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 Edgar-Wallace-Forum
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Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

11.05.2015 15:11
#241 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Mithilfe der Suchfunktion fand ich mehrere Themen-Gruppen, die sich mit der Verfilmung von Edgar Wallace-Romanen beschäftigen. Dieser scheint mir der aktuellste zu sein, weshalb ich meinen Beitrag hier herein schreibe.

Ich würde mir originalgetreue Verfilmungen der Romane wünschen und finde auch das Medium Fernsehen hierfür gegenwärtig am realistischsten. Allerdings eignen sich beileibe nicht alle Wallace-Bücher für eine vernünftige Verfilmung und diverse Romane wurden bereits sehr gut umgesetzt, weshalb ich eine erneute Verfilmung dieser Titel für wenig sinnvoll erachte. Hierzu gehören viele der ersten zwanzig Rialto-Streifen sowie die Filme Der Rächer und Der Fluch der gelben Schlange. Lediglich bei folgenden Titeln könnte ich mir einen erneuten Anlauf vorstellen:

- Der grüne Bogenschütze (anhand des Romans kann man sich eine bessere Verfilmung vorstellen)
- Das indische Tuch (da Roman und Film sich sehr stark unterscheiden)
- Zimmer 13 (da Roman und Film sich sehr stark unterscheiden)
- Der Safe mit dem Rätselschloss (anhand des Romans kann man sich eine bessere Verfilmung vorstellen)
- Das Verrätertor (anhand des Romans kann man sich eine bessere Verfilmung vorstellen)

Von den bisher hierzulande unverfilmten Romanen würde ich folgende als besonders geeignet einstufen:

- Der Engel des Schreckens
- Der grüne Brand
- Im Banne des Unheimlichen
- Treffbube ist Trumpf
- Bei den drei Eichen
- Hands up!
- Der viereckige Smaragd
- Das Gesicht im Dunkel

Des Weiteren wären die Turfromane (Ein gerissener Kerl, Der Derbysieger und Turfschwindel) aufgrund des Renn-Milieus sicherlich sehr interessant. Das bewies ja schon der CCC-Film Das siebente Opfer. Wichtig wäre sicher, dass man auf die Schwarzweiss-Optik verzichtet, einen neuen, modernen Stil findet, die Geschichte in der Originalzeit und originalgetreu verfilmt und frisches Personal vor und hinter der Kamera einbindet. Einen Roman wie Bei den drei Eichen kann man auch vergleichsweise kostengünstig verfilmen, da die Geschichte fast ausschließlich auf dem Land spielt und man dadurch für eine 20er Jahre-Atmopshäre als Produzent kaum mehr Geld ausgeben muss. Aus dem Roman könnte man sicher einen gruseligen Moor-Wallace machen, wenn man die Handlung etwas ausbaut und erweitert, ohne auf ein zugkräftiges Tempo zu verzichten. Die reine Romanhandlung ist für einen 90-Minüter deutlich zu knapp.

Ich empfände die Verfilmung eines der genannten Werke als durchaus lohnenswert. Welche Romane finden denn die anderen Mitglieder für eine Verfilmung als passend?

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.05.2015 17:28
#242 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Ich stimme dir in vielen Punkten zu. Originalzeit / originalgetreu ist unter den Roman-Fans sicher Konsens; das kam auch schon auf den vorherigen Seiten zum Tragen. Logisch ist auch, dass damit dann aus Kostengründen Handlungen auf dem Land deutlich einfacher umzusetzen sind als in der Stadt. Das sieht man ja sogar bei den etwas engagierteren britischen Period Dramas. Allerdings sehe ich nicht die Notwendigkeit, die bereits in den 1960er Jahren vernünftig verfilmten Titel automatisch zur Seite zu legen. Da sind schließlich die berühmtesten Stoffe dabei, die ein wenig Aufmerksamkeit für ein Neuverfilmungsprojekt generieren könnten und die zumindest dem älteren Publikum bis heute bekannt sind. Problematisch könnte dabei werden, dass einige der naheliegenden Stoffe eben doch stark im städtischen Raum verwurzelt sind, v.a. "Die toten Augen von London" und "Der Hexer". "Der grüne Bogenschütze" halte ich dagegen nicht für gut neuverfilmbar, weil die Mörderfigur in der heutigen Zeit einfach albern wirkt. Wie sagte schon Eddi Arent: "Ein Mörder mit 'nem Flitzebogen?" Man möchte ergänzen: Und dann auch noch in Strumpfhosen?

Wichtig und richtig finde ich die Anmerkung, dass Wallace-Stoffe nicht unbedingt für 90-Minüter geeignet sind. Anstatt sie mehr oder minder kreativ auszubauen, wären die meisten, denke ich, mit einstündigen / 45-minütigen Produktionen besser abzuhaken. Und dort, wo der Umfang dann doch etwas größer ist, könnte man immer noch relativ leicht einen "Event-Zweiteiler" daraus machen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

11.05.2015 18:29
#243 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #242
Wie sagte schon Eddi Arent: "Ein Mörder mit 'nem Flitzebogen?" Man möchte ergänzen: Und dann auch noch in Strumpfhosen?


Tja, als Superheld geht's als Mörder nicht. Irgendwie schade.

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Ein Toter im Beichtstuhl und Bibelverse, die weitere Morde androhen ...

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Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

11.05.2015 19:58
#244 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Vielen Dank für eure Antworten. Hier entwickelt sich eine schöne Diskussion.

Zitat von Gubanov im Beitrag #242
Allerdings sehe ich nicht die Notwendigkeit, die bereits in den 1960er Jahren vernünftig verfilmten Titel automatisch zur Seite zu legen. Da sind schließlich die berühmtesten Stoffe dabei, die ein wenig Aufmerksamkeit für ein Neuverfilmungsprojekt generieren könnten und die zumindest dem älteren Publikum bis heute bekannt sind.

Diesen Punkt habe ich gar nicht bedacht, Gubanov. Das ist natürlich ein stichhaltiges Argument. Dann müsste man mal überlegen, welche verfilmten Romane da am vielversprechendsten wären. Bei Das Rätsel der roten Orchidee und Das Gasthaus an der Themse etwa haben mir die Filme sogar besser gefallen als die Romane. Dagegen haben zum Beispiel Der schwarze Abt oder Die Tür mit den 7 Schlössern noch Luft nach oben, auch wenn ich die Rialto-Verfilmungen sehr mag. Der rote Kreis und Der Zinker würde sich hier sicher auch anbieten.

Zitat von Gubanov im Beitrag #242
"Der grüne Bogenschütze" halte ich dagegen nicht für gut neuverfilmbar, weil die Mörderfigur in der heutigen Zeit einfach albern wirkt. Wie sagte schon Eddi Arent: "Ein Mörder mit 'nem Flitzebogen?" Man möchte ergänzen: Und dann auch noch in Strumpfhosen?

Da sprichst du ein echtes Problem an. Vielleicht könnte man die Strumpfhosen weglassen und ein zumindest halbwegs glaubwürdiges Kostüm entwerfen. Solche Dinge könnte man auch gut mit Schaueratmosphäre und atemloser Spannung kaschieren. Letzlich geht es ja auch um eine mittelalterliche Figur, die man mit Fluch- und Geisterthematik aufbauen könnte. Da müsste man mehr auf Horror-Elemente setzen. Aber das kann schnell albern wirken, keine Frage. Aus dem Grund habe ich manche Klassiker wie oben auch bewusst schon aus der Rechnung herausgenommen. Der Frosch mit der Maske hat beispielsweise ja ein ähnliches Problem. Insofern glaube ich einfach nicht, dass man diesen Roman nochmal gewinnbringend verfilmen kann. Im Grunde haben alle Romane mit vermummten Gestalten dieses Problem. Andererseits bei den ganzen Comicverfilmungen akzeptieren die Zuschauer das ja auch. Hier müsste man dann von Fall zu Fall entscheiden.

Zitat von Gubanov im Beitrag #242
Anstatt sie mehr oder minder kreativ auszubauen, wären die meisten, denke ich, mit einstündigen / 45-minütigen Produktionen besser abzuhaken. Und dort, wo der Umfang dann doch etwas größer ist, könnte man immer noch relativ leicht einen "Event-Zweiteiler" daraus machen.

Das wäre natürlich die andere gangbare Alternative. Eine Erweiterung des Handlungsrahmens würde ich auch nur sinnvoll finden, wenn man einen abendfüllenden Spielfilm, sprich ca. 80-100 Minuten, im Auge hat. Hierbei dachte ich an ein singuläres Filmprojekt. Die Laufzeiten 45 Minuten (für Romane bis ca. 160 Seiten) und 60 Minuten (für Romane bis ca. 190 Seiten) wären dagegen für ein Serienformat wie "Edgar Wallace presents" oder so ideal. Für Zweiteiler eignen sich nur die Romane, die wirklich "Überlänge" haben und das sind im Gesamtwerk nun auch nicht so viele. Im Banne des Unheimlichen oder Der Mann von Marokko würde mir da spontan einfallen.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Josh Offline




Beiträge: 7.928

11.05.2015 20:19
#245 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Neue Verfilmungen der Stoffe würde ich immer begrüßen, ich gehöre ja hier zu der absoluten Minderheit, die mit dem Großteil der TV-Filme etwas anfangen konnten. Wenn man sich dabei originalgetreu an die Bücher halten würde, wäre das eine völlig neue Erfhrung für mich, da ich nur 5 Bücher von Wallace gelesen habe. Ich frage mich aber, ob es heute überhaupt noch einen Markt für diese Filme gibt, der lukrativ genug ist, dass jemand Geld in dieses Projekt investiert?

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

11.05.2015 22:06
#246 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Josh im Beitrag #245
Ich frage mich aber, ob es heute überhaupt noch einen Markt für diese Filme gibt, der lukrativ genug ist, dass jemand Geld in dieses Projekt investiert?

Das ist natürlich der entscheidende Knackpunkt. Es gibt sicher nicht mehr viele Wallace-Roman-Leser, aber das ist bei Karl May ja nicht anders. Trotzdem wird der Letztere jetzt doch wieder als Event-Mehrteiler für das Fernsehen verfilmt. Grundsätzlich wäre das auch für Wallace denkbar, aber hier gibt es leider zwei große Nachteile. Einmal sind Western allgemein ein universelleres Filmthema und zum anderen herrscht im Fernsehen heute leider eine regelrechte Krimi-Flut. Aberdutzende nationale und internationale Serienformate und dazu hat auch noch jeder zweite Fernsehfilm ein Kriminalthema.

Damit neue Wallace-Filme hier nicht untergehen und sich, ganz im Gegenteil, sogar von der Masse abheben, müsste man auf die zwei Trümpfe setzen, die die Wallace-Romane mitbringen: Klassische Krimiunterhaltung und die Goldenen Zwanziger. Ersteres ist inmitten der ganzen modernen Großstadt- und Regionalkrimis mittlerweile Mangelware und das Letztere praktisch gar nicht präsent. Insofern sollte man das Zwanziger Jahre-Sujet nicht als finanzielle Last, sondern vielmehr als unverwechselbare, atmosphärische Chance begreifen. Eventuell könnte man hier auch sekundär auf historische Ereignisse wie die Weltwirtschaftskrise Bezug nehmen oder ein Gesellschaftsbild der Goldenen Zwanziger nachzeichnen. Das geben die meisten Vorlagen durchaus auch her, wenn man an die vielen Finanzjongleure und Familiengeheimnisse im Gesamtwerk von Edgar Wallace denkt. In Hands up! ist der Ausgangspunkt zum Beispiel eine Person, die sich finanziell an der Börse ruiniert und dann Selbstmord begeht. Das ist erst der Auftakt zu einem großangelegten Intrigenspiel. Familienhintergründe spielen auch häufig eine große Rolle. Die Bande des Schreckens und Die blaue Hand fallen mir hierzu spontan ein.

Wichtig ist, meiner Meinung nach, dass man hier nicht auf allzu etablierte Kräfte setzt, sondern junge, talentierte und vor allem unverbrauchte Regisseure und Schauspieler mit der Arbeit betraut. Wir würde es gruseln, wenn Leute wie Til Schweiger, Moritz Bleibtreu oder Jan Josef Liefers da urplötzlich ins Bild laufen würden. Schrecklich. Nein, da muss man wirklich sorgfältig besetzen und unbekannte Gesichter bieten auch den Vorteil, dass man keine Höchstgagen entrichten muss. Ein Kinofilm dürfte außerdem utopisch sein, da, selbst wenn das ein Produzent wagt, aufgrund hemmungsloser Modernisierung von der Vorlage wohl kaum etwas übrig bleiben würde. Das kann für den Romanleser demnach keine echte Alternative sein. Obwohl einige Wallace-Werke durchaus auch heute noch voll kinotauglich wären. Aber das sind weniger die Kriminalromane, sondern eher eklusivere Titel wie In den Tod geschickt, Das Buch der Allmacht oder Planetoid 127.

Was die bereits von Rialto verfilmten Klassiker angeht, so kann ich mir u. a. Der rote Kreis, Die Bande des Schreckens, Die toten Augen von London, Die Tür mit den sieben Schlössern, Der Zinker, Der schwarze Abt und Der Hexer durchaus für eine Neuverfilmung vorstellen. Bei Titeln wie Das Geheimnis der gelben Narzissen, Der Banknotenfälscher, Die seltsame Gräfin, Gangster in London und Das Gasthaus an der Themse fällt mir das deutlich schwerer. Zu den meisten anderen habe ich mich schon geäußert. Außen vor bleiben müssen die beiden 1965er Filme, da man aus der Kurzgeschichtensammlung Neues vom Hexer nur schwer eine Filmstory zimmern und ich das Filmpotenzial von Der unheimliche Mönch in Unkenntnis der Vorlage nicht vernünftig beurteilen kann. Soweit zu meiner Einschätzung der Ausgangssituation.

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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.05.2015 22:11
#247 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #244
Bei Das Rätsel der roten Orchidee und Das Gasthaus an der Themse etwa haben mir die Filme sogar besser gefallen als die Romane. Dagegen haben zum Beispiel Der schwarze Abt oder Die Tür mit den 7 Schlössern noch Luft nach oben, auch wenn ich die Rialto-Verfilmungen sehr mag.

Komplette Zustimmung zu diesen Titeln. "Tür" und "Augen" sind ja bekanntlich meine persönlichen Favoriten, wobei mir bei diesen beiden Titeln in Bezug auf eine Neuverfilmung auch wieder die Schurkenfrage Bauchschmerzen bereitet. Einen blinden Jack oder ein Forschungsobjekt Stalettis müsste man mit gutem Händchen umsetzen, sodass diese Charaktere unheimlich, aber nicht lächerlich wirken und aus den Filmen dann "Frankenstein"-Assoziationen wecken. Da wäre ähnlich wie bei den zuvor erwähnten kostümierten Mördern Fingerspitzengefühl seitens der Macher erforderlich. Was übrigens die Längenfrage angeht, so sehe ich in "Die Tür mit den 7 Schlössern" einen Titel, der sich nicht so einfach in 45 oder 60 Minuten abfrühstücken lässt. Dieses Buch wäre für einen Zweiteiler eigentlich prädestiniert. Man könnte z.B. die Szene, in der Martin, Sybil Lansdown und Haveloc in der Gruft eingesperrt sind (Giftgasanschlag) als Cliffhanger nutzen.
Zitat von Mr. Igle im Beitrag #244
Der rote Kreis und Der Zinker würde sich hier sicher auch anbieten.

Ja, wobei der "Kreis" tatsächlich ein Fall ist, bei dem ich denke, dass es mit einer originalgetreuen Verfilmung trotz starken Romans schwierig werden könnte, an den 1959er-Film heranzukommen. Eine wichtige Ergänzung finde ich "Die blaue Hand", die mir als Roman fantastisch gefällt und die als freie Verfilmung durch die Rialto völlig verhunzt wurde. Den "Abt" könnte man recht gut angehen und leicht eine Verbesserung gegenüber der Sixties-Verfilmung erzielen. Das gleiche gilt für "Tuch" und "Hexer" aufgrund der Freiheiten der Verfilmung; evtl. auch für den "unheimlichen Mönch", wobei der Roman im Finale sehr theatralisch wird und man da aufpassen muss. Was die Schwierigkeit bei der Maskierung des "Frosches" angeht, stimme ich dir zu. Obwohl ich allein aufgrund des genialen Kniffs mit Maitlands sozialem Hintergrund eine neue Adaption sehr befürworten würde. Sinnvoll, aber wohl extrem schwierig wäre eine Neuverfilmung des "Verrätertors", weil dafür Drehgenehmigungen am Originalschauplatz eingeholt werden müssten.
Zitat von Mr. Igle im Beitrag #244
Vielleicht könnte man die Strumpfhosen weglassen und ein zumindest halbwegs glaubwürdiges Kostüm entwerfen. Solche Dinge könnte man auch gut mit Schaueratmosphäre und atemloser Spannung kaschieren. Letzlich geht es ja auch um eine mittelalterliche Figur, die man mit Fluch- und Geisterthematik aufbauen könnte. Da müsste man mehr auf Horror-Elemente setzen.

Stimmt, das ließe sich wohl relativ leicht lösen, wenn man sich ernsthaft darum bemüht. Eine stärkere Orientierung an der alten Legende und Horrorelementen könnte den für meine Begriffe etwas trägen Roman auch deutlich aufwerten.
Zitat von Mr. Igle im Beitrag #244
Hierbei dachte ich an ein singuläres Filmprojekt. Die Laufzeiten 45 Minuten (für Romane bis ca. 160 Seiten) und 60 Minuten (für Romane bis ca. 190 Seiten) wären dagegen für ein Serienformat wie "Edgar Wallace presents" oder so ideal.

Tatsächlich hatte ich eher eine Serie im Hinterkopf. Diesbezüglich würde ich auch als Antwort auf @Joshs Zweifel an einer Rentabilität einwerfen, dass Wallace-Neuverfilmungen ohnehin mit höherer Wahrscheinlichkeit in Großbritannien statt in Deutschland entstehen würden. Die BBC hat zum 140-jährigen Wallace-Jubiläum ja schon erstaunliches Interesse gezeigt. Wer weiß, was sich da noch so tut, wenn der Krimi- und Klassiker-Serien-Boom weiterhin anhält wie im UK eigentlich durchgängig seit Mitte der 1980er.

Mr. Wooler Offline




Beiträge: 443

12.05.2015 08:54
#248 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Immer wieder ein interessantes Thema, wie ich finde.
Auch ich würde Neuverfilmungen nach Edgar Wallace sehr begrüßen. Als ich las, dass man plant, Winnetou und Old Shatterhand für das Fernsehen neu zu verfilmen, war mein zweiter Gedanke gleich: Vielleicht erinnert man sich in dem Zuge dann auch an Edgar Wallace.
Für ausgeschlossen halte ich es nicht und ich denke auch, dass ein geschickter Drehbuchautor den einen oder anderen Stoff in die Moderne übertragen könnte. Selbst beim „grünen Bogenschützen“ könnte ich mir das vorstellen. Natürlich müsste der anders aussehen als bei der Erstverfilmung, und der Bogen könnte eine Art Miniaturbogen sein, eine selbst gebaute Waffe, die anstatt eines langen Pfeils Bolzen oder Stahlnadeln verschießt. Nur so als Beispiel. Auch in der Kostümierung sehe ich jetzt nicht so sehr das Problem. Es kommt halt immer darauf an, wie es in der Story verpackt ist.
Die größte Herausforderung sehe ich immer noch darin, eine geeignete Zielgruppe für diese Filme zu finden. Aber selbst das sehe ich nicht mehr so sehr als Problem an wie noch vor ein paar Jahren. Mit einem tollen, neuen Konzept und den richtigen Leuten vor und hinter der Kamera könnte man dieses Thema angehen. Es muss sich nur jemand trauen, und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn kaum jemand ist heutzutage bereit, Geld in ein neues Projekt zu investieren, wenn man ausländische Erfolgsformate günstiger einkaufen oder sie alternativ selbst kostengünstig, um nicht zu sagen „billig“ kopieren kann.

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

12.05.2015 13:12
#249 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #247
Was übrigens die Längenfrage angeht, so sehe ich in "Die Tür mit den 7 Schlössern" einen Titel, der sich nicht so einfach in 45 oder 60 Minuten abfrühstücken lässt. Dieses Buch wäre für einen Zweiteiler eigentlich prädestiniert. Man könnte z.B. die Szene, in der Martin, Sybil Lansdown und Haveloc in der Gruft eingesperrt sind (Giftgasanschlag) als Cliffhanger nutzen.

Das Verhältnis der Seitenzahlen in Analogie zur Laufzeit war auch nur als grober Richtwert gedacht. Hier muss man von Fall zu Fall, je nach der Handlungsstruktur des jeweiligen Romans, entscheiden. Die Tür mit den 7 Schlössern ist zwar nur rund 160 Seiten stark, bietet aber ungleich weniger Möglichkeiten zur Kürzung als andere Wallace-Romane. Schon allein der Weltreise von Richard Martin muss man einen gewissen Handlungsspielraum einräumen. Insofern wäre hier ein Zweiteiler schon denkbar, aber man müsste dann aufpassen, dass die Länge der erzählten Zeit dann nicht zu Lasten des Tempos geht. Vom rein filmischen Standpunkt her sind die Wallace-Romanhandlungen doch recht zäh. Bei den Romanen Der Safe mit dem Rätselschloss und Überfallkommando ist mein Eindruck noch recht frisch. Beide Romane weisen Handlungsstrukturen auf, die sich leicht für ein 60 Minuten-Format verdichten lassen würden. Auch Bei den drei Eichen wäre für so ein Format geeignet. Jeder Roman stellt da ganz eigene Anforderungen an einen Autoren. Da kann man schwer pauschalisieren.
Zitat von Gubanov im Beitrag #247
Ja, wobei der "Kreis" tatsächlich ein Fall ist, bei dem ich denke, dass es mit einer originalgetreuen Verfilmung trotz starken Romans schwierig werden könnte, an den 1959er-Film heranzukommen. Eine wichtige Ergänzung finde ich "Die blaue Hand", die mir als Roman fantastisch gefällt und die als freie Verfilmung durch die Rialto völlig verhunzt wurde. [...] Sinnvoll, aber wohl extrem schwierig wäre eine Neuverfilmung des "Verrätertors", weil dafür Drehgenehmigungen am Originalschauplatz eingeholt werden müssten.

Der rote Kreis ist auch für mich einer der gelungensten Rialto-Wallace-Filme, vielleicht sogar der allerbeste. Insofern war das ja mit ein Grund, weshalb ich weiter oben gut verfilmte Klassiker ausklammern wollte. Auch bei Der Frosch mit der Maske wäre ich sehr skeptisch, ob man den Film von 1959 übertreffen kann, auch wenn der einige Nebenhandlungstränge des Romans aussparte. Chancen sehe ich dagegen bei Die Bande des Schreckens und Die toten Augen von London. Die Bande ist als Film zwar nicht schlecht, fällt aber gegen die beiden Vorgänger schon etwas ab. Zwar ist man auch hier nah an der Romanhandlung, aber dem Streifen fehlt es etwas an Tempo. Zudem ist der Handlungsablauf in den Einzelelementen teilweise etwas zu effektheischend und beinhaltet einige Nachlässigkeiten (etwa die fahrige Umsetzung des Anschlags auf Long und einiger anderer Mordszenen). Außerdem erschien mir die ganze Familiengeschichte Sheltons im Roman deutlich eindrucksvoller ausgearbeitet. Hier müsste man dem Roman für eine Verfilmung mit einer geschickten Dramaturgie zu Leibe rücken und darauf achten, dass die Galgenhand sich nicht zu plakativ ausnimmt.

Bei den Augen sehe ich auch das Hindernis ein wenig bei der Blindenthematik. Das müsste man halt vor allem von der Regie her sorgfältig ausloten. Vom Umfang her bietet der Roman wenig Probleme und hat zudem eine Handlung, die so gut ist, wie die von mindestens einem Dutzend anderer, durschnittlicher Wallace-Bücher zusammen. Die blaue Hand ist auch ein sehr guter Roman. Hier hast du meine volle Zustimmung. Vielleicht könnte man hier zur Temposteigerung auch die Aktivitäten von Groats Bande zeigen. Beispielsweise als Eingangssequenz. Eine Verfilmung von Das Verrätertor ist wegen des Aufwands wirklich ein kaum zu realisierbares Unterfangen. Hier würden sich die Briten sicherlich leichter tun. Das wäre ein lohnendes Projekt für die BBC, wenn das Interesse an Wallace tatsächlich wieder wächst, wie du in deinem Beitrag ja angedeutet hast.
Zitat von Mr. Wooler im Beitrag #248
Für ausgeschlossen halte ich es nicht und ich denke auch, dass ein geschickter Drehbuchautor den einen oder anderen Stoff in die Moderne übertragen könnte.

Meinst du mit Moderne eine "Entstaubung" von Dramaturgie und Dialogen angepasst für heutige Sehgewohnheiten oder die Übertragung von Wallace-Handlungen in das Jahr 2015, Mr. Wooler? Letzteres wäre höchstens bei einem Dutzend Romane möglich und würde die Vorlagen schon sehr verfremden. Da wäre ich nicht dafür. Die Romane hingegen mit einer modernen Herangehensweise in ihrer ureigenen Handlungszeit umzusetzen findet meine volle Zustimmung.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Mr. Wooler Offline




Beiträge: 443

12.05.2015 13:45
#250 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #249

Meinst du mit Moderne eine "Entstaubung" von Dramaturgie und Dialogen angepasst für heutige Sehgewohnheiten oder die Übertragung von Wallace-Handlungen in das Jahr 2015, Mr. Wooler? Letzteres wäre höchstens bei einem Dutzend Romane möglich und würde die Vorlagen schon sehr verfremden. Da wäre ich nicht dafür. Die Romane hingegen mit einer modernen Herangehensweise in ihrer ureigenen Handlungszeit umzusetzen findet meine volle Zustimmung.



Ich halte es für schwierig, die Dialoge und Dramaturgie auf heutige Sehgewohnheiten anzupassen (wobei man dann nochmal erörtern müsste, was wir genau darunter verstehen), aber die Handlung an sich dennoch in der Zeit der Entstehung der Romanstoffe zu belassen. Aus meiner Sicht würde sich das "beißen".

Losgelöst davon bin inzwischen der festen Überzeugung, dass sich die Rialto-Wallace-Reihe nicht kopieren lässt, daher würde ich mich dafür aussprechen, die Wallace-Stoffe komplett in die heutige Zeit zu transportieren. Dies ist meiner Ansicht nach der einzige Weg, Nachfrage zu erzeugen, sprich: Die Zuschauer vor den Fernsehbildschirm oder sogar ins Kino zu locken. Das hieße auch nicht, dass plötzlich kein Platz mehr für die Wallace-typische Atmosphäre da wäre, im Gegenteil. Es kommt halt immer darauf an, WIE die Sache angegangen und umgesetzt wird. Wenn es so läuft, wie bei den RTL-Produktionen aus den 90ern, wird das Ganze kaum Erfolg haben. Wenn man aber einen neuen "Bogenschützen" oder einen neuen "Frosch" entwirft, denke ich schon, dass die Geschichten auch in der heutigen Zeit funktionieren könnten.
Das heißt nicht, dass ich dagegen bin, Wallace-Stoffe so zu verfilmen, dass sie in der Zeit spielen, in der sie entstanden sind. Ich fürchte nur, dass das außer uns hier im Forum niemand sehen will und dass dies auch der Grund ist, warum Produzenten dieses finanzielle Risiko zu recht scheuen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.05.2015 14:35
#251 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Marc, bei deiner Ansicht muss ich sofort einschreiten. Wenn Publikumsinteresse angeblich nur über ein modernes Setting generiert werden kann, wie ist dann der anhaltende und langjährige Erfolg von historischen Krimiserien zu erklären? Nehmen wir doch nur "Marple" und "Poirot", den neuen "Father Brown" und "Miss Fisher's Murder Mysteries" als Beispiele. Alle diese Formate erzielen für die produzierenden Sender ordentliche Erfolge und sind trotz höherer Herstellungskosten über mehrere Staffeln hinweg rentabel. Und erweitern wir den Kreis über das Krimigenre hinaus, so stoßen Mega-Erfolge wie "Downton Abbey" oder der Boom der verschiedenen historischen Kaufhaus-Serien hinzu. Klar ist, dass Deutschland in der Frage der Handlungszeit, sofern es sich nicht um Zweiter-Weltkriegs-Dramen handelt, dem internationalen Markt um Jahr(zehnt)e hinterherhinkt; deshalb mein Vermerk, dass Edgar-Wallace-Produktionen auf dem englischen Markt wahrscheinlicher sind als hierzulande. Man darf sich bei der Erörterung der Wallace-Neuverfilmungsfrage eben nicht nur auf ARD, ZDF und RTL beschränken. Außerdem sollte man den Trend berücksichtigen, dass das Fernsehen als Medium generell mehr und mehr an Boden bei den jüngeren Zielgruppen verliert und dass die Formate, die ältere Zielgruppen ansprechen - und dazu gehört Period Drama erfahrungsgemäß -, in der Quotenmessung ziemlich gut dastehen. Man wird deshalb auch in Deutschland früher oder später realisieren, dass man sich in der Programmkonzeption nicht nur an der Zuschauerschaft zwischen 14 und 49 orientieren kann.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.05.2015 14:54
#252 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #249
Der rote Kreis ist auch für mich einer der gelungensten Rialto-Wallace-Filme, vielleicht sogar der allerbeste. Insofern war das ja mit ein Grund, weshalb ich weiter oben gut verfilmte Klassiker ausklammern wollte. Auch bei Der Frosch mit der Maske wäre ich sehr skeptisch, ob man den Film von 1959 übertreffen kann, auch wenn der einige Nebenhandlungstränge des Romans aussparte.

Da habe ich mich vielleicht etwas unklar ausgedrückt. Es geht mir nicht darum, zu sagen: Einige Bücher wurden so gut verfilmt, dass man jetzt die Finger davon lassen sollte. Diese Denkweise halte ich für nicht anwendbar, weil ein Vergleich zwischen den 1960er-Jahre-Filmen und wirklich originalgetreuen Adaptionen nicht zielführend ist. Genau wie du schreibst, sollten sich neue Adaptionen völlig von den Anläufen der Rialto lösen. Deshalb muss auch die Frage der Stoffauswahl ganz auf eigenen Beinen stehen, anstatt dann doch wieder zu den bekannten Sechzigern hinüberzuschielen. Die einzige Leitfrage sollte sein: Welcher Stoff eignet sich gut für eine einigermaßen enge Umsetzung unter heutigen Sehgewohnheiten? - Was ich mit meiner Ausklammerung des "Kreises" eigentlich meinte, war, dass der Film von 1959 bereits wie kaum ein anderer in der Reihe das Flair der Wallace-Romane trifft. Es ist eigentlich die einzige Rialto-Produktion, bei der ich denke: Oha, jetzt sehe ich eine originalgetreue Werkverfilmung. Die anderen haben ein deutlich ausgeprägteres modernes Element, das ich in den Wallace-Büchern nicht finde.
Zitat von Mr. Igle im Beitrag #249
Meinst du mit Moderne eine "Entstaubung" von Dramaturgie und Dialogen angepasst für heutige Sehgewohnheiten oder die Übertragung von Wallace-Handlungen in das Jahr 2015, Mr. Wooler? Letzteres wäre höchstens bei einem Dutzend Romane möglich und würde die Vorlagen schon sehr verfremden. Da wäre ich nicht dafür. Die Romane hingegen mit einer modernen Herangehensweise in ihrer ureigenen Handlungszeit umzusetzen findet meine volle Zustimmung.

Genau das ist auch mein Standpunkt. Und um Marcs Zweifel zu beheben: Mit "moderner Herangehensweise" ist ja nicht gemeint, Wallace-Filme in den 20ern spielen zu lassen und die Leute dann - überspitzt formuliert - mit "Ey, Alda" um die Ecke kommen zu lassen. Ich denke, hierunter sollte vor allem eine hochwertige, moderne Bildsprache verstanden werden, die sich z.B. von Fließbandproduktionen aus der 20.15-Uhr-Familiendrama-Schiene durch einen kreativeren Einsatz von Kameraperspektiven, Schnittfolgen und der unterstützenden, aber behutsamen Ausnutzung aktueller Computerbearbeitung unterscheidet. Darüber hinaus hat sich unter den guten britischen Drehbuchautoren (z.B. Mark Gatiss, Nick Dear) ein Stil der Bearbeitung von Golden-Age-Romanen etabliert, der in gewisser Weise trotz Originaltreue als "moderne Herangehensweise" bezeichnet werden kann. Das genauer zu definieren, finde ich schwierig; es wird aber ersichtlich, wenn man z.B. eine Poirot-Folge von 2012 mit einer von 1992 vergleicht.

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

12.05.2015 15:06
#253 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Wooler im Beitrag #250
Ich halte es für schwierig, die Dialoge und Dramaturgie auf heutige Sehgewohnheiten anzupassen (wobei man dann nochmal erörtern müsste, was wir genau darunter verstehen), aber die Handlung an sich dennoch in der Zeit der Entstehung der Romanstoffe zu belassen. Aus meiner Sicht würde sich das "beißen".

Dein Argument klingt absolut plausibel. Ich meinte mit "Entstaubung" auch eher dies: In den Wallace-Romanen wird ausgewalzten Rededuellen und Dialogabfolgen großen Raum gegeben. Das ist toll, aber für eine filmische Umsetzung eher suboptimal, da der Film ein ganz anderes Verhältnis zwischen Aktion und Dialog hat. Deswegen bieten sich hier Kürzungen an. Bei der Dramaturgie ist das ähnlich. Mehr Thrill und mehr Tempo als bei den Romanhandlungen. Aber das ergibt sich zum Teil ja bereits durch die Dialogkürzungen. Ansonsten existieren auch immer wieder Passagen in den Vorlagen, die für eine Verfilmung verzichtbar wären, ohne den Sinn der Handlung zu entstellen. Ein heikles Thema ist die Sprachkultur. Natürlich dürfen die Personen nicht reden wie im Jahr 2015, aber man muss hier, meiner Anschauung nach, schon behutsam nacharbeiten. Das ist vor allem ein Problem der älteren Übersetzungen. Man kann eine Aussage wie "Du redest Blech, Molly." einfach nicht eins zu eins übernehmen, ohne dass das Publikum sich schüttelt vor Lachen. Genau solch eine falsch verstandene Originaltreue wäre der Ernsthaftigkeit und dem gewünschten Erfolg von Neuverfilmungen, meiner Meinung nach, enorm abträglich. Das ist eine Gratwanderung. Ich denke, man müsste sich hier um eine Sprache bemühen, die den Original-Wallace und seine Zeit nicht komplett verfälscht, zugleich aber so neutral ist, dass sich der heutige Zuschauer nicht vor Langeweile oder unfreiwilliger Komik gleich wieder abwendet. Die von Gubanov ins Spiel gebrachte frische Herangehensweise von Drehbuch, Regie und Kamera findet ebenfalls meine Zustimmung.
Zitat von Mr. Wooler im Beitrag #250
Losgelöst davon bin inzwischen der festen Überzeugung, dass sich die Rialto-Wallace-Reihe nicht kopieren lässt, daher würde ich mich dafür aussprechen, die Wallace-Stoffe komplett in die heutige Zeit zu transportieren. [...] Das heißt nicht, dass ich dagegen bin, Wallace-Stoffe so zu verfilmen, dass sie in der Zeit spielen, in der sie entstanden sind. Ich fürchte nur, dass das außer uns hier im Forum niemand sehen will und dass dies auch der Grund ist, warum Produzenten dieses finanzielle Risiko zu recht scheuen.

Das ist eine niederschmetternde Erkenntnis. Dass man die Rialto-Klassiker nicht kopieren kann oder gar sollte, ist klar, aber für den Romanleser wäre eine Verlegung der Geschichten in die Gegenwart eine mittlere Katastrophe. Wie viel würde dann von Wallace überhaupt noch übrigbleiben? Gerade Der grüne Bogenschütze und Der Frosch mit der Maske kann ich mir aktualisiert überhaupt nicht vorstellen. Wie stellst du dir einen solchen, modernen Wallace denn vor? Welche Romane wären dafür überhaupt geeignet? Ich könnte mir bestenfalls 10 bis 15 Romane überhaupt in der Gegenwart vorstellen und das auch nur mit teils sehr tiefgreifenden Einschnitten.* Wirklich wünschenswert ist das eher nicht, auch wenn man dadurch vielleicht mehr Publikumsinteresse generieren kann. Dann wäre es in der Tat besser, die Briten würden auf die Idee kommen eine "Edgar Wallace presents"-Serie ins Leben zu rufen, wie Gubanov schon andeutete.

*Mir fallen überhaupt nur zwei Romane ein, die man theoretisch ohne allzu schwerwiegende Eingriffe in die Romanstruktur vernünftig in die Gegenwart transportieren könnte: Der Engel des Schreckens und Hands up!.

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Peter Offline




Beiträge: 2.886

12.05.2015 17:54
#254 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Interessante Debatte, die nach einem Kompromissvorschlag schreit: Ein Blick in meine Glaskugel verrät mir, dass es zwei voneinander unabhängige und vollkommen unterschiedlich umgesetzte neue Edgar-Wallace-Mini-Reihen geben wird....:

Zitat von Gubanov im Beitrag #247
....Tatsächlich hatte ich eher eine Serie im Hinterkopf. Diesbezüglich würde ich auch als Antwort auf @Joshs Zweifel an einer Rentabilität einwerfen, dass Wallace-Neuverfilmungen ohnehin mit höherer Wahrscheinlichkeit in Großbritannien statt in Deutschland entstehen würden. Die BBC hat zum 140-jährigen Wallace-Jubiläum ja schon erstaunliches Interesse gezeigt. Wer weiß, was sich da noch so tut, wenn der Krimi- und Klassiker-Serien-Boom weiterhin anhält wie im UK eigentlich durchgängig seit Mitte der 1980er.....

Sowohl das Krimi-Interesse mit britischem Dauer-Boom als auch die gefühlte Bereitschaft der BBC, quasi die komplette englische Literatur in Filme zu verwandeln, schürt Hoffnung. Ich habe mich schon ausgiebig davon überzeugt, wie ernst es die BBC mit ihren Literaturverfilmungen meint. Ob Shakespeare, Christie, Doyle, Dickens, Austen, Hardy, Wilde, Bronte undundund. Meistens Filme von großer Sorgfalt, mit guten Darstellern. Es sind aber bei weitem nicht nur die Nationaldichter, denen Ehre zuteil wird, auch weniger bekannte oder die in Literaturkreisen weniger hoch - bei uns umso höher - angesehenen Krimiautoren werden herangezogen, sogar bevorzugt, weil die Zuschauer mit guten Krimis natürlich nach wie vor sehr gut bei der Stange gehalten werden.
Kurzum: Warum also nicht endlich mal einige Wallace-Romane? Ich bin sicher, dass sie bei der BBC bereits auf dem Zettel stehen. Aber Vorsicht: Beinahe allen BBC-Literaturverfilmungen gemeinsam ist die große Werktreue, man sollte sich also an dieser Stelle nicht zuviele Gedanken über moderne Ideen machen, die viele Wallace-Stoffe nun einmal nötig hätten. Zumindest wage ich an einen Modernisierungsaufwand wie für "Sherlock" nicht zu glauben. Es dürften also - wenn´s denn klappt - sehr reizvolle Ergebnisse mit 20er-Jahre-Zeitkolorit entstehen, ob Stadt, ob Land, die BBC lässt sich die Filme praktisch immer einiges kosten! Aber es wird eben wahrscheinlich nichts durch entsprechende Drehbücher auf Hochspannung Getrimmtes, es sei denn, der Roman selbst gibt es her... Zum Glück ist aber auch kein Klamauk zu erwarten, der ja seinerzeit die Rialto-Reihe reichlich beschädigt hat.

Zitat von Gubanov im Beitrag #242
...... "Der grüne Bogenschütze" halte ich dagegen nicht für gut neuverfilmbar, weil die Mörderfigur in der heutigen Zeit einfach albern wirkt. Wie sagte schon Eddi Arent: "Ein Mörder mit 'nem Flitzebogen?" Man möchte ergänzen: Und dann auch noch in Strumpfhosen?........

Ein ganz anderes Thema sind also tatsächlich modernisierte, auf Spannung und Publikumserfolg getrimmte Neuverfilmungen. Die wird es nach Lage der Dinge in England nicht geben. Was bleibt also? Das ganz große Wunschdenken! Also, ich darf dann vielleicht mal....:
Die Aufgabe kann nur darin bestehen, moderne Wallace-Filme in Deutschland entstehen zu lassen. Warum? Weil es schon einmal klappte, weil es funktionieren und erfolgreich sein kann.
Wie damals gibt es auch heute Erfolgsrezepte. Diese darf man nur nicht mit Nachahmung der damaligen Produktionen verwechseln.
Die Hauptarbeit ist in gute, aktualisierte Stories zu investieren, es darf nicht, wie so häufig, an der Arbeit von Autoren gespart werden. Der Aufbau sollte mit einer klaren Struktur und ohne viel Schnickschnack der Spannungsdramaturgie folgen.
Rialto-Wallace war erfolgreich weil modern. Man muss also auch heute modern sein. Ahmt man alte Erfolgsfilme nach, ist man dagegen selbst nur altbacken. Die Fehler der 90er-Wallace-TV-Verfilmungen sind zu vermeiden, denen zweifellos schon der qualitative Ansatz fehlte, die aber letztlich an Unentschlossenheit und fehlendem Mut scheiterten. Übrigens möchte ich sie dennoch nicht missen...
Das Wichtigste am Rezept: Geld investieren! Die besten verfügbaren Schauspieler müssen gewonnen werden, zumindest die wirklich hoffnungsvollsten. Auch dies lehrte die Rialto-Reihe.
Wie man speziell zu den oben genannten Leuten wie Schweiger, Bleibtreu oder Liefers steht, sei völlig dahingestellt. Weitere Namen möchte ich gar nicht in den Raum werfen, es gibt aber im deutschsprachigen Raum eine ganze Menge ausgezeichneter Darsteller aller Altersgruppen, auch Leute mit genügend Renommee und Krimitauglichkeit. Die Darsteller müssen für die Rollen einfach geeignet sein und zumindest ein gewisses Star-Potential besitzen, wenn nicht der ein oder andere schon Star-Status genießt (ohne Zugpferde tun sich die meisten Filme eben schwer, okay, zwei Euro ins Phrasenschwein). Um alte Wallace-Darsteller einzubauen, ist es nicht nur zu spät, es würde im Sinne des neuen Konzepts auch nicht um Nostalgie gehen dürfen. Ein neuer Wallace-Film kann/muss durch Spannung, geradlinige Story, gute Schauspieler und feinen, eher zynischen Humor überzeugen.
In jedem Fall gilt: Wenn Wixxer-Klamauk funktionieren kann, dann kann auch ein ernsthafter Spannungskrimi funktionieren.
Zur Verdeutlichung sein ein denkbar undankbares Beispiel gewählt, ein Film, der selbst damals nicht gelang: Der grüne Bogenschütze.
Es sei dem Zeitgeist und dem Spannungshunger geschuldet, dass die Morde nun viel brutaler mit einem hochmodernen, dennoch praktischen Bogen dargestellt werden. Die Story muss gnadenlos entrümpelt, vereinfacht, geändert werden. Dann nur noch schwarzes Leder statt Strumpfhose, und der Rächer wird nicht mehr als grün-rosa Weichling verspottet.....
Bellamy ist ein Gangster mit vielen alten offenen Rechnungen, schreckt nach schmutzigen Geschäfts-Jahrzehnten auch vor Entführungen und Erpressungen nicht zurück. Auf die alten Tage hat er sich mit einigen Schergen auf Garre Castle verschanzt, weil er in freier Wildbahn nicht mehr sicher ist. Er kann niemandem trauen, sogar seine Nachbarn, Verwandten und Vertrauten versuchen ihn zu betrügen - oder schlimmeres anzurichten. Aber Bellamy weiss sich zu schützen, durch Waffen, Hunde, kriminelle Kontakte, befreundete (weil gekaufte) Gangster. Aber Bellamy bekommt die Situation nicht in den Griff: Ein rächender Killer pflügt durch die Bellamy-freundliche Gangsterschar und will dem Boss ans Leder. Dieser holt seinerseits zum letzten großen Schlag aus. Die Lage spitzt sich zu....
Warum sollte eine solche Story nicht funktionieren? Und das ist, wie wir wissen, ein noch vergleichsweise schwacher Wallace-Stoff.....
Und keine Angst vor der Versetzung in die heutige Zeit. Was "Sherlock" kann, kann der im Grunde immer schon modernere Wallace allemal.
Übrigens: Dass ein Mord mit dem Flitzebogen spannend dargestellt werden kann, hat ja sogar die Wallace-Reihe der Rialto selbst (sogar Jürgen Roland selbst) schon kurze Zeit vor dem Bogenschützlein bewiesen: Nämlich im "Roten Kreis" beim Mord am alten Beardmore!

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

12.05.2015 18:50
#255 RE: Wallace-Neuverfilmungsmöglichkeiten Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #253
Dass man die Rialto-Klassiker nicht kopieren kann oder gar sollte, ist klar, aber für den Romanleser wäre eine Verlegung der Geschichten in die Gegenwart eine mittlere Katastrophe. Wie viel würde dann von Wallace überhaupt noch übrigbleiben?


Das hängt ganz von der Erwartungshaltung jedes Einzelnen ab. Ich bin der Meinung, dass Kriminalplots grundsätzlich so universell sind, dass sie beinahe beliebig übertragbar sind. Und die richtige Wallace-Stimmung und -Atmosphäre zu erzeugen, wäre dann hauptsächlich Sache der Inszenierung. Allerdings kann ich auch verstehen, wenn dem ein oder anderen so eine Herangehensweise zu reduziert daherkommt.

Für mich, der ich auch ein Romanleser bin, wäre das also keine mittlere Katastrophe. Es wäre eine Möglichkeit unter vielen. Wichtiger finde ich, dass die Produktion - wann sie auch spielt - letztendlich gut und sorgfältig gemacht ist.

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Ein Toter im Beichtstuhl und Bibelverse, die weitere Morde androhen ...

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