Im Zuge des Edgar-Wallace-Fantreffens 2017 entstanden einige weitere Drehortvergleiche – teils als Ergänzung bereits bekannter Schauplätze, teils als lang gesuchte Neuentdeckungen.
Vor dem Treffen:
Der wohl interessanteste Fund ist @greaves zu verdanken: Nachdem zum Wirtshaus „Old Inn“ aus „Der Hund von Blackwood Castle“ schon verschiedene falsche Theorien kursierten und das für Robert Emerson todbringende Lokal „Petit Maxim“ aus „Die blaue Hand“ bislang ein völlig rotes Tuch war, stellte sich nun heraus: Es handelt sich um ein und denselben Drehort! Man mag über Vorwergs und Kutz’ nachlassende Detailverliebtheit bei der Ausstattung der Farbfilme lästern, doch hier gelang dem Rialto-Team, unterstützt von der völlig unterschiedlichen Bildsprache der Kalinke-Bilder aus der „Hand“ und den Löb-Aufnahmen aus dem „Hund“, ein wahrer Verkleidungsclou. Erst, wenn man ganz genau hinsieht, stellt man fest, dass das Grundstück des Akademischen Segler-Vereins an der Scharfen Lanke für beide Lokalitäten herhielt. Weil dieser Ort aber leider j.w.d. liegt, wie der Berliner zu sagen pflegt, ließ er sich im Programm des Forentreffs nicht unterbringen. @greaves und @Abt besuchten die Segler vorab und sorgten für eine verblüffende Foto-Dokumentation:
Im verlinkten Thread ist auch schon angeklungen, dass eine Übernachtung im wohlbekannten Hotel Palace Gelegenheit bot, auch einmal Innenaufnahmen anzufertigen, die den heutigen Zustand mit dem aus „Der Mann mit dem Glasauge“ bzw. „Die Tote aus der Themse“ vergleichen. Vor allem die Empfangshalle wurde so grundlegend umgebaut, dass man kaum mehr etwas aus den 1960ern wiedererkennt. Nicht nur die Eingangssituation ist eine neue, auch die Rezeption wechselte von links nach rechts. Heute findet das Check-in dort statt, wo sich früher eine Lounge befand, in der z.B. Fritz Wepper-Sharingham in Magazinen blätterte. Umgekehrt wurde Mr. Pennymakers Reich einer neuen Sitzlandschaft geopfert. Blickt man vom Eingang geradeaus durch die Lounge, verraten nur eine kleine Treppe ins Untergeschoss sowie die Lage der Lifts, dass es sich (mehr oder weniger) um den gleichen Raum handelt. Dabei sind die Türen der Aufzüge heute natürlich nicht mehr so poppig bunt gestrichen wie damals.
Die (übrigens geradezu labyrinthische) Gangsituation auf den Zimmeretagen hat sich weniger stark verändert, die Grundrisse sind hier weitgehend gleich geblieben. Für Kopfzerbrechen sorgte allerdings die Geschosszahl des Hotels. Während sich mit dem Aufzug im Film angeblich sogar ein 14. Stock ansteuern lässt, verfügt das Hotel Palace in Wahrheit nur über deutlich weniger Etagen. Und das sollte auch 1971 schon so gewesen sein ...
Während des Treffens:
Während des Treffens war für die Dokumentation einiger spannender neuer Drehorte in Wannsee (der „Hexer“ lässt grüßen!) noch nicht genug Zeit vorhanden. Diese werden in ein paar Wochen nachgereicht werden. Hier als Kostprobe für die Nichtdabeigewesenen ein paar andere kleine Schmankerl am Wegesrand:
Die großen Studiogebäude der CCC-Studios Haselhorst wurden zwar wieder fein herausgeputzt, die vorderen Kleingebäude (die der CCC auch nicht selbst gehören) verfallen jedoch noch immer. In einem der dortigen ehemaligen Technikräume – heute nur durch ein Fenster einzusehen – schwang sich Joachim Fuchsberger in „Der Mönch mit der Peitsche“ wie Tarzan an der Liane an einer Kette in die Tiefe, während Siegfried „Sir John“ Schürenberg die Treppe bevorzugte:
In der Dahlemer Pacelliallee, unweit von der Kirche Dahlem-Dorf, befindet sich im Haus Cramer ein Außensitz der Stanford University. Früher wurde das hochherrschaftliche Gebäude von Samuel Carter bewohnt, auch Fing Su und Clifford Lynn gaben sich bisweilen die Ehre. Das rustikale Gebäude mit der Feldsteinfassade hat sich seit „Der Fluch der gelben Schlange“ nicht wesentlich verändert. (Ebenfalls gedreht wurde dort die Szene mit dem Postbeamten für „Scotland Yard jagt Dr. Mabuse“.)
Das Jagdschloss Grunewald beschloss das Forentreffen. Dass es als Anstalt von Dr. Mangrove in „Die blaue Hand“ diente, ist ja hinlänglich bekannt. Eine reizvolle Außenansicht des Drehorts war bisher noch nicht in der Bildergalerie vertreten. Sie zeigt, dass auch ein denkmalgeschütztes Schloss nicht vor Umbauaktionen gefeit ist. Ebenso wie im Hof eine Wand für einen großen Torbogen geöffnet wurde, fiel auch ein kleines (Schornstein?-)Türmchen einer Umgestaltung, vermutlich kurz nach den Dreharbeiten, zum Opfer.
Danke euch! Ich bin selbst sehr erstaunt, dass sich ein so gut erhaltener und markanter Drehort wie das Petit Maxim / Old Inn im doch recht überschaubaren Westberlin so lange vor uns Drehortsuchern verstecken konnte. Nur weil wir aufgrund einer Fehlinformation fest davon ausgingen, dass die Location in der Nähe des Wannsees zu finden sein müsse, haben wir die nördlicheren Gefilde zu lange ausgeschlossen.
Einen neuen "Verdacht "habe ich vom Hexer Film und vom Unheimlichen ..Wie es aussieht könnte das Mädchenheim (aussen) im Hexer,wo die Schäferhunde losgelassen werden,um Lowitz und Fuchsberger zu vertreiben und das Hospital (aussen)von Doktor Brand, im Unheimlichen ,wo Fuchsberger die Nachricht von einem Polizist bekommt,dass jemand Orgel im Bestattungsinstitut spielt,das selbe Gebäude sein. .. Ich tippe mal auf Berlin-Spandau Gegend ..
Interessant wäre wenn man eine Karte hätte,in der die gefundenen Drehorte markiert wären
Zitat von Gubanov im Beitrag #227Während des Treffens war für die Dokumentation einiger spannender neuer Drehorte in Wannsee (der „Hexer“ lässt grüßen!) noch nicht genug Zeit vorhanden. Diese werden in ein paar Wochen nachgereicht werden.
Versprochen ist versprochen. Hinterm Bahnhof Wannsee biegt eine unscheinbare Straße in eines der im Berliner Südwesten zahlreichen Villenviertel ab. Die filmische Relevanz und Drehortdichte in dieser Straße ist beeindruckend hoch, wobei sie allerdings auch eine gewisse Protektion genoss. Die Rede ist von „Am Sandwerder“, wo auch Horst Wendlandts Villa stand (oder vielmehr: noch immer steht). Der findige Produzent ließ also gern in seiner Nachbarschaft drehen. Wir wissen ja bereits um die Filmauftritte seiner Villa in „Die Tote aus der Themse“, dem zweiten Lümmel-Film „Zum Teufel mit der Penne“ und anderen Spätsechziger- / Frühsiebziger-Produktionen. Das Gebäude ist aber von der Straße aus nicht einsehbar, da es weiter zurückgesetzt in Richtung Wannseeufer steht.
Widmen wir uns also drei weiteren Drehorten, von denen man wenigstens Teile erkennen kann. Noch am schwierigsten gestaltet sich das bei der Villa Mendel im nördlichen Teil der Straße. Das 1892 errichtete Gebäude stellte in „Die blaue Hand“ das Schloss Gentry dar. Blickwinkel wie im Film würden sich nur bei Betreten des Grundstücks ergeben, was sich in diesem Fall für Drehort-Paparazzi schwierig gestaltet. Daher hier nur ein Pseudo-Vergleich, wobei der große Gewölbebogen des Eingangsportals und die dreigeteilte große Fensterpartie rechts daneben gut wiederzuerkennen sind:
Ein paar Meter gen Bahnhof Wannsee zurück – just neben dem Wendlandt-Grundstück – findet sich eine Lücke in der Bebauung. Ein reines Gartengrundstück ermöglicht es Passanten, bis zum Wannsee zu blicken. Dass kein Haus den Blick verstellt, dafür sorgte ein Sprengkommando anno 1964. Am Sandwerder 29 ist nämlich die Adresse des Grundstücks der Abrissvilla aus „Der Hexer“, in der James W. Wesby fast von Maurice Messers Gehilfen in die Luft gesprengt wird. Mit den sich damit eröffnenden Lagebeziehungen dürfte auch klar sein, wie die Szene damals in den Film gekommen ist: 1. Wendlandt erfährt, dass auf einem Nachbargrundstück ein Abriss bevorsteht, 2. Schwatz mit Vohrer, 3. spontane Einbindung in den Film.
Am schönsten und eindrucksvollsten ein weiterer „Hexer“-Drehort, der unter den Berliner Drehortsuchern schon unter dem Spitznamen „Hexer“-Burg firmiert. Die burgartige Villa Ebeling aus den Jahren 1891/92 ist als das Gebäude mit dem Innenhof zu sehen, in dem sich Fuchsberger und Drache die Klinke in die Hand geben und Lange geheimnisvoll herumschleicht, während Hardy im Auto vor dem mit schmiedeeisernen Verzierungen beschlagenen Tor wartet. In Ermangelung der Gelegenheit, den Innenhof zu betreten, hier zwei charakteristische Bildvergleiche von außen. – Kurios: Der „Hexer“-Kenner wird sich an eine Einstellung erinnern, die einen Blick durch das Fenster des gegenüberliegenden, von Lowitz gemieteten Hauses hinunter in den Innenhof wirft. Das Haus gegenüber ist weder nah noch hoch genug, um so eine Perspektive zu ermöglichen. Hier kamen für eine kurze Einstellung ein Kamerakran und ein Kulissenfenster zum Einsatz!
lange nur stiller Leser hier im Forum, heute mal aktiv mit einer Frage zu den Drehorten in Berlin, bzw am Standrand Grunewald und Wannsee. Ich wollte demnächst dort mal wieder eine Wanderung unternehmen. Meist fahre ich mit dem Zug nach Potsdam und geh dann über die Glienicker Brücke in den Park Glienicke zum Schloß Glienicke, über die leider immer noch nicht restaurierte Teufelsbrücke vom schwarzen Abt hinunter zum Torbogen aus dem unheimlichen Mönch und dann die Straße weiter zur Pfaueninsel. Die Insel besuch ich ab und an in einer Extra-Tour. Zurück nach Berlin geht es dann meist über eine Wanderung zur Haltestelle Griebnitzsee.
Gibt es in der Gegend noch interessante andere Wallace Drehorte, die man dort zu Fuß erreichen kann? Ich kenne noch die kleine Töpferbrücke, den Tümpel der gleich ein Stück weiter liegt und den Jägerhof. Außerdem den Klosterhof Glienicke, der aber auch immer noch nicht restauriert war, bei meinem letzten Besuch. Vielleicht hat ja jemand von euch noch einen Hinweis, was man dort als Wallace Fan noch betrachten kann. Unabhängig von Edgar Wallace ist übrigens der Park Babelsberg auch sehr schön zum Wandern. Das ist gegenüber vom Park Glienicke auf der Ostseite.
Schönen Dank für eure Hilfe.
Editiert von Gubanov am 25.08.2017, 16:10 Uhr - 7 Beiträge ab hier in passendes Thema verschoben
Vom Park Glienicke in Richtung Pfaueninsel kann man sehr gut einen Abstecher zur Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe machen. Dort wurden die Innenaufnahmen der Kirche in "Der Mönch mit der Peitsche gedreht".
Außerdem vermute ich, dass man in der Gegend auch den Kampf zwischen Tom und Giacco für "Die Tür mit den 7 Schlössern" gedreht hat.
Danke euch beiden. Das Wannseeforum und der Wilhelmplatz kannte ich noch nicht als Kulisse. Da werd ich mal nen Blick riskieren. Die Kirche St. Peter und Paul hatte ich schon mal besucht. Leider war sie da verschlossen und man kam nicht hinein. Ich vermute mal aus Angst vor Diebstahl.