Conchita Wurst war alles, nur keine Verarsche. Das war ein ernsthafter Vortrag mit einer tadellosen Gesangsleistung. Dass so eine (über)dramatische James-Bond-Ballade nicht jedermanns Geschmack ist, ist natürlich klar. Meinen Nerv hat der Song allerdings zu hundert Prozent getroffen.
Und wenn du wirklich mal Werbung für eine Travestieshow beim Contest anschauen willst, empfehle ich dir den dänischen Beitrag aus 2007. Ein himmelweiter Unterschied zu Conchitas Performance und zu Recht im Semi hängen geblieben. Conchita hingegen stand nicht als Drag-Act auf der Bühne, sondern als Sängerin und ich habe - trotz Bart - noch nie eine natürlichere und authentischere Kunstfigur gesehen.
Aber gut, jeder Mensch hat natürlich seine eigene Wahrnehmung.
An Gesangsleistung und Stimme gibt´s sicher nichts auszusetzen.Auch in den Interviews,zumindest in den wenigen, die ich gehört hab, redet sie keinen Müll. Frau mit Bart ist für mich tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig. Bin da allerdings tolerant, auch wenn ich die weiblicheren "Weibchen" bevorzuge.
Zitat von Tarzan im Beitrag #495Zwischen Udo Jürgens und Conchita Wurst liegen Welten. Zwischen Johann Strauß und Conchita Wurst liegen Lichtjahre. Udo Jürgens und vor allem Johann Strauß werden in 100 Jahren auch noch gespielt. Aber Wurst? Wenn der Toleranzfaktor maßgebliches Kriterium wird, dann spielt die Musik kaum noch eine Rolle.
Wird man Loreen, Lena, Emmelie de Forest etc. in 100 Jahren noch spielen? Besondere Nachhaltigkeit war noch nie eine Stärke des Contests. Dis Musiklandschaft von heute ist auch nicht mehr wirklich mit jener von Johann Strauß zu vergleichen.
Das wir uns da nicht falsch verstehen,das Aussehen des jeweiligen Interpreten ist mir im Grunde egal.Das man heute mangeldende Stimme ,dünne schon tausendmal ähnlich gehörte Liedchen ,mangeldes Talent usw. mit allem möglichen zu überbrücken versucht ( Masken ( seit Kiss auch nicht mehr neu )schrilles aufreten ,mit aller Gewalt aus der Masse hervorstechen wollen ) ist auch klar.Und die Medien bauschen jeden Mickey Mouse Song zum neuen Superhit auf.Und fertig ist die Show ( würg ) Gehört wohl in Zeiten der DSDS Zeiten dazu und ist wohl das billigste für die Sender ( ein paar C Promis in die Jury ,fertig ) Naja , ich hole meine Stones und CCR Platten/CDs raus und blende diese "Wettbewerbe" aus.
Wow! Ich bin immer noch überwältigt und freue mich riesig, dass Conchita Wurst gewonnen hat. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal selbst telefonisch abgestimmt. Es ist überwältigend, wie die Künstlerin es in kurzer Zeit geschafft hat, Sympathien zu gewinnen und die Menschen zu begeistern. Dabei bekam sie kontinuierlich Punkte von fast allen Ländern, wobei jene aus Russland (5 Punkte) und der Ukraine (8 Punkte) besonders bemerkenswert sind. Dreizehn Mal hieß es "12 points for Austria" und zwar nicht nur von den Nachbarn Italien, Schweiz und Slowenien, sondern auch von Ländern wie Großbritannien und Israel. Ganz Europa liebt Conchita Wurst. Man schätzt bei aller Professionalität in Auftreten und Gesang vor allem die menschliche Wärme, die von der Künstlerin ausgeht. Bei ihr passt einfach alles. Ein zeitloser, kraftvoller Song mit Klassikerqualität, eine glamouröse Performance und letzlich sie selbst: authentisch, bescheiden, selbstbewusst, stark und verletzlich zugleich. Keine exaltierte Diva, sondern ein Mensch, dem man stundenlang zuhören möchte. Sie repräsentiert die Sehnsucht nach einer Persönlichkeit, die berührt; nach jemandem, mit dem man mitfiebern und mitjubeln kann. Mir rannen die Tränen über die Wangen, als feststand, dass Conchita gewonnen hat und ich war sehr glücklich darüber. Die Fähigkeit, große Emotionen hervorzurufen, ist bei ESC-Siegern nicht automatisch gegeben. Emmelie de Forest, die Vorjahressiegerin, trällerte einen belanglosen Popsong und erinnerte weder an eine Botschafterin Europas, noch blieb sie nachhaltig im Gedächtnis. Mit der ESC-Gewinnerin 2014 ist das anders: Der Wettbewerb kehrt ins Herz Europas zurück und Österreich wird 2015 ein würdiger Gastgeber sein.
Meine Rangliste nach dem Finale:
1. Österreich 2. Niederlande 3. Montenegro 4. Schweden 5. Schweiz 6. Spanien 7. Ungarn 8. Russland 9. Rumänien 10. Norwegen 11. Finnland 12. Aserbaidschan 13. Slowenien 14. Italien 15. Griechenland 16. San Marino 17. Island 18. Dänemark 19. Großbritannien 20. Armenien 21. Deutschland 22. Frankreich 23. Malta 24. Ukraine 25. Polen 26. Weißrussland
Besonders schwach waren der lahme Beitrag der "New Kids on the Block" aus Weißrussland, die Waschbrett- und Butterkübel-Darbietung aus Polen, sowie die Ukraine, die zum Glück nicht allzu viele Solidaritätspunkte aus politischen Gründen erhielt. Die Buhrufe, wann immer Russland auf den Plan trat, entsprechen nicht der Botschaft des ESCs und schaden nicht Putin, sondern dem Fairness-Motto des Wettbewerbs. Enttäuscht haben auch die Spaßmacher aus Frankreich, die wenigstens in ihrer Landessprache sangen und die drei Mädchen aus Deutschland. In den süßen Kleidchen und mit weniger Pfeffer in der Stimme, gingen sie in der Vielfalt der Darbietungen unter. Mit dem hochgelobten Aram MP3 aus Armenien kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Er sang diesmal zwar besser als im Semi, aber seine Ausstrahlung ist fatal. Er jagt einem Schauder über den Rücken.
Molly aus Großbritannien sah seltsamerweise mit den aufgehellten Haaren aus wie Emmelie de Forest. Das Lied erinnert an "We are the World" aus den Achtziger Jahren. Emma Marrone aus Italien sang nicht so rauchig wie im Video, brachte aber jede Menge Energie mit. Das Lied aus Aserbaidschan zündete auch diesmal nicht richtig. Dilara hätte vielleicht besser in ihrer Landessprache gesungen? Carl Espen traf die Töne diesmal besser und verhalf Norwegen zu Momenten der Ruhe. Paula & Ovi aus Rumänien sangen mit vollem Einsatz und mussten in Ermangelung der optischen Tricks zu großer Gestik greifen, was nicht zu jeder Sekunde überzeugend wirkte.
Die knuffigen Zwillinge aus Russland bemühten sich diesmal, ihren Stimmen mehr Nachdruck zu verleihen, was ihnen auch besser gelang als im Semi. Sie ließen sich von den Anfeindungen nicht unterkriegen. András aus Ungarn punktete mit einem Lied, das ein wichtiges Thema anspricht und verlieh ihm mit seiner ausdrucksstarken Stimme Gehör und zeigte, dass der moderne Mann sensibel und einfühlsam ist. Ruth Lorenzo aus Spanien sang feierlich und mit spanischem Intro, ein dominanter Song, der sofort ins Ohr geht. Der 2 Meter große Künstler aus Montenegro ruhte in sich, ein geerdeter und bescheidener Interpret, der uns "Meine Welt" sehr verlockend machte. Ebenso gefällt mir das Lied der Niederländer immer besser, ein würdiger Vize und eine Rückbesinnung auf kernige, unprätentiöse Home-Music. Sehr schön!
Österreich wurde von der Euphorie des Publikums in die Lüfte gehoben und flog, flog, flog! Ein grandioser Song, der oft mit den James-Bond-Evergreens verglichen wird. Punktgenaue Choreografie, nichts zuviel, nichts zu wenig. Man merkte Conchita an, wie sie gegen die aufsteigende emotionale Überwältigung ankämpfte. Sobald die Lichter angehen, ist sie strahlender Mittelpunkt und versprüht eine ungeheure Kraft. "Rise like a Phoenix" - der Höhepunkt des Abends.
Das Ergebnis ist schon in Ordnung, auch die 26 Beiträge waren sehenswert, aber das Rahmenprogramm der dänischen Gastgeber, besonders die musikalischen Beiträge, waren fast zum Vergessen, man war geneigt bis zum Beginn der Ergebnisabfrage umzuschalten. Und auch diese Abfrage, eigentlich der kultige Höhepunkt jedes ESC, wurde recht lieblos abgeklappert. Man hatte den Eindruck, alle hatten Befehl aufs Tempo zu drücken
Eurovision.TV erlöst die wartenden und hoffenden Fans mit einer guten Nachricht zum ESC 2015:
Zitat
Vienna to host Eurovision 2015
Vienna, Austria - Vienna will host the 60th edition of the Eurovision Song Contest in 2015, organisers revealed today.
After a lengthy process to find the best place to go, it was announced today that the Austrian broadcaster ORF has chosen Vienna to host the world's biggest entertainment show in 2015.
The choice was approved by the European Broadcasting Union (EBU/EUROVISION).
"Vienna is the city of music and arts in the heart of Europe. Together we will do everything to assure a successful 60th Eurovision Song Contest." says Director General of ORF, Alexander Wrabetz.
"We are very pleased with ORF's decision to choose Vienna as the host city of the next Eurovision Song Contest," says Jon Ola Sand, Executive Supervision on behalf of the EBU. "We are confident the city has the experience, people and the facilities to host the world's foremost entertainment event. With the cooperation between Vienna, ORF and the EBU, I'm sure we'll see three amazing shows in May."
Information about ticket sales and hotel bookings is expected later this year. A large number of hotel rooms have been block booked in Vienna for delegates, journalists and fans. The list of countries represented in the 2015 contest is usually announced in early January.
ORF gave several cities the opportunity to bid to host the contest next year. In the final round, it was Vienna, Graz and Innsbruck still in the running. All candidates presented concepts for the implementation of large-scale events to ORF. Based on those, the final decision was taken.
Damit wird der ESC in der besten der drei noch zur Wahl stehenden Hallen, der Wiener Stadthalle, stattfinden. Die Kapazität von bis zu 16'000 Personen spricht ebenso für die Entscheidung wie auch die Innenstadtlage in einer besonders interessanten europäischen Hauptstadt.
Die Daten des ESC 2015 wurden übrigens auf den 19., 21. und 23. Mai festgesetzt.
Zitat von Count Villain im Beitrag #390Und der Vollständigkeit halber: Meine 4 Stimmen gingen beim Schweizer Internetvoting allesamt an Patric Scott. Zum einen hätte ich ihn am liebsten schon 2011 beim ESC gesehen, zum anderen finde ich seinen Titel sehr konsensfähig und zu guter Letzt passt der Text seines Songs wunderbar in die Siegerreihe. Bei Running scared beginnt die gegenseitige Bewunderung, es folgt der Höhepunkt der Liebe in Euphoria, dann fangen die Probleme in der Beziehung an und es bleiben Only Teardrops, bis man am Ende gestärkt aus der Trennung herausgeht und sich wieder Alive fühlt. Für mich ergibt das absolut Sinn.
Ersetze Alive durch Rise like a phoenix und es ergibt ebenso Sinn. Ich bleibe also bei meiner Theorie, dass die Titel der Siegerbeiträge irgendwie zusammenhängen.
Ach ja, und noch etwas Aktuelles: Die Türkei hat für 2015 abgesagt.
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Lady Bedfort und der Racheengel im Herbst vom Hörplanet
Mittlerweile sind ja doch die ersten Vorentscheide für 2015 schon ordentlich ins Laufen gekommen. Die Saison startet dieses Jahr erstaunlich früh, am Freitag sollen wohl die ersten Teilnehmer aus Montenegro und evtl. Bosnien-Herzegowina bekanntgegeben werden, im November stehen dann die ersten Song-Wahlen an.
Ich höre mich fürs erste quer durch die Schweizer und die maltesische Vorauswahl. Ist noch jemand schon auf dem ESC-Trip? Meine drei Favoriten in jedem der Ausscheide:
Zitat von Gubanov im Beitrag #506Ist noch jemand schon auf dem ESC-Trip?
Auf dem Trip noch nicht. Aber umgehört habe ich mich ebenfalls schon ein bißchen.
Patric Scott will ich ja schon so lange beim ESC sehen, wie er sich beim schweizerischen Vorentscheid bewirbt. Dürfte jetzt als Solokünstler das dritte Mal sein. Allerdings zündet Stay bei mir noch nicht so wie seine früheren Lieder.
In Malta habe ich bisher nur herein- und noch nicht alle Lieder gehört. Aber zwei von deinen Top 3 bekommen auch von mir den hier: Warrior ist für mich das internationalste und damit beim ESC erfolgversprechendste Lied im Rennen. Die Malteser wären eigentlich blöd, wenn sie das nicht wählen würde. Rush ist etwas trashiger, fetzt aber gut und macht Spaß. Ähnlich gelagert, aber etwas schwächer finde ich Fandango. Ansonsten halte ich auch hier an einem bereits letztes Jahr von mir favorisierten Sänger fest: Franklin mit dem von Alexander Rybak komponierten Song Still here. Secretly mag ich auch noch ganz gerne.
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Lady Bedfort und der Racheengel - seit 24.10. im Handel
Ich finde, bei "Stay" macht sich im Vergleich zu "I'm Alive" eine Reifung und Weiterentwicklung bemerkbar. Das neue Lied ist etwas dezenter und trotzdem eingängig, während "I'm Alive" zwar auch nett war, aber zu dick auftrug und maximal als guilty pleasure taugte. Und welcher war sein dritter VE-Song?
Bei Malta stimmen unsere Urteile zu Amber und Christabelle (lohnenswert auch ihr letztjähriger Beitrag "Lovetricity") 1:1 überein, aber es ist ja fast schon verwunderlich, dass bisher noch nicht von den Nonnen die Rede war. Hoffentlich entscheiden sich die Inselbewohner und ihre Jurys für Amber und nicht für die Findelmütter-Parade ...
BiH hat leider gestern immer noch nicht endgültig zugesagt. Montenegro hat den Verdacht bestätigt, dass Knez als das Land beim ESC repräsentieren wird. Dürfte damit deutlich über dem Altersdurchschnitt liegen. Aber warten wir das Lied ab.
Die Frage der Teilnehmerzahl gestaltet sich dieses Jahr ja auch sehr interessant: Jüngst twitterte Jon Ola Sand eine simple 39, die viel Interpretationsspielraum lässt, weil eben unklar ist, inwiefern die bisher interessierten, aber wohl noch unbestätigten Sender aus Griechenland, Bosnien und Bulgarien da schon mit hineinzählen ...