Inszenatorisch befinden wir uns wieder im Aufwind. Es geht hier zügiger voran und der Schrecken des Krieges ist allseits spürbar. Selbstverständlich lässt sich der Status des Films als Zeitdokument nicht leugnen, was sich hauptsächlich an einem überdramatisierten (Aufruf zum) Patriotismus niederschlägt. Wirklich störend empfand ich es allerdings nicht. Noch nicht einmal schlechte Alterung kann ich dem Film deshalb vorwerfen, denn "Terror", Anschläge weit jenseits einer Frontlinie, ist schließlich etwas, das uns auch heutzutage - wenn auch in anderer Ausprägung - weiterhin ein Begriff ist.
Und wo, wenn nicht in der Spionage- (und Sabotage-)Abwehr sollte man einen Sherlock Holmes zu Kriegszeiten hinsetzen? Für mich sehr stimmig. Ein rein eskapistischer Kriminalfilm hätte sicherlich nicht diese Intensität erreicht, die der Film auch heute noch ausstrahlt.
Mag sein, dass ich den Film mit zu viel Abstand und auf einer eher abstrakteren und/oder dramaturgische Ebene betrachte anstatt wie Dr. Oberzohn eine historische Einordnung vorzunehmen. Aber wo andere Propaganda und Spionagehysterie sehen, sehe ich hauptsächlich einen Ritter (Holmes), der einen größtmöglich gefährlichen Drachen (Invasion) mit größtmöglich gefährlichem Feueratem (Anschläge) aus dem Weg räumt, während die eigentliche Feuerwehr (Kriegsrat) natürlich hilflos zusehen muss*** und das Jungfrauenopfer (Kitty) unvermeidbar ist. Gerade letzteres erzeugt für mich eher die nötige Düsterkeit um die Schrecknisse eines (oder eben des) Krieges wirklich greifbar zu machen als dass ich es als systematische Beeinflussung wahrnehme. Ein Krieg hat kein vollkommenes Happy End, kann es nie haben. Was die Filmemacher bezwecken wollten und inwieweit die Zuschauer Fiktion für bare Münze genommen haben, weiß ich nicht.
*** Natürlich ein klassisches Element gerade bei Kriminalgeschichten mit Privat- oder Amateurdetektiven in der Hauptrolle. Die Polizei darf nicht zu effektiv sein, um dem Helden sein Spotlight nicht zu nehmen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #45Zumal ist ein viel wesentlicheres Problem in einigen anderen Produktionen, in denen der Watson wie gewünscht ernsthaft dargestellt wird, dass er schlicht und ergreifend so langweilig ist wie Toastbrot.
Da hast Du sicher Recht, ein zu "emanzipierter" Watson wäre wohl ärgerlich und unpassend und tatsächlich gähnend langweilig. Aber ein halbseniler Opa war er denn dann auch nicht, so kommt er mir in dieser Filmreihe oft hingestellt vor. Eigentlich schade.
Zitat von Count Villain im Beitrag #47Und wo, wenn nicht in der Spionage- (und Sabotage-)Abwehr sollte man einen Sherlock Holmes zu Kriegszeiten hinsetzen?
Das ist richtig. Holmes hat ja auch in seinen von Watson geschilderten Abenteuern ab und an für die Regierung gearbeitet, da wurden geheime Dokumente oder U-Boot-Pläne entwendet, woraufhin Bruder Mycroft ("Er IST die britische Regierung") auf den Plan trat und bei seinem Brüderchen vorstellig wurde. In der phantasievollen Holmes-Biographie von Nigel Rennison werden jede Menge interessante Fakten enthüllt. Etwa, in wessen Auftrag Holmes während der berühmten drei fehlenden Jahre in Tibet war, welches damals extrem schwer zugänglich war und in der Interessensphäre des Zarenreiches als auch des Empires lag. Auch Holmes' vorzeitiger Ruhestand mit Ende Vierzig wird einer kritischen Prüfung unterzogen, also war sein "letzter Fall" mit der Entlarvung des deutschen Meisterspions am Vorabend des ersten Weltkriegs gar kein Ausrutscher, sondern eher die Regel. Nach Rennisons Meinung hat Holmes sein aktives Leben lang bis zu seinem Tod 1929 für den britischen Geheimdienst gearbeitet, woher allerdings sein Wissen stammt, hat er nicht enthüllt...
Zitat von Count Villain im Beitrag #47und das Jungfrauenopfer (Kitty) unvermeidbar ist
Jungfrauenopfer Kitty ? Hm, den Eindruck hat sie nun gar nicht gemacht...
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28.12.2019 19:09
#49 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46)
Da kann ich nicht entschiedener protestieren. Das ist eher eine Beleidigung als eine Rezension und ganz sicher dem Talent von Bruce in der Rolle nicht angemessen. Zumal man als Wallace-Fan viel härtere Sachen gewohnt sein müsste (Stichworte Sir John und Sir Arthur).
Der Vergleich zu Sir John usw . ist ja mal total an den Haaren herbei gezogen,da kann man ja auch gleich Dick + Doof nehmen. Die Rolle ist ja ganz anders angelegt und es steht beiden ( SH + W ) in meinen Augen viel besser zu Gesicht wenn sie humorvoll/liebenswürdig miteinander umgehen und Holmes seinen Freund Watson augenzwinkernd in allen Situationen sein Gesicht behalten lässt. Aber sicher Geschmackssache ....?
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28.12.2019 19:47
#51 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46)
Natürlich sind Rathbone/Bruce kein Vergleich zu z.B. Fuchsberger/Schürenberg oder Tappert/Meyerinck, weil Bruce im Gegensatz zu Schürenberg oder Meyerinck eben nicht den "halbsenilen Opa" gibt, sondern stattdessen das Verhältnis zwischen Holmes und Watson in den vorliegenden Filmen genau so ist, wie du es beschreibst (humorvoll, liebenswürdig, augenzwinkernd, beide behalten ihr Gesicht etc.).
Wenn dich der "halbsenile Opa" so stört, nehme ich ihn selbstverständlich zurück. Ein sonderlich freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden kann ich aber nun wirklich nicht feststellen. Holmes schnippst mit den Fingern "Licht aus, Watson", und der getreue Doktor hoppst wie ein Hündchen zum Lichtschalter, usw. Dabei verdreht Holmes nicht nur einmal die Augen über des Doktors neueste Tollpatschigkeit. Der schläft ein, wenn er einen Mann bewachen soll (Holmes droht ihm fast), und im Folgefilm bekommt er nicht mal nach einem halben Tag Flug in einem unbequemen Flugzeug mit, dass sie schon in Amerika sind, weil er grad die ganze Zeit in einem Benimmbuch gelesen hat... Ich finde wirklich, da stellt man den armen Doktor in eine arg trottelhafte Ecke, die mir echt nicht gefällt. Der literarische Holmes hat gerade immer die Zuverlässigkeit seines Freundes gerühmt, was er tatsächlich auch ernst gemeint hat. Als großer Fan der Holmes-Geschichten macht man sich eben ein Bild der Personen, gut, Watson ist nicht die Superleuchte, aber ein anhänglicher und recht solider Kerl, für Sherlock sicher auch brauchbar, wenn es mal handfest zur Sache geht. Außerdem hat er nie irgendwelche undurchdachten Schwätzereien von sich gegeben, außer Holmes hat ihn ausdrücklich um seine Meinung gefragt. Mir gefällt Nigel Bruce als Watson sehr gut, nur hätte man ihn ein bisschen intelligenter rüberkommen lassen sollen.
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28.12.2019 23:50
#53 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46)
Auch diese Ausführungen stehen konträr zu meiner Wahrnehmung. Dass zwischen Rathbone und Bruce eine gute Chemie bestand, die sich auch in einer aufrichtigen Filmfreundschaft widerspiegelte, ist ja trotz gewisser Kritik an Bruce einhelliger Konsens in der Fachliteratur, zumal die beiden neben den 14 Filmen auch über 200 Hörspiele als Holmes und Watson einsprachen, was Rathbone und Bruce noch enger miteinander verband. Unstrittig ist ebenfalls, dass Rathbone dem sonst eher abweisenden und gesellschaftlich unkonventionellen Holmes eine freundlichere, vornehmere Seite verpasste, was sich in meinen Augen auch auf die Holmes-Watson-Beziehung auswirkt, von der ich regelrecht erschrocken bin, wie negativ du sie wahrnimmst. Dass Rathbones Holmes über Bruce' Watson herziehen, sich über ihn lustig machen oder ihn demütigen würde, habe ich so in keiner Szene der Filme jemals wahrgenommen. Das wäre ja auch ein wirklich immenser Kritikpunkt, der einem die Freude an der Reihe total vermiesen würde.
Die konkrete Frage, die sich stellt, ist außerdem: Wer war denn überhaupt besser als Watson als Nigel Bruce? In meinen Augen lautet die ganz einfache Antwort: Niemand. Nigel Stock und David Burke mögen auch ganz solide und sympathisch gewesen sein. Ian Hart mag dem Charakter eine ganz andere Note abgewonnen haben. Martin Freeman mag die Figur ganz ordentlich in die Gegenwart transponiert haben. Aber am Ende gibt es für meine Begriffe nicht nur keine Grundlage für eine so harsche Kritik, sondern sogar keinen besseren Watson bzw. keine bessere Holmes-Watson-Beziehung in der gesamten Geschichte von Holmes-Film- und -TV-Adaptionen.
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29.12.2019 09:15
#54 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46)
Die Geheimwaffe (Sherlock Holmes and the Secret Weapon)
Kriminalfilm, USA 1942. Regie: Roy William Neill. Drehbuch: Edward T. Lowe, Scott Darling, Edmund L. Hartmann (Vorlage „The Adventure of the Dancing Men“, 1903: Sir Arthur Conan Doyle). Mit: Basil Rathbone (Sherlock Holmes), Nigel Bruce (Dr. John Watson), Lionel Atwill (Professor Moriarty), Kaaren Verne (Charlotte Eberli), William Post jr. (Dr. Franz Tobel), Dennis Hoey (Inspektor Lestrade), Holmes Herbert (Sir Reginald Bailey), Harold de Becker („Holzbein“), Harry Cording (Jack Brady), Mary Gordon (Mrs. Hudson) u.a. Uraufführung (USA): 25. Dezember 1942. Erstsendung (BRD, Synchronisation): 16. August 1992. Eine Produktion von Universal Pictures.
Zitat von Die GeheimwaffeMacht Sherlock Holmes gemeinsame Sache mit den Nationalsozialisten? Nein, er lässt sich nur auf ein gefährliches Doppelspiel ein, um dem Schweizer Wissenschaftler Dr. Tobel eine Flucht aus dessen Heimatland nach England zu ermöglichen. Der begabte Tüftler soll dort die Fertigung eines revolutionären Bombenzielgeräts nach seinen eigenen Plänen überwachen. Doch selbst in London sind die Feinde auf Dr. Tobels Fersen – diesmal in Gestalt von Professor Moriarty und dessen Gefolgsmännern, die nicht davor zurückschrecken, Tobel zu entführen und zu foltern. Der gefragte Mann hat seine Erfindung allerdings inzwischen in vier Teile zerlegt und deren Verstecke mittels Geheimcode festgehalten ...
Auch wenn die kriegsbezogene Thematik Sherlock Holmes auch im zweiten Universal-Film weiter anhängt, so gelang es dem Drehbuchautoren-Trio dennoch, den Schwerpunkt weiter in Richtung eines klassischen Krimis zu verschieben. Die Propaganda fällt weniger offensiv aus; stattdessen hält ein typischer Macguffin (das Bombenzielgerät bzw. der Code, der dessen Versteck preisgibt) Einzug. Ganz zu schweigen davon, dass Holmes zum zweiten Mal innerhalb von vier Filmen gegen Professor Moriarty kämpft, dessen Name allein schon für altgediegenes kanonisches Flair bürgt. Die Schreiber brachten zwar insgesamt nur einen mittelmäßigen Stoff zuwege, der wenige Innovationen oder Überraschungen beinhaltet, verstanden sich aber auf eine Integration vertrauter Motive: Neben Moriarty tritt hier Inspektor Lestrade zum ersten Mal auf, darüber hinaus werden reizvolle Brücken zu verschiedenen Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe und Arthur Conan Doyle geschlagen. Die Geschichte, die offiziell als Verfilmung des Stoffes „Die tanzenden Männchen“ firmiert, nutzt den genial von Doyle erdachten Code auf clevere Weise und nutzt ihn noch spannungsfördernder als in der Vorlage als Ausgangspunkt für ein Duell gegen die Zeit. Für aufgeregtes Mitfiebern ist also absolut gesorgt.
Dass sich anstelle von George Zucco Lionel Atwill als Professor Moriarty die Ehre gibt, ist eine der wenigen Inkongruenzen der Reihe, die sonst wie aus einem Guss wirkt. Ebenso wie Zucco gelingt es Atwill, der feister und verschlagener als im „Hund“ wirkt, das Heimtückische des Holmes-Gegners nach außen zu kehren. Im Film wird er mit einer Schlange verglichen, was keine unzutreffende Gegenüberstellung ist und Atwills Moriarty gefährlich erscheinen lässt. Bei der Beseitigung seines Erzfeinds stellt sich der Mediziner jedoch etwas plump an, sodass dieser natürlich in letzter Minute aus seiner selbst vorgeschlagenen misslichen Lage gerettet werden kann. Bruce und Hoey als etwas dümmliche, aber treue Unterstützer an Rathbones Seite zeigen sich von ihrer guten, folgerichtigen Seite, sodass Holmes sich mehrfach guten Gewissens in Lebensgefahr begibt. Weniger behutsam wird Dr. Tobel geschützt, dem es immer wieder gelingt, durch die Maschen seiner Freunde und Feinde zu schlüpfen. Das sorgt für Suspense; allerdings wurden leider die Möglichkeiten, die sich aus dem eigensinnigen Verhalten des Wissenschaftlers ergeben, kaum genutzt. Ein weniger jovialer Darsteller als Wiliam Post jr. hätte vielleicht auch den Doktor selbst über gewisse Strecken verdächtig erscheinen lassen können.
Die Stimmung der Hafenszenen erinnert stark an „Die Stimme des Terrors“ und lässt vermuten, dass diese aufgrund des begrenzten Budgets in den gleichen Kulissen gedreht wurden. Auch kommt in der deutschen Fassung die Titelmusik als reguläre Szenenuntermalung etwas zu häufig zum Einsatz, was jedoch in der variationsreicheren Originalfassung kein Problem darstellt. Generell ist Roy William Neills erster Regieeinsatz auch aufgrund der Abwesenheit beeindruckender Mordszenen nicht sein ambitioniertester Beitrag zur Reihe, unterhält aber auf solidem Niveau.
Sherlock Holmes im Wettlauf gegen Professor Moriarty – um eine Erfindung, von der das Schicksals Englands abhängen könnte. Das ist keine neue Idee, wurde aber sehr effektiv auf die zeitgenössischen Probleme des Jahres 1942 projiziert. Als kompaktes Serienprodukt zeigt der Film einerseits erste Routineerscheinungen der Rathbone-Holmes-Reihe, andererseits den Mut, wichtige Neuerungen einzubringen, die die Reihe weiter in Richtung ihres zukünftigen Höhepunktes bewegten.
Sherlock Holmes and the Secret Weapon (Die Geheimwaffe, 1942)
Regie: Roy William Neil
Produktion: Howard Benedict, Universal Pictures, USA 1942
Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Lionel Atwill, Kaaren Verne, William Post Jr., Dennis Hoey, Holmes Herbert, Mary Gordon, Henry Victor
Handlung:
Sherlock Holmes fliegt in einer waghalsigen Aktion in die verschneite Schweiz, um einen gewissen Dr.Tobel vor dem Zugriff der Nazis zu bewahren und nach London zu bringen. Die Gestapo hat es auf seine Erfindung, ein Bombenzielgerät, abgesehen, welches nun in den Dienst des Britischen Militärs gestellt werden sollte. Allerdings hat Tobel aus Sicherheitsgründen die Waffe in vier Teile zerlegt, die bei vier verschiedenen Wissenschaftlern seines Vertrauens deponiert sind. Es dauert nicht lange bis Tobel von dem kriminellen Mastermind Professor Moriarty entführt wird, der sich in die Dienste der Deutschen gestellt hat. Es gelingt ihm auch, drei der vier Wissenschaftler ausfindig zu machen und zu ermorden. Für Holmes hat nun ein Wettlauf gegen Moriarty begonnen, um den vierten Wissenschaftler zu finden. Die Spur dorthin führt über einen verzwickten Code, den zu knacken nur einem brillanten Geist gelingen kann...
Anmerkungen:
Auch dieser zweite Universal-Holmes steht im Zeichen des Kampfes gegen Nazi-Deutschland. Um Moriarty maximal hassenswert zu präsentieren, ließ man es sich nicht nehmen, diesen auf die Seite der bösen Deutschen zu stellen. Wie üblich sollte sein Schicksal wieder einmal durch einen Sturz (vorübergehend) besiegelt werden. Diesmal darf Lionel Atwill, der drei Jahre zuvor im "Hund von Baskerville" eine ganz andere Rolle innehatte, als "Napoleon des Verbrechens" in Erscheinung treten. Allerdings ist seine Interpretation ähnlich austauschbar wie jene seines Vorängers George Zucco. Man blieb dann auch weiterhin der wechselnden Besetzung der Moriarty-Rolle treu. Holmes kann sich in diversen Verkleidungen wieder einmal so richtig ausleben und ist als alter Mann mit deutschem Akzent (im O-Ton) und besonders als Seemann wirklich sehr originell hergerichtet und kaum zu Erkennen. Der Code mit den tanzenden Männchen hat Bezug zu einem Holmes-Roman, auch wenn die Geschichte selber nicht wirklich der Vorlage folgt. Holmes Gewieftheit lässt ihn dazu hinreißen, Moriarty eine sehr unorthodoxe Art seiner eigenen Ermordung vorzuschlagen, in der seinem Körper langsam und qualvoll das Blut Tropfen für Tropfen entzogen werden sollte. Dadurch kann er die notwendige Zeit für seine Errettung schinden. Selbstverständlich lässt sich der diabolische Moriarty, der in seinem Versteck mit einer perfekten Krankenhauseinrichtung ausgestattet ist, diesen Vorschlag nicht zweimal machen. Natürliche geht der Meisterdetektiv auch diesmal wieder als Sieger aus dem Duell der geistigen Giganten, das zugleich auch ein Duell zwischen "guten Allierten" und "bösen Deutschen" ist, hervor.
Auf das vom Krieg geplagte und verwüstete London weist lediglich ein in nur einer einzigen Szene gezeigter Trümmerhaufen hin. Dass ein perfektes Bombenzielgerät schlussendlich in den Händen der Briten landet, wird dem von den Auswirkungen des Krieges geschundenen Kino-Publikum von 1942 zur Stützung der Moral mitgegeben.
Fazit:
Auch Universals zweiter Streich lässt trotz seiner Propagandalastigkeit den liebgewonnenen Holmes-Stil nicht missen und bietet die wesentlichen Charakteristika, um dem Nimbus der Figur und den typischen Elementen der Geschichten gerecht zu werden. 4 von 5 Punkten.
Wieder mal ist Sherlock Holmes in den dunklen Tagen des zweiten Weltkriegs in geheimer Mission unterwegs, um die unheilvollen Pläne der Nazis zu durchkreuzen. Diesmal gelingt es ihm, buchstäblich unter den Augen von Gestapo-Agenten den begehrten Wissenschaftler Dr. Tobler aus der neutralen Schweiz nach England zu bringen, bevor die ihn kidnappen konnten. Tobler hat eine neue Bombenzielvorrichtung für Flugzeuge entwickelt, die er den Engländern zur Verfügung stellen will, allerdings nach seinen Bedingungen. Kaum auf der Insel angekommen, wird der gefährdete Erfinder erst mal in die Baker Street verfrachtet und der Obhut von Dr. Watson anvertraut, doch gelingt ihm bald ein "Ausbruch", woraufhin er zu seiner Frau oder Freundin geht und einiges regelt. Die Pläne der neuen verderbenbringenden Erfindung verteilt er an vier verschiedene Wissenschaftler, deren Namen er mittels einer Geheimschrift festhält. Leider ist er auch in England nicht sicher, denn die Nazis haben sich eines furchterregenden Helfers versichert - Professor Moriarty. Nach einem ersten Überfall auf Tobler wird dieser dann gänzlich entführt, wobei Moriarty auch die Liste mit der Geheimschrift in die Hände fällt. Holmes kann die Schrift trickreich rekapitulieren, und die beiden Kontrahenten versuchen nun unabhängig voneinander, die Namen der Wissenschaftler zu entschlüsseln, da sich Tobler standhaft trotz Folter weigert, sie zu verraten. Schließlich müssen drei der Männer leider dran glauben, denn Moriarty macht keine halben Sachen, nur der vierte ist raffinierter getarnt... Am Ende steht Holmes, nicht zum ersten Mal in diesem Film, seinem Erzfeind Aug in Auge gegenüber, doch natürlich kann dieser zusammen mit seinen neuen deutschen Freunden und Tobler samt Bombenzielgerät im Gepäck nicht direkt zum "Führer" fliehen, sondern wird im letzten Moment unschädlich gemacht. So haben im Wettlauf um die neueste Errungenschaft der Kriegsführung die Herren im Reichsluftfahrtministerium das Nachsehen und die Jungs von Luftmarschall Harris das Rennen gemacht. Die jüngsten Bomberströme Richtung Krautfresserland, begleitet von einer anspornenden Rede des großen Detektivs, sind nun mit der neuen Zielvorrichtung ausgerüstet, da macht das Bombenschmeißen gleich doppelt so viel Spaß ! Alle sind am Ende wieder zufrieden, auch der schreckliche Professor ist ja nun endgültig tot, oder...?
Bewertung:
Der Film ist im Vergleich zu seinem Vorgänger ein Fort- und Rückschritt zugleich. Positiv ist die etwas weniger aufgeblasene Propaganda, die sich nur am Schluss nochmal zu so polternder Höhe wie bei der Stimme des Terrors aufschwingt. Allerdings war dieser Film noch mit gut gefilmten Spannungsmomenten angefüllt, was dem Nachfolger aber leider großteils abgeht. Bin beim Sichten zweimal an fast derselben Stelle eingeschlafen, aber ich will es mal auf die stressige Weihnachtszeit schieben. Gut gefallen hat mir aber noch, dass man wieder mehr Wert auf Holmes'sche Ermittlungsarbeit gelegt hat. Gelegentliche Kostproben seiner Kombinationsgabe wirken immer erfrischend, wie seine Kenntnisse über die volllippige Blondine, mit der sich Tobler getroffen hat. Die Entzifferung der Geheimschrift mit den "tanzenden Männchen" stützt sich auf einen tatsächlichen, recht tragisch ausgehenden Holmes-Fall, doch eigentlich hat das Ganze ja schon mal Edgar Allan Poe in seiner Goldkäfer-Erzählung erklärt. Poe wird im Film auch von Holmes in einem anderen Zusammenhang zitiert. Die Geheimschrift hat aber noch zusätzliche Tücken, so dass Dr. Watson, der heimlich mit seinem vorher von Holmes abgeguckten Wissen glänzen wollte, bald aufgeben muss. Ansonsten verkleidet sich Sherlock sehr oft, als Buchhändler, Kuli am Hafen oder verschrobener Wissenschaftler, manche der Figuren sind auch aus den Geschichten übernommen. Die dauernde Verkleiderei ist wirklich etwas nervend, wie auch Watson unwillig feststellen muss. Auch die Beschaffung von brisanten geheimen Dokumenten stützt sich auf Holmes-Erzählungen, am besten passt hier wohl der Fall mit den Bruce-Partington-Plänen für neu entwickelte U-Boote.
Holmes ewiger Widersacher, Professor Moriarty, wird auch jetzt wieder sehr gut in seiner Diabolik dargestellt, ein geldgieriger Mörder und Landesverräter. Allerdings hat er noch weniger Ähnlichkeit mit dem literarischen Vorbild wie bei dem zweiten Film der Reihe. Moriarty war nun mal ein hoch geacheter Universitätsprofessor mit besonderen Vorlieben für höhere Mathematik, der sich im Hintergrund hielt und seine Untergebenen die Drecksarbeit machen ließ. Ein Mann wie er hätte es sich sicher gut überlegt, ob er tatsächlich für das Geld der Nazis alles aufgegeben hätte und mit nach Deutschland geflohen wäre, wie es der Film ja impliziert. Was hätte er dort schon verloren, mit Bossen von Verbrechersyndikaten haben die Nationalsozialisten ja kurzen Prozess gemacht, wie der gnadenlose Feldzug gegen die Ringvereine und ihre Chefs ja deutlich zeigt. Da wäre er in seiner demokratischen Heimat besser aufgehoben gewesen, hätte sogar noch wichtige Informationen an die geheimdienstlichen Stellen liefern und so noch mehr Einfluss gewinnen können. Aber ein maßloser Bösewicht wie er muss nun mal auf Seiten des Feindes stehen, das ergibt nun mal zwingend die Dramaturgie. Dabei stellen sich die beiden "Superhirne" auf den unterschiedlichen Seiten des Gesetzes bei der Entschlüsselung des letzten Namens gleich unbeholfen an. Holmes kommt durch eine zufällige Bemerkung von Watson auf die Lösung (dessen einzige gute Tat in diesem Fall, ansonsten ist er wieder [Sorry Gubanov ] nicht sonderlich hilfreich), Moriarty kommt ein arg konstruiertes Missgeschick zu Hilfe. Immerhin war Watson diesmal tatsächlich der "Wetzstein" für Holmes' Geist.
Wenngleich Sherlock Holmes mehr von seinen deduktiven Fertigkeiten zeigen darf als vorher, ist die Sinnhaftigkeit vieler Aktionen fraglich. Er begibt sich gleich zweimal verkleidet mit voller Absicht in die Hand seines Feindes, beide Male wird er gerade so von Watson, Lestrade oder anderen Polizisten gerettet. Einmal stopft man ihn in eine Kiste, er macht sich bei einer Kontrolle der Polizei auch nicht bemerkbar, das zweite Mal verlässt er sich auf eine nicht gerade zuverlässige Leuchtspur-Erfindung, um die anderen zu Moriartys Geheimversteck zu führen, da hätte man ihm doch auch verdeckt folgen können. Seltsamerweise kommt Professor Moriarty, der geniale Mastermind des Verbrechens, gar nicht auf den Gedanken, dass etwas faul daran sein könnte, dass sein Hauptgegner sich mal einfach so widerstandlos in seine Gewalt begibt. Ganz am Anfang in der Schweiz, da gehen die Gestapoleute aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen davon aus, dass Holmes einer der ihren ist - nur warum? Mir würden noch viele Szenen einfallen, wo die Logik stark in Frage gestellt wird, beispielhaft nur der eine Moment, wo sich nach dem gewaltsamen Ableben des ersten Wissenschaftlers Holmes bei Scotland Yard nach dem Schicksal der bis dahin entschlüsselten Nummer Zwei und Drei erkundigt. Die sind ja nun auch tot, Holmes schlussfolgert nun, dass der vierte im Bunde noch lebt, weil die Polizei ihm nur die Namen der drei ersten Toten bestätigt hat, was aber nicht verwunderlich ist, weil er nur nach diesen gefragt hatte... Wozu überhaupt alles an Wissenschaftler verteilen, Dr. Tobler meint, dass diese die Einzel-Baugruppen nachbauen könnten, doch "bauen" tun solche Geräte nun mal technische Betriebe. Und ehrlich: Wofür überhaupt sind diese ultragenauen Bombenzielgeräte unbedingt notwendig, da sich die britische Führung ja entschlossen hatte, hauptsächlich die Wohnviertel samt Insassen in Deutschland mit Flächenbombardements zu Klump zu hauen ? Nicht nur die Decodierung der Geheimschrift ist gelungen, auch die Sichtbarmachung dieser auf einem durchgedrückten Schreibblock mittels der modernsten kriminaltechnischen Verfahren ist sehr interessant. Stellt sich nur die Frage, warum die tollen technischen Geräte alle in der Wohnung von Toblers Freundin herumstehen ... Wie schon weiter oben angesprochen, fand ich das ganze nur mittelspannend, das Ende lief zwar schon auf einen Wettlauf mit der Zeit zu (Holmes` Leben wurde tröpfchenweise immer weniger), doch wirkte die Sache schon stark überkonstruiert. Dagegen ist der Schlupfwinkel des kriminellen Professors mit seinen Geheimtüren etc. fast schon ein wenig bond-bösewicht-haft und originell. Zum Vorgängerfilm eine leichte Verbesserung.
Moriarty, der Blofeld der Sherlock-Holmes-Filme. Bzw. chronologisch gesehen umgekehrt. Blofeld, der Moriarty der James-Bond-Filme: In jedem Film ein anderes Gesicht.
Wobei ich sagen muss, dass Atwill mein liebster Rathbone-Moriarty ist. Und noch eine Figur werden wir zukünftig wiedersehen: Inspektor Lestrade, bei dem wir schon in seiner ersten Folge merken, dass er nicht die hellste Leuchte von Scotland Yard ist. Das hoffe ich zumindest für den Yard. Aber rund um Sherlock Holmes wird sich generell wenig mit Ruhm bekleckert. Gerade auch auf Seiten der Regierung (erst den Wunsch nach wenig Bewachung respektieren und dann den Yard verantwortlich machen, wenn Tobel dann doch entführt wird). Da wird eher im Sinne der Geschichte agiert als im Sinne der Logik.
Wiewohl Watson keine allzu schlechte Figur abgibt. Mit dem Einschlafen vor dem Kamin (und Sichtrichtung natürlich von den Türen weg!) verdient er sich zwar seinen Ruf als "halbseniler Opa" redlich, kann aber wieder Boden gut machen, wenn er das Gewicht der Handwerkskiste bemerkt und auf die "verdrehten" Männchen hinweist.
Ersteres, bzw. die vorhergehende Konfrontation Moriarty-Holmes ist allerdings ziemlich sinnlos und wirkt eher wie Füllmaterial, um die Laufzeit zu strecken. Die Erkenntnis, dass Moriarty noch lebt, bringt Holmes gar nichts und sein blinder Aktionismus ist auch wenig nachvollziehbar. Anstatt verkleidet auf die Pirsch zu gehen, hätte er sich auch direkt um das durchgedrückte Papier kümmern können. Nicht sehr meisterhaft.
Unterhalten tut der Film trotzdem. Im Vergleich zum Vorgänger wurden Bedrohung und Thrill zwar zurückgefahren, doch das wird durch die verschiedenen Verkleidungen von Holmes und den höheren Krimi- und Rätselfaktor wieder einigermaßen wettgemacht, so dass ich weiterhin von konstanter Qualität der Serie sprechen würde.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Nicht nur die Decodierung der Geheimschrift ist gelungen, auch die Sichtbarmachung dieser auf einem durchgedrückten Schreibblock mittels der modernsten kriminaltechnischen Verfahren ist sehr interessant. Stellt sich nur die Frage, warum die tollen technischen Geräte alle in der Wohnung von Toblers Freundin herumstehen ...
Könnte es sein, dass du einen geschickten Schnitt übersehen hast? Meiner Meinung nach befinden wir uns bei der Analys in der Wohnung von Holmes und nicht mehr bei Miss Averly.
Und der Wissenschaftler heißt Tobel. Tobler heißt Frank Morgan in der 1938er-US-Fassung von Kästners "Drei Männer im Schnee".
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Und ehrlich: Wofür überhaupt sind diese ultragenauen Bombenzielgeräte unbedingt notwendig, da sich die britische Führung ja entschlossen hatte, hauptsächlich die Wohnviertel samt Insassen in Deutschland mit Flächenbombardements zu Klump zu hauen ?
Ich denke, hier sollte man Fiktion und Realität nicht zu sehr mischen. Sherlock Holmes ist immerhin keine Dokumentation. Und als MacGuffin funktioniert das doch wunderbar.
Gubanov
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30.12.2019 22:02
#58 RE: Elementary, my dear Rathbone: US-Sherlock-Holmes-Filme (1939-46)
Zitat von patrick im Beitrag #55Der Code mit den tanzenden Männchen hat Bezug zu einem Holmes-Roman ...
Zu einer Kurzgeschichte, die in der Sammlung "The Return of Sherlock Holmes" zu finden ist. Sie wurde noch sehr sehenswert als eine der ersten Episoden mit Jeremy Brett originalgetreu umgesetzt; die Tragik der Story kommt in dieser Version sehr schön zum Ausdruck.
Zitat von patrick im Beitrag #55Auf das vom Krieg geplagte und verwüstete London weist lediglich ein in nur einer einzigen Szene gezeigter Trümmerhaufen hin.
Es stimmt, dass die Universal-Holmes-Filme von Mal zu Mal immer undeutlicher werden, was die Kriegszeit angeht. In "Stimme des Terrors" ist sie noch allgegenwärtig mit ihren alltäglichen Schrecken und ihren Uniformen, in "Geheimwaffe" gibt es sie noch in Form des Macguffins und einiger Nazis in Zivil am Anfang, in "Verhängnisvolle Reise" verlegte man den ganzen Schauplatz vom Kriegszentrum Europa weg in die USA und wurde auf einmal sehr vage beim politischen Motiv der Gangster. Und von "Gespenster im Schloss" an ist man dann vollends in einer eskapistischen Scheinwelt angekommen, die näher an den echten Holmes-Geschichten liegt als am Kriegsalltag 1943.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Bin beim Sichten zweimal an fast derselben Stelle eingeschlafen
Welche war es denn?
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Gut gefallen hat mir aber noch, dass man wieder mehr Wert auf Holmes'sche Ermittlungsarbeit gelegt hat.
Das ist mir im Vergleich zur "Stimme des Terrors" bei "Geheimwaffe" und "Verhängnisvolle Reise" auch aufgefallen. Es gibt richtig schöne mustergültige Deduktionsszenen, die aber oftmals neu geschrieben wurden.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Ein Mann wie [Moriarty] hätte es sich sicher gut überlegt, ob er tatsächlich für das Geld der Nazis alles aufgegeben hätte und mit nach Deutschland geflohen wäre
Guter Einwand. Man sieht, dass die Gleichung "böse und böse gesellt sich gern", wie sie der Film impliziert, nicht so einfach aufgeht. Man hätte an Moriartys Stelle vielleicht einen anderen markanten Schurken aus dem Holmes-Kanon hernehmen können, der glaubwürdigere Deutschland-Bezüge hat, z.B. Baron Gruner oder Lysander "Fritz" Stark.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Ganz am Anfang in der Schweiz, da gehen die Gestapoleute aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen davon aus, dass Holmes einer der ihren ist - nur warum?
Sie wissen ja nicht, dass es sich um Holmes handelt. Als Buchhändler verkleidet, spricht er sogar darüber, dass ein unfähiger englischer Detektiv namens Holmes (oder Humps ) Dr. Tobel beschützen soll. Und warum die Nazis dem Buchhändler vertrauen? Weil er Deutscher ist, wie Rathbones deutscher Akzent im Originalton der Szene andeuten soll.
Zitat von Count Villain im Beitrag #57Wobei ich sagen muss, dass Atwill mein liebster Rathbone-Moriarty ist.
Interessant. Über ein Treppchen der Rathbone-Moriartys habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich würde vielleicht tatsächlich George Zucco den Vorzug geben, obwohl die "Abenteuer" für mich heißer Kandidat auf die rote Serienlaterne sind (mal sehen, wie "Gefährliche Mission" und "Jagd auf Spieldosen" diesmal ausfallen). Er hat einfach so eine herrlich spleenige Vorliebe für seine Blumenzucht und schafft es, diese mit purer Bösartigkeit zu verbinden. Außerdem liefert George Zucco auch in "Verhängnisvolle Reise" eine sehr gute Leistung ab. Letztlich sind alle drei Moriartys in meinen Augen sehr zufriedenstellend, aber insgesamt hat bei dieser Rolle für meine Begriffe knapp die Jeremy-Brett-Reihe die Nase vorn.
Zitat von Count Villain im Beitrag #57Wiewohl Watson keine allzu schlechte Figur abgibt. Mit dem Einschlafen vor dem Kamin (und Sichtrichtung natürlich von den Türen weg!) verdient er sich zwar seinen Ruf als "halbseniler Opa" redlich, kann aber wieder Boden gut machen, wenn er das Gewicht der Handwerkskiste bemerkt und auf die "verdrehten" Männchen hinweist.
Ich finde, man sollte sich auch als relativ junger und amüsierter Forenschreiber darüber im Klaren sein, dass Senilität eine Krankheit beschreibt und es nicht angemessen ist, diese mal eben so aus Jux und Dollerei zu unterstellen. Ich bleibe in Bezug auf diese Formulierung sehr dünnhäutig, auch wenn es heute en vogue ist, ältere Menschen zu beschimpfen. Richtig ist aber, dass du zur Ehrenrettung auch konkret auf Watsons hellere Momente hinweist.
Zitat von Gubanov im Beitrag #58Ich finde, man sollte sich auch als relativ junger und amüsierter Forenschreiber darüber im Klaren sein, dass Senilität eine Krankheit beschreibt und es nicht angemessen ist, diese mal eben so aus Jux und Dollerei zu unterstellen. Ich bleibe in Bezug auf diese Formulierung sehr dünnhäutig, auch wenn es heute en vogue ist, ältere Menschen zu beschimpfen. Richtig ist aber, dass du zur Ehrenrettung auch konkret auf Watsons hellere Momente hinweist.
Meinerseits war das nur ein Zitat von Dr. Oberzohn, um diesen Kritikpunkt an der Rolle aufzugreifen. Auch wenn die Entscheidung, sich dafür die plakativste Formulierung herauszusuchen womöglich nicht die beste war.
Verhängnisvolle Reise
Hier haben wir einen interessanten Fall von unterschiedlichen Länderfassungen, was ich erstmalig durch das Booklet der Blu-Ray-Edition erfahren habe. Während es in der deutschen Fassung um eine Arznei-, bzw. Giftformel und einen amerikanischen Gangster geht, spielt die englische Originalfassung wie auch die beiden Vorgänger vor dem Kriegshintergrund. Muss ich beizeiten also auch noch anschauen.
Wie auch im direkten Vorgänger haben wir es abermals mit einem MacGuffin zu tun, hinter dem alle her sind. Dieses Mal wie schlau von Holmes deduziert, der immer auf der Höhe der technischen Entwicklungen ist, in Form eines Streichholzbriefchens, dessen Odyssee durchaus interessant mitzuverfolgen ist. Wiewohl sich der Beginn ohne Holmes etwas zieht. George Zucco tritt spät, aber umso charismatischer auf den Plan. Ein erinnerungswürdiger Schurke, auch wenn er am Schluss durch den Alleingang im Haus des Senators etwas zu einfach zu schnappen ist.
Holmes hingegen zeigt sich in diesem Film äußerst glücksabhängig. So genial seine Schlussfolgerung auch ist, dass in der Decke Antiquitäten eingeschlagen waren, muss das schließlich nicht zwangsläufig auf ein Geschäft hindeuten. Die Decke könnte sich auch bei einem privaten Sammler befunden haben. Doch wo Glück, da auch Pech, als er sich ausgerechnet vor dem Geheimgang postiert.
Watson darf derweil den gutmütigen, interessierten Touristen eben und am Ende beweisen, dass er als alter Armeearzt immer noch mit Waffen umgehen kann.
Was ich an der Folge allerdings am bemerkenswertesten fand, war die musikalische Untermalung, die mich tatsächlich stellenweise an typische Wallace-Musik erinnert hat (z. B. am Anfang beim Übergang von den Zeitungsartikeln zum Radiosprecher, aber auch noch in späteren Stellen). Da fühlte man sich gleich zu Hause!
Alles in Allem kein absolutes Highlight, aber ein ordentlicher Beitrag zur Serie.
Zitat von Count Villain im Beitrag #57Könnte es sein, dass du einen geschickten Schnitt übersehen hast? Meiner Meinung nach befinden wir uns bei der Analys in der Wohnung von Holmes und nicht mehr bei Miss Averly.
Da hab ich auch schon spekuliert. Ist nicht eindeutig. Obwohl, so spezielle Geräte sollte auch ein Hobbychemiker und -kriminologe wie Holmes nicht unbedingt zur Verfügung haben.
Zitat von Count Villain im Beitrag #57Ich denke, hier sollte man Fiktion und Realität nicht zu sehr mischen. Sherlock Holmes ist immerhin keine Dokumentation. Und als MacGuffin funktioniert das doch wunderbar.
Stimmt natürlich. Möglicherweise wollte man hier filmisch ein wenig wieder Boden gut machen, denn in Wirklichkeit hatten die Deutschen schon vor dem Krieg gegen die USA das System des dort entwickelten Norden-Bombenzielgerätes durch Spionage herausbekommen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #58Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Bin beim Sichten zweimal an fast derselben Stelle eingeschlafen Welche war es denn?
Als Holmes sich als indischen (?) Matrosen verkleidet. Aber lag vielleicht wirklich an der momentan allgemein nicht so guten Verfassung.
Zitat von Gubanov im Beitrag #58Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #56Ganz am Anfang in der Schweiz, da gehen die Gestapoleute aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen davon aus, dass Holmes einer der ihren ist - nur warum? Sie wissen ja nicht, dass es sich um Holmes handelt. Als Buchhändler verkleidet, spricht er sogar darüber, dass ein unfähiger englischer Detektiv namens Holmes (oder Humps ) Dr. Tobel beschützen soll. Und warum die Nazis dem Buchhändler vertrauen? Weil er Deutscher ist, wie Rathbones deutscher Akzent im Originalton der Szene andeuten soll.
Ich finde diese Szene wirklich unverständlich. Nur weil Holmes ein paar Brocken auf Deutsch radebricht, denken die Gestapo-Agenten, er wäre einer der ihren ? Dass der IQ von Leuten, die bei solchen Organisationen arbeiten, nicht unbedingt der höchste ist, glaube ich tatsächlich, aber in dem Falle ist es doch ein bisschen stark. Irgendwie müsste er sich doch wenigstens erkenntlich machen, mit Parole oder so. Mal abgesehen davon, dass diese Operation der SD und nicht die Gestapo hätte vornehmen sollen.
Zitat von Count Villain im Beitrag #59Zitat von Gubanov im Beitrag #58Ich finde, man sollte sich auch als relativ junger und amüsierter Forenschreiber darüber im Klaren sein, dass Senilität eine Krankheit beschreibt und es nicht angemessen ist, diese mal eben so aus Jux und Dollerei zu unterstellen. Ich bleibe in Bezug auf diese Formulierung sehr dünnhäutig, auch wenn es heute en vogue ist, ältere Menschen zu beschimpfen. Richtig ist aber, dass du zur Ehrenrettung auch konkret auf Watsons hellere Momente hinweist.
Meinerseits war das nur ein Zitat von Dr. Oberzohn, um diesen Kritikpunkt an der Rolle aufzugreifen. Auch wenn die Entscheidung, sich dafür die plakativste Formulierung herauszusuchen womöglich nicht die beste war.
Wenn ich Gubanov hier aus vielleicht auch persönlichen Gründen beleidigt haben sollte, tut es mir leid. Tatsächlich finde ich die Darstellung von älteren Menschen, so schwierig der Umgang mit ihnen manchmal sein mag, als "halbsenile Opas" generell auch sehr ärgerlich, ich habe mich da vielleicht auch etwas missverständlich ausgedrückt. Keinesfalls möchte ich in die angesprochene Kerbe der angesprochenen neuesten Moden zwischen Jung und Alt hauen.
Zitat von Count Villain im Beitrag #59Was ich an der Folge allerdings am bemerkenswertesten fand, war die musikalische Untermalung, die mich tatsächlich stellenweise an typische Wallace-Musik erinnert hat (z. B. am Anfang beim Übergang von den Zeitungsartikeln zum Radiosprecher, aber auch noch in späteren Stellen). Da fühlte man sich gleich zu Hause!
Obwohl der Film ja noch nicht dran ist - aber ich muss sagen, das ist mir auch sehr positiv aufgefallen. Tatsächlich dachte ich sogar, die Musik wäre vielleicht nachträglich bei der Synchro mit rein genommen wurden (?) Auf alle Fälle ein Ohrenschmaus !