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Dieses Thema hat 234 Antworten
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Savini Offline



Beiträge: 937

21.07.2021 18:31
#226 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Natürlich erwarte ich bei einem Krimi dieser Sorte und aus dieser Zeit kein realistisch dargestelltes Erwürgen; der in dieser Hinsicht viel heftigere "Würger von Schloss Blackmoor" fällt da sehr aus dem Rahmen.
Aber zumindest ein paar Sekunden mehr wären schon zu erwarten, wobei das Würgen natürlich nicht direkt zu sehen wäre (bei den anderen Opfern wurde es ja auch vermieden).

Blacky81 Offline



Beiträge: 59

23.06.2024 17:00
#227 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Ich weiß nicht ob es schon jemandem aufgefallen ist, aber die Titelmelodie vom „Indischen Tuch“ klingt von der Grundmelodie wie der Musiktitel der währen der heißen Fahrt von Pater Brown in Er kann‘s nicht lassen. Ist das Zufalll?

Blacky81 Offline



Beiträge: 59

23.06.2024 20:16
#228 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Hab grad gemerkt das ich mich geirrt hab

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

19.02.2025 13:34
#229 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Nach einer Enttäuschung ("Der schwarze Abt") folgte nun eine zumindest teilweise durchaus positive Überraschung. In meiner Jugend fiel der Film aufgrund seiner parodistischen Handlung gnadenlos bei mir durch. Da ich über die Europa- und Maritim-Hörspiele auf die Wallace-Filme stieß und "Das indische Tuch" als Folge 12 der Maritim-Reihe in die dritte, ernsteste Phase fiel, hatte ich völlig andere Erwartungen, die der Film mit tollem Cast, aber komplett freier Handlung und Fokus auf übernatürliche, bzw. unlogische Gags in dieser Beziehung deutlich enttäuschte.
Nun war ich vorbereitet und konnte beispielsweise den "Gespenster-Servierwagen" etwas einfacher ignorieren und andere Elemente wie Hans Clarins überzeugendes Spiel, Vohrers geglückte Inszenierung und Karl Löbs gekonnte Kameraarbeit mehr wertschätzen. Der Film langweilt nie, alle Figuren sind zwar recht schrille Karikaturen, werden aber von den Schauspielern wunderbar ausgestaltet und das Ganze ist von Beginn an so augenzwinkernd inszeniert, dass ich mir am Ende bei der Auflösung nicht mehr ganz so veräppelt vorkam, wie damals.
Das Drehbuch, wohl primär von Harald G. Petersson verfasst, dessen vierter Beitrag zur Reihe es bereits war, wich nun endgültig von den Romanen ab. Während "Die Tür mit den sieben Schlössern" noch die wesentliche Handlung des Romans beibehielt, "Das Gasthaus an der Themse" diese nur in Punkto "Hai" mitsamt Mordserie ausschmückte und "Der Zinker" zumindest noch eine handvoll Elemente aus dem Roman unterbrachte, sind hier nur wenige Namen und die Mordmethode aus dem Roman übrig geblieben. Ich persönlich finde es jammerschade, dass das Buch von Egon Eis (wohl das letzte, das er für die Reihe schrieb) komplett unberücksichtigt blieb. Geord Hurdalek schrieb wohl eine erste Drehbuchfassung (sein einziger Wallace-Beitrag, anschließend Jerry Cotton-Autor), diese war aber wohl kaum zu gebrauchen (so steht es bei Kramp), so dass Petersson eher kurzfristig einen neuen Stoff zusammenschrieb.
Das äußert sich deutlich darin, dass die Handlung in "Das indische Tuch" jegliche Logik außer Kraft setzt. Nicht nur, dass das Setting mit dem von der Außenwelt abgeschnittenen Schloss sehr bemüht herüberkommt, es ergibt keinerlei Sinn, dass man erst so spät auf puren Wahnsinn als Motiv kommt, weil die "Erbe dezimiert Konkurrenz"-These in derart plumper Ausführung wohl bereits eine Minute nach Eintreffen der Polizei aufgeklärt und der letzte Überlebende überführt wäre.
Ich habe früher einmal Vohrer Desinteresse an der Krimi-Handlung und zu großen Fokus auf parodistische Elemente, bzw. den Humor bei "Die Tür mit den sieben Schlössern" kritisiert, was ich nach der letzten Sichtung ein wenig zurücknehmen würde. Hier jedoch trifft es dann wirklich in hohem Maße zu. Vohrer hat wesentlich mehr Interesse an optischen wie akustischen Gags als an echter Spannung. Lady Lebanon vor den Augen des Zuschauers ihren Sohn überführen zu lassen und sie anschließend ein Geständnis ablegen zu lassen, ist dramaturgisch unsinnig. Man wollte hier wohl Elemente der Tragödie einbringen und unbedingt ihre Opferbereitschaft und den Tod durch Hand des eigenen Sohnes ausstellen. Das hat auch durchaus eine Wirkung, die den Zuschauer Anteil nehmen lässt. Aber rein kriminaldramaturgisch wäre die spannendere Variante natürlich gewesen, sie - indem Frank Tanner ihre sportlichen Erfolge in Form von Pokalen entdecken lässt - als Hauptverdächtige so in die Enge zu treiben, dass sie ein Geständnis abgibt und ihr anschließender Tod zumindest noch ein Fünkchen an Überraschung bietet. So läuft die Konfrontation mit ihren sportlichen Erfolgen durch Frank Tanner komplett ins Leere - der Zuschauer weiß zu diesem Zeitpunkt ja bereits mehr. Das ist wie gesagt gewollt, der Zuschauer soll stets mehr wissen als Frank Tanner und seine unzureichende Eignung als Ermittler somit als Running Gag fungieren, aber ich persönlich hätte mir - wenn schon so wenig Romantreue - dann doch etwas mehr überzeugende Krimi-Dramaturgie gewünscht.
Das Ende zeigt dann nicht nur einen fragwürdigen Schlussgag (wie Eddi Arents Auftauchen als Abt im Film zuvor oder einen so vielkritisierten wie den bei "Das siebente Opfer"), sondern derer drei. So gern ich Rainer Brandts Stimme auch höre, einen "Inspektor Fuchsberger" anrufen zu lassen ist bestenfalls "Möchtegern-Meta-witzig", die getöteten Familienmitglieder in Form von kippenden Stühlen auf Ansprach reagieren zu lassen deutlich zu albern (wie auch der selbstrollende Servierwagen) und die Vergabe des Erbes an den zu diesem Zeitpunkt bekanntermaßen seit 30 Jahren beerdigten Edgar Wallace ein Gag, auf den ich persönlich selbst in dem Stück eines Provinztheaters mit Fremdscham reagieren würde.
Da der Film zu keinem Zeitpunkt den Eindruck versprüht ein ernstzunehmender Krimi zu sein, trage ich es ihm nicht wirklich nach. Ich empfinde diese Genre-Verschiebung aber als unnötig und dass mit "Zimmer 13" quasi ein Extrem in die andere Richtung folgte, lässt mich vermuten, dass auch die Rialto, bzw. Constantin mit der Richtung nicht ganz zufrieden war.
Dieses Element der griechischen Tragödie mit der sich aufopfernden Mutter und ihrem Tod durch den eigenen Sohn steht auch nicht ganz für sich allein. Auch die Beziehung zwischen dem Ehepaar Tilling ist wunderbar ausgestaltet und unangenehm anzuschauen. Diese ernsten Elemente finden mit der löchrigen, etwas selbstzweckhaften Kriminalhandlung und den überbetonten humoristischen Elementen keine richtige Waage.
Nun aber zur Inszenierung:
Diese ist von Beginn an sehr artifiziell - so ist das Bild des Schlosses, das bei Seite gezogen wird um den Blick ins Schloss freizugeben bereits ein deutlicher Fingerzeig und Spiel mit der Tatsache, dass es im gesamten Film keine einzige Außenaufnahme geben wird. Nach dem wohl recht aufwändigen und teuren "Der Zinker" und "Der schwarze Abt" mit vielen Außenaufnahmen, "bestellte" man ein Kammerspiel, das komplett im Studio gedreht werden konnte. Vohrer löst dies hervorragend. Bei einem Kammerspiel nicht den Eindruck von abgefilmtem Theater aufkommen zu lassen und nicht ständig Situationen und Bilder zu wiederholen, ist eine der Königsklassen beim Film.
Das Szenenbild tut das nötige dazu - Speisesaal, Kerker, Kapelle, Dachboden, Sauna und die Zimmer der Gäste unterscheiden sich so markant, dass man sich am Schlosssetting nicht so schnell satt gesehen hat. Durch die Marotten und Berufe der Figuren gibt es ebenfalls Abwechslung genug, wie den Vogel im Zimmer von Sir Hockbridge, Peter Ross als bildenden Künstler oder den am Klavier vor sich hin träumenden Lord Lebanon jun.
Karl Löb hat die Bildgestaltung voll im Griff, im Gegensatz zu Richard Angsts Arbeit beim "Abt" ist beispielsweise sein Kaminfeuer ein großes Stück weit realistischer, indem es nicht als Hauptlichtquelle dient, sondern sein Flackern realistischerweis auf den Hintergrund wirft. Auch die Beleuchtung der im Sturm wogenden Büsche und Äste vor den Fenstern ist stets geglückt und kann zumindest ein ganz klein wenig das Studiosetting vergessen machen.
Tolle Schauspieler in der handwerklich sauberen und kurzweiligen Umsetzung einer leider schwachen Handlung. Einige tolle Regieeinfälle, während wiederum andere Regieentscheidungen (wie der Servierwagen) eher stören.
Ebenso wie "Der Zinker" und "Der schwarze Abt" absolut kein qualitatives Highlight der Reihe, aber ebenso wie diese beiden aufgrund des bekannten Titels, der Besetzung und Bedienung vieler Klischees wohl einer der meist wiederholten Wallace-Filme. Danach freue ich mich nun aber tatsächlich auf die Sichtung von weitaus ernsteren Filmen wie "Der Henker von London" und "Zimmer 13".

Savini Offline



Beiträge: 937

03.06.2025 15:08
#230 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Peinlicherweise ist mir dieser Beitrag bisher entgangen! Hier gilt es, einiges nachzuholen:

Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Nach einer Enttäuschung ("Der schwarze Abt") folgte nun eine zumindest teilweise durchaus positive Überraschung. In meiner Jugend fiel der Film aufgrund seiner parodistischen Handlung gnadenlos bei mir durch. Da ich über die Europa- und Maritim-Hörspiele auf die Wallace-Filme stieß und "Das indische Tuch" als Folge 12 der Maritim-Reihe in die dritte, ernsteste Phase fiel, hatte ich völlig andere Erwartungen, die der Film mit tollem Cast, aber komplett freier Handlung und Fokus auf übernatürliche, bzw. unlogische Gags in dieser Beziehung deutlich enttäuschte.
Nun war ich vorbereitet und konnte beispielsweise den "Gespenster-Servierwagen" etwas einfacher ignorieren und andere Elemente wie Hans Clarins überzeugendes Spiel, Vohrers geglückte Inszenierung und Karl Löbs gekonnte Kameraarbeit mehr wertschätzen. Der Film langweilt nie, alle Figuren sind zwar recht schrille Karikaturen, werden aber von den Schauspielern wunderbar ausgestaltet und das Ganze ist von Beginn an so augenzwinkernd inszeniert, dass ich mir am Ende bei der Auflösung nicht mehr ganz so veräppelt vorkam, wie damals.

Zum Vergleich wären hier zwei Besprechungen, die sich zwar in der Gesamtwertung unterscheiden, aber zumindest in Bezug auf die schauspielerischen Aspekte übereinstimmen:
https://www.ofdb.de/film/11332,72755,Das...he-Tuch/review/
http://web.archive.org/web/2004121723122...lm.de/dit1.html
Ein bisschen zwischen beiden steht Christos Tses, der lediglich die letzten zwei Minuten lächerlich findet und meint, zuvor sei der Film hervorragend gewesen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Das Drehbuch, wohl primär von Harald G. Petersson verfasst, dessen vierter Beitrag zur Reihe es bereits war, wich nun endgültig von den Romanen ab. Während "Die Tür mit den sieben Schlössern" noch die wesentliche Handlung des Romans beibehielt, "Das Gasthaus an der Themse" diese nur in Punkto "Hai" mitsamt Mordserie ausschmückte und "Der Zinker" zumindest noch eine handvoll Elemente aus dem Roman unterbrachte, sind hier nur wenige Namen und die Mordmethode aus dem Roman übrig geblieben. Ich persönlich finde es jammerschade, dass das Buch von Egon Eis (wohl das letzte, das er für die Reihe schrieb) komplett unberücksichtigt blieb. Geord Hurdalek schrieb wohl eine erste Drehbuchfassung (sein einziger Wallace-Beitrag, anschließend Jerry Cotton-Autor), diese war aber wohl kaum zu gebrauchen (so steht es bei Kramp), so dass Petersson eher kurzfristig einen neuen Stoff zusammenschrieb.

Man muss natürlich bedenken, dass Petersson bei der Überarbeitung der "Tür" offenbar noch einiges aus Wiedmanns Version beibehielt (relativ viele Handlungsabläufe und Figurenkonstellationen entsprechen dem Roman) und beim "Gasthaus" eine Überarbeitung ablieferte, die selbst noch einmal überarbeitet wurde. Erst beim "Zinker" zeichnete er allein verantwortlich und beim "Tuch" scheint er wirklich kaum etwas von Hurdalek übernommen zu haben (so dass es fast seltsam erscheint, dass dessen Name im Vorspann noch genannt wird.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Das äußert sich deutlich darin, dass die Handlung in "Das indische Tuch" jegliche Logik außer Kraft setzt. Nicht nur, dass das Setting mit dem von der Außenwelt abgeschnittenen Schloss sehr bemüht herüberkommt, es ergibt keinerlei Sinn, dass man erst so spät auf puren Wahnsinn als Motiv kommt, weil die "Erbe dezimiert Konkurrenz"-These in derart plumper Ausführung wohl bereits eine Minute nach Eintreffen der Polizei aufgeklärt und der letzte Überlebende überführt wäre.

Wer weiß, ob Edward sich nicht am Ende selbst umgebracht hätte, sobald niemand mehr übrig war, an dem er seine Mordlust hätte befriedigen können?
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Lady Lebanon vor den Augen des Zuschauers ihren Sohn überführen zu lassen und sie anschließend ein Geständnis ablegen zu lassen, ist dramaturgisch unsinnig. Man wollte hier wohl Elemente der Tragödie einbringen und unbedingt ihre Opferbereitschaft und den Tod durch Hand des eigenen Sohnes ausstellen. Das hat auch durchaus eine Wirkung, die den Zuschauer Anteil nehmen lässt. Aber rein kriminaldramaturgisch wäre die spannendere Variante natürlich gewesen, sie - indem Frank Tanner ihre sportlichen Erfolge in Form von Pokalen entdecken lässt - als Hauptverdächtige so in die Enge zu treiben, dass sie ein Geständnis abgibt und ihr anschließender Tod zumindest noch ein Fünkchen an Überraschung bietet. So läuft die Konfrontation mit ihren sportlichen Erfolgen durch Frank Tanner komplett ins Leere - der Zuschauer weiß zu diesem Zeitpunkt ja bereits mehr.

Die Sache mit dem Regal voller Pokale war wirklich unglücklich, da diese zuvor nicht prominent im Bild waren und eine Erwähnung zu einem früheren Zeitpunkt als falsche Spur nützlich gewesen wäre.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Das ist wie gesagt gewollt, der Zuschauer soll stets mehr wissen als Frank Tanner und seine unzureichende Eignung als Ermittler somit als Running Gag fungieren

Was ich mich bei der letzten Sichtung gefragt habe: Hatte man eventuell sogar damit gerechnet, dass manche Zuschauer Tanner ernsthaft verdächtigen und Lady Lebanons Anschuldigung für bare Münze nehmen könnten? Immerhin ist es auffällig, wie oft er mit absoluter Sicherheit jemanden verdächtigt; und Heinz Drache war ja nicht unbedingt auf Sympathieträger abonniert.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Das Ende zeigt dann nicht nur einen fragwürdigen Schlussgag (wie Eddi Arents Auftauchen als Abt im Film zuvor oder einen so vielkritisierten wie den bei "Das siebente Opfer"), sondern derer drei. So gern ich Rainer Brandts Stimme auch höre, einen "Inspektor Fuchsberger" anrufen zu lassen ist bestenfalls "Möchtegern-Meta-witzig", die getöteten Familienmitglieder in Form von kippenden Stühlen auf Ansprach reagieren zu lassen deutlich zu albern (wie auch der selbstrollende Servierwagen) und die Vergabe des Erbes an den zu diesem Zeitpunkt bekanntermaßen seit 30 Jahren beerdigten Edgar Wallace ein Gag, auf den ich persönlich selbst in dem Stück eines Provinztheaters mit Fremdscham reagieren würde.

Letzteres gilt aber vermutlich auch für die Anfangssequenz, in der Edgar Wallace sich am Telefon meldet?
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Da der Film zu keinem Zeitpunkt den Eindruck versprüht ein ernstzunehmender Krimi zu sein, trage ich es ihm nicht wirklich nach. Ich empfinde diese Genre-Verschiebung aber als unnötig und dass mit "Zimmer 13" quasi ein Extrem in die andere Richtung folgte, lässt mich vermuten, dass auch die Rialto, bzw. Constantin mit der Richtung nicht ganz zufrieden war.

Dagegen würde sprechen, dass man die etwas "ernsthaftere" Schiene (zumindest in Bezug auf die Auflösung) nach "Zimmer 13" nicht weiterfuhr, sondern zumindest bei den von Vohrer inszenierten Filmen der humoristische (oder alberne) Aspekt immer mehr zunahm; das "Tuch" dürfte auch der weitaus größere Erfolg beim Publikum gewesen sein.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Vohrer löst dies hervorragend. Bei einem Kammerspiel nicht den Eindruck von abgefilmtem Theater aufkommen zu lassen und nicht ständig Situationen und Bilder zu wiederholen, ist eine der Königsklassen beim Film.
Das Szenenbild tut das nötige dazu - Speisesaal, Kerker, Kapelle, Dachboden, Sauna und die Zimmer der Gäste unterscheiden sich so markant, dass man sich am Schlosssetting nicht so schnell satt gesehen hat.

Ich finde es auch interessant, dass der Film trotz allem nicht statisch oder langweilig wirkt. Die vielen unterschiedlichen Sets im Studio dürften aber auch recht viel Aufwand erfordert haben.
Daneben ist es interessant, dass der Film es schafft, seine Geschichte ohne inhaltliche Durchhänger zu erzählen, obwohl es nur einen Handlungsstrang gibt. Daneben gibt es nicht einmal wirkliche Identifikationsfiguren: Tanner ist aufgrund seiner Arroganz und seiner vielen Falschbeschuldigungen (die für ihn mit unveränderter Selbstsicherheit vorgetragen werden) kein wirklicher Sympathieträger, Bonwit steht zu sehr über den Dinge und Isla Harris bleibt extrem blass, zumal sie erst gegen Ende wirklich in Gefahr gerät. Edward Lebanon erscheint zwar nicht unsympathisch, aber man bekommt relativ bald den Eindruck, dass bei ihm etwas "nicht stimmt", auch ohne ihn für einen Mörder zu halten (sein häufig abwesender Blick). Interessant, wie Vohrer es trotzdem schafft, das Interesse beim Zuschauer aufrechtzuerhalten! Das zeugt von einem Gespür für Atmosphäre, Rhythmus und Spannung.
Gleich folgt noch ein weiterer Beitrag.

Savini Offline



Beiträge: 937

03.06.2025 15:46
#231 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

In einem anderen Forum kam man auch kurz auf diesen Film zu sprechen.
A meinte:
"Ohne Arents Eskapaden (der Teewagen, die Tauben, einige Sprüche) sowie alberne Einfälle wie den Anruf von Inspektor Brandt äh, Fuchsberger oder das endgültige Testament des Lords wäre dies einer der besten Filme der Reihe."
B fragte: "Ist er das nicht dennoch?", worauf C schrieb: "Nö, is ne Agatha Christie-Nummer für arme geworden, keine Wallace-Stimmung in Sicht."
D meinte: "Für mich gehört DAS INDISCHE TUCH zu den besten Wallace-Filmen.
Warum? Top Schauspieler wie Kinski, Flickenschildt, Drache, Schürenberg, Nielsen, Uhlen usw. dürfen sich so richtig austoben und spielen den Unsinn ganz ernsthaft durch. Daraus resultieren halt mehr amüsante Szenen als in den meisten anderen Wallace Filmen. (...) Und Alfred Vohrer inszeniert sehr souverän, nimmt den ganzen Spuk berechtigterweise aber kein bißchen ernst. Das hebt seine Filme generell positiv von denen der anderen Regisseure ab.
Ob die Handlung schlüssig ist, ist mir bei dieser Art von Filmen ziemlich wurscht ... Merke mir auch nie, wer der Mörder ist, und bin immer wieder neu überrascht. Ist doch auch egal, ob's der eine oder der andere ist, über sowas Nebensächliches würde ich mir nie Gedanken machen ..."
Von B kam dann noch: "Ich empfand DAS INDISCHE TUCH immer als einen der dichtesten Filme der
Reihe - dicht insofern, dass es hier keine verwirrenden Subplots gab, die meist gar nichts mit der Handlung zu tun hatten und wohl eher der Ablenkung dienten. Das Geschehen konzentriert hier einzig und allein auf seine Protagonisten in übersichtlicher Anzahl und seinen Schauplatz. Das finde ich sehr angenehm und lässt den Film innerhalb der Reihe schon herausragen."

Was den Bezug zu Agatha Christie angeht, so schreibt Joachim Kramp ja, dass man sich ein wenig an deren Stil orientieren wollte, speziell an einem bestimmten Roman bzw. dessen Theaterversion, dessen/deren ursprünglicher Titel nicht mehr genannt werden darf. Zu diesem Zeitpunkt gab es von diesem lediglich eine Verfilmung, und zwar "Das letzte Wochenende" von René Clair.
Dieser Film hat manches mit dem "Tuch" gemeinsam, speziell den humoristischen bis parodistischen Zug, der teilweise fast ins Alberne abgleitet und der dafür sorgt, dass der eigentlich makabre Stoff relativ "leicht" wirkt, da die Figuren kaum Panik zu verspüren scheinen. Beim "Tuch" nehmen wir man Peter Ross im letzten Drittel aus). Im "Wochenende" etwa verbarrikadiert sich an einer Stelle jemand angetrunken und meint, er würde nicht einmal dem Weihnachtsmann öffnen. Sogar eine Dialogstelle wird im "Tuch" aufgegriffen, als Bonwit wissen möchte, wie viele Personen sie bei der nächsten Mahlzeit sein werden.
Eine andere, wohl unbeabsichtigte Parallele zu Agatha Christie: Nachdem sie Anstoß daran nahm, dass Hercule Poirot oft auf der Bühne von zu großen und wuchtigen Schauspielern verkörpert wurde, strich sie ihn aus den Bühnenversionen einiger ihrer Romane. In "Tod auf dem Nil" etwa ermittelt jemand, der selbst zugleich zum Kreis der Verdächtigen gehört, so wie man es hier über Tanner sagen könnte.

Noch etwas zur Inszenierung: Für mich ist "Das indische Tuch" die Quintessenz der s/w-Filme von Alfred Vohrer. Durch den Verzicht auf Außenszenen fiel die bei Harald Reinl beliebte Action weg, durch den eher "unromantischen" Hauptdarsteller der "gefühlvolle" Aspekt. Dafür konnte sich die Regie hier auf die Schauspielführung konzentrieren, zusätzlich gab es noch einzelne humoristische Details, die für die Handlung nicht weiter nötig wären, etwa Hockbridges Papagei, die von Ross gezeichnete Karikatur, der in das Grammophon gesteckte Blumenstrauß oder das Skelett im Kellergewölbe.
Von Vorteil dürfte gewesen sein, dass Petersson ein Autor gewesen zu sein scheint, dessen eigener Humor dem Vohrers sehr ähnlich gewesen sein dürfte. An einigen Stellen verschmelzen Inszenierung, Spiel der Schauspieler und die Musik von Peter Thomas perfekt miteinander, etwa wenn Hockbridge an das Testament gelangen will, aus dem Zimmer flieht und der hereinkommende Tanner den Einbruch bemerkt oder wenn Bonwit den toten Ross unter der Gipsbüste entdeckt. Hier habe ich beim Hören der jeweiligen Musik sofort die dazu passenden Filmbilder vor Augen.
Petersson durfte hier seine Stärken und Schwächen voll eindringen: Einerseits seinen seltsamen Humor, aber andererseits eben auch sein Gespür dafür, Figuren geschliffene Dialoge in den Mund zu legen. Man denken hierbei an den Ehestreit der Tillings, die Auseinandersetzungen zwischen Lady Lebanon und Doktor Amersham und vor allem an die verbalen Duelle zwischen Tanner und Ross. Bei Letzteren ist es eine reizvolle Vorstellung, dass das Verhältnis zwischen Heinz Drache und Klaus Kinski auf dem Set vielleicht ähnlich ausgefallen sei könnte. Aber das wird man wohl nicht mehr herausfinden können.
Jedenfalls zeigte Vohrer hier insgesamt seinen typischen Stil, bevor dieser ab den beiden "Hexer"-Filmen und danach bei den meisten Farb-Wallace immer stärker ins Alberne und Trashige abglitt.
Unterstützt wurde er durch den zu seinem Stil besonders gut passenden Drehbuchautor, Komponisten und Hauptdarsteller.

P. S.: Ob die Popularität des damals enorm erfolgreich "Halstuch"-Mehrteilers ein weiterer Grund für die Rialto war, gerade diesen Stoff zu wählen?

Count Villain Online




Beiträge: 4.700

04.06.2025 09:06
#232 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #230
Zitat von Fabi88 im Beitrag #229
Lady Lebanon vor den Augen des Zuschauers ihren Sohn überführen zu lassen und sie anschließend ein Geständnis ablegen zu lassen, ist dramaturgisch unsinnig. Man wollte hier wohl Elemente der Tragödie einbringen und unbedingt ihre Opferbereitschaft und den Tod durch Hand des eigenen Sohnes ausstellen. Das hat auch durchaus eine Wirkung, die den Zuschauer Anteil nehmen lässt. Aber rein kriminaldramaturgisch wäre die spannendere Variante natürlich gewesen, sie - indem Frank Tanner ihre sportlichen Erfolge in Form von Pokalen entdecken lässt - als Hauptverdächtige so in die Enge zu treiben, dass sie ein Geständnis abgibt und ihr anschließender Tod zumindest noch ein Fünkchen an Überraschung bietet. So läuft die Konfrontation mit ihren sportlichen Erfolgen durch Frank Tanner komplett ins Leere - der Zuschauer weiß zu diesem Zeitpunkt ja bereits mehr.

Die Sache mit dem Regal voller Pokale war wirklich unglücklich, da diese zuvor nicht prominent im Bild waren und eine Erwähnung zu einem früheren Zeitpunkt als falsche Spur nützlich gewesen wäre.


Ich muss gestehen, ich habe nach Erstsichtung mehrere Jahre tatsächlich gedacht, Lady Lebanon war die Haupttäterin und Edward hätte nur all jene umgebracht, die Isla bedroht haben (Ross) und zwischen dem Heiratsplan standen (seine Mutter). Einfach weil die Überführungsszene von Lady Lebanon so überzeugend war.

Savini Offline



Beiträge: 937

04.06.2025 11:46
#233 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #232
Ich muss gestehen, ich habe nach Erstsichtung mehrere Jahre tatsächlich gedacht, Lady Lebanon war die Haupttäterin und Edward hätte nur all jene umgebracht, die Isla bedroht haben (Ross) und zwischen dem Heiratsplan standen (seine Mutter). Einfach weil die Überführungsszene von Lady Lebanon so überzeugend war.

Ohne die vorherige Szene, in der man erst das Tonband und dann Edward sieht, der die schwarzen Handschuhe auszieht und versteckt, würde man ihr Geständnis sicher leicht glauben - zumal sie zu Beginn (unmittelbar vor dem Mord an Reverend Hastings) verkündete, sie werde für ihren Sohn "kämpfen".

Count Villain Online




Beiträge: 4.700

04.06.2025 14:03
#234 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Schwarze Handschuhe können ja beide besitzen. Aber du hast schon Recht, das ist natürlich filmtechnisch die entlarvende Szene.

Savini Offline



Beiträge: 937

04.06.2025 14:14
#235 RE: Bewertet: "Das indische Tuch" (1963, 14) Zitat · Antworten

Vermutlich haben auch praktisch alle Forumsmitglieder bei der ersten Sichtung Peter Ross für einen tatsächlich Süchtigen gehalten; noch vor dem von Dr. Amersham süffisant vorgetragenen Verdacht?

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