Zitat von Gubanov im Beitrag #448Madeline ist die vergebene Chance des Abends. Ein wenig hat sie es sich selbst verbaut, aber man mag ihr einfach nicht böse sein.
Da ich sie von Anfang an nicht recht mochte, da sie für mich zu wenig Neues bot, bin ich ihr ganz sicher nicht böse. Eher im Gegenteil.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #449Hmm - einen großen Wurf traue ich Elaiza auch nicht zu - obwohl ihr slawisch angehauchter Neofolk in Osteuropa durchaus auf Gegenliebe stoßen könnte.
In Kopenhagen wird es sowieso relativ folkig und "akustisch" zugehen. Malta, Schweiz, Lettland, Island, Niederlande, Georgien. Ob Malta da letztes Jahr mit Tomorrow einen Trend losgetreten hat?
Und die Studioversion vom gezeichneten Ich liebe ich auch. Die ist wirklich tausendmal besser als der Liveauftritt. Meine Rangliste in der ersten Runde sah ungefähr so aus:
1. Baseballs (Mo hotta mo betta mochte ich im Vorfeld schon und der Auftritt war ordentlich, vor allen Dingen ging es da auf der Bühne nach den ganzen "Trantüten" vorher endlich mal richtig ab) 2. MarieMarie (anfangs war ich skeptisch, aber sie hat es live wirklich gebracht, nur ganz, ganz knapp nicht meine erste Wahl gewesen) 3. Elaiza (dagegen wirkte der nachfolgende Song von Unheilig musikalisch doch sehr seicht) 4. Oceana/Unheilig (eindeutig professionelle Sänger und Auftritte, von Oceana hätte ich auch gerne den zweiten Song gehört, der gefiel mir ausgehend von den Probenvideos besser) 5. Santiano (zu statisch und durch den Schiffsaufbau zu distanziert, bei ihrem zweiten Song kam das Bühnenbild für mich stimmiger herüber) 6. Madeline/Das Gezeichnete Ich (versemmelt)
Wie bereits vor ein paar Tagen erwähnt, geht es jetzt kurz vor der Deadline Schlag auf Schlag. Erst einmal reiche ich unseren Beitrag nach.
Dann gab es heute zwar keine Vorentscheide, dafür aber drei Song-Vorstellungen. Aus Georgien kommt etwas, das ich zwar als interessante Musik, aber niemals als Song bezeichnen würde. Aber so etwas kommt wohl dabei heraus, wenn man Weltmusiker ins Rennen schickt.
Hoffnungen auf eine Top-Platzierung kann sich da schon eher der Nachbar Armenien machen. Arams Song geht zwar auch keinen geraden Weg, weist dafür eine klare Steigerung mit anschließendem Ausklang und neben einer ansprechenden Orchestrierung auch zeitgenössische Elemente auf. Berührend und kraftvoll zugleich. Ich bin gespannt, wie sie es auf der großen Bühne inszenieren werden.
Von zeitgemäß kann bei San Marino dann allerdings keine Rede mehr sein, stammt das Lied doch zum dritten Mal in Folge von Ralph Siegel. Dennoch ist es meiner Meinung nach von seinen und Valentinas drei Teilnahmen für den Zwergstaat sein bestes Werk und in einem positiven Sinn altmodisch und klassisch. Eine verträumte kleine Ballade, die ab und an durch ein paar dramatischere Anklänge aufgewertet wird. Nicht peinlich wie 2012 und anders als 2013 auch wie aus einem Guss und kein 2-Songs-in-einem-Mischmasch. Gefällt mir gut, auch wenn ich befürchte, dass der Titel für das vermeintliche "Blutbad-Semi" zu harmlos daherkommt.
Und zum Schluss als Zugabe noch die englische Version vom isländischen Beitrag. Wird für mich dadurch auch nicht viel besser. Verliert sogar etwas von seiner durchaus vorhanden gewesenen Skurrilität.
Ich habe mir gestern und heute die schweizer Vorentscheidung, das Clubkonzert und die deutsche Vorentscheidung angeschaut - bin also wieder halbwegs auf dem Laufenden. So viel Begeisterung wie ihr kann ich leider im Vorfeld nie aufbringen, lasse mich lieber im Semi-/Finale überraschen und höre die Lieder möglichst nicht vorher. Allerdings packt mich so ein, zwei Wochen zuvor dann doch ein bisschen das Fieber und es läuft die ganze Zeit ESC-Musik der vergangenen Jahre.
Unser Vorentscheid hat mich nun heute Abend irgendwie recht kalt gelassen. Natürlich wusste ich vorher schon aus den Medien, wer gewonnen hat - aber es war auch nicht wirklich ein Lied dabei, dem ich es mehr gegönnt hätte. Verwundert war ich darüber, dass Barbara Schöneberger in ihrer Moderation zeitweise ziemlich ins Schwimmen geraten ist. Was da wohl im Hintergrund irritierend gewirkt hat? Das Finale war dann leider etwas witzlos, weil der Sieger ihr natürlich schon früher auf's Ohr gegeben wurde - und man das im Fernsehen hören konnte! Da hat echt mal jemand gepennt...
Sich überraschen zu lassen ist doch auch nicht verkehrt. Ich selbst hätte allerdings nicht mehr die Geduld dazu. Dafür bin ich mittlerweile zu sehr Fan.
Und wieder gibt es Nachschub. In Norwegen gab es mit dem Sieg von Carl Espen keine Überraschung. Mich berührt der Song allerdings weniger. Zumal ich das Gleiche auch schon mit dem armenischen Beitrag habe nur in besser und in moderner. Videos vom Liveauftritt sind auf Youtube leider für deutsche Nutzer gesperrt.
Aus Moldawien kommt großes Drama. Oder das, was man dort dafür hält. Ich mag ja Dramatisches, aber so wirklich das Gelbe vom Ei ist es nicht unbedingt.
Belgien schließt sich diesem Trend an. Auch aus unserem westlichen Nachbarland kommt eine dramatische, sich steigernde Ballade. Und auch dort hat sich wie in Norwegen der Favorit durchgesetzt, übrigens sehr zur Freude einer sichtlich gerührten Ruslana, die dort im Expertenpanel saß. Das Lied ist zwar kitschiger als das des Norwegers, aber vom Gesamtpaket her gefällt es mir besser. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Axel in Malmö Carl in Grund und Boden singt - sollten sich beide für das Finale qualifizieren natürlich, denn sie starten im jeweils anderen. Die Messlatte, die Armenien für mich vorlegt, kann aber auch der Belgier bei weitem nicht überspringen.
Und da wir ja noch nicht genug Balladen haben, kommt aus Aserbaidschan natürlich auch noch eine. Für mich ein müder Song im Fahrwasser des großartigen aserischen Beitrags von 2012. Erreicht mich absolut nicht. Die sollten endlich mal wieder etwas Uptempo schicken, bevor sie sich mit schwedischen Auftragsballaden endgültig totlaufen. Ich vermisse die Fröhlichkeit von Aysel & Arash. Nachdem es in der letzten Woche einige Lichtblicke gab, versandet der diesjährige Jahrgang auf den letzten Metern dann doch wieder. Sehr schade.
Da kann auch Portugals karibischer Lambada-Aufguss keinen Schwung mehr hereinbringen. Immerhin, im doch eher langsamen zweiten Teil des ersten Semis könnten sie positiv auffallen und vielleicht gerade noch so eben ins Finale reinrutschen. Ich bräuchte sie dort aber auch nicht wirklich. Vor allem, da ich befürchte, dass sie damit San Marino den Finalplatz wegnehmen.
Jetzt fehlen nur noch die Beiträge aus Russland und Österreich. Heutige ZUgabe ist übrigens die endgültige Fassung des albanischen Lied. Ebenso wie in Island hat man sich in Albanien leider dazu entschlossen, auf englisch anzutreten.
Der Name ist Wurst, Conchita Wurst. Die Mission: Österreich in das Finale des Eurovision Song Contest zurückbringen. Der Song klingt so als hätte die BBC ihn im Jahr nach Bonnie Tyler für Shirley Bassey ausgewählt. Da aus Großbritannien nun aber etwas frischeres kommt, darf Conchita ihn singen. Aber wie auch immer, mir gefällt er und ich würde Österreich gerne wieder im Finale sehen.
Den Kommentar mit dem versanden aus dem letzten Beitrag nehme ich hiermit ebenfalls wieder zurück. Wobei Russland ja noch immer aussteht. Aber da bin ich eigentlich ganz zuversichtlich, denn einer der Komponisten ist Philip Kirkorov der uns auch schon solche Bretter wie Work your magic (Weißrussland 2007) und Shady Lady (Ukraine 2008) geschenkt hat.
Endlich hat auch Russland seinen Song veröffentlicht. Und ich muss gestehen, dass ich von dem Komponistenteam mehr erwartet hätte. Kommt doch ziemlich harmlos daher und auch der Titel zeugt nicht gerade von großer Kreativität, hatten wir Shine in den letzten Jahren doch auch bei Österreich 2013, Georgien 2010 und den Niederlanden 2009. Aber vielleicht ist ja auch gerade das in diesem Jahr die Absicht: Harmlos zu wirken.
Am letzten Donnerstag saßen Gubanov und ich mit einer Tüte Kartoffelchips vor dem Fernseher und warteten gespannt auf den Beginn des ESC-Vorentscheids "Unser Song für Dänemark", in dem Deutschlands Teilnehmer am Eurovision Song Contest 2014 gekürt wurde. Ich sah Gubanov die Anspannung an. Er wippte mit den Füßen, wenn ihm etwas gefiel oder zog einen Flunsch, wenn der glatzköpfige Graf eingeblendet wurde. Als wir am Nachmittag im Saturn am Alex in Berlin waren, prophezeite Gubanov angesichts der unübersehbaren Werbung für Unheilig: "Hier siehst Du den Sieger." Ich konnte und wollte es nicht glauben, schien mir Der Graf doch angesichts seiner ausladenden Gesten, seines nach hinten schwingenden Kopfes und der Siegesgewissheit in seinen Augen doch so eindeutig selbstgefällig, dass ich bezweifelte, er könnte dafür auch noch belohnt werden.
Ich kannte im Gegensatz zum ESC-Maestro Gubanov noch keinen der vorgestellten Songs und ließ mich deshalb überraschen. Für die überaus sympathische Madeline Juno konnte ich mich gleich erwärmen, obwohl sie vor lauter Aufregung mit zitternder Stimme am Mikrophon stand. Ähnlich erging es dem Gezeichneten Ich, der die Töne nicht ganz auf die Reihe brachte. Souveräner wirkten da die Männer von Santiano, deren Schunkellied kühle Herbstabende am Lagerfeuer mit gebratenen Kartoffeln in der Asche heraufbeschwor. Die Damen waren stimmgewaltig, vor allem die bayerische MarieMarie. Elaiza hatten wir nicht auf dem Radar, aber die drei Mädels schafften es, sich durch ihre natürliche Art Bonuswohlfühlpunkte zu sichern, obwohl dem Siegertitel etwas mehr Tempo nicht geschadet hätte.
Es gab mehrere Punkte, die den Sehgenuss trübten. Da wären zum Beispiel die technischen Pannen während der Performance von MarieMarie, die überlaute Stimme der Schöneberger und die Überdosis der finalen Lieder in der Auswahlphase, die nach der dritten Wiederholung doch ein wenig nervten. Am Ende überwog jedoch die Erleichterung, dass sich die drei Musikerinnen von Elaiza für Kopenhagen qualifizierten.
Meine Rangliste:
12 Punkte: Madeline Juno: Like Lovers do 11 Punkte: MarieMarie: Cotton Candy Hurricane 10 Punkte: Elaiza: Is it Right? 09 Punkte: Santiano: The Fiddler on the Deck 08 Punkte: MarieMarie: Candy Jar 07 Punkte: Das gezeichnete Ich: Weil du da bist 06 Punkte: Elaiza: Fight against myself 05 Punkte: The Baseballs: Mo Hotta Mo Betta 04 Punkte: Unheilig: Als wär's das erste Mal 03 Punkte: Santiano: Wir wollen niemals untergehen 02 Punkte: Oceana: Thank you 01 Punkt: Unheilig: Wir sind alle wie Eins
Direkt niedlich, wie Percy Lister das beschrieben hat. Als chipsfutternder, füßewippender ESC-Maestro stehen meinerseits noch einige Worte zu den in den letzten Tagen der Einreichfrist ausgewählten Beiträgen aus. Es zeigt sich, dass Count und ich bei diesen Liedern selten auf einer Wellenlänge schwimmen.
Beginnen wir mit den zwei Liedern, die bisher hier noch gar nicht vertreten sind: Zunächst dem niederländischen Beitrag. Die Holländer erkannten letztes Jahr, dass man Qualität schicken muss, um ins Finale zu kommen. Sie führen das Konzept fort, was mich sehr erfreut, weil mir das diesjährige Lied noch besser gefällt als Anouks etwas kalte Ballade im Vorjahr. The Common Linnets setzen sich aus Anouks Todfeindin Ilse DeLange und dem Sänger Waylon zusammen, sind in dieser Besetzung aber keine dauerhafte Band, sondern ein One-Time-Projekt für den ESC. Ihr Lied „Calm After the Storm“ ist ein unaufgeregtes Countrystück. Eigentlich funktioniert Country im ESC nicht, aber hierbei handelt es sich nicht um amerikanische Gitarrenromantik, sondern eine sehr viel modernere, etwas düstere Interpretation des Genres. Zudem hat das Lied beinah hypnotische Ohrwurmqualität und wunderbar unaufgeregte Harmonien. Da kann ich nicht anders, als hohe Punkte zu zücken.
Qualitätvoll gestaltet sich auch das Lied aus Montenegro, das dieses Jahr die einzige Balkanballade im Teilnehmerfeld sein wird. Meine Vorliebe für dieses Genre ist bekannt – sodass ich mich nicht einmal darüber ärgere, dass die außergewöhnliche Herangehensweise des montenegrinischen Senders in den letzten Jahren einer typischeren und etablierteren Musikform gewichen ist. Sergej Cetkovics „Moj svijet“ ist einer der wenigen authentischen landessprachlichen Beiträge in diesem Jahr und wird in dieser Funktion gute Chancen auf ein Weiterkommen ins Finale haben, wenn Sergej die Emotionen aus dem bildschönen Video auf die ESC-Bühne transferrieren kann.
Von hier ab in der von Count Villain geposteten Reihenfolge:
Georgien dreht sich im Vergleich zum Vorjahr um 180 Grad. Von der schwedischen Konfektionsballade zum kantigen Experimental-Weltmusik-Stück – diese Vielfalt gefällt mir ausgesprochen gut. Viele Fans können mit dem georgianischen Beitrag nichts anfangen, ich halte ihn für ein gewagtes, aber gelungenes Experiment, das so verrückt ist, dass es schon wieder an Genialität grenzt. Um aber damit ins Finale zu kommen, bedarf es eines sehr intelligenten, ausgefallenen Stagings.
Das Lied aus Armenien erscheint mir im Vergleich zu seinen Nachbarn und auch im Vergleich mit anderen Balladen dieses im langsamen Bereich sehr gelungenen Jahrgangs ein wenig einfallslos zu sein. Die Steigerung lässt auf sich warten, zerbricht das Lied dann aber in zwei gänzlich unterschiedliche Teile, die beide nur eine überbordende Theatralik gemein haben. Bei den Buchmachern sitzt das Lied unterdessen auf Platz 1, aber ich mag mich damit nicht wirklich anfreunden. Bitte nicht zum zweiten Mal in Folge ein ESC-Sieger, den ich nicht mag!
San Marino schickt den gleichen Mist wie im letzten Jahr, nur dass das Lied diesmal auf Englisch gesungen wird. Schlechte, klischeehafte Arbeit – typisch Siegel. Auf dass dessen Elan bald ein Ende hat und San Marino von diesen peinlichen wiederholten Anläufen befreit wird.
Die Entscheidung für Carl Espen in Norwegen kam nicht wirklich überraschend, aber ich habe mir den MGP dennoch gern angesehen, weil es sich um den hochwertigsten aller europäischen Vorentscheide handelte. Neben Espen hätte ich auch Knut Kippersund, Linnea Dale und Oda & Wulff das Ticket nach Kopenhagen gegönnt. Espen tritt mit der emotionalsten Ballade des Jahres an, wird durch seine fehlende Bühnenerfahrung aber von dem Stück gewissermaßen überwältigt, was man bis Mai entweder ausbessern oder unterstreichen sollte. Ich denke, dies ist eine Ballade, die sowohl Publikum als auch Juries erreicht. Ich sehe Norwegen gemeinsam mit Armenien und Großbritannien als die drei Sieganwärter in diesem Jahr.
Moldau verfällt nach dem schönen Anlauf des letzten Jahres in tiefe Ostblockzeiten zurück. Das ist ein typisches Lied, das in Osteuropa gut ankommen und aus Westeuropa keine oder nur Diaspora-Stimmen erhalten wird. Es kommt melodramatisch daher und das Spektakel auf der Bühne tut dem Lied keinen Gefallen. Man wird aber sicher an einer professionelleren Performance für Kopenhagen arbeiten.
Belgien dürfte den kitschigsten Beitrag des gesamten Jahrgangs haben. Schade, dass die große und aufwändige Show zur Findung des ESC-Vertreters mit diesem recht peinlichen Ergebnis endet. Dabei habe ich nichts gegen Axel – im Gegenteil: seine Version von „Tu te reconnaîtras“ in der ersten Runde der Sendung war super. Aber dieser Heintje-Mama-Quark geht ja ’mal gar nicht. Da setzt der russische Beitrag von 2009 ganz andere Maßstäbe.
Dafür jetzt ein Lied, das ich liebe: Ich hoffe, man sagt mir nicht nach, ich würde die aserbaidschanischen Beiträge unfair bevorteilen, nachdem das Land im letztjährigen Finale schon meinen persönlichen zweiten Platz erklomm und nun an der Spitze des gesamten Jahrgangs 2014 für mich steht. „Start a Fire“ ist eine intelligente Ballade, kein Bubblegum-Pop-Verschnitt. Das Lied erzählt eine rührende Geschichte, die freilich in besserem Englisch vorgetragen werden könnte. Ansonsten ist Dilaras Beitrag einfach perfekt: Wenn man erstmal dahintergestiegen ist, will die Hook nicht mehr aus dem Kopf und die schöne Instrumentierung sowie der technisch brillante Gesang nicht mehr aus der YouTube-Wiederholschleife. „May the slightest light start a fire.“
Wer gedacht hätte, dass Portugal nach der einjährigen Pause mit einer neuen Strategie und erstärktem Siegeswillen zurückgekehrt ist wie etwa Polen, der irrt sich gewaltig. Es gibt die gleiche Kost aus Portugal wie auch bis 2012. Und da mir die Beiträge des Landes damals schon fast immer gut gefielen, setzt sich das auch dieses Jahr fort. Suzys Lied ist freundlich und klingt wunderbar nach Süden und Meer, was im Mai schon gut tun kann. Ergebnistechnisch natürlich chancenlos und wahrscheinlich auch nicht ausreichend fürs Weiterkommen ins Finale, aber unglaublich liebenswert.
Österreichs Entscheidung für Conchita Wurst ist ja seit Ewigkeiten bekannt. Dass man nach so langer Wartezeit nur mit einer Baukastenballade zurückkehrte, die jedes Klischee erfüllt, das man von einer Kunstfigur wie der Wurst erwartet, enttäuscht mich aber nicht wirklich: Es war abzusehen – einerseits weil es sich um einen reinen tumben Protestbeitrag handelt und andererseits weil man sich damit lückenlos in die eher maue österreichische Beitragshistorie eingliedert. Bei IOFF schrieb ein User: „Ich finde es gut, dass es gerade NICHT so eine vorhersehbare Ultragayhymne ist.“ Doch – GENAU das ist es: eine vorhersehbare Ultragayhymne.
Russland kämpft dieses Mal mit Slowenien um den vergessenswertesten Beitrag. Simpelster Pop ohne jede Raffinesse – weder liebens- noch hassenswert, sondern einfach nur unglaublich kalt lassend. Passt eher in den JESC als in den ESC.
Die zwei bemerkenswertesten Revamps haben für mich Island und die Ukraine hingelegt. Bei Island änderte sich eigentlich nur die Sprache – da war ich zunächst sehr skeptisch, denn irgendwie ist der Text schon recht simpel, aber trotzdem ist das Lied, jetzt wo ich mitsingen kann, nochmal in meiner Gunst gestiegen. Bei der Ukraine änderte sich vor allem der Text, denn nach dem Malta-Versionsausrutscher kehrte man im Wesentlichen wieder zum musikalischen Stil der Urfassung zurück, was mir gut gefällt. Super-catchy ist das Lied auf jeden Fall, aber da ich von Maria keinen starken Liveauftritt erwarte, platziere ich es vorsorglich lieber im Mittelfeld meiner persönlichen Rangliste.
Die sieht so aus:
(12p) AZ: Dilara Kazimova - Start a Fire (10p) UK: Molly - Children of the Universe (08p) NO: Carl Espen - Silent Storm (07p) NL: The Common Linnets - Calm After The Storm (06p) FR: Twin Twin - Moustache (05p) IL: Mei Feingold - Same Heart (04p) IS: Pollapönk - No Prejudice (03p) PL: Donatan & Cleo - My Slowianie
(02p) ME: Sergej Cetkovic - Moj svijet (01p) SE: Sanna Nielsen - Undo (#11) PT: Suzy - Quero ser tua (#12) RO: Paula Seling & Ovi - Miracle (#13) ES: Ruth Lorenzo - Dancing In The Rain (#14) GR: Freaky Fortune ft. Riskykidd - Rise Up (#15) GE: The Shin & Mariko - Three Minutes to Earth (#16) AM: Aram MP3 - Not Alone (#17) UA: Maria Yaremchuk - Tick-Tock
(#18) CH: Sebalter - Hunter of Stars (#19) HU: András Kállay-Saunders - Running (#20) IE: Can-Linn ft. Kasey Smith - Heartbeat (#21) IT: Emma - La mia città (#22) DE: Elaiza - Is It Right (#23) EE: Tanja - Amazing (#24) BY: TEO - Cheesecake
(#29) MT: Firelight - Coming Home (#30) AT: Conchita Wurst - Rise Like A Phoenix (#31) SI: Tinkara Kovac - Spet/Round and Round (#32) SM: Valentina Monetta - Maybe (#33) BE: Axel Hirsoux - Mother (#34) AL: Hersi Matmuja - One Night's Anger
(#35) DK: Basim - Cliché Love Song (#36) LT: Vilija Mataciunaite - Attention (#37) LV: Aarzemnieki - Cake to Bake
Insgesamt finde ich den 2014er-Jahrgang viel stärker, als er von den meisten Fans eingeschätzt wird. Ich würde ihn auf jeden Fall qualitativ über den letzten Jahren einreihen – vielleicht nicht unbedingt auf der Höhe von 2009, aber schon als bester seit jenem Jahr. Dass es keinen offensichtlichen Runaway-Sieger gibt, könnte das Voting sehr spannend machen. Auch mir fällt die Gleichwertigkeit meiner Lieblingsbeiträge diesmal besonders stark auf: Im Bereich der 12 bis 1 Punkte werden sich wahrscheinlich täglich Änderungen vollziehen.
Wenn sich Gubanov die Arbeit gemacht hat, dann will ich auch nicht hintenan stehen. Im Folgenden meine momentane Rangliste nach Studioversion. Änderungen wie immer möglich und auch wahrscheinlich.
Meine Sieger
01. Hungary 02. Armenia 03. Ukraine 04. Greece 05. Austria 06. Israel 07. Belarus 08. Germany 09. France 10. Spain 11. Italy 12. Ireland
Mag ich
13. Netherlands 14. Montenegro 15. Malta 16. Switzerland 17. San Marino 18. Belgium 19. Poland
Funke (noch) nicht komplett übergesprungen
20. Latvia 21. Estonia 22. Norway 23. Moldova 24. Finland 25. Azerbaijan 26. Russia 27. Sweden 28. Denmark 29. Slovenia 30. Romania 31. Portugal
Funke wird (wahrscheinlich) nicht mehr überspringen
Interessant wird es, wenn wir eine Forenwertung errechnen. Ich gehe jetzt davon aus, dass das Forum ein Land ist, Gubanov das Televoting und ich die Jury repräsentiere (d.h. bei Gleichstand zählt Gubanovs Wertung mehr). Die kursiv geschriebenen Länder würden ihre Plätze tauschen, wenn ich das Televoting wäre. Als Berechnung zählt die aktuelle Regelung der Durchschnittswertung.
12 Israel 10 Frankreich 08 Niederlande
07 Griechenland 06 Armenien
05 Ukraine 04 Ungarn
03 Montenegro 02 Spanien
01 Norwegen
Und jetzt die Forenwertung, wenn noch das alte Regelwerk gelten würde, also zuerst die Umrechnung in Punkte und dann die Addition von Jury- und Televote. Auch hier gilt das oben gesagte: Gubanov ist Televote, kursive würden tauschen, wenn ich Televote wäre.
12 Aserbaidschen 10 Ungarn
08 Großbritannien 07 Israel 06 Armenien
05 Frankreich
04 Norwegen 03 Ukraine
02 Niederlande 01 Griechenland
Wir sehen also, das neue Wertungssystem unterstützt größte gemeinsame Nenner (Israel und Frankreich sind die einzigen Beiträge, die wir beide in unseren Top Ten haben) auf Kosten von polarisierenden Beiträgen (ganz deutlich bei Aserbaidschan, im Durchschnittsranking auf dem undankbaren 11. Platz gelandet). Ob das gut oder schlecht ist, soll jeder selbst für sich entscheiden.
Interessante Berechnungen, die die Unterschiede im Votingsystem recht gut verdeutlichen. Beim echten ESC hat man allerdings zusätzlich noch das Phänomen, dass Televoting und Jury nicht so sehr divergieren werden wie wir beide, sodass eine einzelne strategische Schlechtplatzierung eines Beitrags durch die Jury zu vergleichsweise enormen Verzerrungen führen kann. Das alte System gehört wiedereingeführt.
Hier noch ein Youtube-Fund - welch ein tolles Video! Was die Damen und Herren hier präsentieren, ist besser als alles, was ich bisher an Interval-Act-Plänen gelesen habe. DR, bucht die Truppe!
Nachdem mir der preußische Osterhase zwei selbstgefertigte DVDs mit allen Teilnehmern der Semifinals für den ESC 2014 gebracht hat, kann ich mich dieses Jahr vorzeitig in die Diskussion einklinken und werde erstmals VOR dem großen Finale Songs und Interpreten kennen.
Meine erste Bilanz: Heuer erleben wir einen starken Jahrgang mit vielen begabten Künstlern, einigen schrillen Acts und einprägsamen Liedern. Positiv aufgefallen sind mir folgende Details, die dem ESC einen unverwechselbaren Stempel aufdrücken und mich spontan ansprachen: der lettische Naturbursche mit seinem Gute-Laune-Lied vor der Holzhütte im Stil eines Paradise Oskar; die schwedische Sängerin, die Erfahrung, Professionalität und eine Powerstimme mitbringt, die von Soft bis Forte reicht; die Interpretin aus Aserbaidschan, deren dramatische Eleganz ihr gehaltvolles Lied unterstreicht; der montenegrinische Sänger über Fels und Klippen, der - endlich einer - in seiner Landessprache singt; die martialische Hochdruckstimme aus Israel, deren hebräisch-englischer Gesang unter die Haut geht; der verhaltene Norweger mit seinem Kalter-Abendhauch-Song voller Melancholie; die Newcomerinnen aus Deutschland, deren unverbrauchte und doch überzeugende Präsenz in der Wiederholungsschleife mehr und mehr gewinnt; der erotische Augenaufschlag aus Österreich, dessen Lied und Optik durchaus Stil haben; die Ballade aus San Marino, die sich mit ihrer Interpretin zu einer klassischen Liebeshymne verbindet und die rockenden Jungs aus Finnland, deren Depesche-Mode-arische-Eliteeinheit-Look mit ihrem Schmiss eine gelungene Kombi eingeht.
Der Daumen geht nach unten für die Chaosrocker aus Island, die refrainsüchtige Dame aus Portugal, die Fruchtkörbe aus Polen und die animierte Gummipuppe aus dem weißrussischen Sexshop. Der Rest muss noch eingehend getestet werden, wobei Russland, die Niederlande, Spanien, Slowenien und Rumänien Anzeichen von 'Bitte hinhören!' zeigen.
Meine Favoritenliste in alphabetischer Reihenfolge:
12 points
Aserbaidschan Deutschland Israel Lettland Montenegro Norwegen Schweden
Für alle Fans von Tom Neuwirth ein wichtiger Programmtipp:
ORF 1 Donnerstag, 8. Mai 2014 20.15 Uhr bis 21.00 Uhr 'Conchita - ihr Weg nach Kopenhagen' Doku, Ö 2014 - Der Film zeigt, wie sich Conchita auf die spannende Reise zum Eurovision Song Contest vorbereitet.