Hatte ich auch so verstanden, nur etwas unglücklich formuliert. Schon logisch, daß ein Engländer kaum deutsche Mitschnitte anbieten kann... Und da auf den deutschen DVDs der O-Ton fehlt, ergibt sich automatisch ein Mehrwert.
Das iOffer-Angebot wurde schon wieder zurueckgenommen. Anstelle von Maigret gibts z. Z. Tarzan! Bin aber ziemlich sicher, dass von dem Anbieter irgendwann auch Maigret wieder zum Kauf paratgestellt wird, vielleicht immer nur kurzfristig, weil die englische Version von Maigret rechtliche Veroeffentlichungsprobleme hat, soweit ich weiss.
Bin gerade bei Vol .4 und habe die Folge "M. hilft einem Dienstmädchen " gesehen.Das ist für mich die schwächste Folge in der Reihe.Das Dienstmädchen irgendwie total überzogen dargestellt,die Verwandschaft erinnert bei der Testamentseröffnung eher an eine Aufführung des Ohnsorg Theaters.Maigret ständig lächelnd hinter dem Mädchen her.......wäre da nicht der Mord dann war das eher was Richtung Komödie.Ich habe in dieser Folge alles vermisst was mir an Maigret wichtig ist,hoffentlich ein "Ausreißer ".
Habe mir übers Wochenende wieder mal ein paar Episoden angesehen. Es ist doch wirklich stark auffallend, wie sehr Herbert Reineckers Figurenkonstellation im "Kommissar" an "Maigret" angelehnt zu sein scheint. Maigret samt Lucas, Lapoint, Torrance und Madame Maigret erinnern doch sehr stark an Keller, Grabert, Heines, Klein und Frau Keller. Zudem sind Reineckers Geschichten ja auch oft ähnlich erzählt und psychologisch angehaucht.
Nicht nur "Der Kommissar", auch andere Krimiserien aus dem In- und Ausland (und aus der Zeit von ca. Ende der 50er bis Ende der 60er Jahre) haben einen verwandten Look mit "Maigret". Die Detektive jener Zeit tragen fast alle Hüte und fahren oft mit beeindruckenden Limousinen vor. "Kommissar Brahm" war z. B. ein kleines deutsches Spinn off von "Maigret". Keine Ableger, sondern rein zufällig etwa zeitgleich aber ortsungleich entstanden, fällt mir die US-Serie "Naked City" ("Gnadenlose Stadt") ein, die im Laufe der Zeit immer aufwendiger gestaltet wurde. Die Inspektoren darin jagen in dicken Mänteln und Hüten durch New York, und die Fälle sind desöfteren auch psychologisch durchdrungen. Der Chief ist ein besonders markanter Typ: Horace McMahon als Lieutenant Mike Parker.
Robert Taylor als Captain Matt Holbrook in "The Detectives" ("Kein Fall für FBI") tippt sich den Hut in den Nacken wie Rupert Davies als Maigret. Oder ist es umgekehrt?: Maigret tippt sich den Hut zurück wie der Captain? Die beiden Serien sind zeitgleich entstanden. Amerikanische Straßenkreuzer kontern französische Oldtimer (Citroen Traction avant). "Detectives" sind noch kurzatmiger als "Maigret", weil die ganze Story in der Hälfte der Filmdauer abgehandelt sein will (nämlich in 25, statt 50 Minuten, es gibt allerdings auch 50-Minuten-"Detectives"-Folgen, die nie in Deutschland gezeigt wurden).
Genau in diese Zeit hinein passt auch "M Squad" ("Dezernat M"). Lieutenant Frank Ballinger alias Lee Marvin stellt sich im Vorspann mit Hut, Revolver und Straßenkreuzer als knallharter Cop vor. Lt. Ballinger hat zwar einen Chief, operiert aber meist allein, ohne nennenswertes Team, das ihm zur Seite stünde. Es ist eben eine Lee Marvin Crime Show, 25minütig, natürlich in schwarzweiß. Welche Serie spannender ist - "Detectives" oder "M Squad" - Geschmackssache.
Ewen Solon, der "Inspektor Lucas" in BBC-Maigret's Team, stammt aus Neuseeland, der exotischen Insel bei Australien. Nach seinen eigenen Worten wuchs er ursprünglich als ein "Kind mit Depressionen" auf, das aber ein sehr starkes Interesse an Filmen hatte, die ihn immer wieder begeisterten und seelisch aufmunterten. Daher kam für ihn auch nur ein Beruf in Frage: Bereits mit 10 entschied er sich, unbedingt Schauspieler zu werden. Mit einer kleinen Amateur-Theater-Rolle fing es an, allerdings mit einem Desaster. Er hatte nur wenige Sätze zu sprechen und einen Hut auf die andere Seite der Bühne zu schleudern. Aber die Worte blieben ihm im Halse stecken, und bei der Uraufführung landete der Hut nicht dort, wo er landen sollte, sondern im Publikum. Das war's dann also fürs erste.
Nach der Schule versuchte er sich in verschiedenen Jobs, etwa als Landarbeiter, Baumfäller und als Shampoo-Vertreter, bevor er Journalist wurde und auch zuständig war für die Entgegennahme von Werbeanzeigen. Mit 20 war er bereits verantwortlicher Zeitungsredakteur, zu der Zeit der jüngste Zeitungsredakteur in ganz Neuseeland. Dann gab es einen Streik bei der Zeitung, und er nahm daran teil. Das kostete ihm den Job.
Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte er erneut, Schauspieler zu werden, und er bekam glücklicherweise ein Stipendium für die Royal Academy of Dramatic Arts in London. Nach diesem Studium spielte er auf verschiedenen Bühnen in ganz England, trat bisweilen in Filmen sowie im Fernsehen auf und arbeitete auch für den Rundfunk. 1960 war er bei Proben für die Serie "Maigret" mit dabei, als Inspektor Lucas, aber es gab einen Streit mit dem Produzenten Andrew Osbourne. "Ich wollte Herbert Lom für diese Rolle, nicht Sie!", tönte dieser. "Das ist nun aber eine wirklich schlimme Sache für einen Schauspieler, was Sie da sagen", entgegnete ihm Ewen und nahm auch weiterhin kein Blatt vor den Mund, weil er glaubte, die Rolle schon verloren zu haben. Aber nach der offenen Auseinandersetzung entschuldigte sich Andrew Osbourne überaus entgegenkommend, und von dem Tag an waren die beiden Freunde.
Nach "Maigret", bei dem er die zweite Geige spielte, bekam er - nicht ganz so sehr Rollen-abgestempelt wie Rupert Davies - in mehreren Fernsehserien Hauptrollen, in England etwa in "The Revenue Men" und in Australien in "Dead Men Running", inszeniert von dem Australier Eric Tayler, der auch bei einigen ersten Episoden von "Maigret" Regie geführt hatte. Nach den Dreharbeiten von "Dead Men Running", gegen Ende von 1970, gab Ewen Solon dem australischen Fernsehmagazin "TV Week" in Sydney ein Interview, worauf ich mich mit obigen Informationen beziehe.
Übrigens, die "original-englische" Maigret-Musik ist genaugenommen gar nicht englisch. Komponist Ron Grainer, dem wir auch etwa die Titelmusiken von "The Prisioner" und von "Man in a Suitcase" verdanken, war Australier.
Vor "Maigret" kannte ich Solon nur in einer einzigen Rolle, und das war der schurkische Stapleton in der Hammer-Fassung vom "Hund von Baskerville" (mit Peter Cushing). Leider scheint nur wenig von seinen anderen Arbeiten bei uns angekommen zu sein, schade.
Die eigene Serie, die Ewen Solon bei der BBC mit "The Revenue Men" bekam, existiert offenbar gar nicht mehr. Wir können froh sein, den ursprünglichen Fernsehserien-Maigret doch noch zu haben!
(Text aus "The Australian Women's Weekly" vom 16. Oktober 1963, von mir übersetzt:)
"Maigret", die BBC-Serie nach den französischen Mystery-Romanen von Georges Simenon, ist nun endlich hier (im australischen TV) angekommen. Sie hat nahezu alle Auszeichnungen bekommen, die eine Fernsehserie bekommen kann und wurde von Experten als "zum besten Fernsehen zugehörig" bezeichnet.
Die Serie wird teilweise direkt in Frankreich gedreht, Innenraum-Szenen entstehen jedoch in den BBC-Studios in England. Nachdem die ersten 13 Episoden fertig waren, nahm Rupert Davies, der den französischen Detektiv Maigret spielt, zwei Folgen mit in die Schweiz, um sie Simenon und seiner Frau zu zeigen. Davies betrachtete dies als eine "Feuerprobe", aber glücklicherweise waren beide, M. und Mme. Simenon, über das Resultat erfreut.
Von den Ehrungen ging die höchste, die es für Fernsehstudio-Ausstattung gibt, an Eileen Diss, die junge Frau (the "girl"), die die französische (und besonders die Pariser) Atmosphäre in "Maigret" hineinhaucht. Eileen hat das so gut gemacht, dass die Zuschauer beinahe den Knoblauch und die Gauloise-Zigaretten in jeder Folge riechen können! Dabei hatte sie nur mal einen kurzen Urlaub in Frankreich verbracht, bevor die Maigret-Serie in Arbeit ging. Aber als dann Andrew Osborn, der Produzent, alle paar Wochen den Kanal überquerte, um geeignete Drehorte ausfindig zu machen, begleitete sie ihn, um die Hunderte von Gegenständen, die den französischen Einrichtungen in den Londoner Studios Authentizität verleihen, vielleicht geschenkt zu bekommen - oder auszuborgen - oder zu kaufen.
Diese reichen von verziertem Mobiliar, Schmuckstücken und Familienportraits, welche typisch sind für französische Wohnzimmer (ganz anders als die, die man in englischen vorfindet), bis hin zu Etiketten, Flaschen und Reklame in einem französischen Bistro. Und alle Dinge geben unmißverständlich zu verstehen: "Dies ist Frankreich." Die fertigen Produktionen laufen so glatt und flott über die Mattscheibe, dass kaum zu erkennen ist, wieviel komplizierte Planung in ihnen steckt, um das Beste zu machen aus begrenzter Zeit, begrenztem Geld und begrenzten Studio-Räumlichkeiten.
Bei den Fernseh-Dreharbeiten in Frankreich gibt es längst nicht so viele kreative Pausen wie bei einer üppigen Kinofilm-Produktion, aber es gibt Launen (abgesehen von denen des Wetters), die selbst das bestorganisierteste Team aufhalten. Eines schönen Tages ging Maigret, der einen Moment Ruhe brauchte, auf ein sonnengewärmtes Feld, wo er sich schlafen legte. Eine Ziege kam vorbei und fraß seinen neuen Strohhut, der ersetzt werden mußte, bevor die nächste Sequenz aufgenommen werden konnte.
Der schlimmste Zwischenfall passierte, als Maigrets treuer Kumpan Lucas - bei der Verfolgung eines Schurken durch die Gassen von Paris - von einer Mauer sprang und sich den Knöchel brach. Das Drehbuch wurde schleunigst überarbeitet, um den gebrochenen Knöchel in die Story mit einzubauen.
"Maigret" wird donnerstags um 19.30 h ausgestrahlt, von ABN2 in Sydney, von ABC3 in Canberra und von ABHN5 in Newcastle. Die Serie startet in Perth am Montag, dem 21. Oktober, um 19.30 h, von ABW2, und in anderen australischen Großstädten später in diesem Jahr (1963).
Das Serial "The Savages" aus der Ära William Hartnell (der erste Doctor) gehört leider zu den zahlreichen verschollenen Folgen der ersten BBC-Jahre. "Planet of Evil" mit dem vierten Doktor Tom Baker dagegen ist erhalten und auch auf DVD erschienen. Ich konnte bisher mit Baker nicht allzuviel anfangen, aber vielleicht riskiere ich da mal einen Blick.
Die Bilder-Links zu Ewen Solon, Lord Peter, sollen nicht unbedingt kaufstimulierend sein. Wenn man sich diesen Schauspieler in ganz anderen Rollen auf den Fotos nur mal anschaut, reicht das doch vielleicht schon. Es ist natürlich trotzdem schade, dass viel (wertvolles?) Filmmaterial wohl den Bach runterging. Auf jeden Fall dürfte es beruhigend sein zu wissen, dass es Ewen Solon nach "Maigret" berufsmäßig bestimmt sehr gut ging, ohne Leerläufe wie bei Rupert Davies, dem man aber auch mal nachgesagt hat (in "HÖRZU"), dass er für einige Zeit nach "Maigret" zu stolz gewesen sei, um sich um andere Rollen zu bemühen.
Hast Du Dir eigentlich die Ewen-Solon-Maigret-Folge "Seven Little Crosses" ("Maigret und der Sonntagsmörder") aus England zuschicken lassen, Lord Peter? Würde mich mal interessieren.
Ja, ich habe das iOffer-Angebot wahrgenommen, und im zweiten Anlauf hat es dann auch geklappt. "Seven Little Crosses" ist eine untypische, aber deshalb durchaus nicht schlechtere Maigret-Episode, obwohl der Titelcharakter hier nur in einer Szene auftritt und der Löwenanteil bei seinem Kollegen Lucas liegt. In Simenons Kurzgeschichte "Sieben Kreuzchen in einem Notizbuch" tritt keiner von beiden auf, dafür immerhin der in der BBC-Serie nur erwähnte Inspektor Janvier, also spielt sie zumindest im selben "Universum".
Vermutlich wurden die zu bearbeitenden Geschichten langsam knapp (eine 5. Staffel scheiterte angeblich nur daran, daß Simenon zum damaligen Zeitpunkt noch nicht ausreichend geeignete Vorlagen geschrieben hatte), so daß man hier zu einer Non-Maigret-Story griff.
Übrigens verirrte sich auch "der kleine Lapointe" mal zum Doktor, im Baker-Serial "The Androids of Tara" von 1978. Und im Anschluß an Maigret durfte er sogar mal James Bond chauffieren:
|Bildupload editiert durch Admin| Inspektor Lapointe (Neville Jason) telefoniert mit seinem "Patron". Screenshots aus "Maigret hilft einem Dienstmädchen".
Lieber Lord Peter, ich habe auch ein Foto von Neville Jason's Auftritt als Chauffeur in "Bond" entdeckt. Beachte den Citroen Traction Avant im Hintergrund. Wird er von Maigret verfolgt?: http://thumbs4.picclick.com/d/w1600/pict...ville-Jason.jpg
Neville Jason hatte nach "Maigret" etliche Rollen in Film und Fernsehen, der durchschlagende und große Erfolg kam aber erst in späteren Lebensjahren, und zwar als Erzähler auf Audio-CDs. Im Gegensatz zu seiner deutschen noch relativ jungen Lapointe-Synchronstimme wird seine reife Originalstimme oft als "warm" und "sonor" beschrieben. Damit - und mit seinem Schauspieltalent - konnte er sich an die Vertonung von anspruchsvollster Literatur heranwagen: http://www.naxosaudiobooks.com/jason-neville/