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Gubanov ( gelöscht )
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14.02.2013 23:59
#301 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Saint Lu hatte ich vorher auch nicht auf meiner Liste - wäre nie darauf gekommen, in den Online-Abstimmungen für sie zu wählen. Live hat das Lied aber ein durchaus interessantes, wenngleich nicht makelloses Eigenleben bekommen. Lediglich, dass sie die eine Hookline ("What's right for you is wrong for me, it's not how it's supposed to be") ständig variiert hat, habe ich ihr ein kleines bisschen übelgenommen. Im nächsten Jahr darf die Lady gern für Österreich antreten.

Die Show an sich hat mir sehr gut gefallen. Anke Engelke war wieder einmal in Top-Form und hat einige gute Witze rausgehauen. Nur das schon vorher angekündigte Gerenne von unten in die Jurykabine hinauf hat ihr eindeutig zu schaffen gemacht. Janin Reinhardt, die den Onlinestream neckisch und standsicher durchmoderierte, hätte hier als Komoderatorin einspringen können.
Mein großes Lob geht an diesem Abend an Herrn Schreiber für die wirklich gute Auswahl der Künstler und die Organisation eines hochwertigen Vorentscheids.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

15.02.2013 17:48
#302 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

na viele Chancen rechne ich uns da nicht aus - Ein Lied was sich anhört wie dat Vorjahressiegerlied und eine Dame die versucht Jung auszusehen es aber nicht mehr ist... Denke da kommen wir auf der zweiten Seite des Voting an. Aber mein Geschmack kam auch nur bei Lordi an *hehe* -> also ich hätte die Bayern hingeschickt - oder den Ben Iv...

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Immer wenn du lügst, muss Jesus Blut weinen.
(Todd Flanders)

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

17.02.2013 21:01
#303 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Der deutsche Vorentscheid für den Eurovision-Song-Contest am 18. Mai in Malmö stand dem großen Finale in nichts nach. Die TUI Arena in Hannover bebte und bestach sowohl in der Optik als auch in der Moderation durch die selbstironische Anke Engelke, deren Professionalität sich wie immer in ihrem lockeren Auftreten und den wie beiläufig erwähnten Wortspielen zeigt. Unvoreingenommen verfolgte ich die Darbietung der zwölf Beiträge, von denen ich vorher keinen kannte.
Eine ausgewogene Mischung aus Elektro-Pop, Oper, Gute-Laune-Songs und Schmuse-Rock sorgten für eine Bandbreite an Kandidaten, die sich bemühten, möglichst international zu erscheinen bzw. ihre Herkunft als exotischen Farbtupfer zu präsentieren.

Meine Bilanz sieht folgendermaßen aus:

TOP:

- Blitzkids Movement: Heart on the Line (gute optische Performance, düsterer Song)
- Betty Dittrich: Lalala (sympathischer Fröhlichkeitsbeitrag mit schwedischem Akzent)
- Ben Ivory: The Righteous Ones (dramatisch, geheimnisvoll, ambitioniert)
- Die Priester mit Mojca Erdmann: Meerstern sei gegrüßt (Ave Maris Stella) (unheilschwanger, grandiose Stimmpower der Sopranistin, mystische Atmosphäre)

NEUTRAL:

- Finn Martin: Change (nettes Lied und charismatischer Sänger, aber zu eingängig gehalten)
- Nica & Joe: Elevated (gute Stimmen, hochtrabender Auftritt, der schon ins Profifach fällt)
- Mia Diekow: Lieblingslied (Musikbeitrag im Vorfilm ["der Mann vom Finanzamt"] war origineller - und die Sängerin en naturelle noch überzeugender)
- Cascada: Glorious (starke Stimme, schlechtes Kostüm, Anklänge an Vorjahres-Song sind nicht zu leugnen, ist aber ausbaufähig)

DAUMEN RUNTER:

- Mobilée: Little Sister (zu fad)
- Saint Lu: Craving (Ich mag keinen Soul)
- LaBrassBanda: Nackert (Bierzelt-Kracher)
- Söhne Mannheims: One Love (schnöselige Truppe, falscher Schmuse-Pathos)

Das Voting zu dritteln, rettete uns vor der Einseitigkeit der Fanclubs (bei den besonders die bayerischen Schwergewichte alles an sich rissen) und machte es spannend bis zur letzten Minute. Sah es zunächst aus, als handele es sich um eine "gmahnte Wiesn" für die Weißbiertrinker aus dem Chiemgau, mischten Mary Roos und Co. die Karten neu. Positiv ist zu vermerken, dass es wieder Liederbeiträge in deutscher Sprache gab und es wäre wünschenswert, wenn die teilnehmenden Länder im Allgemeinen mehr auf nationale-oder Minderheitensprachen setzen würden. Europa lebt gerade von dieser Vielfalt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.02.2013 21:19
#304 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Tagebuch der ESC-Beiträge 2013, Teil 5:
Deutschland / Österreich / Lettland


Über den deutschen Beitrag wurde bereits viel, wenn nicht gar zu viel berichtet. Die Presse beginnt, ihre üblichen Vorbehalte auszupacken, wobei man eigentlich ganz froh sein muss, dass dies überhaupt geschieht. Denkt man fünf Jahre zurück, so hätte es keine Zeitung und keine Radiosendung hierzulande interessiert, von wem Deutschland beim ESC vertreten wird. Das hat sich seit Lena geändert und bleibt hoffentlich in Zukunft so.
Dieses Jahr soll es die Band Cascada mit „Glorious“ richten. Ein Sieg kann zwar nicht erwartet werden, denn dafür ist der Dancetrack zu routiniert und wenig ausgefallen genug, gleichzeitig aber muss sich Deutschland für diese Nummer nicht schämen. Nur weil das halbe Land seit ein paar Jahren nicht nur im ESC-, sondern auch im Plagiatsfieber ist, heißt das noch lange nicht, dass es sich bei Cascadas Song um ein blankes Abkupfern von Loreens letztjährigem Gewinnersong „Euphoria“ handelt. Im Gegenteil: Dass Songs desselben Genres gewisse Ähnlichkeiten aufweisen, gereicht nicht zu Vorwürfen, sondern liegt in der Natur der Sache, ja ist sogar gewollt und beabsichtigt.
Cascada hat in meinen Ohren das Zeug dazu, eine gute Platzierung in der vorderen Tabellenhälfte im Finale hinzulegen. Das Lied ist eingängig, Dance-Musik europaweit beliebt, Natalie Horler eine gute Sängerin und ihren Wunsch, die Performance zu verändern, hat sie auch bereits kundgetan. Einem vorteilhafteren Outfit und ein paar auflockernden Tänzern steht also nichts mehr im Weg.


Österreich hatte sich 2008 beleidigt vom Wettbewerb zurückgezogen, nachdem – so die Sichtweise der Alpenländler – Europa ihre Einsendungen, weil nicht aus der östlichen Hälfte des Kontinents stammend, sträflich unterschätzt hatte. Glücklicherweise besann man sich nach dem Sieg des großen Nachbarn wieder eines Besseren und kehrte mit neuem Elan zum ESC zurück. In den letzten beiden Jahren organisierte der ORF sehr unterhaltsame, hochwertige Abendsendungen unter dem Titel „Österreich rockt den Songcontest“, die beweisen, dass der Sender (übrigens ebenso wie das SF) eine echte ESC-Austragung locker stemmen und ganz besonders gut umsetzen könnte.
Dieses Jahr ging man mit nur der Hälfte an Interpreten – fünf an der Zahl – in den Vorentscheid, wobei durchschnittliche Radiokost dominierte. Keines der Lieder stach wirklich hervor, aber ebenso enttäuschte keines. Gediegenes Mittelmaß, sodass es mich nicht einmal ärgerte, dass mit Natália Kelly und „Shine“ meine persönliche Letztplatzierte das Rennen machte. Das Lied entspricht nicht meinem persönlichen Geschmack, ist etwas belanglos, aber im Rahmen des bislang recht schwachen Jahrgangs durchaus akzeptabel. Außerdem singt sie ähnlich perfekt wie weiland Nadine Beiler. Es könnte durchaus fürs Finale reichen. Die Schattenseite: Die drei deutschsprachigen ESC-Länder sind alle wieder auf Englisch unterwegs.

Irgendwie bürgt Lettland immer für eine Prise schlechten Geschmacks im ESC. Es ist damit nicht unähnlich zum südlichen Nachbarn Litauen, obwohl dieser 2013 ungewohnt schnörkellos daherkommt. Eine Prise des estnischen ESC-Geistes würde den Letten nicht schaden, die leider nach wie vor an einem Wettbewerbsbild festhalten, das Anfang der 2000er Jahre in Mode war. So war es leider vorauszuahnen, dass sie die einzige wirklich vernünftige und ausgefallen unterkühlte Nummer „Tirpini“, die an eine Mischung aus Belgien 2003 und Estland 2009 erinnert, frühzeitig aus dem Rennen kicken würden. Bittere Realität wurde das ebenso wie die Wahl eines Liedes, dessen öde Heiterkeit es sogar mit dem finnischen Beitrag aufnehmen kann. PeR mit „Here We Go“ brauchen eigentlich nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass das fürs Finale reicht. Im Gegenteil: Vielleicht schonmal ein Anwärter auf den letzten Platz im Semi?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.02.2013 21:47
#305 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Tagebuch der ESC-Beiträge 2013, Teil 6:
Griechenland / Zypern / Irland


Die guten Griechen sind völlig blank und auch um den staatlichen Fernsehsender ist es schlecht bestellt. Wie widrig die Umstände aber auch sein mögen – ihre Begeisterung für den ESC lässt sich die Nation (oder zumindest die verantwortlichen Stellen) nicht nehmen. Man kooperiert mit dem weniger angeschlagenen Musiksender MadTV und brachte es daher sogar zu einer Auswahlrunde mit fünf verschiedenen Interpreten. Gewonnen hat die spaßige Truppe Koza Mostra, die ein wenig an LaBrassBanda, die Trackshittaz oder Inculto erinnert, dabei jedoch alle genannten mit links aussticht.
Dass die Herren Schottenröcke tragen, wird ihnen im ESC zugute kommen, denn das qualifiziert sie als novelty act, was eine gewisse Anzahl Punkte als Grundguthaben garantiert. Auf dieses muss dann das Lied aufbauen. Während sich der Titel „Alcohol Is Free“ zwar ziemlich grenzwertig anhört, treten die schlimmsten Befürchtungen, die man sich ob der Zeile macht, nicht ein. Über weite Strecken ist der Song auf Griechisch gehalten und der Refrain, in dem der Wunsch nach Gratis-Drinks wiederholt und wiederholt wird, im Vergleich zu den Strophen nicht sonderlich memorabel. Das Wichtigste aber: Der Song macht Spaß und ich glaube, dass es das ist, was Griechenland gut tut.


Es war eine Wackelpartie um die diesjährige Teilnahme Zyperns, denn auch der kleine Staat ist momentan etwas schwach auf der Brust, was sich natürlich mittelbar auch auf den verantwortlichen TV-Sender auswirkt. Künstler, die für den kleinen Inselstaat antreten, müssen deshalb ein zahlungskräftiges Musiklabel im Rücken haben, um die Teilnahmegebühren und andere anfallende Kosten decken zu können. Diese Voraussetzung hat den Vorteil, dass nun schon zum wiederholten Male ein sehr professioneller Act die kleine Insel im ESC vertreten wird. Despina Olympiou hat eine stilvolle Ballade namens „An Me Thimase“ mitgebracht, an der die saubere Produktion und die durchgängige Landessprache (Griechisch natürlich, nicht Türkisch) überzeugen. Nach dem Tanzkracher des letzten Jahres ist „An Me Thimase“ noch eine Stufe höher anzusiedeln, wenngleich das Ergebnis diese Einordnung wahrscheinlich nicht bestätigen wird. Das Lied ist etwa vergleichbar mit Maya Sars „Korake Ti Znam“ aus dem letzten Jahr, jedoch kann Zypern – abgesehen von Griechenland – nicht auf das Ausmaß der bosnischen Diaspora vertrauen. Ein Finaleinzug wird deshalb und, weil es sich nicht gleich im Gehörgang festfrisst, schwer. Der Erfolg ist nicht zuletzt von der Güte der Darbietung und der Positionierung in der Startreihenfolge abhängig.

Irland betrachtet den ESC von einer distanzierten, überheblichen, selbstgefälligen Warte aus. Gut, man hat dort auch viele Gründe dafür: Irland hat in der Vergangenheit die meisten Siege eingefahren, in letzter Zeit aber nie viel reißen können, sieht einen ähnlichen Ergebnisverfall beim Freundfeind Großbritannien und zieht sich deshalb auf den bissigen inseltypischen Abschottungshumor zurück.
Ihre ESC-Beiträge wählen die Iren aus mehr oder minder fragwürdigen Vorschlägen in einer eigentlich mit ganz anderen Themen befassten Abendsendung. Das ist immer unterhaltsam (ich ärgere mich, dass ich es dieses Jahr verpasst habe), aber zugleich völlig unwürdig. Deshalb muss man es ganz erfreulich nennen, dass unter diesen Umständen ein Lied gesiegt hat, mit dem man durchaus zufrieden sein kann. Die Cascada-Kritik persiflierend, titelt Blogautor Oliver Rau „Skandal: Irland kopiert deutschen Eurovisionsbeitrag!“. Tatsächlich trifft hier wieder zu, was ich oben schrieb: Das Genre bedingt Parallelen, weshalb ich auch bei diesem Song meinen Daumen nach oben halte. Ryan Dolan sollte, bevor er „Only Love Survives“ in Malmö auf die Bühne bringt, allerdings noch an seinem Livegesang feilen oder sich wie Jedward hinter Backing-Sängern verstecken.

brutus Offline




Beiträge: 13.030

07.03.2013 17:54
#306 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Gerade hab ich gelesen, daß das Vereinigte Königreich diesmal Bonnie Tyler ist Rennen schicken wird.
Nach der Exhumierung von Engelbert im letzten Jahr soll also ein weiterer Pop-Veteran frischen Schwung bringen. Oh Mann


Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

07.03.2013 18:31
#307 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Das Ziel der Briten ist eine Platzierung am hinteren Ende des Tableaus - anders lässt sich das Gros der in den letzten Jahren von ihnen ins Eurovision-Rennen geschickten Beiträge nicht erklären. Bonnie Tyler hat eine einzigartige Stimme, aber mit derart altmodischem Formatradio-Pop wird die gute Frau in Malmö keinen Blumentopf gewinnen.

brutus Offline




Beiträge: 13.030

07.03.2013 18:45
#308 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Dieses Ziel werden sie wohl auch erreichen, irgendwie sie die britischen Beiträge der letzten Jahre alle 30 Jahre zu alt.


Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2013 20:11
#309 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Ich habe, als ich den Namen las, erst einmal einen mittelschweren Lachanfall bekommen. Die Aufmerksamkeit der Presse ist der BBC mit ihrer Entscheidung jedoch wie im letzten Jahr gewiss und dass Humperdinck nicht viel ausgerichtet hat, bedeutet nicht automatisch, dass auch Tyler scheitern wird. Nun habe ich mir auch einmal das Lied angehört und finde es ein wenig altmodisch - verständlich -, aber deutlich angenehmer als die Erinnerungen an grausame Foltern wie Jemini, Andy Abraham oder Scootch. Die BBC distanziert sich von alten Spaßanläufen, gibt sich aber eben einfach keine Mühe und wirkt ein wenig wie der NDR bis 2009.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.04.2013 19:56
#310 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Tagebuch der ESC-Beiträge 2013, Teil 7:
Spanien / Russland / Georgien
+ Nachtrag Weißrussland

Im Allgemeinen kann man feststellen, dass in die Big-5-Nationen nach dem Erfolg Großbritanniens und Frankreichs 2009, dem Sieg Deutschlands 2010 und der Rückkehr Italiens 2011 deutliche Bewegung gekommen ist. Die Motivation der Länder, die aufgrund ihrer finanziellen Beiträge stets fürs Finale vorqualifiziert sind, war in der Mitte der 2000er Jahre auf dem Nullpunkt, ist seitdem aber wieder deutlich gestiegen. Auch dieses Jahr werden Italien, Deutschland und das Vereinigte Königreich wieder als Mitfavoriten gehandelt.
Die einzige Big-5-Nation, an der diese Entwicklung weitgehend vorbeizieht, ist Spanien. Gut, im letzten Jahr ein knapper Top-10-Platz mit schwedischem Material, aber das war es dann auch. Dieses Jahr gibt man sich gar nicht erst die Mühe, ambitioniert zu wirken. Die Gruppe ESDM fabriziert spanische Aufzugmusik mit irischem Flair, wobei von ihrem Song „Contigo hasta el final“ nichts, aber auch gar nichts in den Gehörgängen hängen bleibt. Nett, aber langweilig. Im Finale wohl unter den letzten dreien.


Russland dagegen hätte letztes Jahr beinah gewonnen. Glücklicherweise ermutigte der Erfolg der Großmütterchen die russischen Verantwortlichen nicht dazu, dauerhaft auf der Witzbeitragsschiene mitfahren zu wollen. Diesmal geht es wieder seriös und musikalisch zu, wie es sich für den Contest auch gehört. Dina Garipova ist eine junge und stimmstarke Sängerin, die mit viel Gefühl ihre Weltverbesserungsballade „What If“ vorträgt. Das ist zwar in einem gewissen Umfang kitschig, aber eben auch irgendwie „typisch ESC“. Da wird groß zum Finale hin aufgetrumpft, es gibt eine getragene Melodie zum Mitschunkeln und ein wenig Herzschmerz kann auch nicht schaden. Vor einigen Jahren hätte das zum Sieg gereicht. Ob das heute immer noch so ist, wage ich zu bezweifeln, aber Russland ist dennoch eines der Länder, das sicher wieder sehr weit oben mitspielen wird.

Nachteilig für Russland könnte sich die Einreichung Georgiens auswirken, da sich beide Lieder recht ähnlich sind. Auch die nördlichste der Kaukasusnationen und somit direkter Nachbar Russlands schickt eine Powerballade namens „Waterfall“. Gesungen wird sie vom Duo Nodi und Sophie, dessen englische Aussprache recht wacklig tönt, aber sicher noch verbessert werden wird. Weniger als zu Ell & Nikki aus Aserbaidschan 2011 als vielmehr zu Pastora Soler (Spanien 2012) werden bei diesem Beitrag deutliche Assoziationen wach. Der Grund: Komponist Thomas G:son, dessen Balladen sich doch recht ähnlich anhören. Das gereicht dem Song diesmal weniger zum Nachteil als dem letztjährigen spanischen Beitrag: Von Georgien erwartet man schlicht nicht das Maß an Authentizität, das ein Traditionsmitglied wie Spanien zu erfüllen hat. Könnte weit oben landen oder sich mit Russland gegenseitig ins Aus schießen.

... und dann ist da noch Weißrussland. Dessen Lied wurde bereits von mir besprochen, nur ist es nicht mehr der Beitrag für Malmö. Wie damals bereits düster angekündigt, wurde im Nachhinein noch gerüttelt und geschoben, gebastelt und gebaut, bis ein völlig neues Werk in den Startlöchern stand. Ich finde es schade, denn das neue „Solayoh“ ist nicht viel mehr als ein dumpfer Mallorca-Stampfer. Da hatte „Rhythm of Love“ irgendwie mehr Charme, auch wenn der Song vielleicht nicht so perfekt produziert und gemastert war wie das Ersatz-Lied. Das muss man diesem Beitrag nämlich immerhin wirklich lassen: Er hört sich deutlich glatter und kontemporärer an als das, was Weißrussland sonst schickt. Und Alyona Lanskaya, an der sich nur regelmäßig die Frisur verändert, macht sowieso einen sympathischen Eindruck. Man beachte nun nur noch, welcher Landsmann im Musikvideo einen Gastauftritt hinlegt!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2013 00:29
#311 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Tagebuch der ESC-Beiträge 2013, Teil 8:
Kroatien / Armenien / Estland


Eigentlich soll der Song Contest ja eine Präsentationsplattform für musikalisches Kulturgut der teilnehmenden Länder sein. Heute wird dieser Ansatz in den allermeisten Fällen ignoriert und gängiger, möglichst europaweit einheitlich akzeptierter Radiopop zum Wettbewerb geschickt. Bessere Chancen, so heißt es. Kroatien hat den Vorteil, ein Land zu sein, dem die Gewinnchancen ziemlich egal sind – punktetechnisch wirklich etwas reißen konnten die Kroaten jedenfalls ewig nicht mehr. Der letzte Top-Ten-Platz stammt von 2001. Vor diesem Hintergrund ist es äußerst lobenswert, dass die Senderverantwortlichen sich der sehr eigenen Landesmusik besinnen. Klapas sind Männerchöre, die mehrstimmig und – für gewöhnlich – a capella singen. Für den ESC hat man eine ganz besondere Klapa zusammengestellt, die Klapa s mora, die aus sechs sehr talentierten Sängern besteht und klassisch getragene Adria-Weisen zum Besten gibt. „Mižerja“ ist ein Song über schlechte Zeiten, bringt diese aber mit einer der harmonischsten Melodien des Wettbewerbs zusammen. Und darum sollte es eigentlich gehen, denn der ESC ist genaugenommen ein Komponistenwettbewerb. Die Chancen stehen dürftig, aber den geneigten Hörer sollte es trotzdem freuen.


Armenien ist das einzige Land, das nach Teilnahmepause 2013 zum ESC zurückkehrt. 2011 hatte man sich erstmals nicht fürs Finale qualifiziert, in dem dann obendrein noch Erzfeind Aserbaidschan gewann. Da war klar: 2012 würde man aussetzen. Hört man nun den 2013er Beitrag „Lonely Planet“ von der Band Dorians, so möchte man meinen, das Kaukasusland hätte auch dieses Jahr gut und gern aussetzen dürfen. Der Song ist ein echter Anwärter auf den Titel „Langweiligster Song des Jahres“. Erdrettungsbotschaft, halbherzige Gitarrenriffs, ein Sänger mit dem Charisma einer weiß verputzten Wand. Vielleicht muss man sich erst wieder einüben – dann besteht zumindest Hoffnung fürs nächste Jahr.

Viele Fans finden Estlands diesjährigen Beitrag schlichtweg langweilig. „Eine Ballade von vielen“, tönt es von überall her. Ich verneine das, denn „Et uus saaks alguse“ von Birgit Õigemeel mag konservativ und wenig erfinderisch sein, hat aber genau die zauberhafte Leichtigkeit, die man sich von Balladen dieser Art erwartet. Das Lied, das in romantischen Zeilen davon berichtet, dass jedes Ende auch ein neuer Anfang ist, verzichtet auf überdramatisierten ESC-Kitsch und möchte eine einfache Botschaft eingängig verpackt an den Hörer bringen. Birgit kennt sich als Gewinnerin von „Estland sucht den Superstar“ zudem bereits mit Liveauftritten aus und wird das Lied auch in Malmö mit Ton- und Bühnensicherheit vortragen. In Interviews macht sie einen sehr sympathischen Eindruck, was im Presserummel ESC nicht zu unterschätzen ist. Ich zweifle trotzdem daran, dass es in Punkten am Ende fürs Finale reicht. Falls doch, könnte es immerhin noch eine positive Überraschung geben.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.04.2013 00:46
#312 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Tagebuch der ESC-Beiträge 2013, Teil 9:
Ungarn / Serbien / Großbritannien


Schon in den letzten zwei Jahren hat sich Ungarn als Land mit ausgesprochen zeitgemäßen und gut produzierten Beiträgen präsentiert. Alle wesentlichen Merkmale der beiden letzten Vertreter treffen auch auf den diesjährigen Song zu: ein radiotauglicher, etwas glattgebügelter, angenehm zu hörender, trendiger Anlauf ist „Kedvesem“ von ByeAlex, für große Punktzahlen aber etwas zu schlüpfrig. Der ungarische Hipster sammelt beim Performen Sympathiepunkte, aber er nuschelt auch ein wenig verloren in sein Mikrofon. Gott sei Dank hat er einen Susanne-Beck-Verschnitt im Holzfällerhemd als Backgroundsängerin. Ich bin gespannt auf das Staging in Malmö und hoffe, dass man dort von den im Video zu sehenden Zeichentrickillustrationen Abstand nimmt. „Kedvesem“ sollte ein erwachseneres Publikum ansprechen.


Bekanntlich verteile ich gern Superlative: den langweiligsten Song hatten wir schon, der schlechteste kommt auch noch. Hier haben wir es nun erstmal mit dem trashigsten zu tun: Und der kommt – Überraschung! – aus Serbien. Für gewöhnlich ist Serbien das Land, das (gemeinsam mit Ex-Teilnehmer Bosnien-Herzegowina) den Qualitätsstandard unter den Balkanländern über Meeresniveau hält, diesmal versinken die Serben jedoch in Kitsch und Bubblegum-Pop. Moje 3 sind drei leicht und leicht albern bekleidete Mädchen, die zuckersüße Ostblockmucke vor sich hinträllern. „Ljubav je svuda“ hat eine exponierte Position als letzter Starter im ersten Halbfinale erhalten und wird sich deshalb wahrscheinlich fürs Finale qualifizieren. Da gehören sie aber eigentlich gar nicht hin.

Believe it or not: Großbritannien schickt dieses Jahr Bonnie Tyler. Mit alternden Stars hat man im letzten Jahr zwar schlechte Erfahrungen gemacht, aber die BBC nimmt es da nicht so genau. Hauptsache, man findet noch jemanden, der die britische Flagge schwenkt. Und nachdem man alle Häme über Frau Tyler ausgekippt hat und es sich einmal genauer überlegt, stellt man plötzlich fest, dass „Believe in Me“ eine gute Nummer ist. Tyler verrät ihren typischen Style nicht, passt ihn aber gekonnt den Anforderungen des modernen Song Contest an. Einprägsam ist „Believe in Me“ auch und wenn die erfahrene Sängerin mit großen Augen in die Kamera blickt, sollten eigentlich ein paar Punkte dabei herausspringen. Hinter Italien und neben Deutschland sehe ich Großbritannien deshalb als aussichtsreichsten Kandidaten der Big-Five und tippe auf eine Finalplatzierung zwischen 10 und 15.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

24.04.2013 10:09
#313 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Obwohl ich diesen "Grand Prix" normalerweise ignoriere haben mich eure Besprechungen etwas neugierig gemacht.Dank You Tube hat sich für mich bestätigt
das diese überflüssige Veranstaltung sich wie seit zig Jahren auf DSDS Ebene zeigt.Von den Medien aufgeblasene Möchtegern Stars langweilen die Hörer.
Ich sag mal ganz unfein :Da ist mir ein Rülpser von zB. Joe Cocker lieber.( sorry nur mein pers. Geschmack )

Janek Offline




Beiträge: 1.852

24.04.2013 16:39
#314 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Da kann ich nur zustimmen, echt übel was da musikalisch abgeliefert wird

Na ja, ich weiß auch nicht, wie man mit unserem tollen Lied überhaupt mitfiebern soll, das ist wirklich schlecht.... Aber bis jetzt habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass eines tages mal wieder was musikalisch anhörbares kommt^^

Gruß,

Janek

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

24.04.2013 17:42
#315 RE: Grand Prix Zitat · Antworten

Was sind für euch denn gute Lieder?

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