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Dieses Thema hat 143 Antworten
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 Filmbewertungen
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Georg Offline




Beiträge: 3.263

05.05.2012 10:54
#91 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Wie ich sehe, wird dieser Film hier sehr kontrovers diskutiert. Ich würde ihn im Mittelfeld einreihen. Er hat lange nicht die inszenatorischen, bildgestalterischen und damit atmosphärischen Stärken der ersten beiden Reinl-Filme. Wie weiter oben erwähnt wurde, wirkt der Film recht "unbritisch", was ich ob der Locations auch so empfinde. Und die Verwebung der Geschichten Frauenmörder/ Postraub sehe ich auch nicht unbedingt als Vorteil. Einzeln wäre vielleicht etwas mehr daraus zu machen gewesen. Den Postraub habe ich allerdings in anderen Filmen (natürlich auch in den Gentlemen) besser gesehen. Positiv ist die Musik von Peter Thomas zu erwähnen. Insgesamt aber für mich einer der weniger spektakulären Filme der Reihe.

Der schwarze Abt Offline



Beiträge: 3.879

05.07.2013 16:27
#92 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zimmer 13




Dieser Edgar-Wallace-Film ist, wie es auch die anderen vier von Dr. Harald Reinl sind, ein mit sehr viel Tempo inszenierter Höhepunkt der Reihe. Drehbuchautor Will Tremper gelang es ausgezeichnet den großen Postraub mit einer unheimlichen Mordserie zu verknüpfen und das überaus faszinierende Motiv des Mörders sowie die besonders überraschende Auflösung - eine der überraschendsten, die mir je geboten wurde - bilden weitere enorme Pluspunkte.
Es wird immer wieder bemängelt, dass bei den Studioszenen keine besonders angenehme Atmosphäre aufkommt, was mich zuerst ebenfalls störte. Jedoch ist es möglich, dass man die Atmosphäre bei „Zimmer 13“ absichtlich so unangenehm machte, damit die ungeheure Tragik des Films - für mich neben „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ der tragischste Wallace überhaupt - hervorgehoben wird, das wäre dann äußerst lobenswert.
Was die Schauspieler anbelangt, so hat man sich wieder das Bestmögliche herausgesucht: Joachim Fuchsberger, Karin Dor und Hans Clarin spielen wie immer ausgesprochen gut. Siegfried Schürenberg kommt in einem seiner besten Auftritte als Sir John besonders gut zur Geltung; übrigens sehr lustig als Sergeant Horse sagt er dachte, »das alte Ekel hätten sie längst pensioniert«, weil man Sir John schon lange nicht mehr zu sehen bekam. Richard Häussler gibt einen guten Gangsterboss ab, obwohl ich Ernst Fritz Fürbringer im darauffolgenden Film noch ein wenig eindrucksvoller finde. Eddi Arent spielt hier zwar eine gute, aber auf keinen Fall seine beste Wallace-Rolle. In „Der schwarze Abt“, „Das indische Tuch“, „Der Zinker“ oder „Der grüne Bogenschütze“, um nur einige zu nennen, war er bedeutend lustiger. Und was Walter Rilla angeht so spielt dieser seine Rolle zwar glaubhaft, aber letztendlich doch nur solide und nicht sehr eindrucksvoll.
Die Musik gilt hier im Allgemeinen als durchschnittlich, was ich allerdings nicht so empfinde, obwohl ich eingestehen muss, dass es eine Titelmelodie ist, die man nicht zu Peter Thomas' ganz großen zählen kann und nicht allzu abwechslungsreich ist. Mir gefällt sie trotzdem, so wie auch fast alle anderen Thomas-Lieder.


„Zimmer 13“ ist mir eigentlich 5,0 Punkte wert, schafft es aber wegen diverser klitzekleiner Mängel nur auf 4,5 von 5,0 Punkten. Ein etwas ungewöhnlicher, dadurch aber umso interessanterer Wallace-Film, der allgemein gesehen im Schatten vieler anderer Schwarz-Weis-Filme steht - zu Unrecht!

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

08.12.2013 00:01
#93 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass auf dem Dachboden des Highlow-Clubs ein Requisit aus einem Wallace-Epigonen gelagert wird?

patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.06.2014 21:51
#94 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zimmer 13 ist ein Wallace, mit dem ich auch nach mehrfacher Sichtung nicht warm werde. Es ist Reinl`s einziger Wallace, der mir eigentlich nicht gefällt.Die,durch den grossen Überfall von 1963 motivierte, Postzug-Geschichte ist fade und ohne Höhepunkte inszeniert. Dem zweiten,wohl durch Hitchcock`s Psycho motivierten, Handlungsstrang mit den Rasiermessermorden fehlt jegliche Grusel-Atmosphäre. Es sieht so aus, als ob dieser irgendwie mit Gewalt in die Gangster-Geschichte eingebaut wurde und einfach nicht warm läuft.
Zimmer 13 bedient eindeutig das Gangsterfilm-Genre und nicht wirklich das Wallace-Genre.Da typische Gangster-Filme nicht wirklich mein Ding sind, kann ich diesem Streifen auch nicht viel abgewinnen. Er ist für mich einer der schwächsten SW-Wallace.Und das bei Reinl, dessen Beiträge ich sonst sehr schätze.
Die Schauspieler sind allesamt OK, vor allem Richard Häussler als Legge, aber das Drehbuch ist für meinen Geschmack einfach zu langweilig. Die Atmosphäre macht mir auch nichts her.

2 von 5 Punkten.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

30.06.2014 22:02
#95 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Für mich der vielleicht temporeichste Wallace überhaupt. Die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge, die eigentlich im Kern nichts miteinander zu tun haben und mehr zufällig zeitgleich ablaufen, ist absolut gelungen. Immer wieder werden kleine Andeutungen eingebaut und so gekonnt mit dem Tätertabu gespielt. Super!

Blacky und Karin Dor sind DAS Wallace Traumpaar und spielen hier ihre jeweils besten Rollen in Wallace und Co. Dazu kommen so brilliante Darsteller wie Richard Häusler als skrupelloser Gentleman Gangster, Walter Rilla als ständig besorgter Onkel mit schlechtem Gewissen und Siegfried "Sir John" Schürenberg in einer seiner größeren Rollen.

Dazu die tollen Außenaufnahmen in DK, die eine ganz andere Athmosphäre entwickeln als die späteren Berliner Wallace. Für mich klare 5 Punkte und einer der 5 besten Wallace überhaupt, wenn auch kein absolut typischer. Aber das ist das Salz in der Suppe, das der Serie nach 1965 komplett fehlte.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.06.2014 22:19
#96 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Ich hoffe unsere konträren Beurteilungen motivieren einige Leser zur (Neu)Entdeckung.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

30.06.2014 22:20
#97 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #95
Blacky und Karin Dor sind DAS Wallace Traumpaar und spielen hier ihre jeweils besten Rollen in Wallace und Co.


Mir gefällt Blacky im Abt ja noch besser. Da darf er mal etwas zwielichtiger sein. Aber für Karin Dor ist es innerhalb der Reihe sicher die facettenreichste Rolle.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

30.06.2014 22:22
#98 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Mich hat der Film bei einem kürzlichen Wiedersehen auch eher enttäuscht, vielleicht gerade weil die Sympathien und die Erwartungshaltung sehr hoch waren, denn aufgrund des ziemlich gewagten Endes und der etwas burschikos verstrickten Handlungsstränge hat der Film im Grunde einen dicken Stein im Brett bei mir.

Doch tatsächlich: die Landschaftsaufnahmen und Schauplätze sind zwar wohltuend und durchaus innerhalb der Reihe alleinstellend, doch richtig Atmosphäre wollte auch bei mir nicht aufkommen. Der Anfang ist für mich einer der schwächsten der ganzen Reihe, und ich gebe es zu, ich stehe ungeheuer auf Anfänge
Letzten Endes musste ich konstatieren, dass der Film in einem Maße wie sonst vielleicht nur der Gottlieb`sche Abt ungeheures Potential verschenkt, denn die Story hätte m. E. noch vielviel mehr hergegeben. Der Überfall selbst zum Beispiel wirkt auf mich etwas lieblos runtergedreht.
Letzten Endes bleibt der Film für mich aber aufgrund der zwar nur unvollständig evozierten, aber doch irgendwie latent vorhandenen *ganz anderen* Atmosphäre und der gewagten (aber leider leicht verhobenen) Story im Mittelfeld.
Mir wurde wieder mal deutlich, dass Reinl "nur" zwei Wallace-Filme geschaffen hat, die in meinen Augen makellos und für mich ohne Abstriche grandios sind, nämlich den Frosch und den Fälscher. Die anderen sind zwar nicht schlecht, aber in meinen Augen doch eher durchschnittlich...

patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.06.2014 22:35
#99 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zitat von Mr Keeney im Beitrag #98

Mir wurde wieder mal deutlich, dass Reinl "nur" zwei Wallace-Filme geschaffen hat, die in meinen Augen makellos und für mich ohne Abstriche grandios sind, nämlich den Frosch und den Fälscher. Die anderen sind zwar nicht schlecht, aber in meinen Augen doch eher durchschnittlich...


Frosch und Fälscher sind mit Sicherheit die sorgfältiger inszenierten Reinl-Wallace und damit qualitativ höherwertig. Trotzdem gefallen mir Bande und Mönch auch sehr gut, da ich ein unverbesserlicher Gothic-Fan bin. Die Charakterzeichnungen sind in letzteren zugegebenermaßen recht oberflächlich.Aber es hat wohl jeder von uns seine toten, äh, blinden Augen

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

08.07.2014 20:51
#100 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #97
Zitat von tilomagnet im Beitrag #95
Blacky und Karin Dor sind DAS Wallace Traumpaar und spielen hier ihre jeweils besten Rollen in Wallace und Co.


Mir gefällt Blacky im Abt ja noch besser. Da darf er mal etwas zwielichtiger sein. Aber für Karin Dor ist es innerhalb der Reihe sicher die facettenreichste Rolle.


Sehr schön und interessant diese unterschiedlichen Ansichten! Im ABT finde ich z.B. Blacky komplett fade und farblos, weil er weder den durch und durch heldenhaften Beschützer geben darf noch die im Ansatz vorhandenen dunkleren Seiten des Charakters wirklich vermitteln kann. Für mich - abgesehen vom HEXER - sein schwächster Auftritt in s/w.

Dagegen nimmt man ihm in ZIMMER 13 die ersten Zweifel in der Mitte des Films und dann die Erschütterung über das Drama um Denise am Ende wirklich ab. Sicherlich auch dank des besseren Buchs und natürlich einer viel zielstrebigeren Inszenierung. Gerade hier überzeugt der Film ohne das eigentlich obligatorische Happy End - und das bei Reinl, dem sonst immer die seichten Schlusszenen vorgeworfen werden!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.07.2014 00:06
#101 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

"Zimmer 13" belegt im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014 Platz 15 von 36. Der Film erhielt 75,30 % der möglichen Punkte. Das entspricht einer durchschnittlichen Filmwertung von 3,77 von 5 Punkten.

1. 4,1 Punkte p.P. = Platz 10 (+5) in der Kategorie Ermittler
2. 3,9 Punkte p.P. = Platz 13 (+2) in der Kategorie Verbrecher und Verbrechen
3. 3,8 Punkte p.P. = Platz 12 (+3) in der Kategorie Regie und Inszenierung
4. 3,6 Punkte p.P. = Platz 13 (+2) in der Kategorie Drehbuch und Logik
5. 3,9 Punkte p.P. = Platz 16 (–1) in der Kategorie Atmosphäre
6. 3,9 Punkte p.P. = Platz 08 (+7) in der Kategorie Musik
7. 3,3 Punkte p.P. = Platz 25 (–10) in der Kategorie Prätitelsequenz und Vorspann
8. 3,7 Punkte p.P. = Platz 18 (–3) in der Kategorie Wallace-Faktor
9. 3,6 Punkte p.P. = Platz 13 (+2) in der Kategorie freie Wertung

In der Vorrunde (Kampf um die Top-10) wurde "Zimmer 13" auf Platz 21 gewählt.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

01.10.2015 21:58
#102 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zimmer 13 erzählt kurzweilig den Überfall auf den Postzug und die Geschehnisse rund um den zwielichtigen Highlow Club. Die Rasiermessermorde, die nebenbei in die Handlung eingeflochten wurden, dienen in meinen Augen allerdings nur dazu noch ein Whodunit in dem Film unterzubringen. Dazu später mehr.

Auch dieser Streifen lebt von seinen Darstellern. Blacky gibt den pfiffigen Privatdetektiv Johnny Gray und weicht nicht nur aufgrund seines Berufes von seinem klassischen Rollenschema ab. Hier wird er mit einer tragischen Auflösung konfrontiert und ahnt diese bereits zu einem frühen Zeitpunkt. Dieses Wissen im Gepäck gibt seiner Rollen einen ungewohnten Anstrich und macht sie sehr speziell. Besonders der Schluss, in dem er wehmütig zum leeren Schloss der Marneys blickt, spricht Bände. Ein toller Auftritt von ihm.
An seiner Seite spielt Karin Dor und gibt einen, für ihre Verhältnisse, ebenfalls ungewöhnlichen Part. Ich würde es als ihren besten bezeichnen, wenn auch ein Happy-End ausbleibt, für das schönste Wallace-Paar.
Einen besonders guten Eindruck hinterlässt auch Richard Häussler, der den cleveren Gangsterboss mit einer wunderbar edlen Note versieht. Seine Dialoge sind klasse geschrieben und sein spöttischer Tonfall macht ihn zu einer eindrucksvollen Figur.
Walter Rilla und Hans Clarin sind mindestens genauso treffsicher besetzt, wie natürlich wieder Schürenberg als Sir John, der sich im Zimmer 13 mal wieder selbst übertrifft. Man sollte wirklich mal ein Best-Of-Video bei youtube erstellen, denn dieser Mann ist schlicht genial!
Die anderen Nebendarsteller, die sich hauptsächlich im Highlow Club herumtreiben, gefallen mir auch ganz gut.
Lediglich Eddi Arent sprengt einmal mehr den Rahmen. Früher hat er mir hier sehr gefallen, diesmal fand ich ihn deutlich übertrieben. Zwar kann ich nicht leugnen, dass die gemeinsamen Szenen mit Blacky nur so vor Freude und sympathie strahlen (die beiden haben wirklich eine Chemie gefunden, die wohl über ihr Arbeitsverhältnis hinausging - was man auch deutlich merkt), stört er mitunter doch sehr.

Obwohl also die Besetzung im Großen und Ganzen sehr gelungen ist und einige eindrucksvolle Darbietungen geboten werden, halte ich das Gesamtpaket leider doch nur für mittelmäßig.
In erster Linie liegt das daran, dass die Morde nicht nur ziemlich unspektakulär eingefangen worden, sondern auch ein wenig eingeschoben wirken. Das Drehbuch hat ganz klar den Fokus auf den Überfall gelegt und der Handlungsstrang mit den Morden wirkt manchmal deplaziert und ein wenig unausgegoren. Selbstverständlich weiß ich die überraschende "Auflösung" zu schätzen, sowie auch die Tragik, die, wie bereits angesprochen, bestimmten Charakteren eine sehr gute Leistung abfordert, aber ganz stimmig wurden die beiden Teile für meinen Geschmack nicht zusammengefügt. Das Wort Auflösung steht in Anführungszeichen, weil es in dem Sinne keine wirkliche Auflösung im edgarwallacetypischen Sinne ist. Was ich beim unheimlichen Mönch geschrieben habe, in Bezug auf den Versuch den Täter mehr mit Mitleid, als mit Abscheu zu betrachten, fühlt sich auch in Zimmer 13 so an. Und irgendwie gefällt mir das nicht so gut, vor allem im Kontext dieses ansonsten recht kurzweiligen Films. Vielleicht liegt es auch wirklich daran, dass ich die Morde für lahm inszeniert halte, dass sie für mich nahezu im Geschehen untergegangen sind.
Denn gut vereint und mit mehr Sorgfalt verknüpft, liefert das Drehbuch eigentlich die Vorlage für einen sehr spannenden Kriminalfilm.

Hingegen gefallen mir die Aufnahmen in Dänemark ausgesprochen gut und auch Schloss Vallø ist ein gut gewählter Drehorte. Reinl fängt das Geschehen mitunter recht melancholisch ein (diese langen Alleen, die "Weiten" der dänischen Felder, die immer ein Stück leer wirken) und setzt damit einen interessanten Kontrast zu dem flott inszenierten Überfall. Hier sieht man, dass Reinl durchaus die Fähigkeiten gehabt hat, einerseits den Überfall spannend zu erzählen und andererseits die Handlung mit der tragischen Geschichte rund um Denise Marney zu kontrastieren. Wie gesagt - leider sieht das im Endergebnis nicht ganz so gut aus.

Zur Musik ist nicht viel zu sagen. Das RAsiermesser-Thema ist klug eingesetzt, wenn auch sehr verräterisch, wie man bei mehrmaligem Betrachten des Films feststellen wird, aber insgesamt ist der Soundtrack nur mittelmäßig.

Gute 3 von 5 Punkten!

Vielleicht wandert der Film beim nächsten Mal wieder weiter nach oben...?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

02.10.2015 00:20
#103 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #94
Zimmer 13 ist ein Wallace, mit dem ich auch nach mehrfacher Sichtung nicht warm werde.

Dieser, wenngleich bereits etwas älteren, Einstellung kann ich mich nur immer wieder anschließen.

Ein extrem anbiederndes Produkt, fast schon eine Vergewaltigung des gtoßen Namen Wallace, der, zumindest in diesem Falle, bedauerlicherweise das Pech hatte, Landsmann genau des Landes gewesen zu sein, in dem auch der hier kolportierte Postraub stattfand, sodass es zu dieser unglücklichen Verquickung kommen konnte. Mehr Gemeinsamkeiten als die britische Insel lassen sich dann zwischen "Zimmer 13" und Edgar Wallace ja auch kaum noch ausmachen. Etikettenschwindel - ein beinahe noch schmeichelndes Kompliment. Horst Wendlandts filmischer Tiefschlag in die Magengrube, hier seinem Freund Will Tremper leichtfertig das Feld zu überlassen. Aus kaufmännischem Kalkül eventuell noch nachvollziehbar, sitzt "Zimmer 13" leider zwischen den Stühlen. Wie man den Postraub packend zeigt, konnten sich die Macher drei Jahre später bei Claus Peter Witt und John Olden im Fernsehen (!) angucken. Wie man einen Psychothriller macht, hätten sie bei den Engländern oder in Grenzen auch bei Hitchcock schon zuvor abgucken können. Anstatt dessen entwickelt Tremper seinen eigenen Stil. Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht fiel mir bei diesem Stil stets ein. Dazu gesellen sich unter'm Strich ein bisschen piefig-verklemmter Sex, eine verunglückte James-Bond-Q-Verballhornung in Form von Eddi Arent sowie eine Reihe nicht überzeugen wollender Darsteller, deren Riege die Frau des Regisseurs mit wehender Fahne anführt.

Und so zählt "Zimmer 13" set jeher zu meinen Flop-3 der s/w-Filme. Hier ziehe ich selbst den Bogenschützen noch vor.

Gruß
Jan

Nedwed Offline




Beiträge: 158

28.02.2016 23:12
#104 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

In der letzten Zeit sind mir besonders zwei Filme positiv aufgefallen. Die Co-Produktionen sind sowieso schwer einzuschätzen, aber bei diesen zwei Filmen handelt es sich um deutsche Produktionen. Der eine ist dieser hier (Zimmer 13) und über den anderen werde ich später berichten (Farbfilm, deutsch, keine Vohrerfilm, bleib nicht mehr so viel übrig). Diese zwei Filme sind für mich nahe bei den Klassikern.

Darsteller
Die Besetzung ist äusserst gelungen. Fuchsberger hat für mich seinen vielleicht besten Wallace-Auftritt, zusammen mit Karin Dor, die einfach unersersetzbar ist in der Rolle der Denise Marney. Sie überzeugt wie eigentlich immer.
Eddi Arent als Dr Higgins gefällt mir auch, da er hier nicht wie sonst Fuchsberger untergeben ist (im Frosch als Butler, in Augen, Abt und Tür als Assistent usw), sondern im Yard seine berechtigte Stellung hat und nicht wie sonst (z.B Augen) eher belächelt wird. Er trägt den Ermittlungen bei.
Siegfried Schürenberg hat sicherlich nicht seinen besten Auftritt, aber trotzdem nicht schlecht. Richard Häussler ist nicht schlecht, aber von den grösseren Nebenrollen die am wenigsten überzeugendste . Walter Rilla,und Hans Clarin halte ich für Idealbesetzungen, insbesondere Hans Clarin gefällt mir unglaublich gut.
Ansonsten fallen mir bei den kleineren Nebenrollen nichts negatives auf.
Insbesondere wegen Fuchsberger und Dor vergebe ich hier 5/5

Regie
Harald Reinl inzenierte diesen 15. Wallace-Film extrem temporeich. Bei letzmaligem Sehen kam bei mir kaum Langweile auf. Harald Reinl hielt das Tempo stets hoch. Einzig die Prätitelsequenz halte ich für unspektakulär, da gab es in der Serie deutlich bessere.
Ich betrachte aber auch den Schauplatz als äusserst ungünstigt.
Die Morde wurden dagegen gut inszeniert, brutal im Vergleich zu Vohrer, aber dies kannte man ja schon vom Frosch. Toll gemacht sind auch die Actionszenen gegen Schluss
Ich gebe wie mittlerweile bei allen Reinl-Wallace in dieser Kategorie 5/5

Drehbuch
Die Story um den Rasiermessermörder(in) gefällt mir sehr gut, sie wurde gut verstrickt mit dem Postzugraub. Ich verstehe die Kritik nicht, dass man die zwei Handlungsstränge miteinander verknüpt hat. Wenn man nur den Raub verfilmt hätte, wäre es wie beim Verrätertor herausgekommen, keine Überraschungen, kein Whodunit.
Gut finde ich, dass der Film etwas abweicht, aber trotzdem einige typische Wallace-Merkmale übrig geblieben sind, besonders gefällt mir die etwas düstere Stimmung, auch das es mal nicht ein Happy End gibt. Tolle Endszene, als Fuchsberger traurig zum Schloss zurückschaut.
Gut gefällt mir auch der Humor, der hier dosiert eingesetzt wurde.
Schade blieb es beim einzigen Drehbuch von Quentin Philips, denn dieses zumindest überzeugt auf ganzer Linie.
5/5

Kamera
Tolle Abwechslung die Aussenaufnahmen in Dänemark, sie geben dem Film eine ganz besondere Atmosphäre. Allgemein gefallen mir alle in Dänemark gedrehten Szenen in der Wallace-Serie (insbesondere auch im Kreis). Sie wirken viel düsterer als die Aufnahmen in London oder in Deutschland und das passt in diesen Film wunderbar. Allgemein wirkt nichts billig, aber dies war ja auch bei der langsam abfallenden Qualität der S/W-Filme fast nie ein Problem. Auch hier kam mit Quentin Philips Ernst W. Kalinke ein eher seltener eingesetzeter Kameramann zum Zuge, worüber ich jedoch sehr froh bin. Die meiner Meinung nach beste Farbfilm-Kamera stammt übrigens auch von Kalinke, nämlich bei der blauen Hand. Der einzige Farbfilm, der eine restlos überzeugende Kameraerbeit zu bieten hat.
Die Kameraarbeit von Zimmer 13 kommt zwar nicht ganz an Arbeiten wie von Zinker, Abt oder Augen heran, aber trotzdem vergebe ich für diese spezielle Atmosphäre knappe 5/5 Punkten

Musik
Die Musik ist nicht schlecht, einige tolle Musikstücke sind zu finden, z.B die beim Überfall im Waggon oder jedes mal wenn das Rasiermesser auftaucht. Das Maintheme ist leider wie auch nachert bei Gruft und Hexer nur durchschnittlich. So spontan hätte ich fast 4 von 5 Punkten gegeben, aber wenn ich mir überlege, was ich neben den Top (5-Punkte) Musiken sonst noch in den 4-Punkten habe (z.B Frosch, Gesicht, Gasthaus, Orchidee), dann sind 4/5 defintiv zu viel, also 3/5 Punkten

Fazit
Unglaublich temporeiche 90 Minuten werden uns von Harald Reinl beschert. Der Film weicht angenehm von der Vohrer-Welle ab, aber trotzdem nicht zu weit. Die Story ist sehr gelungen, vergleichweise brutal und düster inszeniert, der Humor wurde zum Glück zudem dosiert eingesetzt. Einzig die Musik ist nur durschnittlich. Die Aussenaufnahmen geben dem Film den letzten Schliff.
Trotzdem vergebe ich 5/5 Punkte, ja ich weiss ein bisschen heftig, da ich zuvor kein riesen Freund von diesem Streifen war. Daumen hoch für Zimmer 13, er verdrängt bei mir Im Banne aus den Top 10. Im Banne sah ich übrigens danach und im Vergleich zu der ernsten Stimmung hat mich Im Banne ein wenig gestört, allgemein stehen bei mir die SW-Filme wieder höher in meiner Gunst (zu Recht).

Ray Offline



Beiträge: 1.931

17.09.2016 23:08
#105 RE: RE:Bewertet: "Zimmer 13" (15) Zitat · Antworten

Zimmer 13 (BRD/F 1964)

Regie: Harald Reinl

Darsteller: Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Siegfried Schürenberg, Eddi Arent, Richard Häussler, Walter Rilla, Hans Clarin, Kai Fischer, Benno Hoffmann, Kurd Pieritz, Bruno W. Panthel, Erik Radolf u.a.



Fuchsberger, Dor, Schürenberg und Arent unter der Regie von Harald Reinl – formal alle Zutaten für einen Klassiker. Warum gehört er aber allgemein nicht dazu? Der Hauptgrund dürfte darin zu sehen sein, dass der Film als erster der Reihe mit einer FSK-18-Freigabe „bestraft“ wurde. Diese wiederum resultierte hauptsächlich aus dem psychologischen Motiv der Täterin. Die FSK-18-Freigabe führte dazu, dass der Film mit „Der unheimliche Mönch“ als letzte Rialto-Wallace-Filme erstmals an Weihnachten 1987 ausgestrahlt wurde, also gut 15-20 später als die meisten anderen Schwarzweiß-Filme. Insofern verzeichnete der Film weit weniger TV-Ausstrahlungen und wurde – zumindest auch – deswegen daran gehindert, einen Klassiker-Status zu erreichen. Der Grund für die hohe FSK-Freigabe dürfte gleichsam auch die andere Erklärung bilden, denn das gemeine Wallace-Publikum war und ist ein solch tragisches Ende schlichtweg nicht gewohnt und lehnt(e) es wohl z.T. auch ab. Demgegenüber ist jedoch zu konstatieren, dass der Film in mehrerer Hinsicht eine willkommene Abwechslung bietet. Karin Dor war schließlich die erste, die ihr Rollenklischee vollkommen auf den Kopf stellte (von Kinskis Auftritt in „Das Gasthaus an der Themse“ einmal abgesehen) und sich spätestens damit innerhalb des „Wallace-Kosmos“ unsterblich gemacht haben dürfte, auch wenn ihre Wandlung von der „Scream-Queen“ zur „Slasherin“ damals in der Fangemeinde eher verhaltene bis verärgerte Reaktionen zur Folge hatte und sie selber aus diesem Grunde die Rolle später ein wenig bereute.

Um die aufgezählten Akteure aus der ersten Reihe formierte die Produktion eine illustre Gruppe an unverbrauchten Gesichtern, die in der Serie bisher wenig bis gar nicht aufgetaucht waren. Diese in der Form ziemlich einmalige Mischung geht voll auf, wirkliche Enttäuschungen gibt es auf Seiten der Darsteller nicht zu verzeichnen. Joachim Fuchsberger agiert mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit und strahlt eine gewisse Lockerkeit aus. Vor allem die Chemie mit Eddi Arent ist sehr gut. Auf der anderen Seite meistert er auch die tragischen Momente mit Bravour. Dies kann man über die Produktion an sich nicht immer sagen. Kaum hat Fuchsberger die tragischen Umstände um das Tätermotiv erläutert, albern Arent und Schürenberg schon wieder drauf los. Dies erscheint ziemlich unpassend. Allerdings kriegt der Film wieder die Kurve und endet mit den vielleicht stimmigsten Schlussbildern überhaupt. Bei seinem erst dritten Auftritt als Sir John wird ersichtlich, welchen Stellenwert Schürenberg inzwischen genießt, ermittelt er doch erstmals höchstpersönlich. Dabei liefert er einige herrliche Momente („Dieser geniale Sergeant Horse hat die Spur verloren, dieses Pferd!“). Mit Walter Rilla und Richard Häussler konnte man außerdem mal wieder zwei „Grandseigneurs“ gewinnen. Rilla „natürlich“ wieder in einem Obhutsverhältnis zu Karin Dor stehend, strahlt einmal mehr jene einzigartige Würde aus, die seine Auftritte stets so sehenswert machen. Richard Häussler bekommt kurz vor seinem Tod nochmal eine echte Paraderolle auf den Leib geschrieben. Hans Clarin sieht man in einem im Vergleich zum „indischen Tuch“ völlig konträren Part, den sonst wohl Harry Wüstenhagen ausgefüllt hätte. Mit Abwesenheit glänzt – wie immer bei Reinl – Klaus Kinski. Reiner Zufall oder hatte der Regisseur Vorbehalte ihm gegenüber? (In den ersten beiden Filmen war Kinski ja noch nicht an Bord, aber bei den folgenden drei Filmen ist es schon sehr auffällig, weil zwischen ihnen Kinski so gut wie immer dabei war.)

Neben der objektiv überraschenden Auflösung gepaart mit fehlendem „Happy End“ und einem nachdenklich-glüblerischen Fuchsberger mit Blick auf Schloss Marley – einem Schluss, der ewig im Gedächtnis bleibt – ist der Film auch optisch reizvoll. Man drehte die Außenaufnahmen erstmals seit „Der rote Kreis“ wieder in Dänemark, wobei insbesondere das erhabene Schloss samt malerischer Umgebung in Erinnerung bleibt. Auch ansonsten wirkt der Film – nicht zuletzt durch die Szenen während des Überfalls – aufwendiger als sonst. Beispielhaft seien die Autofahrten ohne Rückprojektion genannt, welche damals nicht gerade gang und gäbe waren. Eine ganz hervorragende Idee war es zudem, im Vorspann Standbilder aus dem Film einzubauen. Dies stellt nicht nur eine Abwechslung zu den bunten Buchstaben dar, sondern weckt zudem die Neugier des Publikums. Aktuell wird dieses Stilmittel bei den letzten beiden „Mission: Impossible“-Filmen verwendet. Leider hielt man bei Wallace nicht lange daran fest. Kleine Dinge, die aber in der Summe zu dem sehr guten Gesamteindruck beitragen. Ähnlich wie in „Das Rätsel der roten Orchidee“ bediente man sich bei Elementen des Gangsterfilms, beließ es aber nicht dabei, sondern baute diese recht geschickt in eine über weite Strecken klassisch verlaufende Mordgeschichte ein. So entsteht ein ungemein reizvoller Hybrid, weil der Film vertraute Zutaten anbietet und dabei dennoch neue Wege geht. Den Film an „Psycho“ oder „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ zu messen, erscheint verfehlt, in Bezug auf ersteren, weil es ersichtlich nicht die Intention gewesen sein kann, einen Film in dessen Stil zu drehen, hinsichtlich der „Gentlemen“, da sich dort in einem TV-Mehrteiler die Handlung ausschließlich um den Postraub drehte. Die Musik von Peter Thomas dürfte die vielleicht bisher beste sein und zwar deswegen, weil nicht nur das Titelthema gelungen ist, sondern auch davon abgesehen das Geschehen stets sehr stimmig untermalt wird (z.B. Klänge, wenn das Messer eingeblendet wird).



„Zimmer 13“ verbindet Tragik, Spannung, Humor und Action zu einem erfrischenden und überzeugenden Gesamtprodukt. 5 von 5 Punkten.

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