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Dieses Thema hat 225 Antworten
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Andy79 Offline



Beiträge: 55

29.06.2014 23:27
#166 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Zitat von patrick ebner im Beitrag #162
.....Mit "unter der Gürtellinie" meinte ich, dass ich diesen Humor geschmacklos finde


Was ist an einem selbstfahrenden Servierwagen geschmacklos?
Oder besser gefragt: Womit assoziierst du das?

Unter "geschmacklosem Humor" verstehe ich ganz andere Kaliber.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

30.06.2014 07:26
#167 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Zitat von Andy79 im Beitrag #166
Zitat von patrick ebner im Beitrag #162
.....Mit "unter der Gürtellinie" meinte ich, dass ich diesen Humor geschmacklos finde


Was ist an einem selbstfahrenden Servierwagen geschmacklos?
Oder besser gefragt: Womit assoziierst du das?

Unter "geschmacklosem Humor" verstehe ich ganz andere Kaliber.





Vielleicht traf meine Wortwahl nicht genau das, was ich meinte. Die Bedeutung von "unter der Gürtellinie" ist bösartig, gemein (was ich natürlich nicht meinte) und eben auch geschmacklos, was ich nicht im Sinne von bösartig,sexistisch oder was auch immer meinte.

Für mich sind selbstfahrende, telekinetisch oder von Geisterhand bewegte, Servierwagen und Stühle in einem Wallace-Krimi einfach Fehl am Platz. Es ist ja schliesslich keine Zauberkomödie. Aber Egal. Die Szenen sind drin und das kann ich nicht ändern.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

30.06.2014 10:29
#168 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Typisch Vohrer eben.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

30.06.2014 12:24
#169 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Ich mag diese ironische Durchbrechung der Realität. Wirklich ernstnehmen kann man das Geschehen ohnehin nicht. Mich stört nur ein einziger Witz: Inspektor Fuchsberger am Telefon, der aber von Rainer Brandt gesprochen wird. Das ist dämlich. Da hätten sie den echten Fuchsberger auch sprechen lassen sollen.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

30.06.2014 13:21
#170 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #169
Ich mag diese ironische Durchbrechung der Realität. Wirklich ernstnehmen kann man das Geschehen ohnehin nicht. Mich stört nur ein einziger Witz: Inspektor Fuchsberger am Telefon, der aber von Rainer Brandt gesprochen wird. Das ist dämlich. Da hätten sie den echten Fuchsberger auch sprechen lassen sollen.


Das sehe ich ganz genauso. Auch in Bezug auf den Fuchsberger-Fauxpas!

Zumal diese Gags meines Erachtens eher sogar noch zu der Atmosphäre des Films beitragen, ja quasi in diesem etwas märchenhaften Paralleluniversum durchaus passend und förderlich wirken und nichts davon zerstören.
Man kann das Geschehen vielleicht objektiv nicht ganz ernst nehmen, aber es bleibt spannend und fesselnd, und in sich schon durchaus geerdet, gerade auch mit diesen selbstironischen Einsprengseln, die aber für mich niemals Persiflage oder Parodie sind. Dies ist sicherlich zwar nicht allein aber nicht zu knapp auch Eddie Arent zu verdanken, der eine ganz eigene Ausstrahlung in Bezug auf solche Dinge hatte.
Eine darstellerische Qualität und Würde, die beispielsweise den Wixxer-Filmen meiner Meinung nach abgeht (die aber natürlich auch in einer anderen Zeit eine andere Zielsetzung haben und somit als Vergleich hinken).

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.07.2014 00:06
#171 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

"Das indische Tuch" belegt im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014 Platz 8 von 36. Der Film erhielt 81,23 % der möglichen Punkte. Das entspricht einer durchschnittlichen Filmwertung von 4,06 von 5 Punkten.

1. 3,9 Punkte p.P. = Platz 17 (–9) in der Kategorie Ermittler
2. 4,1 Punkte p.P. = Platz 08 (~0) in der Kategorie Verbrecher und Verbrechen
3. 4,2 Punkte p.P. = Platz 08 (~0) in der Kategorie Regie und Inszenierung
4. 3,8 Punkte p.P. = Platz 08 (~0) in der Kategorie Drehbuch und Logik
5. 4,2 Punkte p.P. = Platz 11 (–3) in der Kategorie Atmosphäre
6. 4,3 Punkte p.P. = Platz 03 (+5) in der Kategorie Musik
7. 4,1 Punkte p.P. = Platz 05 (+3) in der Kategorie Prätitelsequenz und Vorspann
8. 4,1 Punkte p.P. = Platz 11 (–3) in der Kategorie Wallace-Faktor
9. 4,0 Punkte p.P. = Platz 09 (–1) in der Kategorie freie Wertung

In der Vorrunde (Kampf um die Top-10) wurde "Das indische Tuch" auf Platz 9 gewählt.

Andy79 Offline



Beiträge: 55

26.07.2014 14:57
#172 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Wenn ich mich nicht irre, habe ich den Ermittler etwas schlecher bewertet. Heinz Drache ist zwar großartig, aber sein Ermittler lag im ganzen Film nicht einmal richtig. Jeder neue Hauptverdächtige segnete bald das Zeitliche - bis zum Schluss. Nur einmal erwog er den wirklichen Täter als Verdächtigen - aber nur in einer Aufzählung zusammen mit Eddi Arents Rolle.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

31.10.2015 08:51
#173 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Nun ist auch der letzte Wallace über die Ziellinie gelaufen und es war mein allererster: das indische Tuch!

Jahrelang war dieser Film mein Lieblingsfilm der Serie und auch wenn er es noch heute ist, fällt es mir nun endlich leichter einzugestehen, dass es tatsächlich lediglich an seiner Bedeutung für mich liegt. Handwerklich, oder die Handlung bewertend, oder auch im Hinblick auf die Spannung, gibt es eindeutig bessere Beiträge, aber das Gefühl, was mich beim Sehen dieses Films hier überkommt, ist für mich trotzdem einzigartig.

Der Cast ist hier fast ähnlich prominent wie beim Hexer und macht seine Sache insgesamt sehr gut.
Heinz Drache versagt hier zwar als Ermittler und sorgt mit seinen haarsträubenden Falschannahmen fast schon für Mitleid, aber an Draches schauspielerischen Qualitäten rüttelt diese Tatsache trotzdem nicht. Er bleibt in seiner gelassenen Eleganz, wie eh und je.
Corny Collins bewegt sich als Wallacegirl im guten Mittelfeld, was auch für Eddi Arent gilt, der trotz einigen extrem gut platzierten Pointen nicht ganz an seine besten Auftritte herankommt.
Hingegen befindet sich Kinski auf seinem Zenith. Nach seinem Auftritt in den Narzissen, halte ich ihn im Tuch für am stärksten. Seine verbalen Duelle mit Mr. Tanner, der bösartig-gleichgültige Sarkasmus und die Zuckersucht werden eindrucksvoll von Kinski gespielt und mit Wolfgang Kieling aus dem "Banne" ist Mr. Ross für mich einer der besten Nebendarsteller.
Elisabeth Flickenschildt bereichert auch diesen Film und sorgt in der Szene ihres Ablebens für einen der einprägsamsten Morde der Serie. Toll eingefangen und toll von ihr gespielt, wie auch von Hans Clarin, der als irres Musikgenie mit den verrückten Augen alle Register zieht.
Alle anderen Mimen überzeugen in ihren Rollen, lediglich Hans Nielsen übertreibt etwas zu sehr.
Dennoch - das Miteinander dieser undurchsichtigen Verwandschaft macht einen großen Reiz des Filmes aus und es ist dem Ensemble zu danken, welches einen großen Beitrag zum Gelingen dieses Kammerspiels geleistet hat.

Ebenfalls großen Anteil daran hat die Musik. Die Klavierstücke von Chopin und Tschaikowski sind nicht nur wunderschön, sondern sie wurden auch eindrucksvoll in den Film geschnitten. Sie akzentuieren und sorgen für Spannung - hier wurde sehr gute Arbeit geleistet. Insgesamt halte ich die gesamte Musik für sehr gut ausgearbeitet und schön dem Film angepasst.

Was mir dieses Mal allerdings negativ auffiel, war der stets etwas statische Hintergrund. Während Vorher sonst Wert darauf legte, dass auch abseits des Fokus' etwas geschieht, vermisst man diese Qualität hier ein ums andere Mal. Obwohl die Handlung zügig vorangetrieben wird (leider hauptsächlich durch ein neues Opfer), geht doch etwas an Dynamik verloren, weil nichts drumherum geschieht. Zwar sind die Dialoge schön geschrieben und auch sehr gut umgesetzt, aber bisweilen wirken sie doch unbeweglich und gestellt.
Dafür sorgt natürlich auch, dass es nur einen Drehort gibt (welcher allerdings sehr schön gestaltet ist) und mit wiederkehrenden Einstellungen (Frühstück bspw.) gearbeitet wurde. Damit erhält die Spannung zwischenzeitlich einen Knick, weil die aufkommende Panik einerseits von der immergleichen Inszenierung, andererseits von dem (zu) humorvollen Umgang untergraben wird. Hier hätte ein echtes Psychospiel entstehen können, aber das Drehbuch geht andere Wege und hält das Ergebnis ziemlich seicht.

Ich denke ich würde dem Film 3 von 5 Punkten geben, aber ich ziehe trotzdem volle

5

weil ich dennoch das schönste Gefühl habe, wenn ich diesem Film mal wieder gesehen habe!

Jan Offline




Beiträge: 1.753

31.10.2015 11:28
#174 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

@Blinde Jack: Das ist eine sehr sympathische und ehrliche Bewertung, die letztlich ja eine mittlerweile auch hier im Forum vermehrt anzutreffende Theorie stützt, der zufolge es nicht immer die Filme als solche sein müssen, die hier und heute zu einer positiven oder zu einer negativen Bewertung führen. Vielmehr sind die Begleitumstände nicht zu vernachlässigen. Der erste Wallace-Film, der jeden einzelnen mehr oder minder zum Fan werden ließ, wird stets einen gewissen Bonus in der Bewertung abräumen, der für andere logischerweise nicht immer nachvollziehbar ist, denn die anderen waren ja nicht dabei, als eben dieser mit Bonus belegte Film den Bewertenden zum Fan werden ließ.

Gruß
Jan

athurmilton Offline



Beiträge: 1.083

31.10.2015 12:49
#175 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Nachdem das indische Tuch sich hier im Forum ja großer Beliebtheit erfreut, habe ich ihn mir extra nochmal angeschaut und sah leider mein Urteil bestätigt, dass es der ärgerlichste der schwarz-weiss-Wallace-Filme ist. Ein großartiges Ensemble, das weitgehend im Mittelmaß sich die Bälle lediglich gemächlich zurollt und ansonsten in starren Charakterskizzen verharrt, eine schlecht kopierte Geschichte von Agatha Christie, dümmlich-schmerzhafte Scherze ("Inspektor Fuchsberger", wackelnde Stühle, ...), bei denen man sich kopfschüttelnd weg drehen möchte, die "Kenn ich"-Karte ziehen will und die auch den Schauspielern kaum ein müdes Lächeln abringen können, viele, viele Elemente, bei denen ich unweigerlich denke "Hab ich schon viel besser in anderen Wallace-Filmen gesehen" (ok, teilweise erst in späteren), ein schleppendes Tempo und dann auch noch ein lahmer, völlig unbefriedigender Filmschluss, bis zu dem die letzte Luft aus dem Film bereits raus ist, und zu dem es ironisch gesehen passt, dass sich das Ensemble lieber hat umbringen lassen, als dabei anwesend zu sein. Im Nachhinein zusätzlich ärgerlich, dass ich nicht doch mal vorgespult habe.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

01.11.2015 10:12
#176 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Da ich Filme nach dem Ten-Little-Indians-Prinzip liebe, wo der große Unbekannte einen nach dem anderen in die ewigen Jagdgründe befördert (u. a. Geheimnis im blauen Schloss, Ein Unbekannter rechnet ab, Freitag der 13., Mindhunters etc.), gehört "Das indische Tuch" zu meinen persönlichen Favoriten, zumal es meine erste gesehene Wallace-Verfilmung im Dezember 1973 war, auch wenn damals nur die gekürzte Fassung im TV gezeigt wurde. Da es seinerzeit noch keine Videorecorder gab, hatte ich mir den Ton mittels Kassettenrecorder aufgenommen und so oft angehört, dass ich irgendwann fast die gesamte Handlung auswendig daherbeten konnte.

Der Film wartet mit einer hochkarätigen Besetzung auf, in der viele Protagonisten ihren Auftritt hatten, welche die EW-Filmreihe nachhaltig geprägt haben, wie Heinz Drache, Klaus Kinski, Eddi Arent und Siegfried Schürenberg, wobei es bei Letzterem nach meiner Erinnerung die einzige EW-Rolle war, die er NICHT überlebt hatte. Dass Kinski auch diesen Wallace nicht bis zum Schluss überstanden hat, überraschte in diesem Zusammenhang nicht wirklich. Drache spulte seinen Part als Anwalt Frank Tanner gewohnt souverän unter und versuchte darüber hinaus mit Corny Collins als Isla Harris mehr oder weniger erfolgreich anzubandeln, wobei er in der Szene mit der versteckten Falltür im Schrank einen kurzen, aber schönen Anblick von ihren Beinen genießen durfte.

Da meine geschätzten Vorredner schon alles Wesentliche zum Film ausgeführt haben, möchte ich an dieser Stelle noch kurz auf die Morde eingehen. Bis heute habe ich mich gefragt, wie widerstandlos sich die Opfer von einem solchen Hungerhaken abmurksen lassen konnten, insbesondere so gestandene Mannsbilder wie Sir Hockbridge, Mr. Tilling und Dr. Amersham. Natürlich machten die immer nach dem gleichen Schema ablaufenden Morde den Reiz dieses Films aus, aber trotzdem...

Am Ende sollte die "Inspektor Fuchsberger am Telefon-Nummer" wohl als besonderer Schluss-Gag in die Filmgeschichte eingehen, wurde aber zumindest für mich mit der alles andere als nach Fuchsberger klingenden Stimme von Rainer Brandt zum besseren Rohrkrepierer, den man sich besser geschenkt hätte. Möglicherweise ein Einfall von Regisseur Alfred Vohrer, der im Film ja auch als Nachrichtensprecher im Radio zu hören war und diesen gewohnt souverän inszeniert hatte.

Insofern vergebe ich 4/5 Punkten!

Gruß und schönen Sonntag
Klaus

"Henry Lightman, nochmal werd' ich Ihren Tee nicht trinken!"

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

01.11.2015 10:25
#177 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Der Ermittler Tanner souverän?

Nee, definitiv Widerspruch. In keinem anderen Wallace stellt sich der Held so dämlich an. Er verdächtigt so ziemlich jeden mindestens einmal während des Films, liefert Mr. Tilling dem Mörder aus und am Ende als nur noch die Lady und das irre Muttersöhnchen übrig bleiben, langt er nochmal daneben. Nie traf die Phrase "Fall klärt sich von allein" mehr zu als bei diesem Film!

Zum Film: Ein Schaulaufen von großartigen Darstellern, nette Dialoge, (teilweise!) nette Gags, hübsche Musik, aber summa summarum in Bezug auf Story und Inszenierung definitiv nichts Besonderes und kein Vergleich zu AUGEN, GASTHAUS, FROSCH, MÖNCH und Co!

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

01.11.2015 11:16
#178 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #177
Der Ermittler Tanner souverän?
Nee, definitiv Widerspruch.


"Drache spulte seinen Part als Anwalt Frank Tanner gewohnt souverän runter", sollte zum Ausdruck bringen, dass er die Rolle des nicht souveränen Ermittlers (da stimme ich Dir zu) souverän gespielt hatte.

Gruß
Klaus

"Henry Lightman, nochmal werd' ich Ihren Tee nicht trinken!"

Jan Offline




Beiträge: 1.753

02.11.2015 12:53
#179 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #177
Der Ermittler Tanner souverän?

Nee, definitiv Widerspruch.

Das ist aber ja auch entsprechend gewollt. Denn Mr. Tanner ist nun einmal Jurist und nicht bei der Polizei angestellt, darf demnach als Laie auftreten und Fehler machen. Ich empfand das nie als störend.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.930

16.09.2016 23:24
#180 RE: RE:Bewertet: "Das indische Tuch" (14) Zitat · Antworten

Das indische Tuch (BRD 1963)

Regie: Alfred Vohrer

Darsteller: Heinz Drache, Corny Collins, Hans Clarin, Elisabeth Flickenschildt, Eddi Arent, Klaus Kinski, Siegfried Schürenberg, Richard Häussler, Hans Nielsen, Gisela Uhlen, Alexander Engel, Ady Berber, Wilhelm Vorwerg



"Was sind denn das für Sachen?"


Der Bericht enthält Spoiler.


Nach einem Film Pause kehrt Alfred Vohrer auf den Regiestuhl zurück. Bereits in der Eröffnungssequenz gelingt es ihm, eine große Anzahl seiner typischen Stilmittel zu etablieren und damit einen großen Wiedererkennungswert zu erzeugen. Ein Paranorama-Bild zu Anfang, Zooms (Eddi Arent tritt ins Zimmer), "impossible shots" (Perspektive aus dem Inneren des Kamins während Lord Lebanon sich die Hände wärmt), heimtückische Tötung des ersten Opfers. Die Eingangssequenz ist verhältnismäßig lang - man vergleiche sie etwa mit der sehr kurzen aus dem "schwarzen Abt" -, führt aber besonders anschaulich in die Wallace-Welt ein. Es schließt sich an die beschwingte Musik von Peter Thomas - ein sehr guter Einstieg.

"Das indische Tuch" wird relativ oft für seinen Humor kritisiert - zu Unrecht, denn dieser wird vor allem durch Dialogwitz vermittelt, unnötige Slapstick-Einlagen sucht man weitgehend vergeblich. Um zum Eingangszitat zu kommen ("Was sind denn das für Sachen?"). Siegfried Schürenberg einen Satz im Film wiederholen zu lassen, ist ein Stilmittel, von dem in der Folge - dann natürlich in der Rolle des Sir John - noch häufiger Gebrauch gemacht werden sollte (z.B. "Das müssen Sie doch berücksichtigen in "Der Hexer".). Der Satz passt aber ebenso zu den Reaktionen, die durch die Schlussgags bei einigen Zuschauern hervorgerufen wird - Unverständnis. Insofern schließe ich mich denjenigen an, die sich lediglich an dem "Inspektor Fuchsberger"-Gag stören, denn der verpufft tatsächlich vollends. Wenn schon hätte man daraus ein echtes Zusammentreffen von Fuchsberger und Drache machen sollen, das es freilich in naher Zukunft noch geben sollte. Der Rest ist natürlich Geschmackssache, meines Erachtens wurde und wird einem in humoristischer Sicht in der Reihe weitaus Schlimmeres aufgetischt. Und dass Corny Collins zwar als einzige überlebt, aber dennoch nichts erbt (noch nicht einmal das Tuch, das geht an den getreuen Butler), ist (unfreiwillig) symptomatisch dafür, dass das Geschehen an ihr völlig vorbeigeht - kein Wunder, dass der Testierende sie vergessen hat.

Dass Collins blass bleibt, liegt an der erdrückenden Anzahl an hervorragenden Akteuren um sie herum, so dass man ihr gar keinen großen Vorwurf machen kann. Die Kritik an Draches Figur konnte ich nie nachvollziehen, insofern bin ich für Jans letzten Beitrag dankbar. Viele Zuseher scheinen Drache immer mit Ermittler gleichzusetzen und vergessen dabei, dass er hier eben "nur" Anwalt ist. Geschickt wurde hier natürlich mit den anno 1963 automatisch aufkommenden Assoziationen gespielt, die "Heinz Drache" und "Halstuchmörder" hervorrufen. Eine kleine Sensation in darstellerischer Hinsicht ist Hans Clarin, den man sonst oft als "Kasper" durch die Szenerie tölpeln ließ. Hier zeigt er sein Können in ganz bemerkenswerter Weise. Unvoreingenommen wäre eine Besetzung Klaus Kinskis für die Rolle des Edward naheliegender gewesen. Insoweit muss man den Verantwortlichen ein großes Kompliment für dieses "Wagnis" machen. Clarin sorgt für unvergessliche Momente, wenn er mit manischem Blick am Klavier sitzend vor sich hin spielt oder "sanft" seine Mutter erdrosselt. Nicht minder beeindruckend gerät einmal mehr die Darbietung Klaus Kinskis. Die Figur des Peter Ross dürfte die facettenreichste bisher sein. Er schwankt immer zwischen sympathisch und unsympathisch. Erst "sympathisch", weil die "nette" Familie ihn ausschließt, dann "unsympathisch", da er drogensüchtig zu sein scheint und ihm alle Mittel recht sind, um an seinen Erbteil zu kommen. Zum Schluss wieder (einigermaßen) rehabilitiert, da er doch nicht drogensüchtig ist. Ganz besonders gelungen sind jene Szenen, in denen er sich an der Figur Heinz Draches reibt. Der Schlagabtausch der beiden gehört zum besten, was der Film zu bieten hat ("Mr Tanner, sie unterschätzen mich. Ich pflege meine Morde stets selbst zu begehen."). Mit Elisabeth Flickenschildt verabschiedet sich eine ganz Große von der Edgar Wallace-Bühne. Sie interpretiert die Lady Lebanon entschlossen, aber auch verletzlich. Ein Schauer läuft einem über den Rücken, wenn sie im Flüsterton spricht und dabei noch das "r" rollt. Siegfried Schürenberg und Eddi Arent sorgen für den Humor. Arent steht die Rolle des spöttischen Butlers besser als viele seiner vorherigen. Nielsen, Uhlen und Häussler hat man schon besser gesehen, dennoch enttäuschen sie nicht. Ady Berber darf nach "Giacco" in "Die Tür mit den sieben Schlössern" nun "Chiko" spielen. Nun gut.

1963 war "Das indische Tuch" im Vergleich zu den vorherigen Filmen nicht sonderlich erfolgreich, heute hingegen genießt er einen Klassiker-Status, der sich freilich - zumindest auch - auf die TV-Ausstrahlungen zurückführen lässt. Davon abgesehen ist die Popularität gut nachvollziehbar. Der Film nimmt einen gewissen Sonderstatus ein. Es handelt sich um das erste und einzige reine Kammerspiel unter den Wallace-Filmen. Dadurch entsteht eine ungemeine Dichte, welche durch die unterdurchschnittliche Laufzeit und die zahlreichen Morde verstärkt wird. Der Film wirkt zudem in sich geschlossen. Relativ zu Anfang der wird der "vorletzte Wille" verlesen, am Ende der "letzte Wille". Auch die Mordszenen sind fast wie ein Ritual ausgestaltet, ähneln sie sich doch sehr: zuerst erscheint in aller Regel durch einen Spalt der Handschuh, der zu einer Faust geballt ist und das Tuch in sich verbirgt. Durch Loslassen kommt das Mordinstrument zum Vorschein. Die Perspektive wechselt in eine subjektive Kamera. Der Täter - und mit ihm der Zuschauer - nähert sich dem Opfer. Das Tuch wird schwungvoll gewickelt und damit schließlich das (mit Ausnahme von Lady Lebanon) arglose Opfer getötet. Untermalt werden die Taten von klassischer Musik. Ein weiteres Stilmittel Alfrd Vohrers, welches schon in "Die toten Augen von London" zum Einsatz kam. Das Drehbuch ist äußerst geschickt konstruiert. Der zum betreffenden Zeitpunkt Verdächtigte ist stets das neue Opfer, immer wieder zur Verwunderung des Zuschauers. Selten stand die Täterfrage dermaßen im Mittelpunkt wie hier.

Letztendlich ist "Das indische Tuch" aufgrund der genannten Stärken ein absolutes Highlight der Reihe und genießt seinen Status völlig zurecht.



Nach längerer Pause gibt es mal wieder gute Gründe, die volle Punktzahl zu vergeben. Ein abermals starker Cast wird diesmal durch ein geschicktes Drehbuch und eine Inszenierung mit hohem Wiedererkennungswert tatkräftig unterstützt. 5 von 5 Punkten.

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