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  • Cool. Hatte gerade Magnum Force - Calahan mal seit langem wieder angeschaut, den Nachfolger des Ursprungsfilms.

  • Ranking der Wallace-BücherDatum19.04.2024 12:27
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Ranking der Wallace-Bücher

    Schreib doch mal eine Rezension ! Wäre echt schön...
    "Platz und Sieg" soll ja eine Rennplatzgeschichte sein, über irgendeine Gesetzesänderung, die eine Bedeutung für den Ausgang eines Rennens hatte...

  • Charlie Chan DVDsDatum04.03.2024 12:29
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Charlie Chan DVDs

    Charlie Chan im Wachsfigurenkabinett (1940)

    Durch Charlie Chans Aussagen wird ein berüchtigter Gangster namens Steve McBirney zum Tode verurteilt, doch er kann kurz darauf flüchten und sinnt nun auf Rache. Im Wachsfigurenkabinett des dubiosen Dr. Cream und seiner Assistentin Miss Latimer findet er zusammen mit seinem Komplizen Grenock Unterschlupf, dort lässt er auch eine Gesichtsoperation vornehmen. Im Kabinett findet freitags stets eine Radioaufnahme über alte Kriminalfälle statt, jetzt soll Charlie dorthin gelockt und mit Stromschlag auf seinem Stuhl umgebracht werden. Aufgrund Creams zweifelhaften Rufes ahnt Charlie die Zusammenhänge, doch er will beweisen, dass damals im Mordfall an „Butcher“ Dagan (ein Partner McBirneys) der ahnungslose Joe Rocke hereingelegt und aufgrund einer unrichtigen Indizienauslegung des Kriminologen Dr. Otto von Brom unschuldig hingerichtet wurde. So treffen sich dort neben den beiden Kriminalisten noch Ted Osborne, der Radioleiter, sein Mitarbeiter Edwards sowie die Reporterin Mary Bolton. Es kommen noch Rockes Witwe sowie deren Anwalt Lane hinzu. Ebenso schleichen noch Charlies Zweitsohn sowie der kauzige Nachtwächter Willi Fern durch die düsteren Räumlichkeiten. Eine Menge sinistre Gestalten, bald passiert auch schon der erste Mord, Herr von Brom bricht auf seinem Platz zusammen, den er aufgrund seiner Halsstarrigkeit eben erst mit Charlie Chan getauscht hatte. Doch es war nicht die Elektrizität, die ihn ins Jenseits beförderte… Charlies Ermittlungen im Gruselkabinett gestalten sich schwierig, da scheinbar stets irgendwas passiert, das Licht geht immer mal aus, Giftpfeile fliegen ebenso wie Messer durch die Luft, ständig tauchen irgendwelche Personen auf, überall stehen täuschend echte Wachsfiguren herum, und ein rachsüchtiger Gangster mit Kopfbandage intrigiert im Hintergrund… Trotz allem gelingt es Charlie am Ende, die wahrlich verwirrenden Zusammenhänge zu ordnen und die Hand auf einen besonders ausgefuchsten Verbrecher zu legen.

    Eine Ansammlung von in Wachs gegossenen grausigen Mordgesellen, die mitunter sogar zum Leben erwachen, ein mumienhaft aussehender Schurke, der fortwährend durch die dunklen Gänge schlurft, immer wieder erscheinende andere düster-unheimliche Gestalten, daneben noch Dauergewittergrollen im Hintergrund und Telefongespräche, die ins Nichts führen – kaum eine Zutat aus Opas klassischer Horrorshow fehlt in Chans neuestem Fall. Die überkonstruierte eigentliche Kriminalhandlung innerhalb des Schauerkintopps tut das Übrige, dass man die diesmal nur einstündige Story beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Passend zur Umgebung kommt der Chefermittler zur Erkenntnis, dass Totgeglaubte mitunter noch recht lebendig sind. Denn Dagan, der Schlächter, scheint doch nicht so ganz das Zeitliche gesegnet zu haben. Aber deshalb wurde doch der arme Rocke damals hingerichtet? Jedoch von Brom, der polternde Preuße, war ja kurz vor seinem Abgang auch plötzlich in Zweifeln gewesen. Motive, ihn ins Jenseits zu schicken, hatten aber mehrere. Die städtische Polizei des in New York spielenden Moritatenstückes tritt erst spät auf den Plan, denn die Versuche zu telefonieren werden immer wieder sabotiert.
    Charlies exaltierter Zweitsohn muss einiges an Nerven lassen, nur sein „Pop“ behält trotz ständiger Lebensgefahr seine stoische Ruhe, denn er überrascht lieber andere, als sich selbst überraschen zu lassen, wie er anfangs erklärt. Es gibt eine Menge ungesetzlicher Charaktere in den Kammern des Schreckens, falsche Identitäten, doch über allem thront eine besonders entschlossene Unperson, die sich ausgerechnet durch eine menschlich erscheinende Geste an den wachsamen Charlie verrät. Der Ansatz einer Liebesgeschichte kommt (danke dafür) recht knapp daher.

    Sehr auf äußere Schaudereffekte setzende Chan-Geschichte, die Logik kommt weniger auf ihre Kosten.

  • Charlie Chan DVDsDatum22.02.2024 12:43
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Charlie Chan DVDs

    Charlie Chan auf Kreuzfahrt (1940)

    Gerade will Charlie Chan seinen lernunwilligen Nachwuchs auf althergebrachte Weise züchtigen, da taucht ein alter Scotland-Yard-Bekannter im Polizeirevier Honolulu auf. Die Wiedersehensfreude ist nur kurz, denn Inspektor Duff wird bald darauf an Ort und Stelle von einem Mann im Bettlerkostüm erwürgt. Der Polizist war auf der Spur eines Mörders, der sich mutmaßlich in einer Weltreisegruppe des aufgedrehten Dr. Sudermann verbirgt. Im Absteigehotel dieser Gruppe wurde ebenfalls gerade eben ein Mann erdrosselt. Das Opfer Mr. Kenyon hinterlässt einen ebenfalls mitreisenden Neffen Dick, welcher mit der Sekretärin Paula Drake herumtändelt, die bei der exzentrischen Mrs. Walters engagiert ist. Weitere Gäste sind der lebenslustige Frederick Ross, der knorrige Ägyptologe Professor Gordon, das puritanische übersinnliche Ehepaar Walters sowie der ängstliche Zimmernachbar des Opfers, Mr. Pendleton. Charlie ermittelt, dass der Ermordete in Pendletons Zimmer das Zeitliche gesegnet hatte und nachträglich umgebettet wurde. Er begibt sich an Bord des Dampfers, der die Verdächtigen zur letzten Station ihrer Reise San Francisco bringen soll. Sohn Jimmy arbeitet inkognito als Steward mit an Bord. Da man von Pendleton als eigentlichem Ziel des Killers ausgeht, wird er bewacht, doch trotz allem schlägt „der Bettler“ knapp vor Ankunft wieder unbarmherzig zu. Wer der Verdächtigen hat sich heimlich von der Abschlussparty geschlichen? Charlie versucht fotografische Beweise sicherzustellen, aber der Unbekannte ist sehr aktiv und gefährlich, noch ein Mann wird getötet. Der Mörder?
    Charlie Chan greift wieder mal tief in die Trickkiste, um dann später auf dem Festland mit Hilfe allerlei getürkter Hinweise und einer vorübergehend erblindeten Zeugin den mittlerweile wenigstens fünffachen Mörder zu überführen. Es geht noch einmal turbulent zu, doch letztlich sind es wieder kleine Details, die dem Detektiv auf die richtige Fährte und der Gerechtigkeit zum Triumph geholfen haben.

    Vertauschte Opfer, ein Kofferriemen als Mordwaffe, vom Mörder falsch gelegte Spuren, eine alte Rachegeschichte, am Tatort absichtlich hinterlassene Gegenstände, eine Kreuzfahrt um die Welt … - sehr viele Elemente wurden aus dem Original-Kriminalroman Charlie Chan macht weiter in die zehn Jahre später produzierte Verfilmung übernommen. Ebenso bediente man sich recht unverfroren aus Motiven vorheriger Chan-Filme, besonders augenfällig der Bettler-Trick aus Charlie Chan in Paris. Trotzdem funktioniert die vorliegende Geschichte auch selbständig, da es auch jede Menge neue Einfälle gibt. Charlies Intrigen, die zum Schluss regelmäßig zum Selbstverrat des Täters führen, sind hier besonders aufwändig inszeniert, obwohl der grundlegende modus operandi im Prinzip stets der gleiche ist. Er begründet sein Vorgehen auch logisch. Das Ende des Films ist komplett vom Roman verschieden, einschließlich der Identität des würgenden Unholds. Wie immer ist auch auf hoher See der Amor mit den Pfeilen unterwegs, wobei er sogar Unterstützung durch den weisen und väterlichen chinesischen Detektiv bekommt.
    Und Zweitgeborener Jimmy hat sich wie fast jedes Mal wieder heimlich eingeschlichen, wobei aber nicht wie in alten Zeiten über Bord geworfen, sondern sinnvoll eingesetzt wird. Charlies logische Deduktionen führen zur engen zeitlichen Eingrenzung eines während der Seefahrt verübten Verbrechens, wobei er den Täter durch eine Reihe von zufälligen Schnappschüssen (wie im Buch) demaskieren will, was aber zur weiteren Spannungssteigerung erst mal misslingt. Auch der Mörder arbeitet mit vielen Täuschungen, etwa abgeänderten Funksprüchen, doch Chan erkennt natürlich alle. So gibt es neben Honolulu und dem Passagierschiff mit San Francisco noch eine dritte Station, wo die Handlung angesiedelt ist. Hier kommt es dann zum ereignisreichen Finale, und alles ist wieder gut.

    Eine sehr turbulente Kriminalhandlung mit einem gefährlichen Bösewicht, trotzdem kaum gruselig.

  • Afrika-RomaneDatum15.02.2024 15:45
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Afrika-Romane

    Bones vom Strom (1923)

    Nichts Neues unter der Sonne Afrikas! So könnte man die Geschichtensammlung umschreiben, welche Wallace am Beginn der Periode seiner so richtig glanzvollen Zeit in den Zwanziger Jahren geschrieben hat.
    Dabei ist diesmal alles wieder beim ganz Alten, es gibt nur die Männergesellschaft, das Trio um Bones, Sanders und Hamilton, das manchmal auch noch von Bosambo ergänzt wird. Keine glücklich verheirateten oder verliebten Helden im Ruhestand wie in den Vorgängerbänden. Aus gewissen Andeutungen ergibt sich tatsächlich, dass diese Stories tatsächlich wohl noch in der guten alten Zeit (möglicherweise wohl noch vor anno 14) spielen sollen.
    Im Mittelpunkt steht wieder mal Leutnant Tibbetts, wegen seines knochigen Äußeren genannt Bones. Der liefert sich mit seinem unmittelbaren Vorgesetzten Hamilton wiederholt einige fast schon bösartige Wortgefechte, im Hintergrund agiert der eher besonnene Sanders. Dem geht das Aufknüpfen verbrecherischer Untertanen gewohnt leicht von der Hand, wogegen Bones da eher zögerlicher scheint. Dagegen ist Sanders bei aller unerbittlichen Strenge durchaus in der Lage, sich in die Mentalität der Schwarzen einzufühlen, was bei seinem mitunter recht nervigen Untergebenen kaum der Fall ist. Immer wieder ergeben sich deshalb Komplikationen. Daneben träumt der gute alte Bones sehr oft von begehrenswerten jungen Damen, die sich nach einem Helden wie ihm verzehren.
    Sicher sind die geschilderten Abenteuer meist sehr humorvoll gehalten, doch oft kommen auch eine Menge Mord, Totschlag und Folter vor. Auch Sanders schreckt nicht davor zurück, wenn er schnell wichtige Geständnisse abpressen will. Der dünne Mantel der Zivilisation ist eben schon recht durchgewetzt.
    Das Rezept der Erlebnisse der Kolonisatoren im fernen dunklen Kontinent unterscheidet sich nicht von den üblichen Geschichten. Wilde Krieger, grausame Häuptlinge, verführerische Weiber, schurkische weiße Desperados, gefräßige Tiere… Ein farbiger Handlungsreigen ohne sonderlichen Tiefgang, aber gut zu lesen. Es gibt immer wieder Themen, zu denen Wallace zurückkehrt, etwa die eingeborene Sitte, die das Aussetzen von Alten und Kranken im Wald beinhaltet, auf dass sie den Raubtieren zum Opfer fallen. Trotz aller drakonischen Strafen der britischen Verwaltung bleibt man dieser Praxis treu, auch aus allerlei abergläubischen Vorstellungen. Es kommt häufig deswegen zu Aufständen und Mordanschlägen, besonders auf den in dieser Hinsicht immer sehr glücklichen Bones. Ein schwarzes Ei, ein Messingbettgestell als Fetisch, ein magnetischer Zauberspeer – al diese Dinge geben Anlass zu blutigen Verwicklungen. Der verbündete Häuptling Bosambo provoziert aus Eigennutz wegen Jagdrechten an wohlschmeckenden Enten einen Krieg mit den Nachbarvölkern. Er kommt immer wieder ungeschoren davon, weil er auch ein wichtiger Verbündeter ist.
    Das Liebesleben der Ochori, Akasava, Isisi, N’gombi usw. erscheint wesentlich abwechslungsreicher als das der Weißen in den entlegenen kalten Landen jenseits des Meeres. Sündige Frauen und liebestolle Mannsbilder finden des Öfteren nicht nur zum Händchenhalten zueinander, geben aber auch oft Anlass zu Eifersucht und Neid.
    Weiter geht es um impfunwillige Landeskinder, die lieber ihren alten Rezepten frönen, um Zauberweiber, die mit Vögeln sprechen können, um besitzgierige Giftmischer, um einen Hund, der nicht aufgegessen werden will, sondern den Spieß umdreht, und auch um eine junge Malerin, die dem aufschneiderischen Bones eine delikate Überraschung beschert. Wiederholtes Thema sind auch schreckliche Männerbünde, die sich beispielsweise als Leoparden verkleiden und schlimme Untaten begehen. Einmal muss Sanders sogar eine englische Agentin in Not aus einer verpatzten Geheimdienstmission retten und einen vom Ausland angezettelten panafrikanischen Aufstand verhindern. Zuguterletzt kämpfen die braven Burschen Seiner Majestät auch noch gegen eine prähistorische Kreatur, das unerforschte Land mit seinen tiefen Gewässern birgt Realitäten, die dem Europäer unglaublich scheinen mögen.
    Wallace schreibt hier routinemäßig seine Zeilen nieder, was aber definitiv nicht schlecht sein muss. Auch nach hundert Jahren unterhalten die Abenteuer der Menschen am Phantasie-Fluss in Afrika noch gut.

  • Charlie Chan DVDsDatum07.02.2024 15:40
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Charlie Chan DVDs

    Charlie Chan in Panama (1940)

    Eine Gruppe von Reisenden beobachtet kurz vor dem Überflug des Panamakanals, wie ein mutmaßlicher Spion von Polizisten beschossen wird. Es sind der playboyhafte Clubbesitzer Manolo, der britische Schriftsteller Compton, die ältliche gackernde Lehrerin Mrs. Finch, der finsterblickende Wissenschaftler Dr. Grosser, der arabische Tabakhänder Achmed Halide, weiter die verängstigte Sängerin Miss Lenesch aus Europa sowie der Regierungsingenieur Cabot und ein Mann namens Godley. Letzterer begibt sich nach seiner Ankunft in Panama sofort zu einem chinesischen Hutladen. Dessen Besitzer ist, welch Verblüffung, Charlie Chan unter einem Decknamen. Mr. Godley arbeitet ebenso wie Chan für den Geheimdienst, Gefahr droht von einem brutalen feindlichen Agenten namens Reiner, der die in Kürze durchfahrende US-Flotte sabotieren will. Chans Besucher stirbt vor dessen Augen an einer offenbar vergifteten Zigarette, die ihm ein Mitpassagier im Flugzeug untergeschoben haben muss. Aber wer? Charlie wird erstmal als Spion verhaftet und trifft im Gefängnis auf seinen Sohn Jimmy - wie immer in Schwierigkeiten. Beide kommen wieder frei und ermitteln unter Zeitdruck. Welche Rolle spielt Manolo, der Druck auf Miss Lenesch ausübt, die in Wirklichkeit anders heißt? Jimmy stellt fest: Dr. Grossers Wohnung beinhaltet ein schauderhaftes Geheimnis. Will der die dort gehaltenen pestverseuchten Ratten freilassen? Oder ist sein Vermieter Achmed Halide der gesuchte Meisterspion? Immerhin hat der ein Grabmal mit seinem Namen bauen lassen, das auch anderen Zwecken dient. Ebenso wird Cliveden Compton hochverdächtig. Ein Mordanschlag auf Chan misslingt, andere aus der Reisegruppe fallen dagegen dem Mörder zum Opfer. Charlie wird zusammen mit dem Polizeiermittler Montero und weiteren eingesperrt, während hochexplosiver Sprengstoff zu einer wichtigen Schleuse unterwegs ist… Mit einer recht brachialen List gelingt es Chan dann doch noch, Reiner zu enttarnen und Schlimmeres zu verhindern.

    Diesmal wandelt der hawaiianisch-chinesische Detektiv in US-Diensten sichtlich auf den Spuren von Mr. Moto. Ungewöhnlich ist seine anfängliche Tarnung, die alsbald durch Sohnemanns Unbedachtheiten auffliegt. Es dauert volle zehn Minuten, bis er seinen ersten Auftritt hat, vorher werden die verdächtigen gegnerischen Superagenten in spe ausführlich vorgestellt. Die könnten in ihren (vorgeschobenen ?) Persönlichkeiten unterschiedlicher und ausgefallener nicht sein. Obwohl er selbst nicht nur einmal in Spionageverdacht gerät, behält Charlie mitten im bunten und hysterischen Getümmel die Ruhe, hat Zeit für fernöstliche Bonmots und auch für moderne Kriminalistik, etwa mikroskopische Geschossanalysen. Dubios sind irgendwie alle in seiner Umgebung, im Kriegsjahr 1940. Er stellt fest, dass die schöne Miss Lenesch eigentlich Czardas heißt und aus einem überfallenen europäischen Land flüchten musste, wobei der zum Überbösen stilisierte Geheimdienstler Reiner auch dort zu ihren Peinigern gehörte. (Gut, dass da noch der fesche Mr. Cabot als neuer Beschützer im Hintergrund schmachtet). Reiner und seine Gehilfen morden skrupellos, um ihre dunklen Ziele zu erreichen. Natürlich muss alles getan werden, um die segenbringenden amerikanischen Kriegsschiffe wohlbehalten durch den engen Kanal zu lotsen, so greift Chan diesmal auch zu Mitteln, die er sonst verschmähen würde. Sein mehrfach verwendeter Trick, absichtsvoll winzige Details zu verschweigen und diese später zur Täterüberführung zu verwenden, ist noch übliche Taktik, doch letztlich erzwingt er die Wahrheit am Ende mit vorgehaltener Waffe. „Reiners“ strapazierte Nerven zwingen diesen dann doch zur Bloßstellung seiner Identität, was Chan natürlich schon lange wusste. Sein und Jimmys Ausflug in die doppelbödige Welt der Spionage und Sabotage in Mittelamerika endet nach einem mitunter zu klischeehaften und verwirrenden Spiel wie stets erfolgreich, wobei der historische Hintergrund viel ernster ist als dargestellt.

    Ein guter und meist unterhaltsamer Chan-Film, leider auch mit deutlicher propagandistischer Attitüde.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum26.01.2024 16:04

    Die guten alten Bondfilme schienen damals auch im heißesten kalten Krieg von einem Geist der Entspannung durchdrungen, der leider heutzutage komplett verlorengegangen ist...

    Allerdings scheinen mir Parallelen zu den Karl-May-Filme tatsächlich auf einen ziemlich komplizierten Handstand hinzudeuten.
    Wiewohl du auf deine Weise natürlich Recht hast.

  • Charlie Chan DVDsDatum25.01.2024 15:12
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Charlie Chan DVDs

    Charlie Chan auf der Schatzinsel (1939)

    Charlie Chan fliegt gemeinsam mit dem furchtgeplagten Zweitgeborenen hoch in den Wolken nach San Francisco. Der befreundete Schriftsteller Paul Essex wird nach einem merkwürdigen Zwischenspiel kurz vor der Landung leblos in seinem Sitz aufgefunden. In der darauffolgenden allgemeinen Aufregung nimmt der mitreisende Versicherungsvertreter Mr. Gregory „versehentlich“ Essex‘ gerade fertiggestelltes Manuskript für seinen neuesten (und letzten) Kriminalroman mit nach draußen. Jimmy heftet sich an seine Fersen, während Charlie am Flugplatz die erschütterte Witwe trösten muss. Hat sich Essex selbst getötet, und hängt das mit dem kurz vorher erhaltenen Telegramm zusammen, in dem mehrmals das Wort „Zodiac“ auftaucht? Bald schon führt die Spur zu einem ominösen Wahrsager – der sich Dr. Zodiac nennt. Er steht nach Meinung des Reporters Pete Lewis und des Zauberkünstlers Fred Rhadini in Verdacht, ein Scharlatan und zudem noch übler Erpresser zu sein, der schon einige seiner Kunden in den Selbstmord getrieben habe. Gemeinsam will man ihm das Handwerk legen, doch ein erster Überführungsversuch der drei in seiner Praxis scheitert kläglich. Bei einer späteren Party Rhadinis lernt Charlie dessen laszive Gattin Myra und weiter die faszinierende und sehr mediale Assistentin Eve Cairo kennen, die Freundin von Lewis. Eifersucht liegt in der Luft, ein Mordversuch geschieht. Man dringt heimlich in Zodiacs Behausung ein, begegnet dem finsteren Helfer, dem „Türken“; schließlich will Rhadini seinen gesetzlosen Konkurrenten bei einer Bühnenshow entlarven, mit dramatischen Folgen… Charlie Chan gelingt es inmitten allerlei Zaubertricks, doch noch Aufklärung zu erlangen und den wahren Drahtzieher hinter allem zu entlarven.

    Charlie schnüffelt nicht auf einer tropischen Insel nach Käpt’n Kidds verbuddelten Raubgold herum (wie man irrtümlich denken könnte), sondern die Handlung ist während der Weltausstellung auf Treasure Island angesiedelt. Es geht (wieder mal) um Okkultismus, Zaubertricks bzw. Illusionismus. Was ist echt, was nicht, und wo beginnt das Kriminelle? Dr. Zodiacs spiritistische Sitzung bedient sich allerlei effektvoller Schnickschnacks, im Keller sind aber noch wesentlich schlimmere Dinge verborgen, die vielen Menschen schlaflose Nächte bereiten. Chans Abscheu Erpressern gegenüber zeigt sich in der konsequenten Vernichtung des dazu verwendeten Materials, seine Art von Gerechtigkeit. Bald schon fliegt ihm ein Wurfmesser um die Ohren, später findet ein Pfeil sein Opfer, und Pistolenläufe tauchen im Dunkel auf… Die Handlung nimmt im letzten Drittel nochmal richtig Fahrt auf, das Aufeinandertreffen von Zodiac und Rhadini ist voller überraschender Wendungen, man lernt nebenbei was über die Tricks von Illusionisten, aber auch über echte hellseherische Begabung. Natürlich gibt es wieder jede Menge Verdächtige, die Demaskierung des Täters durch einen der Chan-typischen Tricks ist zwar unnötig dramatisch, aber dafür halt auch spannend inszeniert. Sohn Jimmy kommt dieses Mal wirklich recht witzig rüber, seine „Verkleidungskünste“ bieten Anlass für bissigen Humor. So reicht die Handlung über einen seltsamen Todesfall in den Wolken hin zu zwielichtigen Versicherungsagenten, schönen Frauen, Partys und „schwebenden Jungfrauen“. Alles in allem ist es ein sehr „runder“ und kurzweiliger Film, bisher der beste mit Sidney Toler, aber auch in der Gesamtreihe sehr weit vorne.

    Ein abwechslungsreicher und spannender Fall aus der Welt der technischen Illusionen, empfehlenswert.

  • Das ist wohl wahr. Gerade die letzten Folgen wurden oft sehr thrillermäßig "aufgepeppt" - Geschmackssache. Man sieht aber hier auch, wie sich über den langen Zeitraum, etwa ein Vierteljahrhundert, im Verlauf der Serie der Stil in Anlehnung an die allgemeine Art Filme zu drehen verändert hat.

  • Interessante Hypothesen !
    Leider hab ich es immer noch nicht fertigbekommen, mal den "Dritten Mann" zuschauen, trotz seiner seltsamen Verbindung zu Edgar Wallace !
    Das muss mal nachgeholt werden...

    Was die Kameras im Hotel Luxor angeht, so wird da ja auf das Buch des Lang bekannten Autoren Jan Fethke mit Namen "Mr. Tott kauft 1000 Augen" verwiesen. Hat das mal einer gelesen? Es gibt da noch Vermutungen, die in Richtung des Hotels Lux in Moskau zur Stalin-Zeit gehen, weiter zum "Salon Kitty", in dem der deutsche Sicherheitsdienst während des Nationalsozialismus die Gäste der dort arbeitenden "Damen" ausspionierte. Und sicher noch viele andere Querverweise, letzten Endes hat auch Orwell schon von alles beobachtenden Kameras geschrieben. Da sind die Einflüsse sicher recht zahlreich.

    Die Gemeinsamkeiten mit dem Poirot-Fall sind wirklich auffällig, kann aber nur Zufall sein, wer weiß, wie viele andere Geschichten es mit ähnlichen Handlungen gibt, von Autoren, die mittlerweile vergessen sind.
    Was die Christie-Geschichte angeht, die unter dem Titel "Die Stymphaliden" im Sammelband "Die letzten Arbeiten des Herkules" enthalten ist, so tauchen in der gleichnamigen Suchet-Verfilmung des Buches (die vorletzte der Serie) die Motive dieser Story sehr signifikant auf. Man hat hier einige Fälle des Bandes zu einer Filmhandlung vereinigt, wobei die genannte Geschichte wie gesagt sehr prägnant ist. Der Zusammenhang mit Mabuse ist mit aber noch gar nicht aufgefallen...

  • Charlie Chan DVDsDatum18.01.2024 15:47
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Charlie Chan DVDs

    Charlie Chan in Reno (1939)

    Mrs. Mary Whitman aus Honolulu checkt in Reno in ein spezielles Hotel ein, extra eingerichtet für in Scheidung lebende Personen, die eine sechswöchige Frist hinter sich bringen müssen. Hier schließt sie die unangenehme Bekanntschaft von Jeanne Bently, der ihrer Meinung nach zukünftigen Mrs. Whitman. Dadurch wird auch der bisherige Favorit von Jeanne, Wally Burke, vor den Kopf gestoßen. Wie sich zeigt, ist Mrs. Bently bei vielen Personen unbeliebt, doch vorerst bringt sie Mary in schwere Bedrängnis, denn die wird wenig später vor der Leiche der intriganten Frau aufgefunden. Der ziemlich behämmerte und hinterwäldlerische Sheriff „Grabstein“ Fletcher glaubt fest an ihre Schuld, so dass sich der Noch-Ehemann Curtis an seinen alten Freund Charlie Chan wendet. Flugs reisen beide nach Reno, auch Zweitsohn Jimmy kommt zur Unterstützung herbei, wobei er allerdings sein Auto an Wegelagerer einbüßt. Die Verdächtigen mehren sich, der undurchsichtige Dr. Ainsley hatte finanzielle Verstrickungen mit dem Opfer, auch dessen Ehemann macht sich sehr verdächtig. Die Hotelbesitzerin Mrs. Russel mochte die Getötete nicht, auch nicht die Hotelangestellte Vivian Wells, die heimlich in Dr. Ainsley verliebt ist.
    Charlie ermittelt unbeirrt von „Grabsteins“ herben Sticheleien, aber unterstützt vom Polizeichef King, weiter. Er stößt auf ein nicht mehr vollständiges Album, dunkle Aktivitäten in einer verlassenen Stadt, zurückliegende Mordfälle, ehemalige geheim gehaltene Ehen und viele weitere offene Fäden, die er dann in einer klassischen Schlusssequenz zusammenführt und mit dem Finger auf den Täter zeigen kann. Gar nicht einfach gewesen.

    Der zweite Toler-Chan kam bei der damaligen Kritik wesentlich besser an als sein Vorgänger, tatsächlich ist die Handlung abwechslungsreicher, die Aufmachung aufwändiger und bis auf den kauzigen mürrischen Sheriff und den wie stets schusseligen Sprössling Jimmy war der comedy-Faktor zurückgeschraubt. Große Mühe wurde sich gegeben, den Zuschauer durch eine Vielzahl von Verdächtigen und Motiven zu verwirren. Gewohnt souverän entdecken Chan und sein Sohn am Tatort eine Vielzahl von Spuren, die den Polizisten zuvor komplett entgangen waren. Schmutzreste an Schuhen, Säureverätzungen am Boden und fehlende Gegenstände ergeben Stück für Stück neue Fährten. Zwischendurch gibt es eine schaurige Einlage in einer Geisterstadt, die mit einer vorübergehenden Bewusstlosigkeit des Hauptakteurs endet. Ob sinnvoll oder nicht, Hauptsache Atmosphäre war da. Außerdem muss Charlie nebenher noch ein weiteres Verbrechen verhindern. Es ist es gar nicht so einfach, den vielen Personen mit ihrer Motivation zu folgen. Verschwundenes Geld ist ein häufiges Thema dieser Filme, diesmal auch. Viel Eifersucht und Hass ist im Spiel, irgendwie erinnert die gekillte Mrs. Bently mit der Vielzahl der ihr wenig gesonnen Mitmenschen an Linnet Ridgeway aus Christies legendärer Nilkreuzfahrt. So hat denn Charlie bei der Schlussrunde einiges aufzuklären, es dauert gefühlt eine halbe Ewigkeit, bis nun endlich der Mörder feststeht, fast schon ist das Ganze beliebig und selbstredend wie immer sehr zusammenkonstruiert. Aber was soll’s – der Film ist unterhaltsam, das ist schließlich entscheidend. Klar gibt’s auch ein Happy End in Sachen Liebe.

    Der zweite Toler-Film ist eine Steigerung, hat eine Menge Verwicklungen zu bieten, möglicherweise bisschen viel…

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum13.01.2024 10:09

    Ei verflixt. Da hast du natürlich recht. So sollte es heißen, (aber die andere Version wäre natürlich auch denkbar):

    1. Winnetou und sein Freund Old Firehand - sicher
    2. Winnetou I - sicher
    3. Winnetou und das Halbblut Apanatschi - relativ unsicher
    4. Der Schatz im Silbersee - ziemlich sicher
    5. Winnetou II - ziemlich sicher
    6. Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten - relativ unsicher
    7. Old Surehand - relativ unsicher
    8. Der Ölprinz - relativ unsicher
    9. Unter Geiern - relativ unsicher
    10. Old Shatterhand - ziemlich sicher
    11. Winnetou III - sicher[/quote]

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum12.01.2024 12:16

    So, noch mal abschließend die Reihenfolge. Ich hab mal daneben geschrieben, wie sicher ich die Position in der Reihenfolge empfinde:

    1. Winnetou und sein Freund Old Firehand - sicher
    2. Winnetou I - sicher
    3. Winnetou und das Halbblut Apanatschi - relativ unsicher
    4. Der Schatz im Silbersee - ziemlich sicher
    5. Winnetou II - ziemlich sicher
    6. Old Surehand - relativ unsicher
    7. Der Ölprinz - relativ unsicher
    8. Unter Geiern - relativ unsicher
    9. Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten - relativ unsicher
    10. Old Shatterhand - ziemlich sicher
    11. Winnetou III - sicher

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum12.01.2024 12:09

    Zitat von Savini im Beitrag #85
    Natürlich kann man schlicht sagen, dass die Filme grundsätzlich von einem konservativen Weltbild geprägt waren...

    Zumindest was DAMALS einem konservativen Weltbild entsprach...

    Zitat von Savini im Beitrag #85
    Aber ob Rücksicht vor den USA hier wirklich so wichtig war?...

    Ich denke mal schon, dass das auch ein Grund war, wenn vielleicht nicht so offensichtlich.

    Zitat von Savini im Beitrag #85
    Interessanterweise ist in den Filmen (wenn ich es richtig sehe) nur in "Winnetou I" und im "Ölprinzen" explizit von "Deutschen" die Rede...

    So weit ich mich erinnern kann, sind bei Karl May wirklich die meisten seiner weißen Helden deutschen Ursprungs. Ausnahmen wurden extra erwähnt, ich glaube, der "Lange Davy" wurde als waschechter Yankee beschrieben.

    Zitat von Savini im Beitrag #85
    Was die Darstellung der Indianer angeht, so war das zu dieser Zeit nicht unbedingt so provokant:...

    Das ist schon klar. Doch das Gros der amerikanischen Filme damals hat sich wohl trotz allem nur auf die Cowboys beschränkt, Indianer waren wohl nur oft Staffage oder negativ gezeichnet. Ich gebe aber zu, dass das vom eigenen Wissen her sehr subjektiv ist.
    Wenngleich die Winnetou-Filme an dieser Stelle in der Zeichnung der Indianer viel Brutales ausblendeten. Da ist sogar Winnetou 1 noch fast am realistischsten, als die Apachen die Stadt Roswell überfielen und fast alle dort abschlachteten, die Überlebenden dann zu Tode martern wollten und schließlich einem doch sehr unfairen "Gottesurteil" überließen. Am Ende kurz vor Santers grausamer Hinrichtung ist sogar mal kurz angedeutet, wie ein Apachenkrieger einen getöteten Feind skalpiert. Das ist ja im Prinzip komplett weggelassen wurden und nur in Gestalt des Sam Hawkens ins Komische verzerrt.
    Aber wie gesagt, es sind halt nur Filme, die uns eigentlich nur ein Märchen erzählen wollen.

  • Charlie Chan DVDsDatum11.01.2024 15:54
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Charlie Chan DVDs

    Nach dem Tod von Warner Oland als Chalie Chan sowie dem Auslaufen des Vertrages von Keye Luke als „Sohn Nummer Eins“ ging die erfolgreiche Serie um den gewitzten Detektiv trotzdem weiter. Neben vielen Bewerbern setzte sich Sidney Toler in der Hauptrolle durch, als „Sohn Nummer Zwei“ wurde Sen Young engagiert, der einen analogen Part wie der Erstsohn übernahm.
    Man hat nicht krampfhaft versucht, die vorher agierenden Charaktere komplett zu kopieren, so dass es da doch merkbare Unterschiede gibt, allerdings blieb das bisherige Grundkonzept trotzdem erhalten. Dem deutschen Zuschauer fällt der Umstieg insofern leicht, als man die Synchronstimmen für Vater und Sohn beibehalten hat.
    Mit Sidney Toler entstanden 22 Chan-Abenteuer, von denen zwölf den Weg auf die Charlie Chan Collection von Pidax gefunden haben.


    Charlie Chan in Honolulu (1938)

    Aufregung im Hause Chan – Charlie steht das erste Mal davor, Großvater zu werden. So nutzt im allgemeinen Trubel der detektivisch ambitionierte Zweitsohn Sen die Gelegenheit, sich als Ermittler an Bord eines Frachters zu begeben, dessen Kapitän, Mr. Johnson, einen Mord meldete. Sens Dilettantismus führt dazu, dass er von der erzürnten Mannschaft vom Schiff geworfen werden soll, doch erscheint nochmal rechtzeitig „Pop“ an Deck und übernimmt die Untersuchungen. Neben dem in seiner wahren Identität unbekannten Mordopfer gab es noch andere Passagiere, eine gestresste Sekretärin, eine frischgebackene Witwe, ein ulkiger Tierhalter, ein sehr merkwürdiger und verdächtiger Psychologe, sowie ein Kriminalbeamter, der einen Sträfling überführt. Dazu kommt noch die Besatzung, darunter ein verliebter Steuermann.
    Der erschossene Passagier sollte vor seiner Ermordung noch eine große Geldsumme durch die Sekretärin Judy Hayes erhalten. Das Geld ist nun verschwunden, Miss Hayes ist verdächtig, zudem sie sich zwischendurch noch heimlich von Bord begibt. Steckt sie mit dem Steuermann Randolph unter einer Decke, der ihr einen Revolver gab? Sehr mysteriös erscheint der Psychiater Dr. Cardigan, welcher eine Gehirnsammlung mit sich führt und viele dunkle Geheimnisse zu haben scheint, wobei auch die verwitwete Mrs. Wayne nicht mit offenen Karten spielt, genau wie der Polizist Arnold samt seinem „Schützling“. Das vermisste Geld taucht teilweise wieder auf, doch dafür gibt es einen neuen Mord… Natürlich ist Charlie bald über alles im Bilde, und indem er dem Mörder eine Falle stellt, kann er den Fall lösen und sich zur mittlerweile erfolgreichen Geburt seines Enkels begeben.

    Um dem bisherigen Chan-Fan den Darstellerwechsel etwas leichter zu machen, gibt es gerade zu Beginn viel familiäre Atmosphäre bei den Chans. Ebenso ist das komische Element zahlreich vertreten, der Schwiegersohn und werdende Vater ist übernervös, der große Spross Sen gibt zusammen mit einem kleineren Bruder den wenig erfolgreichen Detektiv, und dann ist da noch der kuriose Tierhalter Al Hogan, dessen halbzahmer Löwe regelmäßig die Besatzung des Frachtschiffes in Aufregung versetzt. Bisschen viel Klamauk auf einen Haufen – die Krimihandlung versinkt mitunter in derlei Spaßfaktoren. Dagegen ist der von dem für derlei Rollen prädestinierten David Zucco gespielte Dr. Cardigan eine wunderbar klischeehaft sinistre Gestalt. Sohn Nummer Zwei wirkt etwas nerviger als der Erstgeborene. Der Hauptdarsteller hat die undankbare Aufgabe, in Olands Fußstapfen treten zu müssen. Macht er nun sicherlich nicht schlecht, er ist nicht ganz so liebenswürdig wie der Erstere, sondern in seiner Gangart etwas schärfer. Der eigentliche Kriminalfall ist zwar sehr daherkonstruiert, doch trotzdem in seiner Auflösung bis kurz vor Ende überraschend. Charlie Chan macht sich wieder mal moderne Technik, hier eine Filmkamera mit verstecktem Auslöser, zunutze. Natürlich hat er auch das Motiv des Täters sofort parat, so wie er auch fast schon im Vorübergehen die richtigen Identitäten einiger Leute an Bord aufgedeckt hatte und im Verwirrspiel stets die Oberhand behält. Es gibt auch wie üblich eine kleine love story, die wie stets am Ende gut ausgeht, und einen überglücklichen Charlie, der sich, die Feminismusbewegung mag es verzeihen, über den kleinen Enkelsohn freut.

    Ein guter, aber wegen übermäßiger Albereien nicht überragender und etwas sperriger Einstieg mit neuem Charlie.

  • Zwei klassische amerikanische Krimis aus den 30’er Jahren

    S.S. Van Dine – Der Mordfall Drache (1933)

    Der US-amerikanische Lord-Peter-Wimsey-Verschnitt Philo Vance ermittelt diesmal in einem entlegenen Winkel Manhattans, wo die Zeit stehen geblieben scheint. Hier liegt das Grundstück der Familie Stamm, statt Wolkenkratzer und Betonstraßen gibt es noch urtümliche Wildnis und Indianerlegenden. Als ein Partygast bei einer zusammengewürfelten Gesellschaft in den künstlich gestauten „Drachenteich“ springt und nicht mehr auftaucht, ist es ausgerechnet der phantasielose Sergeant Heath, welcher den Staatsanwalt Markham und letztlich den versnobten Vance mit der Nase auf den Fall stößt. Die anderen Gäste sind sich meist in Hass verbunden, neben dem Besitzer Rudolph Stamm dessen verwirrte Mutter, ein windiger Finanzberater, schnöselige junge Unsympathen und seltsame Damen. Die Männer sind hinter Rudolphs Schwester Bernice her, ihres Verlobten Verschwinden im mystischen Gewässer kommt fast allen nicht ungelegen.
    Vance und sein Gefolge schnüffeln auf dem Anwesen herum, schließlich wird der Teich abgelassen. Die Spuren, die auf dem Grund gefunden werden, lassen die alten Drachenmythen der Gegend wieder aufleben… Doch Vance glaubt weiter an rationale Erklärungen, man findet indessen bald an einer entlegenen Stelle eine schrecklich zugerichtete Leiche, später wiederholt sich das Ganze noch einmal. Einen überlebenden Nessie-Verwandten schließt der Superdetektiv aber aus, er kümmert sich lieber um Aquarien, Zimmerpflanzen und andere Nebensächlichkeiten.
    Im Laufe der Handlung gelingt es ihm, den Mörder zu entlarven und alles an die richtige Stelle zu rücken.

    Dieses Mal schien dem Autoren mit bürgerlichem Namen Willard Huntington Wright viel an der Schaffung von Mystery-Atmosphäre gelegen zu sein. Die morbide Gesellschaft der Verdächtigen ist gewollt verschroben und komplett degeneriert. Der Drache, der der Taten immer wieder verdächtigt wird, ist Teil einer weltweiten Legendensammlung, über deren genaue Kenntnis Mr. Vance seinen verzweifelten Freund Markham und somit auch den geduldigen Leser nicht im Unklaren lässt. Seitenweise Abhandlungen über dieses Thema oder auch über tropische Fische und andere spezielle Gebiete des Lebens führen scheinbar ins Nichts, oder kommt man der Lösung dadurch tatsächlich näher? Irgendwie schimmert die vollkommene Künstlichkeit der Geschichte immer mal mehr oder weniger durch, hat mit dem Leben der damaligen Zeit wirklich Null zu tun. Stattdessen werden zur Untermalung noch eizeitliche Gletschertöpfe oder eine urige Krypta sowie altertümliche Wege eingeführt, wenngleich das Vorgehen des Täters doch schon richtig modern wirkt. Allerdings weist das Gewebe, aus dem die Story gestrickt ist, schon die eine oder andere Fehlstelle oder Loch auf. Wie so oft ist das „spurlose“ Verschwinden des Täters vom Tatort eine eher dünne Sache. Ebenso ist das Ende der Angelegenheit mit unfallmäßigem Dahinscheiden der Verantwortlichen, sozusagen ein göttlicher Eingriff, so richtig schön hingebogen. Gerechtigkeit muss sein!
    Übrig bleibt ein mitunter durchaus interessanter und unterhaltsamer Roman, der irgendwie aber seinen eigenen Ansprüchen nicht völlig gerecht wird. Der Autor hat mit Sicherheit bessere Bücher geschrieben.


    Erle Stanley Gardner – Roter Drache, Weiße Weste (1937)

    Terry Clane, Jurist, Chinakenner, Lebemann und Abenteurer, ist seit kurzem wieder von einem längeren Aufenthalt im Reich der Mitte zurückgekehrt nach San Franzisco. Er sieht sich in einen seltsamen Mordfall verwickelt. Ein recht dunkler Zeitgenosse namens Jacob Mandra ist mit einem Kuriosum der Waffentechnik, einer chinesischen Ärmelpistole, daheim an seinem Schreibtisch erschossen worden. Das Stück stammte ganz offensichtlich aus den Beständen des Herrn Clane und wird zu allem Überfluss auch noch einige Zeit später im Verhörsessel des District Attorney gefunden. Als potentielle Täter kommen zwei dem Helden der Geschichte bekannte Schwestern in Frage, daneben deren zwielichtige Verehrer, dann ein alter chinesischer Bekannter nebst reizender Tochter, sogar der treu ergebene Diener Clanes. Dann ist da auch noch die südländische Frau des Ermordeten. Und Clane stößt auf ein ominöses Trio, dass zusammen mit dem Getöteten in betrügerische Machenschaften verwickelt war… Die Verdächtigen gehen nicht aus, auch der sich privat in die Ermittlungen einmischende Mr. Clane gerät in das Visier von Inspektor Malloy und der Staatsanwaltschaft, denen er immer einen Schritt voraus sein muss. Fakten kommen Licht, etwa verschiedenfarbige Handtaschen, Schlüssel, und ein frisch gemaltes Portraitbild des Opfers spielt eine Rolle, oder sind es am Ende zwei Bilder? Im Zimmer des Erschossenen scheint in knapper Zeit „reger Verkehr“ geherrscht zu haben, doch die überraschende Lösung, die Clane am Ende bietet, kann die Vertreter von Recht und Gesetz am Ende überzeugen und die Story zu einem guten Ende führen.

    Dieser recht frühe Roman von Gardner hat abseits von Perry Mason oder anderen Serienhelden einen Protagonisten, der auszog, in China weltliche Schätze zu erlangen, und mit geistigen Reichtümern zurückkam. Gerade für damals eher ungewöhnlich, genauso wie er sich nebenher mit verschiedenen Modellen der Lebensweise von Frauen beschäftigt, einmal eine traditionelle Chinesin, dann eine uramerikanische „Karrierefrau“ sowie deren lebenslustige Schwester. Die sind alle sehr an dem nicht nur wort-, sondern auch schlaggewaltigen Juristen und Frauenliebling Terry Clane interessiert, eine insgesamt ungewöhnliche Figur, die es später noch einmal in eine Gardner-Geschichte schaffen sollte. Clanes kaltschnäuziges Verhalten den Ordnungshütern gegenüber lässt deutliche Anleihen an die hard-boiled-Literatur erkennen, ebenso sein furchtloses Agieren unter Gaunern verschiedenen Formates. Dabei stößt er auf eine Bande, die sich mit getürkten Unfällen und der nachfolgenden Erpressung ihrer sich im Unrecht wähnenden Opfer bereichert, ein modus operandi, der im Werk des Autoren eine gewisse Wiederholfrequenz aufweist.
    Allerdings haben etwa die ungewöhnliche Tatwaffe sowie ständige Alibivergleiche und allerlei Verschleierungstaktiken in Hinsicht Tatzeit und Motiv immer noch genügend „klassische“ Momente parat, wobei es auch einen großen Kreis Verdächtiger gibt. Hier spielt wieder mal die genaue Zeit, an welcher der oder die wo war und was gemacht hat, eine große Rolle. Das Ende kommt eher abrupt und ist gardnertypisch spartanischer gehalten. Man kann den Krimi gut in einem Rutsch lesen, ist nicht überragend, aber auch nicht schlecht.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum02.01.2024 18:54

    Zitat von Savini im Beitrag #82
    Leider komme ich erst jetzt zu einer Antwort!

    Wir sind hier ja auch nicht beim Leistungskurs...

    Ansonsten noch ein paar Anmerkungen.
    Wenn man sieht, wie wichtig Karl May das Religiöse in seinen Büchern war, dann kann man die entsprechenden entschärften Stellen in Winnetou 3 schon verschmerzen. So auch als gewisse Verneigung vor dem Erfinder der ganzen Sache. Natürlich hatte das Christentum der damaligen Realität, das sich mitunter auch in pockenverseuchte Decken verteilende Missionaren manifestierte, wenig mit dem Anspruch der Menschenliebe zu tun, wie es häufig bei gelebten Religionen der Fall ist. Genauso haben aber eben auch die Naturreligionen dunkle Seiten, die Karl May in seinem Verständnis darstellte. Interessant deine Ansicht über den abschließenden Leichenzug im Film, ist mir noch gar nicht so aufgefallen.
    Warum die offiziellen staatlichen Stellen in den Karl-May-Filmen so gut weg kommen, hängt sicher auch mit der üblichen Glorifizierung der Besiedelung des Westens zusammen, die in damaligen Filmen noch üblich war, aber bestimmt auch, weil man Rücksicht auf den großen Bruder jenseits des großen Teiches genommen hat und da nicht zu viel Kritik üben wollte. Wenngleich die Indianer in diesen Filmen wesentlich positiver hingestellt werden als es sonst gängig war. Natürlich gab es sicher auch auf Seiten der vordringenden Weißen jede Menge Kriminelle, die die Situation an der wilden Grenze damals noch verschlimmerten, möglicherweise wurden die auch großzügig toleriert.
    Was den Kitsch bei Winnetous langgezogenem Ableben angeht - der ist natürlich durchaus da, schon klar. Trotzdem noch verschmerzbar, irgendwie ohne Gefühlsduselei hätte ja auch was gefehlt. Wobei man ja im Film sogar den Ort vom Tode des großen Häuptlings fast schon schmalzigerweise dorthin verlegte, wo auch schon sein Vater und Schwester erschossen wurden. Was aber fast untergeht.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum25.12.2023 10:19

    Winnetou 3


    Erscheinungsjahr: 1965
    Regie: Harald Reinl
    Position in der Serie nach Veröffentlichung: 7
    Position in der Serie chronologisch: 11



    Mitwirkende:

    Pierre Brice – Winnetou
    Lex Barker – Old Shatterhand
    Rik Battaglia – Rollins
    Ralf Wolter - Sam Hawkens
    Sophie Hardy - Ann
    Carl Lange – Gouverneur


    Handlung:

    Immer noch ist der Frieden im Indianerland brüchig, zumal immer mehr weiße Siedler hereinströmen und es weiße Geschäftemacher gibt, die durch List und Betrug daran verdienen wollen. Sie stacheln den Jicarilla-Häuptling auf, bisher dem großen weißen Vater in Washington zugesichertes Land wieder zurückhaben zu wollen. Nach dem provozierten Krieg wollen sie das Land an Siedler verschachern, sich noch an Ölvorkommen bereichern und nebenher auch noch das Gebiet der Mescalero-Apachen einkassieren. Deshalb werden auch diese wieder durch Büffelabknallen provoziert. Winnetou reitet mit seinem Bruder Old Shatterhand nach Santa Fe, eine richtige befestigte Stadt der Bleichgesichter, wo man in dem ansässigen Gouverneur einen aufrechten Verbündeten im Kampf um den Frieden und Gerechtigkeit findet. Leider sind die Verschwörer um einen gewissen Vermeulen im Umfeld des Gouverneurs angesiedelt. Nach einem Mordanschlag trennen sich die Blutsbrüder, Shatterhand forscht in der Stadt weiter, während Winnetou sich zu den Jicarillos begeben will. Die im entfernteren Clinton ansässige Bande eines gewissen Rollins macht nun in Vermeulens Auftrag eine gnadenlose Hetzjagd auf den Apachenhäuptling. Nach vielen Abenteuern ist Winnetou dann doch zusammen mit Shatterhand fast so weit, den dem Feuerwasser verfallenen Chef des Jicarillo-Stammes zur Abkehr seiner kriegerischen Pläne zu bewegen. Aber er hat nicht mit der Hinterlist von Rollins gerechnet… Winnetous Mescaleros geraten in große Not, im grandiosen Finale kann die Gefahr noch einmal abgewendet werden, aber um welchen Preis … !!!


    Zeitliche Einordnung:

    Unzweifelhaft ist das nun der letzte Teil der Winnetou-Saga, da er ja bekanntermaßen mit dem Eingehen des großen Helden in die Welt seiner Ahnen endet. Wenn es auch nur angedeutet wird, so ist wohl auch das Schicksal des Apachenstammes besiegelt. Die Siedler aus dem Osten drängen immer weiter vor, die „neue Zeit“, von der im Film oft gesprochen wird, schafft eindeutige Verhältnisse.


    Sonstiges:

    Der dritte Winnetou-Band von Karl May besteht grob gesagt wieder aus zwei Teilen, die lose oder gar nicht miteinander zusammenhängen. Old Shatterhand begegnet anfangs einem alten Westmann, mit dem er in Folge viele Abenteuer erlebt und natürlich auch auf seinen Freund Winnetou trifft. Es geht wieder mal um Rache, Raubgesindel, Gold, kriegerische Komantschen und verräterische Bleichgesichter, besonders um ein verbrecherisches Vater-Sohn-Gespann, die Morgans, hinter denen Shatterhands Begleiter Sans-Ear her ist und die nach vielen Verwicklungen auch ihr gerechtes Los trifft. Anschließend und offenbar nach einem Zeitsprung will der Ich-Erzähler mit der Schmetterhand den Yellowstone-Nationalpark besuchen, befreundet sich wieder mit einem skurrilen Westmann, der in verschiedenen Buchausgaben verschiedene Namen trägt, ursprünglich Fred Walker. Sie setzen sich auf die Spur von Eisenbahnräubern, treffen auf Oglallas auf dem Kriegspfad und nach einigen Kämpfen und Gefangenschaften wollen sie mit dem inzwischen hinzugekommenen Apachenhäuptling friedliche Ansiedler aus den Händer der Sioux retten. Bei der Befreiungsaktion wird Winnetou von einem namenlosen feindlichen Krieger erschossen, wie er es schon geahnt hatte. Der traurige Ols Shatterhand sucht Winnetous Testament, wird von Erzfeind Santer überrascht und von den Kiowas gefangengenommen. Dem gräßlichen Martertod kann er entfliehen, zuguterletzt findet auch Santer seine verdiente Strafe.
    Was davon hat Eingang in die filmische Umsetzung gefunden? Außer dem Tod des größten aller roten Männer wohl gar nichts. Auf dem hat der Regisseur allerdings fest bestanden. Wie es oberflächlich scheint, ist Winnetous Ableben von der Hand des Schurken Rollins (im Roman eine eher unbedeutende Nebenfigur) auch gänzlich anders inszeniert als in Mays drittem Winnetou-Buch, wobei es dem "Mörder" im Film Rik Bataglia ja einen Karriereknick einbrachte, den Lieblingsindianer der Deutschen in die ewigen Jagdgründe geschickt zu haben. In die ewigen Jagdgründe, wo das Hauen und Stechen genauso weitergehen würde wie vorher? Hier hat Shatterhand im Buch seinem heidnischen Bruder die Vorzüge seiner eigenen Religion angepriesen, wo es die Seele nach dem Verlassen der sterblichen Hülle viel schöner haben würde und immerwährender Frieden und Liebe herrsche. Dem anderen schienen diese Argumente zu überzeugen, denn seine letzten Worte waren dann auch "Winnetou starb als Christ". Ganz so religiös verbrämt wollte man die Sache dem Kinopublikum der Sechziger nicht mehr vorsetzen, so hört denn Winnetou nur noch die Kirchenglocken, die ihm schon einmal beim Ritt nach Santa Fe aufgefallen waren. Wobei es im Roman ja auch der Kirchengesang der später verschleppten Ansiedler war, der ihn besonders rührte. Außerdem hat man die Todesahnungen des großen Apachenhäuptlings kurz vor seinem Ende noch mit in den Film genommen. Der Rest der Handlung ist frei erfunden, wenngleich man vielleicht noch erwähnen kann, dass der kauzige Fred Walker den Old Shatterhand sehr an seinen alten Sam Hawkins erinnerte, der ja dann auch im Film stellvertretend eine recht große Rolle bekam.

    Winnetous chronologisch letztes Kinoabenteuer kommt noch einmal mit vielen erprobten Zutaten daher. Bleichgesichter, die den Frieden stören wollen, um eigene schmutzige Geschäfte zu machen, sind ein stets beliebtes Thema. Diesmal steht aber sogar der von Carl Lange gespielte Gouverneur der ganzen Region auf der guten Seite, so unbestechlich, ehrlich und charakterstark, wie es wohl noch nie irgendwo einen Politiker gegeben hat... Das ist sowieso der Grundtenor der Karl-May-Filmreihe, schuld an der Ausrottung der Indianer sind eigentlich nur vom rechten Pfad abgekommene weiße Männer, auch wenn sie manchmal auf seiten der Staatsdiener stehen, ansonsten sind die öffentlichen Institutionen über Fehl und Tadel erhaben, hätte man die nur nach ihrer Fasson machen lassen, wäre die ganze Sache besser und geordnet ausgegangen. Warum man da ein so positives Bild gezeichnet hat, wäre sicher auch mal Stoff zum Überlegen. So reitet im vorliegenden Film sogar eine Streitmacht Regierungssoldaten zur Rettung der Apachen los, ob es so was tatsächlich gegeben hat? Ein weiteres gerne verwendetes Thema ist der ermordete Häuptlingssohn, auch jetzt wieder vom besonders fiesen Rollins für seine dunklen Zwecke missbraucht. Winnetou soll ihn getötet haben, der erzürnte Vater fordert grausige Rache, und nur dem listigen Sam Hawkens ist zu verdanken, dass die Todesahnung Winnetous nicht gleich und auch noch für seinen weißen Blutsbruder zusätzlich mit in Erfüllung geht. Seltsam aber, dass die abergläubischen Wilden so eine Furcht und Pein vorm Feuerwerk haben, obwohl sie ja nun schon Feuerross, Feuerwasser, Feuerwaffen und viele andere Erfindungen des weißen Mannes kennengelernt haben.
    Die Hatz der Banditen auf Winnetou ist effektvoll und spannend, die Rothaut mit den fünf, nein neun Leben, aber doch eines zu wenig. Die Lieblingsfloskel des skrupellosen Rollins ist immer wieder, dem Gejagten irgendwo den Weg abzuschneiden, klappt aber nie so richtig. Fast schon trashig dagegen wirken Old Shatterhands Prügeleien mit den Gehilfen der Betrüger, besonders wenn immer aus nächster Nähe wirkungslos Revolver auf ihn abgeschossen werden und zu allem Überfluss auch noch Sam Hawkens' "Tochter" mitmischt und die Kerle verprügeln hilft. Die hübsche Sophie Hardy hat hier mal die Rolle übernommen, die Frau des Stückes zu spielen, ob nun sinnvoll oder nicht. Ralf Wolter mimt seinen alten Hawkens diesmal besonders sympathisch, deswegen haben ihn die Gangster nach seiner Enttarnung wohl auch nur angebunden und nicht wie sonst üblich "umgelegt" (?).
    Ungewöhnlich ist die Wahl der Jicarillos als feindliche Indianer, besonders wenn man bedenkt, dass sie ja ebenso ein Unterstamm der Apachen sind wie die Mescaleros, also der im Film kreierte Krieg der Jicarillos gegen die Apachen im Grunde ziemlicher Blödsinn ist.
    Aber der Streifen hat durchaus auch starke erinnerungswürdige Momente, mir gefällt etwa besonders gut, wie der gerade dem Sprengstoffattentat entronnene Shatterhand staubbedeckt in der noblen Schickeria-Gesellschaft des Vermeulen auftaucht, männlich und ungeschniegelt zwischen all den Laffen, man wünscht sich fast, der kernige Waldläufer würde die ganze Bagage alleine aufmischen, die das abstoßende Janusgesicht der über den Kontinent hereinbrechenden "Zivilisation" verkörpert.

    So bleibt am Ende viel Aufwand, Kampf und gerade auch in den letzten Minuten viel Sentiment, aber ohne ins Kitschige abzugleiten, ein würdiger Abschluss der Saga vom edelmütigen Apachenhäuptling, mit kleinen Schwächen.

    Persönliche Wertung: 4 von 5 Feuerwerksraketen

  • Rückblende - Der Filmklassiker-PodcastDatum24.12.2023 12:03

    Schöner Beitrag zu Loriot.
    Des Meisters Liebe zu Richard Wagner wurde auch künstlerisch Ausdruck gegeben, indem er untermalt von musikalischen Einblendungen den Ring der Nibelungen nacherzählt. Für Fans von Wagners Tönen und Loriots Humor ist die entsprechende CD eine schöne Unterhaltung gerade für lange Autofahrten.
    Die Komik der Herrn von Bülow ist wirklich recht eigenwillig, meist etwas bieder, manchmal aber auch mit Spitzen von unvermuteter Bösartigkeit. Wie schon das angesprochene Weihnachtsgedicht mit der frustrierten Förstersfrau auf Abwegen.
    Mir persönlich gefällt sein erster Film über den Spätzünder Ödipussi sogar besser als sein zweites Werk in dieser Richtung. Pappa ante portas wirkt wie ein Relikt aus einer fernen Zeit, wo findet man heute noch einen Glücklichen, der mit Mitte 50 in den Vorruhestand gehen kann? Von der betulichen Welt damals ist in diesem Land (leider) so gar nichts mehr übrig geblieben, fast schon sehnt man sich nach der von Loriot häufig karikierten Spießigkeit zurück.
    Ein schönes Zitat aus dem Film: "Wir haben aus einem kleinen miesen Saftladen einen großen...." usw., empört sich da der verabschiedete Obereinkäufer bei seinem Chef.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum24.12.2023 11:43

    Natürlich geht es hier um Kampf, Action und Abenteuer. Das schließt nun nicht aus, dass auch gewisse Botschaften transportiert werden. Frieden und Völkerverständigung sind nun auch ein Thema bei allen Karl-May-Filmen, wenngleich es sicher etwas naiver rüberkommt.
    Die Flucht der Zivilbevölkerung ins Fort ist nun mal ein Bezug zur Realität der Indianerkriege. Natürlich wissen wir Zuschauer, dass unter dem edlen Häuptling Winnetou keine Unschuldigen leiden würden. Tatsächlich galten aber gerade die Mescalero-Apachen als besonders wilder und grausamer Stamm. Wenn das Kriegsbeil ausgegraben wurde, dann hat man auch Siedlungen überfallen und gebrandschatzt, die Bewohner getötet und skalpiert, oft verschleppt und zu Tode gemartert, manchmal die Kinder versklavt. Kuschel-Eingeborene waren die Ureinwohner der Prärien auf keinen Fall. Winnetou ist halt eine idealisierte Gestalt, genauso "mythisch überhöht" wie Old Shatterhand.
    Ansonsten ist die etwas härtere Gangart nun nicht so abweichend. Massenhafte Tötung der Bösen, manchmal aber auch Guten, ist meist gang und gebe, auch Frauen und Kinder werden oft abgeschlachtet (Winnetou 2 z.B.), und es kommt auch zu grausamen Hinrichtungen, meist der Oberschurken. Ist aber alles verniedlicht dargestellt. Auch Karl May selber hat mitunter recht brutale Geschichten ersonnen, besonders in seiner früheren Phase, auch abseits von Winnetou.
    Aber der Streifen muss dir ja auch nicht gefallen. Vielleicht fehlt dir ja auch einfach nur der Martin-Böttcher-Schmelz?

Inhalte des Mitglieds Dr. Oberzohn
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Ort: Ostthüringen
Geschlecht: männlich
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