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Dieses Thema hat 1.110 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

06.09.2022 13:07
#766 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Für mich hat der Bucklige noch etwas vom alten Stil und hebt sich von den weiteren Farb-Remakes doch ab

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

06.09.2022 14:18
#767 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #766
Für mich hat der Bucklige noch etwas vom alten Stil und hebt sich von den weiteren Farb-Remakes doch ab

Wobei streng genommen nur der "Gorilla" ein echtes Remake ist: Die "Hand" übernimmt zwar einige Szenen aus der "Gräfin" und der "Peitschenmönch" von seinem s/w-Vorgänger das Motiv eines Mörders in einer Kutte mit einer Peitsche als Mordinstrument, der "Unheimliche" greift einige Details aus der "Bande" auf; aber alle diese Filme haben eine jeweils "eigene" Handlung.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

07.09.2022 04:33
#768 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



07.09.

Am 07.09.1980 ist Bobby Todd leider verstorben




Einen Artikel über Bobby Todd hatte ich bereits hier an seinem Geburtstag verfasst: Edgar Wallace - Heute vor... (15)

Der Vater unserer morgigen Wallace-Darstellerin hatte einmal einen Auftritt in einer Durbridge-Verfilmung.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

07.09.2022 12:09
#769 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Mitreißend gespielt!

Gruss
Havi17

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

08.09.2022 00:07
#770 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



08.09.

Christiane Krüger feiert heute ihren 77sten Geburtstag




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Christiane Krüger - kühl, passiv und rätselhaft
Sie hat zwar nur in zwei Edgar-Wallace-Filmen der späten Jahre mitgespielt, aber trotzdem hat Christiane Krüger ein paar Gedanken verdient, denn sie sticht besonders aus der Vielzahl der neuen Schauspielerinnen Ende der 1960er Jahre heraus. Ihr ganz unverwechselbares Charisma ist eine Bereicherung für die deutschsprachige Film- und Fernsehlandschaft.
Als Tochter des international tätigen Starschauspieler Hardy Krüger wurde sie in Hamburg geboren und auch wenn sie mehr in der Schweiz aufwuchs, dann strahlt sie doch sehr das Bild der prototypischen Hamburgerin aus. Ihre blonden Haare und lange Beine, die neugierig blickenden großen Augen, das Zurückhalten von Worten und Emotionen - das waren ihre Frauen von den späten 60er Jahren bis in die 70er hinein. Als Beispiel zähle ich mal ein paar Filme auf: “48 Stunden bis Acapulco” (1967), Klaus Lemkes Gangsterfilmdebut, der Edgar-Wallace-Film “Der Mann mit dem Glasauge” (1968) mit kleiner Nebenrolle, der Reinecker-Fernseh-Dreiteiler “11 Uhr 20” (1970) , drei Kommissar-Folgen wie zum Beispiel “Messer im Rücken” (1970) oder Wolfgang Staudtes unterschätzter Exploitation-Krimi “Fluchtweg St. Pauli-Großalarm für die Davidswache” (1971).
Für all diese Filme gilt mehr oder weniger das gleiche: Christiane Krüger ist die anziehende Frau zwischen irgendwelchen Verbrechen. Die großen Rehaugen beobachten neugierig die Vorgänge und dabei bleibt sie betont passiv; spricht nur, wenn sie gefragt wird, weiß aber eigentlich nichts zu sagen - zumindest behauptet sie das. Attraktiv, kühl und hilflos. Man verschont sie in jeder Hinsicht, da sie immer eine entwaffnende Unschuld ausstrahlt, so nahe sie auch manchmal am Verbrechen ist. Eine anziehende Frau, die nie etwas irgendwofür kann, weil sie niemals aktiv sein will, ein erotischer Eisblock ohne Eigenverantwortung, eine Schönheit immer bei den falschen Leuten. Als Damsel in distress wie in Wallace-Filmen davor Karin Dor oder Diana Körner taugt sie deshalb nicht, Hitchcock hingegen hätte sicher sein Gefallen an ihr gefunden. Interessant werden ihre Frauenfiguren, wenn ihre Lebenswelten bröckeln und sie unter Druck geraten. Plötzlich kann uns Christiane Krüger mit ungeahnter Leidenschaft überraschen.
Es ist ihr Verdienst, in den wilden Jahren um 1970 aus der Masse an jungen Schauspielerinnen hervorzustechen und ihr Typ eignete sich besonders gut für Kriminalfilme. Man sah sie durchaus auch in freizügigen Rolle oder mal komplett nackt im Playboy, aber im Gegensatz zu anderen Starlets wirkte sie deswegen nie nach Aufmerksamkeit heischend oder gar billig, davor bewahrte sie ihr kühle Hamburgische Ausstrahlung.
Aber es ging auch anders!
In dem späten Edgar-Wallace-Film “Das Gesicht im Dunkel” (1969), eigentlich mehr ein Giallo als ein Wallace-Film, hat sie eine größere Rolle, man kann sie fast als Hauptdarstellerin bezeichnen. Ihre Rolle ist außerdem die interessanteste des Films und weicht erheblich von dem beschriebenen Klischee ab. Selten sah man sie so erfrischend extrovertiert, frech und hemmungslos, wobei ihre Filmfigur stets suspekt blieb. Ein perfektes Pendant zu dem hier sehr steif und langweilig wirkenden Klaus Kinski!
Und auch hier erscheint die attraktive Schauspielerin wie in ihren anderen Krimis auf eindrucksvolle Weise rätselhaft. Was sehr selten bei deutschen Schauspielerinnen ist.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Christiane Krüger ist am 08.09.1945 geboren und kann heute ihren 77sten Geburtstag feiern. Herzlichen Glückwunsch!

Weitere Ereignisse:
- Tod Konrad Georg (08.09.1987)

Samstag geht es mit zwei Schauspielerinnen mit jeweils nur einem Auftritt in einer größeren Rolle bei Wallace weiter. Außer Klaus Kinski wirkten ansonsten in beiden Filmen nur unterschiedliche Darsteller mit.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

08.09.2022 10:55
#771 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Eine Darstellerin, die ich eigentlich immer gerne sehe. Beim Kommissar finde ich ihre Rolle in "Der Liebespaarmörder" am erinnerungswürdigsten. Ein wirklich netter Auftritt in einer insgesamt sehr gelungenen Folge.

Erwähnenswert wären darüber hinaus vielleicht noch ihre Mitwirkung in dem internationelen Thriller "G - Der schwarze Panther" (G - Der schwarze Panther (1974)) sowie in zahlreichen Folgen von "Der Alte" (besonders gelungen: "Konkurs") und "Derrick" (insbesondere "Tod im See").

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

10.09.2022 08:48
#772 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



10.09.

Geburtstag von Christiane Nielsen und Ina Duscha




Christiane Nielsen ist am 10.09.1936 geboren und leider am 08.04.2007 im Alter von 70 Jahren verstorben. Sie wirkte in "Das Rätsel der roten Orchidee" als Cora Minelli mit.
Ina Duscha ist am 10.09.1935 geboren und kann heute ihren 87sten Geburtstag feiern. Herzlichen Glückwunsch. "Der Rächer" gehörte zu einem ihrer ersten Film ihrer Karriere, sie zog sich aber bereits 1963 vom Filmgeschäft zurück.

Morgen fallen leider ausgerechnet zwei tragische Ereignisse eines Wallace-Inspektors auf den gleichen Tag.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

10.09.2022 08:54
#773 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Passend zu Christiane Nielsen bin ich auf diesen Text von @Giacco und ggf. aus Quellen aus dem Stern gestoßen, der noch einmal einen guten Einblick in das Leben von Christiane Nielsen gibt.

Zitat von Giacco im Beitrag Christiane Nielsen
Christiane Nielsen - Eine Zusammenfassung

Vom Typ her fiel Christiane Nielsen in der deutschen Filmlandschaft jener Jahre ein bisschen aus der Reihe:
" ... und wann immer dem braven deutschen Kino der späten 50er der Sinn nach sinnlichen Kurven stand, wurde sie besetzt." schrieb die "Die Welt" 2007 in ihrem Nachruf.
Sicher eine Übertreibung, an der aber doch etwas dran ist. Szenen, in denen sie spärlich bekleidet zu sehen ist, ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre Filmografie.
Selbst in kitschigen Heimatschnulzen oder harmlosen Schlagerfilmen rückt die Kamera ihre weiblichen Reize mehr oder weniger dezent in den Vordergrund. Das prägte natürlich ihr Bild in der Öffentlichkeit. Wenn heute eine Schauspielerin als Sex-Symbol bezeichnet wird, hat das nichts abfälliges. Im Gegenteil, es ist ein Prädikat, mit dem sie sich schmücken kann. Damals war das anders. In den zwar prosperierenden, aber sehr konservativ geprägten Wirtschaftswunderjahren galt Sex als Tabu-Thema.
Fest steht: Christiane Nielsen hatte nie ein Problem damit, sich vor der Kamera auszuziehen. Möglicherweise hat sie selbst sich auch keine Gedanken darüber gemacht, ob das vielleicht negative Auswirkungen auf ihre Karriere haben könnte.
Es hat vielleicht mit ihrer besonderen Ausstrahlung zu tun, dass sie zwar das "Sexy-Image" hatte, sich aber doch von den Korsettrollen-Spezialistinnen und Busensternchen jener Zeit abhob.
Dass sie ja auch immer wieder in seriösen und anspruchsvolleren Filmen zu sehen war, zeigt zudem, dass Regisseure und Produzenten sie nicht nur wegen ihrer "sinnlichen Kurven" besetzt haben.

"Christiane war kein Kind von Traurigkeit,"sagt Ellen Schwiers, die mehrfach mit ihr zusammengearbeitet hat und sie auch von Filmbällen kannte. Sie sei "von Haus aus nett"und "sehr begabt"gewesen. Ellen Schwiers mochte sie. Als Christiane bei Dreharbeiten in der Türkei das Filmteam durch ihr unbedachtes Verhalten mehrfach in Schwierigkeiten brachte, gab es ein Gespräch unter vier Augen, in welchem Ellen Schiers ihr eine deutliche Ansage machte. Christiane zeigte sich dann auch einsichtig und von da ab übernahm Ellen Schwiers quasi eine Art Mutterrolle für sie - obwohl sie ja nur ein paar Jahre älter war. Eine andere Kollegin, Marianne Koch, schränkt zwar ein, dass die Erinnerung an ihre Filmzeit, was Details betrifft, ziemlich vage und auch emotional weit weg ist, beschreibt Christiane Nielsen aber als eine liebenswürdige, humorvolle, sehr attraktive Frau, die sicher das Zeug zu einer größeren Karriere gehabt hätte.
Christiane Nielsen war als Schauspielerin gut im Geschäft, was 21 Kinofilme und 7 TV-Rollen in den Jahren 1957-1963 belegen. Sie lieferte stets eine solide Leistung ab und die meisten ihrer Leinwandauftritte waren durchaus markant, selbst wenn sie einfach nur das Rollenklischée, auf das sie festgelegt war, bediente. Oft versprühte sie einen Hauch von Glamour, wie er im brav-biederen deutschen Kino jener Zeit eher selten war. Sie spielte zwar in etlichen unbedeutenden Filmen, stand aber immerhin auch neben Stars und Publikumslieblingen wie Heinz Rühmann, Gert Fröbe oder Curd Jürgens vor der Kamera. Die weibliche Hauptrolle in Wickis "Wunder des Malachias" hätte ihre Karriere vielleicht in andere Bahnen lenken können. Da der preisgekrönte Streifen aber kein großer kommerzieller Erfolg war und es mit dem deutschen Film ohnehin bergab ging, wurde daraus nichts.
Interessanter als mancher Kinofilm sind einige ihrer Fernsehrollen. Hier wurde sie als Schauspielerin mehr gefordert und zeigte ihre Wandlungsfähigkeit, indem sie auch in klassischen Stücken überzeugen konnte.
Mit Sicherheit hätte sich ihr auf dem Bildschirm noch ein weites Betätigungsfeld eröffnet, das ihr viele und vielleicht auch große Chancen geboten hätte. Sie entschied sich damals gegen Beruf und Karriere für das private Glück, das sie dann leider doch nicht fand.

Nach ihrer Rückkehr 1966 stand sie vor dem Nichts und musste zugleich ihre beiden kleinen Töchter großziehen. Eine Rolle in einem Kinofilm, der 1967 ein großer Publikumserfolg war und die Mitwirkung in einem Durbridge-Krimi schienen optimale Voraussetzungen für eine Fortsetzung ihrer einstigen Karriere zu bieten. Dazu kam es aber nicht - aus welchen Gründen auch immer.
Schön, dass ihre Auftritte in einem Wallace-Krimi und in einer Durbridge-Verfilmung dafür gesorgt haben, dass man sich zumindest hier im Forum noch mit ihr beschäftigt und sie somit nicht zu den anderen, längst vergessenen Stars ihrer Ära gehört, an die sich heute kaum noch jemand erinnert.


Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

11.09.2022 10:09
#774 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



11.09.

Joachim Fuchsberger und der 11. September




Der 11.09. ist für Joachim Fuchsberger ein prägendes Datum seines Werdegangs.
Bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele 1972 in München am 11. September 1972 war Fuchsberger Stadionsprecher. An diesem Tag, einige Tage nach dem Olympia-Attentat auf die israelische Mannschaft, meldete man ihm einen möglichen Terroranschlag mit einem auf das Olympiastadion zufliegenden Passagierflugzeug. Die Organisatoren überließen ihm die Entscheidung über eine Evakuierung des Olympiastadions. Fuchsberger entschied sich dafür, die Zuschauer über die angebliche Gefahr, die sich später als unzutreffend herausstellte, nicht zu informieren. Er befürchtete eine Massenpanik.
Es war sicher eine der schwierigsten Entscheidungen, die er in seinem Leben treffen sollte.

Es war schließlich auch ausgerechnet der 11.09. im Jahre 2014, an dem sein Leben im Alter von 87 Jahren endete.

Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Joachim Fuchsberger - zuverlässig charmant
Nach seinem großen Filmerfolg “08/15” (1954) ist Joachim Fuchsberger ein Name, den man in Deutschland kennt. Dieser Film hat sein Image mehr geprägt , als man im ersten Moment denken würde. Joachim Fuchsberger war der modernste Hauptdarsteller der 50iger Jahre, auch wenn der deutsche Film mit ihm außer in den “08/15”-Filmen damals noch nicht so richtig etwas anzufangen wusste, denn Charme und Lässigkeit waren Anfang der 50iger Jahre in Deutschland völlig exotisch.
Anderen Hauptdarsteller von Joachim Hansen über Hansjörg Felmy bis O.W. Fischer haftete immer eine gewisse Schwere an; in vielen ihrer oft umständlich Filmen ging es um Vergangenheitsbewältigung. Oder andere Filmstars wie Hardy Krüger oder Horst Buchholz waren Rebellen gegen die alte Ordnung, und selbst auch das mit einer gewissen Schwere, weil ihnen die Zukunftsperspektive noch unklar war.
Joachim Fuchsberger brachte eine Leichtigkeit mit, weil er schwere Kämpfe zwischen Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsperspektive nicht brauchte. Ganz sicher war er kein Altnazi, ganz sicher aber auch kein Revolutionär. Er stand mit einer entwaffnenden Selbstverständlichkeit für eine neue moderne und freie Gesellschaft, ohne Zweifel und ohne Selbstqual, mit sicherem Gespür für richtig oder falsch. Mit eben dieser Leichtigkeit und seinem natürlichem Charme war Blacky Fuchsberger eine ideale Identifikationsfigur in Westdeutschland. Dass er schon 1960 als Quiz-Fernsehmoderator in “Nur nicht nervös werden” auftrat, erhöhte noch seine Publikumsnähe.
Damit war er zu einer festen und zuverlässigen Figur in der Film- und Fernsehlandschaft geworden, mit der man sofort in die wilde Welt der Wallace-Filme gehen konnte. Den haarsträubenden Zuständen begegnete er erstaunt, schockiert, wütend und energisch. Aber immer auf dem sicheren Boden, dass die Werte und Normen bei ihm unumstößlich fest sind, dass eine neue Vernunft da ist und dass er eigentlich deswegen nur gewinnen kann. So macht es den Zuschauern dann auch gehörig Spaß, mit ihm die Geisterbahnfahrt durch die Wallace-Filme anzutreten. Und das funktionierte auf Anhieb perfekt. “Der Frosch mit der Maske” (1959) war auch deshalb ein perfekter Kintopp und Überraschungserfolg, weil Blacky im Kampf für das Gute so unproblematisch im Vergleich zu anderen Hauptdarstellern wirkte. In den Wallace-Filmen und auch in den Weinert-Wilton-Filmen bis 1963 spielte er immer auf dem gleich hohen Niveau. Verband man ihn damals noch eher mit B-Filmen, zeigte sich Anfang der 60iger Jahre, dass er in jeder Hinsicht die “A-Schauspieler” verdrängte und zum Beispiel Joachim Hansen oder Hansjörg Felmy zur zweiten Wahl als Hauptdarsteller werden ließ, weil diese vergleichsweise zu schwierig und folglich sogar zu steif wirkten. Als einziges Pendant funktionierte nur Heinz Drache, der ebenfalls -aber in anderer Weise - auf festem Boden stand.
In “Zimmer 13” (1964) musste Blacky dann mal ein bisschen Schwermut zeigen, was er auch beeindruckend gut machte. (wie auch in den Fernseh-Dreiteilern “Der Tod läuft hinterher” und “11 Uhr 20”). Aber wenn er dann doch einmal schwermütig war, rührte das immer von den Ereignissen her und steckte nicht in seiner Persönlichkeit.
Ganz konträr war es wieder in “Der Hexer” (1964). Sein Inspektor Higgins war entwaffnend charmant und selbstironisch. Zusammen mit seiner ebenso charmanten und selbstironischen Verlobten Sophie Hardy stolpert er durch erstaunliche Ereignisse. Möglicherweise war es dem Schauspieler damals fast ein bisschen zu gewagt, doch gerade diese Steigerung der Leichtigkeit brachte einen Helden hervor, der sich ernsthaft mit amerikanischen Stars wie Cary Grant oder Rock Hudson messen konnte. Das hätte kein anderer deutscher Darsteller in dieser Zeit erreichen können. Der Nachteil daran war allerdings, dass er eben diese eine Rolle immer wieder in Variationen spielen musste. Aber wen stört es?
Die „seriöse“ Filmkritik war so sehr mit den Themen der „68er“ beschäftigt, dass sie nicht verstanden hat, was hier passierte.
Danach aber wurde für Joachim Fuchsberger das Fernsehen künstlerisch und kommerziell immer wichtiger. “Zwei Pistolen” aus “Die fünfte Kolonne”, (1965) “Hotel Royal” (1969) und vor allem die fantastischen Reinecker- Dreiteiler “Der Tod läuft hinterher”(1967) und “11 Uhr 20” (1970) boten ihm eine viel bessere Plattform als seine noch folgenden Kinofilme, zumal er in dem inzwischen immer besser etablierten Fernsehen wesentlich näher am Publikum war.
Blackys letzte drei Wallace-Filme gaben sich leider zu sehr damit zufrieden, dass er ein etablierter Hauptdarsteller war und ließen ihn ungewollt etwas farbloser aussehen. Er konnte nicht mehr so engagiert sein wie in “Die toten Augen von London”, “Das Gasthaus an der Themse” oder “Die seltsame Gräfin”, weil die Handlung sich selbst nicht mehr so ernst nahm und er konnte auch nicht so selbstironisch wie in “Der Hexer” sein, weil auch das die Handlung schon übernahm.
Joachim Fuchsberger drehte neun Filme mit Harald Reinl und sieben Filme mit Alfred Vohrer. Karin Dor war in neun Filmen seine Partnerin.
Im Kino ab Mitte der 70iger Jahre konnte kein Platz mehr für ihn sein. Seine Filmfigur drängte stattdessen von dem Gefreiten Asch in “08/15” über Edgar-Wallace-Inspektoren und Rollen in Reinecker-Fernsehkrimis in die Realität der Samstagabend-Show und zur Talkshow.
Wieviel Rolle war und wieviel authentisch war, ließ sich in seinem Fall eigentlich nie mit Sicherheit bestimmen. Im Gegenteil. Wir können uns darauf verlassen, dass er immer derselbe ist, wo wir ihm auch begegnen: charmant, liberal und mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität.
Dieser Inhalt wurde von @fritz k (Hans-Jürgen Osmers) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Joachim Fuchsberger traf am 11.09.1972 bei den Olympischen Spielen in München die Entscheidung, das Stadion nicht zu evakuieren. Das war heute vor genau 50 Jahren. Ausberechnet auf den heutigen Tag vor 8 Jahren fällt auch sein Todestag.

Weitere Ereignisse:
- Todestag Kurt Ulrich (11.09.1967) (Produzent von "Der Rächer")

Und am Dienstag geht es mit zwei Filmen weiter.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

13.09.2022 08:43
#775 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



13.09.

Heute vor 59 Jahren fand die Uraufführung von "Das indische Tuch" statt






Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Das indische Tuch - frei nach Agatha Christie
Die geringen Hemmungen von Alfred Vohrer und Horst Wendlandt, sich bei anderen Instanzen der Kriminal- und Horrorliteratur zu bedienen, verzeiht man sofort, wenn man einmal den Edgar-Wallace-Film „Das indische Tuch“ (1963) gesehen hat. Gerade Agatha Christie’s „Ten little Niggers“ zeigt ja ein Gesellschaft mit Typen verschiedener Coleur, von denen einer nach dem anderen umgebracht wird - bis sich am Ende zwangsläufig zeigt, wer der Mörder war. Dieses ebenso einfache wie brutale dramaturgische Vorgehen funktioniert immer, denn das „who has done it“-Krimiprinzip ist hier in seiner absolut archaischen Form zu erleben.
Der Stoff wurde häufig verfilmt: „Das letzte Wochende“ (1945) von René Clair , „Geheimnis im blauen Schloss“ (1965) von Georg Pollock, „Ein Unbekannter rechnet ab“ (1974) von Peter Collinson oder als deutsches Fernsehspiel „Zehn kleine Negerlein“ (1969) von Hans Quest mit Werner Peters. All diese Filme haben ihre Stärken ( immer großartige Besetzungen) und Schwächen (mehr oder weniger theaterhaft wirkende Literaturverfilmungen).
Auch „Das indische Tuch“ verfolgt dieses Story-Prinzip, nur dass es um andere Charaktere geht und Edgar Wallace einen anderen Mörder präsentiert. Die Neuauflage des Lexikon des internationalen Films kommt zu folgender Bewertung: „Serien-Gruselkrimi nach Edgar Wallace, der auch die geringsten Erwartungen enttäuscht.“ Da frage ich mich: hat der Kritiker den Film womöglich gar nicht gesehen?
Da gibt es etwas richtig zu stellen! „Das indische Tuch“ ist ohne wenn und aber der beste Film, der diese klassische Story erzählt. Keine steife Theaterhaftigkeit, statt brav verfilmte Literatur echte und vor allem kreative Filmerzählweise, keine intellektualisierten Mordmotive, sondern blutvolles Drama.
Alfred Vohrer zeigt hier eine Meisterleistung. Obwohl die gesamte Handlung im Schloss spielt, ist der Film das Gegenteil von Theaterverfilmung. Uns wird zur Eröffnung ein gemaltes Schloss sowie offensichtlicher Kunstnebel präsentiert und schon sind wir in der betont unechten Welt eines höchst ekstatischen Film. Darauf sehen wir sonderbarerweise ein großes ausgestopftes Pferd, Hans Clarin spielt leidenschaftlich klassische Klaviermusik, dann ein Spritzen aufziehender Arzt, der vor dem großen Hund Angst hat und die exaltierte Flickenschildt. Die Kamera bewegt sich und zoomt, was das Zeug hält. Wir brauchen keine Theaterdialoge um zu begreifen: Hier geht was ab! Denn jetzt sind wir mitten drin in Alfred Vohrers hysterischer Filmwelt und schon wird das erste Opfer erdrosselt. Im weiteren Verlauf wird Vohrer mit einem Arsenal an Ideen und Gags die absurde Handlung filmisch ausschlachten, wie man es nicht besser machen kann.
Da ist einmal die klassische Klaviermusik während der Morde, die in ihrer 19.Jahrhundert-Ästhetik genauso berührend wie verstaubt wirkt, wirken soll. Aber keine Sorge: Peter Thomas modernisiert Chopin als Partybeatnummer für die Titelmusik, was das morbide der Orginalmusik einerseits betont und andererseits verrät, das man diesen Wahnsinn auch nicht bierernst nimmt. Alles befindet sich immer kurz vor der Satire. Die bereits erwähnte Kamera von Karl Löb ist in typischer Vohrer-Manier immer fokussiert auf bisweilen sogar surreale Details so interessanter wie ungewöhnlicher Perspektiven. Nimmt man die Zooms und Reißschwenks hinzu, haben wir hier einen Kamerastil, der stets das Drastische betonen will. In der Hysterie liegt auch eine große Portion Sadismus, denn wir vergnügen uns sowohl an den Gemeinheiten unter den Erben als auch an den Mordenszenen aufs beste, sind die Opfer doch sowieso allesamt Unsympathen.
Diese Protagonisten sind eine Auswahl äußerst unterschiedlicher Charaktere, die natürlich krachend aneinander geraten, um uns aufs köstlichste zu unterhalten. So entstehen extreme Kabinettstückchen mit schauspielerischen Glanzleistungen. Stellvertretend dafür seien genannt: Die Szene, in der Gisela Uhlen ihren Mann beschimpft („ Geekelt hab ich mich vor dir… dein fettes Gesicht…“, Hans Nielsen im Streit mit Klaus Kinski, Richard Häußler wird von der Flickenschildt unterjocht und vor allem die pathetischen Schlussszenen mit Hans Clarin.
Der Humor ist hier hochwertiger als in anderen Filmen der Wallace-Serie. Neben ausnahmsweise echt britischem Humor bei Arent und Schürenberg quellt Humor aus der gesamten Inszenierung und Vohrer traut sich sogar, bis ins Surreale zu gehen. Man fragt sich zum Beispiel, ob man das wirklich richtig wahrgenommen hat, wenn der Teewagen auf Kommando des Butlers diesem eigenständig folgt als wäre der Teewagen ein Hund.
Je mehr Menschen durch das indische Tuch hingerafft werden, desto hitziger wird die Atmosphäre. Und die Auflösung ist selten so gut gelungen. Während man bei Agatha Christie erst einmal lange und umständlich erklären muss, warum der Richter lebt und warum er gemordet hat, so sieht man bei „Das indische Tuch“ nur die Augen des klavierspielenden Mörders und uns überkommt eine Gänsehaut. Übrigens auch Elisabeth Flickenschildt als Lady Lebanon, die sich in einer äußerst befremdlichen Situation befindet. Diese Szenen erklären alles ohne Worte, so wie es nur im Film geht. Wir sehen Bilder, die sich in Gedächtnis einbrennen wie etwa das letzte Zusammenziehen von Flickenschildt Hand in Ganz Nahaufnahme.
Angesichts dieses sanguinischen Meisterwerks voller Lust am Filme machen selbst verzeihe ich Vohrer und Wendlandt sehr gern, dass sie einen fremden Stoff paraphrasiert haben. Dem blutleeren Kritiker des „Lexikon des internationalen Film“ verzeih ich weniger, sich anzumaßen, öffentlich gegen so einen singulären Film zu schreiben, von denen es gerade in Deutschland nicht viele gibt. Aber schließlich gibt es das Publikum. Und wirklich viele Menschen kennen noch knapp 60 Jahre nach der Erstaufführung die Perspektive des Tuch aufwickelnden Mörders. Und man merkt ihnen immer noch eine begeisterte Erinnerung an.
Ein Kultfilm eben.
Dieser Inhalt wurde von @fritz k (Hans-Jürgen Osmers) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Der Drehbeginn von "Das indische Tuch" war der 08.07.1963. Bereits nach gut 2 Monaten wurde der Film am 13.09.1963 uraufgeführt. Das war heute vor 59 Jahren.

Weitere Ereignisse:
- 13.09.1971: Drehbeginn "Das Geheimnis der grünen Stecknadel"
- 13.09.1985: Tod Benno Sterzenbach
- 13.09.2001: Tod Charles Regnier

Unser morgiger Darsteller hat die Erfahrung gemacht, dass Gehhilfen nicht ganz ungefährlich sein können.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

13.09.2022 14:22
#776 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #774
Joachim Fuchsberger traf am 11.09.1972 bei den Olympischen Spielen in München die Entscheidung, das Stadion nicht zu evakuieren. Das war heute vor genau 50 Jahren. Ausberechnet auf den heutigen Tag vor 8 Jahren fällt auch sein Todestag.

Der elfte September - ein unheilschwangeres Datum mit Ereignissen, die für die Menschheit oft nicht zum Vorteil gereichten. Dass zwei davon so eng mit Blackys Werdegang verknüpft waren, ist mir gar nicht so bewusst gewesen.
Ein schöner Artikel über das Leben des Lieblings-Inspektors vom Wallace-Dienst.

Zitat von Peter Ross im Beitrag #775
Und wirklich viele Menschen kennen noch knapp 60 Jahre nach der Erstaufführung die Perspektive des Tuch aufwickelnden Mörders. Und man merkt ihnen immer noch eine begeisterte Erinnerung an.
Ein Kultfilm eben.

Besser kann man es nicht sagen. Der Tuch-Mörder, der durch das alte Gemäuer schleicht, ist bei vielen meines Jahrgangs in der Erinnerung haften geblieben.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

14.09.2022 08:24
#777 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



14.09.

Gleich zwei Wallace-Stars hätten heute ihren Geburtstag gefeiert

Hinweis: Diese Texte enthalten Spoiler.

Jochen Brockmann hätte heute seinen 103ten Geburtstag gefeiert

Jochen Brockmann - Widerling für besondere Gelegenheiten
Nur in zwei Edgar-Wallace-Filmen spielte Schwergewicht Jochen Brockmann mit, aber er hatte jeweils wichtige Schlüsselrollen in besonderen Filmen: „Der Frosch mit der Maske“ war der erste Rialto-Wallace-Film nach dem 1. Band der Goldmann Taschenkrimi und „Der Hexer“ war der Film nach dem berühmtesten Roman ( und Theaterstück) , dessen Verfilmung von Horst Wendtland lange vorbereitet wurde. Auch ansonsten tauchte Brockmann nicht so häufig in Filmen auf wie beispielsweise Werner Peters, der perfekt den nach oben buckelnden und nach unten tretenden geldgeilen Verlierer gab. Das war auch Brockmanns Rollenfach, nur noch extremer und pervertierter als bei Werner Peters. In „Der Frosch mit der Maske“ wirkt seine Devotion gegenüber seinem Chef Fritz Rasp oder gegenüber seiner Liebe Eva Anthes schon aufgrund seiner Körpersprache sehr abstoßend und auf den zweiten Blick verstörend : buckelig und schwitzend mit dem fetten Körper hinter den Angebeteten im Kriechgang hinterher. Die Auflösung des Films lässt die Figur des Philo Johnson in diesem Zusammenhang absolut pervers erscheinen, sieht man dann noch seine brutale Gegenseite dazu.
In „Der Hexer“ spielt Jochen Brockmann Maurice Messer, einen der bekanntesten Verbrecher im Wallace-Kosmos. War Peter Pasetti in dem Rainer-Erler-Fernsehfilm „Der Hexer“ ein Jahr zuvor noch ein elegant Narzisst, so spielt Brockmann die Figur als autoritären Widerling, der vor lauter Körperfett nur schwer atmen kann. Seine panische Angst vor den Hexer ist dabei genauso groß wie seine militärische Autorität und seine rücksichtslose Brutalität gegenüber seinen Schergen. Damit wird Maurice Messer einer der abstoßendsten Charaktere der Wallace-Filme. Dass er im Finale das für die Dramaturgie wichtigste Mordopfer ist, tut wohl niemanden leid.
Auch später sah man ihn selten in Fernsehkrimis. Hervorragend war er in der Kempowski-Verfilmung „Ein Kapitel für sich“ aus dem Jahr 1979. In Vohrers Simmelfilm “Und Jimmy ging zum Regenbogen” hatte er eine feine Nebenrolle.
Schön, dass in Edgar Wallace Filmen der Platz für solch extreme Widerlinge ist, denn gerade die krassen Charaktere machen da den größten Spaß!
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Jochen Brockmann ist am 27.06.1990 im Alter von 70 Jahren verstorben. Geboren wurde er am 14.09.1919. Das war heute vor 103 Jahren.


Hans Clarin hätte heute seinen 99ten Geburtstag gefeiert

Hans Clarin - von Kinski bis Arent
Seine schmächtige Gestalt mit dem für die Zeit manchmal etwas zu langem dunklen Haar, seine brüchig-kratzige Stimme und seine Aufgewecktheit machten Hans Clarin zu einem perfekten Schauspieler für viele komödiantische, parodistische und auch anspruchsvolle Chargenrollen in Film und Fernsehen, lange bevor seine Stimme als Pumuckl jedem Kind bekannt war.
In den 50iger Jahren schienen Rollen in Märchenfilmen für ihn genauso perfekt zu passen wie kleinkriminelle Figuren.
Dann engagierte ihn Horst Wendlandt für drei Krimis in der Spielzeit 1963/64.
Der erste war Vohrers Wallace-Klassiker „Das indische Tuch“ und dass gerade dieser Film zum Klassiker wurde, lag auch zu einem erheblichen Anteil an Hans Clarin, der hier in der zumindest meiner Meinung nach besten Szene der gesamten Wallace-Reihe seine großen Augen eindrucksvoll rollen lässt und zwischen Schmerz, Liebe und Wahnsinn die eigene Mutter erwürgt. Mit Hilfe von Frédéric Chopin, Karl Löb und Alfred Vohrer bleibt uns Hans Clarin in dieser Szene wohl nachhaltig in Erinnerung. Den jungen Wahnsinnigen zu mimen, ist eigentlich Kinskis Aufgabe, den man wohl deswegen nicht in dieser Rolle besetzt hat, weil die Aufklärung dann nicht genug überraschend gewesen wäre.
Der zweite Film ist Reinls Wallace-Film „Zimmer 13“. Hans Clarin gibt hier seinen schon erprobten frech-quirligen Kleinkriminellen, der letztendlich Opfer seiner Kollegen wird. Aber statt Todesstrafe durch den Messermörder bekommt er eine saftige Tracht Prügel von seinen Kumpels. Die Kleinkriminellen sind bei Wallace sonst auch gerne ein Rollenfach von Harry Wüstenhagen und anderen Größen.
Film Nummer 3 ist Vohrers James Hadley-Chase-Krimi „Wartezimmer zum Jenseits“, der sehr gemischt beurteilt wird. Offensichtlich probieren Vohrer und Wendlandt hier mal eine Alternative zu den Wallace-Krimis. Die Hauptrolle spielt statt Joachim Fuchsberger der junge Götz George und als dessen zuverlässigen Kumpel Harry sehen wir Hans Clarin in einer Rolle, die bei Edgar Wallace typisch für Eddi Arent gewesen wäre.
In all diesen drei Filmen zeigt sich Hans Clarin in jeweils unterschiedlichsten Rollen nicht nur als exzellenter Darsteller. Dass er in jedem so verschiedenen Rollenfach brilliert, das ansonsten je nach Figur Ikonen wie Kinski oder Arent vorbehalten war, ist schon erstaunlich und kennzeichnet Hans Clarin als einen der herausragendsten Schauspieler der Edgar-Wallace-Filme.
Dieser Inhalt wurde von Hans-Jürgen Osmers (@fritz k) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Hans Clarin ist am 28.08.2005 im Alter von 75 Jahren verstorben. Geboren wurde er am 14.09.1929. Das war heute vor 93 Jahren.


Weitere Ereignisse:
- 14.09.1967: "Man lebt nur zweimal" startet in den bundesdeutschen Kinos, dadurch wurde Karin Dor auch international bekannt.
- 14.09.1992: Tod Heinz Spitzner

Unsere morgige Darstellerin hatte privat mit Marianne Koch zu tun.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

14.09.2022 08:34
#778 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #776

Zitat von Peter Ross im Beitrag #775
Und wirklich viele Menschen kennen noch knapp 60 Jahre nach der Erstaufführung die Perspektive des Tuch aufwickelnden Mörders. Und man merkt ihnen immer noch eine begeisterte Erinnerung an.
Ein Kultfilm eben.

Besser kann man es nicht sagen. Der Tuch-Mörder, der durch das alte Gemäuer schleicht, ist bei vielen meines Jahrgangs in der Erinnerung haften geblieben.


Kaum in einem anderen Wallace-Film sind die Morde so gut gelungen. "Das indische Tuch" zählt ja gewissermaßen zu den klassischen Filmen. Die Ermordung nimmt aber in Form der Perspektive des Mörders ein entscheidendes Stilelement der Giallos vorweg. Stellt sich die Frage, ob auch ein Wallace-Film wie "Das indische Tuch" einen kleinen Einfluss auf die Entwicklung zum Giallo hatte.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

14.09.2022 10:03
#779 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #777


14.09.

Gleich zwei Wallace-Stars hätten heute ihren Geburtstag gefeiert

Hinweis: Diese Texte enthalten Spoiler.

Jochen Brockmann hätte heute seinen 103ten Geburtstag gefeiert

Jochen Brockmann - Widerling für besondere Gelegenheiten

@fritz_K : Superklasse wieder auf den Punkt gebrach, ich mußte echt herzlich lachen. Dir gelingt es das zu Blatt zu bringen, an daß ich sofort denke, aber selbst nicht immer darauf kommen würde es selbst niederzuschreiben!

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

14.09.2022 11:07
#780 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Und wieder zwei treffende Porträts - besonders das über Jochen Brockmann! Ein paar Anmerkungen:

Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
Auch ansonsten tauchte Brockmann nicht so häufig in Filmen auf wie beispielsweise Werner Peters, der perfekt den nach oben buckelnden und nach unten tretenden geldgeilen Verlierer gab. Das war auch Brockmanns Rollenfach, nur noch extremer und pervertierter als bei Werner Peters. In „Der Frosch mit der Maske“ wirkt seine Devotion gegenüber seinem Chef Fritz Rasp oder gegenüber seiner Liebe Eva Anthes schon aufgrund seiner Körpersprache sehr abstoßend und auf den zweiten Blick verstörend : buckelig und schwitzend mit dem fetten Körper hinter den Angebeteten im Kriechgang hinterher. Die Auflösung des Films lässt die Figur des Philo Johnson in diesem Zusammenhang absolut pervers erscheinen, sieht man dann noch seine brutale Gegenseite dazu.

Streng genommen ist diese Interpretation der Figur allerdings konträr zum Roman, da Johnson dort als liebenswerter, väterlicher und warmherziger Mensch erscheint; aber das wäre wohl schwer darstellbar gewesen, ohne zu "betont unschuldig" zu wirken.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
In „Der Hexer“ spielt Jochen Brockmann Maurice Messer, einen der bekanntesten Verbrecher im Wallace-Kosmos. War Peter Pasetti in dem Rainer-Erler-Fernsehfilm „Der Hexer“ ein Jahr zuvor noch ein elegant Narzisst, so spielt Brockmann die Figur als autoritären Widerling, der vor lauter Körperfett nur schwer atmen kann. Seine panische Angst vor den Hexer ist dabei genauso groß wie seine militärische Autorität und seine rücksichtslose Brutalität gegenüber seinen Schergen. Damit wird Maurice Messer einer der abstoßendsten Charaktere der Wallace-Filme. Dass er im Finale das für die Dramaturgie wichtigste Mordopfer ist, tut wohl niemanden leid.

Auch bei dieser Figur meint man förmlich den Schweiß zu rechnen (und den Speichel zu sehen), was in dieser Intensität sonst eher bei Werner Peters vorkommt. Das Fernsehspiel kenne ich zwar nicht, aber angesichts der optisch verschiedenen Darsteller drängt sich etwas auf: Im Theaterstück (auf dem auch die Romanversion "The Ringer" beruht) wird Maurice Messer als magerer, blasser und distinguierter Mann beschrieben, wozu Peter Pasetti ganz gut passt; in der (deutsch soweit ich weiß nur von Scherz veröffentlichten) Frühversion "The Gaunt Stranger" ist der Anwalt dagegen dicklich, was besser zu Brockmann passt. Das dürfte allerdings Zufall sein, da sicher niemand bei Rialto von dieser älteren Fassung wusste.

Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
Schön, dass in Edgar Wallace Filmen der Platz für solch extreme Widerlinge ist, denn gerade die krassen Charaktere machen da den größten Spaß!.

Daneben ist er auch in anderer Hinsicht ein "krasses" Beispiel, nämlich für Schauspieler, die erheblich älter wirkten (und besetzt wurden) als sie waren; ähnlich wie bei Hans Nielsen war ich hier über das Tatsächliche Geburtsjahr überrascht, weil ich beide zuvor 10-15 Jahre älter geschätzt hätte (im Buch in Philo Johnson ein Mann um die 50).

Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
Hans Clarin hätte heute seinen 99ten Geburtstag gefeiert

Eine kleine Korrektur: seinen 93. (wie an späterer Stelle ja wieder richtig steht)
Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
Hans Clarin, der hier in der zumindest meiner Meinung nach besten Szene der gesamten Wallace-Reihe seine großen Augen eindrucksvoll rollen lässt und zwischen Schmerz, Liebe und Wahnsinn die eigene Mutter erwürgt. Mit Hilfe von Frédéric Chopin, Karl Löb und Alfred Vohrer bleibt uns Hans Clarin in dieser Szene wohl nachhaltig in Erinnerung. Den jungen Wahnsinnigen zu mimen, ist eigentlich Kinskis Aufgabe, den man wohl deswegen nicht in dieser Rolle besetzt hat, weil die Aufklärung dann nicht genug überraschend gewesen wäre.

Vor vielen Jahren schrieb mal jemand, Clarins Rolle sei eigentlich viel krasser als die, die Kinski in der Serie gespielt habe.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
Die Kleinkriminellen sind bei Wallace sonst auch gerne ein Rollenfach von Harry Wüstenhagen und anderen Größen.

Theoretisch hätte auch Wüstenhagen diese Rolle spielen können, gerade wegen der Mischung aus Schmierigkeit und Nervosität.

Zitat von Peter Ross im Beitrag #777
14.09.1967: "Man lebt nur zweimal" startet in den bundesdeutschen Kinos, dadurch wurde Karin Dor auch international bekannt.

Leider ist sie in der deutschen Fassung mit einer anderen Stimme zu hören (abgesehen von ihrer Todesszene).

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