DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE gehört für mich in die Kategorie Film (gibt auch genügend außerhalb der Wallace-Filme) je öfter man sie sich anschaut, desto besser gefallen sie einem.
Da dieser Film auch innerhalb der nächsten Edgar-Wallace-Filmedition als O-Ton-Hörspiel erscheint habe ich mit dem Grünen Bogenschützen nochmals ausführlich beschäftigt. Wie jeder inzwischen wissen dürfte gehört der Roman zu den gekürztesten Romanen innerhalb seiner Veröffentlichungen überhaupt. Die Goldmann-Originalausgabe (auch bei Weltbild erschienen) umfasst noch 74 Kapitel bei 454 Seiten. Als Constantin/Rialto 1960 sich an diesen Roman heranwagten hatten sie nicht diese Ausgabe, sondern nur die 50er-Jahre Übersetzung, die schon ein wenig gekürzt war. Aus diesem Roman schrieben Marcel Valmy (=Wolfgang Schnitzler) sein erstes Drehbuch, was dann von Wolfgang Menge überarbeitet wurde. Da die Produktion ohne Herstellungsleiter beginnen musste (allein schon wegen der Verpflichtung von Gert Fröbe, der zu dieser Zeit ausschließlich bei Brauner unter Vertrag war und Hummel ihn "wegengagieren" konnte - dafür hatte Brauner bei Hummel noch "etwas zu gut") war eine Verlegung des Drehbeginns unmöglich. Leider gibt es von diesem Film weder erste Drehbuchfassungen noch einen Drehplan mehr.
Der Roman musste wie auch die Vorgänger gestrafft werden. Und wenn man den Roman kennt, so muß ich aus heutiger Sicht uneingeschränkt zugeben, dass dies - trotz anderer Mängel - mit Bravour gelöst wurde. Das Zusammenspiel der einzelnen Parts - und hier wird oft Wolfgang Völz vergessen - ist bestens. Auch an der Wahl der Darsteller ist nichts auszusetzen. Im Roman hat der Reporter - was bei Wallace oft der Fall ist - einen umfassenderen Part, abgesehen, dass er rothaariger Amerikaner ist und kein Auto fahren kann - passt Eddi Arent recht gut in diese Rolle. Letztendlich spielt Gert Fröbe die anderen Darsteller an die Wand. Die Einführung der verschiedenen Rollen (Creager, Howett, Wood, Lacey) ist im Gegensatz zum Roman kurz und bündig. Auch die Änderung, dass im Film der zweite Bogenschütze statt Lacey nun Diener Sen ist, stört herzlich wenig. Was vielleicht im Nachhinein etwas stört ist das Drehschloß Ahrensburg - was ganz und gar nicht Garre Castle ist. Garre Castle wirkt im Roman geheimisvoller, düsterer, unheimlicher. Zum Anfang muß ich noch sagen - Holland ist entgegen dem Roman hier Wochenschaureporter daher ist sein Text zu Beginn in die Kamera noch zu begründen. Der Schluß ist tatsächlich reinste Persiflage anstatt der Selbstironie, die dem fertigen Film im Grunde sehr gut steht. Persönlich hat mich all die Jahre vor allem die fehlende Härte (z.B. Bogenschütze schießt/ Schnitt) des Films gestört. Aber was soll's....
FAZIT: Ein Wallace-Film, der im Schatten der ersten drei Filme steht, aber als selbständiger Film durchaus überaus unterhaltsam ist - man sollte ihn sich öfters anschauen - dann wirkt er von Mal zu Mal besser.
Joachim. P.S.: Auch die drei mir vorliegend Hörbuch-Veröffentlichungen sind sehr gekürzt, selbst bei der 286-Minuten (4 CDs) dauernde Airplay-Veröffentlichung fehlt das erste Kapitel, die Einführung von Spike Holland.
„Der grüne Bogenschütze“ belegt mit 69 Prozent den 29. Platz im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2009. Der Film erhielt folgende Wertungen: Gesamtpunktzahl: 649,48 Punkte; durchschnittliche Punktzahl pro Werter: 30,93 von 50 Ergebnisse der Einzelkategorien: • Gesamtwertung: 193,5 Punkte – Platz 30 (66%) • Einzelwertung „Darsteller“: 81,5 Punkte – Platz 19 (80%) • Einzelwertung „Spannung“: 58,5 Punkte – Platz 31 (61%) • Einzelwertung „Mörder“: 62,5 Punkte – Platz 29 (65%) • Einzelwertung „Regie“: 61,5 Punkte – Platz 31 (64%) • Einzelwertung „Drehbuch“: 66,5 Punkte – Platz 26 (72%) • Einzelwertung „Musik“: 62,5 Punkte – Platz 31 (66%) • Einzelwertung „Humor“: 63,0 Punkte – Platz 22 (73%)
Die größte Abweichung von der durchschnittlichen Wertung beträgt 17,1 Punkte nach oben, die durchschnittliche Abweichung beträgt 9,0 Punkte. Am nächsten dran war Selwyn mit einer Abweichung von nur 3,1 Punkten.
Ich hab ihn zwar auch nur auf Platz 30, aber dennoch muss ich jetzt nach nochmaligen Ansehen sagen, dass ich den Film wohl etwas unterbewertet hatte. Oder zu viele andere überbewertet. Der Film hatte doch erstaunlich viele Szenen, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. Auch haben mir fast alle Schauspielleistungen gut gefallen. Nur Wussow fand ich irgendwie unsympathisch vom Typus her. Die Rolle des Featherstone war ansonsten gut. Als Dreingabe gibt es noch eine kleine Kriminalgeschichte vom guten Edgar. Nur die Drehbuchautoren und die Regie haben sich irgendwie verzettelt. Aber egal. Da kann man drüber hinwegsehen. Der Film lebt halt mehr von seinen Charakterköpfen, seinem Ensemble und seinem trockenen "Hamburger Stil" als von seiner Handlung. Das tut er allerdings sehr gut und nimmt aufgrund seiner augenzwinkernden und unbrutalen Machart als fast schon Kinder- oder besser Jugendkrimi eine Sonderstellung ein zwischen den anderen Wallace-Reißern. 40 Jahre später hätte es zu diesem Film sicher ein entsprechendes Lego-Bauset gegeben. Garre Castle mit Savini, Bellamy, Elaine und dem Bogenschützen, das Schiff mit Smith, Valerie und Featherstone, Hollands Auto mit Holland, Filmkamera und Higgins. Das wäre doch mal was gewesen.
Der Film ist harmlos, mit dünner Handlung, aber vergnüglich. Wobei wenn ich sage "dünne Handlung", dann wird es dem nicht gerecht. Die Handlung an sich ist mehr als brauchbar. Leider hapert es an der entsprechenden Umsetzung. Aber egal. Der Film ist anders und das macht ihn in meinen Augen irgendwie liebenswert.
Der Regisseur Jürgen Roland (Kreis und Bogenschütze) war am besten bekannt für seine Arbeit an der Serie "Stahlnetz", die authentische Kriminalfälle möglichst originalgetreu und realistisch abbildete. Die Serie lief von 1958 bis 1968 und hatte mehr als 20 Episoden. In "Der grüne Bogenschütze" hat man die "Stahlnetz"-Zeile also als Insiderwitz eingebaut. Eine kleine Anspielung auf die Serie gibt es auch im "roten Kreis". Dort nämlich sieht der Hintergrund des Vorspanns einem Stahlnetz verdächtig ähnlich...
Der Regisseur vom "Grünen Bogenschützen" ist Jürgen Roland, der mit seiner semidokumentarischen Serie "Stahlnetz" Ende der Fünfziger Jahre und in den Sechziger Jahren große Erfolge feierte. Er baute den Dialog sozusagen als "Werbegag" für die Serie ein. Es gibt umgekehrt in der "Stahlnetz"-Folge "E 605" eine Szene, in der Wolfgang Völz in einem Kaufhaus wartet und den Edgar-Wallace-Roman "Der rote Kreis" vom Wühltisch nimmt.
Gestern einmal wieder gesehen und folgende Meinung gebildet:
Der grüne Bogenschütze (BRD 1960/1)
- Darsteller: Den Cast führt ein gewaltiger Name an. Ein Name, der zu einem Schauspieler gehört, welcher vielleicht einer der prominentesten Darsteller innerhalb der Edgar-Wallace-Reihe war. Es ist der Name von Gert Fröbe. Doch wo ist sein nuanciertes Spiel geblieben, das ihn in so vielen anderen Filmen auszeichnete? Als würde er über die Rolle des Abel Bellamy oder über den gesamten Film verachtend hinwegsehen, bedenkt er seinen einzigen Wallace-Auftritt mit einer Aura der Lustlosigkeit. In seinen wenigen ruhigen Momenten scheint seine Gestik der Mottenkiste zu entspringen, in seinen aufbrausenden Parts versucht er, seine Desinteresse an der Rolle mit dem tölpelhaften Geschrei eines bockigen Kindes zu tilgen. Nicht viel bleibt von der mysteriösen, der Ehrfurcht einflößenden Rolle des Wallace’schen Abel Bellamy, des scharfen Hundes, der nicht nur mit Jähzorn, sondern auch mit Schläue versehen ist. Mehr von einem Wirrkopf hat Fröbe an sich, wenn er mit glänzenden Augen seinen zwei Meter vor ihm stehenden Opfern zubrüllt: „Dass ihr ersauft wie die Ratten!“ Ja, da kratze ich mir schon am Kopf und überlege, ob das nun ein ernstgemeinter Versuch ist, Angst zu erzeugen, oder ein komödiantisches Element. Wahrscheinlich ist es schlicht so, dass sich Wallace’ Originalrolle des bösen Amerikaners bereits 1961 wesentlich stärker überlebt hatte als der oft zitierte angeblich so altmodische Bogenschütze. In Wahrheit ist es Abel Bellamy, der höchstens in den Zwanzigern noch Wirkung erzielt. Daran ändert auch die plumpe Fröbe-Verkörperung nichts, die dieses Problem eher verstärkt denn schwächt. Glücklicherweise hatte man mit der übrigen Besetzung und der Zeichnung der anderen Rollen ein besseres Händchen. Hervorzuheben ist die besonders charismatische Karin Dor, die dieses Mal über die Liebchenrolle aus „Die Bande des Schreckens“ hinaus agieren darf. Auch Harry Wüstenhagens erster Auftritt ist von bestechender Nachhaltigkeit. Dass man für den Polizeiapparat dieses Mal eine besonders ausgefallene Konstellation aus verhältnismäßig inaktivem Inspektor und aktivem Sergeant mit großen Rollen für Wolfgang Völz und den sehr unterhaltsamen Charles Palent wählte, gefällt zur Abwechslung ebenfalls sehr gut. Schließlich noch eine gesonderte Erwähnung von Stanislav Ledinek mit seinem für meine Begriffe besten Auftritt in allen Kriminalfilmen. Die übrigen Rollen spielen auf angenehmem Niveau und gehen zusammen besser auf als der Fremdkörper Fröbe.
- Regie: Jürgen Roland beginnt den Film mit einem kleinen stilistischen Meisterstück. Die Pre-Titelsequenz stellt ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Regie, Kamera und Drehbuch dar und adressiert den Zuschauer direkt ins Gesicht. Erst nach und nach wird klar, dass die Kommentare von Arent und Wüstenhagen nicht dem Wallace-Fan, sondern den Besuchern der Garre-Castle-Führung und Spike Hollands Wochenschauberichten gelten. Ansonsten jedoch erreicht Roland nicht sein inszenatorisches Profil aus „Der rote Kreis“. Zu viele Szenen sind nicht stringent genug in Szene gesetzt und verlaufen sich in Unwesentlichkeiten. Auch versäumte Roland es, eine unmittelbare Bedrohlichkeit zu schaffen, die von irgendeinem der Charaktere – abgesehen vielleicht von dem Ledineks – ausgehen könnte. So bleibt der Film nach dem Vorspann weitestgehend höhepunkts- und spannungsarm.
- Drehbuch: Stellt „Der grüne Bogenschütze“ für meine Begriffe auch schon keinen wirklich gelungenen Edgar-Wallace-Roman dar, so nimmt sich der Film in seiner Umarbeitung des Stoffes noch behäbiger aus. Viele Szenen, die Spannung erzeugen sollen, laufen ohne Resultat vor den Augen des Zuschauers ab. Zu viele Szenen spielen überdies auf dem recht wenig unheimlichen Garre Castle. Von den Szenen in der Shanghai-Bar und auf dem Schiff geht nicht nur eine größere Dynamik, sondern auch eine deutlichere Atmosphäre der Gefahr aus. Insgesamt jedoch ist diese Atmosphäre der Gefahr immer noch nicht stark genug: Der Unterhaltungswert der Schauerlichkeiten erreicht zu keinem Zeitpunkt den der humorigen Einbringungen. Diese sind nämlich der gelungenste Punkt an dem Manuskript und werde entsprechend solide von den versierten Darstellern umgesetzt.
- Kamera: An dem fehlenden Schockeffekt des Films ist auch Kameramann Heinz Hölscher nicht gänzlich unschuldig. Es gelingt ihm zwar, in einen Szenen schöne Schwarzweiß-Kontraste und klassische Einstellungen zu realisieren, allerdings kommt keine wirkliche Bindung des Zuschauers zu den Charakteren und damit kein Fürchten um sie in den Schlüsselszenen des Films zustande.
- Musik: Die Musik von Heinz Funk zählt zu den durchschnittlichen Arbeiten der Reihe.
- Gesamtwertung: „Der grüne Bogenschütze“ lebt von seiner Atmosphäre der frühen Wallace-Filme und einer Reihe guter Schauspieler. Allerdings weist er gleichsam Defizite in der Inszenierung, dem Drehbuch sowie beim Hauptdarsteller auf. Da andere zeitige Wallace-Krimis dem Zuschauer diese Minuspunkte ersparen, ist es verwunderlich, dass gerade „Der grüne Bogenschütze“ einen solchen Klassikerstatus innerhalb der Serie erreicht hat. Für mich liegt er im unteren Mittelfeld der Serie, deshalb:
Zitat von horatiodanke für die schnelle antwort ich muß sagen,das mir das gestern zum ersten mal so richtig aufgefallen ist.. schande über mein haupt! horatio
Nicht überraschend, falls du den Film früher im TV angesehen hast. Da fand man die Anspielung anscheinend auch zu speziell und hatte den Satz recht dilettantisch (Tonsprung) herausgelöscht.
Bei Joachim oder Tses steht zudem, dass Eddi Arent kurz vor Kinostart des Films eine Gastrolle im Stahlnetz hatte; da auch diese Serie ein Strassenfeger war, konnte man davon ausgehen, dass zahlreiche Zuschauer den Gag verstanden.
Zitat von MarkusBei Joachim oder Tses steht zudem, dass Eddi Arent kurz vor Kinostart des Films eine Gastrolle im Stahlnetz hatte
Es handelt sich hierbei um die Folge "Verbrannte Spuren" aus dem Jahr 1960, in der Eddi Arent als Ermittler an der Seite des ebenfalls Wallace-erprobten Karl-Georg Saebisch auftrat. Dieser (als Kriminalkommissar Strobel) ging gemeinsam mit Arent (als Kriminalsekretär Alsmann) und Peter Lehmbrock (Kriminalkommissar Ahrberg) in der elften Folge der Serie einem Fall von Brandstiftung und Mord im schleswig-holsteinischen Pritzin auf den Grund. Hela Gruel, die ja ebenfalls u.a. im "Bogenschützen" auftrat, sieht man auch in dieser Episode.
"Der grüne Bogenschütze" zählt für mich zu den besten Wallace-Verfilmungen, vor allem wegen der tollen Darstellung von Gert Fröbe und außerdem waren Schauspieler dabei, die sonst nicht so häufig in den Wallace-Filmen zu sehen waren (Wussow, Weiss, Völz). Mit Jürgen Roland stand auch ein echter Krimiexperte hinter der Kamera. Viel tolle Atmosphäre und schräge Typen, gruselige Sequenzen...nur leider ohne Kinski.