Ich hätte auch die Schweiz und Finnland gerne im Finale gesehen. Ansonsten mochte ich Island, Dänemark, Ungarn und Irland.

@ Daniel: Guter Geschmack.

Das erste Semifinale war eine wie immer beeindruckende Show. Die Hochglanzbilder überzeugten und das Farbkonzept dürfte das angenehmste seit ein ganz paar Jahren sein. Die Halle war gut gefüllt, auch wenn das Publikum ein wenig besser hätte mitgehen können. Wahrscheinlich ist doch ein zu großer Anteil Aserbaidschaner in der Halle - Partys scheinen nicht deren Stärke zu sein. Ich mochte wie so oft die Postkarten - sie waren sehr ästhetisch und abwechslungsreich gestaltet. Laut Eurovision.de tauschte man sie im letzten Moment aus. Es soll sich um russische Arbeiten statt um die von Brainpool handeln, was zumindest erklären würde, warum sie andere Fonts verwenden als die eigentliche Show. Auch die Idee, die Crystal Hall, die im Übrigen ein tolles Gebäude ist, in den jeweiligen Landesfarben des kommenden Beitrags erstrahlen zu lassen, ist wunderbar! Die Gastgeber hätten etwas spontaner und amüsanter sein können, aber da sind wir wahrscheinlich noch von Anke Engelke verwöhnt.

Ich freue mich jedenfalls auf die kommenden beiden Sendungen, bei denen wir dann mit abstimmen dürfen. Das macht die Sache dann gleich nochmal so spannend. 'Mal sehen, wie ich dieses Jahr meine 20 SMS pro Show verteilen werde ...

Bei der Qualifikation der Songs gab es nur wenige Überraschungen, auch die Reihenfolge der Bekanntgabe sorgte nicht gerade für Nervenkitzel. Die sicheren Qualifikanten kamen entweder ganz am Anfang oder am Ende der Umschlagszeremonie, sodass ich für meinen persönlichen 12-Punkter schon nach 7 Qualifikanten schwarz sehen musste, weil ja Griechenland, Russland und Irland logischerweise noch folgen mussten.

Hier einmal eine Übersichtsliste der für das Finale qualifizierten Lieder in der Reihenfolge ihrer ausgelosten Startpositionen (in Kursiv die Big-5 + Gastgeberland Aserbaidschan):

01 - Großbritannien - Engelbert Humperdinck: Love Will Set You Free
02 - Ungarn - Compact Disco: Sound of Our Hearts
03 - Albanien - Rona Nishliu: Suus
04
05
06 - Russland - Buranovskiye Babushki: Party for Everybody
07 - Island - Gréta Salóme & Jónsi: Never Forget
08 - Zypern - Ivi Adamou: La La Love
09 - Frankreich - Anggun: Écho (You and I)
10 - Italien - Nina Zilli: L'amore è femmina (Out of Love)
11
12
13 - Aserbaidschan - Sabina Babayeva: When the Music Dies
14 - Rumänien - Mandinga: Zaleilah
15 - Dänemark - Soluna Samay: Should've Known Better
16 - Griechenland - Eleftheria Eleftheriou: Aphrodisiac
17
18
19 - Spanien - Pastora Soler: Quédate conmigo (Stay with Me)
20 - Deutschland - Roman Lob: Standing Still
21
22
23 - Irland - Jedward: Waterline
24
25
26 - Moldau - Pasha Parfeny: Lăutar

Ich habe mir von den zehn Qualifikanten des ersten Semifinals 7 gewünscht und freue mich über das Weiterkommen von Dänemark (2 Punkte), Griechenland (3 Punkte), Ungarn (5 Punkte), Irland (6 Punkte), Moldau (7 Punkte), Albanien (8 Punkte) und Island (10 Punkte). Auch Zypern gefällt mir eigentlich, doch Ivis gesangliche Performance war sehr schwach, weshalb sie aus meiner Top-10 herausfiel und ich von ihrer Qualifikation einigermaßen überrascht war. Das war aber auch die einzige Überraschung, denn dass meine beiden (ich benutze diese Bezeichnung wieder, um Beleidigungen zu vermeiden ) disliked favourites Russland und Rumänien weiterkommen würden, war - leider - abzusehen. Ich tröste mich damit, dass es für den größten Horror der ESC-Geschichte, San Marinos Siegel-Machwerk, nicht gereicht hat.
Die drei Nationen, die ich überdies gern im Finale gesehen hätte, wären gewesen: Montenegro (1 Punkt), Israel (4 Punkte) und - hierüber ärgere ich mich wirklich - Finnland (12 Punkte). Pernilla ist eine so sympathische Künstlerin und ihr Lied so wunderbar eingängig und besinnlich, dass es eine Schande ist, dass sie im lauten Eurovisions-Zirkus einfach überhört worden ist.

Trotzdem freue ich mich aufs zweite Halbfinale und natürlich auf Samstag, den Abend aller Abende. Wer Hardcore-Fan ist, den erinnere ich gern noch einmal daran, dass EinsFestival heute Abend nach einer Doku ab 21.40 Uhr alle 42 Videos für den ESC 2012 ausstrahlt. Da sind diverse Perlen dabei, also reinschauen!

Zitat von Gubanov

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Wer Hardcore-Fan ist, den erinnere ich gern noch einmal daran, dass EinsFestival heute Abend nach einer Doku ab 21.40 Uhr alle 42 Videos für den ESC 2012 ausstrahlt. Da sind diverse Perlen dabei, also reinschauen!

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Ich werd's aufnehmen und nächste Woche schauen - möchte die Titel aus dem 2. Semifinale erst Freitag hören.

Du wirst sie schon am Donnerstag hören, wenn du Semifinale 2 nicht verpassen willst. - Eigentlich beneide ich ja jeden, der die Lieder erst in der Sendung kennenlernt. So ging es mir zum letzten Mal im Jahr 2007. Der Erstsichtungseffekt macht das Urteil spontaner und die Sendung noch spannender. Aber andererseits würde ich ohne die ganze Vorberichterstattung und das Fangeplänkel wohl gar nicht mehr auskommen. Zwickmühle.

Zitat von Gubanov

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Zwickmühle.

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Alles hat seine Vor- und Nachteile. Dank des langen Vorlaufs sind deine Beurteilungen der jeweiligen Beiträge natürlich wesentlich fundierter und wohlüberlegter - im Vergleich zu meinen spontanen Einschätzungen. Und es gibt ganz einfach Lieder, die man häufiger hören muss, damit sie "wachsen" können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der von dir favorisierte finnische Beitrag ein passendes Beispiel für meine These darstellt. Aber beim Erstkontakt gestern Abend blieb da wenig hängen, insofern hat mich das Ausscheiden überhaupt nicht gewundert. Sehr erfrischend waren die russischen Omas; hier könnte sich allerdings schnell ein gegenteiliger Effekt einstellen; der Nervfaktor wird sich womöglich mit jedem erneuten Hören potenzieren.

Aber was die Spannung anbelangt, da gebe ich dir uneingeschränkt Recht. Und darauf würde ich auch nur sehr ungern verzichten.

Zitat von Marmstorfer

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Sehr erfrischend waren die russischen Omas; hier könnte sich allerdings schnell ein gegenteiliger Effekt einstellen; der Nervfaktor wird sich womöglich mit jedem erneuten Hören potenzieren.

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Hier zum Beispiel erschließt sich mir nicht, woher die allgemeine Begeisterung kommt. Ist es das Lied an sich? Oder doch "nur" das Alter der Interpretinnen? Diese "Das sind so süße Omis"-Nummer finde ich immer sehr schwierig. Ich bin wirklich gespannt, wie weit sie im Finale kommen werden.

Der Knackpunkt ist, dass es beim ESC eigentlich um Lieder und nicht um deren Interpreten gehen sollte. Es ist ein Song Contest - und dafür ist das russische Lied völlig ungeeignet. In diesem Zusammenhang ist mir gestern übrigens negativ aufgefallen, dass, wenn ich mich nicht vertan habe, die Komponisten und Texter nicht mehr eingeblendet werden. Ich weiß aber nicht, ob das vielleicht auch schon in den letzten Jahren so gehandhabt wurde. Es ist auf jeden Fall bedauernswert.

Doch, ich meine mich zu entsinnen, dass jeweils zu Beginn der jeweiligen Auftritte die Komponisten und Texter eingeblendet wurden, allerdings nur ganz kurz. Ich hatte extra bei San Marino noch darauf geachtet.

Du hast Recht, ich habe noch einmal nachgesehen. Die Einblendungen sind aber auch verdammt kurz dieses Jahr.

Ich gehöre ja auch zu denen, die sich die Halbfinals und jedwede Berichterstattung vor dem Samstag verkneifen, dadurch kenn ich jetzt noch keinen Song ( bis auf den deutschen, aber den darf ich ja nicht voten). Dadurch ist kein Teilnehmer benachteiligt und ich kann alles unvorbelastet auf mich wirken lasten, hat sich jetzt 30 Jahre bewährt. Dieses Jahr werden die Leitungen ja erst nach der Präsentation der Songs geöffnet, man kann also erstmal in Ruhe alles auf sich wirken lassen und dann entscheiden, für wen man stimmt.

Zitat von Gubanov

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Du hast Recht, ich habe noch einmal nachgesehen. Die Einblendungen sind aber auch verdammt kurz dieses Jahr.

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Dafür hatte ich das Gefühl, dass die Liedauszüge der Vorqualifizierten dieses Jahr länger waren als in den Vorjahren.

Aber jetzt muss ich mich doch auch mal äußern. Was für ein großes Versäumnis von mir, hier noch nichts geschrieben zu haben!

Mir persönlich kam die Show ein bißchen wie ein lauer Aufguss von Düsseldorf vor. Die Moderatoren konnten nicht mithalten, aber da sind wir wahrscheinlich vom letzten Jahr wirklich sehr verwöhnt. Aber eine andere Produktionsfirma als Brainpool hätte wohl trotzdem etwas mehr Abwechslung gebracht. Nächstes Jahr muss es wegen mir jedenfalls nicht noch mal eine deutsche Produktion sein. Eine gute Idee, den Greenroom zwischend en Zuschauern zu haben, die Bühne hat mir jedoch nicht so gut gefallen, viel zu groß und offen, die meisten Interpreten wirkten darauf ziemlich verloren. Groß und offen waren die Bühnen in Düsseldorf und Moskau zwar auch, aber da wurde das meines Erachtens durch die ebenso großen LED-Wände sehr gut aufgefangen.

Mit dem Ergebnis bin ich soweit ganz zufrieden. Ich bin nur enttäuscht, dass es keiner unserer südlichen Nachbarn ins Finale geschafft hat. Unbreakable war schon seit vielen Monaten einer meiner Lieblingslieder des Jahrgangs und die Nummer der Trackshittaz hätte etwas Farbe ins Finale gebracht. Auf Ungarn hätte ich hingegen verzichten können. Alle anderen sind meienr Meinung nach zu Recht weiter, bzw. ausgeschieden. Montenegro war klar, dass das nicht funktionieren konnte. Island wird wohl keine Chancen auf den Sieg haben, auch wenn sie in Fan- und Buchmacherkreisen sehr beliebt sind. Ich glaube, Europa will keine zwei Jahre in Folge ein Duo siegen sehen. Außerdem ist die Geige als ESC-Must-Have-Instrument mittlerweile eigentlich auch durch. Meinen Sinn für das Dramatische haben Jonsi und Greta jedenfalls angesprochen. Griechenland bietet nichts Besonderes und auch nichts Neues, aber der Song ist catchy und Eleftheria strahlte auch die ganze Zeit eine unbändige Lebensfreude aus. Lettland war einfach nur langweilig inszeniert. Albanien bringt pure Klasse, gewöhnungsbedürftig und ein typischer Love-or-Hate-Beitrag, aber umso schöner, dass es doch für einen Finaleinzug gereicht hat. Balladen wie der von Iris klingen eigentlich wie typische Juryfavoriten und auch das Rehkitz-Aussehen hat 2010 schon einmal Portugal ins Finale gebracht. Aber sie wirkte zu verkrampft und hätte mehr lächeln sollen. Bei Finnland gehöre ich leider zu denjenigen, die wenig mit dem Lied anfangen können und es eher langweilig finden. Die Inszenierung war jetzt auch gerade nicht optimal. Zu Israel fällt mir egrade kein Kommentar ein und San Marino war einfach nur zum fremdschämen. Dass Dänemark mit seiner üblichen Mainstreammucke weiterkommt, war mir auch schon lange klar. Könnte sogar wieder zu einem guten Platz reichen, wie auch schon in den Vorjahren. Scheinbar haben nicht nur die Griechen ihr Erfolgsrezept gefunden. Den russischen Beitrag sah ich zunächst auch skeptisch, aber ich muss gestehen, beim Auftritt am Dienstag hat mich der Babushki-Charme ebenfalls zum allerersten Mal eingefangen. Eine schöne Bereicherung des Finales, aber gewinnen muss nicht unbedingt sein. Moldau hat mir auch seit dem ersten Hören gefallen, macht mir immer wieder gute Laune. Sehr schön, dass es weiter ist. Und dass Jedward als letztes aufgerufen wurden, ist doch sicher mit Absicht geschehen, weil ihre Radschläge zur Bühne beeindruckender waren als z.B. trottende Omas. Netter Act, aber irgendwie kein Vergleich zu Lipstick im Vorjahr. Aber mehr weiß, vielleicht werden sie von der breiten Masse ja dieses Jahr belohnt, dass sie dieses Mal etwas mainstreamiger klingen. Die Wasserspiele hatten jedenfalls ein bißchen was von einem Kurpark. Bleiben noch Rumänien und Zypern, für die ich jetzt mal ein bißchen den Ehrenretter spiele. Bei der Rumänin gab es Probleme mit dem In-Ear-Monitor der Sängerin, deshalb war sie ab der Mitte des Lieds auch hörbar mit ihrem Gesang der Musik hinterher. Ich dachte auch schon, das bricht ihr das Genick, aber da haben Mandinga noch einmal Glück gehabt. Und Ivi Adamou soll wohl - wie ich gehört habe - krank gewesen sein. Für meine Ohren hat sie sich nämlich auch unnatürlich tief angehört. Die klassisch-düstere Inszenierung hat mir aber sehr gut gefallen und das recht triviale Lied für mich noch einmal aufgewertet.

Heute Abend werde ich vor allen Dingen Norwegen, Türkei, Mazedonien, Slowenien, Niederlande, Malta, Slowakei, Serbien, Estland und Schweden die Daumen drücken - aus den unterschiedlichsten Gründen, nicht allein nach meinem eigenen Geschmack. Ob ich auch für irgendjemanden anrufen werde, weiß ich noch nicht. Meine Favoritin kommt ja erst im Finale, Nina Zilli, und z. B. die Türkei dürfte wohl auch ohne mich aus Deutschland genug Anrufe zusammenkriegen. Na ja, mal abwarten.

Ach, und noch eine Info nebenbei: Die EBU hat bekanntgegeben, dass Televoting- und Jury-Qualifikanten in 8 Fällen übereinstimmten. Ein Act ist nur durch Televoting weitergekommen und einer nur dank der hohen Jurywertung.

Ich wusste doch, ich hatte in meinem Beitrag noch etwas vergessen.

Das zweite Halbfinale fand ich wesentlich schwächer als das erste. Ich bin fast ein bisschen enttäuscht und könnte jetzt gar keine nennenswerten Favoriten aufzählen... Geht es noch jemandem so?

So, dieses Mal direkt ein Kommentar und nicht wieder Tage später.

Erst einmal das Wichtigste: Ich freue mich riesig über das Ergebnis !!!

Die Stimmung in der Halle schien mir ebenfalls weitaus besser zu sein als am Dienstag und auch das Niveau der Songs lag für mein Empfinden im Durchschnitt deutlich höher. Das ging schon los mit den ersten fünf Startern. Serbien, Mazedonien, Niederlande und Malta haben mir in Startreihenfolge jeweils immer noch besser gefallen. Weißrussland war wieder ein kleiner Abfall nach Malta, aber immer noch gut. Serbien klang halt einen Tick zu altbekannt, da kamen die anderen Songs frischer daher. Sehr schade, dass es nur drei davon ins Finale geschafft haben. Besonders für die Niederlande tut es mir leid, daher jetzt ein symbolischer Trauerbalken. Unsere Nachbarn haben aber auch alle Pech dieses Jahr. Ich wette, im ersten Semi wären die Niederlande mit diesem Lied weitergekommen.

Nach der ersten Pause folgte dann mit Portugal ein Abfall in der Stimmung. Auch eine sehr schöne Ballade, aber ähnlich wie Serbien und Slowenien litt "Vida Minha" daran, dass es für ESC-erfahrene Ohren einfach wieder zu vertraut klang, wie ein Abklatsch von "Senhora do Mar" aus 2008, bzw. im letzten Fall "Molitva" aus 2007, die jeweils vom selben Komponisten waren. Und anders als Zeljko Joksimovic sind Filipa Sousa und Eva Boto leider keine großen länderübergreifenden Stars mit solider Fan- und damit auch Punktebasis.

Ukraine war auf Dauer anstrengend und fast schon zu bunt. Aber bei denen heißt es ja schon seit Jahren "Klotzen statt Kleckern". War wohl klar, dass das weiterkommt. Bulgarien hat das Beste aus der Entscheidung gemacht, nur Sofi auf der Bühne zu haben. Nach der Ukraine wirkte es aber dennoch ziemlich trist und unbeeindruckend, ebenso wie die Slowenin, die auf mich zudem anfangs etwas nervös wirkte. Kroatien und Georgien haben wohl den mazedonischen Titel als Motto für die Kostüme genommen: Schwarz und Weiß. Dabei hätte es bei Georgien etwas knallbuntes gebraucht, damit es richtig trashig wird. So war es leider nur "Der Mönsch ohne Peitsche". Da fehlt mir einfach was, um mal frei nach dem Earl of Cockwood im Wixxer zu sprechen.

Da wo der Georgier negativ irre war, war die Türkei positiv irre. Hat mir sehr gut gefallen und war keine Überraschung als letzter Finalist. Für mich hat Can Bonomo durchaus auch etwas vom versponnenen Lena-Charme. Versponnen war Schweden auch. Die Musik ist nach wie vor gut, aber ich glaube mit diesem Auftritt ist der Favoritenstatus verspielt. Verstörende Bewegungen und unverständliches Genuschel. Das soll wirklich ganz Europa überzeugen? Ich bin skeptisch. Musikalisch wie gesagt stark, aber keine Offenbarung.

Zu den Auftritten von Estland und der Slowakei habe ich mir bei beiden ein "schade" notiert. Die haben mich beide enttäuscht. Ott hat seine Ballade durch das Schreien zwischendurch für mich kaputt gemacht. Du bist nicht Rona! Du hast eine klassische Ballade mit sehr gutem Liedaufbau und leisem Beginn, also bleib auch dabei! Sein Charme hat ihn aber dennoch ins Finale getragen. Max Jason hingegen hätte etwas Rockfarbe in das Finale gebracht, das hätte mir gut gefallen, aber selbst für einen Rocksong hat er zu schlecht gesungen. Was geblieben ist, war leider nur Gekrähe und Gegröhle. Schade, wie gesagt.

Der Gesang von Tooji aus Norwegen war auch ziemlich dünn, hat aber dennoch von dem Startplatz nach dem lauten Slowaken profitiert, nach dem "Stay" dennoch sehr erholsam und gut produziert klang. Noch mehr profitiert haben allerdings Maya aus Bosnien-Herzegowina und Donny aus Litauen, die im Vergleich mit den beiden Vorgängern wirklich exzellent gesungen haben. Besonders "Korake ti znam" wirkte nach den stimmlichen Enttäuschungen (und lauten Liedern) umso großartiger. Bisher ging das Lied immer an meinen Ohren vorbei, aber mit diesem Auftritt hat Maya mich schließlich doch eingefangen. Für mich die Beste des heutigen Abends.

Selbst mitgevotet habe ich natürlich auch. Und zwar lustigerweise für zwei Songs, die mich bis jetzt eher kalt gelassen haben und wenn mir nach Bekanntgabe der Songs, bzw. nach der jeweiligen Vorentscheidung jemand gesagt hätte, dass ich dafür anrufen werde, dann hätte ich denen den Vogel gezeigt. Wie wohl leicht zu erraten, ging einige meiner Anrufe nach Bosnien. Der Hauptteil ging aber nach Malta. Kurt Calleja hat mich mit seinem Auftritt zu Beginn der Show von den frühen Startnummern einfach am meisten beeindruckt. Aber da Malta ja keine große Lobby hat, ging der Großteil meiner Voten dorthin anstatt nach Bosnien, obwohl Maya mich - trotz unvorteilhaften Schulterspoilern - am meisten überzeugt hat. Was lehrt uns das?

Der ESC ist unberechenbar!

Da meine beiden Favoriten es also ins Finale geschafft haben, könnte ich glücklicher nicht sein. Einzig die Niederlande hätte ich gerne wiedergesehen (statt der lauten Ukraine oder dem mich enttäuscht habenden Estland). Jetzt bin ich jedenfalls auf das Finale gespannt, dass ich leider nur als Wiederholung sehen kann, da ich über Pfingsten arbeiten muss.

Jetzt weiß ich, wie sich Gubanov am Dienstag gefühlt hat. Ich bin sehr enttäuscht, denn die Niederlande hat es nicht ins Finale geschafft. Viermal habe ich für "You and me" angerufen, doch es hat nichts genützt. Aber wirklich überraschend ist das nicht. Die Niederländer haben im riesigen Europa keine Lobby, bzw. verlässliche Connection; Country-Pop ist zudem in Osteuropa und auf dem Balkan wohl auch nicht angesagt. Ansonsten bin ich mit den Ergebnissen des zweiten Semifinals weitgehend einverstanden. Entsetzlich langweilige Beiträge, wie die aus Bulgarien (der schwächste Discosong im Wettbewerb), Kroatien (völlig nichtssagend) und Weißrussland (verkappte Boyband mit Rammstein-Kostümen und Pseudo-Hardrock) bekamen glücklicherweise die kalte Schulter gezeigt. Auch von Slowenien war ich etwas enttäuscht. Klar, die 16-jährige Sängerin war niedlich, erinnerte äußerlich an unsere Lena und hat passabel gesungen, aber ihre Pop-Ballade hatte zuwenig Biss. Über die Frisur des Sängers der Slowakei mutmaßte Peter Urban, dass ihm sein Föhn explodiert sei. Tatsächlich erinnerte dessen Matte frappierend an den Jon Bon Jovi der 80er Jahre. Die passable (im Gegensatz zu Weißrussland) echte Hardrock-Nummer hätte dem Finale gut getan. Ebenfalls raus: die etwas altbackenen Portugiesen, wenngleich deren Ballade mit typisch-südeuropäischem Einschlag hervorragend gesungen war; da fehlt es auch an einer Lobby. Letzter Verlierer: Georgien - eine leicht überfrachtete Performance; dazu ein ganz netter Song, der sich nicht für ein Genre entscheiden kann.

Kommen wir zum größten "Skandal" des Abends: Litauen ist im Finale. Und das mit einem komplett langweiligen, x-beliebigen Tanzsong in Kombination mit einer peinlich-prätentiösen Performance. Eine Katastrophe; keine Ahnung, wie das passieren konnte. Und die Holländer sind raus. Die Türkei überraschte mit einem orientalischen Seemannslied aus der Kategorie "OK" und steht im Finale. Ebenso Bosnien-Herzegowina mit einer soliden, gut gesungenen Piano-Ballade. Balladesk auch Estland, zurecht eine Runde weiter. Große Klasse: Serbien. Da stimmte alles: dramaturgisch hervorragend aufgebauter Balkan-Pop; grandios gesungen. Kommt sicher in die Top 10. Auch stark: Mazedonien. Fängt langsam an und steigert sich dann zu einem grandiosen Powersong mit E-Gitarren und Streichern. Die Sängerin röhrt dazu wie Gianna Nanini in ihren besten Zeiten. Malta konnte sich mit euphorischem Dancepop ebenfalls qualifizieren, wird im Finale aber kaum Chancen auf eine gute Platzierung haben. Bleiben noch die letzten drei Finalteilnehmer, musikalisch alle am Puls der Zeit - im Fahrwasser von David Guetta. Treibende Synthesizer-Effekte kennzeichnen die Songs aus Schweden, Norwegen und der Ukraine. Letztere schielen ein wenig in Richtung "Fußball-Hymne"; die Stimme der Sängerin ist dabei ungewöhnlich schwarz und soulig - eine absolut gelungene Kombination. Norwegen hat mich nicht vom Hocker gerissen; der Song ist nicht schlecht, aber der Sänger eher mäßig. Hier erwarte ich, ähnlich wie bei Jedward, eine Steigerung im Finale. Buchmacherfavorit Schweden überzeugte mit einer ausdrucksstarken Sängerin und einer guten Melodie, auch wenn ich insgeheim noch etwas mehr erwartet hätte. Der Song lebte auch von der sehr guten Inszenierung.

Überhaupt bejubelte das Publikum auffallend stark die deftigen Feuerwerk- und Lichteffekte; so mancher Beitrag wurde dadurch aufgewertet. Ganz hervorragend und absolut finalwürdig: der Zwischenact. Alle Sieger der letzten fünf Jahre sangen ihre Gewinnertitel; begleitet wurden sie dabei von aserbaidschanischen Musikern, die für einen leichten folkloristischen Touch sorgten. Lena war super aufgelegt, strahlte Power und Lebensfreude aus; toll! Nur Ell und Niki sangen anstatt "Running Scared" den ewigen Grand-Prix-Evergreen "Waterloo".