Ums kürzer zu machen: Ich würde das Buch sofort kaufen, alleine um die Sache zu unterstützen. Themenauswahl finde ich recht gelungen.
Ich kenne die aufgezeigten Bryan-Wallace-Filme nicht mal, würde es aber doch interessehalber lesen. Was Heather Gardiner angeht, die hat ja leider nur zwei Bücher geschrieben, die ich mir immer schon mal besorgen wollte. Das tät mich schon vom Hintergrund her interessieren, vielleicht würde ich mir "Hotel der toten Gäste" auch endlich mal ansehen, ist ja auf youtube zu finden. Die Fantomas-Reihe ist ein besonderes Highlight, die sicher noch viele Fans hat. Natürlich kann man hier auch die Informationen im Web zusammensuchen, warum es keinen vierten Moskau-Streifen gab, Rivalitäten der beiden männlichen Hauptdarsteller, zu hohe Gagenforderungen, die Klage des Fantomas-Erfinders gegen die Filme, letztlich vielleicht sogar Auswirkungen der hohen Politik... Vielen ist das sicher noch nicht so bekannt. Generell die deutsche Krimi-Serie der 60'er ordentlich bebildert vorzustellen ist auch ein schöner Einfall, ob nun der eine oder andere Film da noch wallace-like ist oder nicht, sei dahingestellt...
Wie gesagt, eine schöne Sache. ABER: Was nützt uns das auf Englisch? Wäre es nicht sinnvoll oder fast schon notwendig, diese ganzen Dinge auch wieder einem deutschen bzw. deutschsprachigen Publikum in Erinnerung zu rufen bzw. bekannt zu machen? Malt man sich da wirklich im englischsprachigen Raum höhere Absatzchancen aus? Das wäre doch sehr schade, wenn es so wäre...
Zitat von Havi17 im Beitrag #63Bei den Filmen die eben Hawks prodziert also finaziert hat sind die künstlerischen Rahmenbedingungen anders. An diesen Filmen habe ich nichts zu bemängeln. Dass die Schauspieler sich bei Hawks "wohlfühlten" ist doch eine tolle Sache. Dass Mitchum sich nicht dem Druck der "Hollywood" Studios unterworfen hat finde ich "Rückgrat". Er wurde deshalb nie für einen Oskar nominiert (siehe Doku). Auch Bogart/Bacall bekamen diesen Druck zu spüren (siehe Doku).
Das Hollywood-System. Ich glaube, das ist dermaßen abstoßend, dass es für Normalmenschen komplett inakzeptabel ist. Hier ging und geht es nur um Geld, Perversion und Propaganda. Es gibt immer mal so einzelne Schlaglichter, die an die Oberfläche kommen und auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, doch das wahre Ausmaß dieses Sumpfes ist wohl kaum bekannt. Die wenigen, die gegen dieses System immer mal aufbegehrten, verdienen durchaus Respekt.
Hat zwar jetzt nicht direkt was damit zu tun, aber trotzdem: Es gibt keine Zufälle. Hab mir am Wochenende die Woche nach langer Film-Abstinenz wieder mal die Wayne-Collection rausgeholt und "Rio Lobo" geguckt. "El Dorado" soll die Woche noch folgen... Und nun schreibst du diesen Post Keine Ahnung, wie das nun mit welchen Studios in Zusammenhang steht, aber es hat einfach "Wohlfühlcharakter". Obwohl man nun sicher alles Mögliche an den Filmen bemängeln kann, macht nichts.
Der erste Wallace-Roman im Goldmann-Verlag soll noch Ende 1925 erschienen sein, ein Afrika-Buch. Ab 1926 wurden dann die ersten Krimis verlegt. Im Jahre 1928 soll Goldmann sich die Rechte an allen Wallace-Büchern auf den deutschen Markt gesichert haben.
Originaltitel: The Day of Uniting Erscheinungsjahr: 1926
Hauptpersonen:
Jimmy Blake – wohlhabender Junggeselle Gerald van Roon – sein Vetter, aufstrebender Wissenschaftler Joe Sennett – Technischer Leiter einer Großdruckerei Delia Sennett – seine hübsche junge Tochter mit Sprachbegabung Tom Elmers – begabter Schriftsetzer, leider Alkoholiker Ferdinand Ponter – Freund der Haupthelden Stamford Chapelle – Premierminister von Großbritannien Mr. Stope-Kendrick – Innenminister Lord Harry Weltman – Kriegsminister, Mann von enormem Reichtum Bischof von Fleet – hoher geistlicher Würdenträger Professor Maggerson – großartiger Gelehrter Mr. Palythorpe – Herausgeber eines Skandalblattes und Erpresser
Handlung:
In Ponters Großdruckerei ist noch spät am Abend der begabte Setzer Tom Elmers am Werken. Dessen Abteilungsleiter Joe Sennett steht dem jungen Mann kritisch gegenüber, seine attraktive Tochter Delia hat Tom eine Abfuhr gegeben, seitdem ist der dem Trunk verfallen. Er stößt Drohungen aus und sabotiert die Arbeit. Bei Ponter werden auch die wissenschaftlichen Arbeiten von Gerald van Roon verlegt, ein sehr geradliniger junger Mann, welcher zusammen mit seinem Cousin Jimmy Blake auf dessem Anwesen in Blackheath lebt. Jimmy ist das ganze Gegenteil von Gerald, eigentlich ein ziemlicher Nichtsnutz, der von einer großzügigen Erbschaft lebt, sich für Sport, schnelle Autos und Müßiggang interessiert, bisher aber eher einen Bogen um das schöne Geschlecht gemacht hat. Nun aber kommt durch eine Verkettung von Umständen der alte Sennett mit seiner Tochter in Blakes Haus, vor allem, um Änderungen an van Roons neuestem Buches zu besprechen. Jimmy findet Gefallen an der lieblichen Delia. Gerald schleppt ihn aber erst mal zu einem Empfang des Ministerpräsidenten Stamford Chapelle. Es wird eine Gesellschaft zu Ehren des berühmten Professors Maggerson gegeben, eines Universalgelehrten, welcher aber sehr verspätet und im Zustand höchster Panik erscheint. Nun beginnen die mysteriösen dunklen Ereignisse. Van Roon begibt sich noch spät abends zu einer geheimen Konferenz. Später wird er erschossen in der Heide aufgefunden, nicht weit von Blakes Wohnhaus entfernt. Warum musste er sterben? Im benachbarten Wardens’s Lodge finden ganz offensichtlich des Nachts immer Geheimtreffen statt. Jimmy möchte hinter den Sinn dieser Treffen kommen, versucht sich einzuschleichen. Inzwischen geschehen merkwürdige Dinge, ein Gast der Party in der Downing Street, der Innenminister Stope-Kendrick, erschießt sich vor Blakes Augen, ein weiterer, Lord Weltman, der reichste Mann Englands und erbitterter Feind der Arbeiterbewegung, wird plötzlich zum Wohltäter an seinen Angestellten und Mietern, während der ebenfalls anwesende Bischof von Fleet eine ganz außergewöhnliche Sonntagspredigt hält. (Alle Männer hatten übrigens großes Interesse an Astronomie gehabt). Gerüchte über restriktive Maßnahmen der Regierung machen die Runde. Jimmy gelingt es, unter Mithilfe seines Freundes Ferdinand Ponter, auf das Grundstück Warden’s Lodge zu kommen. Dort versammeln sich neben dem seltsamen Professor Maggerson hochrangige Mitglieder der Regierung, und es scheinen hochgradig ungesetzliche Aktivitäten vonstatten zu gehen… Neben Blake interessieren sich auch noch andere für diese Zusammenkünfte. Der rachsüchtige Trinker Elmers hat sich in die Dienste des schlechtbeleumdeten Zeitungsverlegers Palythorpe begeben. Palythorpe hegt einen tiefen persönlichen Hass auf den Premierminister Chapelle und versucht, hinter seine Geheimnisse zu kommen, um ihn öffentlich bloßzustellen. Jimmy Blake und Delia Sennett kommen sich (wie nicht anders zu erwarten) menschlich immer näher, aber wie es aussieht, schwebt über allen eine unheimliche Bedrohung, ein Krieg oder noch etwas Zerstörerisches. Die Regierung setzt für den 16. Mai der „Tag der Vereinigung“ fest, eine Art Wohlfühlpaket für alle. Die Bevölkerung freut sich über den Day of Uniting, die plötzliche angekündigte Großzügigkeit der Obrigkeit. Andererseits wird der Staat immer übergriffiger. So gelangt auch Jimmy ins Visier der Obrigkeit und in Lebensgefahr. Wird es für ihn und alle anderen noch ein Entkommen geben? Man kann bei Wallace davon ausgehen, das alles ins rechte Lot kommt, so auch hier wieder.
Bewertung:
Ein Wallace-Krimi, der aus dem gewohnten Rahmen fällt. Einerseits gibt es die altvertrauten Zutaten. Die üblichen Zufälle treten auf, der in Geheimsachen tätige Drucker Joe Sennett arbeitet bei Ponters, dessen zukünftiger Juniorchef mit Jimmy Blake bekannt ist, dessen Vetter auch dort drucken lässt, usw… Besonders als glücklicher Wink erscheint auch die unmittelbare Nachbarschaft von Blakes Refugium in der Heide von Blackheath zu dem in Regierungsbesitz befindlichen Warden’s Lodge, wohin der Held sogar mit dem Fernrohr sehen kann. Und es ist eine Schreibe aus der Mitte der zwanziger Jahre, da gehörte bei King Edgar noch eine zünftige Liebesgeschichte mit hinzu, die auch gerne mal breit ausgewalzt zum Schmalz tendierte. Wobei es das Schicksal dem Bräutigam in spe diesmal besonders einfach macht, die Dame wird ihm quasi auf dem Silbertablett ins eigene Heim geliefert. Der wohlhabende (und zudem noch gutaussehende) Bursche hat da natürlich bei der in eng begrenzten Verhältnissen lebenden Schönen besonders leichtes Spiel, wenngleich sie sich anfangs ein wenig ziert – gehört halt mit dazu. :-) Die recht brutale Tötung des pedantischen, aber liebenswerten Gerald weist mehr Tragik auf als bei Wallace üblich, auch weitere Todesfälle folgen, und es gibt die üblichen unangenehmen Figuren, Erpresser und Trunkenbolde etwa. Dass der Autor durch die Temperenzler geprägt war, merkt man in diesem Werk deutlich, denn die Neigung zum Alkohol wird wiederholt stark kritisiert. Abweichend zu den meisten anderen Büchern ist hier auch noch ein Hauch Phantastik zu spüren. Man kann sicher nicht von einem Verschwörungsthriller sprechen, dafür ist alles zu simpel gestrickt, doch die Politik nimmt diesmal einen recht großen Raum ein. Das Szenario, das Wallace entwickelt, führt den Leser mit der Zeit zur Prognose eines bald erfolgenden „Armageddon“. Während in der Gegenwart die Herrschenden als Modus demnächst allerlei hereinbrechende globale Katastrophen in Dauerschleife postulieren, um ihre Macht auszubauen und unpopuläre Maßnahmen durchzudrücken, ist es vor hundert Jahren bei Edgar Wallace noch anders, jedenfalls behauptet er, dass die Spitzen der Regierung letzten Endes das Beste aus der Situation zum Schutze der Bevölkerung machen wollen. Dabei sind die angewandten Methoden alles andere als gesetzlich, Staatsräson schreckt auch vor Toten nicht zurück. Innerhalb kurzer Zeit werden Bürgerrechte diktatorisch außer Kraft gesetzt, strenge Zensur wird eingeführt, die Gefängnisse geöffnet, allerdings um Platz für allerlei ohne Anklage verhaftete Zeitgenossen zu machen, die das Pech haben, die Möglichkeit zur Erlangung bestimmter Kenntnisse zu haben, die nicht erwünscht sind. Sogar von Konzentrationslagern wird gemunkelt. So muss auch Jimmy Blake nach seiner Hochzeit mit der aparten Delia die Bekanntschaft von Scotland-Yard-Beamten machen, die plötzlich als willkürliche Schergen erscheinen. Seine Hochzeitsnacht verbringt der bedauernswerte Jimmy nicht in den Armen der Gattin, sondern er wird an einen finsteren Ort verschleppt, wobei er große Gefahr läuft, hingerichtet zu werden. Letzten Endes geht alles gut aus, man kann fast vermuten, dass Wallace bei aller dezidierten Kritik trotz allem mit den drastischen Maßnahmen sympathisierte, die "harte Hand" spürt man ja in einigen seiner Romane. Der Mord an Gerald van Roon (den würde man heute wohl als „Querdenker“ bezeichnen) wird wohl ungesühnt bleiben, der Tod des aufrechten Mannes wurde eher noch unangenehm verbrämt. Die eindeutigen Negativfiguren der Story haben nebenher auch noch ihr verdientes Ende gefunden. Und eine zufriedenstellende Lösung für das Happyend wurde auch konstruiert. Wobei ein gewisser Professor Schaffer aus Leipzig keine geringe Rolle spielt. Wieder mal eine kleine Verbeugung des Herrn Wallace vor seinem dort lebenden Verleger Goldmann und dem dankbaren deutschen Lesepublikum? Das Ende kommt dann doch ziemlich abrupt, die Welt dreht sich immer noch…
Der besprochene Roman ist für Freunde der Wallace-Literatur mit Sicherheit lohnenswerte Lektüre, wer einen typischen Kriminalroman erwartet, sollte doch lieber andere Titel aus dem Fundus lesen.
Leseexemplar:
Der Roman kommt auf gerade mal 150 Seiten, jedenfalls in der Weltbild-Ausgabe, in der er zusammen mit Ganz Europa zum Trotz aufgelegt wurde. Als Übersetzer ist wie so oft Ravi Ravendro eingetragen.
Verfilmung:
Eine Verfilmung des Buches innerhalb der deutschen Edgar-Wallace-Reihe gibt es nicht, wäre bei dem phantastischen Thema und der für Edgar Wallace eher ungewöhnlichen stark politischen Komponente auch schwer vorstellbar.
Originaltitel: The Coat of Arms (The Arranways Mystery) Erscheinungsjahr: 1931
Hauptpersonen:
Lord Edward Arranways – eifersüchtiger Hausherr auf Arranways Hall Lady Mary Arranways – seine etwas leichtlebige Ehefrau Dick Mayford – Marys Bruder und Eddies Schwager Keith Keller – gewissenloser Frauenheld John Lorney – Wirt im „Coat of Arms“ Anna Jeans – junge Frau in Lorneys Obhut Chefinspektor Collett – Spürhund von Scotland Yard Carl Rennett – amerikanischer Polizist mit dunklem Geheimnis Inspektor Blagdon – von der Lokalpolizei Charles – vorbestrafter Kellner „Der Alte“ – entflohener Irrenhausinsasse
Handlung:
Im ländlichen Sketchley sitzt seit Jahrzehnten ein Mann in der Landesirrenanstalt ein, der eines Tages nach Ermordung eines Wärters flüchtet und als verschollen gilt. Doch dann gibt es eine Serie von Einbrüchen in der Gegend, auch auf Arransways Hall, wo der Lord Eddie mit seiner jungen Ehefrau wohnt. Der Schuss des Hausherrn auf den weißhaarigen langfingrigen Besucher geht fehl, geschuldet der weichmütigen Gattin. War das tatsächlich der „Alte“? Arranways ist ärgerlich auf seine Frau in zweiter Ehe, unschöne Erfahrungen nach seiner ersten Heirat haben ihn chronisch eifersüchtig gemacht. Auf einer Europareise, die beide bald im Anschluss machen, lernen sie den charmanten und gutaussehenden Keith Keller kennen, der bald zu einem ständigen Begleiter wird. Es kommt, wie es scheinbar unvermeidlicherweise kommen muss. Kellers vorgetäuschte Freundschaft dem Lord gegenüber verdeckt nur seine tiefergehenden Ambitionen zu Lady Mary. Die lässt sich nur zu gerne auf den faszinierenden Lebemann ein. Sogar daheim in England geht das Verhältnis weiter, doch eines Tages bricht ein Feuer in Kellers Zimmer auf dem Landsitz der Arranways aus. Der noch recht neue Wirt des Ortes, John Lorney, rettet nicht nur Mr. Keller vor den Flammen, sondern auch die hübsche Lady Mary, die gar nicht dort hätte sein dürfen. Er hält mit seinen Kenntnissen zurück, wie alle anderen auch, doch Lord Arranways beschleichen wieder düstere Ahnungen, die immer mehr zur Gewissheit werden… Währenddessen beginnt der „Alte“ seltsamerweise wieder, gestohlene Dinge zu den früheren Besitzern zurückzubringen. Dass stößt auf großes Interesse von Chefinspektor Collett von Scotland Yard, der schon die Diebstähle untersuchte. Aber auch Carl Rennett, ein möglicherweise schon im Ruhestand befindlicher berühmter Beamter der New Yorker Polizei, taucht in Sketchley auf und quartiert sich im Coat of Arms ein. Collett vermutet mit der Zeit ein düsteres Motiv bei seinem amerikanischen Berufskollegen, hängt es mit dem „Alten“ zusammen, oder gar mit Keith Keller, der jetzt auch genauso wie der Lord und die Lady im Dorfgasthof wohnt? Keller scheint in der Vergangenheit so einiges auf dem Kerbholz gehabt zu haben, das wird mit der Zeit immer klarer. Das Verhältnis des Ehepaars Arranways ist eisig, der Lord ergeht sich in düsteren Andeutungen. Sein Schwager Dick Mayford, der Bruder von Mary, versucht ihn umzustimmen und auch seine Schwester wieder zur Vernunft zu bringen. Außerdem hat er sich in die junge Anna Jeans verguckt, eine junge kesse Dame aus Übersee, die bei ihrem alten Bekannten John Lorney wie stets die Sommer verbringt. Doch auch Keller stellt der attraktiven Anna nach, was der inzwischen schon desillusionierten Mary nicht verborgen bleibt. Und mit dem Kellner Charles, einem mehrfach vorbestraften Ex-Knacki, kommt der taffe Keith auch in bösen Streit… Letztlich schlägt das Schicksal scheinbar unabwendbar zu, als die Unperson des Stückes tot auf der Balustrade des Gasthofs liegt, erstochen mit einem seltenen indischen Dolch aus Lord Arranways Sammlung. Jeder der Bewohner des Gasthofes hätte es gewesen sein können, doch zu Chefinspektor Colletts Verdruss wird der Fall von Inspektor Blagdon aus den Reihen der Lokalpolizei bearbeitet, einem eitlen aber wenig fähigen Mann, der nach Colletts Meinung immer in die verkehrte Richtung rennt. So muss er die Sache selbst zu einem guten Ende bringen, Verdächtige gibt es genug, doch die Lösung findet letztlich ein typisches Wallace’sches Ende…
Bewertung:
Ein Roman aus der Spätphase des Vielschreibers. Interessant daran ist die Betrachtung der Moral von Frauen im Besonderen, aber auch ganz allgemein. Kein Vergleich mehr zu den Werken, die E.W. etwa vor dem ersten Weltkrieg geschrieben hat, als man noch in der Edwardianischen Zeit lebte und der Geist der alten Königin Victoria nachwehte. Die Damen sind keine hilflosen bleichhäutigen Wesen mehr, die nur zwischen verschiedenen Ohnmachten zu existieren scheinen. Im Umgang mit Männern zeigen sie sich zu Beginn der dreißiger Jahre schon sehr selbstbewusst, wobei sie auch hier naturgegeben an ihre Grenzen kommen. Sogar Ehebruch stellt für eine weibliche Hauptheldin kein Problem mehr dar, ja, Wallace bringt sogar ein gewisses Verständnis dafür auf, weist dem egozentrischen Gatten sogar eine erhebliche Mitschuld zu. Wobei eine Versöhnung der Eheleute durchaus möglich erscheint. Dagegen tritt dem Leser wieder eine männliche Negativfigur entgegen, die man nicht zum ersten Mal beschrieben sieht. Keith Keller, der skrupellose, lüsterne Verführer, Mitgiftjäger, Erpresser, Dieb und wohl noch Schlimmeres. Immer mehr blättert im Verlaufe der Geschichte die oberflächlich faszinierende Fassade des Burschen ab, der doch nur ein gewöhnlicher Verbrecher mit einem ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex ist. Wenn es eine irdische Gerechtigkeit gibt, dann muss so einer doch schließlich mal über seine eigene Schlechtigkeit stolpern und ins Gras beißen. Damit lässt sich der Autor jedoch viiiieeel Zeit, erst im letzten Viertel des Stückes rafft es den Schurken dahin, nachdem er es sich mit jedem in seiner Umgebung verscherzt hat. Zugang zum Tatort hätte somit auch jeder haben können. Das Rätsel des weißhaarigen Einbrechers, der nun der „Alte“ ist oder nicht, verkommt zur Nebenhandlung. Natürlich gibt es auch hier einen entfernten Zusammenhang mit der Bluttat. Wiewohl es natürlich bei den meisten Personen ein familiäres Geheimnis gibt, welches mit der Zeit gelüftet wird. Seltsam ist, dass der Verursacher des verheerenden „Feuer im Schloss“ nicht zur Verantwortung gezogen wird und sich alles nur um die Untreue der jungen Lady dreht. (Das Feuer wird nur eher nebenbei abgehandelt). Dramaturgisch läuft ein Großteil des Geschehens dann im Gasthof Coat of Arms („Wappen“) ab, was der Story etwas ausgeprägt Theaterhaftes gibt, sicher nicht zufällig. Erinnert hierin etwas an Der unheimliche Mönch, der Hauptplot allerdings weist grobe Ähnlichkeit mit Der Teufel von Tidal Basin auf. Auch Versatzstücke aus anderen Romanen kann man erkennen, etwa einen Trick des Mörders, der an eine Szene aus Der Rote Kreis gemahnt. Ansonsten bleibt die Spannung auf Sparflamme. Mit Ausnahme des Fieslings Keller erscheinen die Charaktere etwas oberflächlich. Die Ortspolizei in Gestalt des Inspektors Blagdon stellt sich ebenso trottelig an wie zur Zeit des seligen Sherlock Holmes. Gut, dass da noch Scotland Yard zumindest beratend zur Seite steht. Sicher hat sich der von Schulden getriebene Schöpfer der Geschichte bemüht, seinen Detektiv Chefinspektor Collett ein paar logische Schlüsse ziehen zu lassen, die nicht alles dem Zufall überlassen. Der spielt trotzdem am Ende ganz ordentlich mit, um die Sache noch befriedigend rund werden zu lassen. Wie so oft, gibt Wallace hier seinem eigenen und sicher auch dem Gerechtigkeitsempfinden der meisten Leser den Vorzug vor dem Recht nach den Buchstaben des Gesetzes, und man kann auch mal wieder feststellen, dass er Resozialisierung von Gewohnheitsverbrechern für verlorene Liebesmüh hielt. Persönlich halte ich den Roman für einen der schwächeren von Edgar Wallace, er verliert sich zu sehr in sich wiederholenden Beschreibungen und Beziehungsverstrickungen, Thrill kommt gar nicht auf, der Anteil des zentralen Verbrechens samt Aufklärung ist zu kurz. Kann man mal lesen. Hätte sicher als etwas gerafftes Theaterstück besser funktioniert.
Leseexemplar:
Es sind gut 170 Seiten, jedenfalls in der gebundenen Goldmann-Ausgabe von 1960. Ins Deutsche wurde der Text vom altbewährten Ravi Ravendro übertragen.
Verfilmung:
Eine Verfilmung des Stoffes im Rahmen der deutschen Edgar-Wallace-Reihe gibt es nicht, auch nicht in Andeutungen.
Die Edgar-Wallace-Filme waren immer was besonderes in meiner Kindheit, damals in den Achtzigern wurden die noch recht oft gesendet, im West- und Ostfernsehen. Besonders gruselig waren die "Toten Augen" oder auch die "Bande des Schreckens" in meiner Erinnerung. Ein Freund von mir hatte öfter mal die Musik vom Vorspann auf Tonband Vorspann aufgenommen. Es gab mal irgendwann im DDR-Fernsehen während der zweimonatigen Sommerferien jede Woche einen Wallace-Film - das war was!. Dabei kannte ich nur die Schwarzweiss-Schinken, erst später war mir so richtig klar, dass es auch Farbfilme in der Reihe gab, mit denen ich aber nie so recht warm geworden bin. Nach der Wende kam da das Westgeld, ich habe mir für mein Begrüßungsgeld erst mal viele Bände der Wallace-Jubiläumsausgabe von Goldmann besorgt und "verschlungen". Nicht alle haben mir gefallen, einige fand ich enttäuschend. Trotz allem, ich hab es gerne gelesen, kannte bis dahin nur sehr vereinzelte Wallace-Bücher, die auch im Osten verlegt worden waren. Dann war erst mal sehr lange Zeit Funkstille in Sachen Wallace. Irgendwann kam es zum Kauf eines DVD-Players, wobei ein paar Wallace-Boxen zu den Ersterwerbungen zählten. Die Filme sind eben ein Stück Kindheitserinnerung, viel Nostalgiefaktor, aber eben auch viel Gefühl für schaurige Szenerien und schrägen Humor, sehr gute Schauspieler und schmissige Filmmusiken. Habe mir ein Kramp-Buch gekauft und auch das Problem gehabt, dass Krimi-Krampies Meinung über Filme, Schauspieler usw. meist meiner eigenen eher "antagonistisch" gegenüberstand. Trotzdem hab ich den Wälzer durchgeackert. Dann hab ich mir die Weltbild-Ausgaben von Wallace besorgt, ersatzweise auch von Heyne oder zumindest Goldmann-Bücher vor 1960. Erstaunlich, der wahre Wallace, unverstümmelt und liebevoll übersetzt, zeugt zumindest in seinen besten Werken durchaus von schriftstellerischem Können, einem Sinn für atmosphärische Schilderungen und gute Menschenbeobachtung, letztlich auch von überbordender Phantasie und geschickter Spannungsführung. Die Archetypen aus Märchen und Legenden begegnen einem im Wallace-Kosmos wieder, sind sicher auch verantwortlich für den Erfolg des Autors. Auch die Afrika-Geschichten lassen sich immer noch gut lesen, alles sicher gut verteilt über die Jahre. Mittlerweile beschränkt sich meine Wallace-Beschäftigung gerade nur noch mit ganz vereinzelten Filmsichtungen (wenn mal Wohlfühl-Bedarf besteht) und mit der Lektüre eines Buches zum Jahresurlaub, ein Ostsee-Urlaub ohne Wallace-Krimi geht irgendwie nicht, da fehlt was... :-)
Am Waffenstillstandstag im November feiert Lord Peter in kleinerer Runde mit ehemaligen Kameraden im Bellona Club. Doch es gibt gleich ein "Ärgernis", der alte General Fentiman hat scheinbar friedlich in seinem dortigen Sessel das Zeitliche gesegnet. Wie lange er schon tot ist, weiß man nicht genau. Etwas irritiert betrachtet Wimsey zusammen mit dem anwesenden Arzt Penberthy das wackelige Bein des alten Knaben, und in Folge fallen ihm noch weitere Seltsamkeiten auf. Plötzlich kommt hinzu, dass Fentimans betagte und vermögende Schwester, Lady Dormer, ebenfalls kürzlich verstorben ist. Es ergeben sich die typischen testamentarischen Verwicklungen, wer erbt nun was und wie viel? Wimseys nervlich labiler Kriegskamerad George Fentiman, ein Enkel, könnte eine größere Summe gut gebrauchen, hängt er doch mehr oder weniger am Tropf seiner ergebenen Gattin. Auch der andere Enkel Robert ist hinter der Erbschaft her, entpuppt sich dabei sogar als recht gerissen. Weiterhin gibt es da noch Ann Dorland, die Gesellschafterin der verstorbenen Lady Dormer, die Anspruch auf eine hohe Summe erhebt. Womit auch eine Menge Anwälte beschäftigt sind. Und ein geheimnisvoller Mr. Oliver steht als Phantom im Hintergrund. Wimsey überredet seinen Freund Inspektor Parker zu Fentimans Exhumierung, mit für ihn nicht überraschenden Ergebnissen... Eine Menge Verwicklungen in diesem etwas betulichen Fall, wie üblich ist stets alles anders als es scheint. Auffällig ist die Schärfe, mit der Peter seinen schwer kriegstraumatisierten Freund George gegen abfällige Bemerkungen verteidigt, aus eigenem erlittenen Schrecken. Das Ende der Mordgeschichte ist diesmal nicht cozy, hinterlässt eher einen schalen Nachgeschmack, der Witzbold Wimsey tritt diesmal in der Rolle des Richters und Vollstreckers auf, vorgeblich und wohl auch tatsächlich für einen guten Zweck, doch ist auch ihm alles andere als Wohl damit. Was auch ganz auf Sayers' Linie liegt, die ihren Helden stets mit den moralischen Konsequenzen seiner Detektivarbeit konfrontierte. Wieder eine gute Verfilmung.
Bin jetzt auch gerade mal dabei, die Serie über Lord Peter anzusehen. Ist sehr liebevoll ausgestattet, wie die meisten englischen Detektivserien. Die Zeit der Zwanziger des letzten Jahrhunderts ist schön eingefangen, die Schauspieler sind excellent. Ian Carmichael verkörpert den adligen Gentleman-Schnüffler bravourös, einzig sein leichtes Doppelkinn stört irgendwie ein wenig... So weit ich das noch beurteilen kann, sind die Romane von Dorothy L. Sayers auch sehr werkgetreu umgesetzt.
Diskrete Zeugen
Lord Peters Bruder, immerhin ein Herzog von Denver, wird angeklagt, den Verlobten seiner Schwester Mary nach Streitereien erschossen zu haben. Wimsey begibt sich so schnell wie möglich zum Schauplatz der Untat, dem vornehmen Gut Riddlesdale, und beginnt zu ermitteln. Sein störrischer Bruder hüllt sich in Schweigen, so geht er schließlich auf eigene Faust los und trifft allerlei Gestalten, einen schießwütigen Revoluzzer, einen jähzornigen Bauern, eine schöne verängstigte Frau und irgendwann auch auf eine exaltierte Lebedame... Unterstützt wird er von Chefinspektor Parker vom Yard sowie von seinem treuen Diener Bunter. Die ganze Angelegenheit erstreckt sich über fünf Teile zu je einer dreiviertel Stunde Filmzeit. Unnötige Dramatik wird dem Zuschauer weitgehend erspart, Schusswaffen kommen nur im Off zum Einsatz. Trotzdem ist Lord Peter mal ganz arg in Bedrängnis, als es über das Moor geht und er den Weg aus den Augen verliert. Einen recht großen Raum im Roman nehmen die Vorbereitungen zur Gerichtssitzung über den verdächtigen Herzog ein, denn ein so wichtiges Mitglied der Upper Class kann ja nicht wie der gemeine Pöbel behandelt werden, sondern das Stab über ihn muss im Oberhaus von Seinesgleichen gebrochen werden. Im letzten Teil hat man da nochmal Bezug drauf genommen, was recht beeindruckend aussah. Die Auflösung hätte ich mir ausführlicher gewünscht. Aber man wird mit viel Wohlfühlfaktor entschädigt, wenn der begüterte Wimsey einer verfolgten Nicht-Ganz-Unschuld ein Angebot macht, das sie nicht ablehnen kann.... Eine sehr gelungene Verfilmung.
Zitat von Ray im Beitrag #145Wie bereits angekündigt, haben wir uns für unsere neue Folge erstmals einen amerikanischen Western vorgenommen - es geht um "Die glorreichen Sieben"
Ein wirklich klassischer Western, den schon die Väter als kleine Jungs kannten. Legendär ist die Filmmusik, immer wieder auch als Hintergrundthema für andere Filmrollen genommen. Das A-Team mit den sieben Beschützern der Armen und Unterdrückten im Wilden Westen in Verbindung zu bringen ist schon ein unorthodoxer Ansatz. Aber auch nicht von der Hand zu weisen. Dank Euch weiß ich jetzt, wie man Eli Wallach ausspricht. . Den Typen finde ich auch äußerst cool. Er hatte auch eine sehr einprägsame Rolle in der Top-Sixties-Gaunerkomödie "Das Superhirn" als cholerischer und tölpelhafter Mafioso, der stets die Ehre seiner "kleinen" Schwester verteidigen und seine Geschäftspartner über den Tisch ziehen will. Irgendwie fand ich die Glorreichen Sieben anfangs etwas langatmig, aber später dann denke ich, dass der Film doch gut "im Fluss" ist. Was mich immer sehr gestört hat, ist Calveras gönnerhaftes Verhalten seinen Feinden gegenüber, als er sie dann in die Falle gelockt und festgesetzt hatte. Lässt sie einfach abziehen und gibt ihnen noch ihre Waffen? Das hätte man glaubwürdiger ausdenken sollen. Die Typen der Magnificent Seven sind schon gut ersonnene Charaktere. Eigentlich kämpfen ja nur sechs von ihnen, denn die Robert-Vaughn-Figur steht nur ständig von ihren Ängsten geplagt untätig an der Wand, nur am Ende rafft sie sich mal auf und stürmt im Ein-Mann-Handstreich die Gefangenenhütte. Hat eigentlich schon mal jemand einen Vergleich mit dem Ausgangsfilm Die sieben Samurai gezogen? Der ging meiner Erinnerung nach wesentlich länger, hier gab es auch noch Konflikte mit den Bauern, die ja auch ab und an mal in der Vergangenheit einen Samurai abgemurkst hatten, um an die kostbare Ausrüstung zu kommen. Ich glaube, Ähnlichkeiten der Samurai zu den Revolvermännern gab es doch viele, auch hier hatten nur drei überlebt.
Zitat von Count Villain im Beitrag #152Ein wirklich merklicher Qualitätsabfall sind dann die von Monogram produzierten Filmen.....
Ja, die Monogram-Filme sind schon ein starker Einschnitt. Besonders die gehäuften klamaukigen Sidekicks kosten schon einiges an Zuschauer-Geduld. Anfangs wirkt die Toler-Reihe noch sehr gut-routiniert. Wobei Sidney Toler auf mich etwas strenger und schärfer wirkt als Warner Oland. Zuletzt wirkt Chan tatsächlich nicht mehr so glanzvoll wie anfangs, das finde ich auch. Auffällig ist, dass Chans Großfamilie ihn in den Reihen der sonst doch recht einzelgängerisch ermittelnden Phantasie-Detektivkollegen wirklich auf eine Ausnahmestellung rückt.
Zitat von Savini im Beitrag #151Als widersprüchlich wird etwa genannt, dass Fantomas bei seiner ersten Dialogszene einerseits betont, dass er Angst und Schrecken verbreiten wolle, sich aber andererseits über das gefälschte Interview ärgert, obwohl gerade dieses doch genau diesen Eindruck von ihm vermittelt. Warum ist ihm also eine Gegendarstellung so wichtig? Später kündigt er an, Fandor vor der Öffentlichkeit als abscheuliches Monster erscheinen zu lassen - darauf folgt aber nicht etwa ein Massenmord, sondern nur ein Juwelendiebstahl, bei dem niemand stirbt, sondern nur Kommissar Juve der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Und nachdem Juve nun durch Zeugenaussagen und Fingerabrdrücke als Fantomas entlarvt zu sein scheint: Wieso wird Fandor dann ebenfalls eingesperrt? Und warum entführt Fantomas die beiden direkt danach, wodurch er deren Unschuld beweist? Seine Erklärung, zwei Gehirne seien besser las eines, erscheint absolut konstruiert. Auch wird gefragt, warum er die Maske als Gefängniswärter erst auf dem U-Boot ablegt und warum in dessen Inneren dann Lady Beltham wieder an seiner Seite zu sehen ist, trotz ihres vorherigen Treuebruchs.
Wie man sieht, eine Menge Stoff für Logikforschungen.... Das Interview, über das sich Fantomas ärgert - er entführt ja daraufhin Fandor und gibt ihm den Auftrag, eine Richtigstellung zu schreiben. Allerdings behält ja Juve den Journalisten im Gewahrsam, wobei in der Zwischenzeit ohne sein Wissen ein neuer Schmähartikel über Fantomas geschrieben wird. Als Fandor frisch aus dem Gefängnis kommt, wird er gleich darauf wieder entführt und zu seinem schrecklichen Ankläger gebracht. Das fand ich auch schon immer unlogisch, denn Fantomas musste doch gewusst haben, dass Fandor eingesperrt war und nichts für den Artikel konnte.
Und natürlich, das "blutrünstige Monstrum" ist dann ja nur ein trickreicher Juwelendieb. War doch sehr dick aufgetragen.
Vielleicht lässt er die Maske des Gefängniswärters ja nur auf, weil er keine Zeit bei dem folgenden Trubel hat, sie abzusetzen. Da steckt ja auch diesmal wirklich der verkleidete Jean Marais drunter, ähnlich wie im zweiten Teil bei Professor Levefre oder im dritten Teil wie bei Sir Walther Brown oder dem Gangster Philippe.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #29Extrembeispiel Volker Buch: Selbst er wird nicht "ausgeblendet"
Was hat denn der Volker Bruch so Schlimmes verzapft, dass du ihn hier als “Extrembeispiel” darstellst? Hat er sich in die Reichskriegsflagge gehüllt, sich an Berlins sensibelstem Mahnmal hingestellt und ein Importverbot für Jaffa-Orangen verlangt? Weil sonst die Reptiloiden die Macht im Land übernehmen? Ich meine, DAS wäre wirklich irgendwie „extrem“. Davon war er ja meilenweit entfernt, er hat nur eine maßnahmenkritische Initiative von Künstlern mitinitiiert. Die ja nun mehr als notwendig war, gerade aus Richtung der Künstler, die sich doch immer so gerne gesellschaftskritisch geben. Nebenher hat er noch mit der Mitgliedschaft in einer regierungskritischen Partei geliebäugelt (die nicht mal das Böse in Blau ist). Herrgott, wenn das schon so extrem sein soll, da fragt man sich, was manche sich für Vorstellungen von Demokratie, Meinungsfreiheit usw. machen. Letztlich kann man froh über jeden Prominenten sein, der sich traut, einfach mal zu sagen, was IST.
PS: Normalerweise würde ich hier gar nicht mehr an solchen Diskussionen teilnehmen, aber ich fühle mich aus speziellen Gründen Herrn Bruch verbunden, deswegen mal dieser Einschub.
Zitat von Savini im Beitrag #147Da die gute Lady recht esoterisch angehaucht ist, sollte man ihr Gerede nicht allzu ernst nehmen.
Eine etwas einseitige Sichtweise...
Zitat von Savini im Beitrag #147Und wenn Fantomas ein Alien sein sollte: Was will er dann mit geraubten oder erpressten Juwelen anfangen?
Naja, wie gesagt, die Logik... Außerdem macht Fantomas ja alles zu seinem Vergnügen.
Zitat von Savini im Beitrag #147Apropos Szenen: Waren dir die Parallelen zu "Familiengrab" (manipuliertes Autos) und "Moonraker" (Szene mit Fallschirmen) auch schon aufgefallen?
Die Fallschirmszene geht schon ein wenig in diese Richtung. Bei Fantomas sieht man eben noch deutlich die Trickszenen, obwohl es ja auch echte Stunts gibt.
Zitat von Savini im Beitrag #147Ja, das hatte ich. Falls es dich interessiert, könnte ich ein paar Ungereimtheiten nennen, die dort in Bezug auf diesen Film moniert werden. Und auch einige süffisante Kommentare zu bestimmten Szenen.
Dann schreib mal. Aber wir wollen ja nicht alles zerpflücken. Sehr auffällig in Sachen Filmfehler finde ich bei "Fantomas" immer noch das Motorrad, mit dem der arme Polizist bei der Verfolgung von der Straße abkommt und verunglückt, wobei man auch deutlich sieht, wie sich eine "Acht" in das Vorderrad drückt. Später dann ist das Motorrad unversehrt, und die beiden Entführten nehmen damit sogar die Verfolgung des Gangsters auf.
Zitat von Savini im Beitrag #144Interessanterweise ist im ersten Film noch klar Fandor die Hauptfigur, im zweiten sind er und Juve dann etwa gleichwertig, im dritten steht klar Juve im Zentrum; man merkt, wer im Laufe der Zeit immer populärer wurde.
Besonders augenfällig ist es bei Teil 3. Da ist Louis besonders lustig.
Zitat von Savini im Beitrag #144Ein Phänomen, das uns aus den etwa zur selben Zeit entstandenen "Hexer"-Filmen nur zu vertraut sein dürfte ...
Der Hexer ist irgendwie so eine Art Gegenpol zu Fantomas. Ein Maskenmann, der das Verbrechen bekämpft, anstatt es zu zelebrieren. Obwohl man ja bei ihm das wahre Gesicht kennt. Interessant ist die Frage, ob der originale Hexer von Wallace nicht schon zumindest in der Geschichtensammlung auch schon wie eine Art Gegen-Fantomas angelegt ist, dort eben noch mit vielen Verkleidungen.
Zitat von Savini im Beitrag #144Anschließend von der Herzensdame gerettet zu werden (statt umgekehrt) war im damaligen Kino sicher auch noch sehr ungewohnt und alles andere als heroisch.
Das ist auch so eine schöne Stelle für Logikforschungen. Wie hat es die Herzensdame in der kurzen Zeit geschafft, ganz alleine mit dem Paddelboot so weit aufs offene Meer zu kommen?
Zitat von Savini im Beitrag #144Inwiefern? Mir ist nie etwas in dieser Richtung aufgefallen.
Lady McRashley spricht glaube ich davon, dass Fantomas nicht von dieser Welt sei. Und er selber behauptet auch, er könne per Knopfdruck die Welt zerstören und auf einer anderen weiterleben. (Deshalb vielleicht auch die Rakete am Schluss).
Zitat von Savini im Beitrag #144Ob der deutsche Titel "Fantomas bedroht die Welt" eventuell von jemandem stammt, der den Film nicht gesehen hat? Wenn überhaupt, wäre dieser eher beim zweiten Teil angemessen.
Das stimmt. In der DDR lief der Film auch immer unter seinem richtigen Titel "Fantomas gegen Scotland Yard".
Zitat von Savini im Beitrag #144Was den ersten Film angeht, so hat Michael Rudolf dazu in seinem Beitrag für das Buch "Die größten Schurken der Filmgeschichte" zu sagen...
Das Buch hattest du doch schon mal erwähnt? Jedenfalls ist es sehr merkwürdig, dass Fantomas vom oberen Stockwerk ein Loch in den streng bewachten unteren Raum mit den Juwelen bohrt, ohne dass die Polizisten das mitbekommen. Und besonders auffällig, nach der Entführung von Juve und Fandor aus dem Gefängnis fliegt die schöne Helene mit dem Hubschrauber herum, sieht irgendwo auf der Straße ein Auto fahren und weiß sofort, dass darin alle Gesuchten sind. Eine tolle Leistung!
Zitat von Savini im Beitrag #144Ein ziemlicher Aufwand, den Fantomas sich hier leistet, nur um den Kommissar dreimal hintereinander der Lächerlichkeit preiszugeben!
Das ist irgendwie ein ziemlich kindischer Spaß, den der Superschurke da auf Kosten des genervten Kommissars macht. Eigentlich auch ohne richtigen Sinn. Naja, ist halt auch eine Komödie.
Zitat von Savini im Beitrag #136Vielleicht hat Bond sich mit ihr ja auch in der Zeit zwischen diesem Film und dem folgenden befasst, damit er sich zu Beginn von "Diamantenfieber" ganz auf die Rache an Blofeld konzentrieren konnte?
Bond hat klammheimlich die Irma um die Ecke gebracht? Möglich ist das. Spielt im Folgefilm ja keine Rolle mehr.
Zitat von Savini im Beitrag #136Jenseits davon: beeindruckend - gleich drei kleine Essays auf einmal! Zu allen dreien hätte ich einige Anmerkungen, besonders zu dem über die "Fantomas"-Reihe.Soll ich damit beginnen?
Die Frage ist, wo Irma Bunt die ganze Zeit über gesteckt hat. Man hätte ja denken können oder gar sollen, dass sie während Bonds Flucht bei dem Autorennen umgekommen ist, als der Wagen explodierte. Jedenfalls ist sie nach Tracys Entführung und dem bald einsetzenden Kampf um die Alpenfestung nicht mehr präsent. Hat Blofeld sie irgendwohin abgeschoben, weil er mit Tracy Draco anbändeln wollte? (In den Büchern wird ja immer wieder angedeutet, Irma Bunt sei Blofelds Geliebte – schauder, schauder…!). Auf alle Fälle scheint sie nicht mehr auf Piz Gloria zu sein, da hätte ihr ja dann auch unbemerkt die Flucht glücken müssen. Ist wohl ein ungelöstes Rätsel dieses Films. Worüber wir uns aber schließlich nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen sollten…
Habe mir kürzlich die letzten drei Besprechungen angehört, alles Filme, die ich auch selber sehr schätze.
Sehr interessant die Ausführungen zu Im Geheimdienst Ihrer Majestät, wie das Piz Gloria sogar durch den Filmdreh seine immer noch vorhandene Form bekommen hat. War sicher auch ein sehr interessanter Ausflug dorthin… Der Streifen ist wirklich vom Aufbau her eher ungewöhnlich für einen Bond-Film. Hat den einen oder anderen Hänger, aber ist nicht wirklich schlimm. Befremdlich wirken die schnelllaufenden Schlägereien und Verfolgungsfahrten tatsächlich, irgendwie zeittypisch. Noch schlimmer ist die auch von Euch angesprochene nachträgliche Synchronisation einiger Stellen, ich habe das bisher immer für einen Fehler der CD gehalten, weil es so grottenschlecht klingt, dass man sich nicht wirklich eine Absicht dahinter vorstellen kann. Die Handlung dürfte sich von allen Bond-Filmen am stärksten an den entsprechenden Roman anlehnen, wenngleich das plötzliche Auftauchen von Tracy während Bonds Flucht, beider weiteres Flüchten, die Verschüttung durch die Lawine und die Entführung der Schönen durch Blofeld in sein verschneites Hauptquartier irgendwie sehr stark die Glaubwürdigkeit strapazieren und ja auch so nicht im Buch zu finden sind. Sehr gut passt auch die Filmmusik, wenn Bond seine spektakuläre Flucht aus der Alpenfestung beginnt und passend dazu die düsteren Klänge einsetzen, bekomme ich immer Gänsehaut. Der arme Kerl, der sein Ende in der Schneefräse findet, kommt auch in der Vorlage vor. Die filmische Schlacht um Piz Gloria ist aber viel spektakulärer und opferreicher als die literarische, wo Bonds Todfeind nur mit ein paar Leuten residiert. Wobei ich im Nachhinein die abschließende Verfolgungsjagd mit den Bobschlitten gelungener finde als den wohl geplanten Endkampf in der Gondel (ein ewiges Hin und Her wie bei Agenten sterben einsam). Natürlich hätte man Blofeld da aus der Gondel in eine unzugängliche Schlucht stürzen lassen können, was für sein vermutetes Dahinscheiden glaubwürdiger gewesen wäre. Denn dass er das unfreiwillige Aussteigen aus dem Rennschlitten offensichtlich doch überlebt hat, hätte man nun durch Suche seiner Leiche ganz schnell feststellen können. Und sicher wären dann die frischgetrauten Eheleute vorsichtiger gewesen (?). Wie auch immer, ein sehr guter und schön nostalgischer James-Bond-Film. Aber über den ist ja nun eigentlich auch schon viel hier im Forum geschrieben worden.
Dirty Harry ist ein weiterer Klassiker, der ein schönes Referat bekommen hat. Den Film irgendwo einordnen zu wollen, bietet wie oft viel Interpretationsspielraum. Die Gewalt ist allgegenwärtig im San Franzisco, in dem Harry Callahan Dienst tut. Entsprechend abgebrüht ist er eben auch geworden, während er gleich am Anfang -wie stets- eine Bande von Bankräubern mit seiner langläufigen Magnum (meist vollständig) erledigt, kaut er immer noch an seinem Mittags-Hamburger. Harrys Hass auf die Kriminellen wird so eben auch verständlich, er sieht halt jeden Tag, was so abgeht. Während er seine wenigen Gefühlsregungen für die Opfer von Verbrechen aufspart, mit denen er tatsächlich Mitleid zu haben scheint. Das zieht sich auch durch die gesamte Serie durch. Trotzdem hat man ihm zumindest anfänglich durchaus noch „menschliche“ Eigenschaften mit auf den Weg gegeben, in den späteren Filmen verliert sich das alles leider nur noch in Klischees vom harten Typen. Natürlich ist es schon etwas arg übertrieben, den langjährigen Polizisten komplett überrascht zu sehen, dass er plötzlich Ärger bekommt, weil er Geständnisse unter massiven Druck erpresst hat und das auch noch nicht mal zu verbergen versucht. Wirkt naiv und irgendwie fehl. Viele hielten und halten den Film für reaktionär und Schlimmeres, doch man darf nicht vergessen, dass der Harry für die Drecksarbeit in seinem Tun stets aus der Situation heraus handelt. Gerügt wegen seines rücksichtslosen Verhaltens gegenüber dem grausamen Killer und Entführer fragt er nicht zu Unrecht, wo denn das Menschenrecht des schrecklich umgekommenen Entführungsopfers gewesen ist. Es ist eben nicht nur ein platter Selbstjustiz-Reißer, sondern der Film nimmt sich durchaus Zeit, das Thema von verschiedenen Seiten zu betrachten. Der mexikanische Assistent von Callahan kann eigentlich von Glück sagen, dass er "nur" schwer verletzt wird, in Teil 2 wird Early Smith in die Luft gesprengt und im dritten Aufguss müssen sogar zwei von Harrys Partnern dran glauben... Das Ende des Filmes, wo der Inspektor angewidert seine Polizeimarke wegwirft, ist mit Sicherheit eine Anspielung auf den zwei Jahrzehnte vorher gedrehten Western Zwölf Uhr mittags, in dem der Sheriff zuletzt das Gleiche tut. Indes, die politischen Implikationen der beiden Filme könnten unterschiedlicher nicht sein. Der von Gary Cooper gespielte Marshall Kane trennt sich angewidert von seinem Sheriffstern, weil er die Feigheit und Verlogenheit der ihn im Stich lassenden traditionellen Stadtgesellschaft mit ihrem vorgeblichen Wertgefüge nicht mehr ertragen kann. Der Cop Callahan dagegen wirft angeekelt seine Dienstmarke ins Wasser, da das gesellschaftliche Klima plötzlich seine konservativen Ansichten über Recht und Ordnung über Bord wirft und aus moralischer Feigheit das Leben und Recht von Verbrechern über das der gesetzestreuen Bürger stellt.
Um den Kritikern des ersten Dirty-Harry-Films ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, muss Eastwood im zweiten Teil einen Killer stellen, der sich Schwerkriminelle vornimmt, die es immer wieder schaffen, von der Justiz davonzukommen. Anfänglich wird der Verdacht auf einen frustrierten Kollegen von Harry gelenkt, der schließlich aber selbst dran glauben muss, weil er zufällig Zeuge der wahren Identität der Todesschwadron in Polizeiuniform wird. Auch ein geschickter Schachzug der Regie, die Vigilanten nicht sympathisch erscheinen zu lassen, denn die Burschen töten nicht nur Verbrecher, sondern auch eher harmlose Mitläufer oder eben auch Zeugen. Meist richten sie richtige Blutbäder an, so etwa wird die ganze Besatzung eines Swimmingpools massakriert, wo im ersten Teil noch eine einzelne Schönheit im Pool dran glauben musste. Von der Handlungsdichte reicht der zweite Teil nicht mehr an Nummer Eins heran, bietet aber jede Menge knallharte Action und mitunter sehr drastische Gewaltszenen. Mehreren Menschen wird aus nächster Nähe in den Kopf geschossen, es gibt auch sonst viel Schießerei, ein Kranausleger bohrt sich in Kopfhöhe in das Fluchtauto eines Gangsters usw. Leider hatten sich ja auch in der Realität ein paar sadistische Unmenschen eine Szene zum Vorbild genommen, in der ein Zuhälter einer seiner betrügerischen "Damen" den Hals mit Reinigungsmittel "ausspült", was dem Film zu noch größerer trauriger Bekanntheit verhalf. Der größte Unterschied zwischen dem eigensinnigen Cop mit dem großkalibrigen Riesenrevolver und den schwarzuniformierten Todesengeln ist sicher der, dass der erste wohl nie einen unbewaffneten Mann erschießen würde (er lässt den Gangstern immer eine Chance), während die anderen damit keine Probleme haben. Der dritte Teil der Serie ist nur noch mittelmäßiger Standard-Thriller, Clint Eastwood gibt sich hier besonders kühl und hart, aber so richtig vermag die Sache nicht mehr zu fesseln. Ist immer noch spannend genug, die von Tyne Daly gespielte Partnerin von Harry ist glücklicherweise keine großklappige Superemanze und auch kein komplett verschüchtertes Mauerblümchen, sondern eben eine Anfängerin, die an der Seite des menschlich nicht gerade einfachen Callahan tatsächlich eine Entwicklung zur erfolgreichen Polizistin durchmacht. Ihr Tod nötigt dem alten Rauhbein wenigstens kurzzeitig mal ein paar Gefühle ab, wenngleich man auch auf eine erotische Beziehung der beiden völlig verzichtet hat. Die letzten beiden Teile der Reihe kommen tatsächlich kaum über das Niveau von Fernsehfilmen heraus, wobei die Gewalt nur noch zum Selbstzweck verkommt. Kann man sich sparen, der Ansicht bin ich auch.
Zuguterletzt noch Fantomas, einer meiner Lieblingsfilme und so ein richtiges Sixties-Produkt in Vollendung. Der männlich-kühne Held Jaen Marais alias Journalist Fandor und der zappelig-cholerische Louis de Funes als Kommissar Juve sind ein gelungenes Gegensatzpaar. Beide auf der Jagd nach dem Gangsterphantom, dessen wahrer Modus operandi sich erst während des Filmes herausstellt. Man setzt sich halt einfach eine Gummimaske auf, die wie das Gesicht des jeweiligen Opfers aussieht, und zieht noch ein paar Handschuhe mit manipulierten Fingerabdrücken an - fertig ist der Lack. Stimme und Körpergröße spielen da keine Rolle, die passen sich halt automatisch an ... Der erste Film kommt fast ohne direkte Opfer aus, Fantomas droht viel und brüstet sich von Untaten aus der Vergangenheit, doch es geht noch unblutig zu, da er lieber Räubereien und Diebstähle begeht. Hier sind noch ein paar Anklänge an den Romanstoff zu finden, da der literarische Fantomas gerne Juwelen klaut, ebenso gibt es Lady Beltham als Freundin, deren Mann tot in einem Koffer gefunden wurde. Und einiges andere, auch die Kaperung der Lokomotive bei der finalen Verfolgung durch den Hauptübeltäter ist schon im ersten Band zu finden. Diese aufwändige Jagd ist schon ein Hingucker, auch nach sechzig Jahren. Ich finde die hervorragende Filmmusik auch bei der Hatz auf Fantomas passend, es gibt da ja auch genug Variationen. Dass es keinen Endkampf mit zumindest einem Handlanger von Fantomas gibt, ist mir noch gar nicht so direkt aufgefallen, wenngleich ich auch immer etwas irritiert war, dass der große Fandor-Hero beim versuchten Sprung vom Hubschrauber auf das Boot des Schurken einfach so ins Wasser fällt. Der zweite Teil der Reihe um den blaumaskierten Bösewicht ist nun eindeutig von Bond und/oder Eurospy inspiriert, hier werden die Weltherrschaftsträume des hochtechnisierten Phantoms am deutlichsten thematisiert. Es gibt sogar eine Menge Tote, wobei viele auf das Konto des schießwütigen Kommissar Juve gehen - eher eine ungewohnte Rolle für den Spaßmacher de Funes. Im dritten Teil ist Fantomas ein sehr mörderischer Geselle, der Nonsens- und Gruselfaktor sind gleichermaßen erhöht, der Action-Anteil merklich zurückgeschraubt. Es wird mehrmals angedeutet, dass er irgendwie soger so eine Art Alien ist, letztlich geht es aber nur um eine simple Geld-oder-Leben-Erpressung. Natürlich darf bei den Filmen auch der Hinweis nicht fehlen, dass die Logik öfter mal eine Auszeit genommen hat. Besonders faszinierend ballt sich die komplette Sorglosigkeit in Sachen Sinn und Unsinn der Handlung im dritten Fantomas-Film zusammen. Der Bösewicht baut mal in aller Eile unbemerkt in einem schottischen Schloss allerlei unterirdische Gänge ein und sogar eine Weltraumrakete wird in einem Turm installiert. Die alleine dürfte wohl ein Mehrfaches gekostet haben als die schäbige Million, die Fantomas schließlich noch zusammenraffen kann. Naja, da könnte man wohl eine Studienarbeit drüber schreiben, was alles irgendwie unlogisch ist, was aber dem Vergnügen keinen Abbruch tut. Hier wird aber in einer Szene auch deutlich, wie komisch die ganze Maskerade ist, als "Lord McRashley" bei der Fuchsjagd plötzlich die Maske verliert und darunter die andere, schauerliche Fantomas-Maske zum Vorschein kommt, wobei auch gleich die Körpergröße samt altmodischer Jagduniform auf doppeltes Maß wächst. Wobei man unter zwei Gesichtsmasken irgendwie ganz schön schwitzen sollte mit der Zeit... Das geplante vierte Fantomas-Abenteuer sollte ja, aufgrund einer kurzzeitigen Tauwetterepisode zwischen Frankreich und UdSSR im Kalten Krieg, kurioserweise in Moskau spielen. Natürlich kann man sagen, vielleicht besser ein würdiger Schluss nach einer erfolgreichen Trilogie als ein unwürdiges Dahinsiechen über noch mehr Folgen mit abfallendem Niveau, aber das Moskau-Unikum wäre sicher irgendwie interessant geworden, schade dass es nichts geworden ist.
Bei den Neuverfilmungsmöglichkeiten hättet ihr sicher noch die vierteilige Mini-Serie aus den achziger Jahren erwähnen können, wo der österreichische Schauspieler Helmut Berger den Unhold verkörperte und die sich doch sehr nahe an die Originalvorlagen hielt, auch zeitlich in den zwanziger Jahren spielt. Teilweise hat auch der bekannte französiche Regisseur Claude Chabrol Regie geführt. Die ersten beiden Folgen sind trotz der an sich dramatischen Handlung so lähmend langatmig gehalten, dass das nun fast auch wieder Kunst ist, die beiden letzten, besonders die vierte, gefallen mir wesentlich besser. Hier kommt auch der eigentliche Fantomas der Pulp-Romane der beiden vielschreibenden Schöpfer zur Geltung, ein wirklich skrupelloser und grausamer Verbrecher, ein Soziopath reinsten Wassers, der das Böse zu seinem eigenen Vergnügen begeht und sich gar nicht irgendwie mit einer Attitüde des Rächers der Armen verharmlosen lässt. Eine abstoßende Figur, die aber damals und sicher auch heute den Nerv der Zeit traf und trifft. Und sicher Vorlage für viele Superschurken war, bis hin zum Joker der Batman-Comics. Da ist der blaumaskierte Ganove der Louis-Filme fast schon wieder sympathisch.
Schreib doch mal eine Rezension ! Wäre echt schön... "Platz und Sieg" soll ja eine Rennplatzgeschichte sein, über irgendeine Gesetzesänderung, die eine Bedeutung für den Ausgang eines Rennens hatte...