitz öffnen, hinter der ein großes Erbe auf ihn wartet. Nachdem zwei der Schlüsselträger ermordet worden sind, nimmt Scotland Yard die Familiengeschichte der Selfords genauer unter die Lupe und findet heraus, dass die Bibliothekarin Sybil Lansdowne die nächste Begünstigte im Testament ist, falls Lord Pierce vor ihr stirbt. Kurz darauf wird die junge Frau entführt und Inspektor Richard Martin sieht sich genötigt, die Machenschaften des dubiosen Arztes Dr. Antonio Staletti näher zu untersuchen. Welche Rolle spielt der Notar und Rechtsanwalt Dr. Haveloc? Und was hat es mit dem Ehepaar Cody auf sich, dessen ganze Liebe der Musik zu gelten scheint?



Der zehnte Edgar-Wallace-Film der Rialto markiert einen neuen Anfang und nutzt dabei Bewährtes und Überraschendes, um die Serie in routiniertes Fahrwasser zu leiten und den Erwartungen des Publikums zu entsprechen. Alfred Vohrer, der den fünften Film der Reihe ("Die toten Augen von London") zu einem düsteren Meisterwerk werden ließ, sollte nun nach Verpflichtungen diverser Gastregisseure neben Harald Reinl zu einer sicheren Bank der Erfolgsserie werden. Die Popularität des TV- Straßenfegers "Das Halstuch" ging auch an den Drahtziehern der Kino-Krimireihe nicht spurlos vorbei und so entschied man sich, nachdem Heinz Drache auch eine passable Leistung im Konkurrenz-Film "Der Rächer" gezeigt hatte, diesen als Abwechslung zum bereits als Ermittler etablierten Joachim Fuchsberger einzusetzen. Seine schnoddrige, selbstverliebte Art sollte dem doch sehr deprimierenden Stoff den Ernst nehmen. Um eine gepflegte Prise Humor zu erhalten, stellte man ihm Eddi Arent zur Seite, der sich erneut engagiert hervortat und seinen Optimismus einbrachte.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die Jagd nach den sieben Schlüsseln, die den Weg zu einem Schatz freigeben, der die Phantasie beflügelt und allerlei Möglichkeiten eröffnet. Das Streben nach Gold und Geld wird dabei recht subtil behandelt; vordergründig geht es um Unabhängigkeit, Macht und persönliche Freiräume. So handeln Emely und Bertram Cody aus Berechnung, um sich einen gewissen Lebensstandard finanzieren zu können, der ihrem Hang zu Exzentrik und Genuss Rechnung tragen soll. Der Forscher Dr. Staletti erhofft sich durch die finanzielle Unterstützung neue Wege, um seine gewagten Pläne zu verwirklichen. Einzig die potenzielle Erbin in spe, Sybil Lansdowne, steht dem Vermögen gleichgültig gegenüber, weder erhebt sie Anspruch darauf, noch rechnet sie in naher Zukunft mit pekuniärem Zuwachs. Das Motiv der bedrohten Schönheit, die ihres Geldes wegen verfolgt oder umschwärmt wird, ist hier nur eines von vielen. Vielmehr baut das Drehbuch auf die Entlarvung des Drahtziehers durch die systematische Demaskierung aller Beteiligten. Nach und nach zeigen die Personen ihr wahres Gesicht und offenbaren überraschende Einsichten in ihren Charakter, sei es im positiven, wie im negativen Sinn. Der Ermittler als neutraler Beobachter, Analyst und Vollstrecker kann in diesen Kreis nicht eindringen. Er bleibt ein Außenseiter, weshalb es am Ende auch kein klassisches Happy-End mit der weiblichen Heldin gibt. Seine Aufgabe ist es, die gewaltsamen Todesfälle aufzuklären und Gefahr für weitere Bürger abzuwenden. Mit Heinz Drache wählte man bewusst einen Darsteller, der für selbstmotivierte Tatkraft steht und weniger für emotionale Anteilnahme. Es gibt deshalb keine Bindung an die Menschen seiner Umgebung, da er sich primär auf das Ausführen von Aufgaben konzentriert, deren Erfüllung ihm Genugtuung und die Bewunderung seiner vorgesetzten Stelle verschaffen; Bewunderung, die er dringend benötigt und die seiner Eitelkeit schmeichelt. Trotz seiner optischen Mittelmäßigkeit ist er ein Narziss, dessen Spiel sich gut in die Edgar-Wallace-Filme fügt, weil es selbstironisch wirkt. Wenn er mit wehendem Trenchcoat über den Kiesweg stöckelt, kommt man nicht umhin, ebenso süffisant zu lächeln wie er es selbst gerne über andere tut.

Pinkas Braun, der sich als zweifelhafter Wissenschaftler mit konstruktiver Biologie beschäftigt, kann leider nicht im selben Maße überzeugen wie sein Kollege Dieter Borsche ein Jahr später in "Der Henker von London". Zum Teil liegt dies sicher an der Schmuddeligkeit seines Labors, das sich unter der Spielleitung von Alfred Vohrer wieder einmal im Dreck von Spinnennetzen, Rattenkäfigen und Vipern-Glaskästen suhlt. Hier liegt die Crux, an der sich die Geister scheiden: Der Hang zu animalischem Grusel trübt den wahren Schrecken, der aus dem Handeln der Menschen kommt. Um wieviel überzeugender wirken z.B. die Anfangssequenz am Bahnhof oder die Szenen in der nächtlichen Wohnung des Inspektors. Die Brutalität muss im Geiste entstehen und nicht durch Ekeleffekte billige Stimulation erfahren. Pinkas Braun schwingt sich im Laufe der EW-Reihe zu besonderen Höhen auf und zeigt in der "Tür" Kostproben seiner Brillanz, die sich in unerbittlicher Härte ausdrückt. Hans Nielsen als undurchsichtiger Anwalt (eine Rolle, die ihm im Laufe seiner Karriere auf den Leib geschneidert wurde) erfreut das konservative Herz des Zusehers, während man eine weitere Person neidlos bewundern muss: Gisela Uhlen. Ihre kühle Überlegenheit; die souveräne Duldung eines ihr intellektuell Unterlegenen; die Irritation, die sie mit dem Flattern ihrer Wimpern so elegant anzudeuten vermag und ihre stille Empörung über Wider- und Einspruch verbinden ihre aparte Schönheit mit einer Stimme, die selbst feiste Männer unwillkürlich zum Schweigen bringt. In weiteren Rollen sehen wir Jan Hendriks, Klaus Kinski und Ady Berber, deren Darstellung angenehm unkonventionell ist und besonders für Hendriks ein positives Ende erwarten lässt. Warum sollte der Lebensretter von Sybil nicht nach Abschluss des Falles mit ihr gemeinsam auf Weltreise gehen?

Atmosphärisch dichte Schauplätze wie die Pfaueninsel verbinden sich in gestochen scharfer Schwarzweißfotografie mit einer Geschichte, deren Umsetzung teilweise etwas langatmig gerät, deren Konzentration auf die Reaktionen der handelnden Personen jedoch das Interesse des Zuschauers bewahren kann. 4 von 5 Punkten

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

09.06.2014 14:24
#99 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Eine sehr gelungene Analyse bei der ich wirklich in allen Punkten zustimmen möchte. Sehr schön, wie du zusätzliche Blickwinkel eröffnet hast, was insbesondere bei den Schauspielern der Fall ist. Da ich persönlich ebenfalls Kritiker der These bin, dass Heinz Drache als eine Art Charmeur oder Ähnliches wahrzunehmen ist, und dass sich irgendwelche mutmaßlichen Liebschaften anbahnen könnten/sollten/werden, fand ich die weitgehend sachliche, beziehungsweise überaus gegenteilige Darstellung und Auseinandersetzung mit Inspektor Martin äußerst gelungen und viel deutlicher auf den Punkt gebracht als sonst. Er wird sich nach erledigter Arbeit natürlich den, für ihn persönlich schöneren Dingen des Lebens widmen, was heißt, sich selbst und seiner Arbeit. Da die attraktive Sybil Millionen-Erbin ist, wird sie daher schnell auf andere Gedanken kommen. Am besten hat mir jedoch die Einschätzung zu Gisela Uhlen gefallen, großes Kompliment!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

08.07.2014 21:23
#100 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Hab mir auch die "Tür" wieder mal angesehen. Muss sagen, dass der Film eigentlich eine sehr gute Wallace Atmosphäre vermittelt. Vohrers Neigung zum Geisterbahngruseln kam hier erstmals richtig zum Ausdruck.Doch ist das hier noch nicht so übertrieben plakativ, wie in seinen späteren Farbfilmen. Schlangen, mumifizierte Leichen, Alte Gemäuer, Wälder. Wirklich alles drin.
Kritikpunkt ist der relativ platte Schluß. Wie Heinz Drache Pinkas Braun "psychologisch" fertigmacht ist schon sehr infantil und völlig unglaubwürdig inszeniert. Auch die Überwältigung Nilsens wirkt zweitklassig. Trotzdem gewinnt der Film für mich durch seine stimmige Wallace Atmosphäre mit ein bisschen Gothic, das in schwarzweiss einfach besser wirkt.

4,5 von 5 Punkten.

Flimmer-Fred Offline



Beiträge: 781

09.07.2014 19:57
#101 RE: Bewertet: "Die Tür mit den 7 Schlössern" (1962, 10) Zitat · Antworten

Bei mir kommt der Film nicht ganz so gut weg, er ist mir insgesamt etwas zu lamgatmig inszeniert und stellenweise auch zu konstruiert geraten.
Dies betrifft beispielsweise die Ermordung Pheenys, der grade noch rechtzeitig die Zeichnung des Selford-Wappens hinterlassen kann, bevor er umgebracht wird, welches dann von der Bibliotheksangestellten Sybil Landsdown als entfernte Verwandte identifiziert wird.
Im Roman läuft das Geschehen anfangs etwas anders und für meinen Geschmack etwas stimmiger ab. Pheeny wird wegen eines Einbruchs von der Polizei festgenommen, kann jedoch beweisen, das er zum Tatzeitpunkt in einem Gasthaus unter seinem Namen übernachtet hat. Diese Übernachtung stand in Zusammenhang mit einem von ihm angenommenen Auftrag, für einen Unbekannten eine Tür mit 7 Schlössern zu öffnen.
Sybil Landsdown wiederum lernt Martin unspektakulär kennen, als er im Auftrag der sie beschäftigenden Bibliothek ein entwendetes Buch von einem Leser ( Staletti) wiederbeschaffen soll. Ihre entfernte Verwandschaft mit den Selfords kommt erst später zur Sprache, als Martin von Anwalt Haveloc auf Empfehlung eines Kollegen beauftragt wird, den scheinbar ziellos in der Welt umherreisenden Lord Selford aufzuspüren (was im Roman insgesamt relativ zügig abgehandelt wird, aber im Film vermutlich wegen der hohen Kosten gänzlich wegfiel).
Meiner Ansicht nach hatte man die wenn auch nur entfernte Verwandschaft Sybil Landsdowns mit dem Selford'schen Adelsgeschlecht ganz anders einführen und etwas länger hinauszögern müssen, damit es etwas plausibler wirkt.

Auch später stolpete ich als Kenner und Liebhaber des Romans immer wieder über einen Lapsus. Als Sybil Landsdown nach dem fingierten Anruf von Mrs. Cody durch ihren als Taxifahrer verkleideten Mann abgeholt und im Wagen mit Gas betäubt wird, erwacht sie in ihrem Gefängnis, beobachtet von den Codys, die ihre lange Bewusstlosigkeit betonen, obwohl sie den Tee gar nicht ausgetrunken habe. Diese Tasse Tee trinkt Sybil Landsdown aber nur in der Romanhandlung, wo sie von Mrs. Cody im Beisein ihres Chauffeurs Tom Cawler nach Feierabend von der Bibliothek abgeholt und von ihrem Mann im Salon ihres Hauses zunächst mit allerlei Belanglosigkeiten hingehalten wird, bis er sie schließlich dazu drängt, die bewusste Tasse Tee mit dem Betäubungsmittel zu trinken.

Auch der Schluss des Filmes befriedigt mich insofern nicht, als das sich ein so dämonischer Arzt wie Staletti nicht so simpel hätte ausschalten lassen. Wenn man auch das Finale des Romanes, wo sich alle noch lebenden Beteligten im Schloss einfinden, um die angekündigte Ankunft von Lord Selford abzuwarten, aus naheliegenden (Kosten-)Gründen abgeändert worden sein dürfte (das Schloss wird durch Havelock angezündet, der so hofft, alle unliebsamen Mitwisser auszuschalten), so hätte man doch einen wesentlich dramatischen Schluss wählen können. So wirkt das Ende für much so, als habe man plötzlich bemerkt, das die Zeit um sei und man jetzt ganz schnell noch zum Schluss kommen müsse. Staletti kommt im Roman übrigens bei einem Autounfall ums Leben, als er während seiner Flucht die Kontrolle über das Fahrzeug verliert, weil Tom Cawler als blinder Passagier ihm mit einem Schraubenschlüssel den Schädel einschlägt. Cawler hatte kurz zuvor herausgefunden, das Staletti Lord Selford und seinen als verschollen geltenden Bruder Johnny als menschliche Versuchskaninchen missbraucht hatte um zu beweisen, das Muskelmasse unter Ausschaltung des Gehirns aufgebaut werden könnte.


Was die Schauplätze, Ausstattung und Besetzung des Filmes anbelangt, so finde ich diese im Großen und Ganzen sehr gelungen, nur für die Rolle des Havelock hätte ich mir einen anderen Darsteller gewunscht. Im Roman kommt Havelock als wesentlich durchtriebener daher als Hans Nielsen dies verkörpert. Als ich den Roman las, musste ich immer an Fritz Rasp denken, den ich wesentlich geeigneter gehalten hätte
Die von Peter Thomas beigesteuerte Musik überzeugt mich persönlich gar nicht, sie klingt wie die der ersten Wallace-Filme mit rein untermalender Funktion. Das finde ich sehr bedauerlich, da bei Narzissen, Fälscher und Orchidee wesentlich eingängigere Soundtracks dargeboten wurden.

Abschließend kann ich zum Film festhalten, dass mir bei jedem Anschauen die im Vergleich zur Romanvorlage vorgenommenen Kürzungen und Abänderungen nicht gefallen. Sie hätten anders ausfallen und das an die Stelle der ursprünglichen Handlungen gesetzte hätte wesentlich plausibler sein müssen. Natürlich leuchtet es ein, wenn man aus Gründen der Kostenminimierung Parts wie die Verfolgung des vermeindlichen Lords durch die halbe Welt oder das Niederbrennen des Schlosses streicht, aber die an deren Stelle gesetzte überzeugt zumindest den informierten Romanleser nicht unbedingt. Und durch die Änderungen geht auch völlig unter, das es eben nicht nur Habgier war, die zum Scheitern der Verschwörer führte. Der junge Lord Selford erwies sich nämlich früh als geistesschwach, so dass zu befürchten war, das ihm ein amtlicher Verwalter begestellt würde, was wiederum die Nutznießer seines Vermögens gefährdet hätte. Dass sie sich gegenseitig nicht über den Weg trauten und deshalb eine gemeinsame Erklärung verfassten und sie hinter der Tür mit den 7 Schlössern verwahrten, kommt noch dazu.

Daher von mir als vorbelastem Romanleser nur 3/5 Punkten in Anerkennung einiger Pluspunkte (Atmosphäre, Schauspieler) die der Film trotzdem hat.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

09.07.2014 21:01
#102 RE: Bewertet: "Die Tür mit den sieben Schlössern" (10) Zitat · Antworten

Mit der Tür konnte ich mich noch nie anfreunden, der Film hat klasse Momente, allerdings auch viele Sachen, die mich stören. Positiv ist auf jeden Fall der Opener, Werner Peters, Gisela Uhlen, Pinkas Braun in seiner besten Wallace-Rolle und Heinz Drache, der mich ausnahmsweise auch nicht stört. Negativ ist Hans Nielsen, der einfach eine Fehlbesetzung ist(Lowitz oder Beiger hätte ich mir besser in der Rolle vorstellen können), die völlig verschenkte Rolle von Kinski und Vohrers Frankenstein-Variante, die für mich nicht in einen Wallacefilm passt. Insgesamt rangiert der Film bei mir im unteren Drittel.

Der schwarze Abt Offline



Beiträge: 3.879

09.07.2014 21:26
#103 RE: Bewertet: "Die Tür mit den 7 Schlössern" (1962, 10) Zitat · Antworten

Uneingeschränkte Zustimmung meinerseits; der Roman ist in vielerlei Hinsicht besser und die Story ist an den falschen Stellen abgeändert worden. Selbst die spannenderen Szenen wie zum Beispiel die Ermordung der Codys sind im Roman viel angsteinflößender.
Außerdem wirkt der Film auf mich besonders gegen Ende in Stalettis Labor ziemlich trashig und unfreiwillig komisch (Überwältigung von Staletti und Haveloc = viel zu leicht und unglaubwürdig, Affe im Käfig = maßlos lächerlich) , was ich von sämtlichen Vorgängerfilmen nicht im Entferntesten behaupten kann. Bei diesem Streifen sieht man erstmals die Entwicklung der Reihe Richtung Trash aus den Farb-Vohrers.
Unterm Strich ein auch noch überwiegend langweiliger, unterirdischer Beitrag zur Wallace-Reihe. Für den vielleicht sogar schlechtesten s/w-Rialto gibt´s von mir 2 von 5 Punkten.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

09.07.2014 21:42
#104 RE: Bewertet: "Die Tür mit den 7 Schlössern" (1962, 10) Zitat · Antworten

Zitat von Der schwarze Abt im Beitrag #103
Uneingeschränkte Zustimmung meinerseits; der Roman ist in vielerlei Hinsicht besser und die Story ist an den falschen Stellen abgeändert worden. Selbst die spannenderen Szenen wie zum Beispiel die Ermordung der Codys sind im Roman viel angsteinflößender.
Außerdem wirkt der Film auf mich besonders gegen Ende in Stalettis Labor ziemlich trashig und unfreiwillig komisch (Überwältigung von Staletti und Haveloc = viel zu leicht und unglaubwürdig, Affe im Käfig = maßlos lächerlich) , was ich von sämtlichen Vorgängerfilmen nicht im Entferntesten behaupten kann. Bei diesem Streifen sieht man erstmals die Entwicklung der Reihe Richtung Trash aus den Farb-Vohrers.
Unterm Strich ein auch noch überwiegend langweiliger, unterirdischer Beitrag zur Wallace-Reihe. Für den vielleicht sogar schlechtesten s/w-Rialto gibt´s von mir 2 von 5 Punkten.

Bis auf die blaue Hand und den Unheimlichen finde ich Vohrers Farbfilme gut bis sehr gut, da passen die trashigen Momente zum Rest vom Film. Bei der Tür wirken sie unpassend.

Der schwarze Abt Offline



Beiträge: 3.879

09.07.2014 21:55
#105 RE: Bewertet: "Die Tür mit den 7 Schlössern" (1962, 10) Zitat · Antworten

Ich mag die Vohrer-Farbfilme ja auch größenteils - der Hund zählt sogar zu meinen Top-10, aber weniger Trash hätte ihnen in meinen Augen schon gutgetan.

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