Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Board hat 1.722 Mitglieder
183.322 Beiträge & 7.377 Themen
Beiträge der letzten Tage
Foren Suche
Suchoptionen
  • 1875–2015: 140 Jahre Edgar WallaceDatum13.04.2025 21:43

    Ich würde schon mitmachen, habe aber nur einige der Filme zur Verfügung.
    Die Cotton-Filme wären eine passable Option.
    Und ja, vielleicht über die Winterzeit wäre eine solche Aktion vielversprechender?
    Aber mitmachen auf jeden Fall!

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum10.04.2025 10:53

    Joachim Kramp hat im Wallace-Lexikon etwas lapidar behautet, Reinl hätte "nicht zu viel Arent" gewollt und deshalb die Komik-Rolle in Winnetou 1 mit Chris Howland besetzt. Das schien mir aber irgendwie von seiner spürbaren und unsachlichen Abneigung gegen Eddi Arent inspiriert zu sein.

    Und apropos Winnetou: dieses Jahr hat nicht nur der Namensgeber des Forums seinen 150. Geburtstag. Auch der größte (fiktive) Häuptling der roten Völker feiert 2025 sein literarisches Jubiläum, das sich zum 150-mal jährt. Eine Menge zu feiern....

  • 1875–2015: 140 Jahre Edgar WallaceDatum10.04.2025 10:10

    Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #21
    Dann wollte ich noch kurz an den 150. Geburtstag des Meisters erinnern,
    vielleicht gute Gelegenheit, sich mal wieder einen seiner Romane oder eine der Verfilmungen vorzunehmen.

    Vielen Dank für den Hinweis.
    150 Jahre sind ja ein schöner runder Geburtstag. Leider ist ja die große Zeit von Edgar Wallace vorbei, umso schöner , dass es noch dieses Forum gibt.

    Zitat von Savini im Beitrag #24
    Ob es demnächst auch wieder einen Marathon der Filmbesprechungen geben wird?

    Das wäre tatsächlich eine gute Sache. An was denkst du denn da? Nochmal eine komplette Besprechung der gesamten Filmreihe ist wohl eher illusorisch. Vielleicht könnte ja jeder der Teilnehmer nochmal seinen Lieblingsfilm oder auch Lieblingsbuch vorstellen?

  • Space Opera - SammelboxDatum28.03.2025 15:21
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Space Opera - Sammelbox

    Things to Come (Was kommen wird)

    GB, 1936

    Ein recht früher, aber doch einflussreicher Science-Fiction-Film nach H.G. Wells.
    Zu Weihnachten des Jahres 1940 feiern ein paar befreundete Personen in der fiktiven Stadt Everytown das Fest des Friedens, darunter auch die Herren Cabal und Dr. Harding. Bei einem Gespräch über das Thema Krieg gibt es unterschiedliche Meinungen über dessen Auswirkungen, doch bald schon bringt die raue Wirklichkeit die Wahrheit ans Licht. Denn tatsächlich sind feindliche Flugzeuge im Anflug, die Welt sieht sich unverhofft im Kriegszustand. Es kommt zu schweren Luftangriffen, die Everytown verwüsten. Die Männer werden zum Frontdienst eingezogen. Hier werden auch moderne Entwicklungen eingesetzt, Panzer greifen in die Kämpfe ein. Giftgas ist nach wie vor eine gefürchtete Waffe.
    John Cabal dient in der Luftwaffe und verzweifelt zunehmend an der Sinnlosigkeit des Gemetzels. Währenddessen mahlt die Kriegsmaschinerie weiter und scheinbar endlos vor sich hin. Der kulturelle Zustand der Völker fällt zunehmend ab, das technologische Niveau sinkt mitunter auf das vorindustrieller Zeit herunter. Mitte der 60er Jahre wird endlich Frieden geschlossen. Doch hat die Bevölkerung schwer unter den Auswirkungen einer weltweit auftretenden und unheilbaren Seuche zu leiden. Lokale Warlords reißen die Macht an sich, in Everytown gelangt ein Mann an die Spitze, der besonders rücksichtslos auf die Erkrankten schießen ließ und sich hinterher als Retter ausgibt und feiern lässt. Genannt der „Boss“.
    Der Boss möchte die wenigen noch vorhandenen, aber mittlerweile funktionsunfähigen Flugzeuge wieder zum Fliegen bringen, da er sie beim Kampf gegen die Nachbargebiete nutzen will. Denn Kleinkrieg wird immer noch oder besser schon wieder geführt. Die paar überlebenden Qualifizierten werden unter Druck gesetzt, unter ihnen auch der kaum mehr handlungsfähige Arzt Dr. Harding.
    Eines Tages kommt ein richtiges funktionierendes Flugzeug aus den Wolken herabgeschwebt, dem ein futuristisch gekleideter Pilot in Schwarz entsteigt. John Cabal ! Er bringt die Kunde von einer philantropischen Vereinigung von Fliegern und Technikern, welche ihren Sitz in Basra hat und wieder weltweit Fortschritt und Kultur bringen sowie alle Staaten auflösen will. Dann endlich soll endgültiger Friede auf Erden herrschen. Davon will der Boss natürlich nichts wissen und lässt den Neuankömmling einsperren. Doch mit Hilfe einiger Verbündeter und sogar Bekannter aus alten Vorkriegstagen kann Cabal entkommen und wieder mit der Befreiungsluftflotte zurückkehren, die mit dem Einsatz von „Friedensgas“ für klare Verhältnisse sorgt. Der Boss findet sein Ende, nach und nach werden auch die anderen Provinzfürsten abgesetzt.
    Im letzten Drittel wird eine neue Welt erschaffen, mächtige Maschinen wühlen sich durch die Erde, und Everytown erstrahlt unterirdisch in einem neuen, aber künstlich erzeugten Glanz. Schließlich ist es das Jahr 2036, ein Nachkomme Cabals regiert die hochtechnisierte Smart City der Zukunft, wo alles technisiert ist, es Bildschirme in sämtlichen Größen, moderne Kommunikationsgeräte, Hubschrauber und sonstigen Schnickschnack gibt sowie die Menschen in den Genuss einer wesentlich längeren Lebenszeit gekommen sind.
    Aber Unzufriedene gibt es auch hier, Ewiggestrige, die alten Zeiten hinterhertrauern und der gerade geplanten ersten menschlichen Mission zum Mond sehr ablehnend gegenüberstehen. Eine aufgewiegelte Volksmenge will die Riesenkanone für die Mondkapsel zerstören. Dem Enkel-Cabal gelingt es mit seinen Getreuen, das junge Pärchen für den Astronauteneinsatz (die eigenen Kinder !) trotz allem auf seine ungewisse Reise zu schicken, sodann den Zaudernden in seinen Reihen einen abschließenden pathetischen Monolog zu halten. Schöne neue Welt !

    In massiven Lettern wird gleich in der ersten Einstellung auf die Mitwirkung von Mr. H.G. Wells bei der Entstehung dieses Filmes hingewiesen. Damals ein sehr bekannter Schriftsteller, auch heute noch vielen als der Autor der Klassiker Die Zeitmaschine oder Krieg der Welten bekannt. Nur wenige wissen allerdings um seine politischen Bestrebungen und seiner Mitgliedschaft in der Fabian Society, einer damals wie heute sehr einflussreichen Organisation, die lieber im Geheimen agiert. Deren Ziel ist die Einführung eines weltweiten sozialistischen Systems, allerdings nicht durch Revolutionen nach Marx- und Lenin-Art, sondern durch langsame Unterwanderung der Gesellschaft. Gegründet durch Mitglieder der Upper Class, verstehen die Fabian Socialists unter Sozialismus nun mit Sicherheit keine Herrschaft der Arbeiterklasse samt Bauern und Angestellten, sondern die Gleichschaltung und -machung dieser 99 Prozent der Menschheit auf einem im Prinzip recht- und besitzlosen Niveau, während sich der unbedeutende Rest der Weltelite natürlich selbstlos um die wirklich wichtigen Sachen kümmert. Obwohl Wells den Fabianern nur einige Jahre angehörte, haben sie doch sein Denken und Handeln weiterhin lebenslang geprägt. Ein großer Teil seines literarischen Schaffens beschäftige sich nicht nur mit zukunftsweisenden Technologien, sondern auch mit dem Thema einer Weltdiktatur. So auch in der Buchvorlage von 1933, die wenige Jahre später eher frei verfilmt wurde von einem Mann namens William Cameron Menzies, welcher in der recht frühen Phase der Filmkunst ein umfangreiches Wirken hatte.

    Die Herren, die im Film am Anfang in gemütlicher Runde plaudern, streiten darüber, ob Kriege nun eher die Entwicklung voranbringen oder abbremsen. Doch bald schon können sie ihre theoretischen Eskapaden in der Praxis prüfen. In gewisser Weise ist es schon bemerkenswert, dass filmisch das Jahr 1940, als die Luftschlacht um England tobte, als Datum für den Beginn des Weltkrieges unter dem maßgeblichen Einsatz der Luftwaffe gelegt wurde. Natürlich wurde damals von allen Seiten schon auf diese Katastrophe hingearbeitet, was Wells sicher gewusst hat. Wenn man bedenkt, dass der massive Panzereinsatz der Wehrmacht bei den ersten siegreichen Feldzügen im realen Krieg angeblich so überraschend kam, so ist der Film auch hier sehr prophetisch, denn allerlei immer weiter fortschreitende Entwicklungen dieses Waffentypus werden gezeigt. Dagegen wurde glücklicherweise Giftgas real nicht mehr masseneingesetzt.
    Sogar das Schicksalsjahr 1945 findet Erwähnung, doch ist das Kriegsende hier noch lange nicht in Sicht. Der „Vater aller Dinge“ sorgt nach einem kurzen technischen Aufschwung hier dann für Stagnation und Niedergang. Man muss es Wells als Ideengeber durchaus zubilligen, die Sinnlosigkeit des Gemetzels aus ehrlicher Überzeugung anzuprangern und als Rückfall in die Barbarei zu entlarven. Natürlich verlief die Geschichte in Realität hier anders, die Jahrzehnte nach 1945 waren in der „zivilisierten“ Welt eher durch Wiederaufbau, Wohlstand und Konsum geprägt, wenngleich auch durch die ständigen Gefahren des Kalten Krieges getrübt und möglicherweise auch durch raffiniertere Formen der Kriegsführung, was nun aber zu weit führen würde. Wells‘ Pessimismus hat sich auch auf den ständigen Angstfaktor einer Pandemie erstreckt, die einen Großteil der Menschheit zu einer Art Zombies macht und zum Tode führt. Übrigens wohl eine Biowaffe. Und Bevölkerungsreduktion hat für die Weltenplaner immer schon eine große Rolle gespielt.
    Als Eugenik-Anhänger war es für Wells wie für viele aus seiner Gilde auch selbstverständlich, dass nur hartes Durchgreifen eine Hilfe bringen und sich nur die Stärksten oder eher Brutalsten durchsetzen würden.
    Leider hat er nie die Machenschaften seiner eigenen Klasse der angelsächsischen Oberschicht in Frage gestellt, denn deren Nutzen an den meisten „Waffengängen“ dürfte wohl beträchtlich höher sein als die des braven Staatsbürgers, egal wo auf der Welt, als Kanonenfutter. Denn die Lösung für alle Probleme liegt nun nach Sicht der Fabian Socialists genau in den Händen ebendieser kleinen Elite von Reichen. Der Film wartet hier allerdings mit einer verschönerten Variante auf. Eine Vereinigung mit dem wohlklingenden Namen Wings over the World kümmert sich nun um das endgültige Wohl des Planeten. Eine selbsternannte Schicht von geheimen Wissensbewahrern, darunter viele Piloten, unter wesentlicher Beteiligung von John Cabal (der Name ist auch eine Finesse), die zum rechten Zeitpunkt Ordnung aus dem Chaos schafft und eine New World Order errichtet, wie es der Film auch tatsächlich so bezeichnet.
    Warum nun das meiste unterirdisch errichtet wird, ist nicht so ganz klar. In einer Geschichtsstunde für die Kinder der Zukunft wird das Wohnen in Häusern mit Fenstern als rückständig beschrieben – Tageslicht muss wohl was Ekliges sein, viel besser ist künstliche Beleuchtung, die den Fortschritt repräsentiert. Naja.
    Eindrucksvoll sind die Trickszenen mit den riesigen Apparaturen, die sich durch die Erde wühlen und später auch die Sequenzen über das Leben im neuen Utopia-Reich. Man spricht über einen kleinen Sender am Handgelenk miteinander, vielleicht eine weiterentwickelte Armbanduhr. Es gibt auch Mini-Hubschrauber zur Fortbewegung. Und vieles andere. Die Kleidung erinnert an das alte Rom, wie die Senatoren in ihrer damalig modernen Kluft würdig dahinschritten. Beachtlich ist die Möglichkeit für jeden Bewohner, auch selbst über einen Riesenbildschirm (fast schon ein Hologramm) zu den anderen zu sprechen. Das Kommunikationsmonopol ist nicht völlig in staatlicher Hand, wahrlich revolutionäre Gedanken für die 30er Jahre. Doch Everytown 2036 ist nur eine Scheindemokratie, eher doch die „sanfte Diktatur“, von welcher Wells gerne schrieb.
    Der Künstler Theotocopulos ist mit der Weiterentwicklung des technischen Fortschrittes um jeden Preis nicht einverstanden. Was seine eigentliche Aufgabe ist, weiß man nicht, denn jede Art von Kunst zur Verschönerung der Umgebung sucht man im technokratischen Reich vergebens, so bleibt ihm wohl nur übrig, den Querulanten zu spielen. Ein von ihm aufgestachelter Pöbel, der sich offensichtlich sehr leicht beeinflussen ließ, möchte symbolträchtig das modernste Gimmick der Techno-Elite zum Teufel schicken.
    Raketengeschosse aus eigenem Antrieb gibt es nicht, eine Riesenkanone dient als Energiebringer für das bemannte Geschoss zum Erdtrabanten. (So ähnlich hatte es Wells auch schon bei seiner Marsianer-Invasion beschrieben). Der gerade amtierende aus der Blutlinie der Cabals, der seinem Urahn seeeehr ähnlich sieht :-), lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, selbst als man feststellt, dass das „Friedensgas“, die Less-Lethal-Waffe seiner Zeit, gerade nicht verfügbar ist. Man verfährt eben nach der alten Fabianischen Taktik. Die Menge wird so lange hingehalten, abgelenkt und getäuscht, bis halt die Kanone ihren Zweck getan hat und die Sache nicht mehr zu ändern ist. Auch von den Spezialeffekten sehr gut gemacht.
    Nun befinden sich zwei Sprößlinge der Führungsschicht auf Erkundungsflug im Weltall, und der Kabalenhäuptling kann nochmal ausgiebig über den ewigen Forschergeist und Erkenntnisdrang der Menschheit philosophieren. Womit er schließlich nicht unrecht hat.

    Things toCome ist mit seinen anderthalb Stunden Spielzeit mit Sicherheit ein Meilenstein des Science-Fiction-Kinos. Die Originalfassung war in Schwarzweiß gedreht, wurde aber später nachcoloriert. Das sieht gar nicht übel aus und kann einigen Charme versprühen. Ich finde die Leistung der Tricktechniker wirklich beachtlich. Reizvoll wie immer bei so alten Streifen, die sich mit unserer Zeit befassen, ist der Vergleich von Vorhergesagtem und Eingetretenen.
    Die unverhohlene Propagierung einer Eine-Welt-Ordnung mit einer fortschreitenden Technisierung nur um ihrer selbst willen hinterlässt zumindest bei mir ein sehr unangenehmes Gefühl. Regt aber zur Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt an.
    Obwohl es im klassischen Sinne keine Hauptpersonen gibt und die Handlung in mehrere Abschnitte zerfällt, gibt es kaum Leerlauf. Jeder, der nicht gänzlich nur auf supermoderne Filme steht, kann durchaus mal einen Blick riskieren.

  • Space Opera - SammelboxDatum04.03.2025 13:13
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Space Opera - Sammelbox

    Der letzte Countdown

    USA, 1979

    Der funkelnagelneue Flugzeugträger „Nimitz“ der US-Navy geht inmitten eines Flottenverbandes auf neue Fahrt. Das Kommando hat Captain Yelland. Eine Rolle für den alten Hasen Kirk Douglas. Ihm zur Seite steht eine erfahrene Mannschaft, zum Beispiel der Offizier Commander Owens, dem noch eine besondere Rolle zufallen soll. Just für diese Fahrt hat sich das Hauptquartier was ausgedacht. Man schickt den von Martin Sheen gespielten „Systemanalytiker“ Lasky mit auf die Reise. Das ist so ein Job, den es unter den verschiedensten Bezeichnungen gibt und dessen Zweck es hier sein soll, verborgene Potenziale im Berufsalltag auf Deck auszuloten. Erfahrungsgemäß sind solche Leute nicht unbedingt wohlgelitten, und auch Lasky schlägt nicht unbedingt eine Woge der Begeisterung entgegen.
    Bald gerät das riesige Schiff in einen seltsamen elektrischen Sturm, der nicht grundlos wie so eine Sequenz aus dem Vorspann eines James-Bond-Filmes aussieht, denn der Tricktechniker war derselbe.
    Das Unwetter verflüchtigt sich so schnell, wie es aufgetaucht ist. Seltsame Dinge passieren, Glenn-Miller-Musik ertönt im Radio, uralte Funksequenzen werden durch den Äther geschickt, und die restlichen der Fahrzeuge des Konvois sind verschwunden. Wilde Gerüchte über einen Atomkrieg entstehen.
    Als schließlich ein Aufklärungsflugzeug zurück nach Pearl Harbor geschickt wird, sieht man die genau gleiche Konstellation von Schiffen wie am 6. Dezember 1941. Was ist hier los?
    Ganz in der Nähe tut sich Denkwürdiges. Eine Yacht schippert arglos über den Ozean. An Bord befinden sich offensichtlich recht hochrangige Personen aus der Politik. Eigentümer ist der feiste und energische Senator Chapman, ihm zur Seite steht seine nicht nur sehr tüchtige, sondern auch attraktive Sekretärin Miss Scott. Ihr Verhältnis ist rein geschäftlich, wie der Zuschauer erfährt, wenngleich das nur auf den weiblichen Part zurückzuführen ist.
    Auf der Nimitz hat man sich mittlerweile widerstrebend zu der Ansicht durchgerungen, in ein Zeitloch gefallen und direkt am Vorabend des japanischen Angriffs auf die amerikanische Pazifikflotte gelandet zu sein. Das wird durch Erkundungsflüge in Richtung der erwarteten Angreifer bestätigt.
    Die Erkenntnis kommt für die Passagiere auf Chapmans Yacht gerade rechtzeitig, denn die wird jetzt von zwei japanischen Zeros beschossen und versenkt. Zögernd gibt Captain Yelland den eigenen und technisch weit überlegenen Flugzeugen den Befehl zum Abschuss der feindlichen Maschinen. Letzten Endes haben nur Chapman und Miss Scott überlebt und werden zusammen mit Hund Charlie gerettet, auch einer der beiden japanischen Piloten wird geborgen und mitgenommen.
    Nun wird es aufregend. Der befehlsgewohnte Chapman trötet lautstark mit allerlei Forderungen herum, gleichwohl kann er sich nicht richtig erklären, wo er sich eigentlich befindet und um welche geheim gehaltenen Wunderwaffen es sich bei der Nimitz und ihren Fliegern handelt. Zarte Bande werden währenddessen zwischen Commander Owens und Miss Scott gesponnen, doch Hund Charlie löst unbeabsichtigt beinahe eine Katastrophe aus…
    Es gibt einen widerspenstigen Kriegsgefangenen, recht blutige Schießereien, einen starrköpfigen Anwärter auf das Präsidentenamt und einen explodierenden Hubschrauber. Zudem fast schon philosophische Erörterungen, denn die Frage zum eigenen Verhalten in dieser Ausnahmesituation hängt bei der Führung des Schiffes als ständiges Damoklesschwert in der Luft.
    Am Ende finden sich die modernen Ami-Flugzeuge auf Konfrontationskurs gegen das historische japanische Geschwader. Muss die Geschichte neu geschrieben werden? Offenbar nicht, wie sich heute feststellen lässt…. :-)

    Der SciFi-Film behandelt keine Invasionen von Aliens oder Vorstöße der menschlichen Rasse in die Untiefen des Weltalls, sondern setzt sich als Handlungsbasis mit dem Phänomen eines Zeitparadoxons auseinander. Man hat sogar einige bekannte Hollywoodstars für die Fast-Revancheschlacht mit den bösen heimtückischen Schlitzaugen bemüht. Negativ fällt die geradezu fetischistische Dauerpräsentation des (damals) modernsten Flugzeugträgers des Weltpolizisten ins Auge, besonders die ungezählten Szenen, in denen startende und landende Kampfflieger auf Deck gezeigt werden, sogar der fast schon sexuelle Akt des Auftankens in der Luft wird ausgiebig ausgekostet. Penetrante Werbung fürs Militär.
    Ansonsten gäbe es zu bemängeln, dass die Rolle von Martin Sheen komplett überflüssig ist. Nicht nur der hehre Berufsstand des Systemanalytikers an sich, sondern auch die Figur, die für die Entwicklung der Handlung gar keine Bedeutung hat, es sei denn, sie diene als Identifikationsfigur für den Zuschauer als Zivilisten unter den ganzen Militärs. Und die Handlung als solche kann eine gewisse Oberflächlichkeit nicht verleugnen. Wobei man das allerdings schon eher auf der Habenseite verbuchen kann, denn auf pathostriefende Theatralik wird weitestgehend verzichtet, die guten anderthalb Stunden vergehen sehr kurzweilig. Die Probleme, die ein Eingriff in die Geschichte haben kann, werden allgemeinverständlich erörtert, so dass der unterhaltende Aspekt bestehen bleibt.
    Auch die Begegnung mit Senator Chapman bekommt ihre Brisanz durch die Tatsache, dass dieser als aussichtsreichster Gegenkandidat zu Roosevelt in der nächsten Wahl bezeichnet wurde, aber seit dem Pearl-Harbour-Angriff als verschollen galt. Und natürlich diskutiert man, ob man mit den überlegenen Waffen in den so lange als vorgezeichnet gehaltenen Geschichtsverlauf eingreifen darf. Es obsiegt natürlich die militärisch „richtige“ Sichtweise, immer und stets gegen die Angreifer des Vaterlandes vorzugehen. Man spürt förmlich, wie es die Filmemacher in den Fingern gejuckt hat, endlich eine filmische Vergeltung nach fast vier Jahrzehnten durchzuführen und das nationale Trauma zu beheben. Wäre aber ziemlich teuer geworden, und außerdem gibt es halt noch die reale Welt da draußen. Eine rechtzeitige Rückkehr des Magnetsturms sorgt dafür, dass alles wieder ins rechte Lot kommt.
    Auf der Strecke sind schließlich neben zwei japanischen Soldaten auch einige amerikanische Matrosen geblieben, wegen eines sehr gefährlichen und nach guter alter Manier bösartigen Japaners, aber auch eines besonders sturköpfigen Amerikaners, der dabei allerdings selber draufgeht und somit auch hier die Historie bleibt wie im Lehrbuch. Zwei lebende Verschollene in der Vergangenheit gibt es auch zu beklagen, doch wie in dieser Sorte Film üblich, erlebt der Zuschauer zusammen mit Mr. Lasky am Ende auch hier noch eine kleine Überraschung.

    Lässt man den propagandistischen Hintergrund des Nimitz-Abenteuers mal außer Acht, bekommt man einen durchaus spannenden und handwerklich gut gemachten Streifen über ein Zeitreise-Erlebnis

  • Space Opera - SammelboxDatum28.02.2025 15:07
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Space Opera - Sammelbox

    Planet der Frauen

    USA, 1958

    Ein „Schätzchen“ der 50er, der auch vielleicht sogar bekannter unter dem Titel In den Krallen der Venus gelaufen ist.

    Der Film spielt in einer damals noch fast dreißig Jahre liegenden Zukunft. Drei Kosmonauten eskortieren den Wissenschaftler Professor Konrad zu einem Außenposten im All. Eine Routinesache – eigentlich. Denn die Station wird vor ihren Augen mit ominösen Strahlen zerstört. Verdammt. Nun machen die Strahlen Jagd auf die Raumrakete. Sie wird heftig durchgeschüttelt, ein kleines Spielzeug mit beweglichem Hintergrund. Plautz macht die Kapsel dann irgendwann im Eis eines Planeten. Die betäubten Insassen werden wach und unternehmen erste Schritte. Jetzt schon in einem Urwald. Wo der auf einmal herkam?
    Professor Konrad ist klargeworden, dass sie sich nur auf einem Planeten befinden können: der Venus.
    Die Burschen sind aber nicht alleine, denn es finden sich bald schon die ersten Bewohner ein. Im ersten Moment eine Freude für die Jungs von der Raumflotte, handelt es sich doch um durchweg attraktive Angehörige des weiblichen Geschlechts in kurzen Röcken und allem, was so dazugehört. Doch die Mädels sind den Herren unfreundlich gesonnen, man schleppt sie in die Basis zur Herrscherin der venusianischen Damenrunde, die die Eindringlinge als Feinde betrachtet. Yllana heißt sie und verbirgt ihr Gesicht hinter einer Maske. Erdlinge sind kriegslüsterne Feinde, Männer generell besonders schlimm, so lautet ihre Devise. Am besten fort mit ihnen, also die Rübe runter. Aber, gottlob, nicht alle denken so. Es gibt im Untergrund sogar eine Oppositionsbewegung zur hartherzigen Königin. Angeführt wird sie von Talleah, die eine Rolle der damals bekannten Schauspielerin Tza-Tsa Gabor ist. Auch einige der Bewacherinnen sind schon bald beim Anblick der wackeren Space-Force-Boys dahingeschmolzen. Denn wozu die hübschen Beinchen zeigen, die Gesichter jeden Tag stundenlang schminken und die Haare noch länger stylen, nur um sich gegenseitig Komplimente zu machen oder schlimmer noch nach den Regeln der alten weisen Frau Sappho leben? Hier warten starke männliche Arme auf Umarmungen, zu denen das willige Fleisch der Amazonen drängt.
    Den vier Astronauten vom Planeten Erde wird bald klar, dass hier endlich wieder mal der Mann das Sagen haben muss. Denn alles Übel fing auf der Venus damit an, als damals Krieg mit irdendeinem anderen Planeten herrschte und die Herren damit so in Anspruch genommen waren, dass die Weiber hinterrücks die Macht an sich reißen konnten. Die Männer wurden auf einen Mond verbannt.
    So geht es dann in dieser Form weiter. Yllana ist nur so böse geworden, weil ihr Gesicht damals entstellt worden ist und sie kein Mann mehr anschauen mag. Ihr Hass ist grenzenlos, sie will auch die Erde mit ihrer Strahlenmaschine zerstören. Doch auch sie ist nur ein schwaches Weib, denn sie verzehrt sich geradezu nach dem Anführer Captain Patterson, der es aber einfach nicht fertigbekommt, das Opfer für den blauen Planeten zu bringen und, Yllanas verunstaltetes Gesicht vor Augen, die begierigen Kusslippen des nach Liebe schreienden Weibes zu befriedigen. Übel natürlich, denn die so Verschmähte lechzt umso mehr nach Rache…
    Die unsäglich dumme Geschichte dröppelt dann noch ein bisschen weiter, man flieht in ein Versteck, wo noch eine komische Riesenspinne auftaucht, dann gibt es ein Intrigenspiel mit falscher und echter Yllana, und endlich – die Spannung ist kaum mehr zu ertragen :-) – drückt die grausame Herrscherin auf den entscheidenden Knopf zur Pulverisierung des vierten Planeten…. Klar ist, dass alles anders kommt als angedacht, alles ist zum Schluss so richtig gut, und das Heldenquartett kann sogar noch ein Jahr Extraurlaub auf dem Planeten der Liebe mit der unausgelasteten Schar seiner Bewohnerinnen herausschlagen.

    Wenn man bedenkt, wie die guten alten Connery-Bond-Filme nur noch mit Warnhinweisen auf die zu erwartenden Schrecken (wegen der flapsigen Sprüche des alten Casanovas selbstverständlich, nicht etwa wegen der gezeigten Tötungen und Folterungen) gesendet werden, so sollte bei den Erlebnissen der vier Mannsbilder auf der notgeilen Venus ja im Prinzip ein Dauerstandbild mit entsprechendem Text im Hintergrund nötig sein. Der plumpe und vollkommen unschuldig vorgetragene Sexismus kann sogar für etwas Erheiterung sorgen, denn die cleveren Astronauten machen sich durchaus logische Gedanken und kommen beispielsweise zu dem Schluss, dass so komplexe Vorrichtungen wie der sogenannte Betastrahlenreaktor nur von Männern entworfen worden sein kann und nicht von Frauen, denn die können ja noch nicht mal richtig Auto fahren… Wobei der Film wohl kaum mehr noch in irgendeinem Programm auftauchen dürfte.
    Weiter berichtenswert ist wenig. Die Kulissen einschließlich des benannten „Reaktors“ scheinen aus bemalten Pappstücken zusammengesetzt zu sein. Wahrscheinlich ist der ganze Film ausschließlich im Atelier gedreht worden.
    Die Strahlenwaffen der Leibgardistinnen sehen aus wie russische WK-2-Maschinenpistolen, denen das Magazin abgenommen wurde. Das einzig positive ist irgendwie die unnatürliche Buntheit aller Gegenstände auf der Kunst-Venus, und die knappen Outfits der Komparsinnen sind für die damalige Zeit sicher auch sehr gewagt.
    Wer die Erlebnisse von Captain Patterson und seiner Crew auf dem Frauenplaneten noch nicht gesehen hat, hat mit Sicherheit nichts wesentliches versäumt.

  • Neues vom Hexer (1929)Datum28.02.2025 12:30
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Neues vom Hexer (1929)

    Zitat von Savini im Beitrag #2
    Interessant, dass hier (ebenso wie in einer Geschichte aus dem Sammelband um das "silberne Dreieck") das Thema Mädchenhandel bei Wallace selbst auftaucht, dass bei den Rialto-Filmen ab 1964 bekanntlich auch öfter vorkommen sollte.

    Ich glaube sogar, im Zusammenhang mit sämtlichen Erzählungen um die Drei Gerechten wird das Mädchenhandel-Thema mehrmals erwähnt.
    Die Problematik war wohl auch so ein Schreckgespenst des beginnenden 20. Jahrhunderts. Weiße Mädchen bzw. junge Frauen, die in Bordelle ins Ausland verschleppt wurden, auch nach Südamerika, besonders Argentinien. Hab vor längerer Zeit da mal was gelesen, viele Fälle sind dokumentiert. Naja, Menschenhandel ist auch heute noch ein besonders einträgliches Geschäft der Schattenmächte.

    Zitat von Savini im Beitrag #2
    Solche Verkleidungen wirken schon im Buch mitunter unglaubwürdig, im Hörspiel oder Film natürlich noch viel mehr. Entweder, weil jemand selbst unter der Maske noch zu erkennen ist (wie in der "weißen Spinne"), oder weil man bis zur Demaskierung jemand anders spielen lässt und so suggeriert, jemand habe nicht nur dieselbe Größe und Statur, sondern könne auch noch Gang und Stimme perfekt imitieren, so dass darauf selbst die hereinfallen, die das "Original" seit Jahren kennen.

    Im Prinzip wird das ja noch verschärft durch die Verwendung von Masken, besonders dann in den sechziger Jahren in allerlei Filmen. Sieht wie ein damals beliebter Gag aus.

    Zitat von Savini im Beitrag #2
    Generell kontrastiert die Darstellung von Scotland Yard als unfähig hier sehr mit Wallace´ sonstigem Werk; aber wenn die Identifikationsfigur jemand ist, der außerhalb des Gesetzes steht, lässt sich das wohl nicht vermeiden.

    Deshalb auch die besondere Abneigung des Hexers gegen Polizeikritiker. Er sieht sich selbst auch nur als letzte Alternative, die gewissermaßen berechtigt ist, klüger als Scotland Yard sein zu müssen. Das wird auch sehr deutlich von Wallace so rübergebracht.
    Eher ungewöhnlich ist das Auftreten des unsympathischen Inspektor Mander. Der auch Protektion durch Beziehungen bei seinen Vorgesetzten hat. In einer Geschichte erwähnt Edgar Wallace auch mal wieder das Auftreten von schwarzen Schafen bei den Hütern für Recht und Ordnung. Ansonsten bezichtigt er gleich unbekümmert in der ersten Hexer-Story die Pariser Polizei hochgradiger Bestechlichkeit bis in die Spitzen, gefolgt von dem moralisierenden Fingerzeig, dass solcherlei Vorgänge im guten alten England undenkbar wären.

    Zitat von Savini im Beitrag #2
    ... oder auch als eine Ein-Mann-Version des A-Teams, da er Menschen hilft, die von übermächtig erscheinenden oder vom Gesetz nicht zu belangenden Gegnern bedroht werden, dabei aber selbst stets auf der Flucht ist.

    Möglicherweise auch ein beliebtes Thema (?). Gab da mal irgendso eine Ami-Serie, ein Gesetzloser, der selber Gesetzlose jagt.

    Zitat von Savini im Beitrag #2
    Eine Randnotiz: Es fällt auf, dass bei Wallace trotz aller patriotischen Elemente britische Politiker (wenn sie denn mal vorkommen) nicht unbedingt gut wegkommen...

    Stimmt schon. Der lüsterne Mr. Willings beim Roten Kreis ist besonders auffällig. Inspektor Parr steht auch auf der Seite der Opposition zum Premierminister, entsprechend kühl ist auch die Atmosphäre.
    Im Roman Der jüngste Tag agiert der Ministerpräsident regelrecht diktatorisch. Und die anderen hochrangigen Mitglieder der Regierung sind da nicht besser.
    In den Afrika-Erzählungen werden die Regierungsmitglieder, wenn es sie mal in die fernen Gegenden verschlägt, stets als unfähig hingestellt.
    Interessanterweise wollte Wallace aber selber auch in die Politik gehen. Seine Bemühungen für die Liberalen Anfang der dreißiger Jahre endeten aber eher in einem Desaster.

  • Da werde ich mir mal zumindest dann den Fall Salinger im neuen Look besorgen, den hab ich nämlich noch nicht gelesen. Ich muss sagen, dass mir die Tim-Frazer-Reihe besser gefällt als Paul Temple.
    Die Kürzungen in den Goldmann-Büchern sind schon merklich. Bei der hier besprochenen Ausgabe springt die Handlung auf einmal mitten in die plötzlich demaskierten Verschwörer hinein, ohne dass es vorher auch nur eine Andeutung gab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Original so aufzufinden ist.

  • Thema von Dr. Oberzohn im Forum Francis Durbridge

    Tim Frazer weiß Bescheid

    Im beschaulichen walisischen Urlaubsörtchen Melinfforest hat es einen rätselhaften Mord an einer jungen Frau gegeben. Die Ermittlungen treten auf der Stelle, die Polizei fragt dezent bei Mr. Ross vom Geheimdienst an, ob es da wohl Zusammenhänge geben könnte. Es stellt sich nach anfänglicher Unklarheit heraus, dass die unbekannte Tote in Wirklichkeit die Geheimagentin Thackery war, die man jedoch in Hongkong wähnte. Unter ihrem Namen ist nun aber schon eine andere Dame wieder ins gelobte Mutterland gekommen, hat Oberst Lockwood aus Ross‘ Team am Flugplatz ein Tonband übergeben und war daraufhin bald spurlos verschwunden. Der Tonträger enthält nur die Aufzeichnungen eines walisischen Volksliedes, gesungen von einem chinesischen Kinderchor unter Anleitung der originalen Miss Thackery.
    Nur wird der Mann für besondere Fälle aktiv – Tim Frazer. Zusammen mit Lockwood auf unterschiedlichen Wegen nach Melinfforrest geschickt, quartiert sich Frazer in Mrs. Chrichtons Pension ein, wo auch die Ermordete gewohnt hatte. Die Inhaberin ist bemüht-geschwätzig, ihr älterer Bedienter Davy dagegen mürrisch-verstockt. Als Pensionsgäste stellen sich der redselige Mr. Roberts heraus, welcher (zu Mrs. Chrichtons ständigem Schrecken) gerne laute Musik hört, oder auch Dr. Vincent, dessen Leben nur aus Golfspielen zu bestehen scheint.
    Fraser nimmt Kontakt zu Mr. Thornton auf, einem Immobilienhändler, mit welchem auch Miss Thackery in Verbindung stand. Thornton hat eine sehenswerte Sekretärin. Diese Eve Bennett war die falsche Thackery und steht bald darauf Tim Fraser in einem abgelegenen Haus mit einem Revolver in der Hand gegenüber. Ein Schuss knallt. Tim Fraser überlebt und findet die Attentäterin bald neben einem Autowrack am Rande einer gefährlichen Kurve wieder, getötet durch einen Brieföffner mit chinesischen Schriftzeichen…
    Der Leser findet sich hier wieder mitten in einer typischen Durbridge-Handlung wieder. Der Brieföffner führt direkt zu Mr. Roberts in der Pension zurück, war wohl aber doch nur eine falsche Fährte, oder…? Weitere ähnliche Brieföffner tauchen auf, und auch das seltsame Volkslied ertönt mal wieder ganz unschuldig.
    Die Ortspolizei in Gestalt von Inspektor Royd würde Frazer gerne in die Zange nehmen, aber auf Weisung von oben kehren sich da die Verhältnisse um. Eine Spur führt Frazer ins Kowloon-Hotel. Dessen Besitzer Laurence James ist ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann. Jede Menge dunkle Geheimnisse schreien geradezu nach ihrer Lüftung. So geht es dann weiter, man versucht Frazer zu einzuschüchtern, zu betäuben und bald auch durch gedungene Helfer umzubringen. Inoffizielle Verstärkung bekommt der Geheimagent Ihrer Majestät durch die Reporterin Rita Coleman, ehemals schon im Fall der Mordsache Falsche Miss Thackery aktiv. So fügt sich Steinchen an Steinchen, Identitäten werden entschleiert, der Grund für die ganze Affäre dargelegt und der bzw. die Täter in einem aufregenden Finale gestellt.

    Verfolgt man die Vita der Entstehungsgeschichte des vorliegenden Buches, so geht das Grundgerüst der Fabel über allerlei Drehbücher, Zwischenstände, Unveröffentlichtes usw. bis in die Fünfziger Jahre zurück, jedenfalls nach meiner Lesart. Kann aber auch anders sein, jedenfalls ist der Roman aus der Spätphase von Durbridge äußerlich ziemlich modern, während der eher unspektakulär daherkommende Auslöser des Falles, ein Wissenschaftler, der vom bösen Osten in den guten Westen wechseln will (allerdings nicht völlig selbstlos), irgendwie schon etwas anachronistisch wirkt, so richtig Kalte-Krieg-Story halt. Bleibt aber recht farblos und eher so eine Art menschlicher McGuffin. Sonstig gibts vertraute Zutaten, die Pension mit verdächtigen oder eher demonstrativ unverdächtigen Gästen, zwielichtige Geschäftsmänner in der Stadt, begehrliche Ladies mit Geheimnissen, dumpfe Leute fürs Grobe und allerlei mysteriöse Gegenstände, Brieföffner, Feuerzeuge, das gute alte Volkslied… Der Autor bleibt dabei im Großen und Ganzen in seinem Fahrwasser. Ungewöhnlich erschien mir bei dem Buch zumindest in der ersten Hälfte der sehr lyrische, anschauliche Stil, in dem die Beschreibung von Dingen, Orten, Personen erfolgte, Wales scheint eine Reise wert zu sein. Spätestens nach Eve Bennets Ermordung wechselte der Modus hin zu knapperen dialoglastigen Szenen. Recht spät werden immer mal Personen eingeführt, die engagierte Reporterin Rita Coleman ist im Prinzip nur dafür da, Mr. Frazer vor einer Falle zu warnen, ihr Auftritt wirkt etwas bemüht und hinterhergeschoben. Frazers Mitstreiter Lockwood kann zwischendurch die eine oder andere Anregung geben, die etwas missgünstige Polizei wird auf Handlangerdienste reduziert.
    Tabakwerbung ist wie üblich sehr präsent, obwohl es im Zusammenhang damit sogar ein kleines gadget gibt. Die Auflösung wirkt schon stimmig, wenngleich auch hier sicher emsiges Nachgraben nach Logikfehlstellen die eine oder andere Frucht zutage fördern würde. Das Ende des Buches nach In-Falle-Tappen-Lassen der Bösewichte ist teilweise aus Sicht eines der Verschwörer geschrieben, denn es schließt sich noch eine spannende Verfolgungsjagd an. Dann ist auch abrupt Schluss, überhaupt ist die Story besonders im letzten Drittel ein wenig holperig, wahrscheinlich wieder mal Kürzungen, um noch das Taschenbuchformat von knapp 160 Seiten zu erreichen(?)

    Der Kriminalroman Tim Frazer weiß Bescheid bietet zuverlässig entspannende Lektüre, auch vielleicht für Leser, die die Verfilmung Das Messer kennen, denn der Haupttäter ist im Buch ein ganz anderer.

  • Neues vom Hexer (1929)Datum14.02.2025 20:31
    Thema von Dr. Oberzohn im Forum Romane

    Neues vom Hexer

    Originaltitel: Again the Ringer
    Erscheinungsjahr: 1929


    Hauptpersonen:

    Henry Arthur Milton – Der Hexer
    Chefinspektor Bliss – Hauptermittler bei Scotland Yard
    Inspektor Mander – Bliss‘ unsympathischer Untergebener


    Handlung:

    Der Hexer ist ein Mann, der sich der Selbstjustiz verschrieben und in dieser Funktion am Ende eines längeren (fast schon langatmigen) Romans einen verabscheuungswürdigen Rechtsanwalt mit dem Stockdegen aufgespießt hatte. Mit Hilfe seiner Frau war der Vigilant sogar der offiziellen Justiz entkommen. Waren für diese Tat ausschließlich noch private Rachemotive ausschlaggebend, so zeigen die siebzehn Geschichten um den „Ringer“ im wenige Jahre später erschienenen Folgeband einen Mann, für den Nachhilfe in Sachen Gerechtigkeit generell eine große Rolle spielt und der Zeit und Geld im Überfluss hat, um seiner Leidenschaft zu frönen. Dabei geht der Hexer nicht zimperlich vor. Seine Verkleidungskunst ist legendär, er schlüpft gerne in verschiedene Rollen. Sein Gegenspieler in den Reihen der Kriminalpolizei, der ältere knarzige Chefinspektor Bliss, behauptet dann, dass der Hexer tatsächlich die jeweilige Person ist. Es gelingt ihm trotz seiner Schläue nicht, den selbsternannten Rächer zu erwischen. Noch weniger Chancen hat Bliss‘ ungelittener Mitarbeiter Inspektor Mander, ein großsprecherischer Karrierist.

    Milton bekommt es bei seinen Aktionen mit allerlei Gelichter zu tun:
    Ein reicher Lebemann ist für den Tod einer jungen Schauspielerin verantwortlich, sein vieles Geld nützt ihm bei der Pariser Polizei, aber nicht beim unbarmherzigen Hexer!
    Ein unschuldig zum Tode Verurteilter soll beim galligen und unwilligen Innenminister Aufschub bekommen, das dem auch so ist, bedarf der tatkräftigen Nachhilfe Mr. Miltons.
    Trotz einer nachdrücklichen Warnung missbraucht ein brutaler und eitler Raubmörder weiterhin den Namen des Hexers. Das kann letztlich nur eine Konsequenz haben!
    Ein Mutter-Sohn-Gespann betreibt einen florierenden Mädchenhandel. Der Hexer sorgt dafür, dass die beiden ähnliche Schicksale erleiden wie ihre Opfer, die entführten Töchter und ihre Eltern.
    Unter den Augen der Polizei nimmt Milton Rache an einem Großbetrüger, indem er den Mann in seinem Hotelzimmer selbst trickreich seines wertvollen Schmuckes beraubt.
    Besonders verhasst sind dem Hexer Erpresser, mit einem derartigen üblen Exemplar macht er schließlich kurzen Prozess und verschönert gleichzeitig ein Blumenbeet.
    Wenn ein hartherziger Vermieter und Spekulant sich mit Arthur Milton anlegt, dann gibt er nicht nur unfreiwillig ein großes Weihnachtsessen für seine Mieter aus, sondern wird viel ärmer.
    Es gibt in London einen gewitzten Safeknacker, der auch seinen Totschläger nach Meinung Miltons zu gerne benutzt. So erwartet ihn bei seiner (endgültig) letzten Tresoröffnung eine böse Überraschung.
    Eine junge Dame hat mit Erpressungen von ungestümen Mannsbildern ein gutes Auskommen. Doch der Hexer findet ihren Schwachpunkt und führt die Widersträubende nachdrücklich auf die rechte Bahn.
    In den Schweizer Alpen sucht sich eine Kartenbetrügerbande ihr neuestes Opfer. Arthur Milton ist auch hier nicht weit und verhilft dem Boss zu einem Skiausflug mit unangenehmem Ende.
    Chefinspektor Bliss‘ Pflichten ziehen die Rache eines verliebten Geldfälschers auf ihn. Es kostet den Hexer einige Mühe, das Leben des Kriminalisten zu retten und den Hintermann bloßzustellen.
    Während Bliss einer Falschgeldbande auf der Spur ist, will der vorlaute Mander mit Hilfe eines diensteifrigen Constables eine Falle für den Hexer stellen. Das geht natürlich erheblich schief.
    Das zufällig geknipste Foto des unmaskierten Hexers will eine betrügerische Hobbyfotografin für ihre Rache verwenden. Doch ihr ebenfalls krimineller Ehemann macht den Plan unfreiwillig zunichte.
    Milton kommt einem erbschleichenden Arzt und Mehrfachmörder auf die Schliche. Nach dem letzten Verbrechen kann er der Polizei die Beweise für die Hinrichtung des Unholds liefern.
    Zwei brutalen Schlägern gibt der Hexer die gleiche „bittere Medizin“ zu kosten wie einem rücksichtslosen Pistolenheld. Ihre Rachegelüste führen sie zusammen, wobei es nur einen lachenden Dritten geben kann !
    Arthur Milton hält einen Mann vorm Selbstmord ab und verschafft ihm mit halbseidenen Methoden nicht nur das geprellte Erbe zurück, sondern sich selbst auch eine große Genugtuung.
    Inspektor Mander hat sich endgültig bei Milton in Misskredit gebracht, genauso wie ein nichtsnutziger schweinezüchtender Herzog. Hexers Rache an den beiden ist boshaft, aber gerecht.

    Der Hexer bleibt stets auf freiem Fuß, jedes der gut zehn Seiten umfassenden Abenteuer lässt ihn als Sieger hervorgehen. Es gibt sozusagen auch hier ein Happyend.


    Bewertung:

    Nach dem enormen Erfolg, den das Theaterstück und auch der Roman über den Hexer hatten, schob Edgar Wallace noch weitere Erlebnisse seines Helden hinterher. Die Geschichten sind grundsätzlich gut lesbar, qualitativ gibt es halt Unterschiede, doch die Dichte und Atmosphäre seiner Schreibe ist stets gegeben. Es gibt keine Liebesqualen auszustehen, ein großer Pluspunkt. Auch Wenigleser werden sich aufgrund der Kürze der einzelnen Stories an das Buch heranwagen können.
    Der Hexer ist ein Mann, der unter sehr vielen Identitäten an sehr vielen verschiedenen Orten lebt. Der Polizei gelingt es nur selten einmal, eine seiner Tarnadressen zu ermitteln, da ist der Gesuchte aber schon über alle Berge. Sogar in Arabien hat Milton ein Versteck, Erinnerung an den Weltkrieg. Wie ein einzelner Mann ein solches Pensum bewältigen kann, ist schon erstaunlich, denn nebenher hat er ja auch noch Zeit, seine Vorstellungen von besserer Justizia umzusetzen. Durch seine vielen Kontakte erfährt der ringer aber auch von allerlei Unrecht. Meistens sind es Nachbarn, Mitmieter, Vermieter, Freunde oder schlicht sympathische Zufallsbekanntschaften, die er unter einer Deckadresse kennenlernt und denen Schlimmes widerfährt. Sie sind in der ungleichen Gesellschaft nicht in der Lage, sich angemessen zu wehren. Da springt dann Mr. Milton ein, neben seinem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden sind auch hier oft private Motive zumindest der Auslöser, sich mit dem ursächlich jeweiligen vom rechten Tugendpfade abgekommenen Zeitgenossen näher zu beschäftigen. Eine Hotelmitbewohnerin, die tödlich „verunglückt“, eine Vermieterin, die erpresst wird, eine Freundin seiner Ehefrau, die geschlagen wird – der Hexer interessiert sich für ihr Schicksal ebenso wie für das des Mannes, der ihm mal bei einem Autounfall gerettet und nun erpresst wird oder für das seiner Nachbarin mit Kleinkind, die von einem hartherzigen Hausbesitzer im Stich gelassen wird. Für die Verursacher brechen nun schlechte Zeiten an...
    Eine Gruppe von Menschen, die Milton besonders reizt, sind Kritiker an der Polizei, die häufig Briefe an Zeitungen schreiben und sich über die Erfolglosigkeit bei der Hexerjagd beschweren. Wie sich herausstellt, haben diese Leute oft einige Leichen im Keller. Ihnen vergibt das Objekt ihrer Abscheu genauso wenig wie Zeitgenossen, die den Hexer persönlich angreifen.
    Das Ethos des Rächers der Armen und Enterbten ist durchaus hoch. Er richtet nur selber Menschen (mitunter völlig „hin“), wenn es keine Möglichkeit gibt, die offizielle Justiz dazu zu gebrauchen. Allerdings nimmt er es damit nicht immer so ganz genau, etwa den Beschmutzer seines Namens findet man aufgehängt mit einem beigefügten Geldschein für das ausgefallene Salär des Henkers.
    Obwohl der Hexer ein Meister der Verwandlung ist, kann man es logiktechnisch sehr kritisch sehen, wenn er bekannte Persönlichkeiten imitiert und auch erfahrene Polizisten damit täuscht. So gut kann doch nun keine Maskierung sein ! Schon eher wahrscheinlich ist seine Begabung im Zusammenhang mit der Darstellung „neuer“ Identitäten. Es gibt die Erzählung über einen Schweizer Oberkellner, wo Wallace sogar den Leser gekonnt aufs Glatteis führt. Andere Stories enttäuschen eher wegen ihrer doch zutage tretenden Unwahrscheinlichkeit, etwa wie der Meister der Täuschung ein ganzes Hotel voller Polizisten an der Nase herumführt. Die schaurig-grausame Begebenheit dagegen mit dem unheimlichen Dr. Lutteur, der es auf das Erbe hochbetagter Senioren abgesehen hat und einige seiner Frauen umbringt, ist sehr kompakt und dramatisch geschildert und wäre sicher guter Stoff für eine längere Erzählung gewesen.
    Auf Seite von Scotland Yard gibt es als Hauptperson den sehr knurrigen Chefinspektor Bliss, der trotzdem das Herz auf dem rechten Fleck hat. Ein zäher Ermittler, wenn er schon keine Sympathie für Henry Arthur Milton hat, so doch wenigstens Achtung vor dessen Ehrgefühl. Dagegen verabscheut er seinen Mitarbeiter Inspektor Mander, teilt diese Abneigung mit dem Hexer. Mander ist ein großmäuliger Narzisst, karriereversessen und hinterhältig, zumindest aber von gewisser Tüchtigkeit und Tapferkeit. Die verbalen Wortgefechte zwischen Bliss und seinem unbeliebten Mitstreiter sind sehr humorvoll gehalten, dabei zieht Mander stets den kürzeren. Manders Neigung, peinliche Briefe an Zeitungen zu schreiben, sorgt immer wieder für Erheiterung. Auch der Hexer schreibt gerne Briefe, er setzt sowohl die Polizei als auch seine Opfer in spe über seine Ziele in Kenntnis, ist aber einfach zu clever.
    Bei seinen Aktionen ist er mitunter sehr rücksichtslos, er setzt seine Pläne konsequent um. Man möchte ihn lieber nicht zum Feind haben. Mord, gefährliche Körperverletzung, schwerer Diebstahl, Betrug und Urkundenfälschung sind nur die augenfälligsten Delikte, die man ihm vorwerfen kann. Natürlich sieht er sein Handeln selbst nicht so, und sein Schöpfer Edgar Wallace hat ihn mit unverhohlener Sympathie bedacht. Man könnte ihn mit einiger Berechtigung im Vergleich zu den populären Büchern eines französischen Autorenduos als eine Art Gegen-Fantomas auffassen.

    Die Kurzgeschichten um den berühmt-berüchtigten Hexer lassen sich in einem Rutsch weg lesen, oder auch wohldosiert, je nach Geschmack.


    Leseexemplar:

    Den ersten Kontakt zu Henry Arthur Miltons Abenteuern hatte ich mit dem Büchlein Geschichten vom Hexer aus dem Kinderbuchverlag der DDR. Ich denke mal, die Übersetzung ist da sehr werkgetreu, aber es sind nur dreizehn Geschichten samt Nachwort darin versammelt.
    Weiterhin gibt es als letzte Wallace-Neuübersetzung für den Heyne-Verlag gleichlautend zu Goldmann das Buch Neues vom Hexer. Darin sind alle siebzehn Stories enthalten, die Übersetzung ist möglicherweise etwas sorgfältiger als die der jetzt gelesenen Goldmann-Jubiläumsausgabe von 1990 mit ca. 180 Seiten Text, die offiziell noch von Friedrich Pütsch stammt, aber sicher schon „überarbeitet“ ist. Vor allem fehlt darin das Kapitel über das wohlverdiente Ende des brutalen Schränkers Mr. Bash vollständig.


    Verfilmung:

    Der zum Buchtitel gleichnamige Film aus dem Jahre 1965 ist in der Nachfolge des ersten Hexer-Films der Rialto zu sehen. Neues vom Hexer bietet eine schaurig-schöne Geschichte über einen Bösewicht im Hintergrund, welcher seine ungeliebte Familie ausrotten lassen will. Über den adeligen Curtains scheint ein Fluch zu liegen. Erst findet man den alten Lord erschossen an seinem Schreibtisch vor, kurz nachdem ein Schuss mit langem Todesschrei ertönte. Dann erwischt es die Lady, später den Neffen, der sich selbst schon mordend in den Fängen des Unbekannten verstrickt hatte. Auf den Sohn des Paares im Kindesalter sowie auf eine entfernte Nichte werden Mordanschläge verübt. Der Hexer ist emsig dabei, die Untaten des Oberschurken samt seiner gedungenen Helfershelfer zu vereiteln, denn man hatte versucht, ihm das erste Verbrechen in die Schuhe zu schieben. Das geht mal gar nicht !
    Wieder ist Rene Deltgen als Hexer zu sehen (für meinen Geschmack ist der zu alt für diesen Part), Margit Trooger als Cora Ann Milton -die stets ironische Ehefrau-, Eddi Arent als Finch und Diener des Pärchens sowie Heinz Drache als forscher Polizei-Ermittler Wesby sowie Siegfrid Schürenberg als unvermeidlicher Sir John. Klaus Kinski bleibt als killender Butler der geschundenen Familie Curtain in Erinnerung, ebenso Brigitte Horney als nach allen Seiten hin undurchschaubare Schwägerin Lady Aston. Barbara Rütting ist Margie, die arme, aber eigenständige Verwandte, die trotzdem mit in den Strudel gezogen wird. Der Kinderdarsteller Teddy Naumann hat einen besonders imposanten Auftritt als unfreiwilliger Raubtierbändiger. Auch sonst sind viele gute Schauspieler mit im Rennen. Die Handlung wechselt von kammerspielartigen Szenen auch mal in mehr actionbetontere Bereiche, wie einer Schießerei in einem Lagerhaus mit gefährlichen exotischen Tieren. Es kommt zwischendurch sogar zu einem Bündnis des inoffiziellen Verbrecherjägers mit seinen staatsangestellten Konkurrenten.
    Der Film hat wirklich eine gewisse bedrohliche Atmosphäre. Klaus Kinski erhebt sich zu Beginn dracula-mäßig aus einem Sarg (warum auch immer er das tut…), ein Toter fährt im Rollstuhl auf Schienen in einen Fahrstuhl, Kinski spielt Harfe mit baldiger spektakulärer Ermordung von Lord und Lady… Vieles bleibt im Gedächtnis haften. Albern und unglaubwürdig sind die vielen Maskeraden des Hexers, aber auch die von anderen Personen. Großer und vieldiskutierter Minuspunkt ist sicher auch das Fehlen eines klassischen Whodunits, denn der am Ende vom Hexer zur Strecke gebrachte Hintermann ist ein völlig neues Gesicht.

    Wieviel vom Buch steckt noch im Film? Im Prinzip Nullkommairgendwas. Das unverzeihliche Delikt eines Kriminellen, den Namen des Hexers für die eigenen Verbrechen zu kopieren, ist aus der dritten Story des Buches entnommen, der kaltblütige räuberische Killer Joseph Ellroyd findet sein Pendant im rachsüchtigen Serienmörder Philipp Curtain im Film. Das war es im Prinzip auch schon. In der zweiten literarischen short story über den Hexer findet sich der recht eigensinnige und böswillige Innenminister mit dem schönen Namen Strathpenner, welcher von Milton gefesselt in einem Nebenraum sitzt, während der in des Ministers Verkleidung einen Urteilsaufschub in einem fragwürdigen Fall durchsetzen will. Die filmische Anspielung ist meiner Ansicht nach in der Gerichtsverhandlung mit dem von Meyerink verkörperten Richter Matthews gegeben, wo eine ähnliche Konstellation vorliegt.
    Übereinstimmungen von Personennamen in Buch und Film sind durchaus möglich, aber nicht auffällig. Hab ich nicht drauf geachtet. Der Hinweis im Film auf die Seite 104 im Buch ist eine komplett falsche Spur, es geht in der Goldmann-Ausgabe dort jedenfalls nicht um einen Mordanschlag auf eine nette Person, die dem Hexer am Herzen liegt, sondern um das Falschspieler-Trio, das diesmal in der Schweiz mit gezinkten Karten zocken will und an den Falschen gerät.
    Leider hat man die beiden Scotland-Yard-Beamten Bliss und Mander völlig außen vor gelassen. Neben Sir John schnüffelt stattdessen Inspektor Wesby herum, ein Überbleibsel aus dem ersten Hexer-Film, den es im gleichlautenden Roman auch gegeben hat, allerdings nicht mit australischem Hintergrund. Man könnte die beiden mit gutem Willen so als glattgebügeltes Bliss-Mander-Gespann durchgehen lassen.
    Miltons Diener und Mitstreiter Finch ist immer noch eine Erfindung. Im Film nimmt auch Mrs. Milton einen breiten Raum ein, während sie ihr Ehemann im Buch nur mal kurz erwähnt und sie dann in der letzten Geschichte noch einen kleinen Auftritt hat, als "Honigfalle" für den blasierten Inspektor Mander.
    Obwohl die Fabel des zweiten Filmes über Wallace' Selbstjustizhelden kaum mehr was zu tun hat mit seinen Auftritten im Buch Neues vom Hexer, so atmet der Streifen doch zumindest immer noch den Geist der klassischen Schwarzweiß-Ära der Serie.

  • Zitat von Lord Peter im Beitrag #3
    Letztes Jahr wurde zumindest die Tonspur von "The Second Stain", Cushings erster Folge, entdeckt.

    Die Tonspur wurde entdeckt? Wird denn so was getrennt gelagert? Seltsam, na, da kenne ich mich auch nicht aus. Trotzdem, sich nur den Ton anzuhören, ist wohl eher was für totale Freaks...

    Zitat von Savini im Beitrag #4
    Könnte man den Thread eventuell mit diesem kombinieren?...

    Alter Spürfuchs ! Das ist komplett an mir vorbeigegangen, das es hier schon mal eine Debatte gab. Vor allem vor so langer Zeit. Ich dachte, die Serie wäre bei Pidax relativ neu wieder auf den Markt gekommen .

  • Space Opera - SammelboxDatum08.02.2025 19:09
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Space Opera - Sammelbox

    Krieg der Roboter

    Italien, 1978

    Auch so ein Film, der einem tatsächlich am Verstand zweifeln lässt.
    Irgendwann in der Zukunft werden der alte Professor Carr und seine junge Assistentin Julie aus ihrem Forschungslaboratorium entführt. Schuld daran sind ursächlich ein paar fremdgesteuerte Roboter. Die sehen vom Feinsten aus. Durchweg schlanke Burschen, alle in silbrigweiße Latexanzüge gewandet, auf dem Haupte blonde Perücken im Prinz-Eisenherz-Schnitt. Eigentlich ziemlich dämlich, und genauso benehmen sie sich auch meist, aber momentan sind sie noch die unbekannten Aliens.
    Die Julie, gespielt von Yanti Somer, ist ein apartes Mädel. (Die Schauspielerin hat auch in Bud-Spencer-Filmen mitgewirkt). Ihr Geliebter heißt John Boyd und wird verkörpert von Antonio Sabato, irgendwie ein recht bekannter Akteur, der sogar im „Silbernen Halbmond“ mitgespielt hat. Der möchte seine Verehrteste natürlich wieder zurückhaben und fliegt dem Entführer-Raumschiff mit eigenem Raumfahrzeuggedöns hinterher. Allerdings wird er, momentan noch erfolglos, auch noch von Trissa angehimmelt, die in der Besatzung mitarbeitet. Der Raumkörper strandet wegen eines Fehlers auf einem abgelegenen Planeten. Dort wohnen recht wilde Humanoide, die nicht sehr gastfreundlich wirken und die Erkundungscrew beschuldigen, vom Nachbarplaneten Anthor zu sein, was für diese Gestalten Sinnbild für Unrecht und Unterdrückung ist. Bevor es zum Äußersten kommt, geschieht ein Überfall durch die blonde Roboter-Gang. Hier schlägt sich die Menschengruppe auf die Seite der Planetenbewohner, und es kommt zu einem der zahllosen Gefechte mit den Robotern, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Die Robot-Jünglinge stolpern unbeholfen durch die Gegend, schießen (fast) immer daneben und bleiben massenweise auf der Strecke. Waffen sind Spielzeugpistolen mit Lampen vorne drauf, die unsichtbare, doch wirksame Strahlen versenden sollen.
    Na, nun glauben auch die einheimischen Azar-Abkömmlinge, dass die Menschen nur ihr bestes wollen und schicken einen der ihren mit auf die weitere Exkursion.
    Ach ja, die Zeit drängt sehr, denn der entführte Professor weiß als einziger, wie man den Kernreaktor zuhause wieder abschaltet, ansonsten wird der explodieren und alles plattmachen.
    Bei der Landung auf Anthor erwartet alle eine böse Überraschung. Sie werden gefangengenommen und von den Bewohnern begutachtet, die wie so ein Jedi-Obermufti aussehen, nur zerknitterter und abgehalfterter. Und am schlimmsten: Der Professor und die schnieke Gehilfin haben die Seiten gewechselt. Der ein bisschen größenwahnsinnig gewordene Wissenschaftler phantasiert von Machtzeugs herum. Obwohl er weder vom Alter her noch vom Aussehen mit dem Adonis der antiken Sagenwelt mithalten kann, schlägt doch noch ein jugendliches Herz in seiner Brust, denn er ist so richtig rattenscharf auf seine Assistentin geworden. Die spielt nach ihren eigenen Regeln, möchte den ehemaligen Mitstreitern helfen. Es endet wieder in einem großen Geballer gegen die Robotertruppe, man flüchtet mit dem betäubten Professor auf das eigene Raumschiff und dann wieder in Richtung nach Hause. Dort scheint die Not groß, denn der Reaktor steht immer noch vor dem Platzen. Doch plötzlich wird die ganze Sause aus den eigenen Reihen sabotiert, schließlich greifen die Kampfkapseln der Verfolger an, im Weltenraum tobt eine Schlacht. Der Held, Captain Boyd steht bzw. fliegt plötzlich zwischen zwei Frauen und muss eine wichtige Entscheidung treffen. Macht er dann auch, denn er ist ja ein cleveres Kerlchen, und alle sind so richtig froh. Für die Erde scheint es auch Rettung zu geben, alles ist gut…

    Alleine so rein von der äußeren Qualität ist das Filmchen schon eine wahre Finesse. Ich bin nicht anspruchsvoll, aber so ein unscharfes, verwackeltes und fehlerbehaftetes Bild habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Hat man die alten Filmrollen aus der untersten Archivkiste ausgebuddelt, in einem namenlosen Dorfkino aufgeführt und dann alles heimlich mit dem Handy aufgezeichnet? Noch bisschen zurechtgeschnitten, denn das Format stimmt wohl auch nicht. Zudem wechselt die Originalsprache mit Untertiteln in einem sehr hochfrequenten Maß mit der deutschen Synchronisation. Die dafür verantwortlichen Stimmenleiher müssen alle unter einer Woche Schlafentzug gelitten haben, denn außer Gelangweiltheit kann man keine andere Emotion feststellen, egal was gerade so handlungstechnisch passiert. Der ganze Streifen ist sicher komplett in einem Raum abgefilmt worden, wo man immer mal die Deko und das Hintergrundbild gewechselt hat. Die Tricktechnik ist sehr simpel.
    Die Handlung selbst – tja, hüstel. Mangel an Naivität kann man nicht vorwerfen. Besonders komisch ist auch, dass nur der abhandengekommene Professor die geheimen Einstellungen für den Kernreaktor weiß. Was, wenn der alte Knabe beim Liebesgeplänkel mit seiner hübschen Mitstreiterin nun vor lauter Aufregung plötzlich aus den Latschen kippen würde? Deswegen muss sich doch trotzdem die Welt buchstäblich weiterdrehen, sollte man meinen. (Aber es gibt da glücklicherweise noch so Erinnerungschips, eine wegweisende Entwicklung). Der impulsive Kernreaktor ist auch ein starker Schwachpunkt, denn er existiert nur in der wie auch immer gearteten Phantasie des Zuschauers. Man hätte doch wenigstens ein Modell aus ein paar lackierten Blechbüchsen und einigen qualmenden Weihnachtskerzen basteln können, um so bisschen vordergründige Dramatik verbreiten zu können. Zu sehen sind nur Erdbewohner in einem Laborraum, die sich angelegentlich darüber unterhalten, wann es denn so weit ist. Besonders denkwürdig ist eine gutaussehende Dame, die pausenlos mit den Händen auf dem Rücken durch das Zimmer stakst und die gelangweiltesten Kommentare von allen abgibt, obwohl ihr ja bald der Planet um die Ohren fliegen soll. Haltung ist eben alles.
    Das letzte Drittel des Streifens reißt noch ein bisschen was raus, denn es gibt einige unerwartete Wendungen, die das Interesse des Zusehenden etwas mehr am Köcheln halten. Julie entpuppt sich immer mehr als intrigantes Weib, allerdings weiß man zum Schluss überhaupt nicht mehr so genau, auf wessen Seite sie nun steht und was grad in ihrem hübschen Köpfchen vor sich geht.
    Trotz der bescheidenen Trickeffekte, die fast einen gewissen Charme entfalten, ist die Abschluss-Schlacht mit einiger Spannung in Szene gesetzt, wenngleich auch der Verdacht beim Zuschauer auftauchen kann, gerade einem frühen Computer-Rumballerspiel beizuwohnen.
    Das dümmlich-aussöhnende Ende tut dann wieder weh, aber da ist es dann auch schon vorbei.

    Persönlich fand ich den Film ziemlich bescheuert, auch wenn er dann die letzte halbe Stunde etwas mehr Interesse wecken konnte. Einige werden sich an solchem Trash durchaus erfreuen können.

  • Der goldene Hades (1929)Datum05.02.2025 13:39
    Thema von Dr. Oberzohn im Forum Romane

    Der goldene Hades

    Originaltitel: The Golden Hades
    Erscheinungsjahr: 1929


    Hauptpersonen:

    Peter Corelly – von der New Yorker Kriminalpolizei
    Frank Alwin – Theaterschauspieler
    Wilbur Smith – Kriminalbeamter
    George Bertram – eigenwilliger Millionär
    Jose Bertram – seine schöne Tochter
    Professor Cavan – Gelehrter für Mythologie
    Mr. Flint – Polizeichef
    Tom Scatwell – gefährlicher Ganove
    Sam Featherstone – sein Komplize
    Fatty – kleiner Gauner


    Handlung:

    Frank Alwin ist ein talentierter Schauspieler in einem New Yorker Theater. Nach Ende der Aufführung eines Kriminalstückes schenkt er einer Kollegin ein Bündel vermeintliches Falschgeld aus dem Fundus, doch bald stellt sich heraus, dass es sich um echte Dollar gehandelt hat. Sein Freund Wilbur Smith von der Kriminalpolizei klärt ihn darüber auf. Auch über die seltsamen Stempel auf den Scheinen, in goldgelber Farbe, die den Gott Hades, oder auch auf römisch Pluto, darstellen sollen. Es hatte schon verschiedene Fälle gegeben, bei denen Menschen eher durch Zufall in den Besitz solcher Banknotenbündel mit stattlichen Summen gekommen waren. Kurz danach wurde ihnen das Geld von Unbekannten wieder abgenommen, durch List oder auch mittels Gewalt. Eine Frau war sogar erschossen worden.
    Die beiden Freunde holen das verschenkte Geldbündel wieder zurück. Kurz darauf wird Alwin brutal niedergeschlagen und entführt. Er findet sich mit schlimmen Kopfverletzungen in einer unterirdischen Behausung wieder. Obwohl seine beiden vermummten Entführer weiterhin recht ordentlich mit ihm umgehen, ist sein Schicksal ungewiss.
    Wilbur Smith macht sich entschieden auf die Suche nach seinem Freund, nimmt eine Spur auf und findet sich wenig später übel zugerichtet halbtot im Krankenhaus wieder. Mit den Gangstern scheint nicht gut zu Spaßen zu sein.
    Nach diesem neuerlichen Zwischenfall gibt es für den Polizeichef Flint nur eine Alternative. Der berühmte Kriminalist Peter Corelly wird auf die Affäre angesetzt. Wie sich herausstellt, hat der schon längst Fährte aufgenommen. Ein Kleinganove, „Fatty“, ist in die Sache verwickelt worden, und in Folge wird Miss Jose Bertram wegen Besitz von Falschgeld vom Hausdetektiv einer Buchhandlung festgehalten. Die junge Dame ist nicht irgendwer, sondern die Tochter des reichen Bankiers George Bertram. Nach einem verbalen Schlagabtausch fassen der herbeigerufene Peter und Jose Zuneigung füreinander. Leider ist die junge Frau irgendwie tiefergehend in die Sache verstrickt. Corelly sichert ihr trotzdem auch privates Engagement zu. Seine Recherchen führen ihn zu Professor Cavan, einem wohlhabenden Gelehrten und Experten für antike Mythologie mit Butler und Dienerschaft. Der Herr gibt sich leider ziemlich zugeknöpft.
    Aber die Ereignisse rollen weiter, plötzlich taucht in einer unerwarteten Situation Frank Alwin wieder auf, verwahrlost und auf der Flucht und trotzdem als Retter…
    Nach und nach werden die Geheimnisse um den goldenen Hades aufgeklärt. Ein unzugänglicher „Tempel“ auf dem Grundstück des etwas verschrobenen Millionärs Bertram spielt dabei ebenso eine Rolle wie ein Italiener namens Guiseppe Gatti, der bei Cavan die Fenster repariert und Corelly zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch die Identität eines ominösen Mannes namens „Rosie“ wird geklärt sowie die der anderen Burschen, die die Verschwörung um den goldenen Hades bilden. Und natürlich wird auch mal wieder die junge Dame des Stückes vor ihrer Zwangsheirat mit einem ganz üblen Burschen bewahrt, denn ihr Herz schlägt ja wie stets lieber für den Vertreter von Recht und Ordnung…


    Bewertung:

    Ein ungewöhnlicher Einstieg. Kaum hat man Zeit, mit den beiden vorgestellten Protagonisten etwas warm zu werden, da fallen sie auch schon durch kriminelle Machenschaften wieder vorläufig als Hauptpersonen aus der Handlung heraus. Die Brutalität ihrer Gegner soll sicher nochmal demonstrieren, dass hier amerikanische Verhältnisse herrschen ! Denn der Leser befindet sich ja gerade in New York. Wobei es im Prinzip überhaupt kein Lokalkolorit gibt, die Goldene-Hades-Affäre könnte genauso gut auch in London spielen. Doch Wallace war sicherlich immer noch durch seinen USA-Besuch geprägt.
    Die Geschehnisse seiner Geschichte entwickeln ein durchgehend atemberaubendes Tempo, immer passiert etwas, gibt es neue kuriose oder auch bedrohliche Entwicklungen. Es lässt sich wirklich in einem Rutsch lesen. Trotz der überschaubaren Personenzahl und geringeren Buchdicke sind die Verwicklungen relativ zahlreich. Stets spielen die Geldscheine mit den aufgedruckten goldenen Hades-Bildern eine Rolle, die jedoch ihren vorübergehenden Besitzern nur Unglück bringen. Dabei fallen sie auch schonmal einem Finder mit einem abgeschossenen Pfeil vor die Füße.
    Nach zwei Dritteln des Buches ist der geneigte Leser über die Identität der Übeltäter im Bilde. Das tut der Spannung kaum Abbruch. Die Konstellation der Gauner Sam, Tom und Rosie zueinander ähnelt sehr derjenigen, die sich der Autor auch schon mal in dem Krimi Die unheimlichen Briefe ausgedacht hatte. Die Burschen kochen auch in ihrem unrühmlichen Triumvirat noch ihr eigenes Süppchen, Ganovenehre gibt es nicht.
    Dagegen ist der Gesetzeshüter in Gestalt von Wilbur Smith, aber besonders auch Peter Corelly erhaben über jegliche Unlauterkeit. Da es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht so festgefügte Klassenschranken gibt wie im guten alten England, hat Corelly auch keine Komplexe, mit der Millionenerbin anzubändeln und sie zur Not auch mal zurechtzuweisen.
    Was hat Wallace bewogen, den Gott der Unterwelt Hades aus seiner Versenkung zu holen? War es die Vorahnung, dass man bald den Planeten Pluto entdecken sollte? Man weiß es nicht.
    Die ganze Auflösung des Rätsels läuft auf einen großen Betrug unter Ausnutzung von finsterem Aberglauben hinaus und ist möglicherweise noch hanebüchener als viele andere Stories des Autors. Es erinnert mit der „sprechenden“ Götzenfigur in einem abgelegenen „Tempel“ sehr stark an die B-Movie-Klassiker mit Charlie Chan, die in der damaligen Zeit bald gedreht werden sollten.
    Das Ende kommt kurz und knapp daher, rauchende Colts werden von den positiven Figuren noch in den Händen gehalten, quasi so eine Art alttestamentarischer Ausgleich für erlittenes Ungemach.

    Der goldene Hades ist ein gut lesbares, kurzes und natürlich letztlich ziemlich abstruses Werk von Edgar Wallace. Aber klare Leseempfehlung.


    Leseexemplar:

    Es handelt sich hier um die Goldmann-Jubiläumsausgabe von 1990. Die kommt gerade mal mühselig auf ca. 120 Seiten Text. In der ursprünglichen Fassung mit dem unverwüstlichen Ravi Ravendro als Übersetzer hat man noch ca. 200 Seiten, später eine Schrumpfung der Seitenzahl (möglicherweise anderer Schriftsatz ?), dann in der letzten Gregor-Müller-Bearbeitung noch ein paar Seiten weniger. Keine Ahnung, wie stark die Kürzungen nun sind, oft wirkt die Schreibe ziemlich sprunghaft, was aber auch schon am Original liegen kann.


    Verfilmung:

    Irgendeine Art von Film scheint nach diesem Buch nicht gedreht worden zu sein, weder in Deutschland noch sonstwo.

  • Space Opera - SammelboxDatum28.01.2025 13:27
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Space Opera - Sammelbox

    Der große Krieg der Planeten

    Ein SciFi-Werk aus dem Land der aufgehenden Sonne aus dem Jahre 1977, das in der damaligen nahen Zukunft spielt, 1988.
    Der erste Schock für den Zuschauer muss sofort überwunden werden, denn der Film beginnt mit einer längeren Sequenz in Originalsprache mit deutschen Untertiteln. Verzweifeltes Suchen nach einem Hauptmenü mit Unterordner Spracheinstellung führt zu keinem Erfolg, doch glücklicherweise schaltet die Handlung nach ein paar Minuten automatisch auf deutsche Sprache um. Puh!!! Aber jetzt geht es auch schon richtig los.
    Es ist ja gar nicht so lange her, dass das Godzilla-Monster im Reißverschluss-Anzug durch die Spielzeugstädte Japans stapfte, da droht eine neue, viel größere Gefahr. Außerirdische sind im Anmarsch, haben schon einen Vorposten der Erde zerstört. Krisensitzung beim Team um den großen Wissenschaftler Professor Takigawa. Mit dabei sind seine junge Tochter June, ihr derzeitiger Verlobter Muroi sowie der frühere Angeschmachtete Miyoshi. Ein komplexeres Beziehungsgeflecht, auf das noch später eingegangen wird. Die Lage ist ernst, die kugelförmigen Raumkapseln der Angreifer vom Planeten Venus verwandeln die Skyline von New York, den Roten Platz in Moskau, den Pariser Triumphbogen oder auch den Buckingham Palace mit ihren Todesstrahlen in Staub und Asche, die Großstädte rundherum eingeschlossen.
    Ein geheimnisvolles Wort macht die Runde – „Gothen“. Das ultimative Raumschiff, von Takigawa mit seinem Kollegen Dr. Schmidt im Auftrag der Vereinten Nationen konzipiert, wurde aber vor seiner Fertigstellung unvollkommen unter irgendeinem Berg eingemottet. Den Venusianern ist der Umstand wohlbekannt, unter der Maske des ermordeten Dr. Schmidt versucht ein Spion, Takigawa über die Geheimnisse des Raumschiffs auszuhorchen. (Das Prinzip erinnert an Fantomas, zudem die Eindringlinge unter der Maske genauso eine gesunde blaugrüne Gesichtsfarbe haben wie das berüchtigte Gangsterphantom.) Weitere Saboteure versuchen sich in die geheimen Anlagen einzuschleichen, werden aber durch den Pfiffikus Miyoshi, den Haupthelden der Geschichte, und seine Kumpels noch rechtzeitig außer Gefecht gesetzt. Wie nun weiter?

    Hätte Roland Emmerich den Film gedreht, wäre wohl der Tenno höchstpersönlich in seinen Kampfjet gestiegen und hätte zum Ruhme Nippons den Venusschurken noch ein paar Farben mehr in ihren grünblauen Allerwertesten getreten. Doch hier finden sich etwas bescheidener nur Professor Takigawa samt Töchterchen, Schwiegervatertraum Miyoshi und Freund Muroi sowie einige andere zusammen, um die Mannschaft der wiedererweckten Gothen zu stellen, im letzten Moment stößt noch der junge Amerikaner Jimmy hinzu.
    In ihren weißgelben Uniformen sind sie zu allem bereit. Die Gothen ist ein besonderer Leckerbissen, augenscheinlich ein ausgemustertes Mini-Uboot-Modell aus einem Kriegsfilm, dem man heckseitig schnell noch ein paar Röhren als Triebwerksimulation angelötet und vorne das Ende eines Spitzbohrers eingepresst hat. Es gelingt der terrestrischen Superkampfmaschine, einen ganzen Schwarm der Todeskugeln abzuballern. Dann tuckert der Raumkreuzer nebelsprühend Richtung Heimatplanet der Angreifer durch den Äther.
    Sieg oder Niederlage in der bevorstehenden Schlacht entscheiden über den Fortbestand der menschlichen Rasse, soweit sind sich alle einig. Sie sind die letzte Chance für Mutter Erde.
    Vorher muss noch bisschen gemenschelt werden. Die hübsche June Takigawa war ja lange in den flotten Miyoshi verguckt, doch der ist lieber in der Welt herumgeschippert, und in der Zwischenzeit hatte sein Kumpel Muroi letzten Endes erfolgreich um die Gunst der Dame gebuhlt. Da June wirklich ein apartes Ding ist, kann man sein Handeln schon verstehen, doch Muroi macht sich wegen seiner Illoyalität schwere Vorwürfe. Trotzdem bleiben beide Burschen Freunde in alle Zeiten, zudem hat Muroi noch einen Winnetou-3-Moment, weil er überzeugt ist, nicht mehr heil von der Mission zurückzukommen. Nicht nur der rote, auch der gelbe Mann kann also bedeutungsschwer in die Zukunft schauen. Aber kurz darauf gelingt es einem getarnten Saboteur, Takigawas Töchterlein zu kidnappen und auf die Venus zu entführen.

    Jetzt kommt der erste so richtig spaßige Moment, denn genau wie auf der Enterprise hat man nun den Oberboss der Gegner mit dem passenden Namen Commander Hell „auf dem Schirm“. Der sitzt auf seinem Heimatplaneten in seinem dort herumstehenden Kampfraumschiff, einer umgebauten römischen Galeere (also ebenfalls mit maritimem Flair), umkränzt von einer Deko aus romanischen Säulen und anderen Reliquien aus antiken Historienfilmen. Die arme June wurde aus ihrer sterilen Uniform ausgepellt und nur unzureichend in ein Hemdchen und kurzsitzendes Höschen gezwängt. Schlimmeres ist noch nicht geschehen, aber als Druckmittel präsentiert man eine greuliche Kreatur mit einem fellähnlichen Flohmarktbilligkostüm auf dem Leib und einer Riesenaxt aus dem Gruselmuseum in den Pranken. Hell stößt finstere Drohungen aus bezüglich Junes Schicksal im Falle einer Fortsetzung der Gothen-Mission.
    Aber Kommandant Takigawa würde wohl lieber die eigene Sippe bis in die dritte Generation rückwärts opfern, als seine Pflicht zu vernachlässigen. Die Gothen schleicht sich weiter auf die Venus. Dort sieht es sehr ungemütlich aus, die Bewohner hatten wohl auch über einen Mangel an lebenswichtigen Materialen geklagt und deshalb die Erde als Ersatz vorgesehen. Die gesamte hiesige Zivilisation konzentriert sich wie es aussieht auf das seltsame Galeeren-Modell, das vorne einen vergoldeten chinesischen Drachenkopf mit einer roten Glühlampe aufgepfropft bekommen hat. Immerhin können die Ruder Laserstrahlen abschießen.
    Der Erdlinge machen die ersten Erkundungsexkursionen, dann geht es in die Vollen. Während ein von Miyoshi geführter kleiner Trupp sich am Boden in das Hauptquartier der Schurken einschleichen will, toben in der Luft Kämpfe zwischen den venusianischen Kugeldrohnen und den eigenen Flugzeugen, die aus einer großen Revolvertrommel abgeschossen werden, welche aus der Gothen ausgeklappt werden kann (Das sieht wirklich cool aus !). Da sitzen dann auch die restlichen bekannten jungen Burschen drinne.
    Es geht heftig und verlustreich zur Sache. Inzwischen sind Miyoshis Mannen in das Galeeren-Raumschiff eingedrungen, wobei es auch hier zu Auseinandersetzungen mit Laserpistolen und anderen utopischen Waffen kommt. Irgendwie schafft es der schnieke Anführer, die hübsche June zu befreien und nach turbulentem Hin und Her mit ihr wieder als einzige zurück zur Gothen zu kommen.

    Aufopferungsvoll sind schließlich traurigerweise die ganzen Kampfpiloten auf dem venus-himmlischen Feld der Ehre geblieben. Der zornige Commander Hell lässt sein römisches Raumschiff zum Angriff starten. Ruderschiff und U-Boot hängen sich nun an ihren Modelldrähten gegenüber. Bald geht das gegenseitige Malträtieren los. Die Gothen muss dolle einstecken. In dieser verzweifelten Situation weiß nur Kommandant Takigawa, was zu tun ist: der Einsatz der schlimmsten nur vorstellbaren Waffe, die das ganze Universum und die angrenzenden Paralleluniversen gleich mit zum Einsturz bringen kann. Na gut, nicht ganz so schlimm, aber fast. Der große Bohrer wird aus dem Bug des Erdraumschiffes ausgeklinkt und schwebt wie ein überdimensionales Flintengeschoss in Richtung Feind. Drinnen sitzt Kommandant Takigawa, und er weiß, dass es keine Rückkehr geben wird. Was ehedem beim Kampf gegen Uncle Sam doch nicht so richtig fruchtete, ist hier das letzte Mittel für den Endsieg, der Kamikaze-Einsatz bringt das Bohrervehikel direkt ins Zentrum des Venusraumschiffes, welches dann auch am Abtrudeln ist. (Wieso kann so ein ultramodernes Geschoss nicht ferngelenkt werden oder das Ziel alleine finden?)
    Miyoshi, June und der zusammengeschmolzene Rest der Gothen-Crew dampfen nun schleunigst wieder zurück nach Hause ab. Obwohl sie ja nun Vater, Verlobten, Freund und Freundesfreund eingebüßt haben, sehen sie doch ziemlich glücklich aus. Wahrscheinlich freuen sie sich schon aufs gemütliche Hochzeitsbett, in dem sie bald nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich doch landen werden – wer weiß… Das zurückgelassene Gestirn hinter ihnen fängt etwas verzögert mit viel Knallbumm an, sich zu zerlegen. Verdammt, gähnt fürderhin ein großes galaktisches Loch zwischen Merkur und Planet Terra?
    Ganz so schlimm ist es wohl nicht, denn die deutsche Synchro soll mal wieder ganze Arbeit geleistet und einen ursprünglichen Planeten weit weg im unergründlichen Universum auf die viel nähere Venus umgefälscht haben.
    So ist auch hier wieder alles in Butter, jedenfalls ist die Menschheit fürs Erste gerettet.

    Der Film sollte laut damaliger Werbung die japanische Antwort auf Star Wars sein, was aber aus verschiedenen Gründen nicht so eindeutig stimmen kann.
    Das Geschehen verläuft ziemlich geradlinig, auch wenn hin und wieder ein paar Überraschungen eingebaut sind. Die Handlung ist liebenswert supernaiv, an manchen Stellen (z.B. Venus-Oberschurke im Zenturionen-Anzug und seine beilschwingende Hauskreatur) kann die Klippe der Lächerlichkeit nicht mehr umschifft werden. Die Filmtricks sind immer mühelos als solche zu erkennen, ein paar technische Gimmicks ragen angenehm heraus. Man fühlt sich jedenfalls flott unterhalten, die Zeit vergeht mit den Abenteuern der Gothen-Besatzung mit anderthalb Stunden screentime unerwartet schnell.
    Auffallend bei allem bunten Spektakel ist die Dominanz des Themenkreises Pflichtbewusstsein, Ehre und Selbstaufopferung. Das ist oder war zumindest damals noch offensichtlich fest in der japanischen Kultur verankert und ein wahrzunehmender Kontrast zu den „westlichen“ Werten.
    Ein bisschen schwierig ist es schon, die japanischen Darsteller, gerade in Uniform, auseinanderzuhalten, zudem sie auch noch ähnlich klingende Namen haben.
    Letzten Endes ist Der große Krieg der Planeten mit seinem fernöstlichen trashigen Charme eine lobenswerte Abwechslung zu Euro- oder US-Filmen.

  • Space Opera - SammelboxDatum24.01.2025 20:05
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Space Opera - Sammelbox

    America 3000

    Ein ganz besonderer „Knaller“. Am besten konsumierbar, wenn man vorher schon den Gehirnstatus auf den Reptilienmodus heruntergefahren hat.
    Die Handlung ist 900 Jahre in der Zukunft angesiedelt, allerdings haben es die Atommächte zu unserer Zeit auf den Big Bang ankommen lassen. Die Landschaft ist seitdem eher steppenartig und voller Gerümpel, aber es haben Menschen überlebt. Doch die sind wieder auf das Niveau von Vorzeit-Humanoiden gefallen und unterteilen sich in zwei verfeindete Rassen – Frauen und Männer. Nur dass die sich nicht so benennen, sondern irgendwelche anderen seltsamen Bezeichnungen führen, denn die Sprache ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Die Damen führen ein Schreckensregiment. Männer werden in Kategorien eingeteilt: „Machos“ sind für Sklavenarbeiten zuständig, wenn die Weiber sich nicht die Hände selber dreckig machen wollen. „Spielzeuge“ sind Eunuchen, die nicht nur der edlen Teile, sondern auch der Zunge verlustig gegangen sind und zur Unterhaltung dienen, quasi Haustiere. Und dann noch die „Besamer“, eindeutig für das Übel der Fortpflanzung notwendig. Das ist aber nur eine wenig gelittene Prozedur und hat mit Erotik gar nichts zu tun. Denn obwohl die Ladies wahrlich keine Zeichen von körperlicher Unterentwicklung zeigen und in ihren albernen knappen Flintstones-Klamotten und mit ihrer schicken Dreiwettertaft-Frisur samt Dauerschminke durchaus kein Flintenweib-Image versprühen, kann der Zuschauer nicht darauf hoffen, das eine oder andere sündige Fleisch zu begaffen. Was einem Film dieser Kategorie sicher zu einer enormen Aufwertung verholfen hätte. (Die Darstellerinnen waren wohl tatsächlich auch Models, bei denen es nicht mal mit der Auszahlung ihres Lohnes geklappt haben soll).
    Nein, die Weiblichkeit Ende des dritten Jahrtausends findet ihr Vergnügen darin, die Herren zu jagen, zu versklaven und zu demütigen. Höchstens für chronische Devotlinge und Dominastudiobesucher ein geeigneter Lebensplatz, sollte man meinen, doch dass der Film von Emma-Leserinnen und Bunte-Fähnchen-Winkerinnen keine Zehnpunktezahl bekommen kann, liegt an zwei widerspenstigen Burschen, Korvis und Gruss, welche sich ihrer Gefangenschaft entziehen und erst mal in die Berge flüchten.
    Dort scharen sie Gleichgesinnte um sich, denn es gibt sie noch, die freien Männer, die im Dauerkrieg mit den Frauen liegen. Dummerweise sind die Burschen komplett verfressen und verblödet und müssen bei ihren Guerilla-Attacken auf die weiblichen Reitertrecks mit römisch anmutenden Zugwagen normalerweise übel Federn lassen. Die Frage, wie die sich so lange eigentlich ohne die Hilfe des schönen Geschlechts reproduzieren konnten, sollte man sich mal lieber nicht stellen.
    Also werden jetzt nach und nach immer mehr Männer aus ihrem traurigen Helotendasein befreit und gezielt patriachalischer Propaganda ausgesetzt. Dass Bigfoot tatsächlich existiert, weiß man nach dem Genuss von America 3000 auch, denn eine solche Kreatur dient dazu, das Initiationsritual für junge Kriegerinnen zu vollziehen. Es reicht offenbar nicht mehr, wenn Blut auf natürlichem Wege fließt, nur eine glücklich überstandene Zeit mit dem Zottelvieh in dessen Käfig macht richtige Kerle aus den Mädels, oder wie auch immer. Jedenfalls wird das Wesen bei einer Befreiungsaktion auch mitgenommen und sorgt in Zukunft für allerlei Schabernack.
    Im Weiberlager steht man dieser Entwicklung natürlich kritisch gegenüber. Hier hat sich auch einiges verändert. Die „Tiara“, soll wohl Königin heißen, hat gewechselt. Vena, eigentlich eine ganz Nette mit extra viel Betonhaarspray in der blondgebleichten Mähne, führt nun die hiesige Amazonensippe an, leider gibt es noch eine neidische Schwester und vor allem ränkevolle Weibsbilder aus den Nachbarstämmen. Stutenbissigkeit ist im Dreamland für Feministinnen immer noch ein Thema, auch ohne Hengste.
    Bei einer Verfolgungsjagd stellen Vena und Schwester dem Korvis mit ihren Armbrustpistolen nach. Der Held stürzt tief nach unten, nachdem er der Tiara noch mal intensiv ins Blauauge geschmachtet hat. Er landet zufällig im Präsidentenbunker aus dem Kalten Krieg. Spätestens hier wird es vollkommen lächerlich, auch die ohnehin nur schwache Spannungsschraube dreht sich vollkommen frei.
    Der Bunker sieht aus wie grade eben verlassen und nicht mit 900 Jährchen dazwischen, abgesehen von einem angemoderten Kameraden am Schreibtisch. Die Stromversorgung funktioniert immer noch stabiler als momentan die in Deutschland. Korvis findet unter anderem ein hochmodernes Lasergewehr samt verständlicher Bedienungsanleitung, also kein Chinaprodukt. Am tollsten ist aber ein goldglimmernder Schutzanzug mit Helm. Der dient dem Helden fortan als rituelle Haut, um sich in den legendären „Präsidenten“ zu verwandeln, ein Mythos, an dessen Rückkehr die Walkürenhorde aus irgendwelchen Gründen glaubt wie heutzutage manche Leute an den Messias. Vena, die hübsche und supernaive Kriegerkönigin fällt glatt auf den mit allerlei Tamtam aus der Mottenkiste inszenierten Schwindel herein und trifft sich mit dem „Präsidenten“ am abgelegenen Ort. Als der aus seiner Thermohülle schlüpft und ein muskelschwellender Jüngling vor ihr steht, kommen doch irgendwie die Hormone durch und die beiden Menschenkinder erleben allerlei Blaue-Lagune-Momente. Währenddessen dräut sich im Amazonenlager Unheilvolles zusammen, die Bösen haben dort die Macht an sich gerissen und greifen in einer Kavallerieattacke das Männercamp an. Pfeile fliegen, Granaten explodieren, Schwerthiebe sausen und Karatetritte schmettern, ein blutiges Gemetzel tobt. Korvus wittert schnöden Verrat und führt seine in harten Kämpfen geschulte Rebellenschar zum Weiberstützpunkt zurück. Wird das Meucheln weitergehen? So viel darf verraten werden, Mann und Frau besinnen sich rechtzeitig noch darauf, dass man sich die Freizeit noch anders als nur mit Keulenschwingen vertreiben kann. Puh, ein rührender trivialkomischer Abschluss kann gefeiert werden…

    Der Film ist wirklich geradezu unglaublich schlecht. Es ist echt eine Leistung, ihn bis zum Ende durchzuhalten. Die Schauspieler machen dieser Bezeichnung keine Ehre, alles wirkt billig, naiv und dümmlich, zudem schleicht sich nicht nur eine Länge ein. Frappanterweise fehlt auch ein selbstironischer Ton, scheint echt ernst gemeint zu sein mit der postapokalyptischen Freakshow. Den Helden Korvis spielt Chuck Wagner, die "Tiara" Vena ist eine Rolle für Laurene Landon. Beiden passabel aussehenden Akteuren ist der große Hollywood-Durchbruch versagt geblieben.
    Jedenfalls kann man die anderthalb Stunden Lebenszeit für die Sichtung auch getrost sinnvoller verbringen.

  • Afrika-RomaneDatum24.01.2025 11:20
    Foren-Beitrag von Dr. Oberzohn im Thema Afrika-Romane

    Sanders (1926)

    Noch ein paar Erlebnisse der Wallace’schen Helden aus der Vorkriegszeit, als die Sonne über dem Weltreich so richtig strahlend herunterlachte. Grundlegende Neuigkeiten erfährt man sicher nicht bei diesen Histörchen, die für sich etwa 20 Seiten umfassen. Wieder sind alle mit dabei, der knappe kühle Sanders, der redselige „Bones“ Tibbets, der genervte Hamilton, der kluge Bosambo und einige Nebenfiguren. Sie nehmen alle die ihnen zugewiesenen Rollen ein, und Wallace strickt sein routiniertes Erzählgarn.
    Die ersten beiden Stories handeln von der Ankunft von Regierungsvertretern, die in diesem abgelegenen Posten nach dem Rechten sehen wollen. Das sorgt bei den Anwesenden vor Ort keinesfalls für Freude. Der erste Vertreter ist eine unangenehme Karrieregestalt, die allerdings, ehe sie größeres Unheil anrichten kann, unter den exotischen Bedingungen in der Afrika-Kolonie mit einer verübten schweren Missetat daheim in England konfrontiert wird. Der nächste Versuch bringt einen ausgewiesenen Menschenfreund ins Land, mit allerlei vollkommen illusorischen Vorstellungen, etwa, dass man nicht einfach so Eingeborene nach Lust und Laune aufhängen darf, wenn grad mal Not am Mann ist. Der wird natürlich in der harten Realität des Tropeneinsatzes bald eines Besseren belehrt und ist froh, wieder heimzukommen !
    Weiterhin wird die gar nicht so rühmliche Geschichte eines „guten“ weißen Mannes erzählt, dem Alkohol verfallen und mit einem viel zu netten einheimischen Weibe und einer noch liebenswerteren Tochter aus der alten Heimat mit einigen Rosinen im Kopf. Und dann noch eine gruselige Begebenheit mit einer arglosen Missionarin und einem bösartigen Zauberdoktor, die in einem Angriff von kapitalen Krokodilen auf die Station gipfelt. Diese Geschichte hat einen richtigen Horror-Faktor, gut inspiriert.
    Auch eher humorvolle Eskapaden sind zu berichten, hier ein betrügerischer, aber glückloser Goldsucher, der die ganze Zunft der Barbiere hätte revolutionieren können, wenn er nur richtig aufgepasst hätte…
    Hierauf erfolgt eine richtig gut ersonnene Begebenheit mit stark kriminalistischem Einschlag. Hat der schlafwandelnde Bones unter den Wachmannschaften der Haussas einen Mord begangen? Die Indizien verdichten sich, doch es stellt sich heraus, dass eine böse Intrige im Gange ist…
    Ein Ballspiel zwischen zwei Stämmen artet in eine grobe Angelegenheit aus, denn es geht um einen goldenen Becher und Bosambo ist mit von der Partie.
    Zuguterletzt folgen Erzählungen über einen weisen Zaubermann, welcher dennoch Krieg auslöst und selber dran glauben muss, sowie über eine außergewöhnliche schwarze Missionarin, die den mutigen Burschen in der Wildnis in heikler Lage zur Seite steht.

    Für sich gesehen ist dieser Bund von Abenteuergeschichten farbenfroh und originell, im Gesamtkontext der Reihe halt business as usual.

  • Der Hund von Baskerville – Teil 1

    Im ersten Teil der einzigen Doppelfolge setzt Dr. Mortimer den Detektiv über die Legende vom Höllenhund der Baskervilles in Kenntnis. Nach dem seltsamen Tod des alten Sir Charles soll der junge Henry alles erben, aber gibt es den bedrohlichen Fluch des Adelsgeschlechts wirklich? Nach kurzem Geplänkel in London wird Dr. Watson mit dem frischgebackenen Erben von Holmes auf den Landsitz ins düsteren Dartmoor geschickt. Getreulich beschreibt der Doktor seine Erlebnisse in Briefen an seinen Freund. Das Personal benimmt sich seltsam, ein ausgebrochener Zuchthaussträfling beschäftigt die Gegend, die Nachbarn sind recht eigenartige Käuze, aber es gibt auch eine schöne Frau, die Sir Henry die Sinne verwirrt. Und am Baskerville-Fluch scheint mehr wahr zu sein als gewünscht, ein Hund heult schaurig übers Moor, Watson wird sogar von einer Kreatur durch die Allee gehetzt…


    Der Hund von Baskerville – Teil 2

    Die Ereignisse auf Baskerville Hall spitzen sich allmählich zu. Dem dunklen Geheimnis des Butler-Ehepaars kommen Sir Henry und Watson auf die Schliche. Doch der heulende Hund beschäftigt weiterhin die Gemüter, und ein unheimlicher Fremder streift durch die Gegend. Der große Meisterdetektiv wäre dringend von Nöten, taucht tatsächlich unerwartet vor Watsons Nase wieder auf. Gleich darauf gibt es ein Opfer, hat da der Geisterhund zugeschlagen? Holmes‘ zwischenzeitliche Untersuchungen haben zur verstoßenen Tochter eines Nachbarn geführt, weiterhin interessiert ihn die Ahnengalerie im Schloss, und er kennt selbstredend schon alle Zusammenhänge. Jetzt geht es um Leben und Tod für den letzten Baskerville. Schauriger und abrupter Abschluss des Dramas im Moor. Sherlock Holmes‘ berühmtester Fall wurde auch diesmal erfolgreich abgeschlossen.


    Der blaue Karfunkel

    Einer überaus unsympathischen Gräfin wird ihr kostbarer Halsschmuck, der „blaue Karfunkel“, aus dem Hotelzimmer entwendet. Wieder geht die Polizei den simpelsten Weg und nimmt den Klempner fest, der während der mutmaßlichen Tatzeit dort zu tun hatte. Derweil wird dem großen Meisterdetektiv vom Hotelportier eine Gans gebracht, die der während eines von ihm verhinderten Überfalls durch Unbekannte auf einen Passanten gefunden hatte. Im Kropf des zukünftigen Weihnachtsessens findet man nun überraschenderweise das vermisste Schmuckstück. Wie kam das dahin, lässt sich die Unschuld des Eingesperrten beweisen? Holmes und Watson machen sich auf einen recht langen Weg, um zum Ursprung der Angelegenheit zu kommen und den eigentlich Schuldigen zu finden. Eine turbulente und verwinkelte Story, die schönerweise mal ohne Leiche auskommt.


    Fazit:

    Persönlich finde ich die Verfilmungen sehr gelungen. Peter Cushing kommt in seinem Äußeren und seinem Schauspiel der Holmes-Vorstellung sehr nahe, wenngleich er zum literarischen Vorbild in der Körpergröße ein Manko aufweist, denn „hager“ ist er wohl, aber nicht „lang“. Als talentierten Boxer kann man sich ihn eher weniger vorstellen. Doch trotz allem kann man sagen, er ist Sherlock Holmes. In keiner anderen Darstellung des Detektivs habe ich ihn wirklich mal richtig ausgiebig auf dem Boden herumschnüffeln sehen, wie es Doyle gerne beschreibt. Seine kühle Präzision und sein unnahbarer Charakter sind schon überzeugend präsentiert, er kommt aber nicht so blasiert rüber wie etwa Basil Rathbone. Nigel Stock als Dr. Watson ist dankenswerterweise kein dümmlicher Tropf, sondern ein sehr solider Partner für seinen großartigen Freund, dem er sicher trotz aller Versuche einfach nicht das Wasser reichen kann. Die Polizeiinspektoren dagegen, Gregson, Lestrade und besonders Athelny Jones, sind dagegen wahrlich keine Zierden ihrer Zunft. Außer im gegenseitigen Neid aufeinander überbieten sie sich geradezu in Vorurteilen, Begriffsstutzigkeit und Überheblichkeit. Letzten Endes kommen sie dann doch immer bei ihrem privaten Kollegen angekrochen, wenn die eigenen Ermittlungen wie gewohnt nur noch tiefer in die Sackgasse führen.

    Für den Fan von Conan Doyles Büchern werden die Verfilmungen sicher wegen ihrer Werknähe ein Grund zur Befriedigung sein. Um in das Gesamtkonzept der Serie zu passen, das die beiden Freunde offenbar immer in der Baker Street zusammen wohnen lässt, waren schon hier und da ein paar Anpassungen nötig, und die eine oder andere her sanftere Dramatisierung der Geschichten wurde auch vorgenommen. Doch wirkt alles irgendwie „realistischer“ als in anderen filmischen Holmes-Umsetzungen, wobei die Ausstattung und Requisiten auch wenig zu wünschen übriglassen.
    Die Neusynchronisation mit „moderneren“ Stimmen ist irgendwie gewöhnungsbedürftig, doch qualitativ durchaus hochwertig.
    Bei jeder Folge gibt es für den Zuschauer stets eine kurze Einführungssequenz in das kommende Dreipfeifenproblem, meist mit einem unschuldig Angeklagten als Ergebnis, bevor der Großmeister der Deduktion auf den Plan tritt. Ein guter Einfall.
    Es ist wirklich sehr schade und unverzeihlich, dass über die Hälfte der Folgen verlorenging – gerade wenn man bedenkt, was für „Schrott“ ansonsten auf diesem Gebiet so alles noch existiert.
    Die vorhanden gebliebenen Erlebnisse von Holmes und Watson sind sehr zu empfehlen.

  • Thema von Dr. Oberzohn im Forum Film- und Fernsehklass...

    Sherlock Holmes, Fernsehserie der BBC von 1968, 2. Staffel

    Im Jahre 1964 drehte die BBC eine S/W-Fernsehserie um den berühmten Privatdetektiv. Sein Part wurde hier noch von Douglas Wilmer übernommen, der des Dr. Watsons von Nigel Stock. Diese Geschichten wurden noch nie in Deutschland gezeigt.
    Vier Jahre später gab es eine zweite Staffel, diesmal in Farbe, und die Hauptrolle übernahm Peter Cushing. Der hatte schon ein Jahrzehnt eher eine passable Leistung als Sherlock Holmes in einer der zahlreichen Verfilmungen des Baskerville-Hundes gegeben.
    Von den sechzehn Abenteuern der zweiten Reihe wurden die meisten auch bei uns gezeigt. Leider und unverständlicherweise sind viele davon heute verschollen, nur sechs Episoden liegen noch vor und wurden vor ein paar Jahren neu synchronisiert und als Box veröffentlicht.


    Studie in Scharlachrot

    Der erste literarische Fall von Mr. Holmes, 1887 veröffentlicht, setzt bei dieser Verfilmung schon voraus, dass Sherlock und Dr. Watson ein eingespieltes Team sind, während sie sich ja im Buch erst kennenlernen. Ein offenbar von seiner Umwelt wenig gelittener Mann wird tot in einem abgelegenen Haus aufgefunden. Obwohl er vergiftet wurde, gibt es nahe bei seiner Leiche einen mit Blut geschriebenen Schriftzug – „Rache“. Bald wird ein anderer Mann verhaftet, der seine Unschuld beteuert. Holmes und Watson nehmen die Spur auf, erleben seltsame Begegnungen, werden an der Nase herumgeführt und stehen schon wieder vor einem Toten… Man hat sich hier auf den Kriminalfall beschränkt und den zweiten Teil des Romans im Mormonenland -die Vorgeschichte- nur kurz erklärend mit in die Handlung eingebunden. Ein recht verwickelter Fall, wenngleich etwas zu konstruiert.


    Das Rätsel von Boscombe Valley

    Der alte McCarthy ist auf seiner ländlichen Farm ein regelrechter Tyrann. Nach einem heftigen Streit mit seinem Sohn wird er erschlagen an einer einsamen Stelle im Boscombe-Tal aufgefunden. Natürlich verhaftet die phantasielose Polizei den Sprößling, aber Holmes hat ganz andere Ansichten. Auch Watson macht sich seine Gedanken. Was hat es beispielsweise mit dem Nachbarn und Verpächter Turner auf sich, dessen Tochter in den Verdächtigen verliebt ist? Ein seltsamer rufender Laut kurz vor dem Verbrechen bringt die beiden Ermittler auf Australien, wo das Opfer auch lange Zeit gelebt hatte, und schließlich zum berüchtigten Straßenräuber Black Jack… Wenn Holmes unterwegs ist, wird der Unschuldige stets vom Verdacht befreit, so auch dieses Mal, wo es auch ein Happyend in Liebesdingen gibt. Eine solide Geschichte als Vorlage bürgt für gute Unterhaltung.


    Das Zeichen der Vier

    Das zweite Abenteuer von Holmes und Watson im Kanon bringt eine Miss Morstan zur Konsultation in die Baker Street. Jahrelang hat ihr ein Unbekannter zum Stichtag kostbare Perlen geschickt, nun will er sich mit ihr treffen. Die beiden begleiten die junge Frau zu dem überspannten Mr. Sholto, dessen herrischen Bruder sie bald darauf ermordet auffinden. Die tölpelhafte Polizei verhaftet wie üblich naheliegend den armen Sholto. Wieder liegen Geheimnisse weit in der Vergangenheit, es geht um ein Bündnis von ehemaligen Soldaten in Indien und den legendären Agra-Schatz. Die Fährte führt schließlich zu einer Verfolgungsjagd auf der Themse mit einem Holzbeinigen, dessen eingeborener Begleiter mit Blasrohrpfeilen herumschießt, worauf Dr. Watson brüsk kurzen Prozess macht. Zwischen ihm und Miss Morstan funkt es auch wie im Buch, doch am Ende steht die Hochzeit noch aus.


    Fortsetzung folgt

  • Space Opera - SammelboxDatum20.01.2025 14:43
    Thema von Dr. Oberzohn im Forum Film- und Fernsehklass...

    Space Opera - Großes Science Fiction Kino aus der guten alten Zeit

    Zu Weihnachten habe ich unter dem obigen Titel eine Sammelbox von ca. 16 Filmen geschenkt bekommen, die im SciFi-Bereich spielen und von den 50’ern bis in die 2000’er reichen. Die Werke sind mir fast völlig unbekannt, was wohl auch am eher geringen Interesse an diesem Sujet liegt. Aber, man kann ja seinen Horizont auch mal erweitern, offenbar ist hier viel Trash zu erwarten :-)…

    Zu Beginn gleich ein besonderes „Highlight“:

    Mutant – Das Grauen im All

    Forbidden World - USA / 1982

    Der Androiden-Roboter einer einsamen Raumfähre ist gerade dabei, einen tiefgekühlten Burschen wieder aufzutauen. Mike Colby heißt der, gespielt von Jesse Vint. Er ist so eine Art Troubleshooter im Kosmos, mal hier und da unterwegs, überall wo ein handfester Kerl gebraucht wird. Kurze Zeit nach der Wiedererweckung gibt es erst mal ein farbenfrohes Lichtgeballer mit einigen feindlichen Raumschiffen, nach deren Auslöschung wird Planet Xarbia angesteuert. Dort hat sich Schauriges ereignet, auf der von einigen Hanseln bewohnten Forschungsstation ist eine im Labor eigentlich für einen guten Zweck gezüchtete, immer noch recht kleine Kreatur mutiert und hat unter den Versuchstieren ein Massaker angerichtet. Was nun? Colby will kurzen Prozess machen, aber die Wissenschaftler ihre Schöpfung lieber bewahren. Die Bewohner des abgelegenen Planeten sind schon kurios, ein dauerhustender halbverrückter Wissenschaftler und seine hüftenschwingende Kollegin Dr. Barbara Irgendwas. Weiter ein, zwei Jünglinge, ein ehrgeiziger Forscher sowie eine attraktive Mädchengestalt, Tracy, deren Funktion zukünftig offenbar das Auffinden der furchtbar zugerichteten Leichen ihrer Kollegen zu sein scheint. Auch der dunkelhäutige Quotenmann ist selbstverständlich vertreten, dessen Part als abgeklärter Techniker ist zugegebenermaßen der realistischste Charakter.
    Bald schon beginnt das Mutantentier so richtig zu revoltieren, auszubrechen und sich am ersten der Mannschaft schadlos zu halten. Das geht dann so weiter, perverserweise beginnen sich die angeknabberten Halbtoten in ihrer genetischen Codierung aufzulösen und zu einer Masse blutigen wabbelnden Einheits-Fleisches zu transformieren. Ziemlich ekelhaft, Nahrungsvorrat für kommende Zeiten für den kleinen „Alien für nicht Ganz-so-Reiche“. Für wesentlich schönere Bilder sorgen immer mal Szenen, in denen sich die Damen des Stückes unbelastet vom grausigen Geschehen völlig hüllenlos gerieren, ansonsten stöckeln sie in körperbetonter Kleidung auf Absatzschuhen oder barfuß in Tennisröckchen durch die tristen Gänge der Forschungsstation. Man betreibt verblüffenderweise sogar eine Sauna, wo sich Tracy morgentlich nach Herzenslust herumrekeln darf, was dem kleinen Filou Colby nicht verborgen bleibt…
    Es gibt nur mal einen kurzen Ausflug in die Wüste nach draußen, wohin die Herren der dorthin entschlüpften Schreckensgestalt schwerbewaffnet zu Leibe rücken wollen. Schönerweise kann man da einen Sonnenaufgang mit zwei Gestirnen zu bewundern, doch die Jäger kommen leider zu spät, der Mutant hat nur seine leere Verpuppungshülle zurückgelassen und bald schon dezimiert das mittlerweile stark gewachsene Monster schleimspritzend die Belegschaft wieder im Inneren der Gebäude.
    Der sexuell und auch ansonsten sehr aktiven Dr. Barbara gelingt es, bei gemeinsamer ausgiebiger Körperpflege unter der Dusche die ängstliche Tracy zu überzeugen, einen Versuch zur Kommunikation mit dem gefährlichen Geschöpf zu wagen. Entgegen dem eindrücklichen Rat ihrer männlichen Mitstreiter. So viel Feminismus muss Anfang der Achtziger noch bestraft werden. Als sie dem zahnig grinsenden Monster entgegentreten und einen Vorschlag zur friedlichen Koexistenz unterbreiten, besteht dessen Antwort leider darin, die arme Barbara mit einer Tentakel „von unten“ her regelrecht zu pfählen – baaahh ! An Schaudermomenten fehlt es dem Trashspektakel wahrlich nicht.
    Nun ist es aber Zeit für den arg zusammengeschrumpften Rest der Beutetiere in spe, sich was einfallen zu lassen. Rettung bringt schließlich (Achtung Spoiler !) eine Notoperation ohne Betäubung mit Ergebnis einer tumorösen Leber, die der herumwütenden Kreatur ins Maul geworfen wird und sie final außer Gefecht setzt. Hier kann man aus purer Verzweiflung versuchen, logische Zusammenhänge zu konstruieren, wird aber wie an etlichen anderen Stellen des Streifens wohl schnell an natürliche Grenzen kommen. Ansonsten, guter Haudegen-Junge und Final Girl haben überlebt und hoffentlich endlich Zeit für ausgiebige Gemischt-Saunanutzung, was will man mehr…?

    Für jemanden wie mich, der allgemein einen großen Bogen um Horror- und Splatterfilme macht, sind die Unmengen an Blut, Schleim und Glibberfleisch bei Mutant – Das Grauen im All schon ganz schön heftig an der tolerierbaren Ekelgrenze. Allerdings kann man den Alien-Abklatsch nie so ernst nehmen wie das Original. Zu viel unfreiwillige Komik durchsetzt das ohnehin nur beschwerlich mit einer halbwegs sinnigen Handlung zusammengeschusterte Schauerstück. Irgendwie hat man sich trotzdem Mühe gegeben, sich mittels der damals gerade erst so richtig entwickelnden Genetik einen Unterbau zu schaffen, auf dem sich die abstruse Mär abspielen darf. Denn das Böse kommt hier nicht aus den Untiefen des Alls, sondern wieder mal war es der Mensch, der mit der Schöpfung Schindluder getrieben hat und nun die Suppe auslöffeln muss. Immerhin ein bisschen Kritik an modernen Frankensteins, die immer noch denken, „die Wissenschaft“ würde alles möglich machen.
    Von den Schauspielern war mir nur die Barbara-Darstellerin June Chadwick als Lieutenant Parisi der Vorabenddetektivserie Trio mit vier Fäusten bekannt.
    Übrig bleibt ein trashiger, aber nicht billiger Mix aus Science-Fiction, Horror und Erotikeinlagen. Im Grunde ist es das Prinzip des Teenie-Schlächter-Films, nur dass eben hier kein verrückter Maskenträger die Axt schwingt.

    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der besprochene Streifen bei Fans des Genres durchaus eine Art Kultstatus erlangen konnte.

  • Zitat von Savini im Beitrag #194
    uch im Roman "Die toten Augen von London" erwähnt Lew bei seinem Geständnis, er und Jake hätten mal jemanden in den Fluss geworfen, an dem ein Salzblock festgebunden war, der sich nach einiger Zeit auflöste (in der gekürzten Goldmann-Ausgabe fehlt diese Stelle allerdings).n

    Ja, daran konnte ich mich noch schwach erinnern, hab die Stelle aber nicht mehr gefunden... Die Ertränkungskammer kam erst später, als man das System perfektionierte. Schon eine richtig "industrialisierte" Methode zum Serienmord. Schaurig, aber wohl nicht unrealistisch, wenn man es mal mit der realen Kriminalgeschichte vergleicht.

    Was das mit dem Salzblock im Film soll, bleibt allerdings unklar, ich hab es immer für ein Mittel zur Vertuschung des eigentlichen Tatortes gehalten. Wobei sich der ja offensichtlich direkt neben der Themse befindet, oder zumindest an einem Zuführkanal. Somit hätte man ja auch Original-Flusswasser in den Waschkessel pumpen können. Da wäre die Sache "wasserdicht" geworden.

Inhalte des Mitglieds Dr. Oberzohn
Beiträge: 689
Ort: Ostthüringen
Geschlecht: männlich
Seite 1 von 35 « Seite 1 2 3 4 5 6 35 Seite »
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz