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Dieses Thema hat 187 Antworten
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Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

22.12.2018 12:25
#121 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

"Die toten Augen von London" zählt auch zu meinen absoluten Favoriten innerhalb der Serie. Ich möchte hier gar nicht alle Vorzüge des Films noch einmal auflisten; das haben meine Vorredner schon zur Genüge getan. Die Diskussion über den Mörder von Flimmer-Fred ist freilich sehr interessant. Vielleicht haben sich die Zweifler an David Judds Täterschaft tatsächlich vom "Gorilla" beeinflussen lassen. Es ist sowieso bemerkenswert, dass der "Gorilla" zwar die gleiche Geschichte mit den gleichen Figuren nochmal erzählt, aber ausgerechnet die Täterkonstruktion verändert - dort ist schließlich Lieven, der Lukschys Part spielt, der Mann mit dem weißen Mantel.

Fuchsberger und Arent gefallen mir als Ermittler-Duo besonders gut, und es ist in der Tat schade, dass diese Konstellation in keinem weiteren Wallace-Film mehr vorkommen sollte. Mutig wäre es gewesen, wenn Sergeant Harvey am Ende Nora Wards Herz erobert hätte. Die Chemie zwischen Baal und Arent stimmt jedenfalls, speziell in der Szene vor dem Überfall im Treppenhaus. Hier wäre es in der Tat glaubwürdiger gewesen, wenn Arent der Retter in der Not gewesen wäre.

Könnte man einen Preis für das beste Ensemble eines Wallace-Films vergeben, so wäre der Film auf jeden Fall ein ganz heißer Anwärter auf die Trophäe. Besetzungstechnisch stimmt einfach alles - der Hauptcast (Fuchsberger, Baal, Arent, Borsche, Lukschy, Wüstenhagen, Kinski, Berber, Savo) ist über jeden Zweifel erhaben, aber das unvergleichliche Flair verdanken die "toten Augen" gerade auch solchen unverwechselbaren Typen wie Bobby Todd, Walter Ladengast und Rudolf Fenner. Und dass solche Kaliber wie Ida Ehre, Hans Paetsch, Joseph Offenbach und Günther Jerschke sich für verhältnismäßig kleine Rollen nicht zu schade waren, unterstreicht die darstellerische Klasse in der Breite.

Mit den "toten Augen" beginnt quasi die Experimentier-Phase der Serie. Man entschied sich für einen neuen (Vohrer)-Stil, von dem man in den nächsten Filmen allerdings wieder abrücken sollte. Stattdessen probierte die Rialto im weiteren Verlauf des produktivsten Wallace-Jahres 1961 unterschiedlichste Regisseure aus, um am Ende zu konstatieren, dass Alfred Vohrer eindeutig den bis dato besten Wallace-Film inszenierte und sich als logische Folge auch die Zahl seiner Verpflichtungen schlagartig erhöhte.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

22.12.2018 14:12
#122 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #31
Die Chemie zwischen Baal und Arent stimmt jedenfalls, speziell in der Szene vor dem Überfall im Treppenhaus. Hier wäre es in der Tat glaubwürdiger gewesen, wenn Arent der Retter in der Not gewesen wäre.


Beim Gorilla ist es dann ja auch der Sergeant. Ich bin echt schon gespannt auf dessen Besprechung. Gerade so im Vergleich. Mal abgesehen von dem hanebüchenen Gorilla-Kostüm scheint man ja doch einige logische Unsauberheiten ausgebügelt zu haben.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 662

22.12.2018 21:20
#123 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Eigentlich ist der "Gorilla" ja gar nicht sooooo schlecht. Schrecklich sind nur das Gorilla-Kostüm und der nervige Sergeant. Natürlich ist auch die Atmosphäre komplett anders. Mal gucken, wenn es so weit ist, ob die Handlung tatsächlich eindeutiger ist als bei den "toten Augen".

Auch bei den "gelben Narzissen" gibt es ja einen "Beinahe-Unfall" mit dem Fahrstuhl. Da wurde das Warnschild einfach auf den Boden geworfen, und der Inspektor wäre hinter der sich automatisch öffnenden Fahrstuhltür fast in die Tiefe gestürzt. Auch hier kann man sich über die Logik wieder mal den Kopf zerbrechen...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.12.2018 21:32
#124 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #33
Eigentlich ist der "Gorilla" ja gar nicht sooooo schlecht.

Nicht? Ich würde eindeutig sagen: jedes bisschen "sooooo schlecht" wie sein Ruf. In Anbetracht der himmelschreienden Unterschiede in Inszenierung, Anspruch, künstlerischer Kreativität, Wertigkeit und Besetzung zwischen "Augen" und "Gorilla" haben apologetische Tendenzen hier wenig Berechtigung - auch wenn vielleicht eins, zwei unwichtige Details ausgebügelt wurden.

Giacco Offline



Beiträge: 2.595

23.12.2018 11:35
#125 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Goldig, wie man sich hier schon im Vorfeld echauffiert, wenn sich jemand erlaubt, den Gorilla "gar nicht sooo schlecht" zu finden. Da freue ich mich doch schon jetzt auf die Verrisse, wenn es soweit ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.12.2018 12:28
#126 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Sorry, aber bei allem Verständnis für die Detailverliebtheit der Logikpolizei ist es im Großen und Ganzen eben total egal, wer den Fahrstuhl außer Gefecht setzte und wie Flimmer-Fred hinaufkam, weil es vielmehr um die Filmwirkung als Ganze geht. Und bezüglich dieser unterscheidet sich ein eleganter Horrorfilm von 1961 eben doch recht deutlich von einer Schmierenkomödie von 1968.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.12.2018 12:50
#127 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #34
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #33
Eigentlich ist der "Gorilla" ja gar nicht sooooo schlecht.

Nicht? Ich würde eindeutig sagen: jedes bisschen "sooooo schlecht" wie sein Ruf. In Anbetracht der himmelschreienden Unterschiede in Inszenierung, Anspruch, künstlerischer Kreativität, Wertigkeit und Besetzung zwischen "Augen" und "Gorilla" haben apologetische Tendenzen hier wenig Berechtigung - auch wenn vielleicht eins, zwei unwichtige Details ausgebügelt wurden.


Eine Reihe, die mit so starken Filmen begonnen hat, wie wir sie jüngst besprochen haben, auf dieses Kasperltheater-Niveau absacken zu lassen ist schon ein starkes Stück. Und noch trauriger ist dabei, dass der Regisseur des Originalfilms diese stilistische Sakrileg begangen hat..... Der Gorilla ist für die Reihe absolut rufschädigend. Sowas hätte niemals passieren dürfen!!!....aber mehr dazu später - viel später.

Giacco Offline



Beiträge: 2.595

23.12.2018 13:08
#128 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Verausgabt Euch doch nicht schon im voraus.
Ihr könnt Euch doch austoben, wenn es soweit ist.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.12.2018 13:09
#129 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #38
Verausgabt Euch doch nicht schon im voraus.
Ihr könnt Euch doch austoben, wenn es soweit ist.


Stimmt - habe mich hinreißen lassen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

24.12.2018 23:24
#130 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Gerade eben noch einmal auf Nitro gesehen (bei und mit der Family). Und das wenige, was die Augen da vor kurzem bei mir verloren haben, haben sie mit dieser Sichtung locker wieder aufgeholt.

Zudem habe ich auch noch einmal auf einige Kleinigkeiten geachtet. Ich bin mir jetzt sicher, dass David Judd Flimmer-Fred ins Jenseits befördert hat. Es wäre doch ein zu großer Zufall, wenn sich Stephen Judd ausgerechnet dann zu einem selbst abgemachten (!) Termin verspäten würde, wenn Fred umgebracht wird. Das ist schon extra so arrangiert, dass Stephen sein Alibi hat. David hat ja ohnehin schon das beste Alibi der Welt: Er ist tot. Wenn Strauss diesen Mord als Zeuge mitbekommen hat, ist es natürlich nur logisch, wenn er dann aus Angst Stephen Judd nicht selbst erpresst, sondern sein Wissen um den Schlüssel nur nutzt, um die Schulden bei Blake loszuwerden und diesen aus Angst vorzuschicken. Strauss' letzte Worte werden sich nur auf seine ehemalige Bürotätigkeit bezogen haben. Und Strauss' Falle in Judds Büro war die Rache für die Entlassung.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #21
Wieso schließt Gordon Stuart, offenbar ein Mann in den Fünfzigern, noch eine Lebensversicherung ab (Dass er eine Tochter hat, erfährt er ja erst später)? Sicher gab er damals bessere Renditen als heute, aber irgendwie macht es doch keinen Sinn. Wieso schließt überhaupt ein Kanadier eine Lebensversicherung in England ab, dass kann man doch durch eine Vertretung vor Ort machen und muss nicht extra nach London reisen.


Gordon Stuart ist bei der Canadian versichert, als dessen Agent Judd tätig ist. Stuart sucht Judd nur auf, um den Begünstigten in einer bereits bestehenden Police ändern zu lassen (seine Tochter statt wohltätige Organisationen). Die Police kann er auch gut schon abgeschlossen haben, als er noch in den Dreißigern oder so war. Er ist in London wegen einem Anflug von Sentimentalität (er besucht die Stätten, an denen er die schönsten Tage seines Lebens hatte), erfährt dabei von seiner Tochter und wendet sich an die Vertretung der Canadian vor Ort: Judd.

Zitat
Der Tod von Flimmer-Fred ist auch schön gruselig, aber die ganze Sache ist auch etwas zweifelhaft, denn eigentlich hätte er doch schon beim Hinauffahren feststellen müssen, dass der Fahrstuhl außer Betrieb ist.



Zitat von Jan im Beitrag #22
So ist die Überlegung sicher richtig, dass Flimmer-Fred schon beim Heraufgehen hätte bemerken können, dass der Fahrstuhl außer Betrieb war. Möglich aber auch, dass Fred in eine gezielte Falle gelockt wurde und dass David Judd den Fahrstuhl außer Betrieb setzte, als Fred bei Stephen Judd war. Oder der Fahrstuhl war unten auch bereits außer Betrieb und Fred hat das nach all der Aufregung im Büro Judds schlicht vergessen und ist in die Falle getappt. Oder Fred ging treppauf einfach zu Fuß und achtete gar nicht darauf, ob das Haus einen Fahrstuhl hat, nahm diesen dann erst oben. Oder...


Zitat von Gubanov im Beitrag #24
Diese "Ausrede" ergibt keinen Sinn, schließlich hielt sich Flimmer-Fred nicht zum ersten Mal im Bürohaus der Greenwich-Versicherung auf. Er erpresste Judd ja immer wieder und sollte deshalb zumindest wissen, wie er dessen Büro erreichen konnte. Dennoch sehe ich einen möglichen Filmfehler in dieser Szene ebenfalls als herbeigeredet an.


Herbeigeredet schon deshalb, weil es zwei Fahrstühle nebeneinander sind. Und da der eine beleuchtet und leicht geöffnet war, dachte Fred, dass das der funktionierende sei. Er wäre nicht der erste Mensch mit Rechts-Links-Schwäche.

Das wollte ich im Übrigen die ganze Zeit schon schreiben, aber ich habe dann doch die Ausstrahlung auf Nitro sicherheitshalber zur Kontrolle benutzt.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #21
Und wer hat den Toten dann eigentlich durch die Hintertür aus dem Wagen geworfen?


Das hat mein Vater in der Szene tatsächlich auch gefragt.

Zitat
Offenbar scheinen die Gangster ja geradezu auf Nora gewartet zu haben, da sie doch schon alle Schriftstücke für Hochzeit und/oder Erbe vorbereitet haben. Aber das konnten sie doch gar nicht wissen.



Natürlich haben sie auf Nora gewartet. Immerhin haben sie ja auch schon Jack losgeschickt, um sie zu entführen.

Zitat
Man kann ja davon ausgehen, dass ihr Vater Gordon Stuart zuhause in Kanada ein Testament verfasst hat, in welchem er verschieden Institutionen als Erben eingesetzt hatte, ähnlich wie er es ursprünglich bei seiner Lebensversicherung geplant hatte. Er hat wohl kaum die Zeit gefunden, ein neues zu verfassen, auch nachdem er seine Tochter gefunden hatte. Und da es in den angelsächsischen Ländern auch keinen Pflichtteilsanspruch für nahe Verwandte gibt, würde die arme Nora wohl leer ausgehen.



Dann ist doch wohl ebenfalls anzunehmen, dass Stuart im Hinblick auf seine Tochter zunächst an sein 500.000 Dollar Vermögen und dann erst an die 100.000 Pfund/Dollar (?) Lebensversicherung denkt, und daher sicherlich vor seinem Termin bei Judd bereits bei einem Notar war. Er ist ja bereits mehrere Tage in London (der Taxifahrer musste ihn mehrmals fahren).

Dafür habe ich aber stattdessen noch eine andere kleinere Unsauberkeit entdeckt: Nachdem sich der Reverend als David Judd offenbart hat, versucht Nora jede Tür zur Flucht. Warum nicht auch das Fenster?

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

25.12.2018 00:03
#131 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #40
Zudem habe ich auch noch einmal auf einige Kleinigkeiten geachtet. Ich bin mir jetzt sicher, dass David Judd Flimmer-Fred ins Jenseits befördert hat. Es wäre doch ein zu großer Zufall, wenn sich Stephen Judd ausgerechnet dann zu einem selbst abgemachten (!) Termin verspäten würde, wenn Fred umgebracht wird. Das ist schon extra so arrangiert, dass Stephen sein Alibi hat. David hat ja ohnehin schon das beste Alibi der Welt: Er ist tot. Wenn Strauss diesen Mord als Zeuge mitbekommen hat, ist es natürlich nur logisch, wenn er dann aus Angst Stephen Judd nicht selbst erpresst, sondern sein Wissen um den Schlüssel nur nutzt, um die Schulden bei Blake loszuwerden und diesen aus Angst vorzuschicken. Strauss' letzte Worte werden sich nur auf seine ehemalige Bürotätigkeit bezogen haben. Und Strauss' Falle in Judds Büro war die Rache für die Entlassung.


Ergänzend dazu, da ich nicht mehr editieren kann: In der Szene, in der David Judd Nora von seinen Heiratsabsichten und dem Erbe erzählt, raucht er eine Zigarette. Ich müsste dramaturgisch keinen anderen Grund, an der Stelle zu rauchen, als damit eine Verbindung zu Flimmer-Freds Tod zu schaffen.

Schade, dass man nicht auch noch Fannys Ring dort irgendwo sieht. Oder tut man das?

Peter Offline




Beiträge: 2.886

26.12.2018 12:29
#132 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Die toten Augen von London


Ein innovatives Highlight der Serie. Und einer der Gründe, warum die Rialto-Wallaces so viel Popularität erlangen und jahrzehntelang bewahren konnten. 4,75 von 5 Punkten.



Gerade zu diesem Film ist wirklich fast alles gesagt. Fast.
Was brennt noch unter den Nägeln?
Zum Beispiel immer wieder die ewige Diskussion um...

... Edgar Strauss....:
Selbstverständlich (!) ist Edgar Strauss der Mörder des nicht nur bei diesem vielseitigen Sekretär reichlich ungeliebten halbseidenen Kerlchens Flimmer-Fred, dessen wanzenhafte Anhänglichkeit ihn leider selbst zu spät in Verwunderung darüber bringt, warum "keine Liebe mehr unter den Menschen herrscht".
Nicht nur, dass wir Strauss, dessen Physiognomie auch vorm Fahrstuhl schon zu erahnen ist, wenige Sekunden nach dem Mord wenige Meter vom Tatort entfernt in passender Kleidung sehen (nein, nicht nur der Trench, auch die Handschuhe), er hält sogar die (nicht nur gesundheitsgefährdende, sondern geradezu) mörderisch glühende Zigarette noch immer in der Hand.
Auch müsste er nicht abrupt vor den Zeugen im Erdgeschoss fliehen, wenn er nicht genau wüsste, wer dort unten liegt. Und warum. Das ist nämlich von oben aus nicht zu sehen!
Okay, das genügt noch nicht als Argument?
Die Falle für Flimmer-Fred in ihrem perfiden Sadismus entspricht stilistisch und mit tödlicher Konsequenz genau der Larry-Holt-Falle, die ohne Zweifel Strauss (nämlich mit seiner Stimme auf dem Tonband!) für Holt gebastelt hatte, nachdem Stephen Judd etwas in dieser Art angewiesen hatte ("... hab doch nur getan, was man von mir verlangt hat!"). Auch nach dem Auslösen des Schusses durch Holts Seiltrick kommt Strauss sofort ins Zimmer, um das tödliche Resultat zu begutachten und dem vermeintlichen Opfer bei Bedarf noch den Rest zu geben.
Erst als er im Kampf mit Holt versagt hat, ereilt Strauss konsequent dasselbe Schicksal wie dem blinden Jack, der Nora Ward hatte entkommen lassen.
.... Zumal Strauss sich als Mitwisser kurz vor der geplanten Südamerika-Flucht - und vor allem als Angehöriger der stetig wachsenden Erpressergilde sowieso selbst auf Abschussliste gesetzt hatte....
All dies ist die schlüssige Logik der Judd-Brüder.
Wie kann man also ernsthaft Straussens Handlangerdienste in der Mörderbande auf die Bürotätigkeiten beschränken wollen?!?
Strauss ist nicht nur ein unseriöser Geschäftsmann. Er ist ein Killer, der sich dank fieser Fallen nicht gern mit Mordwerkzeugen die Finger dreckig macht; ein Killer, der das Bürohaus auf Geheiss von Stephen Judd vor Schnüffelnasen 'sauber' hält, während David Judd und Jack überall morden bzw. neben den "hauptgeschäftlichen" Opfern der 'toten Augen' auch Zeugen, Mitwisser, Organisationsversager und Erpresser beseitigen. Oder sich gegenseitig.
Das führt gleich zum nächsten Streitpunkt...

.... den hellen Trenchcoat...:
Oder: ist es eigentlich wichtig, dass es dank Strauss und David Judd zwei helle Trenchcoats sind? Nein.
Ist euch aufgefallen, wie viele Männer in diesem Film helle Trenches oder helle Mäntel tragen? Die sehr unterschiedlichen Figuren Harvey, Fred und Stephen Judd gehören jedenfalls auch dazu. Bei der Mördersuche geht es hier nicht um die (bei Wallace häufig auffällige) Stecknadel im Heuhafen, nicht um etwas Lächerliches wie einen grün leuchtenden Bogenschützen. Es geht um die Stecknadel im Nadelkissen. Die Mörderkluft ist die Alltags-Tarnung, ein Abtauchen in die Anonymität. Nebel, weisser Lieferwagen, weisser Trenchcoat. Ständige Unklarheit über die Sichtverhältnisse und Sehfähigkeiten, Mitgliedschaften und Funktionen der Bandenmitglieder. Blinde - oder versteckte Augen.

Apropos....weisser Lieferwagen:
... Oder: die berechtigte Frage, wie der blinde Jack aus dem Lieferwagen auf die Müllhalde gelangen konnte. Nun, es wird natürlich nicht deutlich gezeigt, allerdings wird es klar angedeutet und ist auch so denkbar: Ein Lieferwagen, der satte Massenfuhren - wie zum Beispiel einen Haufen Dreckwäsche, schnell abladen können musste, konnte mühelos auch damals schon einen nützlichen einfachen Kippmechanismus haben. Mit einem Hebel am Armaturenbrett gehen die Hintertüren auf, ein doppelter Boden der Ladefläche wird mit einem Hebemechanismus vorn angelupft - und schon rollt das ehemalige Ungeheuer hinten raus.... Geht schon....

Der Abgrund:
Wenn schon an Flimmer-Freds Ende herummäkeln möchte, dann nicht an seinem beinahe tadellosen Opfer-Verhalten. Die verhängnisvolle Rechts-Links-Schwäche, die ihm das mutwillig entfernte Warnschild entgehen ließ, war zwar ein tödlicher, für die Logik-Polizei gleichwohl absolut verzeihlicher Fehler. Kein Mensch achtet darauf, in welchen von zwei, drei Fahrstühlen nebeneinander er einsteigt.
Mir kam es immer eher so vor, als sei die passgenaue - in optischer Perfektion benötigte! - Montage der Papierfolie im Fahrstuhlschacht schwierig und sogar gefährlich gewesen. Wer hat schon solch ein exakt ausgemessenes Material mit den richtigen Eigenschaften griffbereit zu Hause? Aber klar: die hier agierenden Versicherungs-Bürohengste (vielleicht haben Strauss und Stephen Judd sogar gemeinsam angepackt) beweisen in ihrer Geschichte ja reichlich alternative Talente und bösen nächtlichen Tatwillen....

Die Störfakoren:
"Die toten Augen von London" ist ein wundervoller Film, auch wenn er nicht ganz perfekt ist. Aber das erwartete man von Wallace-Filmen ja nie. Es sind hier wirklich nur Kleinigkeiten, die stören: die dem Spannungsbogen nicht dienliche unbeholfene Annäherungsgeschichte Larry/Nora/Sunny, teilweise misslungene Soundeffekte von Heinz Funk, ein alberner Schlussgag.
Fast am meisten stört mich das Versäumnis, den Mord an Lew Norris durch schnöde Nicht-Inszenierung zu verschenken. Ich hatte im Forum schon früher darauf hingewiesen, dass Reinl - zeitlich fast parallel - in diesem einen Punkt ein hübsch-hundsgemeines Zeichen setzte, als er in seinem "Mabuse-Stahlnetz" den blinden Bettler in einer nachhaltig böse wirkenden Szene mit Magirus-Deutz-Power an die Kirchenwand stempelte. Etwas in dieser Art hätte im Nebel der 'toten Augen' auch zu einem weiteren unheimlichen Spannungsgipfel werden können.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

26.12.2018 14:46
#133 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #42
... Edgar Strauss....:
Selbstverständlich (!) ist Edgar Strauss der Mörder des nicht nur bei diesem vielseitigen Sekretär reichlich ungeliebten halbseidenen Kerlchens Flimmer-Fred, dessen wanzenhafte Anhänglichkeit ihn leider selbst zu spät in Verwunderung darüber bringt, warum "keine Liebe mehr unter den Menschen herrscht".


So selbstverständlich ist das nicht, sonst gäbe es diese Diskussion nicht.

Zitat
Die Falle für Flimmer-Fred in ihrem perfiden Sadismus entspricht stilistisch und mit tödlicher Konsequenz genau der Larry-Holt-Falle, die ohne Zweifel Strauss (nämlich mit seiner Stimme auf dem Tonband!) für Holt gebastelt hatte, nachdem Stephen Judd etwas in dieser Art angewiesen hatte ("... hab doch nur getan, was man von mir verlangt hat!"). Auch nach dem Auslösen des Schusses durch Holts Seiltrick kommt Strauss sofort ins Zimmer, um das tödliche Resultat zu begutachten und dem vermeintlichen Opfer bei Bedarf noch den Rest zu geben.
Erst als er im Kampf mit Holt versagt hat, ereilt Strauss konsequent dasselbe Schicksal wie dem blinden Jack, der Nora Ward hatte entkommen lassen.
.... Zumal Strauss sich als Mitwisser kurz vor der geplanten Südamerika-Flucht - und vor allem als Angehöriger der stetig wachsenden Erpressergilde sowieso selbst auf Abschussliste gesetzt hatte....
All dies ist die schlüssige Logik der Judd-Brüder.



Larry-Holt-Falle:
Woher sollten die Judds oder Strauss wissen, dass der Inspektor in dieser Nacht oder überhaupt einbrechen würde? Hätten sich Strauss und David Judd da etwa jede Nacht auf die Lauer legen müssen, wenn Holt nicht gekommen wäre?

Erpressergilde:
Warum sollten die Judds weiterhin auf Strauss' "Mörder- und Fallendienste" zurückgreifen und sich ihm gegenüber damit noch weiter erpressbar machen als ohnehin schon? Spätestens als Blake bei Stephen Judd auftaucht, ist die erpresserische Absicht doch offenbar. Die Larry-Holt-Falle hätte dann also gleichzeitig eine Edgar-Strauss-Falle sein müssen. Womit wir wieder beim auf die Lauer legen wären. Und wenn schon der berühmte Strauss-Ausspruch zitiert wird, er sagt ja ebenfalls: "Ich weiß doch von nichts!" Wenn Strauss im Auftrag von Stephen Judd mörderische Fallen für Fred und Holt auslegt, weiß er schon eine ganze Menge.

Ist es da nicht ein wenig glaubwürdiger, dass Stephen Judd Strauss nicht nur zum Schein, sondern tatsächlich entlassen hat, weil er wusste/ahnte, dass Strauss Fanny Weldon den Tipp zur Erpressung gegeben hat? Fanny hat schließlich selbst zu Judd gesagt, dass es derjenige ist, mit dem er am wenigsten rechnen würde. Ich traue es Judd zu, eins und eins korrekt zusammenzuzählen. Also wussten die Judds bereits vor dem Mord an Flimmer-Fred von Strauss' erpresserischen Tendenzen. Was wieder die Frage aufwirft: Warum sich vor ihm noch weiter erpressbar machen? Strauss ist ein unsicherer Faktor. Warum das Risiko eingehen und Flimmer-Fred nicht selbst erledigen?

Und warum erpresst Strauss Judd via Blake mit dem Schlüssel zu Fanny Weldons Wohnung anstatt mit dem Mordauftrag an Flimmer-Fred, wenn er diesen doch ebenfalls für Judd ausgeführt hat? Auch dafür hätte man sicher ein gutes "Codewort" gefunden (Aufzug zum Beispiel). Und warum erpresst Strauss Judd überhaupt, wenn er bereits für ihn mordet? Hätte er sich das nicht auch schon gut bezahlen lassen? Aus reiner Freundschaft wird er das wohl kaum tun.

Die Theorie, dass Strauss diese Falle für Judd aufgebaut hat (entweder um Judd zu töten, oder um ihm wegen eines toten Polizisten im Büro in Erklärungsnot zu bringen), weil dieser ihn erstens entlassen hat und zweitens nicht auf seine Erpressung eingegangen ist, hat doch auch etwas für sich, oder nicht?

Strauss' Flucht:
Lässt sich meiner Meinung nach auf beide Arten erklären. Klar sollte man als Mörder möglichst schnell vom Tatort fliehen. Was Strauss allerdings nicht getan hat. Er ist ja erst geflohen, nachdem man unten die Leiche entdeckt hat. Und Kinski macht einen Gesichtsausdruck als würde ihm gerade erst in diesem Moment einfallen: "Mist, ich muss hier ja weg". Das wirkt wenig kaltblütig. Demgegenüber hat er auch als Unschuldiger genug Gründe zum Fliehen: Er ist irgendwo oben und Fred kam von oben herabgefallen; er hat ein eigenes Motiv, um Fred aus dem Weg zu räumen; er ist vorbestraft; und er war ebenfalls anwesend, als man Fannys Leiche fand. Das hätte wirklich nicht gut für ihn ausgesehen.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

26.12.2018 16:26
#134 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #43

So selbstverständlich ist das nicht, sonst gäbe es diese Diskussion nicht.

Richtig, in diesem Fall gebe ich dir recht, sorry. Aber verallgemeinern solltest du die Aussage lieber trotzdem nicht. Forumserfahrung....

Zitat von Count Villain im Beitrag #43

Und warum erpresst Strauss Judd via Blake mit dem Schlüssel zu Fanny Weldons Wohnung anstatt mit dem Mordauftrag an Flimmer-Fred, ....

Es ist ja eher so, dass Blake selber eine Scheibe abhaben möchte bzw. Dinge herausfinden möchte, um sie später an den richtigen Stellen zu lancieren. Strauss hat ihn auch nicht beauftragt, Blake hört bekanntermaßen seine Gäste ab.... Dass im Film insgesamt ein bisserl zuviel erpresst wird, ist ein Punkt, über den wir uns ja ohnehin alle einig sind.....
Zitat von Count Villain im Beitrag #43

Und warum erpresst Strauss Judd überhaupt, wenn er bereits für ihn mordet?

Berechtigte Frage, die zum einen wieder in Richtung Gesamtlogik geht (wo bleibt vor lauter Erpressung das Geschäft der 'toten Augen' und die Jagd auf sie?).
Zum anderen: Für mich beginnt die Erpresserei, bevor die Story für Strauss und alle Beteiligten vollkommen eskaliert, also nicht nur alte Männer ertränkt werden, sondern Interessenkonflikte unter den Beteiligten minütlich mit Morden gelöst werden. Und: Strauss kann Stephen Judd nicht mit schmutzigen Geschäften erpressen, an denen er selbst beteiligt ist, also auch nicht mit Mordaufträgen (der vergiftete Kuchen ist ja auch eher Strauss- als Judd-Stil). Er wäre ja selbst beim Henker vorstellig. Aber über Strohleute den verschwundenen Bruder, die Erbschaft und das große Geld ins Spiel zu bringen? Das geht!!

Zitat von Count Villain im Beitrag #43
Larry-Holt-Falle:
Woher sollten die Judds oder Strauss wissen, dass der Inspektor in dieser Nacht oder überhaupt einbrechen würde? Hätten sich Strauss und David Judd da etwa jede Nacht auf die Lauer legen müssen, wenn Holt nicht gekommen wäre?

Die auffallend reibungslosen Wallace-Abläufe müssen wir nicht diskutieren, davon ist kein Film der Serie frei. Ich würde nie behaupten, dass ALLES logisch und stringent läuft. Aber diese Schiess-TV-Falle mitsamt anschließender Entführung war aus dramaturgischen Gründen für Holt gedacht. Und die Todesfalle stammt zweifelsfrei von Strauss, was als Botschaft für alle gilt, die ihn nur als Schreibtischtäter sehen. Bürotäter wäre hier schon wieder zutreffend, aber eben mörderisch einfallsreich.....
Daher:
Zitat von Count Villain im Beitrag #43

Die Theorie, dass Strauss diese Falle für Judd aufgebaut hat (entweder um Judd zu töten, oder um ihm wegen eines toten Polizisten im Büro in Erklärungsnot zu bringen), weil dieser ihn erstens entlassen hat und zweitens nicht auf seine Erpressung eingegangen ist, hat doch auch etwas für sich, oder nicht?

Theoretisch. Ja, durchaus. Aber der Film hat sich sozusagen für die Larry-Holt-Falle entschieden. Holt plant den abendlichen Einbruch, muss mit niemandem von der Gegenseite darüber reden und wird dennoch mit einer Action-Falle erwartet und ins Hauptquartier entführt, wo er seine Zukünftige retten darf. Wallace-Film-Logik vom feinsten.....

Zitat von Count Villain im Beitrag #43

Und wenn schon der berühmte Strauss-Ausspruch zitiert wird, er sagt ja ebenfalls: "Ich weiß doch von nichts!" Wenn Strauss im Auftrag von Stephen Judd mörderische Fallen für Fred und Holt auslegt, weiß er schon eine ganze Menge.

Erstaunlich, dass man diese verzweifelte Schutzbehauptung erklären muss. "Ich weiss doch von nichts!" ist ein Synonym für "Ich werde nichts verraten!". Selbstverständlich wissen beide Akteure in dieser Situation, dass Edgar Strauss sehr viel weiss, viel zu viel.

Zitat von Count Villain im Beitrag #43
Warum das Risiko eingehen und Flimmer-Fred nicht selbst erledigen?

Für mich kein valider Einwand. Fred hatte ja schon zwei Mordanschläge überstanden, einer davon sicher von David Judd ausgeführt. Er sollte auf jeden Fall verschwinden. Mit dem Fahrstuhl durfte sich Strauss versuchen.
Hinzu kommt an dieser Stelle auch, dass David Judd tagsüber Reverend im Blindenheim ist. Bestenfalls ist er im Lieferwagen unterwegs. Aber er gefährdet seine Tarnung nicht durch alltägliches Herumschlendern in der City, wobei er sein sehendes Antlitz, das es nicht geben darf, vor Zeugen im Bürohaus von Stephen Judd zeigt. Oder auf dem Friedhof schnüffelt. Diese Dinge übernimmt Edgar Strauss. Dass Strauss vor seinem Ableben schon dienstlich entlassen wird, dient der Tarnung. Stephen Judd trennt ja Greenwich-Interessen sehr streng von den eigenen.

Zitat von Count Villain im Beitrag #43
Strauss' Flucht: Lässt sich meiner Meinung nach auf beide Arten erklären.

Na, dann bleibe ich aber lieber bei meiner....

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

26.12.2018 19:58
#135 RE: Wallace der Woche (06): Die toten Augen von London (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #44
Es ist ja eher so, dass Blake selber eine Scheibe abhaben möchte bzw. Dinge herausfinden möchte, um sie später an den richtigen Stellen zu lancieren. Strauss hat ihn auch nicht beauftragt, Blake hört bekanntermaßen seine Gäste ab....


An diese Lesart habe ich tatsächlich noch gar nicht gedacht. Stimmt, wir wissen, dass Blake Telefongespräche abhören kann. Allerdings hat Flimmer-Fred mit Judd telefoniert und nicht Strauss. Oder hat Blake Strauss ins Spiel gebracht, weil dieser die höheren Schulden bei ihm hat? Und warum erpresst Blake nicht mehr?

Bleiben wir einfach dabei, dass alles Auslegungssache ist und bleibt. Oder hat jemand Zugriff auf Drehbuch?

Es gibt ja auch noch die dritte Möglichkeit, dass Strauss den Mord an Flimmer-Fred auf eigene Rechnung und nicht im Auftrag begangen hat. Er ist schließlich auch nicht ohne Motiv. Fred stand seinen eigenen Erpressungsplänen im Wege. Letztendlich lassen sich Gründe für alle möglichen Lesarten finden.

Zitat
Strauss kann Stephen Judd nicht mit schmutzigen Geschäften erpressen, an denen er selbst beteiligt ist, also auch nicht mit Mordaufträgen (der vergiftete Kuchen ist ja auch eher Strauss- als Judd-Stil). Er wäre ja selbst beim Henker vorstellig. Aber über Strohleute den verschwundenen Bruder, die Erbschaft und das große Geld ins Spiel zu bringen? Das geht!!



Strohleute? Also hat Strauss doch Fanny und Blake vorgeschickt?

Zitat
Hinzu kommt an dieser Stelle auch, dass David Judd tagsüber Reverend im Blindenheim ist. Bestenfalls ist er im Lieferwagen unterwegs. Aber er gefährdet seine Tarnung nicht durch alltägliches Herumschlendern in der City, wobei er sein sehendes Antlitz, das es nicht geben darf, vor Zeugen im Bürohaus von Stephen Judd zeigt. Oder auf dem Friedhof schnüffelt. Diese Dinge übernimmt Edgar Strauss.



Na ja, der Schnüffler ist ja entsprechend vermummt. Hut, große Sonnenbrille und - wie du sehr schön ausgeführt hast - ein alltäglicher, anonymer Mantel. Wie groß ist außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Wege des Steinmetzmeisters (oder eines Bürohausbesuchers oder -Mitarbeiters) und des Reverends aus dem Blindenheim auf normalem Weg kreuzen? Ich glaube nicht, dass David Judd als Reverend Dearborn so viel und oft außerhalb des Blindenheims unterwegs ist.

Zudem meint der Steinmetzmeister, dass der Schnüffler älter gewesen sein als Sergeant Harvey. Arend und Kinski sind allerdings etwa ein Alter, während Borsche tatsächlich älter ist. Dass er sich dennoch in der Alterseinschätzung irren könnte, will ich damit natürlich nicht abstreiten.

Zitat
Aber der Film hat sich sozusagen für die Larry-Holt-Falle entschieden. Holt plant den abendlichen Einbruch, muss mit niemandem von der Gegenseite darüber reden und wird dennoch mit einer Action-Falle erwartet und ins Hauptquartier entführt, wo er seine Zukünftige retten darf. Wallace-Film-Logik vom feinsten.....



Die Augen lassen es offen, für wen die Falle aufgestellt war. Auf dem Tonband wird kein Name genannt. Da heißt es nur "Öffnen Sie den Schrank" und nicht "Öffnen Sie den Schrank, Inspektor/Mr. Judd". Da kann der Zuschauer dann selbst entscheiden, welche "Lesart" er für logischer hält. Wollte Strauss sich an Stephen Judd rächen? Oder wollten die Judds (auf gut Glück?) sowohl Holt als auch Strauss aus dem Weg bekommen?

Erst im Gorilla ist es dann eindeutig. Da stellt Bird die Falle nach dem Schuss auf den Inspektor noch einmal für Mr. Parker scharf.

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Holt plant den abendlichen Einbruch, muss mit niemandem von der Gegenseite darüber reden und wird dennoch mit einer Action-Falle erwartet und ins Hauptquartier entführt, wo er seine Zukünftige retten darf. Wallace-Film-Logik vom feinsten.....



Was aber auch gefährlich ist. Wenn so eine Falle dann als reiner Selbstzweck in einem Film auftauchen würde, kann man leicht auch ein paar Zuschauer verprellen. Wobei bei den Augen natürlich klar ist, dass Strauss sie aufgebaut hat. Da gibt es natürlich eher das gegenteilige "Problem", dass Strauss nicht keinen Grund dafür hat, sondern seine Intention nicht klar genug herausgearbeitet ist und es mehrere Möglichkeiten gibt.

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