Nachdem ich den Thread noch einmal komplett durchgelesen habe, wollte ich (wie angekündigt) noch etwas zur immer wieder diskutierten Frage um den Mörder von Flimmer-Fred schreiben: Für mich war eigentlich (wie für Uli1972) immer sicher, dass Edgar Strauss im Film niemanden tötet und der Mörder im hellen Regenmantel mit den schwarzen Handschuhen David Judd alias Dearborn ist. Und auch derjenige, der den Steinmetz auf dem Friedhof befragt und Noras Tante entführt hat. Bei dem Zoom nach dem Mord im Fahrstuhlschacht sehe ich es wie Gubanov, tilomagnet und (später) Count Villain: Er ist offensichtlich schockiert und gerät in Panik, was er kaum tun dürfte, wenn er gerade einen ebenso kaltblütigen wie sadistischen Mord begangen hätte. Für seine Flucht hat er gleich zwei gute Gründe: 1. möchte er nicht am Tatort gesehen und deswegen verdächtigt werden, 2. wäre es riskant, dem Mörder über dne Weg zu laufen und so ein lästiger Zeuge zu werden. Nicht umsonst schickt er danach Blake vor, um seinen Chef zu erpressen. Die Nachforschungen auf dem Friedhof und Ellas Entführung hat ganz sicher nicht er durchgeführt. Denn einmal müsste er dafür viel stärker in die Pläne der Judd-Brüder eingeweiht sein; außerdem würde dieses Wissen allein schon völlig für eine Erpressung ausreichen, noch bevor er durch Flimmer-Fred auf den Schlüssel gebracht wird. Apropos Fanny Weldon: Dass er diese ermordet haben könnte, hat (wenn ich nichts überlesen habe) noch niemand vermutet. Sein Klingeln an der Tür, die Unruhe, als er von der Anzeige wegen der Erpressung erfährt und sein Versuch, Holt noch abzuwimmeln, wären völlig unsinnig, wenn er wüsste, dass sie bereits tot ist.
Zitat von Count Villain im Beitrag #133Ist es da nicht ein wenig glaubwürdiger, dass Stephen Judd Strauss nicht nur zum Schein, sondern tatsächlich entlassen hat, weil er wusste/ahnte, dass Strauss Fanny Weldon den Tipp zur Erpressung gegeben hat? Fanny hat schließlich selbst zu Judd gesagt, dass es derjenige ist, mit dem er am wenigsten rechnen würde. Ich traue es Judd zu, eins und eins korrekt zusammenzuzählen.
Hinzu kommt, dass Fanny darüber informiert war, dass Judd an diesem Abend nach Büroschluss noch einmal im Büro vorbeischauen würde; außer seinem Sekretär dürfte niemand davon gewusst haben.
Komischerweise hat sich Joachim Kramp in diesem Thread nicht zu dieser Frage geäußert, als sie früher aufgeworfen wurde. Aber in einem anderen hat er 2007 etwas dazu geschrieben: Die "schönsten" Todesszenen in E.W.-Filmen *Spoiler* (3) Aufgrund seiner Kenntnisse der Drehbücher dürfte das sicher eine Grundlage gehabt haben.
Zitat von Lord Low im Beitrag #169Für wen arbeitet (in krimineller Hinsicht) eigentlich Edgar Strauss?
Soweit ich es sehe, hat er bei seinen Erpressungen keine Auftraggeber, sondern ist eher der, der andere vorschickt (erst Fanny Weldon, dann Matthew Blake). Dass er in die Mordserie der Judd-Brüder verwickelt sein soll, dürfte praktisch ausgeschlossen sein.
Nur - wie erklären sich dann seine letzten Worte? "Ich... ich hab doch immer nur getan, was... was man von mir verlangt hat! Ich weiß doch von nichts! Ich weiß doch von nichts!" Merkwürdige Äußerungen für einen Mann, der auf eigene Rechnung gearbeitet hat.
Und ebenso bemerkenswert ist, daß er seinen Mörder nicht erkennt...
Zitat von Lord Peter im Beitrag #171Nur - wie erklären sich dann seine letzten Worte? "Ich... ich hab doch immer nur getan, was... was man von mir verlangt hat! Ich weiß doch von nichts! Ich weiß doch von nichts!" Merkwürdige Äußerungen für einen Mann, der auf eigene Rechnung gearbeitet hat.
Und ebenso bemerkenswert ist, daß er seinen Mörder nicht erkennt...
Als das Thema vor ein paar Jahren ausführlicher diskutiert wurde, war die Erklärung, dass er nur "erbärmlich seinen Kopf aus der Schlinge ziehen" wolle. Das erscheint mir logisch. Denn wenn er in die Morde der Judd-Brüder verwickelt wäre, würde er wohl eher das als Druckmittel einsetzen. Vielleicht trat er erst in die Firma ein, als David Judd bereits "verstorben" war, hat ihn also nie kennengelernt und kann ihn daher auch nicht wiedererkennen.
Als Flimmer Fred und Strauss im Casino sitzen, da sagt doch Strauss sinngemäß.... "...da könnte doch nach seinem (David Judd) Tod sein Bruder den Schlüssel haben...". Das spräche eindeutig dafür, dass er D Judd wirklich für tot hält und er kannte ihn wohl auch nie.
Zitat von tilomagnet im Beitrag #173Als Flimmer Fred und Strauss im Casino sitzen, da sagt doch Strauss sinngemäß.... "...da könnte doch nach seinem (David Judd) Tod sein Bruder den Schlüssel haben...". Das spräche eindeutig dafür, dass er D Judd wirklich für tot hält und er kannte ihn wohl auch nie.
Zusätzlich wäre das ein weiteres Indiz dafür, dass Strauss zuvor keine Ahnung hatte, wer hinter den Morden steckt.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #175Irgendwie gewinne ich den Eindruck, daß wir uns deutlich mehr den Kopf zerbrechen als die Drehbuchautoren...
Wir haben auch mehr Zeit dazu.
Wobei zumindest dieses Drehbuch sorgfältiger ausgearbeitet wurde als manche spätere, die unter Zeitdruck und in einer Phase entstanden, als ein bestimmtes Strickmuster fest etabliert war (siehe etwa die Beiträge des Vielschreibers Herbert Reinecker).
Ich halte Strauss für Freds Mörder. Sicherlich sollte der Zuschauer etwas verwirrt werden, aber gerade weil Strauss so erschreckt gewirkt hat, ist das ein weiteres Indiz. Und er war sicher nicht vor Ort, um nett zu winken, außerdem spricht sein Gesicht vorher im Casino Bände. Im unsäglichen Gorilla-Remake war die Strauss-Kopie Mr Bird auch der Mörder bei der Szene mit dem Aufzug.
Zitat von JimmyFlynn im Beitrag #178Ich halte Strauss für Freds Mörder. Sicherlich sollte der Zuschauer etwas verwirrt werden, aber gerade weil Strauss so erschreckt gewirkt hat, ist das ein weiteres Indiz. Und er war sicher nicht vor Ort, um nett zu winken, außerdem spricht sein Gesicht vorher im Casino Bände. Im unsäglichen Gorilla-Remake war die Strauss-Kopie Mr Bird auch der Mörder bei der Szene mit dem Aufzug.
Aber gerade wenn er gerade einen kaltblütigen (und sadistischen) Mord begangen hat, hätte er keinen Grund, erschreckt zu reagieren, sondern wäre gleich verschwunden. Wie bereits früher geschrieben, dürfte der Grund für seine Flucht sein, dass er weder Interesse daran haben kann, dem Mörder über den Weg zu laufen (der keinen Zeugen brauchen kann) noch selbst in Verdacht zu geraten. Dass Bird im "Gorilla" als Mörder gezeigt wird, lag wohl daran, dass man so den Verdacht von Henry Parker ablenken wollte. Stephen Judd ist in den "toten Augen" ja dadurch außer Verdacht, dass er gerade in die Halle kommt, als Fred abstürzt. Beim Remake ging das nicht, da dort ja Parker selbst am Ende als der Mann im Regenmantel enttarnt wird.
Er hatte ja noch die Zigarette in der Hand, mit der er Fred zusätzlich gefoltert hat. Und er hat doch immer nur getan, was man von ihm verlangt hat. Und das Remake hatte wenig eigene Ideen, sondern ist der Vorlage sklavisch gefolgt. Panik hatte Strauss, weil er nicht gesehen und damit entlarvt werden wollte.