DER GRAUSAME JOB - (PEAU D´ESPION) F/D/I (1967) - R: Edouard Molinaro - DE 19.1.1968 - FSK 16 - V: Nora Prod.: S.N.E. (Paris) - Eichberg-Film (München) - Franca (Rom) Darsteller: Louis Jourdan, Senta Berger, Bernard Blier, Edmond O´Brien, Maurice Garrel, Fabrizio Capucci, Blandine Ebinger, Gerhard Bormann, Gamil Ratib, Anna Gael, Paul Muller
Charles Beaulieu hat seine Erlebnisse als Offizier im Algerienkrieg als Buchautor erfolgreich vermarktet. Von dem Geld, das er damit verdiente, ist kaum noch etwas übrig. Da er auf großem Fuß lebt und ein Verhältnis mit der Frau seines Verlegers hat, steht er vor finanziellen Problemen. Deshalb lässt er sich von Major Rhome, einem Chef der französischen Spionageabwehr, zu einer gefährlichen Mission überreden. Er soll die geplante Flucht des Atomwissenschaftlers Henri Banck nach Peking verhindern.
"Dass Edouard Molinaro sein Regiehandwerk versteht, bestätigt auch dieser Film, der die Schönheiten Heidelbergs recht eindrucksvoll ins Bild bringt. Senta Berger bewegt sich reizvoll durch eine zwielichtige Rolle, Louis Jourdan darf bei der Charakterisierung eines verkrachten Exoffiziers die Chance zum Absprung wahren, Bernard Blier ist uns aus vielen Filmen zu sympathisch in Erinnerung, als dass man ihm den Mordstrategen so recht glauben kann." (Film-Echo)
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Die Letzten werden die Ersten sein BRD (1957) - R: Rolf Hansen - DE: 27.6.1957 - FSK 16 - V: Constantin Prod.: CCC-Film (Artur Brauner) Darsteller: O.E.Hasse, Maximilian Schell, Ulla Jacobsson, Adelheid Seeck, Brigitte Grothum, Peter Mosbacher, Bruno Hübner, Hans Quest, Willy Krüger
Dem Spätheimkehrer Lorenz Darrandt fällt es schwer, im Nachkriegsdeutschland Fuß zu fassen. Die langen Jahre in Kriegsgefangenschaft habe ihn zermürbt. Erst die Begegnung mit dem elternlosen Flüchtlingsmädchen Wanda gibt ihm wieder Hoffnung. Doch Wanda ist in die Prostitution abgerutscht und wird von ihrem Zuhälter drangsaliert und erniedrigt. Als Loren das mitbekommt, verliert er die Beherrschung. Im Affekt tötet er den Mann. Als er seinem älteren Bruder Ludwig, der ein erfolgreicher und angesehener Rechtsanwalt ist, gesteht, was er getan hat, befürchtet dieser insgeheim, dass die Sache seiner eigenen Karriere schaden könnte. Deshalb versucht er mit allen Mitteln zu verhindern, dass Lorenz im Gefängnis landet und fasst den perfiden Plan, die Tat einem Obdachlosen anzulasten, der als Verdächtiger ins Visier der Polizei geraten ist.
Das düstere Krimi-Melodram erlebte seine Uraufführung als deutscher Wettbewerbsbeitrag der Internationalen Filmfestspiele in Berlin 1957.
Kritik (1957): "Kostbar gemachte Kunstdruck-Illustrierte und deutsche Tiefsinnknotzelei" (Frankf. Allgemeine) "Gewissens-Schnulze" (Der Spiegel)
Besetzung (In Klammern die ersten Besetzungsvorschläge):
Ludwig Darrandt - O.E.Hasse (O.E.Hasse, Willy Birgel) Lorenz Darrandt - Maximilian Schell (Curd Jürgens, Bernhard Wicki, Ivan Desny) Wanda - Ulla Jacobsson ( Hildegard Knef, Naja Tiller, Eva Bartok, Marina Vlady)
MENSCHEN IM NETZ BRD 1959 - R: Franz Peter Wirth - DE: 23.7.1959 - FSK 16 - V: Bavaria Prod.: Filmaufbau, München - Drehbuch: Herbert Reinecker - Musik: Hans Martin Majewski Darsteller: Hansjörg Felmy, Johanna von Koczian, Hannes Messemer, Ingeborg Schöner, Rosel Schäfer, Hanns Lothar, Max Mairich, Olga von Togni, Paul Verhoeven, Gernot Duda, Willy Semmelrogge
Klaus Martens, der unschuldig in DDR-Haft saß, wurde vorzeitig entlassen und ist froh, wieder daheim bei seiner Frau Gitta in München zu sein. Gitta arbeitet für ein Schreib- und Übersetzungsbüro und erhält oft kurzfristig - auch spätabends - Aufträge, über die sie aber nicht spricht. Klaus findet das seltsam und drängt seine Frau, den Job zu kündigen. Er ahnt nicht, dass Gitta für einen östlichen Geheimdienst arbeitet. Weil man ihr die Freilassung ihres Mannes in Aussicht stellte, hatte sie sich darauf eingelassen. Als sie nun aussteigen will, wird sie zu einer Gefahr für ihre Auftraggeber.
"Mit "Menschen im Netz" wagte sich Franz Peter Wirth an ein Thema, das zu den heißen Eisen gezählt werden muss. Mit einer erstaunlichen Selbstsicherheit und mit einer im Filmschaffen nicht eben alltäglichen eisernen Konsequenz inszenierte der begabte Regisseur seinen Film, sorgsam darauf bedacht, den Boden der nüchternen Reportage nicht zu verlassen. Wer möchte ihm einen Vorwurf daraus machen, dass er sich trotzdem aller filmischen Adjektiva bedient, die geeignet sind, das Herz und die Nerven zu treffen. So geschieht es, dass das stetige, fast ruhige Voranschreiten der Handlung in einem seltsamen Gegensatz zur knisternden Spannung steht, dass das dunkel heranwogende Grundmotiv immer wieder von den gellenden Aufschreien vordergründiger Obertöne durchbrochen wird. Majewskis schwirrendes Gitarrenmotiv kann das durch seine dramaturgische Verwendung meisterhaft unterstützen. Wahrhaftig - dieser Film geht an die Nieren. Die schauspielerischen Leistungen zeugen nicht nur von Können, sondern auch von sicherer Führung. Kein Zweifel, das "Wunderkinder-Paar" Johanna von Koczian und Hansjörg Felmy wird mit diesem Film in der Gunst des Publikums erneut einige Stufen höher rangieren. Hannes Messemer liefert wiederum den Beweis für den hohen Rang, der ihm mittlerweile zukommt. Aber auch das übrige Ensemble ist von bestechender Lebensnähe und trägt wesentlich zur Faszination des Films bei. Außerdem ist er kongenial fotografiert und glänzend geschnitten. Solange wir solche Filme haben, braucht uns um die Zukunft des deutschen Films nicht bange zu sein und Franz Peter Wirth zeigt sich damit nach "..und nichts als die Wahrheit" und "Helden" als Fixstern."(Film-Echo)
Eine andere Meinung vertrat - wie üblich - die Spiegel-Kritik:
" Wirth stoppelte nach dem notdürftig aus Material einer Illustrierten getrimmten Drehbuch eine mühsame Groschen-Kolportage über west-östliches Agententreiben zusammen, die ausgesucht unglaubwürdig erscheint und allenfalls in der Musik von Hans Martin Majewski eigenwüchsige Töne findet. Das frühe Hinscheiden des großäugigen Publikumsschwarms Johanna v.Koczian ist die einzige Kühnheit, die Wirth sich erlaubt."(Der Spiegel)
DIE TOTENINSEL BRD 1955 - R: Viktor Tourjanski - DE: 23.8.1955 - FSK 12 - V: NF Prod.: Unicorn, München (Herbert O. Horn) Darsteller: Willy Birgel, Inge Egger, Folke Sundquist, Charles Regnier, Alexander Kerst, Paul Esser, Petra Peters, Joseph Offenbach, Robert Meyn, Michael Cramer, Hilde Körber, Ingrid Stenn
Von Amsterdam aus fährt das Schiff "Good Hope" einmal jährlich zur Südseeinsel Lampur. Sie beherbergt Menschen, die am Abgrund des Lebens stehen. Ausgestoßene, die an Lepra erkrankt sind und vom Rest der Menschheit ferngehalten werden sollen. Wenn das Schiff 5 Tage später wieder in See sticht, werden sich in dieser Zeit Dramen und Konflikte verschiedenster Art abgespielt haben.
Der Film entstand nach dem Erfolgsroman von Hans Ulrich Horster. Gedreht wurde an Schauplätzen in Jugoslawien, die Atelieraufnahmen entstanden in München-Geiselgasteig. Der russische Stummfilm-Regisseur Viktor Tourjanski hatte unter dem Hitler-Regime einige NS-Propaganda-Filme gedreht, was man ihm später vorwarf.
"Viktor Tourjanski bringt ein bewegendes Drama auf die Kinoleinwand. In "Die Toteninsel" wird an das Schicksal all derer erinnert, die unter der schrecklichen Krankheit Lepra leiden. Die Betroffenen werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen und auf abgeschiedenen Inseln isoliert." (Film-Reporter)
VON HAUT ZU HAUT BRD (1969) - R: Hans Schott-Schöbinger - DE: 23.1.1970 - FSK 18 - V: Alpha Prod.: Film-Börse, München - Gesamtleitung: Harald A. Hoeller Darsteller: Dagmar Lassander, Sophia Kammara, Barbara Zimmermann, Wolf Parr, Rudolf Forster, Christian Ghera, Andras Fricsay, Richard Bohne
Zwischen den eineiigen Zwillingsschwestern Nicki und Karen besteht ein enger telepathischer Kontakt. Obwohl Nicki mit ihrer Freundin Bonnie zusammen lebt und Karen kürzlich ihren Jerry geheiratet hat, erleben sie die sexuellen Erlebnisse des jeweils anderen Paares so intensiv wie ihre eigenen. Eines Tages hat Nicki eine seltsame Begegnung mit einem Unbekannten, der sie von nun an verfolgt.
Formal und inhaltlich soll sich dieser "Erotik-Krimi" von den sonstigen deutschen Filmen dieser Art positiv abheben. Er entstand im Herbst 1968 unter dem Arbeitstitel "Nicki und Karen" in Passau. Die Handlung spielt zwar in der (damaligen) Gegenwart, als Drehort suchte man allerdings nach einer mittelalterlichen Stadt, die an E.T.A. Hoffmann und Edgar Allan Poe erinnert. Man entschied sich für Passau, weil sich die Altstadt als ideale Kulisse erwies. Ein weiterer Drehort war Schloss Seehof am Starnberger See. Für Rudolf Forster, der einen sonderlichen Antiquitätenhändler spielt, war es der letzte Leinwandauftritt. Er starb Ende Oktober 1968. Nach kurzer Auswertung in den Kinos verschwand der Film, der u.a. auch in Italien und Frankreich gezeigt wurde, von der Bildfläche. Später erschien eine leicht gekürzte Video-Fassung.
"Erotik und Sex, Lust und Mord - raffiniert verbindet Regisseur Hans Schott-Schöbinger erotische Hochspannung mit der spannungsgeladenen Atmosphäre des Kriminalfilms. In seiner letzten Rolle: Rudolf Forster" (Verleih-Ankündigung)
"Zwillinge haben es manchmal in sich. Geheimnisvoll sind sie in ihrem Tun, ihrem Erleben miteinander verbunden. Auch hier lieben und leiden zwei flotte Mädchen stets gemeinsam. Während die eine in den Armen ihres Mannes sexuelle Freuden genießt, wird die andere von heftigem Liebesverlangen geschüttelt. Doch dann kommt die Angst. Beide sind von schrecklichen Ahnungen geplagt. Sie fühlen sich verfolgt - und sind es auch. Freundin bzw. Ehemann sehen hilflos zu. Das Ende naht mit Schrecken. Ein durchaus interessantes Thema geriet hier leider in die falschen Hände. Allzu vordergründig verläuft das Geschehen und wurde Mittel zum Zweck. Auch der historische Aufhänger hilft da nicht viel. Die Darstellerinnen bemühen sich vergeblich um schauspielerisches Profil. Schade, dass Roman Polanski nicht Regisseur dieses Films sein konnte." (Film-Echo)
DAS FREUDENHAUS BRD (1971) - R: Alfred Weidenmann - DE: 28.1.1971 - FSK 18 - V: Inter Prod.: Studio Film GmbH, Bendestorf D: Herbert Fleischmann, Karin Jacobsen, Gisela Trowe, Gisela Peltzer, Paul Edwin Roth, Astrid Frank, Christiane Maybach, Friedrich Georg Beckhaus Matthias Einert, Manfred Reddemann, Monika Kaufmann
Die alternde Prostituierte Rosa sehnt sich nach Sicherheit und einem bürgerlichen Leben. Gemeinsam mit dem abgehalfterten Leopold, mit dem sie eine Zweck-Ehe eingeht, eröffnet sie ein Lokal, das aber nicht viel abwirft. Erst als sie daraus ein Bordell machen, läuft der Laden. "Doch ihre partnerschaftliche Verbindung zerbricht in einem Strudel aus Lüge, Habgier und Gemeinheit."
Bei der Premiere in der Hamburger "Barke" war die Publikumsresonanz sehr positiv. Besonders wurde die "echte Atmosphäre" gelobt, was aus dem Munde von Hamburgern eine besondere Bedeutung erhält, da die Außenaufnahmen an den Elbbrücken auf der Veddel gedreht wurden. Die deutsche Filmkritik hingegen reagierte überwiegend mit Verrissen, wobei allerdings die darstellerischen Leistungen positiv bewertet wurden.
Der Film erhielt folgende Auszeichnungen: Bundesfilmpreis 1971 FBW-Prädikat: Besonders wertvoll "Gelbe Rose" der Hannoverschen Rundschau Ernst-Lubitsch-Preis für die schauspielerische Leistung von Herbert Fleischmann Filmband in Gold für die schauspielerische Leistung von Karin Jacobsen
"Unterhaltungsfilm, der sich um die moralische Ehrenrettung des "Milieus" und anspruchsvolle Charakterstudien bemüht, es aber nur zu einer süßlich-tragischen Bordellromanze bringt" (Filmdienst)
Film-Echo-Note: 3,8 (45 Meldungen) / Erstnote: 3,5 Paris: In den ersten 2 Wochen 26.036 Besucher
DER TIGER LIEBT NUR FRISCHES FLEISCH (LE TIGRE AIME LA CHAIR FRAICHE) Frankreich/Italien (1964) - R: Claude Chabrol - DE: 3.9.1965 - FSK 18 - V: Constantin Darsteller: Roger Hanin, Daniela Bianchi, Roger Dumas, Mario David, Maria Mauban, Henri Attal, Christa Lang,
"Der Abschluss eines Handelsvertrages zwischen Frankreich und der Türkei (Kernpunkt ist die Lieferung von Überschallbombern an die Türkei) verschafft dem "Tiger", einem Offizier der französischen Spionageabwehr, ein paar mit Pulverdampf und auch ein wenig Sex gewürzte turbulente Tage. Der Terror-Organisation, die die Unterzeichnung des Vertrags verhindern möchte, wird natürlich der Garaus gemacht."
Roger Hanin, der zuvor schon auf der Kinoleinwand als "Gorilla" unterwegs war, spielt den Tiger, der mit bürgerlichem Namen Louis Rapiére heißt. Daniela Bianchi wird als Tochter des türkischen Botschafters entführt. Einen kleinen Gastauftritt als Opernsängerin hat Stephane Audran.
"Claude Chabrol, einst Vorreiter der Neuen Welle in Frankreich, reiht sich mit diesem "Tiger" ein in die große Kolonne der Bond-Imitatoren. Im Presseheft ist die Rede von einer Parodie, dabei ist der Film genauso ernsthaft wie das gute Dutzend bisheriger Agentenfilme. Einige wenige groteske Szenen machen noch keinen veräppelnden Schwank. Chabrol ist nicht zimperlich. Sein Tiger lichtet das Gangster-Unterholz mit wuchtigen Karate-Schlägen. Roger Hanin in der Titelrolle kann für ein Konsum-Drehbuch und eine Konsum-Regie kaum verantwortlich gemacht werden. Er ist ein sympathischer - und guter - Schauspieler." (Film-Echo)
"Raffiniert fotografierter Action-Film mit Ansätzen zur Persiflage, die sich vor allem im rasant inszenierten Stil einer wüsten Groschenheft-Story zu erkennen gibt. Doppelbödig-triviale Unterhaltung, die freilich recht sorglos mit Gewalttätigkeiten umgeht." (Filmdienst)
Ich finde es immer wieder putzig, zeitgenössische Kritiken zu lesen. In Wikipedia sind diese ja auch zu unzähligen Filmen immer wieder hinterlegt. Besonders fällt auf, wie zartbesaitet man mit ausländischen Produktionen umging, um demgegenüber vergleichbar gelagerte deutschen Filme mit größtmöglicher Verachtung herabzuwürdigen. Es drängt sich beim Lesen immer wieder der Verdacht auf, es könnte - also natürlich nur möglicherweise - die Meinung bereits vor der Sichtung festgestanden haben.
So liest sich das dann im Falle Claude Chabrol: "Raffiniert fotografierter Action-Film mit Ansätzen zur Persiflage, die sich vor allem im rasant inszenierten Stil einer wüsten Groschenheft-Story zu erkennen gibt. Doppelbödig-triviale Unterhaltung, die freilich recht sorglos mit Gewalttätigkeiten umgeht." (Filmdienst)
So - fiktiv - im Falle eines vergleichbaren deutschen Beitrags: "Zwar raffiniert fotografierter Action-Film mit harmlosen Ansätzen zur Persiflage, deren rasant inszenierter Stil sich letzten Endes aber doch nur als Groschenheft-Story zu erkennen gibt. Wenngleich doppelbödig, bleibt es doch bei trivialer Unterhaltung, die zudem überaus sorglos mit Gewalttätigkeiten umgeht."
Liest man diese Kritiken aus den unterschiedlichen Quellen, drängt sich der Eindruck auf, dass die Kritiker unablässig daran gearbeitet haben, den deutschen Film totzuschreiben. Als besonders eifrig erscheinen aus heutiger Sicht das Magazin "Der Spiegel" sowie die Wochenzeitung "Die Zeit", letztere gerne vertreten durch deren langjährigen Chefkritiker Hans-Christoph Blumenberg. Das Ausmaß, in dem da mit Dreck geschleudert wurde, zum Teil völlig von Sinnen, ist wirklich beachtlich. Es würde sich tatsächlich lohnen, zeitgenössische Filme einmal vor dem Hintergrund dieser Kritik-Ergüsse zu sehen.
Das ist mir auch schon oft aufgefallen und Dein fiktives Beispiel finde ich sehr gelungen. Inländische Filme hatten es bei den deutschen Kritikern damals schwer. Man fand, wenn man wollte - und das war meistens der Fall - immer ein Haar in der Suppe. Besonders beim "Spiegel" war das schon sehr auffällig. Bei ausländischen Produktionen, vor allem wenn sie von anerkannten Regisseuren stammten, hat man dagegen vieles schön geredet.
Das kann jetzt ja keine überraschende Feststellung sein. Die deutsche (linke) Filmkritik war und ist ein Kapitel für sich. Diese Denke hat sich heute in Film-Institut oder Filmmuseen manifestiert. Als kulturell wird nur betrachtet, was der Sichtweise gefällt. Bezahlt natürlich mit Steuergeldern.
Zitat von Tarzan im Beitrag #116 Das kann jetzt ja keine überraschende Feststellung sein.
Eine Überraschung ist das tatsächlich nicht. Mir fiel es nur jüngst tatsächlich verstärkt auf, weil ich eine ganze Reihe von Filmen bei Wikipedia durchgesehen habe und mir da einmal ganz bewusst die dort verlinkten Kritiken angesehen habe. Möglicherweise ist das Bild dadurch verzerrt, dass bei Wikipedia stets die selben Quellen auftauchen (Lexikon des internationalen Films, Evangelischer Filmbeobachter, Spiegel, Zeit, Hamburger Abendblatt). So dachte ich mir dann, hierzu auch einmal an anderen Orten zu suchen, wurde fündig und musste feststellen, dass nahezu überall das Gleiche geschrieben wurde. Besonders bemerkenswert sind die Fälle, in denen ganz offensichtlich noch von einander abgeschrieben wurde und das derart ungeniert, dass lediglich der Satzbau umgestellt wurde. Es fällt insofern schon bisweilen schwer, überhaupt den Urheber auszumachen.
Zitat von Tarzan im Beitrag #116 Die deutsche (linke) Filmkritik war und ist ein Kapitel für sich. Diese Denke hat sich heute in Film-Institut oder Filmmuseen manifestiert. Als kulturell wird nur betrachtet, was der Sichtweise gefällt. Bezahlt natürlich mit Steuergeldern.
Wobei das DFF in Frankfurt schon meinem Eindruck zufolge deutlich weniger Scheuklappen hat als beispielsweise die Deutsche Kinemathek in Berlin. Dort habe ich mal ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin geführt, das jetzt wiederzugeben hier den Rahmen sprengen würde, aber am Ende dann doch Bände gesprochen hat.
Was die Urteile der (damals) zeitgenössischen Filmkritk angeht, so ist das "Lexikon des Horrorfilms" von Ronald M. Hahn und Volker Jansen eine echte Fundgrube, da dort sehr oft daraus zitiert wird. Wenn man sich die Artikel über die ersten Horrorfilme aus dem Hause Hammer (etwa dem "Dracula" von 1958) ansieht, reibt man sich die Augen, wie sehr dort Filme als abscheulich, abartig, blutrünstig, voyeuristisch etc. niedergemacht wurden, die man heute problemlos um 20.15 Uhr zeigen könnte. Auch beim "Kabinett des Professor Bondi" (der Jahrzehnte später als "Gruselfilm der intelligenteren und anspruchsvolleren Art" gelobt wurde) fiel das Urteil 1953 vernichtend aus.
Zitat von Tarzan im Beitrag #116Das kann jetzt ja keine überraschende Feststellung sein. Die deutsche (linke) Filmkritik war und ist ein Kapitel für sich. Diese Denke hat sich heute in Film-Institut oder Filmmuseen manifestiert. Als kulturell wird nur betrachtet, was der Sichtweise gefällt. Bezahlt natürlich mit Steuergeldern.
Naja, die "katholische Filmkritik" würde ich - vor allem zur damaligen Zeit - nicht als besonders "links" einstufen und die ist nun auch nicht gerade für überschwängliche Lobpreisungen der deutschen Filmkunst bekannt. Abbekommen haben negative Kritik eigentlich sämtliche unterhaltenden oder gar Genre-Filme - von links und rechts. Und geändert hat sich das bis heute nicht, bzw. wurde mittlerweile von den Zuschauern übernommen. Wenn da mal ein guter Genre-Beitrag im Kino läuft ist "für einen deutschen Film ganz gut" schon das höchste der Gefühle. An dieser Haltung hat die Kritik sicherlich ihren Anteil, die jeden Versuch ernstzunehmenden deutschen Unterhaltungsfilms im Keime erstickt hat. Wolfgang Petersen ist ja ein Beispiel dafür. Nachdem man seine Filme "Das Boot" und "Die unendliche Geschichte" lang genug als "zu amerikanisch" zerredet hat, fiel der Schritt sicherlich leichter dann einfach direkt amerikanische Filme zu drehen.