Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus einer Wallace-Neuverfilmung was werden würde. Da müssten richtige Profis mit extremen know-how und Fingerspitzengefühl an´s Werk gehen. Den Briten ist sowas zuzutrauen, wie sie mit den Sherlock Neuverfilmungen bewiesen haben. Aber im Deutschland der Gegenwart kann ich mir das nicht vorstellen.
Leider wahr. Selbst wenn jemand das sehr große Risiko eingehen sollte, einen neuen Wallace-Film zu finanzieren, sehe ich im Moment im Bereich des Deutschen Films und Fernsehens niemanden, der so etwas umsetzen könnte. Jedenfalls niemanden von den sogenannten Etablierten. Meiner Meinung nach müsste da Jungfilmern eine Chance gegeben werden, die mit unverbrauchten Darstellern und frischen Ansätzen an den Start gehen. Das Ganze dürfte aber allein schon daran scheitern, dass das Interesse an Edgar Wallace in der Öffentlichkeit einfach zu gering ist und daher wird sich von den Verantwortlichen bei Film und Fernsehen niemand an so ein Projekt wagen. Sherlock Holmes ist dagegen ein ganz anderes Kaliber – der erfreut sich nach wie vor bei Jung und Alt einer Beliebtheit und hat auch einen entsprechenden Bekanntheitsgrad vorzuweisen, der schon legendär ist. Eine solche Figur finden wir aber im Werk von Edgar Wallace nicht einmal ansatzweise. Wer heutzutage einen Wallace-Film machen will, muss sich darüber im Klaren sein, dass er dies für ein Nischenpublikum macht und da beißt sich die Katze bereits in den Schwanz, denn niemand hat einfach so eine Menge Geld übrig, die er mal eben in den Sand setzen kann. Die Zeit für Wallace-Filme ist einfach vorbei. Wir haben die Kultfilme aus den 60ern und können dankbar dafür sein, dass es immerhin so viele geworden sind. Man muss sich einfach vor Augen führen, dass heutzutage andere Stoffe gefragt sind als maskierte Mönche oder Frösche. Und es würde meiner Ansicht nach auch nicht funktionieren, wenn man die Wallace-Romanstoffe in die Gegenwart transportiert. Da geht genau das Flair und die Atmosphäre verloren, die den Reiz der damaligen Filme ausgemacht haben. Wenn überhaupt, wird es noch lange Zeit dauern, bis sich jemand mal wieder filmisch an das Thema Wallace heranwagt. Das ist meine Prognose.
Es müsste natürlich etwas Neues, Frisches sein, da stimme ich Marc in jedem Fall zu. Unverbrauchte Darsteller braucht es meiner Meinung nach allerdings nicht zwingend. Da sehe ich - wie bereits geschrieben - durchaus auch bei Etablierten Potential. Bekannte Darsteller war ja auch ein Plus der alten Reihe. Womöglich wäre bei einer neuen Herangehensweise ja auch eine Idee, von der Marke Wallace zunächst komplett Abstand zu nehmen, um eben keine Assoziationen zu der alten Serie zu wecken, sondern einen entsprechenden Film hauptsächlich als Period-Piece-Krimi zu vermarkten.
Es ist auch nicht so, dass ich es den etablierten Darstellern nicht zutraue, Wallace-Rollen zu verkörpern. Ich halte es nur für noch unwahrscheinlicher, dass so ein Projekt beispielsweise mit einem Mario Adorf in der Hauptrolle noch finanzierbar ist. Eher traue ich es den Machern nicht zu, Wallace so zu produzieren, dass eine breitere Menge Kino- oder Fernsehzuschauer angesprochen wird. Es hat schon seinen Grund, warum Triple Wixx immer wieder verschoben wird. Das Konzept der Wallace-Parodie, das im ersten Teil wunderbar funktionierte, hat sich im zweiten Teil bereits abgenutzt und ein dritter Teil könnte da nur noch wie ein lauwarmer Aufguss der beiden ersten Teile wirken. Und die Filme hatten immerhin noch das große Plus, dass dort bekannte Comedians als Zugpferde mitwirkten. Bei dem Versuch, einen ernsten Wallace zu verfilmen, würde ich mich für junge Regisseure und unverbrauchte Darsteller aussprechen, einfach a) weil es aus Kostensicht realistischer ist und b) weil so am ehesten die Möglichkeit besteht, etwas vollkommen Neues zu erschaffen.
Wenn es eine Chance gibt für eine halbwegs ernsthafe Wallace-Neuverfilmung, dann sehe ich sie in einer extremeren Mischung alter Elemente mit modernen, eine nicht spezielle deutsch, sondern eine internationale Neuinterpretation a la Tarantino oder Frank Miller.
Wallace fürs Kino ist eine Utopie. Fürs Fernsehen nicht unbedingt. Das ZDF hat neulich eine eigene Verfilmung eines Inspektor-Jury-Romans von Martha Grimes gezeigt, die in England spielt und auch an Originalschauplätzen gedreht wurde. Dazu muss man nur noch die Würze eines Period-Dramas geben, die ja auf historischer Ebene durchaus ebenfalls beliebt bei den Programmverantwortlichen sind. Meinetwegen kann man Wallace mit dem Ersten Weltkrieg, Ereignissen aus den wilden Zwanzigern oder der Weltwirtschaftskrise vermischen, wenn das nötig ist, um Interesse zu generieren.
Das Problem mit einer modernen Neuinterpretation ist, dass das Wallace-Schema im Bewusstsein der wirklich breiten Masse zuwenig verankert ist, um es schmackhaft zu machen.Meine Generation 40Plus ist im Fernsehen damit aufgewachsen. in den 70er und 80er Jahren liefen die Filme ja noch im Hauptabendprogramm und wurden von der breiten Masse geschaut.Meine Elterngeneration kennt sie noch aus dem Kino. Mein, leider verstorbener, Vater (Jahrgang 1938) sagte Mal, dass damals ein Wallace ein absoluter Kino-Pflichttermin war. Beim Grossteil der jüngeren Generation sind diese Filme völlig unbekannt. Ganz anders ist´s bei Sherlock Holmes. Den gab´s schon immer. Den kennt jede Generation, und es hat immer irgendwelche Filme und Fernsehserien gegeben.Hier hatten die Produzenten der Gegenwart richtigen Spass dran, mit dem Genre zu spielen und es in die Gegenwart zu transferieren. Holmes ist im Bewusstsein einer wirklich breiten Masse fest verankert. Natürlich brauchte es dafür extremes Feingefühl und Professionalität. Die Briten haben das in IHREM Genre. Wallace aber ist UNSER(deutschsprachiges)Genre, zumindest die Filme. Und ich fürchte, dass wir diese Spezialisten nicht haben. Eine Kooperation mit anderen Ländern würde dem Thema die stilistische Identität nehmen. Dass maskierte Frösche und peitschenschwingende Mönche heute nicht mehr umsetzbar sind würd ich nicht mal behaupten. Aber dazu müsste man das Thema amerikanisieren, wie die zahlreichen Comic Verfilmungen a`la Batman, Spiderman und co. , wovon ich allerdings kein Fan bin. Die rennen ja auch mit den verrücktesten Kostümen herum. Aber mit einer Amerikanisierung des Stoffes hätte ich zumindest sicherlich keine Freude.
Ich hoffe ja schon seit Ewigkeiten, dass Tarantino mal Lust auf eine Neuinterpretation der Filme hat. Er hat es geschafft, dass Eastern, Italo-Western und Blaxploiter endlich die wohlverdiente Anerkennung bekommen haben. Bei Wallace könnte dies auch funktionieren, auch wenn einige alteingessene Fans mit dem Kopf schütteln würden
Es kommt halt immer drauf an, was man sehen will. Eine Neuauflage der Sixties-Filme kann man für meine Begriffe stecken lassen. Das ist aber (leider) das, was die meisten hier und wohl auch die Non-Wallace-Fans im Kopf hätten, weil der originale Roman-Wallace kaum mehr bekannt ist. Gerade das bietet die Möglichkeit, ihn mit echten Romanverfilmungen wieder völlig neu zu entdecken. Da müssen dann auch nicht die häufig angesprochenen Faschingskostümierungen vorkommen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #232Wallace fürs Kino ist eine Utopie. Fürs Fernsehen nicht unbedingt. Das ZDF hat neulich eine eigene Verfilmung eines Inspektor-Jury-Romans von Martha Grimes gezeigt, die in England spielt und auch an Originalschauplätzen gedreht wurde. Dazu muss man nur noch die Würze eines Period-Dramas geben, die ja auf historischer Ebene durchaus ebenfalls beliebt bei den Programmverantwortlichen sind. Meinetwegen kann man Wallace mit dem Ersten Weltkrieg, Ereignissen aus den wilden Zwanzigern oder der Weltwirtschaftskrise vermischen, wenn das nötig ist, um Interesse zu generieren.
Genau sowas in der Art ist mir auch durch den Kopf gegangen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #236Gerade das bietet die Möglichkeit, ihn mit echten Romanverfilmungen wieder völlig neu zu entdecken. Da müssen dann auch nicht die häufig angesprochenen Faschingskostümierungen vorkommen.
Und dieser Fraktion schließe ich mich ebenfalls an. Zumal die 60er-Filme ja auch jüngst erst mit den Wixxer-Filmen verwurstet worden sind.
Heute ist mir grad beim Joggen wieder der Film "Verfluchtes Amsterdam" eingefallen, welcher, wie ich sehe, auch schon im Forum behandelt wurde. Das ist einer meiner Lieblingsfilme aus den 80ern. Der hat mich sofort an "Das Gasthaus" erinnert. Genau so könnt ich mir eine Wallace-Neuverfilmung vorstellen. Man könnte zweifellos einigen Wallace-Stoff in diesem Stil aufbereiten. Die Holländer und/oder Schweden,Dänen (so genau weis ich das jetzt nicht) kommen ab und zu- leider viel zu selten- mit derartigen Thrillern daher. Wallace-Stoffe nach diesem Schema in Skandinavisch oder holländischer Co-Produktion zu schaffen wäre sicher eine tolle Sache.
Ich halte eine Wallace-Neu-Verfilmung auch nur für das Medium Fernsehen geeignet. Vielleicht im Stile einer anderen Zeit wie z.B. bei George Gently mit Martin Shaw. Die Geschichten spielen ja auch in den 60iger Jahren. Jedensfalls wäre da genügend potential vorhanden und ich könnte mir da einiges vorstellen.