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 Film- und Fernsehklassiker international
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Ray Offline



Beiträge: 1.948

22.06.2020 22:38
#136 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Boss (Hold-Up, F 1985)

Regie: Alexandre Arcady

Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Kim Cattrall, Guy Marchand u.a.



Als Clown verkleidet dringt Gangster Grimm, auch „Der Boss“ genannt, in die größte Bank Montreals ein und entwendet mit findigen Tricks und zwei als Bankkunden getarnten Komplizen 2,3 Millionen Dollar. Doch die geplante Flucht nach Paris erweist sich als schwierig, denn auf dem Weg zum Flughafen werden sie nicht nur von der Polizei, sondern auch einem durchgeknallten Bekannten verfolgt, der gerne mitgemacht hätte und sich nun die gesamte Beute unter den Nagel reißen will...

„Der Boss“ ist Jean-Paul Belmondo wie auf den Leib geschnitten. Zunächst kann er sich im ersten Drittel in der Rolle des als Clown getarnten Bankräubers voll austoben. Erstaunlicherweise flacht das Geschehen nach erfolgreichem Abschluss des Coups nicht ab, sondern wird sogar eher noch unterhaltsamer. Regisseur Arcady gönnt dem Zuschauer kaum eine Atempause und stellt die drei Ganoven auf dem Weg zum Flughafen Montreals vor so manche Herausforderung. Dabei wird auch die ein oder andere Verfolgungsjagd auf vier Rädern eingestreut, für die sich Rémy Julienne verantwortlich zeigte, der auch an mehreren Bond-Filmen mitwirkte. Belmondo absolviert seine Stunts wie gewohnt selbst. Als seriöser Kriminalfilm taugt der Film kaum, dafür agieren manche Figuren zu überdreht. Das stört jedoch kaum, da der Film über seine gesamte Laufzeit äußerst unterhaltsam ist und so Potential für wiederholte Sichtungen besitzt. Schauplatz ist überwiegend Montreal, gegen Ende spielt die Handlung jedoch auch noch kurz in Paris und Rom. Als Belmondos attraktive Kollegin ist übrigens die kanadische Schaupielerin Kim Cattrall zu sehen, die ab Ende der 1990er-Jahre große Erfolge mit der Serie „Sex and the City“ feiern konnte.

Das Bild der DVD von Studio Canal scheint nicht restauriert zu sein und ist daher nicht sonderlich scharf, geht aber noch in Ordnung.


Turbulentes Heist-Movie mit höchstem Unterhaltungsfaktor. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

28.06.2020 09:16
#137 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Erbarmungslose (La horse, F/I/BRD 1970)

Regie: Pierre Granier-Deferre

Darsteller: Jean Gabin, Marc Porel, Pierre Dux, Reinhard Koldehoff u.a.



Als Bauer Auguste Maroilleur entdeckt, dass sein Enkel in Rauschgeschäfte verwickelt ist, vernichtet er die wertvolle Ware und zieht damit den Zorn der Drogenhändler auf sich. Doch Auguste erweist sich als weitaus widerstandsfähiger als die Ganoven denken. Schnell eskaliert die Situation und mündet in einen Privatkrieg...

Wie Jahre später in „Der Fall Dominici“ spielt Jean Gabin im vorliegenden Werk den Patriarchen einer Bauernfamilie. Auguste hat im Haushalt eindeutig „die Hosen an“. Tochter, Schwiegersohn, Enkel – alles tanzt nach seiner Pfeife. Und als der Alte entscheidet, zum Schutze der weißen Weste des Enkels die Polizei in der Auseinandersetzung mit den Ganoven außen vor zu lassen, haben diesen Entschluss alle zu akzeptieren und sich in ihren Dienst zu stellen. Die Konstellation einer ländlichen Familie, die sich gegen kompromisslose Drogenhändler – auch mit Waffengewalt – auflehnt, hat cineastisches Potential, zumal wenn als Hauptfigur auf Seiten der „Guten“ ein Schauspieler vom Format eines Jean Gabin an Bord ist und die Inszenierung durchaus hochwertig daherkommt. Über das zweifelhafte Motiv der Selbstjustiz muss man dabei freilich hinwegesehen können. Wer dies kann, bekommt einen allein schon wegen der knappen Laufzeit kurzweiligen Streifen zu sehen, der mit der ein oder anderen kleinen Actionszene garniert ist, jedoch mitunter in seiner Atmosphäre arg trist ist. Das dürfte nicht jedem gefallen. Lob verdient dagegen die charakteristische Musik von Serge Gainsbourg und Michel Colombier. In einer kurzen Szene ist übrigens Reinhard Kolldehoff als ranghohes Mitglied der Drogenhändlerbande zu sehen. An der französisch-italienisch-deutschen Co-Produktion war von deutscher Seite Luggi Waldleitner beteiligt.

Die DVD von Pidax zeigt den Film in guter Qualität.


Kurzweiliger, mitunter etwas trister Selbstjustizthriller mit Jean Gabin als Patriarch einer Bauernfamilie, der sich zum Schutze seines Enkels eine gewalttätige Auseinandersetzung mit gefährlichen Drogenhändlern liefert. Noch 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

04.07.2020 08:36
#138 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Das Mädchen und der Mörder (L'assissinat de Trotsky/L'assissino de Trotsky, F/I 1972)

Regie: Joseph Losey

Darsteller: Richard Burton, Alain Delon, Romy Schneider u.a.



Revolutionär Trotzki erlebt die Anfänge des Zweiten Weltkriegs im Exil in Mexiko in Selbstisolation, fürchtet er doch permanent, im Auftrag Stalins ermordet zu werden. Und in der Tat ereignet sich ein Anschlag auf seine Person, der allerdings fehlschlägt. Ein weiterer Anschlag ist jedoch bereits in Planung...

„Das Mädchen und der Mörder“ - der deutsche Titel soll wohl an den ein Jahr zuvor veröffentlichten „Das Mädchen und der Kommissar“ anknüpfen, im vorliegenden Werk steht Romy Schneider allerdings nur an dritter Stelle auf der Besetzungsliste – ist ein Politthriller mit historischem Hintergrund. Regisseur Joseph Losey stand bei der Umsetzung nicht nur ein bemerkenswerter Cast mit Alain Delon, Richard Burton und eben Schneider zur Verfügung, sondern es konnte auch an Originalschauplätzen in Mexiko gedreht werden, was dem Film hohe Schauwerte und Authenzität verleiht. Der Film kommt mit erstaunlich wenig Dialog aus, insbesondere Delon darf mal wieder als „eiskalter Engel“ eine Menge vor sich hin starren. Seine Figur ist eindeutig innerlich zerrissen – soll er den Tötungsauftrag erfüllen oder nicht? Die Beziehung zur Schneider-Figur gestaltet sich entsprechend schwierig: Mal liebt man sich leidenschaftlich, mal hat man sich rein gar nichts zu sagen und treibt im wahrsten Sinne des Wortes vor sich hin. Für Eskalation sorgt auch eine ziemlich abstoßende Szene in einer Stierkampfarena, in der die Tötung des Stiers in quälend lange Bilder gepackt wird – erkennbar ein Vorbote für die Tötung Trotzkis. Der von allen Beteiligten gut gespielte und ambitioniert inszenierte Film funktioniert eindeutig nicht als reiner Unterhaltungsfilm, sondern setzt (gesteigertes) Interesse am anspruchsvollen Kriminalfilm mit Fokus auf (gebrochene) Charaktere und dem geschichtlichen Hintergrund voraus. Unter diesen Voraussetzungen ist der Film jedoch allemal sehenswert und schöpft sein ganzes Potential womöglich erst bei wiederholter Sichtung aus.

Die DVD von Filmjuwelen bietet einen sehr schön gestalteten Schuber, ein gutes Bild und ein informatives Booklet.


Anspruchsvoller Politthriller um die Ermordung Trotzkis mit prominentem Cast. Noch 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

25.07.2020 10:52
#139 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Schieß, solange du kannst (L'Arme à gauche, F/ESP/I 1965)

Regie: Claude Sautet

Darsteller: Lino Ventura, Sylva Koscina, Leo Gordon, Alberto de Mendoza u.a.



Kapitän Cournot soll für einen Kaufinteressenten in Santo Domingo eine Yacht begutachten. Kurz nach der Besichtigung wird die Yacht gestohlen und vom Kaufinteressenten fehlt plötzlich jede Spur. Cournot wird von dessen Ehefrau angeheuert, Yacht und Ehegatten aufzuspüren...

Der als Abenteuerkrimi zu qualifizierende Film „Schieß, solange du kannst“ entstand 1965 als französisch-spanisch-italienische Co-Prouduktion. Für das französische Publikum war Lino Ventura an Bord, Sylva Koscina („Heiße Katzen“, „Unser Mann in Istanbul“) sollte in Italien die Lichtspielhäuser füllen. Der dritte Partener Spanien steuerte Alberto De Mendoza bei („Ein fast antändiges Mädchen“, „Der Killer von Wien“) bei. Der Film wurde offenbar an Originalschauplätzen in der Dominikanischen Republik gedreht. Vor allem der Anfang in den Straßen von Santo Domingo versprüht einen netten Urlaubsflair. Für einen Abenteuerkrimi und das Entstehungsjahr 1965 etwas ungewöhnlich ist, dass in Schwarzweiß gedreht wurde. Die kontrastreichen Bilder üben jedoch einen ganz besonderen Reiz aus. Die Story gibt gerade im Verlauf des Films nicht übermäßig viel her, handwerklich bewegt sich der Film allerdings über dem, was im Schnitt in deutschen Exotikkrimis abgeliefert wurde. Der internationale Cast macht seine Sache überdies gut. Insgesamt alles andere als ein „Muss“, aber für Freunde derartiger Produktionen sicher ein netter Film für den Feierabend, der dank Pidax nun in guter Qualität erhältlich ist.


Solider Abenteuer-Krimi mit handwerklich einwandfreier Inszenierung und durchaus reizvollem internationalen Cast. Noch 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

22.08.2020 23:18
#140 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Neun im Fadenkreuz (Sans mobile apparent, F/I 1971)

Regie: Philippe Labro

Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Carla Gravina, Laura Antonelli, Dominique Sanda u.a.



Nizza wird von einem Scharfschützen heimgesucht, der scheinbar wahllos Menschen erschießt. Doch Kommissar Carella findet eine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern: Alle waren vor acht Jahren Teil eines Theaterensembles, welches das Stück „Juliette“ aufführte. Eben jenes Stück wird gerade wieder aufgeführt...

„Neun im Fadenkreuz“ ist ein typischer (europäischer) Thriller seiner Zeit: Ein eher konstruiertes Mörderrätsel aufgeladen mit einer sexuellen Thematik und der psychischen Erkrankung einer Figur, die eine Schlüsselstellung bei der Aufklärung des Falls einnimmt. Dankenswerterweise werden eben jene Elemente nicht so sehr breit getreten wie in manchem Giallo-Thriller. Letztlich tritt die Story jedoch ohnehin in den Hintergrund. Der Film lebt von der ambitionierten Inszenierung des Regisseurs Philippe Labro, der nicht nur herrliche Sommerbilder Nizzas liefert, sondern auch mit Slow-Motion-Bildern, einer eindrucksvollen Kamerafahrt während einer Sprintverfolgung des Kommissars durch den Hafen sowie einer Rückblickssequenz zum Ende hin punktet. Aus dem Ensemble sticht erwartungsgemäß Jean-Louis Trintignant heraus, der sonst eher in anspruchsvolleren Filmen zu Hause war und diesen oberflächlichen Thriller mit seiner zurückhaltenden Darstellung enorm aufwertet. Als weiteres Faustpfand entpuppt sich die musikalische Untermalung von Ennio Morricone, die in Kombination mit den hochwertigen Bildern für manchen erinnerungswürdigen Moment sorgt. Insgesamt ein netter kleiner Thriller für zwischendurch.

Die DVD von Pidax bietet ein gutes Bild.


„Neun im Fadenkreuz“ präsentiert sich inhaltlich als typisches Kind seiner Zeit. Die Story ist konstruiert, dafür sind Inszenierung und Musik erstklassig und Charakterdarsteller Jean-Louis Trintignant veredelt den oberflächlichen Thriller auf darstellerischer Ebene. Daher noch 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

24.10.2020 10:25
#141 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Schonmal witzig: Beobachte "Der Coup" mit Jean-Paul Belmondo und Omar Sharif, dessen DVD von Sony vergriffen ist, schon lange. Als ich gerade soweit war, in den sauren Apfel zu beißen und auf eine digitale Version bei amazon zurückgreifen wollte, entdeckte ich, dass der Film im Dezember von Koch auf Blu-Ray im Mediabook mit vielen Extras erscheinen wird. Solange kann ich dann doch noch warten.

https://www.kochmedia-film.de/blu-ray/de...k_a_2_blu_rays/


Bin leider nicht dazu gekommen, ausfürliche Rezensionen zu schreiben, aber die für diesen Thread kürzlich erschienenen Titel "Der Erbe/Der Draufgänger" (Belmondo) und "Der Zigeuner" (Delon) sind für Freunde des Genres (sehr) zu empfehlen. "Der Erbe" ist ein vielschichtiger Thriller mit interessanter Story, der Belmondo in einer für ihn eher untypischen Rolle zeigt, vielleicht ein wenig vergleichbar mit "Der Körper meines Feindes". Tolle 70er-Atmosphäre, tolle Musik. Das Bild ist sehr gut, als Extra guibt es zudem ein interessantes, halbstündiges Interview mit Regisseur Labro, der auch "Der Greifer" und den oben besprochenen "Neun im Faenkreuz" inszenierte. "Der Zigeuner" von José Giovanni ist ein solider Gangster-Thriller, der ebenfalls eine typische 1970er-Jahre-Atmo im französischen Stil aufweist.


Kürzlich ist ja das äußerst empfehlenswerte Heist-Movie "Lautlos wie die Nacht" mit Jean Gabin und Alain Delon via Pidax erschienen. Am 20.11. folgt der hier so hoch gelobte "Marie Octobre", auf den ich schon sehr gespannt bin.

Gestern ist zudem "Tödliche Angst", einer der letzten Filme von Lino Ventura, via Artkeim auf DVD herausgekommen.

https://www.amazon.de/T%C3%B6dliche-Angs...03527712&sr=8-1

Ray Offline



Beiträge: 1.948

13.11.2020 00:06
#142 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

"Tödliche Angst" ist ein Ventura-Vehikel im besten Sinne - er trägt den Film mit all seinem unvergleichlichen Charisma. Spannungstechnisch ist das werk solide, punkten tut es überdies mit einem sehr schönen Score. Der Film, der die letzte Hauptrolle für ventura bedeutete, kommt nicht ganz an den kurz zuvor veröffentlichten "Der Maulwurf" heran, bietet aber für Fans des Aktuers und/oder des französischen Kriminalfilms allgmein gute Unterhaltung. Die DVD von Artkeim weist eine zufriedenstellende Bildqualität auf. Insgesamt 4/5.

xwollsock Offline



Beiträge: 31

18.11.2020 02:36
#143 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Lohn der Angst, von Henri-Georges Clouzot, 1953

Auch ich mag "Lohn der Angst" sehr, trotz der nachvollziehbaren Kritikpunkte. Ich habe ihn schon in jungen Jahren erstmals gesehen und war entsprechend beeindruckt. Mich stört der langsame Spannungsaufbau nicht, das paßt zu der schwülen Atmosphare im Ort, wo diverse "schiffbrüchige" Gestalten sich die Zeit totschlagen. In Deutschland war der Film ursprünglich wohl um ca. 20 Minuten gekürzt (wie auch in den USA). Dann kam eine "uncut" Version von 142 Minluten auf den Markt, und die neueste britische Version soll mit 152 Minuten dem französischen Original weitgehend entsprechen.

Aber, wer erinnert sich noch an die Szene, als der erste Laster explodiert? Woran bemerkt die Besatzung des zweiten Lasters das Unglück? Fällt Euch etwas auf?

A propos Clouzot: als ziemlichen Schocker empfand ich beim ersten Sehen "Les Diaboliques" (Die Teuflichen) von 1955 mit Simone Signoret, Véra Clouzot und Paul Meurisse. Scheint hier im Forum noch nicht besprochen zu sein.

Außerdem hatte er 1964 mit "L'Enfer" (Die Hölle) einen Film mit Romy Schneider begonnen aber nie fertiggestellt. 2009 erschien dazu eine 94-minütige Doku, die ich mal bei Arte gesehen habe, sehr interessant! Clouzots Drehbuch wurde 1994 von Claude Chabrol mit (der von mir sehr geschätzten) Emmanuelle Beart in der Hauptrolle umgesetzt; ein faszinierender aber auch verstörender Film.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

25.11.2020 22:06
#144 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Bezüglich "Marie Octobre" kann ich mich den Lobeshymnen von Peter, Gubanov und Georg durchaus anschließen. Ein Film genau richtig für die Jahreszeit. Ein hübsch fotografiertes und stark gespieltes Kammerspiel, das immer wieder aufs neue gekonnt mit den erwartungen der Zuschauer spielt. Der historische Hintergrund des Falles gibt dem Film einen besondeen Reiz. Wer vor dialoglastigen, anspruchsvolleren Kriminalfilmen nicht zurückschreckt, wird hier sehr gut bedient. 4,5 von 5 Punkten. Die DVD von Pidax zeigt ein schönes, restauriertes Bild.


Für Lino Ventura-Fans hat Pidax ab 12.02.21 eine weitere Überrraschung parat: Den von Genre-Spezialist Josè Giovanni inszenierten "Im Dreck verreckt" (Le Rapace).

https://www.pidax-film.de/IN-KUeRZE-VERF...pace::2034.html

Ray Offline



Beiträge: 1.948

05.12.2020 22:39
#145 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Wie Raubkatzen (F 1964)

Regie: René Clément

Darsteller: Alain Delon, Jane Fonda, Lola Albright



Von Handlangern eines betrogenen Ehemannes, mit dessen Frau er eine Affäre hatte, gejagt, tritt Marc zum Unterschlupf eine Stellung bei Barbara an, einer reichen Witwe, die in einer mondänen Villa in Nizza lebt. Dort verdingt er sich als Chaffeur und lernt Barbaras attraktive Cousine Melinda kennen, die ebenfalls auf dem großzügigen Anwesen wohnt. Schnell registriert Marc, dass in dem gepflegten Hause etwas nicht rechten Dingen zugeht…

René Clément („Nur die Sonne war Zeuge“) inszenierte mit „Wie Raubkatzen“ einen hochwertigen Thriller mit enormen Schauwerten vor der mondänen Kulisse der Cote d‘Azur und fulminanter Besetzung. Die männliche Hauptrolle übernahm wie schon im besagten „Nur die Sonne war Zeuge“ Alain Delon, bekanntlich wie gemacht für die Rolle des Einzelgängers mit dem Hang zum Kriminellen. An seiner Seite sieht man die junge Jane Fonda, die den Film mit ihrer großartigen Ausstrahlung mitunter geradezu an sich reißt. Wenngleich die Glaubwürdigkeit des Streifens bisweilen auf der Strecke bleibt, entwickelt sich rasch eine reizvolle Dreiecks- bzw. Vierecksgeschichte und sorgt für einen kurzweiligen (Psycho-)Thriller mit Noir-Anleihen. Die stimmige Musik steuerte Lalo Schifrin („Bullitt“, „Dirty Harry“, Titelthema von „Kobra, übernehmen Sie“ bzw. der „Mission: Impossble-Reihe) bei.

Die DVD von Concorde aus dem Jahre 2006 ist leider vergriffen. Ein Update, gerne auch in Form eine Blu-Ray-Erstveröffentlichung, wäre also wünschenswert. Vielleicht etwas für Koch, StudioCanal oder auch @Pidax oder Filmjuwelen?


Edler 1960er-Jahre Thriller mit großen Stars vor der mondänen Kulisse Nizzas. Wegen kleinerer Abzüge unter Glaubwürdigkeitsaspekten 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

31.12.2020 09:12
#146 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Coup (Le Casse F/I 1971)

Regie: Henri Verneuil

Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Omar Sharif, Dyan Cannon, Ronbert Hossein, Nicole Caifan u.a.



Gauner Azad erbeutet bei einem nächtlichen Diebeszug in Athen auf raffinierte Weise wertvolle Smaragde. Dabei wird er beinahe von Kommissar Zacharia ertappt, der sich von nun an die Fersen des Diebes und seiner Komplizen heftet...

Nach dem großen Erfolg von "Der Clan der Sizilaner" war Regisseur Henri Verneuil sehr daran gelegen, einen vergleichbaren Film vorzulegen und schickte aus diesem Grunde Jean-Paul-Belmondo und Omar Sharif ins Rennen, die sich in "Der Coup" im wahrsten Sinne des Wortes eine packende Hatz auf den Straßen Athens liefern. Nach dem geschickt eingefädelten Coup, bei dem Azad modernste technische Mittel anwendet, schließt sich alsbald eine wilde Verfolgungsjagd durch die Straßen Athens an, die ersichtlich von "Bullitt" inspiriert wurde und sich vor deren Verfolgungssequenz nicht zu verstecken braucht. Im weiteren Verlauf folgt eine zweite spektakuläre Szene, in der Belmondo - ohne Double - seitlich an einem Bus hängend vor dem von Sharif gespielten Kommissar flieht. Das Duell der beiden speist seinen Reiz u.a. auch aus dem Umstand, dass sich bald herausstellt, dass Kommissar Zacharia ein Interesse an Azad und der Beute hat, welches über das berufliche weit hinaus geht: Er will nämlich selbst einen Anteil der Beute.

Der Schauplatz Athen ist unverbraucht, hätte bei sonnigen Bildern freilich wahrscheinlich noch besser gewirkt. Leider hatten die Macher Pech beim Wetter und erwischten im Rahmen ihrer Dreharbeiten eine Regenphase. Für hochwertige musikalische Untermalung sorgt der wieder einmal sehr hörenswerte Score des dieses Jahr leider verstorbenen Ennio Morricone. Vorwerfen kann man dem Film höchstens, dass die grundsätzlich eher unwichtigen Frauenrollen hinten raus ein wenig viel Raum einnehmen und so etwas das Tempo verschleppen. Ansonsten ist der Film für Freunde des Heist-Movies oder Polizeifilms uneingeschränkt zu empfehlen.

"Der Coup" hat unlängst eine hervorragende Veröffentlichung durch Koch Media erfahren: Das Set kommt in einem schicken Mediabook mit zwei verschiedenen Covervarianten, einem 40-seitigen Booklet, einer musikalisch unterlegten Cover- und Artworkgalerie, einer Featurette mit dem für die Verfolgungsjagd verantwortlichen Remy Julienne sowie einem hoch interessanten zeitgenössischen Making Of, in dem Regisseur Verneuil, Belmondo und Sharif zu Wort kommen. Dazu gibt es den Film in der französischen sowie in der rund zehn Minuten kürzeren englischen Version. Alles in allem also eine sehr lohnende Angelegenheit.


Heist-Movie von Henri Verneuil ("Der Clan der Sizilianer"), in dem sich Jean-Paul Belmondo als gewiefter Dieb und Omar Sharif als zweifelhafter Hüter des Gesetzes ein packendes Duell liefern. 4,5 von 5 Punkten.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

31.12.2020 14:22
#147 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Jean-Paul Belmondo, ein Garant für BESTES französisches Action- und Krimithriller-Kino!!!.

Von den französischen Schauspielern, mein absoluter Lieblingsschauspieler ( neben Pierre Richard...er ist für das Komödiantische ), der alle seine Stunts selbst machte ( wer macht das heute schon ) und einfach prima war/ist!!!.

Mein Lieblingsfilm von ihm ist..."Angst über der Stadt" ( habe den Film bestimmt schon 50 mal gesehen )...alles an dem Film ist geil...die großartige Musik, die sehr spannende Geschichte und vorallem, das "Belmondo" hier noch von Peer Schmidt synchronisiert wurde ( seine BESTE Stimme...mag die Stimme von Peer Schmidt ) und nicht zu einem "Kasperkopp" mutierte, dank Rainer Brandts alberne Synchro ( in den späteren Filmen ) in den darauffolgenden Filmen von "Belmondo", die nie mehr die Klasse erreichten, wie dieser Film und die noch älteren von ihm!!!.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

02.01.2021 16:58
#148 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ja, Belmondo ist auch mein Liebling des französischen Kinis - dicht gefolgt von Alain Delon. "Angst über der Stadt" ist sicher ein Film, der über jeden Zweifel erhaben ist. Der Film wurde hier im Thread ja auch schon besprochen. "Der Körper meines Feindes" hat mir persönlich aber ebenfalls sehr gut gefallen, auch wenn er ein eher "untypischer" Belmondo-Film ist.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

02.01.2021 17:19
#149 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

"Der Körper meines Feindes" ist auch ein sehr toller Jean-Paul Belmondo Film, ich kenne ihn zwar nicht so lange wie "Angst in der Stadt", aber er ist dennoch ein harter klasse Gangsterfilm...nur schade, dass Belmondo hier nicht von Peer Schmidt synchronisiert wurde, der meiner Meinung nach, die BESTE Stimme für Belmondo ist!!!.

Aber Klaus Kindler ist auch sehr gut!!!.

Ray Offline



Beiträge: 1.948

10.01.2021 10:33
#150 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Folgender sehenswerter Thriller wird aktuell als "Restposten" günstig bei Pidax verkauft...


Mord bleibt Mord (Un meurtre est un meurtre, F/I 1972)

Regie: Étienne Périer

Darsteller: Jean-Claude Brialy, Stéphane Audran, Robert Hossein, Michel Serrault, Catherine Spaak, Claude Chabrol u.a.



Paul Kastner verliert seine im Rollstuhl sitzende Frau Marie bei einem Autounfall. Sie hatte ihren Wagen unsachgemäß abgestellt, die Handbremse hatte sich gelöst und Marie war auf einem Abhang herunterfahrend erfasst worden. Oder hat bei diesem merkwürdigen Unfall doch jemand nachgeholfen? Die Ehe zwischen Paul und Marie stand nicht zum Besten...

Der Film beginnt sogleich mit den Bildern von dem (vermeintlichen?) Unfall und erzählt sodann von der Beerdigung ausgehend kurz in Rückblenden die letzten Wochen im Leben der Marie Kastner. Sie hatte ihrem Mann das Leben zur Hölle gemacht, weshalb dieser Zuflucht bei der schönen Francoise gesucht und gefunden hatte. Dies macht ihn freilich verdächtig. Doch das Leben wird für Paul keineswegs einfacher, eher im Gegenteil. Zum einen taucht Maries dieser täuschend ähnlich aussehende Schwester auf, um sich aufgrund einer entsprechenden „Anweisung“ Maries im Testament bei Paul einzuquartieren und auch im Übrigen ganz in die Rolle der Schwester zu schlüpfen. Zum anderen wendet sich ein Fremder namens Carouse an Paul, um ihn zu erpressen.Die Ausgangskonstellation verspricht Spannung und „Mord bleibt Mord“ hält dies auch dankenswerterweise ein. Der Film von Étienne Périer ist extrem kurzweilig, was zunächst daran liegt, dass man dem sympathischen Paar Paul/Francoise gerne folgt und die Daumen drückt, dass sie mit einer gemeinsamen Zukunft den Film werden verlassen können. Dazu kommt die starke Performance des vor wenigen Tagen im hohen Alter verstorbenen Robert Hossein, der dem Erpresser Carouse stets etwas Geheimnisvolles, aber auch eine ordentliche Portion Abgebrühtheit verleiht. Ein interessanter Schlusstwist sorgt zudem für ein „Aha-Erlebnis“. Die Inszenierung ist insgesamt recht ansprechend, nichts anderes lässt sich über die stilbewusste Musik von Paul Musraki sagen. Einziger echter Wehrmutstropfen ist die etwas seltsam angelegte Figur der Schwester der Toten, deren Auftritte einen nicht zuletzt auch durch das überzogene Spiel Stéphane Audrans mitunter Kopfschütteln verursachen.

Das Bild der Pidax-DVD ist „okay“. Allerdings scheint es nach oberflächlicher Recherche selbst in Frankreich keine DVD/Blu-Ray zu geben. Insofern fehlte es wohl auch an einem besseen Master. Als Bonus gibt es zwar diesmal kein Booklet, dafür eine Bildergalerie.


Sehenswerter Suspense-Thriller aus der zweiten Reihe mit überwiegend überzeugendem Cast und wendungsreicher Story. 4,5 von 5 Punkten.

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