Ich habe mir gestern auch den Mönch gekauft, und am Abend gehört. Das Buch habe ich nie gelesen, ich kenne nur Reinl's Meisterwerk. Insofern habe ich eine für mich völlig neue Geschichte gehört, und sie hat mich gut unterhalten. Die Story hätte sich auch gut als Film gemacht. Von den drei Hörspielen war das aber leider in meinen Augen der schwächste Beitrag, die ersten Beiden haben mich mehr gepackt. Aber das ist Jammerei auf hohem Niveau, ich freue mich auf alle weiteren Hörspiele, ihr macht richtig gute Arbeit
Die Tür mit den sieben Schlössern (The Door with Seven Locks)
Folge 2 der Hörspielreihe, BRD 2014. Regie: Dennis Rohling, Michael Eickhorst. Hörspielbearbeitung: Marc Freund (Buchvorlage: Edgar Wallace). Mit: Sabine Jaeger (Erzählerin), Markus Pfeiffer (Inspektor Martin), Bert Franze (Sir William), Sarah Riedel (Sybil Lansdown), Klaus-Michael Nix (Dr. Antonio Staletti), Frank-Otto Schenk (Bertram Cody), Arianne Borbach (Mrs. Cody), Wanja Gerick (Tommy Cawler), Harald Effenberg (Havelock), Olaf Reichmann (Lew Pheeney), Björn Schalla (Giacco) u.a. Erscheinungsdatum: 26. September 2014. Eine Produktion von Hörplanet.
Zitat von Edgar Wallace (Folge 2): Die Tür mit den sieben Schlössern (Hörplanet)Dick Martins letzter Arbeitstag bei Scotland Yard beginnt ganz harmlos mit einem entwendeten Buch. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und der Inspektor steckt mitten in einer rätselhaften Mordserie. Alles scheint mit der Familiengruft der Selfords zu tun zu haben. Der alte Lord Selford hat dort vor seinem Tod eine massive Tür mit gleich sieben Schlössern einsetzen lassen. Immer mehr Menschen sterben, die einen der Schlüssel besaßen. Wo sind die fehlenden Schlüssel und was befindet sich hinter der Tür, das so wichtig ist, dass jemand dafür über Leichen geht?
An dieses Hörspiel bin ich mit besonders hohen Erwartungen herangegangen. Wie hinlänglich bekannt sein dürfte, zählt die „Tür“ zu meinen Lieblings-Wallace-Romanen, und das erste Hörplanet-Hörspiel „Der Unhold“ war von bestechender Qualität. Vielleicht war ich aus diesen zwei Gründen ein kleines bisschen enttäuscht, als ich die „Tür“ kurz nach Erscheinen zum ersten Mal im Player hatte. Heute habe ich sie ein zweites Mal gehört und sie hat mir in diesem Anlauf besser gefallen, ja sogar fast zur Pilotfolge aufgeholt. Zunächst einmal muss man die originalgetreue Adaption loben, die sich zwar nicht 1:1, aber in den meisten wesentlichen Punkten an die Romanvorlage hält und sie auf eine glaubwürdige Zwischenstufe zwischen den Dialogen der Zwanziger und der heutigen Zeit transportiert.
Manche Szenen – das war einer meiner ursprünglichen Kritikpunkte – geraten etwas schwatzhaft, aber das hat in gewissen Situationen durchaus auch seinen Reiz, z.B. wenn Mr. Wooler den Humor der Vorlage ein bisschen aufpoliert. Dass man sogar Dr. Staletti eine gewisse Komik zuschreiben kann, ohne seine Figur weniger diabolisch erscheinen zu lassen, hätte ich vorher nicht gedacht. Auch einige Witze der etwas platteren Sorte („Dann sind Sie hier wohl die Leiterin?“ oder „Ich bekomme eine neue Tür eingesetzt“) funktionieren in ihrem Kontext gut. Nur einmal wurde mit dem Amüsement daneben gegriffen und damit genau die Szene ruiniert, die ich an der Vorlage eigentlich fast am meisten schätze: der Fund der Leiche von Mrs. Cody. Hier zerstören die etwas albernen Anmerkungen Sir Williams die angespannte, unheimliche Atmosphäre der entsprechenden Romanstelle. Auch fehlte mir der Teil „auf Reisen“, der aber wohl den Umfang der CD gesprengt hätte. Die Kürzung funktioniert blendend und so ist dieser Wunsch nur rein nostalgischer Natur.
An der „Tür mit den 7 Schlössern“ fällt vor allem die sehr gelungene Special-Effects-Arbeit auf. Ob Giftgasanschlag in der Gruft, Autounfall oder Knarren der titelgebenden Grabkammertür – die Postproduction scheint sich nicht davor gescheut zu haben, aus dem Vollen zu schöpfen und das entsprechende Flair damit geradezu aus dem Lautsprecher kriechen zu lassen. Sehr effektiv. Mehr ist manchmal eben doch mehr – gerade wenn man auf einen einzelnen Sinneskanal festgelegt ist!
Auf der Sprecherseite habe ich dieses Mal nicht das Geringste auszusetzen. Markus Pfeiffer ist ein sehr sympathischer, typischer Wallace-Held der klassischen Schule. Dass man weitgehend darauf verzichtete, das Ungetüm Giacco akustisch einzubinden, ist nach dem Auftreten einer ähnlichen Figur in „Der Unhold“ gut verständlich. Auffällig, dass Frank-Otto Schenk seinen Bertram Cody ganz anders, nämlich forcierter und willensstärker anlegt als Werner Peters im Film, in dem der Mann von Wield House ein Duckmäuser und Versager war. Hier müsste man direkt nochmal nachschlagen, welches von beidem dem Roman entspricht. Die größten Freiheiten diesbezüglich bestehen aber sicher bei der Rolle des Sir William, der in typischer Yard-Chef-Trottelmanier seinen großen Rollenvorbildern nacheifert. Interessanterweise habe ich bei seiner Stimme allerdings nicht Schürenberg, sondern Leslie Phillips aus den 1995er-TV-Filmen vor Augen.
Ein spielerisches Highlight verorte ich in der Rolle des Anwalts Havelock (in der Produktion etwas ungewöhnlich „Halflock“ ausgesprochen). Harald Effenberg verleiht dem Part des schurkischen Biedermanns ein verblüffend harmloses und dennoch markantes Timbre. Effenberg begegnete mir auf der Bühne im Live-Hörspiel „Das Gasthaus an der Themse“ im Dezember 2013 und meisterte dort die eigentlich unglaubliche Aufgabe, zugleich Inspektor Wade und Anna Smith glaubhaft zu vermitteln. Der Hörplanet sollte diesen ausgezeichneten Sprecher auch in Zukunft für Wallace-Arbeiten zu Rate ziehen.
Das Spannungskonzept ist nicht ganz so stark wie in „Der Unhold“, geht aber immer noch sehr gut auf. Kleinere Schwierigkeiten könnten sich durch den Umfang des Buches ergeben haben, wurden aber geschickt von Mr. Wooler gelöst. Was aus den Lautsprechern kommt, klingt in jeder Hinsicht gelungen – sei es das Personal, die Effektspur oder die Musik. Besonderes Lob an Markus Pfeiffer und Harald Effenberg.
PS: Auf der Label-Website gibt es ein Bild, auf dem ein großes Plakat mit dem Cover-Artwork zur „Tür“ zu sehen ist. Kann man so ein Plakat irgendwo erwerben?
Vielen Dank an Gubanov für die tolle, ausführliche und fachkundige Rezension!
Um noch kurz aus dem Nähkästchen zu dieser Produktion zu plaudern: Es war für mich eine große Herausforderung, den Stoff des Romans weitestgehend im Hörspielskript unterzubringen. Auch mein Skript musste noch gekürzt werden, damit das Hörspiel noch auf eine CD passt. Bei der Adaption des Stoffes wurde schnell klar, dass ich den Part, in dem sich Inspektor Martin auf Reisen befindet, komplett ausklammern, bzw. anderweitig verpacken musste. Das hätte in der Tat den Rahmen gesprengt. Dennoch freut es mich, dass wir hier ein, wie ich finde, sehr gut hörbares Hörspiel auf die Beine gestellt haben. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und ich freue mich über eure Rückmeldungen.
PS: Auf der Label-Website gibt es ein Bild, auf dem ein großes Plakat mit dem Cover-Artwork zur „Tür“ zu sehen ist. Kann man so ein Plakat irgendwo erwerben?
Habe hierzu mal direkt nachgefragt. Bei den Plakaten handelt es sich mehr oder weniger um Einzelexemplare, die unverkäuflich sind. Ein Nachdruck müsste aus Kostengründen in einer entsprechenden Auflage geschehen und dafür war die Nachfrage bisher leider zu gering.
Danke für dein Nachhaken. Schade, dass das Label diese Merchandise-Option noch nicht bedient. Aber bisher wurde so ein Angebot ja wohl auch noch nicht richtig verbreitet, oder?, insofern wundert mich eine "geringe Nachfrage" nicht.
Folge 3 der Hörspielreihe, BRD 2014. Regie: Dennis Rohling, Michael Eickhorst. Hörspielbearbeitung: Marc Freund (Buchvorlage: Edgar Wallace). Mit: Sabine Jaeger (Erzählerin), Markus Pfeiffer (Inspektor Martin), Bodo Wolf (Connor), Rainer Doering (Marks), Freimut Götsch (Colonel Redmayne), Julia Stoepel (Mary Redmayne), Alexander Doering (Ferdie Fane), Torsten Münchow (Mr. Goodman), Maud Ackermann (Veronika Elvery), Jürgen Kluckert (Cotton), Dennis Rohling (Lipski) u.a. Erscheinungsdatum: 27. Februar 2015. Eine Produktion von Hörplanet.
Zitat von Edgar Wallace (Folge 3): Der unheimliche Mönch (Hörplanet)Mary Redmayne hat Angst. Nacht für Nacht tönt gespenstische Orgelmusik durch Monkshall, und eine unheimliche Gestalt in einer Mönchskutte geistert über das Anwesen. Wer ist der finstere Mönch und was führt er im Schilde? Als ein Toter auftaucht, übernimmt Inspektor Martin von Scotland Yard den Fall. Schon bald stellt er den Zusammenhang zu einem früheren, äußerst brutalen Verbrechen her ...
Einem Krimi, der in einem unheimlichen alten Gemäuer spielt, kann es nie schaden, mit ein wenig düsterer Romantik aufgehübscht zu werden. In dieser Hinsicht stellt „Der unheimliche Mönch“ (Erscheinungsjahr 1929) fast schon eine Kopie von „Der schwarze Abt“ (1926) dar: In beiden Romanen ähnelt sich nicht nur der Schauplatz, auch finden sich jeweils Legenden um einen Goldschatz und dessen kapuzentragenden Bewacher. Ich muss sagen, dass mir „Der schwarze Abt“ noch ein kleines bisschen besser gefällt (und ich auf eine Adaption im Rahmen dieser Reihe hoffe, wenn auch aus offensichtlichen Gründen nicht unbedingt unter den nächsten kommenden Titeln). Aber „Der unheimliche Mönch“ schlägt in seiner recht knappen Romanform die freie Verfilmung von 1965 um Längen – und das Gleiche gilt für dieses Hörspiel.
Mit dem Überfall auf den Goldtransport wird sehr geschickt schonmal der Bogen geschlagen zu der großen Verbrecherfigur, die hinter diesem Stoff steht. Während O’Shea als Hintermann später in eine andere Rolle schlüpft, kommt es zwischen den einfacher gestrickten Gaunern zu teilweise ganz würzigen Wortwechseln. Diese Ganovensprache hat Mr. Wooler blendend hinbekommen – sie stellt ein typisches Wallace-Merkmal dar, weil sie in den Upper-Class-Krimis à la Agatha Christie eben nirgends zu finden ist. Wallace war da schon immer schichtenübergreifender – trotz des eleganten Flairs von Monkshall gibt es eben auch noch eine andere Welt.
Kritisiert wurde hier vorher das weniger ausgeprägte Tempo im Vergleich zu den ersten beiden Folgen. Das mag daran liegen, dass „Der unheimliche Mönch“ eben nur ein Kurzroman war – die Unmengen an Handlung, die in das „Tür“-Hörspiel gestopft werden mussten, standen für diesen Teil also von Vornherein schonmal gar nicht zur Verfügung. Ich finde nicht, dass die Adaption zu langatmig geraten ist. Allerdings ging es mir wieder ähnlich wie bei der „Tür“: Die beste Wirkung entfaltet das Hörspiel noch nicht beim ersten, sondern beim wiederholten Hören. Dann kommen sehr schön die gut gesetzten Spannungshöhepunkte zum Tragen: der Goldraub, die Verhaftung der Gangster, die Begegnungen mit dem Mönch, die „Todesfälle“, Marys Entführung und das ebenfalls nicht abt-unähnliche Finale mit der einstürzenden Decke.
Was ich nicht so sehr mochte, ist, dass mit Inspektor Martin aus der „Tür“ eine neue wiederkehrende Rolle geschaffen wurde, die so im Roman nicht zu finden ist. Das erinnert ein bisschen an die Higgins-Rollen in der späten Phase der Rialto-Serie, von deren „kreativerer“ Wallace-Interpretation sich die Hörplanet-Serie ja eigentlich fernhalten wollte. Dafür gibt es aber auch keine Sprechrolle für Sir William, was ich zur Abwechslung recht angenehm finde. Er wird allerdings erwähnt, was den Rahmen gut schließt. Sprechertechnisch gelang erneut eine sehr überzeugende Zusammenstellung. Eventuell liegen die Stimmen von Markus Pfeiffer und Alexander Doering etwas zu nah zusammen, wenn man die Rollen bedenkt, die die beiden spielen. Sonst bin ich sehr zufrieden. Der Kritik an Julia Stoepel kann ich mich nicht anschließen, auch wenn ich diesbezüglich Befürchtungen hatte, weil ich auf dem Gebiet „quengeliger“ und damit nicht unbedingt für period drama geeigneter Stimmen auch durchaus empfindlich bin. Hier gebe ich allerdings Entwarnung.
Die Qualität bleibt stabil – für mich bürgt die Kombination aus Marcs kenntnisreicher Umarbeitung der Romane mit den guten Produktionsstandards des Hörplaneten für beste Unterhaltung. Mit dem „Mönch“ wurde erneut ein ganz klassischer Wallace-Titel erfolgreich adaptiert; da ist es schön, zu sehen, dass für Titel 4 ein unkonventionellerer Stoff angekündigt wurde.
Herzlichen Dank an Gubanov für die erneut sehr fundierte und positive Rezension!
Weiter geht es bei uns wie folgt:
Folge 04: Der grüne Brand Folge 05: Der Zinker Folge 06: noch geheim, wird gerade von mir bearbeitet. Es handelt sich aber wiederum um einen bisher für Film, Fernsehen und Hörspiel gänzlich unangetasteten Roman.
Davon hört sich vor allem "Der Safe mit dem Rätselschloss" sehr interessant an. Aber schauen wir 'mal, was davon tatsächlich umgesetzt wird. Im ersten Anlauf hatte Nocturna drei Hörspiele angekündigt, von denen dann eins realisiert wurde. Insofern scheint man sich dort etwas mehr vorzunehmen, als letztlich herumkommt. Immerhin: "Der Hexer" hatte mir sehr gut gefallen. Hier würde es mich auch nicht stören, wenn der verhältnismäßig moderne Sound beibehalten würde - das würde einen guten Kontrast zur klassischeren Hörplanet-Reihe bilden.
Habe mir nun "Der Unhold" von "Hörplanet" gekauft, bin schon sehr gespannt. Der Begleittext erinnert mich ein wenig an "Die toten Augen von London", bin gespannt, wie weit die Parallelen gehen. Freue mich sehr drauf!
Hier mal ein kleines Update aus der Hörplanet Wallace-Reihe:
Am 24.07. erscheint die Folge DER GRÜNE BRAND (Folge 04) im Handel. Ein Hörspiel, auf das ich mich persönlich sehr freue. Es handelt sich um eine meiner Lieblingsstories vom Altmeister Wallace.
In der Umsetzung befinden sich außerdem: DER ZINKER (Folge 05) DAS GEHEIMNISVOLLE HAUS (Folge 06)
Aktuell schreibe ich gerade an Folge 07, die auf einem Roman basiert, der bisher noch nie verfilmt oder vertont wurde.
Sehr schön - als Titel 6 und 7 also gleich zwei weniger verbreitete Stoffe hintereinander! Ich freue mich auf "Das geheimnisvolle Haus". Das ist ein Roman, den ich mehrfach angefangen, aber nie beendet habe. Warum auch immer. Die Atmosphäre kam mir sehr ansprechend vor.
Beim "Zinker" bin ich gespannt, wie sehr du die dreieckige Liebesgeschichte aufnimmst, die bei Wallace ja den allergrößten Platz im Roman einnimmt. Könnte eine schöne Abwechslung zu den krimilastigeren Stoffen sein, zumal mir die amourösen Abenteuer von Beryl Stedman bei der Lektüre deutlich besser gefielen als die der Jane Clifton.
Apropos: Weiß eigentlich jemand, wie es mit der Reihe von Nocturna Entertainment aussieht? Sowohl "Der Hexer" als auch "Der schwarze Abt" wurden nicht am genannten Termin veröffentlicht!
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Offline
Ich freue mich auf "Das geheimnisvolle Haus". Das ist ein Roman, den ich mehrfach angefangen, aber nie beendet habe. Warum auch immer. Die Atmosphäre kam mir sehr ansprechend vor.
