Nach einer Woche, in der meine Favoriten rauf- und runtergespielt wurden, versuche ich mich nun an einer teuflisch schweren Abstimmung über das Abschneiden der Teilnehmer der beiden Halbfinales. Einige Künstler schafften es, Akzente zu setzen, andere ließen mich auch bei einer Wiederholung kalt bzw. verstärkten den Ärger, den ihre Performance bei mir hervorrief.
Innerhalb der Gruppe 1 schafften es die Videos von Aarzemnieki, Sanna Nielsen und Sergej am häufigsten, aufgerufen zu werden, gute Chancen hatte auch Dilara Kazimova.
Die Tafel unter der Aufsicht von Percy Lister zeigt folgendes Ergebnis an:
1 - Montenegro 2 - Schweden 3 - Lettland 4 - Aserbaidschan 5 - Spanien 6 - Niederlande 7 - Russland 8 - San Marino 9 - Estland 10 - Ungarn 11 - Armenien 12 - Albanien 13 - Frankreich 14 - Moldau 15 - Island 16 - Ukraine 17 - Dänemark 18 - Belgien 19 - Portugal
Was die Häufigkeit des gesehenen Videos anbelangt, liegt Conchita Wurst in Gruppe 2 an erster Stelle. Tom Neuwirth schaffte es, alle im Vorfeld geäußerten Warnungen durch den versierten ESC-Forums-Meister in den Wind zu schlagen und in seiner/ihrer vollen Grazie zu erblühen. Mit federndem Gang, einnehmendem Blick und einer unvergleichlichen Tragik in der Stimme avancierte der Travestiekünstler aus dem oberösterreichischen Gmunden zum Shooting-Star. Schwer entziehen kann man sich auch der harten Stimme und den eisblauen Augen von Mei Finegold, während Sympathiebonuspunkte an Elaiza gehen und die Profis Paula Seling & Ovi Boden gewinnen.
Die Tafel unter der Aufsicht von Percy Lister zeigt folgendes Ergebnis an:
Insgesamt waren die Acts aus Weißrussland und Portugal am 'hassenswertesten', während Island mit der 'My Boshie'-Fan-Kurve, die Spaghetti-Protector aus der Schweiz und die Jungs um 'Crispy Rick' in der Wiederholungsschleife aufholen können.
Interessante Ranglisten, Percy. Auch bei mir spielen die ESC-Lieder rauf und runter und es hat sich das eine oder andere im Vergleich zur alten Liste doch geändert. Russland ist zum Beispiel um Einiges nach oben geklettert.
Hier sind meine Wünsche für die Semi-Platzierungen:
Ich habe mir mal das Vergnügen gemacht, unsere Ranglisten zu kombinieren. Wenn wir beide über die Qualifizierung entscheiden würden, würde das zu folgenden Ergebnissen führen:
Fügen wir auch noch Count Villains Wertung von der letzten Seite hinzu, ergibt sich wieder ein anderes Bild. Sicher haben sich aber auch bei ihm einige Plätze verschoben.
Zitat von Gubanov im Beitrag #467Fügen wir auch noch Count Villains Wertung von der letzten Seite hinzu, ergibt sich wieder ein anderes Bild. Sicher haben sich aber auch bei ihm einige Plätze verschoben.
Praktisch hat sich noch nichts verschoben, theoretisch ist z. B. Slowenien bei mir nach oben geklettert. Aber ich habe mir vorgenommen, erst nach den Proben wieder eine Rangliste zu erstellen.
Hier meine Rangliste vom ersten Halbfinale auf Basis der Probenvideos vom offiziellen Youtube-Kanal.
01. Hungary 02. Netherlands 03. Ukraine 04. Belgium 05. Armenia 06. Russia 07. San Marino 08. Latvia 09. Montenegro 10. Moldova 11. Iceland 12. Estonia 13. Portugal 14. Albania 15. Sweden (dröge, blutleere Konfektion) 16. Azerbaijan (nicht wirklich schlecht, aber extrem einschläfernd)
Auch wenn die Gesamtrangliste noch nicht steht, lässt sich schon sagen, dass die Niederlande, Belgien und Russland Plätze gewonnen und Armenien, Aserbaidschan und Schweden Plätze verloren haben. Ungarn weiterhin unangefochten an der Spitze.
Zitat von Count Villain im Beitrag #46913. Portugal 16. Azerbaijan (nicht wirklich schlecht, aber extrem einschläfernd)
Ich verzichte lieber auf die Proben, damit für den ESC dann auch noch die eine oder andere Überraschung übrigbleibt. Dafür werden die Pressekonferenzen auch immer spannender. Folgende kann ich sehr empfehlen, man sieht u.a. ab Minute 12:15 the lovely UK postcard.
Wir haben immerhin PLatz 2 gleich. Die Niederlande ist dann wohl unser größter gemeinsamer Nenner. Übrigens können und werden sich meine Eindrücke am Abend der Shows natürlich auch noch einmal ändern. Am Bildschirm kommt ja noch einmal alles ganz anders herüber.
01. Austria 02. Belarus 03. Greece 04. Israel 05. Slovenia 06. Switzerland 07. Malta 08. Norway 09. Ireland 00. Poland 11. Georgia 12. Lithuania 13. Finland 14. Romania 15. Macedonia
Größter Aufsteiger dürfte Slowenien sein. Auch Norwegen konnte Boden gut machen. Irland, Finnland und Rumänien haben dagegen Plätze verloren. Weißrussland und Österreich konnten sich an Griechenland vorbei an die Spitze schieben, während das Schlusslicht nach wie vor Mazedonien bleibt.
Ich würde mich auch riesig freuen, wenn Conchita Wurst gewinnt.
Hier nun vorerst ein paar Medien-Splitter zum Aufwärmen:
Der "GONG" bringt in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 19/2014) wie jedes Jahr eine Doppelseite zum "Eurovision Song Contest". Unter der Überschrift "Die schärfsten Konkurrenten für Elaiza" gibt es die Geheimtipps der Redaktion. Als mögliche Gewinner werden folgende Teilnehmer genannt: ARMENIEN ("Der Sänger kann Samtstimme wie Rockröhre"), SCHWEDEN ("Ins Ohr gehende Pop-Hymne"), UNGARN ("Die weiche Soulstimme des Amerikaners mit ungarischen Wurzeln gehört zu den besten im Teilnehmerfeld"), SCHWEIZ ("Stimmungskanonen des Wettbewerbs") und MALTA ("Ihr fröhlicher Mix....macht richtig Laune").
Elaiza traut die Redaktion eine Top-Platzierung zu: "Der Ohrwurm 'Is It Right' reißt mit und könnte obendrein den Geschmack der Zuschauer in Osteuropa treffen, die bei der ESC-Abstimmung eine wichtige Rolle spielen." Sängerin Ela Steinmetz erklärt: "Unsere Musik definiert sich unter anderem durch meine Herkunft, der Ukraine. Dort bin ich in der orthodoxen Kirche groß geworden."
Das Fernseh- und Filmmagazin der österreichischen Tageszeitung "KURIER", kurier.tv, bringt in Ausgabe 18/2014 Conchita Wurst auf dem Titel: "Der Transformator". Dazu gibt es ein doppelseitiges Interview, darin verrät die Künstlerin u.a. wie es zur Auswahl von "Rise like a Phoenix" kam: "Es gab aus ganz Europa 100 Einsendungen von Liedern. Es war Mitte Jänner, da hatten wir im Team schon mit einigen Songs sehr geliebäugelt, als "Rise like a Phoenix" per email bei mir eingetroffen ist. Mein erster Gedanke war, ich habe mich eh schon entschieden, das brauch' ich gar nicht mehr anzuhören. Aber dann hab' ich es doch gemacht. Beim ersten Anhören habe ich nur geweint. Auch, weil er von der Pilot-Sängerin so gut gesungen war. Das Arrangement klang zwar furchtbar, weil halt alles aus dem Computer war - wie eben so ein Demo ist. Aber trotzdem wusste ich sofort, dass das mein Lied ist." Conchita Wurst tritt im Semifinale 2 um 21.30 Uhr mit der Startnummer 6 an.
Für das Semifinale 1 am Dienstagabend wünsche ich LETTLAND alles Gute und hoffe, dass es Jöran, Katrina, Guntis und Raitis schaffen, sich fürs Finale zu qualifizieren. Ihr Lied stimmt mich fröhlich und fällt durch den originellen und unprätentiösen Text aus dem Rahmen. Cep cep kuuku!.
Hier noch ein Auszug aus dem Gedicht "Die Schwestern" von Eduard Mörike. Es passt sehr gut zu den Tolmachevy Sisters, die für RUSSLAND antreten und auch stark in meiner Gunst gestiegen sind.
Wir Schwestern zwei, wir schönen, So gleich von Angesicht, So gleicht kein Ei dem andern, Kein Stern dem andern nicht.
Wir Schwestern zwei, wir schönen, Wir haben lichtbraune Haar, Und flichtst du sie in einen Zopf, Man kennt sie nicht fürwahr.
Wir Schwestern zwei, wir schönen, Wir tragen gleich Gewand, Spazieren auf dem Wiesenplan Und singen Hand in Hand.
Und hier wie versprochen noch mein neues Gesamtranking. In Klammern die Veränderung der Plätze. Die größten Gewinner auf meiner Liste sind Slowenien, Russland, Belgien und die Niederlande. Die größten Verlierer hingegen Irland, Finnland und Frankreich. Darüberhinaus konnten auch erstaunlich viele Länder ihren Platz halten, darunter der Erste und der Letzte.
01. Hungary 02. Austria (+3) 03. Belarus (+4) 04. Greece 05. Netherlands (+8) 06. Germany (+2) 07. Ukraine (-4) 08. Belgium (+10) 09. Armenia (-7) 10. Spain 11. Israel (-5) 12. Slovenia (+17) 13. Switzerland (+3) 14. Russia (+12) 15. Malta 16. San Marino (+1) 17. Italy (-6) 18. Norway (+4) 19. France (-10) 20. Latvia 21. Montenegro (-7) 22. Denmark (+6) 23. Ireland (-11) 24. Poland (-5) 25. Moldova (-2) 26. Iceland (+6) 27. Estonia (-6) 28. Portugal (+3) 29. Georgia (+5) 30. Albania (+5) 31. Sweden (-4) 32. Azerbaijan (-7) 33. United Kingdom 34. Lithuania (+2) 35. Finland (-11) 36. Romania (-6) 37. Macedonia
Und jetzt bin ich auf das erste Semi heute Abend gespannt.
Eine nette Show war dieses erste Semifinale! Das dänische Fernsehen hat einen massiv sympathischeren Job abgeliefert als die Schweden im letzten Jahr. Es gab zwar wieder einige kleinere technische Patzer (anfangs falsche Schnitte, "zufällig" einen Aussetzer während des russischen Beitrags und den einen oder anderen Tonsprung), aber durchgestylt war die Sendung dennoch bis in die Zehenspitzen. Eine super schicke Bühne: cleverer Aufbau, Wasser (!) und technisch ein großer Schritt nach vorn mit den 'mal transparenten, 'mal als Leinwand verwendeten Glaskuben und dem reaktiven Boden.
Die Hosts sind sympathisch und die Aufgabenteilung gefällt mir besser als die One-Woman-Show aus dem letzten Jahr. Toll der Einspieler mit Pilou als Cityguide in Kopenhagen - die Dänen nehmen wenigstens sich selbst auf den Arm und nicht die anderen Länder.
Die Qualifikanten stimmen mich obendrein ziemlich happy! Acht von zehn meiner Lieblinge sind ins Finale eingezogen - aussetzen mussten nur meine Plätze 8 und 9. Nicht nachvollziehen kann ich, was die Werter an San Marino gefressen haben - eine verwaschene, dröge Baukastenballade, unauthentisch und altmodisch bis zum Geht-nicht-mehr und mit abstoßender Siegel'scher Selbstdarstellung. Immerhin muss man bestätigen, dass die Monetta heute ziemlich gut aussah - die Stylisten haben ihr Spitzmausgesicht erfolgreich zurechtverschminkt.
Genug der Lästereien. Die Fakten: Qualifiziert fürs Finale haben sich in der Reihenfolge des Auftritts:
Armenien / Schweden / Island / Russland / Aserbaidschan / Ukraine / San Marino / Niederlande / Montenegro / Ungarn
Meine persönliche Rangliste sah wie folgt aus (in Klammern Veränderungen zu der vorher erstellten Liste auf Basis der Studioversionen):
#01: Montenegro (+2) #02: Niederlande (~0) #03: Ukraine (+6) #04: Aserbaidschan (-3) #05: Ungarn (+3) #06: Russland (~0) #07: Schweden (~0) #08: Portugal (-4) #09: Estland (+2) #10: Island (-5) #11: Armenien (-1) #12: Moldau (~0) #13: San Marino (+1) #14: Belgien (-1) #15: Albanien (+1) #16: Lettland (-1)
Highlights des Abends waren in meinen Augen (und Ohren) die gelungene Einleitung mit dem gesamteuropäischen Internetchor, die ukrainische Performance, die das Lied deutlich in meiner Gunst hat steigen lassen (es stimmt also doch, dass der ukrainische Sender der beste im Aufpolieren ist), die hochwertigen Beiträge aus den Niederlanden (moderner Schwarzweißlook) und Montenegro (Spitzen-Gesang, romantischer Song, wunderbare Ausnutzung der technischen Neuerungen), das gelungene Staging des ungarischen Beitrags, das aus dem recht belanglos klingenden Lied die Message geradezu herausquetscht, ohne wie manchmal das Video zu aufdringlich zu sein, sowie der Intervalact unter Einbindung des berühmten Hans-Christian-Andersen-Märchens.
Die zwei peinlichsten Momente ereigneten sich mit der Präsentation des infantilen lettischen Machwerks, das von den Wertern konsequent abgestraft wurde, sowie während der Qualifikation von Russland, als das ach so tolerante Eurovisions-Publikum, das eigentlich am besten wissen müsste, dass der ESC als unpolitische Veranstaltung angedacht ist, lautstark zu buhen begann. Beides ganz schlechter Stil. Auch über Urban habe ich mich wieder geärgert. Versprecher am laufenden Band, Nörgeleien im Vordergrund und ein Musikgeschmack, bei dem es einem häufig kalt den Rücken herunterläuft. Bitte zukünftig etwas konzentrierter und unparteiischer oder, besser, durch Tim Frühling ersetzen!
Das Resultat des ersten Halbfinals kann sich wahrlich sehen lassen. Anrufer und Jury haben Geschmack bewiesen - keinen der ausgeschiedenen Beiträge werde ich im Finale vermissen - das gab's noch nie. Nun gut - ich verfolge die Semis erst seit drei Jahren...
Selbst der Finaleinzug von San Marino stellt keine Katastrophe dar, wenngleich - da muss ich Gubanov zustimmen - Ralph Siegel sich unangenehm in den Vordergrund spielte, zuerst prätentiös am Klavier Platz nahm, um später Sängerin Valentina mit einer Schraubstock-artigen Umarmung beinahe zu ersticken. Der Song - altmodisch ja, aber durchaus eingängig. Dennoch hätte ich der Turnübungen vorführenden Estin knapp den Finalzuschlag erteilt.
Meine persönliche Rangliste:
01: Niederlande (Herzergreifende Americana; klingt wie die Unplugged-Version eines Lady-Antebellum-Songs) 02: Island (Mitreißender Gute-Laune Pop-Rock mit Retro-Flair) 03: Armenien (Supermodern und catchy; geht sofort ins Ohr) 04: Ukraine (Melodiöser Dancepop mit eingängiger Hook) 05: Montenegro (Melodramatische Balkan-Hymne mit allem Drum und Dran) 06: Ungarn (Tanzmusik am Puls der Zeit) 07: Russland (Konservativer Pop; sympathisch und niedlich präsentiert) 08: Schweden (Konservativer Pop; sympathisch präsentiert) 09: Aserbaidschan (Exzellent gesungene Ballade, etwas lahm und weniger eingängig als aus Aserbaidschan gewohnt) 10: Estland (Kalkulierter ESC-Dancepop; okay) 11: San Marino (Anhörbar; für Siegel-Verhältnisse fast schon herausragend) 12: Lettland (Aufgesetztes Lagerfeuergeklimper; albern, aber kein Totalausfall) 13: Albanien (Viel zu überladen; fängt gut an und wird dann immer schwächer) 14: Portugal (Gähn - wenig ansprechender Sommerhit; mäßig gesungen) 15: Belgien (Hilfe - Adipöser Möchtegern-Paul-Potts bettelt ums Ausscheiden) 16: Moldau (Pseudomoderner, überproduzierter "Danceknaller"; unglaublich kalt und abweisend präsentiert)
Wenn ich mir den sanmarinesischen Auftritt nochmal anschaue, wirkt er auch recht gelungen. Das Lied ist ziemlich Seventies / Eighties, aber Valentina Monetta hat es doch gut dargeboten und die Stoffmuschel im Hintergrund ist auch passend gewählt. Valentinas Reaktion auf den Finaleinzug war sehr sympathisch und zeigt ihre Erleichterung nach dem dritten Anlauf. Generell kann ich mich damit versöhnen, dass es gut ist, dass Kleinstaaten bzw. Finalneulinge sich qualifizieren. Sowohl als auch stehen zum ersten Mal im Finale.
Dann will ich jetzt auch mal meine Rangliste von gestern Abend geben.
01. Ungarn (nach wie vor, muss einfach gewinnen, auch wenn ihm mehrmals fast die Stimme weggebrochen wäre - aus Nervosität oder aus Ergriffenheit?) 02. Montenegro (Rollerbladerin hat irritiert, aber das Lied schön verträumt und der Sänger sehr charismatisch) 03. Schweden (ich weiß, ich war immer dagegen, aber der Auftritt hat mich dann doch gepackt, tolles Lichtermeer im Publikum) 04. San Marino (schönes Setting, guter Songaufbau, das ständige Herumgefuchtel bei der ansonsten sehr statischen Darbietung vielleicht etwas irritierend) 05. Russland (Staging etwas blass, aber ich liebe das Arrangement von dem Lied) 06. Belgien (nicht sein bester Tag, klang beim Vorentscheid besser, aber ich habe einen soft spot für Dramatisches) 07. Niederlande (erfrischend anders in der Inszenierung, aber irgendwie doch ein zu amerikanischer Sound) 08. Ukraine (coole Kameraeinstellung zu Beginn, aber der Funke wollte nicht so Recht überspringen) 09. Lettland (Fun!) 10. Moldawien (eigentlich mag ich das Lied, aber dieser Auftritt ließ mich zwischen Lachattacke und verständnislosem Kopfschütteln zurück) 11. Armenien (underwhelming, wie der Engländer sagen würde, und hat die Regie den Anfang verpatzt und die falsche Kamera übertragen? Sehr peinlich) 12. Portugal (abgestandene Latinoklänge, aber immerhin etwas fröhliches) 13. Albanien (die Rampe störte und wirklich gefallen hat mit nur der Schlussteil des Songs) 14. Estland (auch hier eine tolle Einstellung beim Start, auf Dauer aber zum Hören und zum Sehen eher anstrengend) 15. Aserbaidschan (schöne Musik, aber immer noch einschläfernd) 16. Island (alles ist super ... bis zum Refrain, den kann ich irgendwie nicht ab)
Über das Endergebnis ärgere ich mich nicht. Das finde ich durchaus sehr nachvollziehbar. Ich ärgere mich nur über mich selbst, da ich bei einem Tippspiel in vorletzter Minute die Hoffnung in San Marino verloren habe. Manchmal sollte man eben auf seine erste Intuition hören. Die hatte mir gesagt, dass Maybe Siegels bester Beitrag für San Marino und Mother ein fürchterlicher Kitschsong ist und dennoch habe ich am Ende genau umgekehrt getippt. Liegt wohl an der legendären ESC-Blase, in die man kurz vor den Shows gerät. Aber immerhin war schon mein erster Eindruck, dass Ungarn gewinnt. Das darf jetzt gerne auch so kommen.
Das erste Halbfinale wurde mit Spannung erwartet. Nachdem ich in diesem Jahr erstmals alle Teilnehmer im Vorfeld kannte, war es eine besondere Herausforderung, festzustellen, ob die Sänger ihren Erwartungen auch beim Live-Auftritt gerecht werden konnten. Leider muss ich sagen, dass die gestrige Show recht durchwachsen war und viele Interpreten entweder gescheitert sind oder nur recht mittelmäßig sangen. Freilich konnten auch einige Favoriten ihrem guten Ruf gerecht werden, aber eine richtige Glanzleistung lieferten nur wenige ab.
Am meisten enttäuschte mich Aarzemnieki aus Lettland. Ihr "Cake to Bake" gefiel mir als Video auf Anhieb und zeigte eine fröhliche Truppe, der es mühelos gelang, augenzwinkenden Humor und eine eingängige Melodie zu einem Wohlfühllied zu vereinen. Allerdings merkte man gestern sofort, dass es so mühelos nicht war: Jöran Steinhauers Stimme kratzte, er intonierte den Text in einem anderen Rhythmus, was "Cake to Bake" seines Schwunges beraubte. Raitis Vilumovs versuchte, die Stimmung durch zu lautes Singen zu retten, was das Ganze noch schlimmer machte. Schade, sehr schade.
Aram MP3 für Armenien, der viele Vorschusslorbeeren erhielt, zeigte zu Beginn Nerven und patzte, fing sich aber schnell und führte das Lied routiniert zu Ende. Warum er aber so überragend sein soll, erschließt sich mir noch immer nicht. Tanja und der Tänzer aus Estland untermalten den energiegeladenen Song mit akrobatischen Einlagen und zeigten, dass sie dem Video in nichts nachstehen. Sanna Nielsen aus Schweden verlieh ihrer Stimme noch mehr Nachdruck und gab sich auch in den sanften Momenten stark. Ein Profi! Island blieb trotz bunter Anzüge gesittet, sang recht ordentlich und zeigte die familienfreundliche Version ihres Partykrachers. Albanien schickte mit Hersi eine stimmgewaltige Interpretin ins Rennen, die alles richtig machte. Statt sie in ein Kleid zu stecken, hätte man jedoch lieber ihre Naturburschen-Aura betont. Die 17-jährigen Tolmachevy-Zwillinge aus Russland hatten sich ebenfalls aufgerüscht, zeigen Dekolleté und Haarteile und schaukelten brav auf der Wasserwaage. Viel besser wirkten sie in schlichterer Aufmachung im geradlinigen Video, aber vermutlich hatten sie im Vorfeld das Kostüm der ukrainischen Rivalin gesehen und wollten ihr in puncto Sex-Appeal nicht nachstehen. Leider hörte man live sehr deutlich ihren harten Akzent und der Background musste intensiv nachhelfen. Bitte im Finale wieder weniger Tüll und mehr Stimmeinsatz! Dilara Kazimova aus Aserbaidschan: Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll. Schönes Bühnenbild, eigentlich sauber gesungen, aber dennoch.... Es fehlt noch ein wenig Feuer. Und das Tempo muss noch korrigiert werden.
Mariya Yaremchuk aus der Ukraine hat ihre Michael-Jackson-Aura völlig abgelegt und auch sonst alle Elemente aus der Performance rausgenommen, die an "Thriller" erinnerten. Der schmucke Mann im Laufrad und ihr schwarzes Kleid zogen alle Blicke auf sich - gesungen hat sie passabel, allerdings haben auch hier die Damen im Hintergrund ordentlich mitgeholfen. Punktet vor allem wegen ihrer perfekten Optik und der Dynamik. Axel Hirsoux aus Belgien hat tüchtig gesungen, ohne Unterstützung und mit großem Einsatz, allerdings war der Schmalz gerade in den letzten Sekunden ein wenig arg viel. Die blonde Sängerin aus Moldau war optisch deutlich aufgehellt, allerdings sang sie viel langsamer als in der Studioversion, was dem Lied das Mystische nahm. Die rothaarige Valentina Monetta aus San Marino ließ sich nicht beirren und sang ihr Lied sauber und fehlerfrei, allerdings muss sie noch unbedingt an der Haltung ihrer Arme feilen. Die hektischen Gesten nehmen dem romantischen Lied einiges seiner Wirkung. Suzy aus Portugal präsentierte sich in Rot und damit viel freundlicher als im Video, sie wirkte ausgeglichener und das Lied weniger aggressiv. Die Niederlande konnten sich im Vergleich zum Video noch einmal steigern und zeigten eine professionelle, intensive Performance ohne Schnörkel, einfühlsam gesungen, ein echtes Juwel! Sehr gut hat sich auch Sergej aus Montenegro geschlagen. Er sang kraftvoll und heiter und hatte die Eisläuferin als Blickfang gar nicht nötig. Viele Punkte aufholen konnte auch András aus Ungarn. Sein emotionaler Gesang, der fließende Übergang zwischen den Stimmlagen und sein Einsatz zeigten, dass er live noch aufholen und in Echt überzeugen kann.
Für morgen Abend wünsche ich Conchita Wurst das Allerbeste!