Bezüglich Meyen in der Gruft zitiere ich mal selbst.
ZitatEs dürfte sich bei der Gruft bis dato um den Wallace mit den meisten undankbaren Rollen handeln. [...]
Am Schlimmsten trifft es jedoch Harry Meyen und Eddi Arent. Während letzterer von seiner gefühlt durchgängigen Präsenz her eigentlich so etwas wie der "male lead" des Films ist, aber mit zu vielen unsympathischen Eigenschaften versehen wurde [...], ist das Beste, was Angel zustande bringt, Rumballerei (Kino, Billardtisch, Mühle). Miss Kent wird von Flynn in Sicherheit gebracht und die Bombe von Westlake entschärft. Sir John ist es schließlich, der den Geistesblitz "Operationsplan" hat und der am Ende Goyle niederschlägt, nachdem dieser den Inspektor überwältigt hat. Auch in Bezug auf Flynn zeigt sich Angel naiv, sonst hätte er sicher nicht Miss Kent allein mit ihm zur Mühle gelassen. Den Deus-ex-Machina darf er dort dann allerdings trotzdem spielen. Von wirklichen Ermittlungserfolgen keine Spur. So gesehen holt Harry Meyen da durchaus noch einiges aus der Rolle heraus, auch wenn er letzten Endes nur wirkt wie einer der Assistenten beim "Kommissar".
Patricia Marion Caldecott hätte heute ihren 114ten Geburtstag gefeiert
Edgar Wallace hatte insgesamt 5 Kinder. Sein Sohn Bryan Edgar war sicher am präsentesten, alleine durch die Verfilmungen der 60er Jahre. Seine etwas jüngere Schwester war Patricia Marion Caldecott. Sie hat wohl bis 1995 gelebt. Im Internet finden sich einige Fotos von ihr. 1963 soll sie in der im SWR ausgestrahlten Dokumentation "Die Edgar Wallace Story" zu sehen gewesen sein: https://www.imdb.com/title/tt10351256/?ref_=nm_flmg_slf_1
Geboren wurde Patricia Marion Caldecott am 01.09.1908. Das war heute vor 114 Jahren.
Samstag geht es mit Sir John weiter, aber nicht gespielt von Siegfried Schürenberg.
Cecil Parker hätte heute seinen 125ten Geburtstag gefeiert
Der andere Sir John: Während Siegfried Schürenberg in dieser Rolle die Reihe dominierte, wurde die Besetzung in der deutsch-britischen Produktion "Das Rätsel des silbernen Dreieck" etwas angepasst. Hier trat Cecil Parker als Vorgesetzter bei Scotland Yard auf. Ansonsten war Cecil Parker vorwiegend aus britischen Produktionen bekannt. Erwähnenswert sind sicher unter anderen seine Hitchcock-Filme "Eine Dame verschwindet" und "Sklavin des Herzens" neben Ingrid Bergman.
Gestorben ist Cecil Parker am 20.04.1971. Geboren wurde er am 03.09.1897. Das war heute vor 125 Jahren.
Morgen kommt der Frosch, der Frosch mit der Maske.
Zitat von Savini im Beitrag #756Ehrlich gesagt, hatte ich fest mit ihm gerechnet, bevor mir klar wurde, dass der 1. September ja schon am Donnerstag war.
"Der Frosch mit der Maske" wird in Deutschland uraufgeführt
Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler. Der Frosch mit der Maske - der originale Harry Lime Harry Lime! Ein Name, den erst später Graham Greene in seinem Drehbuch „Der dritte Mann“ für einen der bekanntesten Verbrecher der Filmgeschichte benutzte. Edgar Wallace erschuf 1926 mit Harry Lime einen Unhold mit Verbrechergenen im Blut, der sich aus nicht ganz einfach nachzuvollziehenden Gründen als Riesenamphibie verkleidet und eine monströse Gangsterorganisation mit Verbindungen bis zu Scotland Yard hinein gründet, um mehrfach täglich schwere Verbrechen von Raub bis zu Mord zu begehen und sich schließlich hoffnungslos in die Teenager-Tochter des Henkers von London verliebt. Das ist vorerst einmal nur die Handlungsbasis für die Verfilmung eines der bekanntesten und vergleichsweise epischsten Romane von Edgar Wallace, auf der noch zahlreichere Geschichten verquickt stattfinden: der frühere Partner, der sich rächen will; der mächtige alte Geschäftsmann, der in Wirklichkeit eine Marionette ist; der verbrecherische Polizist; der naive Sohn, der vom Weg abgebracht wird; der unheimliche Vater, der von Beruf Henker ist und den eigenen Sohn richten muss; der Neffe des Scotland Yard Chefs, der sich als Freizeitdetektiv probiert und noch viel mehr. Die Helfershelfer des Froschs bedienen sich Pistolen, Messer und Fäuste als Waffen, die Riesenamphibie selbst mordet bevorzugt mit Gas und Maschinenpistole. „So ein Quatsch!“ , haben damals nicht wenige gesagt. Man konnte sich 1959 nur bierernste und ausschließlich schwermütige Kost vorstellen. Selbst die Lustspiele waren letztlich schwermütig. Die Naiven liebten Rührseliges; für die Intellektuellen wie zum Beispiel die „Spiegel“-Kritiker hingegen war fast gar nichts gut genug: alles war problematisch oder gar existentialistisch. So ein Quatsch? Na klar! Endlich einmal! Die Leichtigkeit des schrillen Unsinns um den Frosch mit der Maske war die Initialzündung für die erfolgreichste Filmserie im deutschen Kino. Endlich ist da mal ein Film, der ohne Problematik einfach das sein will, was er ist: effektvoller Kintopp mit viel Fantasie und Spaß. Zwar war man noch ein bisschen unsicher bei der Gestaltung einiger Details und traute sich noch nicht zu jeder Konsequenz, aber anderseits hatte man auch schon sehr viel richtig gemacht. Regisseur Harald Reinl bekam die kaleidoskopartige Handlung sehr gut in Griff und zeigte, dass er imstande war, einen richtigen Blockbuster hinzulegen. Klar, einiges steckte noch im biederen Mief der 50iger Jahre fest, wie etwa die etwas betuliche Eröffnungsszene, der allzu naive Sohn ( hier hätte man gern schon einen Psychopathen wie Kinski gesehen) oder die allzu brave Tochter (wie gern hätte ich hier schon Karin Dor besetzt gesehen). Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Denn gerade was die Besetzung betrifft, gab es gleich mehrere Glücksgriffe. Joachim Fuchsberger ist endlich mal ein deutscher Hauptdarsteller, der weder an Biederkeit noch an Selbstzerfleischung krankt. Besonders er steht für ein neues Selbstverständnis, das rasant aus den 50igern hinausführt. Stummfilmlegende Fritz Rasp und der Respekt einflößende Carl Lange werden zurecht Ikonen der neuen Filmserie. Und auch die vielen weiteren Darsteller wie Siegfried Lowitz, Jochen Brockmann oder Eva Pflug sind sehr gut besetzt. Nicht zu unterschätzen ist die Idee, dem bizarr maskierten Bösewicht einen grotesken Komiker gegenüberzustellen. Nichts gegen Harald Juhnke - aber dass man sich nicht wie angedacht für ihn, sondern für Eddi Arent entschied, gab dem Film und der gesamten weiteren Serie einen entscheidenden Kick, denn Eddi Arent als satirischer Inbegriff konservativer britischer Korrektheit wurde zum Aushängeschild der Serie und unterstrich allein durch seine Präsenz, dass wir hier einen großen makabren Spaß erleben dürfen. Der Frosch mit der Maske tut eigentlich auch nichts wirklich Böses. Er ermordet schließlich nur die, die uns sowieso nicht so sympathisch waren, die anderen überleben. Und dass die „Damsel in distress“ selbstverständlich mal erschreckt werden muss, erhöht doch nur das Vergnügen allerseits. Als Entschädigung bekommt sie dann ja auch Blacky Fuchsberger am Ende des Films zugeteilt. Wer sein mühsam erarbeitetes Geld damals an die Kinokasse schleppte, wurde diesmal überraschenderweise nicht mit Schwermut bestraft, sondern in aller Breite richtig gut bedient. Und noch heute denkt man nicht „Puh, bitte nicht noch einmal, den Film kenne ich schon“, sondern legt ihn immer mal wieder gern in den DVD-Player. So durfte es mit der Wallace-Serie weiter gehen! Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
"Der Frosch mit der Maske lief am 04.09.1959 in den Kinos an. Auch, wenn die 3,2 Mio deutschen Kinozuschauer später etwas nach unten relativiert wurden, war es einer der erfolgreichsten Wallace-Filme. Heute vor 63 Jahren fand die Uraufführung im Universum in Stuttgart statt.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #758Die Leichtigkeit des schrillen Unsinns (...)
Obwohl diese Worte durchaus passen, greifen sie beim Frosch meines Erachtens doch viel zu kurz. Szenen wie Lolitas Ermordung und der Wachmann, dem die Kehle aufgeschnitten wird, sind in all ihrer Blutigkeit weit entfernt von schriller Leichtigkeit. Und gerade auch der Plot um Rays Abrutschen in die Halbwelt hätte mehr oder weniger Eins zu Eins auch jedem schwermütigen Problemfilm der 50er Jahre gut zu Gesicht gestanden.
Gerade diese Mischung ist es, die dem Frosch einen Großteil seines Reizes gibt. Man merkt die Umbruch- und Aufbruchsstimmung ohne bereits in einem neuen festgetretenen Pfad zu sein.
Nicht umsonst bescheinigte Florian Pauer dem Film "eine schwer zu beschreibende Düsternis" und "latente Depressivität", eben wegen des Handlungsstrangs umd den Henker Bennet und manche heftige Gewaltdarstellungen. Anders als manch anderem seiner Urteile würde ich hier zustimmen.
- Vor 80 Jahren (05.09.1942): Petra von der Linde wurde geboren und feiert heute ihren 80sten Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Bei Wallace wirkte sie in "Der Hexer" als Gwenda Milton mit, fiel dort aber den Verbrechern bereits in der Eröffnungssequenz zum Opfer. Ihre Karriere als Schauspielerin endete nach einigen Nebenrollen um 1970. - Vor 35 Jahren (05.09.1988): Im Alter von 75 Jahren ist Gert Fröbe leider verstorben. Bei Edgar Wallace wirkte er in "Der grüne Bogenschütze" mit, es folgte eine internationale Karriere.
Unser morgiger Film ist der erste Farb-Wallace-Film der Reihe.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #758Der Frosch mit der Maske - der originale Harry Lime
Eine sehr schöne Zusammenfassung der Verfilmung des scheinbar immer noch bekanntesten Erzeugnisses aus Wallace’ Feder. Die Fabel um den Frosch ist gewissermaßen die Quintessenz des Märchenhaft-Phantastisch-Symbolischen, das charakteristisch für das Werk des Autors und mit Sicherheit für dessen langeanhaltenden Erfolg war und ist. Eine Ansammlung archetypischer Komponenten. An der Spitze einer riesigen Organisation von gelenkten Handlangern steht das fast schon dämonische Ungeheuer, der Frosch, durch seine groteske Verkleidung schon als die Monstranz des Bösen erkennbar, die viele Gummikleidung weist unterschwellig gar in die Richtung einer abartigen Sexualität (?). Demgegenüber der strahlende Heroe Dick Gordon, ob nur als Staatsanwalt wie im Buch oder vermögender Yard-Chef-Neffe als filmisches Pendant, unbeugsam, aufrecht und tapfer bis in die kleine Zehe. Quasi der geborene Drachentöter, von klein auf. Dagegen steht Ellas Bruder Ray, der fast so etwas wie eine Heldenreise unternimmt, sich verleiten lässt, den dunkleren Begierden nachzugehen, den Bruch mit dem Vater vollzieht, um dann nach fast leibhaftiger Begegnung mit dem Tod wie neugeboren und moralisch gefestigt in sein Heim zurückzukehren. Ein für Wallace eher seltener Zyklus der Entwicklung einer seiner Hauptfiguren. Ella Bennet ist selbstverständlich die unschuldige reine Jungfrau, deren Tugend die Bösartigkeit des sie begehrenden Maskenfrosches nur noch umso deutlicher darstellt. Gerade sie zu besitzen, als etwas, was dem schrecklichen Amphibium im eigenen Leben stets verwehrt geblieben ist, erscheint diesem besonders erstrebenswert, man könnte es fast als eine gewisse Tragik bezeichnen. Schließlich ist der Unhold auch nicht auf die rein äußerlich verführerischere Lolita scharf, die er sicher einfacher hätte haben können und die ihm im Geiste auch näher stünde. Im Film wird sie ja von ihm besonders lieblos „entsorgt“. Sogar einen Schatz gibt es am Ende noch für den vom Frosch geprellten Ex-Komplizen Broad zu heben, jedenfalls im Buch, im Film hat man diesen Zweig der Erzählung schlicht weggekürzt, ebenso wie die Erklärung, warum der Frosch ein Frosch ist und auch praktischerweise seine Untertanen mit Handgelenk-Tätowierungen versehen lässt, was aber nicht weiter schlimm ist. Übrig bleibt ein Werk, das als Verfilmung immer noch einen legendären Klang hat, und dessen Romanversion es neulich sogar wieder zu einer Neuauflage im Goldmann-Verlag geschafft hat. Wobei zu wünschen wäre, hier auch mal eine ungekürzte und liebevoll übersetzte Version zu bekommen. Vielleicht sollte man einfach mal die Übersetzung von Alma Johanna König fachkundig und im gleichen Stil ergänzen, da sollte doch jemand zu finden sein.
"Der Bucklige von Soho" wird in Deutschland uraufgeführt
Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler. Der Bucklige von Soho - mehr Farbe, mehr Tempo, mehr Humor - und mehr Krise Es kriselt 1966 in jeder Hinsicht bei Rialto in Hinsicht auf die Edgar-Wallace-Reihe. Nach erstaunlichen zwanzig Filmen in wenigen Jahren (es gab in etwa genauso viele meist ähnliche deutsche Kriminalfilme anderer Produzenten im gleichen Zeitraum) sollte man einmal Luft holen und die Situation analysieren. Wegen der enttäuschenden Zuschauerzahlen von „Neues vom Hexer“ entschloss sich Wendlandt, die dritte Hexer-Verfilmung fallen zu lassen. Inspektoren-Aushängeschild Heinz Drache ergraute immer weiter und schien nicht mehr als zukünftiger Topstar zu taugen. „Der unheimliche Mönch“ wurde deshalb schon 1965 mit Harald Leipnitz als Hauptdarsteller besetzt, dessen Typ aber nicht so recht kompatibel als neuer Kultinspektor war. Joachim Fuchsberger, der eigentlich erneut den Hexer jagen sollte, hatte sich nach zehn Edgar-Wallace-Filmen mehr Internationalität für die Reihe gewünscht und war anderweitig in Europroduktionen gut beschäftigt. Und der Rest des Stammpersonals? Klaus Kinski nahm nach fünfzehn Filmen lieber neue Angebote aus Italien an. Und Eddi Arent war es nach 21 (!) Filmen anscheinend auch zu öde, immer fast die gleiche Rolle zu spielen. Und schließlich hätte man als Buckligen auch das Serienmonster Ady Berber holen können, aber der arme Riese war Anfang 1966 an Krebs verstorben. Plötzlich gab es also ein totales Vakuum in den Besetzungsmöglichkeiten. Man brauchte neues Personal und riskierte mit „Melissa“-Star Günther Stoll einen neuen Hauptdarsteller, der nach Heinz Drache eine neue Coolness bringen sollte, aber Stolls melancholische Aura machte im Wallace-Kontext nicht so recht Sinn, oder besser gesagt, Günther Stolls Typ wurde nicht geschickt genug in Szene gesetzt. Da auch Kinski fehlte und Eddi Arent leichtsinnigerweise das Wagnis einging, einen um 180 Grad verdrehten Rollentyp zu spielen, holte man zur Sicherheit bewährtes Personal aus dem Kultkrimi „Der Zinker“ zurück. Agnes Windeck als skurille vermögende Dame im besten Oma-Alter und Albert Bessler als ihr immer hochverdächtig erscheinender Butler sollten für bekannte Heimeligkeit sorgen . Mit Siegfried Schürenberg, Pinkas Braun, Gisela Uhlen und Hubert von Meyerinck engagierte Wendlandt weitere Ikonen der Serie, mit Richard Haller probierte er einen neuen Monsterdarsteller aus, mit Joachim Teege einen neuen Komödianten. Dazu kamen jede Menge attraktiver Darstellerinnen, von denen Nebendarstellerin Ilse Pagé die wichtigste werden sollte. Immerhin gab es ein gutes Drehbuch von Herbert Reinecker, das ursprünglich als Hexer-Film geplant war und nun ohne die Figur des Hexers neu ausgearbeitet worden war. Und es gab den erfahrenen Erfolgsregisseur Alfred Vohrer, der die ganze Sache kontrollierten sollte. Neben diesen ganzen Premieren in der Besetzung musste Vohrer aber vor allem mit der entscheidenden Neuerung klarkommen: der Film sollte erstmals in Farbe erscheinen! Wallace in Farbe? Man ist fast enttäuscht. Es mag naiv klingen, aber ich glaube, gerade dieser Film hätte in schwarzweiß ein düsterer und unheimlicher Höhepunkt der Serie werden können. Mit Vohrers entwickelter und bestens bewährter Filmsprache, einem saftigen Drehbuch und einer trotz mancher Ausfälle guten Besetzung hätte in schwarzweiß eigentlich nichts schiefgehen können. In Farbe aber doch: die Verfolgungsszene, in der Wanda Merville aus dem Bootshaus vor dem Buckligen flieht, fand in der Farbversion am helllichten Tag statt - man stelle sich eine gut ausgeleuchtete Nacht-und-Nebel-Szene wie die Verfolgung im Park von Selford Manor aus „Die Tür mit den sieben Schlössern“ vor. Wie gruselig und beklemmend hätte vieles wirken können! Die Farben machen vieles profaner, Nebel und Licht wirken nicht mehr so wie wir es kennen und viele Szenen haben jetzt den Look des schnöden Alltags langsam aufkommender Hippiezeiten. Gerade die fensterlose Wäscherei wäre in schwarzweiß eine herrlich gespenstische Kulisse gewesen. Anderes geht aber dann doch immerhin noch passabel in Farbe, wie zum Beispiel die meines Erachtens beste Szene des Films, in der die Oberin vergeblich Jagd auf den Buckligen macht. Vohrer spürte wohl das Problem und ich vermute, er wollte aus Misstrauen den neuen Bedingungen gegenüber als Ausgleich in einigen Szenen allzusehr das Tempo steigern, was aber tatsächlich eher dazu führt, das Spannung nicht richtig entstehen kann, wie in der viel zu knappen Pre-Title-Sequenz. Und einige Szenen, wie die sinnlose Ermordung der Polizistin, machen den Film leider nicht härter, sondern trashiger. Andererseits gibt es auch wiederum Szenen, wo alles gut funktioniert, wie zum Beispiel die Ermordung von Jane (Ilse Pagé). Dass Eddi Arent mal einen Dunkelmann spielen darf, sei ihm persönlich natürlich gegönnt und selbstverständlich macht er das tadellos. Trotzdem ist gerade das für manch einen Zuschauer ein Vertrauensbruch, weil die festen Pfeiler des Genres über Bord geworfen werden. Wenn die Gesetze des Genres nicht mehr gelten, dann fühlt man schnell nicht mehr zuhause. Als Folge wurde der Humor stärker auf Siegfried Schürenberg und Joachim Teege verlagert und wirkt jetzt leider erzwungener und alberner als in vorherigen Filmen. Wie schon gesagt - trotz aller Abstriche gibt es immer noch einige grandiose Szenen mit dem typischen Vohrer-Flair, gute Darsteller und einen entfesselten Peter-Thomas Soundtrack. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass der alte Spirit aus Schwarzweiß-Tagen jetzt langsam in den Ausverkauf kommt und alles verhökert werden könnte, was in glücklichen Momenten deutscher Filmgeschichte geschaffen worden war. Zur Beruhigung der Hardcore-Fans, deren Lust auf Wallace mit zwanzig schwarzweißen Filmen immer noch nicht gesättigt ist, lässt sich sagen, dass man immer noch einige Jahre mit den in sechs Jahren erschaffenen Stilerrungenschaften drehen konnte. Und was das Thema Farbe betrifft, sollte Vohrer diese in seinen nächsten Wallace-Filmen erheblich besser nutzen. Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
"Der Bucklige von Soho" lief am 06.09.1966 in den Kinos an. Mit 2,2 Mio deutschen Kinozuschauern erholte sich der Film von einigen schwächeren früheren Werken nur leicht. Heute vor 56 Jahren fand die Uraufführung statt.
Weitere Ereignisse: - Todestag Egon Eis (06.09.1994)
Das mit der teilweise nicht mehr verfügbaren Stammbesetzung hatte ich zuvor so noch nicht gesehen, wobei die Frage wäre, ob das Ergrauen der Grund dafür war, dass man Drache nicht mehr besetzte; bei Fuchsberger war das bekanntlich kein Hindernis. Ansonsten gehen unsere Ansichten beim Drehbuch extrem auseinander ... Und in s/w kann ich mir den Film absolut nicht vorstellen. Gerade die grellen Farben (grüne Tapeten!) erhöhen den Trash-Faktor, der diesen Film so unterhaltsam macht. Schwarz/Weiß würden die inhaltlichen und stilistischen Mängel viel unangenehmer hervortreten, man würde ihn auch ernster nehmen und könnte sich nicht mehr so prächtig amüsieren.
Zitat von Savini im Beitrag #764Schwarz/Weiß würden die inhaltlichen und stilistischen Mängel viel unangenehmer hervortreten, man würde ihn auch ernster nehmen und könnte sich nicht mehr so prächtig amüsieren.
Ich habe mir den Film schon zwei- oder dreimal in Schwarzweiß angeschaut und muss konstatieren, dass er - zumindest auf mich - dadurch weitaus wertiger wirkt. Auch stilistisch. Zum Beispiel wirken viele Kulissen nicht mehr so billig.
Die Farbe finde ich in den Nachfolgefilmen tatsächlich auch viel besser genutzt.