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 Edgar-Wallace-Forum
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Savini Offline



Beiträge: 756

19.09.2022 08:18
#796 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #795
Ihr Fach war die freche, sündige, widerspenstige, ungebildete, manchmal kleinkriminelle, aber meist doch gutmütige Schülerin, Tänzerin, Prostituierte. Dieses Fach beherrschte Karin Baal glänzend.

Allerdings war ihre SEHR mädchenhafte Stimme ein extremer Kontrast zu diesem Rollentyp; ob sie deswegen in den "Halbstarken" nachsynchronisiert wurde?

Zitat von Peter Ross im Beitrag #795
Eine reifere Rolle spielt sie schließlich noch in dem etwas unbekannteren Wallace-Film „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ (1971).

Dadurch, dass diese Rolle in der ersten Hälfte des Films extrem kalt und unsympathisch dargestellt wird, ist sie natürlich ein starker Kontrast zu ihren beiden früheren Auftritten.

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

19.09.2022 09:05
#797 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #796
Zitat von Peter Ross im Beitrag #795
Eine reifere Rolle spielt sie schließlich noch in dem etwas unbekannteren Wallace-Film „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ (1971).

Dadurch, dass diese Rolle in der ersten Hälfte des Films extrem kalt und unsympathisch dargestellt wird, ist sie natürlich ein starker Kontrast zu ihren beiden früheren Auftritten.


Das ist mir bei der letzten Sichtung auch besonders aufgefallen. Der Zuschauer wird sogar auf die Seite des Fremdgehers Enrico "Henry" Rosseni (Fabio Testi) gezogen, obwohl man Herta Rosseni (Karin Baal) gar nicht in so vielen Szenen sieht. Aber trotzdem ist es gelungen, sie kalt und unsympathisch wirken zu lassen, um sie als mögliche Täterin sichtbar zu machen.
Auch das zeigt aber einmal wieder umso mehr die darstellerische Vielfalt dieser großartigen Schauspielerin.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

19.09.2022 16:18
#798 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Noch zur Ergänzung: Beinahe wäre Karin Baals Karriere anders verlaufen als gedacht, denn Will Tremper, maßgeblicher Kopf hinter "Die Halbstarken" und in Personalunion gleichzeitig Pressechef der Inter West (er hatte sich der Einfachheit halber gleich selbst dazu gemacht), favorisierte für die weibliche Hauptrolle Monika Peitsch. Medienwirksam ließ Tremper einen Abstimmungswettbewerb in einem Berliner Nachtlokal stattfinden, der darüber entscheiden sollte, ob nun Karin Baal oder Monika Peitsch die Hauptrolle spielen solle. Über den Ausgang gab es danach unterschiedliche Meinungen. Die einen erklärten Monika Peitsch zur Siegerin, die anderen Karin Baal. Letztlich war der Ausgang ohnehin ohne Belang, da Regisseur Georg Tressler Karin Baal bestimmte und mitteilen ließ, dass ihn der Ausgang des Wettbewerbes nicht interessiere. Immerhin: Tremper hatte seinen Medienrummel und Karin Blauermel ihren von Will Tremper ausgesuchten Künstlernamen Baal.

Apropos Tremper: Auch er hätte heute Geburtstag gefeiert, und zwar seinen 94., wenn ich mich nicht verrechnet habe. Als Quentin Philps war Tremper bekanntermaßen für das Skript zu "Zimmer 13" verantwortlich. Tremper starb am 14.12.1998 im Alter von 70 Jahren in München.

Gruß
Jan

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

19.09.2022 16:55
#799 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #798
Noch zur Ergänzung: Beinahe wäre Karin Baals Karriere anders verlaufen als gedacht, denn Will Tremper, maßgeblicher Kopf hinter "Die Halbstarken" und in Personalunion gleichzeitig Pressechef der Inter West (er hatte sich der Einfachheit halber gleich selbst dazu gemacht), favorisierte für die weibliche Hauptrolle Monika Peitsch. Medienwirksam ließ Tremper einen Abstimmungswettbewerb in einem Berliner Nachtlokal stattfinden, der darüber entscheiden sollte, ob nun Karin Baal oder Monika Peitsch die Hauptrolle spielen solle. Über den Ausgang gab es danach unterschiedliche Meinungen. Die einen erklärten Monika Peitsch zur Siegerin, die anderen Karin Baal. Letztlich war der Ausgang ohnehin ohne Belang, da Regisseur Georg Tressler Karin Baal bestimmte und mitteilen ließ, dass ihn der Ausgang des Wettbewerbes nicht interessiere. Immerhin: Tremper hatte seinen Medienrummel und Karin Blauermel ihren von Will Tremper ausgesuchten Künstlernamen Baal.

Apropos Tremper: Auch er hätte heute Geburtstag gefeiert, und zwar seinen 94., wenn ich mich nicht verrechnet habe. Als Quentin Philps war Tremper bekanntermaßen für das Skript zu "Zimmer 13" verantwortlich. Tremper starb am 14.12.1998 im Alter von 70 Jahren in München.

Gruß
Jan

Danke für die interessanten Infos. Das habe ich so auch nicht gewusst. Und natürlich macht es Sinn, heute dann ja auch Tremper zu gedenken.

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

21.09.2022 08:21
#800 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



21.09.

Heute im Jahr 1964 waren die Dreharbeiten für "Das Verrätertor" abgeschlossen


Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Das Verrätertor - ein Ausflug nach London
Wir reisen zwischendurch nach London/England für einen weiteren Edgar-Wallace-Streifen aus Horst Wendlandts Rialto-Film-Küche. Wie bei jedem Ausflug in die Fremde sollten wir allerdings wissen, dass es anderswo nicht genauso ist, wie wir es von zuhause kennen. Das gilt besonders auch für Edgar-Wallace-Filme, die ja eigentlich an der Elbe oder im Grunewald gedreht werden müssen, um als echte Edgar-Wallace-Filme durchzugehen. Als tolerante Europäer akzeptieren wir doch jetzt bitte einmal, dass Wallace ausnahmsweise in seinem Heimatland an Originalschauplätzen gedreht wurde und finden uns damit ab, das echte Engländer sich ihre Hauptstadt nur schwerlich als Dauernebelkulisse für blinde Mörderbanden und ihre Parks als Hort vermummter Klosterbewohner vorstellen können.
Da es in „Das Verrätertor“ (1964) um nichts geringeres als um den Raub der britischen Kronjuwelen aus dem Londoner Tower geht, lag es nahe, diese Story vor Ort zu verfilmen.
Der sympathische Regisseur Freddie Francis legt uns einen ordentlichen Heist Movie hin, also einen Film, in dem es detailliert um Planung, Raub und schließlich Verteilung der Beute geht. Francis war eigentlich ein hoch geschätzter Kameramann, der seit einigen Jahren zusätzlich auch selbst inszenierte- vor allem Horrorfilme. Zu der englischen Crew gesellte sich Filmkomponist Peter Thomas, der hier wieder einmal mehr mit unverwechselbarer Kreativität glänzte. Tipp: Der Titel „Aha!“ ist der Eddi-Arent-Track schlechthin! Vielleicht ist der Sound auch das Element des Films, das am meisten an die rein deutschen Wallace-Filme erinnert.
Die Darsteller waren eine gut kombinierte englisch-deutsche Mixtur. Albert Lieven, klassischer Gentleman-Filmbösewicht, lebte seit langem schon in London, drehte Filme sowohl in England als auch in Deutschland und beherrschte somit beide Sprachen perfekt. Wie schon in „Das Geheimnis der gelben Narzissen“ (1961), ebenso eine deutsch- britische Koproduktion, war er schon deswegen eine gute Wahl für die Rolle des Drahtziehers. Aus heutiger Sicht wirkt er fast zu wenig böse, aber damals hatten selbst die Dunkelmänner beste Kinderstube genossen. Die charmante Margot Trooger, die ebenfalls auf der Seite des Verbrechens steht und so tragisch scheitert, gefällt hier genauso gut wie als Gattin des Hexers. Gary Raymond in einer Doppelrolle überzeugt besonders als Gangster, Bond-Girl Catharina von Shell ist die süß- naive „Damsel in distress“ und der ewig Fingernägel kauende Kinski ist gut für eine einige besonders kultige Aufnahmen. Ich denke an die Szene, in der er vom Hubschrauber auf das Schiff abgesetzt wird. Plakatwürdig!
Als deutscher Tourist Hector macht Eddi Arent stellvertretend für uns die Reise nach London und gerät tief in den Strudel der Wallace-Geschichte. Er überzeugt in seiner vielleicht größten Rolle in einem Wallace-Film. Dabei ist er besser und geschmackvoller in Szene gesetzt als in manchen deutschen Filmen. Leider ist dieser Film auch schon fast das Ende seines Komiker-Status innerhalb der Filmreihe.
Das Spannendste bei einem Heist Movie ist selbstverständlich immer, was wohl nach dem erfolgreichen Raub passiert. Natürlich will jeder Gangster alles für sich allein und zwangsläufig gibt es Tote. Sowas ist immer ein Fest fürs Publikum, denn jetzt schlägt die Moral zu und jeder Übeltäter bekommt seine Packung. Aber ist es hier auch so?
Was wird also mit den englischen Kronjuwelen passieren? Wird Kinski sie für immer bekommen? Oder werden diesmal die Guten siegen und die Kronjuwelen kommen in den Londoner Tower zurück?
Meckern wir bitte nicht über einen anständig gemachten und liebenswerten Film, sondern nehmen ihn als interessanten Ausflug nach England wahr. Wenn wir zurück sind, können wir uns ja wieder „Der unheimliche Mönch“ oder „Der Hund von Blackwood Castle“ ansehen.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

"Das Verrätertor" startete am 18.12.1964 in den Kinos. Die Dreharbeiten liefen bis zum 21.09.1964. Das war heute vor 58 Jahren.

Weitere Ereignisse:
- 21.09.2005: Tod Preben Philipsen
- 21.09.2007: Tod Jürgen Roland
- 21.09.1996: Tod Claus Hom

Und morgen machen wir mit einem klassischen Ermittler weiter, bei dem sicher viele in der Bevölkerung nicht wissen, dass er bei Wallace auch mal jenseits des Guten unterwegs war.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

21.09.2022 14:29
#801 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Danke Euch beiden, eine kurze, bündige und absolut zutreffende Analyse des für mich besten Edgar Wallace Films aus den genannten Gründen.

Gruss
Havi17

chris2011 Offline



Beiträge: 85

21.09.2022 19:45
#802 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Und am 18.9 wurde die Schauspielerin Renate Grosser 95 jahre alt bekannte wurde sie in der Rolle der Mrs. Potter im Film ,,Im Banne des Unheimlichen´´(1968).

Alles gute Nachträglich dafür


grus chris2011

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

22.09.2022 07:40
#803 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von chris2011 im Beitrag #802
Und am 18.9 wurde die Schauspielerin Renate Grosser 95 jahre alt bekannte wurde sie in der Rolle der Mrs. Potter im Film ,,Im Banne des Unheimlichen´´(1968).

Alles gute Nachträglich dafür


grus chris2011


Danke für die Info - dem schließe ich mich an uns nehme sie natürlich ebenfalls in die Übersicht auf.

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

22.09.2022 07:41
#804 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



22.09.

Siegfried Lowitz hätte heute seinen 108ten Geburtstag gefeiert




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Siegfried Lowitz - der ewige Ermittler

Erstaunlich oft war Siegfried Lowitz Polizist in Film und Fernsehen.
Ich denke, kein anderer deutscher Schauspieler hat so viele verschiedene Ermittler gespielt.
Hier eine Auflistung, die gerne ergänzt werden darf:
- Der Greifer (1958)
- Gestehen Sie, Dr. Corda (1958)
- Es geschah am hellichten Tage (1958)
- Der Frosch mit der Maske (1959)
- Bei Anruf Mord (1959)
- Es ist soweit ( Durbridge -6Teiler 1960)
- Der Fälscher von London (1961)
- Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
- Die Physiker (1964)
- Der Hexer (1964)
- Die Gentleman bitten zur Kasse ( 3-Teiler 1966)
- Eine Tote soll ermordet werden (1972)
- Der Strick um den Hals ( 3-Teiler 1975 , mit einem Auge zugedrückt)
- Der Alte ( 100 Folgen, 1977-1986)
Warum eigentlich ausgerechnet Lowitz?
Rein äußerlich war er alles andere als ein starker Held, eher gedrungen, fast unauffällig - ein Durchschnittsbürger, der auch nicht gerade mit überdurchschnittlich ansprechender Optik gesegnet war. Ein typischer Deutscher, der einerseits weder dem nationalen Klischee des athletischen Blonden entsprach, andererseits aber auch nicht verbergen konnte, dass er nun mal deutsch war und wie die meisten anderen auch mit dieser Durchschnittlichkeit zurechtkommen musste.
Als Schauspieler aber war Lowitz weit über dem Durchschnitt. Er konnte seinen oft gespielten Durchschnittsbürgern eine beeindruckende Authentizität geben. Kleinbürger waren sein Metier, manchmal Spießbürger in Bedrängnis ( „Biedermeier und die Brandstifter“, „Babeck“ , „Derrick: Stiftungsfest“ ) , manchmal kleine Gauner in Nöten ( „Das schwarze Schaf“, „Der Kommissar: Geld von toten Kassierern“), manchmal aber auch bürgerliche Unsympathen („Haie und kleine Fische“ , „Die zwölf Geschworenen“ , „Edgar Wallace: Der unheimliche Mönch“).
So einer muss einen Polizisten spielen, denn die Voraussetzungen sind ideal, dass man diesem Schauspieler den einfachen Kriminalbeamten hundertprozentig abnimmt. Und der unprätentiöse Polizist wurde somit auch seine Lebensrolle.
Es ging in den 50er Jahren zunächst mit Filmen los, in denen ein übereifriger und dadurch oft unsympathischer Beamter voller Sturm und Drang gebraucht wurde. Lowitz war schließlich gerade erst über 40 Jahre alt und wirkt wie die Idealbesetzung. Aber mit seiner ersten Hauptrolle in dem Starter-Wallace-Film „Der Frosch mit der Maske“ (1959) verlor er sein Alter und war gefühlt 25 Jahre lang gleich alt. Seine einfache Bürgerlichkeit provozierte unsere Empathie. Und der Beamte, der nicht heldenhaft wirkte, wurde oft gebraucht. Meistens musste er aber eine Stufe hinter einem schillerndem Star zurücktreten.
In „Der Fälscher von London“ (1961) ist sein Chefinspektor der Hort der Vernunft im Wahnsinn des Geschehens. Und anders als die psychisch labile Aristokratie mit dem Hang zu Pferderennen in Ascot interessiert er sich mehr für proletarischen Fußball - so wie die meisten von uns. Aber am Ende des Films liegt Karin Dor in den Armen des viel interessanteren Hellmut Lange und der arme Lowitz kann nur viel Glück wünschen. So ist das Leben!
Schon 1964 war sein Polizisten-Image schon so etabliert, dass es in „Der Hexer“ fast als Karikatur diente. Das Unwirkliche dieses Inspektor Warren war dramaturgisch natürlich perfekt arrangiert und eine Ausnahme zwischen den vielen Ermittlerrollen. Auch hier darf er Margot Trooger und Sophie Hardy nur bewundern und muss alles andere Fuchsberger und Deltgen überlassen. überlassen.
Aber auch außerhalb der Wallace-Filme funktionierten Siegfried Lowitz Polizisten als Hort des Normalen in einer Welt des Wahnsinns, wie in dem großartigem Dürrematt-Fernsehspiel „Die Physiker“ (1964).
1966 wagte der NDR, mit einem Dreiteleiler den sensationellen englischen Postraub von 1963 auf den Fernsehbildschirm zu bringen. Natürlich spielte Lowitz den Inspektor und jagte Horst Tappert, der zu dieser Zeit noch auf Gangsterrollen festgelegt war.
1977 bekam Lowitz endlich eine eigene Fernsehserie und drehte als Kommissar Erwin Köster die ersten 100 Folgen. Leider blitzten hier und da in einigen Folgen schon mal die Eigensinnigkeiten eines alternden Starschauspielers durch, der sich selbst ganz woanders sah und dadurch das Ermittlerteam in einzelnen Folgen inhomogen wirken ließ. Mir zumindest erschienen Siegfried Lowitz frühere Rollen noch sehr viel schlüssiger. Dass er auch in anderen Rollen ein hochkarätiger Darsteller war, steht außer Frage. Das beweisen unter anderem seine Charakterstudien in vielen anderen Fernsehspielen.
Mit leicht verquasten Auftritten in Talkshows und so manchen Details seines Privatlebens machte er sich nicht gerade sympathischer. Auch Kollegen und Kolleginnen , wie z.B. Karin Dor, berichteten mehr oder weniger offen, dass Lowitz nicht immer ein leichter Partner war. Aber was soll’s: Ob Polizist oder nicht, Siegfried Lowitz war sicher einer der überzeugendsten deutschen Darsteller in Film und Fernsehen über vier Jahrzehnte hinweg.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Siegfried Lowitz ist leider am 27.06.1999 im Alter von 84 Jahren verstorben. Geboren ist er am 22.09.1914. Das war heute vor 108 Jahren.

Weitere Ereignisse:
- 22.09.1903: Geburt Karl Georg Saebisch
- 22.09.1914: Trauerfeier für Beisetzung Joachim Fuchsberger mit vielen Prominenten

Morgen schauen wir auf den Personenkreis hinter der Kamera.

Savini Offline



Beiträge: 756

22.09.2022 08:44
#805 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Ein ausführliches und treffendes Porträt eines Schauspielers, der mit dem Genre eng verbunden war - und das in einer Rolle, die schon bei den Wallace-Romanen öfter vorkommt, sich aber weniger einprägt als die Helden oder Schurken: kauzige, schon etwas reifere Ermittler

Interessant finde ich, dass er einerseits grundsolide Beamte spielen konnte, die "nur ihre Pflicht tun" (wenn auch teilweise mit schlimmen Konsequenzen wie in "Es geschah am hellichten Tag" oder "Gestehen Sie, Doktor Corda"), aber eben auch eine schalkhafte Seite hatte, die etwa im "schwarzen Schaf" zur Geltung kam und die er auch sonst einbringen konnte. Gerade seine Wallace-Ermittler sind eine Mischung von beidem, wobei Bourke im Roman deutlich ernster und pflichtbewusster angelegt ist.
Als Inspektor Warren im "Hexer" habe ich ihn nie als "unwirklich" empfunden, er spielte eigentlich so wie sonst.
Dass er "richtige" Schurken kaum spielte ist wirklich schade, wenn man bedenkt, wie überzeugend er als Geschworener Nr. 3 und vor allem als intriganter, erbschleicherischer Onkel im "unheimlichen Mönch" war.
Wie mir jemand mal erzählte, hat Lowitz in einem Interview bedauert, dass er nie Gelegenheit hatte, den Richter Wargrave in einem gewissen Stück von Agatha Christie zu spielen, dessen ursprünglicher Titel heute nicht mehr genannt werden darf.
Das wäre sicher interessant gewesen!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

22.09.2022 09:21
#806 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #804
[ Auch Kollegen und Kolleginnen , wie z.B. Karin Dor, berichteten mehr oder weniger offen, dass Lowitz nicht immer ein leichter Partner war.
Vielleicht war er auch nur ein bißchen zu klein -:)

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

22.09.2022 10:12
#807 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Och, da gab es in diesem Bereich sicher viele, die noch kleiner waren!
Und Arent z. B. wurde trotz eher geringer Größe als ein sehr umgänglicher Kollege beschrieben.

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

22.09.2022 10:30
#808 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat
Und Arent z. B. wurde trotz eher geringer Größe als ein sehr umgänglicher Kollege beschrieben.


Es wurde damals sehr offen gesagt "Drehe sparend, drehe mit Arent", bezogen darauf, dass meist die Aufnahme mit Eddi Arent direkt auf Anhieb perfekt waren. Ein schönes Kompliment!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

22.09.2022 11:08
#809 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #807
Och, da gab es in diesem Bereich sicher viele, die noch kleiner waren!
Und Arent z. B. wurde trotz eher geringer Größe als ein sehr umgänglicher Kollege beschrieben.
Mit klein meinte ich beides ...

Gruss
Havi17

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

23.09.2022 08:56
#810 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



23.09.

Kameramann Ernst W. Kalinke hätte heute seinen 104ten Geburtstag gefeiert


In den Wallace-Filmen "Der Frosch mit der Maske", "Zimmer 13", "Der unheimliche Mönch" und "Die blaue Hand" war Ernst W. Kalinke für die Kamera verantwortlich. Aber auch bei Karl May und dutzenden weiteren Filmen übernahm er über fast vier Jahrzehnte diese Aufgabe.
Heute blicken wir auf "Die blaue Hand", wo er entscheidend in die Farbgestaltung der Bilder eingebunden war:

Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Die blaue Hand - Doppelkorn knallt besser
Drastisch wird die Edgar-Wallace-Filmreihe mit dem 1967 entstehenden Knaller „Die blaue Hand“. Nahezu ikonographische Bilder und Szenen präsentiert Regisseur Alfred Vohrer uns in dem ersten Film der Reihe, dem Farbe wirklich gut tut: Gewitter in der Nacht, die junge Diana Körner wacht erschreckt auf und kann nicht glauben, das Messer der Krallenhand die Gardinen ihres Schlafzimmerfensters zerreißen - oder: Klaus Kinski flüchtet schweißüberströmt von Hunden verfolgt aus der Irrenanstalt durch den nebligen Wald - oder: der furchteinflößende Irrenarzt Carl Lange setzt die „Beruhigungsspritze“ an oder holt gleich Schlangen zum foltern dazu - oder, oder, oder. Ich könnte noch lange aufzählen. Hier wird Stoff geliefert! Alles, was man an Klischees über Edgar-Wallace-Filme jemals gehört haben könnte, wird hier geboten. Soviel, dass die Eingangssequenz diesmal noch nicht einmal eine Mordszene nötig hat. Kinskis hochgradig verzweifelte Unschuldsbeteuerung vor Gericht ist Schauwert genug und gehört zu den besten Momenten der Serie. Dass es in den folgenden 85 Minuten noch heftig genug kommen wird, ahnen wir anhand des reißerischen Bilderpotpourris , das zu Martin Böttchers extrem treibender Musik eine Programmvorschau zum Film anbietet. Edgar Wallace Fantasie reichte für diese Art von Höhepunkt-Kulminations-Krimi im Jahre 1967 nicht mehr aus. Sein harmloser Roman „The Blue Hand“ (1925) wirkte viel zu viktorianisch; nach evolutionärer Drehbuchfindung setzte sich die vorliegende völlig neue Story von Herbert Reinecker durch und legte eine maßgeschneiderte Handlungsgrundlage, um haarsträubende Aktionen im hysterischen Vohrer-Stil zu zeigen.
Regie, Buch, Kamera und Musik lassen keine Wünsche offen, aber der größte Coup für diesen Film gelang leider nicht, und das ist schließlich auch das Problem des Films.
1966 arbeiteten Alfred Vohrer und der vielleicht talentierteste deutsche Schauspieler Hanns Lothar für den Film „Lange Beine - Lange Finger“ erstmals zusammen und schienen eine künstlerische Ebene gefunden zu haben. Vohrer wollte Hanns Lothar als neuen Inspektor, dessen Besetzung nahezu genial gewesen wäre. Ein so menschlich erscheinender Schauspieler, der schon von seiner Physiognomie für eine Geisterbahnfahrt durch diesen Film völlig überfordert scheinen würde, hätte gerade deswegen all unsere Empathie gehabt und eine perfekte Identifikationsfigur abgegeben, die sich verzweifelt gegen allen Irrsinn gestemmt haben müsste. Lothar beweist so etwas eindrucksvoll in den Fernsehspielen „Flug in Gefahr“ und „Die fünfte Kolonne: Eine Puppe für Klein-Helga“. Harald Leipnitz andererseits als ausgesprochener Spezialist für ambivalente und sensitive Typen hingegen wäre die Rolle des positiv zwielichtigen Dave Emerson absolut auf den Leib geschrieben gewesen. Die beiden hätten den Film darstellerisch ideal tragen können. Aber der arme Hanns Lothar starb tragischerweise kurz vor Beginn der Dreharbeiten.
Produzent Horst Wendlandt konnte Klaus Kinski, der eigentlich schon aus der Serie ausgestiegen war, mit einer großen Doppelrolle als Co-Hauptdarsteller nochmals ködern. Er spielte dann Dave Emerson, Harald Leipnitz dafür den Inspektor, aber beide waren letztendlich nicht ganz glücklich besetzt. Kinski konnte außer in der ersten Szene nicht seinen animalischen Wahnsinn zeigen und Leipnitz nicht seine melancholische Zerrissenheit, dadurch wirkten beide etwas blasser als in manch anderen vergleichbaren Filmen. Klar, beide Schauspieler hat man eigentlich gerne dabei; und natürlich gibt es immer noch Momente, wo sie ganz gut aussehen, wie zum Beispiel Kinski auf der Flucht und Leipnitz in der Irrenanstalt im Dialog mit dem Arzt. Dafür ist Carl Lange Traumbestzung als kultiger Irrenarzt Dr. Albert Mangrove und macht mächtig Eindruck. Und auch die vielen anderen Darsteller wie Diana Körner, Hermann Lenschau, Ilse Steppat, Siegfried Schürenberg oder Albert Bessler sind sehr gut besetzt. Richard Haller als einäugiger Mörder ist nach Adi Berber sogar die furchteinflößendste Gestalt der Serie. Auch mit Kapuze erscheint er mir persönlich unheimlicher als die Mönchsgestalten anderer Filme. Nur Eddi Arent spielt erstmals nicht mehr mit, was man aber angesichts des Filmtempos erstaunlicherweise gar nicht sofort registriert. Sein Part wird etwas von Ilse Pagé als skurrile Scotland Yard-Sekretärin ausgeglichen, die auch in fünf weiteren Filmen noch diese Rolle spielt.
Nach all den drastischen Ereignissen läuft der Film auf einen Schluss zu, der in übermütiger Selbstironie einen Auflösungshöhepunkt nach dem anderen bringt und sich somit selbst fast ad absurdum führt. Das ist ein wenig enttäuschend nach allem, was wir alles mitgemacht haben.
Wie findet man den Film? Inflation der Sensationen oder Höhepunkt der Möglichkeiten? Die Meinungen von Kritikern und Fans gehen mitunter weit auseinander.
Der katholische Filmdienst riet dringend ab, Quentin Tarrantino war begeistert von diesem Film und von Regisseur Alfred Vohrer.
Vergleicht man den früheren Irrenanstalt-Krimi „Die seltsame Gräfin“ mit „Die blaue Hand“, dann haben wir in etwa das Verhältnis eines leicht überdurchschnittlichen Rotweins zu Doppelkorn. Der Rotwein mag vielleicht etwas vornehmer sein, aber der Doppelkorn knallt auf jeden Fall besser!
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Kameramann Ernst W. Kalinke ist leider am 14.01.1992 im Alter von 73 Jahren verstorben. Geboren ist er am 23.09.1918. Das war heute vor 104 Jahren.

Morgen nutzen wir den heutigen Übergang und machen mit einer weiblichen Hauptdarstellerin weiter.

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