Durch Charlie Chans Aussagen wird ein berüchtigter Gangster namens Steve McBirney zum Tode verurteilt, doch er kann kurz darauf flüchten und sinnt nun auf Rache. Im Wachsfigurenkabinett des dubiosen Dr. Cream und seiner Assistentin Miss Latimer findet er zusammen mit seinem Komplizen Grenock Unterschlupf, dort lässt er auch eine Gesichtsoperation vornehmen. Im Kabinett findet freitags stets eine Radioaufnahme über alte Kriminalfälle statt, jetzt soll Charlie dorthin gelockt und mit Stromschlag auf seinem Stuhl umgebracht werden. Aufgrund Creams zweifelhaften Rufes ahnt Charlie die Zusammenhänge, doch er will beweisen, dass damals im Mordfall an „Butcher“ Dagan (ein Partner McBirneys) der ahnungslose Joe Rocke hereingelegt und aufgrund einer unrichtigen Indizienauslegung des Kriminologen Dr. Otto von Brom unschuldig hingerichtet wurde. So treffen sich dort neben den beiden Kriminalisten noch Ted Osborne, der Radioleiter, sein Mitarbeiter Edwards sowie die Reporterin Mary Bolton. Es kommen noch Rockes Witwe sowie deren Anwalt Lane hinzu. Ebenso schleichen noch Charlies Zweitsohn sowie der kauzige Nachtwächter Willi Fern durch die düsteren Räumlichkeiten. Eine Menge sinistre Gestalten, bald passiert auch schon der erste Mord, Herr von Brom bricht auf seinem Platz zusammen, den er aufgrund seiner Halsstarrigkeit eben erst mit Charlie Chan getauscht hatte. Doch es war nicht die Elektrizität, die ihn ins Jenseits beförderte… Charlies Ermittlungen im Gruselkabinett gestalten sich schwierig, da scheinbar stets irgendwas passiert, das Licht geht immer mal aus, Giftpfeile fliegen ebenso wie Messer durch die Luft, ständig tauchen irgendwelche Personen auf, überall stehen täuschend echte Wachsfiguren herum, und ein rachsüchtiger Gangster mit Kopfbandage intrigiert im Hintergrund… Trotz allem gelingt es Charlie am Ende, die wahrlich verwirrenden Zusammenhänge zu ordnen und die Hand auf einen besonders ausgefuchsten Verbrecher zu legen.
Eine Ansammlung von in Wachs gegossenen grausigen Mordgesellen, die mitunter sogar zum Leben erwachen, ein mumienhaft aussehender Schurke, der fortwährend durch die dunklen Gänge schlurft, immer wieder erscheinende andere düster-unheimliche Gestalten, daneben noch Dauergewittergrollen im Hintergrund und Telefongespräche, die ins Nichts führen – kaum eine Zutat aus Opas klassischer Horrorshow fehlt in Chans neuestem Fall. Die überkonstruierte eigentliche Kriminalhandlung innerhalb des Schauerkintopps tut das Übrige, dass man die diesmal nur einstündige Story beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Passend zur Umgebung kommt der Chefermittler zur Erkenntnis, dass Totgeglaubte mitunter noch recht lebendig sind. Denn Dagan, der Schlächter, scheint doch nicht so ganz das Zeitliche gesegnet zu haben. Aber deshalb wurde doch der arme Rocke damals hingerichtet? Jedoch von Brom, der polternde Preuße, war ja kurz vor seinem Abgang auch plötzlich in Zweifeln gewesen. Motive, ihn ins Jenseits zu schicken, hatten aber mehrere. Die städtische Polizei des in New York spielenden Moritatenstückes tritt erst spät auf den Plan, denn die Versuche zu telefonieren werden immer wieder sabotiert. Charlies exaltierter Zweitsohn muss einiges an Nerven lassen, nur sein „Pop“ behält trotz ständiger Lebensgefahr seine stoische Ruhe, denn er überrascht lieber andere, als sich selbst überraschen zu lassen, wie er anfangs erklärt. Es gibt eine Menge ungesetzlicher Charaktere in den Kammern des Schreckens, falsche Identitäten, doch über allem thront eine besonders entschlossene Unperson, die sich ausgerechnet durch eine menschlich erscheinende Geste an den wachsamen Charlie verrät. Der Ansatz einer Liebesgeschichte kommt (danke dafür) recht knapp daher.
Sehr auf äußere Schaudereffekte setzende Chan-Geschichte, die Logik kommt weniger auf ihre Kosten.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #148Ein abwechslungsreicher und spannender Fall aus der Welt der technischen Illusionen, empfehlenswert.
Nachdem ich nun ebenfalls im Besitz der 12er-Toler-Chan-Box von Pidax bin, kann ich hier bedenkenlos zustimmen. Die "Schatzinsel" ist mir auch am meisten im Gedächtnis geblieben. Nicht zuletzt auch aufgrund des charismatischen Schauspiels von Cesar Romero. Hop Sing gegen den Joker.
Vergleiche zu Oland kann ich leider noch nicht ziehen, für sich genommen hat mich Tolers Chan jedenfalls vom ersten Moment an als Ermittlerfigur überzeugen und für sich einnehmen können. Victor Sen Yung als Sohn 2 teilt leider ein wenig das Schicksal mit Nigel Bruce als Dr. Watson. Mit beiden scheint es im Zeitverlauf geistig immer mehr bergab zu gehen. Wohingegen er in den ersten Filmen noch als Lebensretter für seinen Vater auftreten darf, wirkt die Komik später mitunter etwas erzwungen und die Übereifrigkeit latent nervig. Schön hingegen, dass trotz mancher kleinen Stichelei zwischendurch das respekt- und liebevolle familiäre Verhältnis der beiden durchgehend zu spüren ist.
Ein wirklich merklicher Qualitätsabfall sind dann die von Monogram produzierten Filmen. Bekannte und vertraute Fox-Gesichter in den Nebenrollen fehlen, Regie und Drehbuch wirken wie zweite Garde und auch der Hauptdarsteller selbst scheint ein wenig Glanz verloren zu haben. Alles wirkt irgendwie etwas hölzerner inszeniert. Kurzum, man merkt deutlich, dass hier jetzt noch ein kleines Studio versucht, den letzten Rest aus einer bekannten Filmfigur herauszuholen.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #120Charlie Chan in Shanghai (1935)
(...) Fängt die Reihe schon an, in Routine zu verfallen ? Möglicherweise, (...)
Gerade das ist mir bei den späteren Olands eher positiv aufgefallen. In der Wallace-Reihe musste sich ja auch erst das richtige "Trademark" entwickeln, bevor dann die wirklichen Klassiker (Augen, Tuch, Gasthaus, Hexer etc.) kamen. Die Einführung von Chans Söhnen rundet für mich den Charakter erst so richtig ab und gibt ihm mit dem Familiensinn noch einmal eine eigene Note, die man bei anderen Detektiven nicht in der Art findet. Kann aber auch sein, dass ich da etwas vorbelastet bin, weil ich die Toler-Chans vor den Olands gesehen habe und daher entsprechend auf die Konstellation geprägt bin.
Bei mir ist es umgekehrt, erst Oland und dann Toler. Die Olands hatte ich damals alle aufgezeichent. Die Tolers nur den ersten und dann gelöscht.
Gruss
Havi17
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Albert Einstein
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein
Zitat von Count Villain im Beitrag #152Ein wirklich merklicher Qualitätsabfall sind dann die von Monogram produzierten Filmen.....
Ja, die Monogram-Filme sind schon ein starker Einschnitt. Besonders die gehäuften klamaukigen Sidekicks kosten schon einiges an Zuschauer-Geduld. Anfangs wirkt die Toler-Reihe noch sehr gut-routiniert. Wobei Sidney Toler auf mich etwas strenger und schärfer wirkt als Warner Oland. Zuletzt wirkt Chan tatsächlich nicht mehr so glanzvoll wie anfangs, das finde ich auch. Auffällig ist, dass Chans Großfamilie ihn in den Reihen der sonst doch recht einzelgängerisch ermittelnden Phantasie-Detektivkollegen wirklich auf eine Ausnahmestellung rückt.