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Dieses Thema hat 1.110 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

24.08.2022 08:36
#721 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



24.08.

Hansjörg Felmy ist leider heute vor 15 Jahren verstorben




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Hansjörg Felmy - der schwermütige Held
Kein anderer deutscher Hauptdarsteller ist so entfernt von Komödie und Lustspiel wie Hansjörg Felmy - der Topstar des deutschen Films Ende der 50iger Jahre.
Nach seinem Debutfilm „Der Stern von Afrika“ ( übrigens auch Filmdebut von Joachim Hansen, Horst Frank und Carl Lange) bekam Senkrechtstarter Felmy gleich Toprollen in Prestigefilmen wie „Haie und kleine Fische“, „Wir Wunderkinder“ oder sogar in Alfred Weidenmanns „Buddenbrooks“ -Adaption. Felmy umhauchte meistens eine gute Prise Melancholie und Schwermut. Selten hatte er unbeschwert glückliche Momente in seinen Filmen. Zunächst war häufig Horst Frank sein Partner als destruktiver Melancholiker während Felmy den idealistischen Melancholiker gab. Selbst in den 70iger Jahren noch war er der ewig grüblerisch-freudlose Kommissar Heinz Haferkamp aus Essen. Seine Figuren hatten immer viel zu denken und Leichtigkeit hatte überhaupt gar keinen Platz.
Die ersten Wallace-Filme galten in der Filmszene noch als B-Ware, die sich Stars wie Felmy ( oder Curd Jürgens, O.W. Fischer, Hardy Krüger, Horst Buchholz, Romy Schneider etc) nicht leisten konnten. Irgendwie stand den Filmen sogar der noch zunächst nicht ganz so bekannte Joachim Fuchsberger mit seiner unbeschwert leichten Art viel besser. Hier war alles leicht, spaßig und unbeschwert bis zur Selbstironie. Eine neue Farbe I. Der deutschen Kinolandschaft! Als aber unübersehbar war, wie erfolgreich Krimis sind, versuchten sich Joachim Hansen oder O.W. Fischer dann doch auch in Krimis - mit eher sehr mäßigem Erfolg. Hansjörg Felmy blieb seinem Image in seinem ersten (Bryan Edgar)-Wallace-Film „Der Henker von London“ treu - er war der bis dahin schwermütigste Held in einem Wallace-Film, ähnlich wie kurze Zeit später auch in „Das Ungeheuer von London City“. Regisseur Edwin Zbonek wollte damit bewusst einen Gegenentwurf zu den Parodistischen Vohrer-Wallace-Filmen schaffen. Somit war aus dieser Sicht Hansjörg Felmy exakt richtig besetzt. In „Das siebente Opfer“ performte Felmy ausnahmsweise etwas leichter.
Bei dem „echten“ Wallace „Die Tote aus der Themse“ fragt man sich, warum eigentlich Felmy besetzt wurde. Seien wir ehrlich, die Hauptrolle gibt leider nicht viel her, und wer auch immer als Hauptdarsteller besetzt worden wäre, musste die Rolle mit seiner spezifischen Persönlichkeit ausfüllen. Das muss nicht negativ sein, in Amerika war das schon immer selbstverständlich. Siegfried Rauch, Götz George, Harald Leipnitz, Joachim Fuchsberger? Jeder hätte es gekonnt und dem Film eine eigene Farbe gegeben. Felmy macht den Film melancholischer und ernster, Filmkomponist Peter Thomas unterstützt diese Wirkung. Nach all dem Unsinn in den Wallace-Filmen davor war es auf jeden Fall einen Versuch wert.
Hansjörg Felmy ist selbstredend ein hochgradig kompetenter und dazu auch sympathischer Schauspieler - allerdings für die Welt der stilisierten Wallace-Filme nur begrenzt geeignet. Er wird uns in vielen anderen Rillen noch besser im Gedächtnis bleiben.
Mein persönlicher Tip:
Eine überraschend andere Rolle spielte er in „Sonderdezernat K 1 - Flucht“ - als Verbrecher. Grandios!
Dieser Inhalt wurde von @fritz k zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Hansjörg Felmy ist am 31.01.1931 geboren. Gestorben ist er am 24.08.2007 im Alter von 86 Jahren. Das war heute vor 15 Jahren.

Und morgen geht es mit einer Bande weiter.

Savini Offline



Beiträge: 778

24.08.2022 08:52
#722 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Eine sehr treffende Beschreibung dieses Schauspielers, die eine gute Erklärung dafür bietet, warum er erst so spät in der Serie mitspielte!
Seine melancholische und nachdenkliche Art will tatsächlich nicht recht zu den hier üblichen Hauptrollen passen, anders als seine Parts im "Henker" oder "Ungeheuer". Im "Opfer" war er wirklich mal erfrischend anders, da gefiel er mir auch sehr; wobei seine beiden Prügelszenen doch etwas befremdlich wirkten. Apropos: Könnte seine eher schmächtige bis zarte Statur auch dazu geführt haben, dass er lange nicht zum Zuge kam? Fuchsberger war bei Schlägereien eine andere Bank, selbst Leipnitz konnte man diese abnehmen. Aber Felmy kann ich mir in den entsprechenden Wallace-Szenen einfach nicht vorstellen.
Als eiskalter Verbrecher auf der Flucht im "Sonderdezernat" war er erstaunlich überzeugend, obwohl (oder gerade weil?) er kaum anders als gewohnt spielte, nur eben in einem anderen Kontext.

Übrigens war er immer mal wieder in der Synchronisation tätig, wobei er sehr wählerisch gewesen zu sein scheint. Auffälligerweise wurde er hier oft gerade in Rollen besetzt, die einen starken Kontrast zu seinem Image als Schauspieler darstellten, etwas Jack Nicholson in "Chinatown" oder Michael Caine in "Mord mit kleinen Fehlern"; in beiden Fällen war er u. a. herrlich schnoddrig.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

24.08.2022 11:12
#723 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Wenn's um Felmy geht, darf aus meiner Sicht nicht unerwähnt bleiben, dass er zu den wenigen Deutschen gehörte, die unter der Regie von Alfred Hitchcock spielen durften. In "Der zerrissene Vorhang" hievte er ein Stück weit die bereits so treffsicher von euch beschriebene Melancholie auch in die Rolle eines Stasi-Offiziers. Wurde diese Art Charakter bis dahin häufig als schummrig-schaurige Figur im schwarzen Ledermantel und Schlapphut, laut grölend oder polternd und stets über die Maßen idiologisch gezeigt, bleibt Felmys Interpretation zwar grundsätzlich bedrohlich, sie bewahrt sich aber durchgängig eine gewisse Schwermütigkeit; nicht zuletzt sicher auch durch Felmys ruhigen Tonfall begründet - er synchronisierte sich für Hitchcocks Spionagefilm zum Glück selbst.

Gruß
Jan

Georg Offline




Beiträge: 3.266

24.08.2022 12:55
#724 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Nicht zu vergessen, dass er die Rolle des Tim Frazer im gleichnamigen Durbridge-TV-Reißer mit der Begründung ablehnte "Der steht doch bloß rum."

Havi17 Offline




Beiträge: 3.795

24.08.2022 14:47
#725 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Felmy nahm in der Tat eine besonders ausdrucksstarke Rolle in den älteren Tatorten ein Er passte mit seiner schwermütigen Art so perfekt zu einem KriminalBeamten.

Gruss
Havi17

Ray Offline



Beiträge: 1.940

24.08.2022 16:57
#726 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Erwähnenswert im hiesigen Kontext ist vielleicht noch der Dreiteiler "Flucht ohne Ausweg", in dem meiner Erinnerung nach Felmys Stärken auch sehr gut zum Tragen gekommen sind.

Die "Themsetote" hat bei mir über die Jahre enorm an Kredit hinzugewonnen, was ich auch Felmy zuschreibe, dessen Art ich sehr schätze. Gerne hätte ich ihn noch in weiteren Wallace-Filmen der 1970er im Stile der "Themsetoten" gesehen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 656

24.08.2022 22:04
#727 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Die Rolle des Stasi-Obersten in diesem Film fand ich auch immer sehr gut von Felmy gespielt. "Irgendeiner muss den Job ja machen", so kam er dabei rüber, gar nicht unsympathisch, aber letztlich unnachgiebig und gefährlich. Ist überhaupt ein guter Film, bei den Hitchcock-Fans ja irgendwie unbeliebt, warum auch immer.
Der Inspektor im "Henker von London" passt auch gut zu diesem Schauspieler, die typischen Wallace-Helden wären da irgendwie fehlbesetzt gewesen.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

25.08.2022 07:01
#728 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



25.08.

Am 25.08.1960 wurde "Die Bande des Schreckens" im Europa-Palast in Frankfurt am Main uraufgeführt




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Die Bande des Schreckens - alles was ein Wallace-Film braucht
Als vierte Nachkriegs-Wallace-Verfilmung und zweite Wallace-Verfilmung des guten Harald Reinl kommt mit „Die Bande des Schreckens“ (1960) ein Krimi ins Kino, der weiß, was er dem Publikum bieten muss.
Gerade in Teilen der Wallace-Fangemeinde gilt der Film als ein früher Höhepunkt der Serie. Es gibt mit Joachim Fuchsberger den Top-Hauptdarsteller; „Miss Krimi“ Karin Dor sieht man nicht nur in ihrem ersten Wallace-Film, sondern in ihrem ersten Krimi überhaupt; Wallace-Ikone Elisabeth Flickenschildt feiert ihren Einstand und andere Darsteller wie Eddi Arent, Fritz Rasp, Ulrich Beiger, E.F. Fürbringer und Dieter Eppler mausern sich zu wichtigen Stammschauspielern der Serie.
Regisseur Harald Reinl zeigt, dass er der richtige Mann für Handlung und Aktion ist. Am besten zeigt sich das im Finale, denn es gibt für deutsche Verhältnisse richtig aufregende körperliche Konfrontationen zwischen Joachim Fuchsberger und den Banden-Bösewichtern. Das ist weit besser gelungen als in vielen anderen Filmen. Und Reinl drückt sich bekanntlich nicht vor Schlägereien auf der Leinwand. Selbst die Entlarvung des Haupttäters, die bei ihm oft etwas schal gerät, ist hier effektvoll geraten. Und alles untermalt der Elektronik-Spezialist Heinz Funk mit seinen befremdlichen klingenden Synthesizern besser als zuvor der vergleichsweise brave Willy Mattes.
Und trotzdem - alles wirkt so, als ob man selbst nicht recht glauben kann, einen rundum guten Krimi zu drehen. Seien wir ehrlich, natürlich sind einige Szenen etwas zu naiv gestaltet, wie etwa die Szene auf dem Friedhof mit der Todesliste in Schönschrift und dem hastig eingeflochtenem Mord an den Totengräber. Auch die Wandlung Dieter Epplers vom bösen Finsterling zum reuigen Büßer oder die dunkle Geschichte um Fritz Rasp, die dann recht unspektakulär versandet, sind nicht selbstbewusst in Szene gesetzt. Aber dafür gibt es richtige Action, es gibt eine zuweilen überraschende Handlung und es gibt last but not least Karin Dor als zu rettende Schönheit. Alles macht uns Zuschauern viel Spaß und niemand vor oder hinter der Kamera hätte Angst haben müssen, die Serie auf die falsche Spur gebracht zu haben. Der Charme der frühen Jahre tut sein Übriges und entfaltet sich aus der Jahrzehnte späteren Sicht besser, als so manch ein zu albern geratener Farbfilm frei nach Edgar Wallace. Braucht man mehr? Ich offen gestanden schon - die spezifische Filmsprache, die Alfred Vohrer in die Serie bringen wird, vermisse ich doch. Aber nicht jeder legt darauf wert und dann kann man sagen, mehr braucht ein Wallace-Film nicht. Außer Klaus Kinski vielleicht.
Dieser Inhalt wurde von @fritz k zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Knapp 3 Wochen nach "Der Rächer" lief "Die Bande des Schreckens" am 25.08.1960 in den Kinos an. Das war heute vor 62 Jahren.

Und morgen machen wir mit einem sehr schmierigen Darsteller aus dem Film weiter.

Savini Offline



Beiträge: 778

25.08.2022 08:51
#729 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #728
Selbst die Entlarvung des Haupttäters, die bei ihm oft etwas schal gerät, ist hier effektvoll geraten.

Findest du? Das könnte man aus meiner Sicht allenfalls beim "Frosch" so sagen, der aber erst der Beginn der Reihe war. Bei "Zimmer 13" und dem "Mönch" wird die Enttarnung äußerst dramatisch inszeniert und musikalisch untermalt (in beiden Fällen stellte sie zu dieser Zeit auch einen Tabubruch dar), im "Fälscher" wird Janes schockierte Reaktion gezeigt. "Schal" erscheint mir das keineswegs.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #728
Und morgen machen wir mit einem sehr schmierigen Darsteller aus dem Film weiter

… der auch in den beiden Vorgänger ähnlich schmierig war (danach aber nur noch einmal in der Serie zum Zuge kam).

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

26.08.2022 01:07
#730 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten



26.08.

Ulrich Beiger hätte heute seinen 104ten Geburtstag gefeiert




Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler.
Ulrich Beiger - schmieriger ist schwierig
Bevor Klaus Kinski, Pinkas Braun, Jan Hendriks oder Harry Wüstenhagen als negatives Personal in Edgar-Wallace-Filmen etabliert waren, war er schon ein Stammverbrecher: Ulrich Beiger, Münchener Schauspieler, Schauspiellehrer, Regisseur und Theaterwissenschaftler.
In “Der Frosch mit der Maske” (1959) war es nur eine Nebenrolle als Gangster, in der Ulrich Beiger noch nicht viel zu spielen hatte, aber schon sehr überzeugend wirkte. Ab “Der rote Kreis” (1959/60) war er der schmierigste Charakter der ganzen Wallace-Serie. Schleimige Manieren, schlimmste Absichten. Den Kopf immer leicht arrogant angehoben, die Körperhaltung extrem statisch. Sonore verklemmte aber säuselnd Sympathie heischende Stimme. Sich formvollendet, korrekt und auf sehr eckige Weise übertrieben höflich gebend und auf der anderen Seite rücksichtslos, brutal, eitel bis zum Narzissmus- der Gegensatz machte seine Figuren maximal ekelhaft. In “Der rote Kreis” (1959) ist seine falsche Freundlichkeit dem Kind seiner Klientin gegenüber besonders unerträglich.
In ”Die Bande des Schreckens”(1960) fällt nach abstoßenden Avancen gegenüber Karin Dor seine Maske durch ein plötzlich ordinäres Lachen auf effektvoll widerliche Weise und ein empathieloser Mörder kommt zum Vorschein. Und schließlich ist sein Inspektor Rouper in “Der Fälscher von London” (1961) genauso streberhaft und ruhmsüchtig wie bestechlich.
Leider war das schon sein letzter Edgar-Wallace-Film. Man hätte sich ihn in vielen Rollen der kommenden Filme vorstellen können. Und seine Filmkarriere war im Prinzip vorbei, wenn er auch noch in einigen Komödien und Softsexfilmen Chargenrollen übernommen hat. Sein Charakterfach waren dann aber zunehmend reife Herren des Establishment, wie zum Beispiel in Wolfgang Staudtes Exploitation-Krimi “Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache” (1971). Selbst in Fernsehkrimis waren es meistens nur Kleinrollen. Trotzdem schien Ulrich Beiger ein bis ins Alter rundum zufriedener und angenehmer Mensch zu sein - womöglich waren ihm einfach Theater und Familie wichtiger als eine Filmkarriere. Schade für uns!
Dieser Inhalt wurde von @fritz k zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Ulrich Beiger ist am 18.09.1996 im Alter von 78 Jahren gestorben. Geboren wurde er am 26.08.1918. Das war heute vor 104 Jahren.

Sonntag geht es direkt mit mehreren Ereignissen weiter.

Savini Offline



Beiträge: 778

26.08.2022 08:29
#731 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #730
Bevor Klaus Kinski, Pinkas Braun, Jan Hendriks oder Harry Wüstenhagen als negatives Personal in Edgar-Wallace-Filmen etabliert waren, war er schon ein Stammverbrecher: Ulrich Beiger, Münchener Schauspieler, Schauspiellehrer, Regisseur und Theaterwissenschaftler.

Interessant ist übrigens, dass Beiger im Unterschied zu diesen deutlich öfter einen Film überlebte: Definitiv gestorben ist er nur in der "Bande", beim "Frosch" wird nicht klar, ob er nach dem Stromschlag tot ist oder nicht, im "Kreis" und "Fälscher" wird er nur verhaftet.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #730
Ab “Der rote Kreis” (1959/60) war er der schmierigste Charakter der ganzen Wallace-Serie. Schleimige Manieren, schlimmste Absichten. Den Kopf immer leicht arrogant angehoben, die Körperhaltung extrem statisch. Sonore verklemmte aber säuselnd Sympathie heischende Stimme. Sich formvollendet, korrekt und auf sehr eckige Weise übertrieben höflich gebend und auf der anderen Seite rücksichtslos, brutal, eitel bis zum Narzissmus- der Gegensatz machte seine Figuren maximal ekelhaft.

Eine treffende Charakterisierung, wobei Rudolf Fernau in der "Gräfin" oder Werner Peters im "Abt" ihm in dieser Hinsicht teilweise Konkurrenz machen konnten.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #730
Man hätte sich ihn in vielen Rollen der kommenden Filme vorstellen können.

Teilweise bediente Werner Peters einen ähnlichen Rollentyp. Aber Beiger wäre ein guter Chesney Praye in der "Gräfin" gewesen; oder auch ein Milburgh in einer enger am Roman orientierten Verfilmung der "Narzissen" (wobei man sich in dieser Rolle auch Peters gut vorstellen könnte).

Trotz der Kürze der Rolle gab er in "Gesprengte Ketten" auch einen beeindruckend bedrohlichen und abstoßenden Gestapo-Mann.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.622

26.08.2022 08:55
#732 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Peter Ross im Beitrag #730
Und schließlich ist sein Inspektor Rouper in “Der Fälscher von London” (1961) genauso streberhaft und ruhmsüchtig wie bestechlich.


Zitat von Savini im Beitrag #731
und "Fälscher" wird er nur verhaftet.


Das ist im Fälscher ohnehin ein schönes Beispiel für Doppelmoral. Letztendlich hat Rouper "nur" zu sehr den Angaben von Dr. Wells vertraut. Und natürlich Geld von diesem angenommen (ich nehme an nach dem Motto: "Und wenn sie mich aus der Sache heraushalten, lohnt sich das auch für sie"). Klar war dieser "Informantenschutz" eine astreine Bestechung und er hätte nicht darauf eingehen sollen. Aber Bourke macht auch nicht gerade Dienst nach Vorschrift, indem er einen hochgradig Tatverdächtigen begünstigt und Beweismaterial verschwinden lässt. Er hätte sich nur irren brauchen und die Geschichte wäre komplett umgekehrt ausgegangen. Tatsächlich lässt Bourke Rouper im Roman dann auch nicht verhaften.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

26.08.2022 09:25
#733 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #732
Zitat von Peter Ross im Beitrag #730
Und schließlich ist sein Inspektor Rouper in “Der Fälscher von London” (1961) genauso streberhaft und ruhmsüchtig wie bestechlich.


Zitat von Savini im Beitrag #731
und "Fälscher" wird er nur verhaftet.


Das ist im Fälscher ohnehin ein schönes Beispiel für Doppelmoral. Letztendlich hat Rouper "nur" zu sehr den Angaben von Dr. Wells vertraut. Und natürlich Geld von diesem angenommen (ich nehme an nach dem Motto: "Und wenn sie mich aus der Sache heraushalten, lohnt sich das auch für sie"). Klar war dieser "Informantenschutz" eine astreine Bestechung und er hätte nicht darauf eingehen sollen. Aber Bourke macht auch nicht gerade Dienst nach Vorschrift, indem er einen hochgradig Tatverdächtigen begünstigt und Beweismaterial verschwinden lässt. Er hätte sich nur irren brauchen und die Geschichte wäre komplett umgekehrt ausgegangen. Tatsächlich lässt Bourke Rouper im Roman dann auch nicht verhaften.

Wobei der eine aufgrund seiner Überzeugung handelt und der andere aufgrund einer Geldzahlung. Kommt Rouper im Roman ungestraft davon, verpufft der Effekt, den Instinkt über die Bestechlichkeit zu erheben. Doppelmoralisch hätte ich es eher empfunden, wenn beide instinktiv handelten und Rouper mit dem verwegenen Doktor nur einfach daneben gelegen hätte. So finde ich Ulrich Beiger, den ich ansonsten liebendgerne bei Wallace sehe, im Fälscher auch nicht ganz glücklich besetzt. Nummer 7 aus dem Frosch (Erwin Strahl), dem es ganz ähnlich ergeht wie Rouper, finde ich da treffsicherer, weil er wie ein Verführter wirkt, währenddessen Rouper allem Anschein nach nicht zum ersten Mal die Hand aufgehalten haben könnte.

Gruß
Jan

Count Villain Offline




Beiträge: 4.622

26.08.2022 09:39
#734 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #733
Wobei der eine aufgrund seiner Überzeugung handelt und der andere aufgrund einer Geldzahlung.


Stimmt schon. Zudem ist der eine sympathisch, der andere nicht. Der eine darf der hübschen Heldin beistehen, der andere hat einen schmierigen Arzt im Hintergrund. Das sind dann die inszenatorischen/dramaturgischen Mittel um das Fehlverhalten des einen zu entschuldigen und die des anderen zu verteufeln. Dass der Sympathische dann am Ende Recht behält, ist natürlich in Filmen der Zeit dann nur noch reine Formsache.

Savini Offline



Beiträge: 778

26.08.2022 10:02
#735 RE: Edgar Wallace - Heute vor... Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #732
Klar war dieser "Informantenschutz" eine astreine Bestechung und er hätte nicht darauf eingehen sollen. Aber Bourke macht auch nicht gerade Dienst nach Vorschrift, indem er einen hochgradig Tatverdächtigen begünstigt und Beweismaterial verschwinden lässt. Er hätte sich nur irren brauchen und die Geschichte wäre komplett umgekehrt ausgegangen. Tatsächlich lässt Bourke Rouper im Roman dann auch nicht verhaften.

Dafür nimmt Bourke im Roman nach Abschluss des Falles seinen Abschied, da er die Pflichtverletzung nicht mit seinem Gewissen als Beamter vereinbaren kann. Zum Glück hat man das im Film weggelassen, da es zu moralisierend gewirkt hätte und mit Lowitz´ eher schlitzohriger Interpretation nicht vereinbar gewesen wäre.

Neben der Bestechlichkeit und den Sympathiepunkten könnte Bourke als weiteren Unterschied für sich verbuchen, dass er sehr schnell (wegen der verfrühten Zeitungsmeldung) den begründeten Verdacht hatte, jemand wolle Peter Clifton etwas anhängen.

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