Zitat von JimmyFlynn im Beitrag #180Er hatte ja noch die Zigarette in der Hand, mit der er Fred zusätzlich gefoltert hat. Und er hat doch immer nur getan, was man von ihm verlangt hat. Und das Remake hatte wenig eigene Ideen, sondern ist der Vorlage sklavisch gefolgt. Panik hatte Strauss, weil er nicht gesehen und damit entlarvt werden wollte.
Dass er eine Zigarette hat, muss nichts heißen, da zu der Zeit, als der Film entstand, Rauchen eher die Norm gewesen sein dürfte. Wenn er der Mörder gewesen wäre, wäre er wohl unmittelbar nach der Tat geflohen und hätte nicht gewartet, bis andere den Toten gesehen haben.
Wobei... ich gebe mich geschlagen. Judd als Initiator kann nicht angenommen haben, in der Kürze der Zeit Strauss als Mörder zu beauftragen. Strauss müsste vor Fred vor Ort gewesen sein und vorher noch mit Judd gesprochen haben. Andere Erklärung wäre, dass Judd tatsächlich unschuldig war und dass Strauss den Mord in Eigenregie geplant haben, um Judd allein ohne Fred erpressen zu können. Dafür spricht, dass er Matthew B. zu Judd schickt und annimmt, dass Judd, obwohl er ihn hier schon entlassen hat, erkennt, dass er Strauss einen Gefallen schuldet. Am Ende der Todeszene von Strauss dürfen wir einen Blick auf die überschaubaren Schulden von Strauss werfen... okay, es ist wohl zu konstruiert.
Zitat von JimmyFlynn im Beitrag #178Sicherlich sollte der Zuschauer etwas verwirrt werden,
Was ist denn das für eine Verwirrung, wenn man direkt nach der Tat auflöst, wer es war? Dann hätte man es wie im "Gorilla" doch gleich offen zeigen können.
Ich bin da eher bei Savinis Argumentation. Zuerst soll der Zuschauer denken, es gäbe nur einen Mann im Regenmantel: Strauss. Bis man dann bei dessen Todesszene sieht: Es sind zwei. Woraufhin man den Rückschluss ziehen kann, dass es in allen Szenen, in denen es nicht eindeutig Strauss war, der Unbekannte gewesen ist und man das vergangene Geschehen noch einmal in einem neuen, überraschenden Licht betrachtet. Das ergibt für mich jedenfalls dramaturgisch sehr viel Sinn.
Zudem ist der Mord an Flimmer-Fred für mich ebenfalls zu kaltblütig ausgeführt, um solch eine panische Reaktion zu rechtfertigen.
Zitat von JimmyFlynn im Beitrag #182Also war Strauss nur vor Ort, um zu winken? ;)
Eventuell wollte er zu dem Zeitpunkt schon die Falle im Büro aufbauen. Oder seinen Konkurrenten im Erpressergeschäft ausspionieren.
Zitat von JimmyFlynn im Beitrag #183Dafür spricht, dass er Matthew B. zu Judd schickt und annimmt, dass Judd, obwohl er ihn hier schon entlassen hat, erkennt, dass er Strauss einen Gefallen schuldet.
Das Vorschicken von Blake würde dafür sprechen, dass Strauss durch Freds Ermordung noch einmal klar wurde, was mit dem passiert, der Judd direkt erpresst (vorher hatte er das ja auch durch Fanny Weldon erledigen lassen).
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #111Die Entführungen der unglücklichen Opfer durch das menschliche Monster können doch eigentlich nicht ohne Verletzungen (Hämatome, Kratzer etc.) abgehen, die man dann bei der Autopsie feststellen müsste, besonders bei einem Verdacht auf eine Verbrechensserie. Die Gerichtsmediziner sollen diesbezüglich ja wahre Wunder vollbringen können, zumindest wenn man dem gängigen Hype darüber glauben schenken darf. Auch das Ertränken im Waschkessel müsste doch eigentlich Spuren am Körper hinterlassen, eine prämortale Verletzung.
Bei der Entführung in der Anfangssequenz verhält sich das Opfer überrascht ruhig, als es zum Lieferwagen geschleppt wird. Ob der Mann vor Schreck kurz ohnmächtig wurde? Oder hat er eingesehen, dass bei einem Ady Berber Widerstand zwecklos ist? So oder so würde das die fehlenden Verletzungen erklären. Was ich mich dafür schon lange frage: Bei der Szene, als Gordon Stuart ertränkt wird, hört man weder Schreien noch verzweifelte Schläge gegen den Deckel des Waschkessels (anders als später bei Nora). Das würde dafür sprechen, dass Stuart betäubt wurde. Aber wie? Mit einem Schlag auf den Kopf sicher nicht, da der Gerichtsmediziner später klar sagt, dass keine Spuren von Gewaltanwendung festzustellen seien. Aber mit Chloroform oder einer Injektion wohl auch nicht, da sich das doch sicher noch im Blutbild nachweisen ließe.
Noch etwas zur Frage der Betäubung: Im Roman werden die Opfer tatsächlich mit Gas betäubt, bevor man sie entführt und ertränkt. Allerdings läuft das dort deutlich anders als im Roman ab und ich habe keine Ahnung, ob man zu Wallace´ Lebzeiten schon so weit war, Rückstände im Körper nachzuweisen. Auch in Bezug auf den Stand um 1960 fehlen mir die Kenntnisse; aber in einem anderen Thread wurde ja schon gesagt, dass das England der Wallace-Verfilmungen in mancher Hinsicht einige Jahrzehnte Rückstand hatte (Häufigkeit von Hinrichtungen, Identifikation unkenntlicher Toten, Kriminalpolizei jenseits von Scotland Yard).
Ein anderer Punkt: Nachdem man sie im Waschkessel ertränkt hatte, wird den Opfern ein Klumpen Salz ans Bein gebunden, bevor sie in der Themse landen. Früher habe ich mich nach dem Grund gefragt, da sie ja bereits tot sind. Könnte es sein, dass sie längere Zeit unter Wasser sein sollen, damit ihre Lungen sich mit Themsewasser füllen und man bei der Obduktion nicht mehr feststellen kann, dass sie in Leitungswasser ertränkt wurden? Im "Gorilla"-Remake gab es jedenfalls keinen Salzblock, und der Pathologe stellte fest, dass der Tote "in klarem Wasser ertränkt wurde (allerdings erst beim vierten Mord); Gleiches war auch in der "weißen Nonne" der Fall.
Die Lunge der Ertränkten sollte eigentlich schon voll sein, wenn man sie in die Themse wirft. Ob sich da dann noch was vermischt? Ich weiß ja nicht. Vielleicht wollte man, dass der sich langsam auflösende Salzblock dafür sorgt, dass die Strömung sie unter Wasser langsam weitertreibt und sie nicht am Ort der "Entsorgung" direkt an die Oberfläche kommen.
Zitat von Count Villain im Beitrag #191Vielleicht wollte man, dass der sich langsam auflösende Salzblock dafür sorgt, dass die Strömung sie unter Wasser langsam weitertreibt und sie nicht am Ort der "Entsorgung" direkt an die Oberfläche kommen.
Allerdings erfolgten die Entführung und Ermordung in nebligen Nächsten, so dass mit einem Entdecken der Leiche erst am nächsten Morgen zu rechnen war - weit weg von dem Punkt, an dem sie in die Themse geworfen wurde.
Wenn einmal reines Süßwasser in der Lunge ist, geht das auch nicht mehr raus. Schreiben jedenfalls gerichtsmedizinische Bücher. Ich glaube, diese Feststellungen konnte man schon zu Sherlock Holmes' Zeiten machen. Der Film zeigt ja ganz deutlich, dass die Leiche von Stuart durch das Salz nach unten gezogen wurde. Dort wird sie wohl durch die Strömung weitergezogen, bis das Salz sich aufgelöst hat und sie wieder nach oben kommt. So ist keine vorzeitige Entdeckung möglich. Wie sinnvoll das nun ist, sei mal dahingestellt. Natürlich legen die Stricke an den Beinen der Toten den Verdacht auf Verbrechen nahe. Im Roman Hands up ! beschreibt Wallace die Sache mit dem Salz recht genau. Dort werden dem (glücklicherweise noch rechtzeitig gerettetem) betäubtem Opfer Salzblöcke mit Ketten um den Körper gebunden. Die ziehen die bedauernswerte Person unter Wasser, wo sie ertrinkt. Dann löst sich das Salz auf, die Ketten gleiten vom Körper ab, und es sieht wie ein Unfall aus. So weit die Theorie, ob es solche Fälle tatsächlich gab (Wallace war ja auch Gerichtsreporter) und das auch zuverlässig so funktionierte - wer weiß...
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #193Wenn einmal reines Süßwasser in der Lunge ist, geht das auch nicht mehr raus. Schreiben jedenfalls gerichtsmedizinische Bücher. Ich glaube, diese Feststellungen konnte man schon zu Sherlock Holmes' Zeiten machen.
Natürlich; die Frage ist nur, ob eine nachträgliche Vermischung durch schmutziges Flusswasser hier den Befund beeinflusst oder nicht.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #193Der Film zeigt ja ganz deutlich, dass die Leiche von Stuart durch das Salz nach unten gezogen wurde. Dort wird sie wohl durch die Strömung weitergezogen, bis das Salz sich aufgelöst hat und sie wieder nach oben kommt. So ist keine vorzeitige Entdeckung möglich. Wie sinnvoll das nun ist, sei mal dahingestellt.
Angst vor vorzeitiges Entdeckung dürfte wohl kaum der Grund sein, da die Leiche ja in einer Nebelnacht in der Themse landet und so wahrscheinlich ist, dass man sie frühestens am nächsten Morgen finden wird.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #193Im Roman Hands up ! beschreibt Wallace die Sache mit dem Salz recht genau. Dort werden dem (glücklicherweise noch rechtzeitig gerettetem) betäubtem Opfer Salzblöcke mit Ketten um den Körper gebunden. Die ziehen die bedauernswerte Person unter Wasser, wo sie ertrinkt. Dann löst sich das Salz auf, die Ketten gleiten vom Körper ab, und es sieht wie ein Unfall aus.
Auch im Roman "Die toten Augen von London" erwähnt Lew bei seinem Geständnis, er und Jake hätten mal jemanden in den Fluss geworfen, an dem ein Salzblock festgebunden war, der sich nach einiger Zeit auflöste (in der gekürzten Goldmann-Ausgabe fehlt diese Stelle allerdings).
Zitat von Savini im Beitrag #194uch im Roman "Die toten Augen von London" erwähnt Lew bei seinem Geständnis, er und Jake hätten mal jemanden in den Fluss geworfen, an dem ein Salzblock festgebunden war, der sich nach einiger Zeit auflöste (in der gekürzten Goldmann-Ausgabe fehlt diese Stelle allerdings).n
Ja, daran konnte ich mich noch schwach erinnern, hab die Stelle aber nicht mehr gefunden... Die Ertränkungskammer kam erst später, als man das System perfektionierte. Schon eine richtig "industrialisierte" Methode zum Serienmord. Schaurig, aber wohl nicht unrealistisch, wenn man es mal mit der realen Kriminalgeschichte vergleicht.
Was das mit dem Salzblock im Film soll, bleibt allerdings unklar, ich hab es immer für ein Mittel zur Vertuschung des eigentlichen Tatortes gehalten. Wobei sich der ja offensichtlich direkt neben der Themse befindet, oder zumindest an einem Zuführkanal. Somit hätte man ja auch Original-Flusswasser in den Waschkessel pumpen können. Da wäre die Sache "wasserdicht" geworden.