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Dieses Thema hat 647 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.09.2018 14:45
#616 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der Kommissar: Ratten der Großstadt

Zitat von Der Kommissar: Ratten der Großstadt
In Theo Heinichens Kneipe bekommen Münchens schlimmste Alkis schon am frühen Vormittag ihre nötige Dosis. Zumindest solange, bis Heinichen eines Tages – erschlagen mit einer seiner profitablen Flaschen – tot hinterm Tresen liegt. Die Tochter sagt aus, man solle sich doch einmal den Tagelöhner „Mozart“ genauer anschauen. Dieser, der sich einer Gruppe anderer Stadtstreicher angeschlossen hat, will von nichts wissen. Doch indem sie Walter als angeblichen Ex-Knacki in die Clique einschleusen, finden die Ermittler Hinweise darauf, dass Mozart doch nicht so unbeteiligt gewesen sein könnte. Oder ist das nur ein geschicktes Täuschungsmanöver?


Die Besprechung enthält Spoiler.

Nicht nur hinterlässt dieser frühe „Kommissar“ einen der abgewracktesten Eindrücke aller Serienfolgen, auch beginnt die Spurensuche des Keller-Teams diesmal mit einem Indiz von unübertroffener kriminalistischer Brillanz. Der Wirt hat sich vor seinem Tod mit seinem potenziellen Mörder am Fenster unterhalten, was die Tochter belauschte. Der Wortlaut der Szene, in der sie ihr Wissen der Kripo mitteilt, ist preisverdächtig:

Zitat von Ratten der Großstadt
Harry: „Ihr Vater hat das Fenster aufgemacht, heruntergesehen und hat sogar heruntergerufen.“ – Hanna: „‚Kannst du nicht warten, du Saufkopp?‘“ – Harry: „Sie weiß nicht, wen er damit gemeint haben könnte.“ – Keller: „Na, ‚Saufkopp‘, das ist doch schon etwas. – Harry: „Sie meint, da unten gibt es nur Saufköppe.“


Besagte Saufköppe werden in Gestalt der „Ratten“-Bande anschließend ausführlichst vorgestellt und ausstaffiert. Besetzt wurden sie mit einer illustren Bande bekannter TV-Gesichter, von denen Klaus Schwarzkopf und Horst Frank die größten Vorschusslorbeeren zukommen. Tatsächlich bleibt Schwarzkopf die gesamte Folge über aber sonderbar unbeteiligt und man fragt sich, warum Ringelmann seine Gage überhaupt bezahlte, wenn die Folge letztlich auch ohne ihn den gleichen Effekt gemacht hätte. Horst Frank dagegen trumpft mit diabolischer Präsenz auf und gibt den Anführer der Bande sehr effektiv. Manchmal jovial und manchmal hintergründig aufspielend, ist Franks „Bimbo“ Krass zugleich das Herrchen seines willenlosen Adjutanten „Mozart“ und auch besonders skeptisch, was Walter Graberts Undercover-Identität angeht. Gen Ende obliegt ihm die Aufgabe, beide Umstände subtil zusammenzubringen, indem er dem längst durchschauten Grabert Vertrauen vorgaukelt und ihm gleichzeitig den zurückgebliebenen „Mozart“ als Täter unter die Nase reibt. Beides geschieht auf eine wunderbar doppeldeutige Weise, die den Zuschauer lange im Unklaren lässt.

Der Twist, dass es eben nicht „Mozart“ war, der Heinichen erschlug, sondern dass außer ihm jede andere Ratte an der Tat beteiligt war, ist eine recht lahme Idee und erweckt den Eindruck, als wolle Reinecker ein Pauschalurteil über die asozialen Subjekte aussprechen, die er da in ihrer ganzen Abscheulichkeit erschaffen hat. Kaschiert wird dies durch die enorm spannende Zuspitzung im Finale, das wirklich Sorgen um Walter aufkommen lässt, der enttarnt und scheinbar hilflos am einsamen Isarufer der aggressiven, unberechenbaren Fünfergruppe gegenübersteht. Grädler inszeniert hier mit ordentlich Zug und scheut nicht vor roher Gewalt zurück, die übrigens auch dem trägen Anfang (Mord am Wirt) gut getan hätte.

Neben Frank erweist sich Gerd Baltus als profiliertester Tagedieb. Er spielt Manni Bender, einen Trinker im Endstadium, der alles dafür tun würde, ans nächste Getränk zu kommen. Keller gibt sich ihm gegenüber entsprechend menschlich und füttert ihn mit einem Wasserglas voller Cognac an, bevor er ihm die Aussage abnimmt (konsumiert das gleiche aber ebenfalls in beeindruckender Geschwindigkeit). Diese Szene ist typisch für „Ratten der Großstadt“ – eine Folge voller kurzweiliger Kuriositäten, die fast schon an das spätere Regie-Enfant terrible Zbynek Brynych denken lassen und die zugleich ungeschminkte Blicke auf eine dysfunktionale Gesellschaft werfen. Sie lassen den eher belanglosen Fall in den Hintergrund treten und geben den „Ratten“ sowie der Fake-Ratte Grabert die Gelegenheit, die dicken Maxen zu markieren.

Ein in jeder Hinsicht ungewöhnlicher Fall, der nach erster Angewöhnungszeit besser und besser wird. Vergnügen bereitet gerade seine unkonventionelle Art, doch auch geschickte Besetzungsentscheidungen sowie Theodor Grädlers typischer geschickter Umgang mit den Akteuren sprechen für „Ratten der Großstadt“. Man sollte nur tunlichst davon absehen, kriminalistische Ansprüche zu stellen oder gute Einsätze anderer Ermittler als Walter zu erwarten.

(3,5 von 5 Schnapsgläsern)


Der überzeugendste Ermittler: Inspektor Walter Grabert trägt als Spitzel, der möglichst unerkannt bleiben will, ein Unterhemd von der Polizeischule
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kommissar Herbert Keller (Erik Ode)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Erwin Klein (Elmar Wepper)

Besprechung 95: Episode 3 der TV-Kriminalserie, BRD 1969. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Herbert Reinecker. Auf der Seite des Gesetzes: Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz. Unter Verdacht: Horst Frank, Klaus Schwarzkopf, Fred Haltiner, Gerd Baltus, Werner Pochath, Hilde Volk, Ilona Grübel, Heini Göbel u.a. Erstsendung: 31. Januar 1969.

Chinesische Nelke Offline



Beiträge: 136

15.09.2018 14:57
#617 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Hallo Gubanov!
Ich freue mich jedes Mal, wenn Du eine neue Folge besprichst. Meistens sehe ich die einzelnen Aspekte ähnlich wenn Du, bei Abweichungen finde ich Deine Sicht der Dinge aber immer ausgesprochen interessant und denke das es vielen anderen Mitgliedern des Forums ähnlich geht.
Ich habe die Komplettbox immer griffbereit und habe mir gestern z.B. noch einmal Walter Ladengast als verrückten Leichenhallen-Beamten angesehen, eine Rolle die die Folge mindestens um 0,5 Punkte aufwertet.
Vielen Dank an Dich, ich bin auf jeden Fall schon auf die nächsten frühen Kommissar Rezensionen gespannt!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.09.2018 14:24
#618 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Vielen Dank für das nette Feedback, @Chinesische Nelke! Das lese ich natürlich gern und es freut mich, wenn meine Besprechungen dazu führen, dass die jeweiligen Folgen wieder angesehen werden.

Die übrigen zwei Reviews zu "Geldschrank" und "Regen" folgen am Montag und Dienstag; dann werde ich den "Kommissar" endlich abgehakt haben. Nicht im Sinne von "endlich kommt nichts mehr", sondern weil sich in die Besprechungsreihe, die dann genau fünfeinhalb Jahre gedauert haben wird, einige überlange Pausen eingeschlichen haben. Dennoch kann ich dem endgültigen Fazit schonmal vorwegnehmen: In den aller-, allermeisten Fällen haben die "Kommissar"-Sichtungen ordentlich Spaß gemacht und ich hoffe, das liest man aus den Berichten auch heraus.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

16.09.2018 14:52
#619 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #614
PS: Zu den ersten fünf Folgen „Der Kommissar“ gibt es im Blog von SoFiFe Berlin ausführliche Podcasts, in denen die altmodischen Krimis von zwei hippen Berliner Stadtpflanzen genüsslich auseinandergenommen werden. Man muss die Zeit investieren wollen, sich ihren Ulk anzuhören, aber es ist ziemlich unterhaltsam. Hier der Link zu „Ein Mädchen meldet sich nicht mehr“.


Hab da mal reingehört. Stellenweise wirklich amüsant (und bei weitem nicht so primitiv wie "Hörspielkammer"/"Hörspielmatrix"), aber auf Dauer wird es doch anstrengend, zumal ich den Eindruck habe, daß die beiden einen beachtlichen (und stetig steigenden) Pegel haben, unter dem die verständliche Aussprache deutlich leidet...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.09.2018 07:50
#620 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der Kommissar: Das Messer im Geldschrank

Zitat von Der Kommissar: Das Messer im Geldschrank
Den besten Ruf hat die Sherbini-Bar nicht gerade, aber eine erstochene Animierdame erregt selbst dort die Gemüter. Niemand kann sich erklären, wer Rosa, genannt Nina, ermordet haben und wohin das Messer verschwunden sein könnte. Sowohl der zwielichtige Betreiber Mirko Brandič als auch der Barpianist Benitz scheinen wertvolle Informationen zurückzuhalten. Harry und Kommissar Keller halten sich deshalb an die beste Freundin der Toten, Marion, die ebenfalls im Sherbini angestellt ist und trotz ihrer Trauer über Nina am nächsten Abend schon wieder Gäste beturtelt. Sie ist der Schlüssel zur Lösung, und auch die Tatwaffe taucht auf ungewöhnliche Weise im Laufe der Ermittlungen auf ...


Die Sherbini-Bar ist ein Musterbeispiel für elegante Vergnügungslokale, wie sie in späteren „Derrick“-Folgen zwar zuhauf zu finden, beim „Kommissar“, der lieber Morde in einfachen Gastwirtschaften und Studentenkneipen aufklärte, eher rar sind. In dieser Folge der Freitagabendserie hinterlassen die schwarzweiße Bar und die darin angehäuften deprimierten Charaktere beinah den Eindruck von Maigret-Krimis, denen es manchmal virtuos gelingt, die Fassade des erotischen Amüsierbetriebs mit ernüchternden Bildern davon beeinflusster Beziehungen zu kontrastieren. Nichts anderes tut auch „Das Messer im Geldschrank“, das vor allem für Marion Hinze Mitleid aufkommen lässt. Das für seinen Beruf nicht genügend abgebrühte Nachtgeschöpf darf zunächst gegenüber Harry auf stur schalten und dann später (in den erfahreneren Armen des Kommissars, der prompt seine Frau bzgl. seiner nächtlichen Ermittlungen anlügt) ihren Schutzpanzer eindrucksvoll öffnen.

Dem Frischling Harry soll zu Beginn der Episode Raum für eigenständige Ermittlungen gewährt werden, wozu man Robert und Walter mit einer unerklärlichen anderweitigen Tätigkeit von der Bildfläche fegte und den Kommissar fieberkrank im Bett liegen ließ. Nach seiner Weigerung, während des Unwetters in „Toter Herr im Regen“ Galoschen zu tragen, ist dies nun eine gerechte Strafe für den eigenwilligen Ermittler und stellt eines der wenigen episodenübergreifenden Handlungskonstrukte der Reihe dar. Die Erkrankung hält ihn allerdings nicht davon ab, sich anfänglich per Telefon und später in persona in Harrys Ermittlungen einzumischen und ihm Ratschläge zu geben, weil sie sonst zu wenig führen würden. Die Leine ist für den Assistenten Klein also von Anfang an bewusst kurz gehalten, was sich auch in abschätzigen Kommentaren der anderen beiden Ermittler und darin niederschlägt, dass sich Harry sogar von der braven Helga belehren lassen muss.

Die Geschichte vom „Messer im Geldschrank“ wird in angemessenem Tempo erzählt und da der Whodunit über eine recht hohe Qualität verfügt, lohnt es sich, die Details bis zum Ende mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Wolfgang Beckers Regie wirkt noch nicht ganz so ausgereift wie bei späteren Serienfolgen, setzt aber bereits einige dominante Akzente, die diesmal weniger musikalischer als vielmehr bildgestalterischer Natur sind. Das Lichtspiel im Lokal ist atmosphärisch und wurde mit großem Bedacht in Szene gesetzt, weil es sogar über inhaltliche Relevanz verfügt. Auch Momente wie der aus dem Dunkel tretende Benitz mit funkelnden Brillengläsern oder Marions und Kommissar Kellers Spaziergang durch eine menschenleere Parklandschaft im Morgengrauen tragen zum Rätsel- bzw. Gemütsfaktor der Episode bei. Als durchschnittlich erfolgreich muss man Beckers Schauspielführung einschätzen, denn einer der eigentlich interessantesten Verdächtigen (der schweigsame Bruder des Barbetreibers) bleibt in seiner Inszenierung völlig blass und austauschbar. Auch Wolfgang Völz kann sich nicht so recht in seine Rolle einleben, die nach einer schmierigeren, weniger kumpelhaften Interpretation verlangt hätte, als sie der gutmütige Akteur hier ablieferte.

Die übrigen Schauspielerleistungen rangieren von gut bis exzellent. Ann Smyrner schafft es im Rahmen ihrer Möglichkeiten, der zentralen Rolle der Marion einen glaubwürdigen, wechselvollen Anstrich zu verpassen. Auch Lukas Ammann überzeugt in der Rolle des halbseidenen Geschäftsmanns ohne Einschränkungen. Dass man aus ihm einen Jugoslawen machte, ist in Anbetracht der Rollenzeichnung eine nicht unbedingt schmeichelhafte Angelegenheit. Den Vogel schießt aber Herbert Bötticher ab, der als tonlos sprechender, dauerhaft Sonnenbrille tragender und unfassbar mysteriöser Pianist dem Niveau deutscher Fernsehkrimis in jeder Szene direkt zu entwachsen scheint. Selbst beim Entenfüttern stiehlt er dem übrigen Cast die Schau und auch die letzte Szene beherrscht er mit unaufgeregter Präsenz.

Reinecker und Becker schufen eine effektive Mischung aus oldschool-Krimi und modernem Psychogramm, die vielleicht nicht zu den spektakulärsten oder erfindungsreichsten Episoden der Reihe gehört, aber sauber konstruiert und ansprechend umgesetzt ist. Man muss allerdings sagen, dass, obwohl diese Folge zuerst gedreht wurde, „Toter Herr im Regen“ doch die bessere Wahl für den Ausstrahlungsstart war.

(4 von 5 Schnapsgläsern)


Der überzeugendste Ermittler: Kriminalhauptmeister Harry Klein, denn für ihn ist der Mordfall Sherbini-Bar die Feuertaufe
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kommissar Herbert Keller (Erik Ode)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Erwin Klein (Elmar Wepper)

Besprechung 96: Episode 2 der TV-Kriminalserie, BRD 1969. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Herbert Reinecker. Auf der Seite des Gesetzes: Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz, Rosemarie Fendel. Unter Verdacht: Ann Smyrner, Lukas Ammann, Wolfgang Völz, Herbert Bötticher, Michael Maien, Trude Breitschopf, Sadi Metzger u.a. Erstsendung: 17. Januar 1969.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.09.2018 17:25
#621 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der Kommissar: Toter Herr im Regen

Zitat von Der Kommissar: Toter Herr im Regen
Dem erschossenen Dr. Steiner weinen nur wenige Leute eine Träne nach. Der reiche, aber skrupellose Industrielle hat nicht nur seinen ebenso willensstarken Schwiegersohn Wolfgang gegen sich aufgebracht, sondern sich am Abend seines Todes auch mit seiner Freundin Marianne Rothe zerstritten. In Familie und Bekanntenkreis finden sich genug Motive für den Mord und selbst einen Drohanruf hatte der Mann zuvor erhalten. Kann sich Kommissar Keller trotz der Abneigungen der Zeugen gegen Dr. Steiner ein vollständiges Bild von den Tatumständen machen und aufklären, wer den Finger am Abzug hatte?


Weil es draußen in Strömen regnet und der respektable Dr. Steiner in einer äußerst unrespektablen Ecke Münchens im nassen Rinnstein liegt, weigert sich Kommissar Keller regelrecht, die häusliche Gemütlichkeit am späten Abend noch einmal zu verlassen, um sich am Tatort einzufinden. Als er es doch tut, weiß er vielleicht noch nicht, worauf er sich einlässt, denn als Hauptfigur einer Herbert-Reinecker-Serie wird er von nun an in 97 Fällen jedes einzelne Mal die Erfüllung der Dienstpflicht ganz oben anstellen, ohne nur noch einmal derlei Widerworte von sich geben zu dürfen. Schließlich erfüllt er als TV-Oberermittler des ZDF auch eine Vorbildfunktion – gerade in Fällen wie dem hier vorliegenden, in denen der Tote sein Ableben vielleicht nicht unbedingt verdient, ganz sicher aber seinem eigenen unrühmlichen Verhalten zuzuschreiben hat. Von den diversen Despoten, Lustgreisen oder Unrechtschaffenden der Serie grenzt sich Keller, der zeitweise durchaus ebenfalls provokant auftritt, vor allem mit seiner hintersinnigen Menschenkenntnis ab – ein nützliches Instrument, um in Verdächtige wie auf einem Röntgenbild hineinzuschauen und so gut wie immer mehr zu wissen als der ahnungslose Zuschauer. Hier betont er diese Empathie vor allem gegenüber dem aufmüpfigen Wolfgang Tillmann, der glaubt, der Polizei Stichworte geben zu müssen, damit diese in ihren Ermittlungen weiterkommt.

Ganz abgesehen davon, dass die Regenszenen dem Fall einen ungemein atmosphärischen Auftakt geben, wird der Zuschauer auch in den übrigen Details mit den für die übrigen 96 Fälle typischen Stimmungslagen vertraut gemacht. „Toter Herr im Regen“ ist unter diesem Blickwinkel gewissermaßen eine kleine Aneinanderreihung wiederkehrender Motive: Wir finden die zerstrittene Familie aus guten Kreisen, den besserwisserischen Studenten, den Moralapostel (in diesem Fall in weiblicher Ausprägung) und auch einen Ausflug ins Prostitutionsmilieu. Dr. Steiner verbindet alle diese Aspekte miteinander, obwohl er selbst dem Publikum höchstens in fragmenthaften Schilderungen vorgestellt wird. Als seine Leiche hat Regisseur Wolfgang Becker einen unkonventionellen Cameo-Auftritt; einen weiteren feiert die sogenannte Grünwalder Gereutvilla, die im „Kommissar“ auch in den Episoden „Dr. Meinhardts trauriges Ende“, „Messer im Rücken“, „Der Moormörder“, „Kellner Windeck“, „Das Ende eines Humoristen“, „Tod eines Hippiemädchens“, „Herr und Frau Brandes“ und „Domanns Mörder“ zu sehen und darüber hinaus aus diversen anderen Krimiserien ebenfalls bekannt ist.

Um den Mordfall in den Mittelpunkt zu rücken, beließ es Autor Reinecker bei recht simpel gezeichneten Figuren, deren Verhalten sich im Laufe der Spielhandlung nicht bedeutend ändert oder weiterentwickelt. Die Verhuschte, die Aufrichtige, die Entrückte, den Aufdringlichen, die Selbstsichere und den Versager spielen Becker, Witthauer, Barth, Grund, Wieck und Penkert in einer qualitativ soliden Ensembleleistung. Der Serienstart wurde nicht nur mit einer guten Besetzung versehen, sondern auch von der Presse ausführlich begleitet, wie „Kommissar“-Kenner Gerald Grote berichtet:

Zitat von Gerald Grote: Der Kommissar. Eine Serie und ihre Folgen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2010 (3. Auflage). S. 59ff
Hatte die Bild-Zeitung bereits am 2. Januar 1968 mit der superlativischen Überschrift „Jetzt kommt der deutsche Super-Kommissar“ das Interesse der Leser auf einen neuen Fernsehkrimi gelenkt, so begleitete sie die Entwicklung der Serie bis zur Erstsendung am 3. Januar 1969 mit wohlwollenden Artikeln. [... Im Anschluss an die Erstsendung waren d]ie Leserbriefe in den Fernsehzeitungen [...] voll des Lobes: Susanne Ch. aus Köln schrieb beispielsweise an „TV Hören + Sehen“ im Januar 1969: „Ich möchte das ZDF zu dieser neuen Kriminalserie beglückwünschen. Die erste Folge war wirklich spannend und gut durchdacht. Hoffentlich bleibt das so!“ Und Kai L. aus Offenbach meinte an gleicher Stelle: „Das ist endlich wieder einmal eine Serie nach meinem Geschmack.“


Den Zuschauermeinungen ist wenig hinzuzufügen.

Schüsse in düsterer Regennacht – für solch ein krimiwürdiges Ereignis muss man dank „Der Kommissar“ nicht gen Mordmutterland England blicken; auch die Bayernhauptstadt München eignet sich für einen ansprechendes Tötungsdelikt in gehobenen Kreisen. „Toter Herr im Regen“ verdeutlicht, wie nah der Kommissar und sein Ermittlerteam die Finger am Puls der Verdächtigen haben müssen, um ein Dickicht von Falschaussagen und Täuschungsmanövern zu durchdringen. Kritische Betrachter werden allerhöchstens das Mordmotiv „indiskutabel“ finden.

(4,5 von 5 Schnapsgläsern)


Der überzeugendste Ermittler: Kommissar Herbert Keller, obwohl er seine Frau für „lieb, aber dumm“ hält
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kommissar Herbert Keller (Erik Ode)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Inspektor Walter Grabert (Günther Schramm)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper)
||||| ||||| ||||| ||||| ||||| Kriminalhauptmeister Erwin Klein (Elmar Wepper)

Besprechung 97: Episode 1 der TV-Kriminalserie, BRD 1969. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Herbert Reinecker. Auf der Seite des Gesetzes: Erik Ode, Günter Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz, Rosemarie Fendel. Unter Verdacht: Alwy Becker, Charlotte Witthauer, Susanne Barth, Friedrich Karl Grund, Dorothea Wieck, Rainer Penkert, Ralph Persson, Ursula Grabley u.a. Erstsendung: 3. Januar 1969.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.09.2018 17:50
#622 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der Kommissar-Countdown: Zwischenwertung Box 1

Die frühen „Kommisar“-Folgen unterscheiden sich von ihren späteren Pendants vor allem in zweierlei Hinsicht: einerseits durch die erweiterte Ermittlergruppe, in der neben dem üblichen Männer-Vierergespann und Rehbein auch Helga Lauer und Franziska Keller die eine oder andere größere Rolle spielen. Andererseits liegt der Fokus gerade in der ersten Staffel des „Kommissars“ noch stärker auf klassischen Krimi-Konstruktionen, die weniger ins Psychodramatische oder Sozialkritische abgleiten. Dennoch merkt man der Serie von Anfang an den Mut an, auch einmal abwegige Pfade zu beschreiten, was sich in einigen Fällen bezahlt macht, in anderen eher abschreckend wirkt. Die vier Folgen von Zbynek Brynych finden sich zum Beispiel alle in dieser Kollektion, erreichen in meiner Wertung aber tendenziell eher Mittelfeldplätze. Gewohnt stark sind Becker- und Staudte-Inszenierungen; bei Theodor Grädler gibt es eine weite Streuung. Die Top-3-Folgen dieser Box spielen für meine Begriffe in Eisenbahn, Klassenzimmer und Hinterhaus. Viele richtig misslungene Folgen gibt es nicht, was Kollektion 1 einen ziemlich hohen Mittelwert beschert (3,79 Pkt. pro Episode, im Vergleich zu 3,52 Pkt. in Kollektion 2, 3,69 Pkt. in Kollektion 3 und dem knappen Sieger Kollektion 4 mit 3,80 Pkt.).

Im Detail ordne ich die Episoden dieses Sets wie folgt ein:

Platz 01 | ★★★★★ | Folge 08 | Der Tod fährt 1. Klasse (Becker)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 13 | Auf dem Stundenplan: Mord (Grädler)
Platz 03 | ★★★★★ | Folge 21 | ... wie die Wölfe (Staudte)

Platz 04 | ★★★★☆ | Folge 20 | Messer im Rücken (Staudte)
Platz 05 | ★★★★☆ | Folge 07 | Keiner hörte den Schuss (Becker)
Platz 06 | ★★★★☆ | Folge 10 | Schrei vor dem Fenster (Haugk)
Platz 07 | ★★★★☆ | Folge 01 | Toter Herr im Regen (Becker)
Platz 08 | ★★★★☆ | Folge 06 | Die Pistole im Park (Becker)

Platz 09 | ★★★★★ | Folge 19 | In letzter Minute (Becker)
Platz 10 | ★★★★★ | Folge 02 | Das Messer im Geldschrank (Becker)
Platz 11 | ★★★★★ | Folge 11 | Die Schrecklichen (Brynych)
Platz 12 | ★★★★★ | Folge 23 | Tödlicher Irrtum (Becker)
Platz 13 | ★★★★★ | Folge 05 | Ein Mädchen meldet sich nicht mehr (Grädler)

Platz 14 | ★★★☆★ | Folge 14 | Das Ungeheuer (Haugk)
Platz 15 | ★★★☆★ | Folge 17 | Parkplatz-Hyänen (Brynych)
Platz 16 | ★★★☆★ | Folge 04 | Die Tote im Dornbusch (Tressler)
Platz 17 | ★★★☆★ | Folge 24 | Eine Kugel für den Kommissar (Ode)
Platz 18 | ★★★☆★ | Folge 03 | Ratten der Großstadt (Grädler)

Platz 19 | ★★★★★ | Folge 18 | Dr. Meinhardts trauriges Ende (Verhoeven)
Platz 20 | ★★★★★ | Folge 16 | Tod einer Zeugin (Brynych)
Platz 21 | ★★★★★ | Folge 12 | Die Waggonspringer (Grädler)
Platz 22 | ★★★★★ | Folge 09 | Geld von toten Kassierern (Tressler)

Platz 23 | ★★☆★★ | Folge 22 | Tod eines Klavierspielers (Kehlmann)

Platz 24 | ★☆★★★ | Folge 15 | Der Papierblumenmörder (Brynych)

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.10.2018 00:00
#623 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten



Der aufmerksame Leser wird es bemerkt haben: Meine Rankings zu den einzelnen Boxen trugen nur die Überschrift „Zwischenwertung“. Hier nun also die „Endwertung“, in der ich versucht habe, alle 97 Folgen in einer Liste unterzubringen. Ist gar nicht so einfach, wenn man teilweise über fünf Jahre zurückdenken muss. Aber die Unterschiede bei Qualität oder Unterhaltungsfaktor sind ja teilweise doch recht beträchtlich.


Platz 01 | ★★★★★ | Folge 43 | Traum eines Wahnsinnigen (Becker)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 08 | Der Tod fährt 1. Klasse (Becker)
Platz 03 | ★★★★★ | Folge 29 | Der Moormörder (Becker)
Platz 04 | ★★★★★ | Folge 61 | Der Geigenspieler (Grädler)
Platz 05 | ★★★★★ | Folge 13 | Auf dem Stundenplan: Mord (Grädler)
Platz 06 | ★★★★★ | Folge 80 | Der Segelbootmord (Becker)
Platz 07 | ★★★★★ | Folge 74 | Mit den Augen eines Mörders (Grädler)
Platz 08 | ★★★★★ | Folge 52 | Das Ende eines Humoristen (Grädler)
Platz 09 | ★★★★★ | Folge 21 | ... wie die Wölfe (Staudte)
Platz 10 | ★★★★★ | Folge 88 | Die Kusine (Ashley)

Platz 11 | ★★★★★ | Folge 57 | Das Komplott (Staudte)
Platz 12 | ★★★★★ | Folge 34 | Der Tote von Zimmer 17 (Becker)
Platz 13 | ★★★★★ | Folge 63 | Sonderbare Vorfälle im Hause von Professor S. (Becker)
Platz 14 | ★★★★★ | Folge 96 | Der Held des Tages (Haugk)
Platz 15 | ★★★★★ | Folge 87 | Der Mord an Dr. Winter (Schaaf)
Platz 16 | ★★★★☆ | Folge 32 | Die Anhälterin (Staudte)
Platz 17 | ★★★★☆ | Folge 65 | Sommerpension (Goslar)
Platz 18 | ★★★★☆ | Folge 49 | Ein Amoklauf (Becker)
Platz 19 | ★★★★☆ | Folge 20 | Messer im Rücken (Staudte)
Platz 20 | ★★★★☆ | Folge 79 | Jähes Ende einer interessanten Beziehung (Grädler)

Platz 21 | ★★★★☆ | Folge 07 | Keiner hörte den Schuss (Becker)
Platz 22 | ★★★★☆ | Folge 67 | Tod eines Buchhändlers (Grädler)
Platz 23 | ★★★★☆ | Folge 10 | Schrei vor dem Fenster (Haugk)
Platz 24 | ★★★★☆ | Folge 97 | Tod im Transit (Grädler)
Platz 25 | ★★★★☆ | Folge 84 | Am Rande der Ereignisse (Grädler)
Platz 26 | ★★★★☆ | Folge 40 | Der Tod des Herrn Kurusch (Grädler)
Platz 27 | ★★★★☆ | Folge 70 | Die Nacht mit Lansky (Ode)
Platz 28 | ★★★★☆ | Folge 45 | Schwester Ignatia (Haugk)
Platz 29 | ★★★★☆ | Folge 01 | Toter Herr im Regen (Becker)
Platz 30 | ★★★★☆ | Folge 06 | Die Pistole im Park (Becker)

Platz 31 | ★★★★☆ | Folge 94 | Mord nach der Uhr (Weidenmann)
Platz 32 | ★★★★★ | Folge 54 | Blinde Spiele (Grädler)
Platz 33 | ★★★★★ | Folge 19 | In letzter Minute (Becker)
Platz 34 | ★★★★★ | Folge 86 | Ein Mord auf dem Lande (Grädler)
Platz 35 | ★★★★★ | Folge 02 | Das Messer im Geldschrank (Becker)
Platz 36 | ★★★★★ | Folge 68 | Domanns Mörder (Becker)
Platz 37 | ★★★★★ | Folge 26 | Die kleine Schubelik (Tressler)
Platz 38 | ★★★★★ | Folge 64 | Ein Mädchen nachts auf der Straße (Grädler)
Platz 39 | ★★★★★ | Folge 91 | Der Tod des Apothekers (Braun)
Platz 40 | ★★★★★ | Folge 42 | Ein rätselhafter Mord (Staudte)

Platz 41 | ★★★★★ | Folge 27 | Anonymer Anruf (Käutner)
Platz 42 | ★★★★★ | Folge 81 | Der Liebespaarmörder (Braun)
Platz 43 | ★★★★★ | Folge 39 | Als die Blumen Trauer trugen (Haugk)
Platz 44 | ★★★★★ | Folge 11 | Die Schrecklichen (Brynych)
Platz 45 | ★★★★★ | Folge 23 | Tödlicher Irrtum (Becker)
Platz 46 | ★★★★★ | Folge 59 | Der Tod von Karin W. (Grädler)
Platz 47 | ★★★★★ | Folge 55 | Rudek (Regnier)
Platz 48 | ★★★★★ | Folge 46 | Überlegungen eines Mörders (Haugk)
Platz 49 | ★★★★★ | Folge 05 | Ein Mädchen meldet sich nicht mehr (Grädler)
Platz 50 | ★★★☆★ | Folge 14 | Das Ungeheuer (Haugk)

Platz 51 | ★★★☆★ | Folge 35 | Lisa Bassenges Mörder (Staudte)
Platz 52 | ★★★☆★ | Folge 30 | Besuch bei Alberti (Staudte)
Platz 53 | ★★★☆★ | Folge 90 | Noch 10 Minuten zu leben (Grädler)
Platz 54 | ★★★☆★ | Folge 17 | Parkplatz-Hyänen (Brynych)
Platz 55 | ★★★☆★ | Folge 50 | Der Tennisplatz (Grädler)
Platz 56 | ★★★☆★ | Folge 60 | Die Nacht, in der Basseck starb (Staudte)
Platz 57 | ★★★☆★ | Folge 04 | Die Tote im Dornbusch (Tressler)
Platz 58 | ★★★☆★ | Folge 28 | Drei Tote reisen nach Wien (Haugk)
Platz 59 | ★★★☆★ | Folge 78 | Schwierigkeiten eines Außenseiters (Braun)
Platz 60 | ★★★☆★ | Folge 58 | Schwarzes Dreieck (Grädler)

Platz 61 | ★★★☆★ | Folge 76 | Sein letzter Coup (Ashley)
Platz 62 | ★★★☆★ | Folge 83 | Das goldene Pflaster (Becker)
Platz 63 | ★★★☆★ | Folge 41 | Kellner Windeck (Ode)
Platz 64 | ★★★☆★ | Folge 24 | Eine Kugel für den Kommissar (Ode)
Platz 65 | ★★★☆★ | Folge 93 | Ein Playboy segnet das Zeitliche (Becker)
Platz 66 | ★★★☆★ | Folge 03 | Ratten der Großstadt (Grädler)
Platz 67 | ★★★☆★ | Folge 95 | Eine Grenzüberschreitung (Braun)
Platz 68 | ★★★☆★ | Folge 66 | Herr und Frau Brandes (Lindtberg)
Platz 69 | ★★★★★ | Folge 44 | Die Tote im Park (Staudte)
Platz 70 | ★★★★★ | Folge 82 | Traumbilder (Ashley)

Platz 71 | ★★★★★ | Folge 18 | Dr. Meinhardts trauriges Ende (Verhoeven)
Platz 72 | ★★★★★ | Folge 16 | Tod einer Zeugin (Brynych)
Platz 73 | ★★★★★ | Folge 25 | Der Mord an Frau Klett (Haugk)
Platz 74 | ★★★★★ | Folge 12 | Die Waggonspringer (Grädler)
Platz 75 | ★★★★★ | Folge 62 | Ein Funken in der Kälte (Staudte)
Platz 76 | ★★★★★ | Folge 33 | Lagankes Verwandte (Becker)
Platz 77 | ★★★★★ | Folge 73 | Tod eines Landstreichers (Goslar)
Platz 78 | ★★★★★ | Folge 89 | Sturz aus großer Höhe (Braun)
Platz 79 | ★★★★★ | Folge 75 | Im Jagdhaus (Reinhardt)
Platz 80 | ★★★★★ | Folge 47 | Tod eines Schulmädchens (Grädler)

Platz 81 | ★★★★★ | Folge 92 | Fährt der Zug nach Italien? (Grädler)
Platz 82 | ★★★★★ | Folge 69 | Ein Anteil am Leben (Haupt)
Platz 83 | ★★★★★ | Folge 09 | Geld von toten Kassierern (Tressler)
Platz 84 | ★★★★★ | Folge 71 | Spur von kleinen Füßen (Grädler)
Platz 85 | ★★☆★★ | Folge 85 | Warum es ein Fehler war, Beckmann zu erschießen (Braun)
Platz 86 | ★★☆★★ | Folge 36 | Tod eines Ladenbesitzers (Staudte)
Platz 87 | ★★☆★★ | Folge 51 | Fluchtwege (Becker)
Platz 88 | ★★☆★★ | Folge 72 | Drei Brüder (Grädler)
Platz 89 | ★★☆★★ | Folge 22 | Tod eines Klavierspielers (Kehlmann)
Platz 90 | ★★☆★★ | Folge 48 | Toter gesucht (Grädler)

Platz 91 | ★★★★★ | Folge 53 | Mykonos (Goslar)
Platz 92 | ★★★★★ | Folge 38 | Grau-roter Morgen (Grädler)
Platz 93 | ★★★★★ | Folge 56 | Tod eines Hippiemädchens (Grädler)
Platz 94 | ★☆★★★ | Folge 77 | Ohne auf Wiedersehen zu sagen (Goslar)
Platz 95 | ★☆★★★ | Folge 31 | Ende eines Tanzvergnügens (Staudte)
Platz 96 | ★☆★★★ | Folge 15 | Der Papierblumenmörder (Brynych)
Platz 97 | ★★★★ | Folge 37 | Die andere Seite der Straße (Grädler)



Damit ergeben sich für die Regisseure, die an mindestens drei Episoden beteiligt waren, folgende Durchschnittspunktzahlen:

Platz 01 | 4,25 Punkte pro Folge | Wolfgang Becker (18 Folgen)
Platz 02 | 4,00 Punkte pro Folge | Dietrich Haugk (8 Folgen)
Platz 03 | 3,83 Punkte pro Folge | Helmuth Ashley (3 Folgen)
Platz 04 | 3,83 Punkte pro Folge | Erik Ode (3 Folgen)
Platz 05 | 3,65 Punkte pro Folge | Theodor Grädler (27 Folgen)
Platz 06 | 3,63 Punkte pro Folge | Wolfgang Staudte (12 Folgen)
Platz 07 | 3,50 Punkte pro Folge | Georg Tressler (3 Folgen)
Platz 08 | 3,42 Punkte pro Folge | Michael Braun (6 Folgen)
Platz 09 | 3,00 Punkte pro Folge | Zbynek Brynych (4 Folgen)
Platz 10 | 2,75 Punkte pro Folge | Jürgen Goslar (4 Folgen)

Am meisten überzeugen konnten mich Episoden von Wolfgang Becker und Theodor Grädler. Diese beiden Regisseure machen die Top-8 meines Rankings komplett unter sich aus. Auch Haugk war fast immer eine sichere Bank. Eintagsfliegen unter den „Kommisar“-Regisseuren dagegen waren Ulrich Haupt, Helmut Käutner, Michael Kehlmann, Leopold Lindtberg, Charles Regnier, Gottfried Reinhardt, Johannes Schaaf, Michael Verhoeven und Alfred Weidenmann.



Über alle Folgen hinweg hatte ich außerdem ein fortlaufendes Ranking der überzeugendsten Ermittler laufen. Verrechnet man die von jedem der regulären Hauptdarsteller erzielten Abstimmungen mit der Gesamtzahl der jeweiligen Auftritte, erhält man ein klares Bild davon, welche Ermittler mich über die gesamte „Kommissar“-Serie hinweg am meisten angesprochen haben. Das Resultat: Ich stimme ganz klar für die junge Generation – beide Kleins schneiden hervorragend ab, wobei Erwin sich prozentual deutlich absetzt. Die erfahreneren Herren folgen dann in dichtem Abstand zu Harry, wobei der Kommissar durch Dauerpräsenz oder Hartnäckigkeit punktet, Robert durch Korrektheit oder Strenge und Walter meist recht unauffällig bleibt.

Platz 01 | 09 von 27 Fällen (33 %) | Kriminalhauptmeister Erwin Klein (Elmar Wepper)
Platz 02 | 18 von 66 Fällen (27 %) | Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper)
Platz 03 | 25 von 97 Fällen (26 %) | Kommissar Herbert Keller (Erik Ode)
Platz 04 | 23 von 96 Fällen (24 %) | Inspektor Robert Heines (Reinhard Glemnitz)
Platz 05 | 22 von 94 Fällen (23 %) | Inspektor Walter Grabert (Günter Schramm)

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

06.01.2019 15:23
#624 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

3sat sei Dank, kann ich hier jetzt auch mal mitreden.

Zitat von Gubanov im Beitrag #523
Auch hier ziehe ich eine Parallele zur „Spinne“: Genau wie dort Dieter Eppler störte es mich kein bisschen, Frank gleich zu Beginn durch seine markante Stimme identifizieren zu können und dadurch auch einige seiner Verkleidungen zu durchschauen. Ein Verkleidungskünstler ist ein Plotpoint, der eben nur auf abstrakter Ebene funktionieren kann (dafür aber eine enorme Faszination auf mich auswirkt) und besser so wie hier und bei Weinert-Wilton in Szene gesetzt wird, als mit dem Einsatz unterschiedlicher Schauspieler dreist zu schummeln. – Wer genau aufpasst, bemerkt sogar: Der Abspann und die darauf basierenden Cast-Listen übersehen eine Frank-Rolle, nämlich die des Zimmerkellners Jakob in der Artistenpension, der Portier Jensen gegenüber angibt, schon zehn Jahre dort zu arbeiten.


Gerade die Rolle als Zimmerkellner Jakob ist es, die diese Kommissar-Folge für mich über die "Spinne" hebt. In der Spinne ist es tatsächlich immer Eppler in Maske, wenn man denkt, es ist Eppler in Maske. Hier tauchen aber Jakob und Jensen gleichzeitig auf und obschon man Frank erkennt, kann er nicht in beide Personen zugleich geschlüpft sein. Das hält das Rätselraten aufrecht, hinter welcher Rolle sich Kabisch nun wirklich verbirgt. Auch wenn es gegen Ende natürlich immer klarer wirf. Und es verdeutlicht sehr gut die Furcht der Tochter, hinter beinahe jeder anderen Person Kabisch zu sehen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

07.01.2019 22:20
#625 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Hilfe, ich bin im Kommissar-Fieber!

Ich habe zwar noch nicht alle Folgen der 3sat-Nächte durch (es leben die Mediatheken!), aber kann jetzt schon sagen, dass mir derzeit "Schrei vor dem Fenster" und "Drei Tote reisen nach Wien" als Gesamtpakete am Besten gefallen haben. "Traum eines Wahnsinnigen" punktet für mich "nur" auf schauspielerischer und inszenatorischer Ebene. Wenn ich einen Irrenhausinsassen sehen will, der seinen Arzt beeinflusst, greife ich lieber direkt zu Mabuse. Auch wenn Jürgens und Frank wie gesagt grandios aufspielen.

Zitat von Gubanov im Beitrag #570
Reineckereske (Un-)Gerechtigkeitsfantasie in Reinform, die mit einem zusätzlichen Twist am Ende überraschen soll.


In "Drei Tote reisen nach Wien" ist es gerade dieser Twist am Ende, der genau auf meiner Wellenlänge liegt. Hätte sich tatsächlich alles so abgespielt, wie man anfangs vermutet, hätte mich die Folge enttäuscht. Interessant auch, dass der Titel diesen Twist eigentlich schon vorweg nimmt. Wirklich überrascht haben mich allerdings die erschreckend schonungslos und blutig inszenierten Mordszenen. Das hätte ich so nicht erwartet. Und ich weiß nicht ob es an Borsche lag, an dem livrierten Diener oder an sonst etwas, aber stellenweise hat sich da bei mir auch echtes Wallace-Feeling eingestellt. Schade, dass Caninenberg nie in einem zu sehen war (im Zusammenspiel mit der dominanten Weissner drängt sich natürlich ein Vergleich mit den Codys auf).

Jan Offline




Beiträge: 1.753

07.01.2019 22:53
#626 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Ich habe tatsächlich auch die Gelegenheit ergriffen, anlässlich der 3Sat-Ausstrahlung die Episode "Schrei vor dem Fenster" einmal wieder zu sehen. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Episoden der Reihe hatte ich diese nach dem ersten Ansehen nie wieder in den Player geschoben. Furchterregend hatte ich das in Erinnerung, was Maria Schell hier, garniert durch ihren reichlich talentlosen Ehegatten Veit Relin, ablieferte. Im Kern ist es aufgrund der beiden angesprochenen Akteure schon bei einem ersten Erschaudern geblieben, jedoch konnte die Episode aufgrund ihrer geschickt konstruierten Geschichte bei mir erheblich mehr punkten als früher. Die Idee, den Kommissar bei einer Art Treibjagd zu begleiten, die er gewohnt behutsam und mit echter - Achtung, jetzt reineckert es! - wohliger Menschenwärme betreibt, ist sehenswert und hebt sich reichlich von den konservativer gestrickten Plots ab. Der Kommissar als talentierter Psychologe, Robert und Walter mit ihren stets nah am Reißen begriffenen Geduldsfäden, ein aufgebrachter Mob, der die schnelle Lösung des Problems sucht. Dietrich Haugk inszeniert seinen Hauptdarsteller Ode als eine Art Sehenden zwischen allerlei Blinden, vermeidet dabei aber fingerfertig, ihm eine Übermenschlichkeit anzuheften, die letztlich vielleicht nahegelegen hätte, jedoch unter dem Strich nur unglaubwürdig gewirkt hätte. Trotz der nervraubenden Diva mit Anhängsel fällt die Episode durch Haugks gekonnte Inszenierung der Polizeiarbeit letztlich dann doch in die Kategorie "Sehenswert". Zudem war Herbert Reinecker offenbar in Schreiblaune und schuf einige wirklich gelungene Dialoge. So fragt der ungelenke Veit Relin dann irgendwann allen Ernstes: "Herr Kommissar, brauchen Sie mich hier noch?", was den bereits über die Maßen angenervten Erik Ode zur aufgebrachten Replik verleitet: "SIE brauche ich überhaupt nicht!".

Wer also das jammernde Tränengesicht Maria Schell 60 Minuten lang zu ertragen vermag, der bekommt es hier tatsächlich mit einem recht unorthodoxen Fall zu tun, dessen Geschichte fesselt.

Gruß
Jan

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

07.01.2019 23:33
#627 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #625
Hilfe, ich bin im Kommissar-Fieber!

In "Drei Tote reisen nach Wien" .Und ich weiß nicht ob es an Borsche lag, an dem livrierten Diener oder an sonst etwas, aber stellenweise hat sich da bei mir auch echtes Wallace-Feeling eingestellt.
Nach Sichtung von bisher 2/3 der Kommissar Folgen, die ich mir früher nie ansah, weil mir diese zu Kammerspielartig waren, halte ich "Drei Tote reisen nach Wien" neben "Tod im Transit" wegen o.g. Hintergrund für die besten Folgen. Wenn es um Kammerspiele geht ziehe ich lieber die Durbridge-Verfilmungen vor.

Gruss
Havi17

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

08.01.2019 06:37
#628 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #626
So fragt der ungelenke Veit Relin dann irgendwann allen Ernstes: "Herr Kommissar, brauchen Sie mich hier noch?", was den bereits über die Maßen angenervten Erik Ode zur aufgebrachten Replik verleitet: "SIE brauche ich überhaupt nicht!".


Du glaubst gar nicht wie ich gelacht habe, als mein Gedanke an der Stelle genau mit dem Ausspruch des Kommissars überein traf.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

08.01.2019 21:07
#629 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Also zu "Eine Kugel für den Kommissar" fehlen mir gerade die Worte. Diese Folge ist eine Parodie, oder? Der Kommissar übercool, die Verbrecher dilettantisch, die Ehefrau komödiantisch, das Ende - wo man es noch einmal wirklich aufregend hätte machen können - kurz und schießwütig, die "Telefonhinweise" so deutlich, dass es mir schon fast weh tut. Was hat man sich denn dabei gedacht?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

08.01.2019 22:55
#630 RE: "Der Kommissar" (1969-1976), Kommentare zu den Folgen Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #629
Also zu "Eine Kugel für den Kommissar" fehlen mir gerade die Worte. Diese Folge ist eine Parodie, oder? Der Kommissar übercool, die Verbrecher dilettantisch, die Ehefrau komödiantisch, das Ende - wo man es noch einmal wirklich aufregend hätte machen können - kurz und schießwütig, die "Telefonhinweise" so deutlich, dass es mir schon fast weh tut. Was hat man sich denn dabei gedacht?

Ich finde die Episode überaus gelungen, und als Parodie habe ich sie nie wahrgenommen. Natürlich ist die Story einigermaßen weit hergeholt mit der ermittelnden Franziska inmitten der bösen Buben, und auch die Kneipe, "in der eine ganz bestimmte Musik gespielt wird", ist reichlich plakativ. Ansonsten aber gibt's hier viele tolle Darsteller und eine durchaus kurzweilige Inszenierung. Wie da einer nach dem anderen aus dem Team beim überversorgten und zunehmend angenervten Kommissar nachts auftaucht, um sich sein überspanntes Nervenkostüm beim tatsächlich (allerdings wie gewohnt) coolen Chef von der Seele zu reden, ist so pittoresk und heimelig, wie man es von "Familie Keller" erwarten darf. Der Plot des bedrohten Ermittlers birgt immer eine gewisse Märchenhaftigkeit, weil sowas in der Realität im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Geschichten wohl eher nicht (so) vorkommt. Das ist bei Derrick und Köster nicht viel anders gewesen.

Überhaupt hatte Erik Ode bei den drei von ihm selbst inszenierten Episoden ein ganz glückliches Händchen. Die Geschichten der drei Episoden sind ein wenig außergewöhnlicher als die konventioneller gestrickten Plots der Reihe. Ode gab sich dabei sichtlich Mühe, das Ermittlerteam beweglich und bisweilen auch etwas flappsig ins Bild zu setzen. Die drei Episoden von ihm haben dadurch recht guten "Drive", verfolgen vielleicht aber auch etwas weniger kriminalistischen Ehrgeiz. Ode war halt ein alter Hase auf dem Gebiet des Unterhaltungsfilms.

Gruß
Jan

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