Bobby Todd hätte heute seinen 118ten Geburtstag gefeiert
Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler. Er musste in "Die toten Augen von London" wohl das böse Spiel der Hintermänner des Blindenheims mitspielen. Lew Norris (Bobby Todd), der schon nicht mehr schlafen kann in dem grausamen Gedanken an den Blinden Jack, macht Falschaussagen gegenüber der Polizei, um diese in Blindenschrift wieder aufzuklären. Einer der interessanten Charaktere, dessen Gutmütigkeit dennoch nicht zum Überwinden des Filmtods führt. Bobby Todd spielte hier bereits eine seiner letzten Filmrollen und war ein mehrfach beschäftigter Darsteller der 50er Jahre. Vielleicht ist es gerade auch sein Auftritt in "Die toten Augen von London", der an ihn besonders zurück denken lässt.
Bobby Todd ist am 07.09.1980 im Alter von 76 Jahren verstorben. Geboren wurde er am 22.06.1904. Das war heute vor 118 Jahren.
Absolut. Ich finde es schön daß auch er in diesem Forum gewürdigt wird. Es sind die vielen großartigen Nebendarsteller die ganz dicht am Mensch spielen und der Handlung einen ganz wichtigen Bodensatz geben.
Eigentlich spiele Bobby Todd den Rollentypus des "Aussteigers". Ein Charakter, der jenseits des Guten unterwegs ist, dem aber plötzlich die Verbrechen mental über den Kopf steigen. Bei dem sich schließlich auch Ängste dazu addieren und der am liebsten raus aus der Nummer will. Diesen finden wir übrigens häufiger bei Wallace. Als erstes fällt mir Karl John in "Der Hexer" ein. Aber auch Werner Peters in "Die Tür mit den sieben Schlössern" passt. Vielleicht auch phasenweise Eva-Ingeborg Scholz in "Der schwarze Abt". Und Robert Hoffmann in "Neues vom Hexer" gesellt sich direkt auch dazu. Und auch in der deutsch britischen Produktion "Das Geheimnis der weißen Nonne" passt Robert Morley wunderbar in den Kreis. Es gibt noch weitere Beispiele...
Zitat von Peter Ross im Beitrag #558Eigentlich spiele Bobby Todd den Rollentypus des "Aussteigers". Ein Charakter, der jenseits des Guten unterwegs ist, dem aber plötzlich die Verbrechen mental über den Kopf steigen. Bei dem sich schließlich auch Ängste dazu addieren und der am liebsten raus aus der Nummer will. Diesen finden wir übrigens häufiger bei Wallace. Als erstes fällt mir Karl John in "Der Hexer" ein. Aber auch Werner Peters in "Die Tür mit den sieben Schlössern" passt. Vielleicht auch phasenweise Eva-Ingeborg Scholz in "Der schwarze Abt". Und Robert Hoffmann in "Neues vom Hexer" gesellt sich direkt auch dazu. Und auch in der deutsch britischen Produktion "Das Geheimnis der weißen Nonne" passt Robert Morley wunderbar in den Kreis. Es gibt noch weitere Beispiele...
Sicher, und dass auch jenseits von Wallace. Gerade bei Filmstoffen, die mit Entführungen oder Geiselnahmen zu tun haben, ist es ein gängiges Motiv, dass einer aus der Gruppen Bedenken bekommt und aussteigen will; ebenso wie das schießwütige Mitglied, das die anderen in Schwierigkeiten bringt, die nicht einkalkuliert waren.
Zitat von Savini im Beitrag #560(...) ist es ein gängiges Motiv, dass einer aus der Gruppen Bedenken bekommt und aussteigen will; ebenso wie das schießwütige Mitglied, das die anderen in Schwierigkeiten bringt, die nicht einkalkuliert waren.
Das erinnert mich doch glatt an zwei Kommissar-Folgen. Die Waggonspringer und Parkplatz-Hyänen.
Faszinierend sind auch die Charaktere, die in die bösen Machenschaften rein gezogen werden und schließlich so in Bedrängnis geraten, dass sie kaum noch einen Ausweg haben. Diese findet man sehr gut in den Reinecker-Dreiteilern. Als Beispiel dient Dr. Brenner (Helmut Käutner), der zunächst eiskalt den Scherenschleifer erledigt, um dann nach Befragung durch Manfred Krupka einen Ausweg bei Babeck zu suchen, der natürlich die Situation mit einer Beseitigung Dr. Brenners löst. Weingarten (Siegfried Lowitz) wird sogar soweit gebracht, dass er nach einer Falschaussage dann auch noch einen Mord begehen soll und dabei aber versagt. Auch dies kostet ihn das Leben. Man kann schon fast sagen, dass nahezu alle Mordopfern dort in diese Kategorie fallen.
Zitat von Savini im Beitrag #560(...) ist es ein gängiges Motiv, dass einer aus der Gruppen Bedenken bekommt und aussteigen will; ebenso wie das schießwütige Mitglied, das die anderen in Schwierigkeiten bringt, die nicht einkalkuliert waren.
Das erinnert mich doch glatt an zwei Kommissar-Folgen. Die Waggonspringer und Parkplatz-Hyänen.
Beispiele für dieses Schema aus Hollywood, die mir spontan einfielen, wären "An einem Tag wie jeder andere" und "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123". Und es gibt sicher noch deutlich mehr.
Albert Lieven hätte heute seinen 116ten Geburtstag gefeiert
Hinweis: Dieser Text enthält Spoiler. Albert Lieven - der kosmopolitische Bösewicht In Ostpreußen aufgewachsen, in Berlin Theater- und Filmschauspieler geworden und schließlich mit seiner jüdischen Frau während der Nazizeit nach London ausgewandert, nach dem Krieg am Broadway in New York engagiert, dann in internationalen Filmproduktionen: der kosmopolitische Albert Lieven lebte schließlich abwechselnd in England und Deutschland. Das Kosmopolitische war es dann auch, was dem damals sehr biederen deutschen Krimipublikum etwas verdächtig vorkam. Seine Gewandtheit, seine Souveränität, seine Lässigkeit gepaart mit guten Manieren bei durchaus sympathischer Erscheinung erschien in den 50er Jahren so gar nicht heimatlich bodenständig, wie man es aus den Filmschmonzetten gewohnt war. Damals erschien das alles verdächtiger als heutzutage. Immer wieder gab Albert Lieven ( zB in allen seiner drei Wallace-Krimis ) den weltgewandten Geschäftsmann, der sich als kriminell entpuppte- was dem Publikum aber auch von Anfang an klar war. Sogar in vier Durbridge-Fernsehmehrteilern war er in Schlüsselrollen besetzt, auch hier immer sehr weltmännisch und verdächtig zugleich. Die einzige Ausnahme war „Die Schlüssel“, wo er endlich einmal mit Bravour den Ermittler spielte und sich als sehr gute Alternative zum Dauerinspektor Lowitz präsentierte! Albert Lievens Rollen schwankten stets zwischen großer Nebenrolle („Des Teufels General“, 1955 oder „London ruft Nordpol“,1956) oder kleiner Hauptrolle („Krach um Jolanthe“, 1934 oder „Klettermaxe“,1952). Immer aber waren es sehr charismatische und distinguierte Rollen, die er bravourös ausfüllte. Dazu wurde er aufgrund seiner Sprachfähigkeiten zunehmend gerne in den internationalen Produktionen besetzt, für die englischsprachige und deutschsprachige Kenntnisse sehr vorteilhaft waren. Aber auch im englischen Fernsehen sah man Lieven. In der „Mit Schirm, Charme und Melone“-Folge „H2O- Tödliches Nass“ spielte er den abgrundtief bösen Dr. Sturm. Leider starb der gar nicht böse, sondern sehr liebenswerte Albert Lieven schon 1971 im Alter von 65 Jahren. Heute dürfte er uns viel mehr sympathisch als verdächtig erscheinen. Dieser Inhalt wurde von @fritz k zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Albert Lieven ist am 16.12.1971 im Alter von 65 Jahren verstorben. Geboren wurde er am 23.06.1906. Das war heute vor 116 Jahren.
Weitere Ereignisse: - Geburt Rainer Penkert (23.06.1921) - Carl Lange Todestag (23.06.1999)
Und morgen geht es mit einem Darsteller weiter, der in einer Wallace Verfilmung auch schon mal Ady Berber in den Filmtod geschickt hat.
"In Ostpreußen aufgewachsen. Das Kosmopolitische war es dann auch, was dem damals sehr biederen deutschen Krimipublikum etwas verdächtig vorkam. Seine Gewandtheit, seine Souveränität, seine Lässigkeit gepaart mit guten Manieren bei durchaus sympathischer Erscheinung".
Albert Lieven war Ostpreusse, das erklärt seine Art und auch seine "Nähe" zu England. Die Engländer hatten früher großen Respekt vor dem ostpreußischen Volk. Und es gibt durchaus Ähnlichkeiten!
In "Der Andere" zum Auftakt von Durbridge 1959 durfte Lieven zur Freude der Zuschauer seine Gute Seite zeigen
Zitat von Peter Ross im Beitrag #564Das Kosmopolitische war es dann auch, was dem damals sehr biederen deutschen Krimipublikum etwas verdächtig vorkam. Seine Gewandtheit, seine Souveränität, seine Lässigkeit gepaart mit guten Manieren bei durchaus sympathischer Erscheinung erschien in den 50er Jahren so gar nicht heimatlich bodenständig, wie man es aus den Filmschmonzetten gewohnt war. Damals erschien das alles verdächtiger als heutzutage.
Neben seiner Erscheinung machte sich die lange Prägung im englischsprachigen Raum auch dadurch bemerkbar, dass sein Deutsch eine leicht englische Färbung hatte, die mir schon früh auffiel und mich erst irritierte, bevor ich erfuhr, dass er jahrzehntelang in England gelebt hatte.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #564In der „Mit Schirm, Charme und Melone“-Folge „H2O- Tödliches Nass“ spielte er den abgrundtief bösen Dr. Sturm.
Diese Folge wurde gleich zweimal synchronisiert, aber leider ist Lieven in keiner der beiden Fassungen zu hören. In der TV-Synchro aus den 90ern natürlich nicht, aber auch nicht in der, die für eine Super8-Veröffentlichung entstand; dort hört man Heinz Petruo. Im Original hat er hier übrigens einen extrem dick aufgetragenen Akzent, der für sein "normales" Englisch sicher kaum typisch war!
Zitat von Peter Ross im Beitrag #564Das Kosmopolitische war es dann auch, was dem damals sehr biederen deutschen Krimipublikum etwas verdächtig vorkam. Seine Gewandtheit, seine Souveränität, seine Lässigkeit gepaart mit guten Manieren bei durchaus sympathischer Erscheinung erschien in den 50er Jahren so gar nicht heimatlich bodenständig, wie man es aus den Filmschmonzetten gewohnt war. Damals erschien das alles verdächtiger als heutzutage.
Neben seiner Erscheinung machte sich die lange Prägung im englischsprachigen Raum auch dadurch bemerkbar, dass sein Deutsch eine leicht englische Färbung hatte, die mir schon früh auffiel und mich erst irritierte, bevor ich erfuhr, dass er jahrzehntelang in England gelebt hatte.
In der Vor-Internet-Ära war ich davon überzeugt, Lieven sei Engländer und spreche nur wahnsinnig gut Deutsch! Erst mit Aufkommen der ersten (kurzen) Biografien erfuhr ich, dass er gar kein geborener Brite war. Eigentlich ist es verwunderlich, dass Lieven bei Wallace nicht häufiger besetzt wurde. Er wirkte stets britischer als britisch.
Zitat von Jan im Beitrag #567In der Vor-Internet-Ära war ich davon überzeugt, Lieven sei Engländer und spreche nur wahnsinnig gut Deutsch! Erst mit Aufkommen der ersten (kurzen) Biografien erfuhr ich, dass er gar kein geborener Brite war.
Dass er Deutscher war, war mir relativ früh bewusst; von seinem Wohnsitz in England (wo er auch starb) erfuhr ich dann durch Joachim Kramps Buch.
Zitat von Jan im Beitrag #567Eigentlich ist es verwunderlich, dass Lieven bei Wallace nicht häufiger besetzt wurde. Er wirkte stets britischer als britisch.
Dafür durfte er auch bei Durbridge dabei sein. Vielleicht war er aber auch ZU britisch für das Phantasie-England des deutschen Kinos/Fernsehens? Kurioserweise spielte er in britischen Filmen wiederum meist Deutsche oder zumindest Kontinentaleuropäer.
Zitat von Savini im Beitrag #568Vielleicht war er aber auch ZU britisch für das Phantasie-England des deutschen Kinos/Fernsehens?
Das ist tatsächlich gar keine so schlechte Erklärung! Man schuf sich mit den Figuren ja so eine verschrobene und am Ende urdeutsche Vorstellung vom Leben auf der Insel bzw. griff den Zeitgeist der Bundesrepublik diesbezüglich auf. Hubsi von Meyerinks Darstellung eines britischen Militärs im "Buckligen" oder Arents, später auch Besslers Butler-Typus bleiben zwangsläufig pure Fiktion. Die übrigen Charaktere, die weit weniger zum Chargieren engagiert wurden, treten dann oftmals entweder ungehobelt auf (z.B. Jochen Brockmann im "Hexer" oder Hans Nielsen im "Tuch", wobei der immerhin Amerikaner sein durfte), oder sie verkörpern den guten Onkel quasi staatenloser Mentalität (wieder Brockmann im "Frosch", wieder Nielsen in der "Tür"). Naheliegend für Lieven wären da tatsächlich die "Augen" gewesen, die Rolle bekam er ja schließlich 1968 auch noch. Rechtsanwalt Havelloc hätte auch passen können, vielleicht auch Frank Sutton. Zwar ist René Deltgen für mich die Idealbesetzung des "Hexers", Lieven wäre da aber auch nicht unpassend gewesen. Am Ende hätte ihm seine "Britishness" bei genauerer Betrachtung vermutlich tatsächlich aber keinen zentralen Vorteil gegenüber der gewählten Besetzung verschafft.