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Dieses Thema hat 167 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

16.01.2020 17:38
#76 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Rette deine Haut, Killer (1981)


Regie: Alain Delon


Darsteller: Alain Delon, Anne Parillaud, Michel Auclair, Daniel Ceccaldi


In seinem Regiedebüt, in welchem er auch die Hauptrolle spielt, erzählt Alain Delon die Ermittlungsgeschichte eines Privatschnüfflers namens Choucas nebst abgeklärtem Partner Haymann (Michel Auclair) und ergebener Sekretärin Charlotte (Anne Parillaud) auf der Suche nach einem verschwundenen blinden Mädchen. Immer wieder werden ihm Steine in den Weg gelegt. Polizisten (natürlich Ex-Kollegen des unangepassten Tausendsassas) versuchen ihm seinen Auftrag auszureden, Gangster probieren das Gleiche mit nachdrücklicheren Methoden, und seine Auftraggeberin, eine Madame Pigot und Mutter der Vermissten, wird bald vor seinen Augen erschossen. Choucas macht jetzt erst recht weiter, er übersteht Entführungen und Mordversuche von Verbrechern und korrupten Polizisten, muss seine entführte Sekretärin, die ihm mehr als nur beruflich ergeben ist, aus den Händen von Verbrechern befreien, wobei auch er nicht gerade zimperlich ist. Ihm zur Seite steht sein sich sonst mehr im Hintergrund haltender und besonnenerer älterer Partner Haymann, auch Ex-Polizist wie er. Er findet auf seinem Weg weitere Leichen, liefert sich mit Killern eine Verfolgungsjagd im Auto und wird auch körperlich ganz schön mitgenommen. Besonders ein finsterer Kerl namens Kasper läuft ihm immer wieder über den Weg, was für beide mit immer mehr Blessuren endet. Die in der Sache eingebundenen Polizisten sind, typisch für französische Filme, zwar nicht alle korrupt, doch auch in ihren gut gemeinten Aktionen weit jenseits des Gesetzes.
Die Spur führt in eine seltsame Schönheitsklinik für begüterte Leute, immer wieder kreuzt schattenhaft ein berüchtigter Verräter aus den dunklen Tagen des Krieges auf, und auch ein Parallelfall mit einem bestohlenen Apotheker scheint plötzlich mit den Ereignissen verknüpft…
Das immer verworrener werdende Geschehen löst sich am Ende zur Zufriedenheit auf, wobei man die Logik nicht allzu genau hinterfragen sollte, und der arg lädierte und eingegipste, doch immer einen fröhlichen Spruch auf der Zunge habende Held kann sich von seiner attraktiven Sekretärin endlich ein wenig intensiver trösten lassen…

Die offizielle Kritik hat es mit Delons Eigenkreation nicht gut gemeint. Klischeehaftigkeit, Geschwätzigkeit, Brutalität und schlicht Langeweile wurden ihm vorgeworfen. Doch ich finde, man geht da mit ihm viel zu hart um. Er hat sich mit Sicherheit an amerikanischen Vorbildern angelehnt, doch die Story hat einen gewissen französischen Charme und eine mitunter fragwürdige Leichtigkeit, die den Amerikanern abgeht und eher an Belmondos Eskapaden erinnert. Fragwürdig deshalb, da wirklich etliche Brutalitäten vorkommen (wer hat die FSK 12-Einstufung zu verantworten ?), und auch Leichen gibt es nicht zu knapp.
Das Dauer-Machogehabe des Hauptdarstellers ist mitunter mühsam zu ertragen, genauso seine sich sehr sexualisiert gebende Sekretärin, die ständig auf engere Tuchfühlung mit ihm dürstet (und ab und an auch mal hüllenlose Auftritte hat). Aber – so sind sie nun mal, die Bewohner im Lande der Gallier, und dass Monsieur Delon nicht das allerkleinste Ego hat, ist ja auch bekannt. Am ehesten erinnert sein Detektiv Choucas wohl nicht ganz zufällig an Nestor Burma, dessen Abenteuer aus der Feder von Leo Malet auch schon verfilmt wurden sind.
Gerade der Vorwurf der Langeweile ist unverständlich, da eigentlich ständig was passiert. Die Geschichte selbst bemüht sich zwar um Originalität, doch bleibt dabei im üblichen Rahmen. Der zu Beginn sehr sauber verfolgbare Handlungsfaden bildet immer mehr ein schwer aufzudröselndes Knäuel, wobei es die dem deutschen Ohr irgendwie alle gleich klingenden Namen der Mitwirkenden nicht gerade leichter machen, den gedanklichen Kombinationssprüngen der Detektive zu folgen. Durch die Vermengung von unterschiedlichen Themenkomplexen (Blindenschrift, korrupte Polizisten, „gute“ aber rücksichtslose Polizisten, Rauschgiftverbrechen, Spielbetrug, unerkannter Kriegsverbrecher… etc.) wirkt das Ganze im Endeffekt überladen, zumal die Zusammenführung all der Spuren am Ende zu bemüht ist. War nun der die schon aus „M“ bekannte Bergkönig-Melodie pfeifende Arzt in der Klinik der tot sein sollende Bösewicht aus Besatzungstagen oder doch dessen Freund ? Keine Ahnung…?
Aber für ausreichend action ist gesorgt und dass es diesmal es diesmal ein zwar wenig realistisches, aber glückliches Ende für die hart arbeitenden Ganovenschrecks gibt, macht die Sache nicht unsympathischer.

Rette deine Haut, Killer (wer hat diesen dämlichen Verleih-Titel verbrochen ?) ist eine zwar etwas holperige und verworrene, aber aktionsreiche und leichtfüßige französische private-eye-story, ohne Anspruch, aber sehr unterhaltend.

4 von 5 Punkten

Ray Offline



Beiträge: 1.953

18.01.2020 11:10
#77 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Interessante Besprechungen. Ich glaube, die Delon-Collection II könnte auch was für mich sein. Sieht nach einem sehr vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis aus.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

18.01.2020 19:03
#78 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #77
Interessante Besprechungen. Ich glaube, die Delon-Collection II könnte auch was für mich sein. Sieht nach einem sehr vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis aus.n


Ja, das stimmt. Deswegen hab ich da auch zugeschlagen. Ich glaube, es sind alles gute Thriller.
Hab noch nicht alle gesehen, nur die beiden Panther-Filme mit Delon in der Rolle eines allerdings unterschiedlich genannten Kommissars. Die waren auch okay, obwohl das Thema (Selbstjustiz unter Polizisten) ziemlich ähnlich ist. Da hat mir der zweite Teil besser gefallen, obwohl er für meinen Geschmack echt ziemlich hart war.
Wenn mal Zeit ist, folgt mal eine Rezension.

Ray Offline



Beiträge: 1.953

27.01.2020 23:26
#79 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Killer stellen sich nicht vor (F 1980)

Regie: Jacques Deray

Darsteller: Alain Delon, Dalila Di Lazzaro, Pierre Dux, Michel Auclair u.a.



Michel Gerfaut, der seinen Lebensunterhalt durch Pokerabende bestreitet, findet auf einer abendlichen Autofahrt einen Verletzten am Straßenrand, den er umgehend ins Krankenhaus bringt. Durch diese Aktion gerät er jedoch in die Schusslinie der Waffenindustrie, denn der Verletzte sollte liquidiert werden...

Während Alain Delon gerade in den 1970er-Jahren für anspruchsvolle, atmosphärisch dichte Thriller-Unterhaltung stand, entpuppt sich der zu Anfang der folgenden Dekade produzierte „Killer stellen sich nicht vor“ als eher seichte, aber doch unterhaltsame Action- und Thriller-Unterhaltung. Der Hintergrund Waffenindustrie und der kolportagehafte Anstrich erinnern ein Stück weit an die Simmel-Verfilmung „Die Antwort kennt nur der Wind“. Nach dem flotten Einstieg bekommt der Zuschauer das private Umfeld näher vorgestellt. Er hat seit einigen Monaten eine Affäre mit Béa (Dalila Di Lazzaro), die sich nach dem Aufstehen schon mal fragt, warum ihre Brüste abends größer sind als morgens. Da Michel ständig von den Killern verfolgt wird, wechseln die Schauplätze in schneller Taktfolge. Ein Höhepunkt des Films ist sicher eine Szene am Strand, in der Delon beim Bad im Meer plötzlich von zwei Killern angegriffen wird, die ihn von arglosen Badenden umringt ertränken wollen. Gegen Mitte des Films gibt es zudem eine recht nette Autoverfolgungsjagd. Ansonsten fällt auf, dass das Blut bei im Laufe der Handlung erschossenen Personen gehörig spritzt und bezüglich Figuren und Storybackground Vieles im Ungefähren bleibt. Für Delon-Fans als entspannte Feierabend-Unterhaltung insgesamt jedoch allemal geeignet.


In seiner Machart mitunter an die Simmel-Filme erinnernder Thriller mit Alain Delon. 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.953

29.01.2020 19:40
#80 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Rette deine Haut, Killer (Pour la peau d'un flic, F 1981)

Regie: Alain Delon

Darsteller: Alain Delon, Anne Parillaud, Daniel Ceccaldi, Michel Auclair u.a.



Privatdetektiv Choucas wird von einer Klientin beauftragt, ihre blinde Tochter aufzufinden, welche spurlos verschwunden ist. Kurz darauf bekommt Choucas Besuch von einem Unbekannten, der ihm versichert, die Gesuchte sei mit einem Freund durchgebrannt und es sei alles in Ordnung. Als Choucas daraufhin nicht lockerlässt, wird es schnell ungemütlich für ihn…

„Rette deine Haut, Killer“ markiert das Regiedebüt Alain Delons. Entgegen einiger Unkenrufe ist dem Franzosen ein ordentlicher Film gelungen, der weniger kolportagehaft daher kommt als der Vorgänger „Killer stellen sich nicht vor“. Nach einer etwas merkwürdigen Figureneinführung – Choucas begrapscht beim Arbeitsantritt erstmal seine (verheiratete) Sekretärin, es stellt sich jedoch im Laufe der Handlung heraus, dass die Ehe zerrüttet ist und sie ihrem Chef ebenfalls durchaus zugeneigt ist – nimmt der Film schnell Fahrt auf. Dazu trägt auch der Soundtrack bei, der zur Untermalung auf eingängige zeitgenössische Musik setzt. Ansonsten hat man sich für einen derartigen Genrefilm bei der Figurenzeichnung durchaus Mühe gegeben, insbesondere bei der zentralen Frauenfigur, der Sekretärin. Die von Anne Parillaud („Nikita“) gespielte Charlotte hegt eine Leidenschaft für das klassische Hollywoodkino, ein Umstand, der sie gepaart mit ihrem makellosen Äußeren für den männlichen Betrachter unwiderstehlich erscheinen lässt. In ihrer Wohnung hängen zahlreiche Filmplakate, dasjenige des Film Noir-Beitrags „Vierzehn Jahre Sing-Sing“ mit Burt Lancaster und Lizabeth Scott auf dem Cover wird dabei besonders prominent ins Bild gesetzt. Mit Sicherheit kein Zufall, hatten Lancaster und Delon doch zusammen in Luchino Viscontis Meisterwerk „Der Leopard“ und dem Thriller „Scorpio, der Killer“ agiert. Als ein Film von George Cukor im Fernsehen läuft, bittet sie um Ruhe. Charlotte, Choucas und sein Partner Haymann, gespielt von Michel Auclair, bilden ein sympathisches Trio, dem man gerne bei den Ermittlungen zusieht. Insofern lässt sich ein gutes Stück darüber hinwegsehen, dass der Film ein wenig lang ausgefallen ist und das spektakuläre Finale ein bisschen ausbleibt.


Sympathischer Detektivfilm mit Alain Delon, der durch einen eingängigen Soundtrack und eine ansprechende Frauenfigur zu überzeugen weiß. 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.953

30.01.2020 22:46
#81 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Kämpfer (Le Battant, F 1983)

Regie: Robin Davis, Alain Delon

Darsteller: Alain Delon, Anne Parillaud, Francois Périer, Pierre Mondy u.a.



Nach neun Jahren Gefängnisaufenthalt wird Jacques Darnay entlassen. Schnellstmöglich möchte er an die sich in einem Versteck befindlichen Juwelen gelangen, die er mit Kollegen bei einem Raub erbeutet hatte. Doch damit steht er nicht allein: Ihm unbekannte Gangster wollen ebenfalls an die Beute und töten bei ihrer Jagd nach Jacques und den Juwelen einen Partner vom Überfall sowie seine Geliebte…

„Der Kämpfer“ ist die zweite Regiearbeit Alain Delons. Im Vergleich zu „Rette deine Haut, Killer“ weist der vorliegende Film eine deutlich längere Laufzeit auf und ist dabei atmosphärisch dichter, weshalb der Film durchaus an frühere Filme Delons aus den 1960er- und 1970er-Jahren anknüpfen kann. Eine Parallele zum Vorgänger ist die erneute Mitwirkung der jungen Anne Parillaud, die sich im Laufe des Films mehrfach hüllenlos präsentiert. Hier zeigt sich ganz klar die im Vergleich zu vielen amerikanischen Genrefilmen „unverkrampftere“ Herangehensweise. Die Chemie zwischen Delon und Parillaud jedenfalls stimmt wie schon beim Vorgänger. Für Spannung ist angesichts dessen, dass die Gangster (und auch die skeptische Polizei) Jacques stets auf den Fersen sind und es neben der Frage des Überlebens für Jacques obendrein um ein Entkommen samt Beute geht, reichlich gesorgt. Die Inszenierung erweist sich für einen Film des Genres als absolut adäquat. Erstaunlich sind die erheblichen Kürzungen der deutschen Fassung, die im Rahmen der DVD-Veröffentlichung insofern behoben sind, als die übrigen Szenen im Original mit Untertitel präsentiert werden. Hier wurde dem deutschen Publikum lange Zeit (auch inhaltlich) einiges vorenthalten und man fragt sich rückblickend ernsthaft, wie und ob der Film mit all seinen Kürzungen zuvor funktioniert hat.


Gelungene zweite Regiearbeit Alain Delons, die mit atmosphärischer Dichte und einem bewährten Darstellerduo überzeugt. 4,5 von 5 Punkten.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

31.01.2020 06:55
#82 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Nachdem ich Bogart, Ventura kennegelernt hatte, sah ich mir mal einen Film mit Alain Delon an.
Doch ich konnte diesem Darsteller überhaupt nichts abgewinnen und finde ihn total kalt, absolut
farblos und abstossend. Ich konnte nie verstehen, was Romy Schneider außer etwaigem Sex-Appeal
an diesem Typen so toll fand.

Gruss
Havi17

Ray Offline



Beiträge: 1.953

01.02.2020 23:23
#83 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Kann ich zwar irgendwo nachvollziehen, da er ja verbreitet als "selbstverliebt" gilt, aber angesichts der Fülle an qualitativ hochwertigen Filmen in seiner Filmografie würde ich ihm da doch nochmal eine zweite Chance geben. Da ist ja eigentlich für jeden was dabei. Ob Actionfilme, Thriller, Gangsterfilme oder große Dramen. Ich persönlich kann mit ihm z.B. (weitaus) mehr anfangen als mit Jean Gabin und Lino Ventura. Trotzdem schaue ich mir auch Filme mit den beiden an.


Der Panther (Parole de flic, F 1985)

Regie: José Pinheiro

Darsteller: Alain Delon, Jacques Perrin, Fiona Gélin u.a.



Daniel Pratt, Ex-Polizist, lebt völlig zurückgezogen in der Volksrepublik Kongo. Die Nachricht von der Tötung seiner Tochter zwingt ihn zur Rückkehr nach Frankreich. Er will die Verantwortlichen aufspüren und anschließend liquidieren…

„Der Panther“ ist ein „Rache-Thriller“, eine Genre-Spielart, die spätestens seit Charles Bronsons „Ein Mann sieht rot“ populär wurde und noch heute an den Kinokassen für beachtliche Erfolge sorgt (s. etwa die erfolgreiche „John Wick-Franchise“ mit Keanu Reeves). Im Vergleich zu heutigen Filmen dieser Art präsentiert sich „Der Panther“ noch einigermaßen zahm. Dennoch war der Film hierzulande bis 2014 indiziert, was wohl auch mit dem Thema Selbstjustiz zusammenhängen dürfte, das regelmäßig dazu führt, dass derartige Filme einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen, wird der Zuschauer doch zu Anfang – wie hier regelmäßig durch einen tragischen Vorfall im Leben der Hauptfigur – emotionalisiert, damit er im Anschluss einen mehr oder weniger blutigen Rachefeldzug billigt. Wie schon eingangs geschrieben, hebt sich „Der Panther“ insofern ein wenig ab, als er eben jenen Rachefeldzug aus heutiger Sicht nicht übermäßig gestaltet und ihn auch nicht bis zum Ende durchzieht. Das Finale kommt vergleichsweise ruhig daher. Auf der anderen Seite kann der Film freilich auf der technischen Ebene mit heutigen Produktionen dieser Schiene nicht mehr konkurrieren, die Action-Schauwerte bleiben eher überschaubar. Erwähnenswert ist eine Szene, in der Delon an einer Häuserwand hängt und aus dieser unterlegenen „Flimmer-Fred-Position“ heraus einen Widersacher in den Abgrund reißt. Alain Delon will – offenbar herausgefordert durch Jean-Paul Belmondo und seinen Erfolgen mit ähnlichen Filmen wie „Der Profi“ oder der Konkurrenz aus den USA (Stallone, Schwarzenegger) – allen zeigen, in welch prächtiger Form er noch ist. Die ein oder andere Sequenz sorgt daher für leichten Anflug unfreiwilliger Komik. Gleiches gilt für die ominöse Bande, der Pratts Tochter bei einer Diebstahlstat zum Opfer gefallen ist, deren ziemlich lächerliche Verkleidung entfernt an die Maskeraden der Selbstjustiz-Fraktion aus „Der Henker von London“ erinnert. Den weiblichen Part übernimmt Fiona Gélin, die Tochter des Schauspielers Daniel Gélin, die wie ihre Vorgängerinnen dem Charme Delons schnell hoffnungslos erliegt und in einer Szene komplett blankziehen "darf". Erwähnenswert ist noch, dass Delon nicht nur die Hauptrolle übernahm und am Drehbuch mitwirkte, sondern auch einen Song zum Soundtrack beisteuerte, der im Abspann zu hören ist. Insgesamt bietet der Film kurzweilige Unterhaltung auf überschaubarem Niveau.

Anders als die alte Universum-DVD präsentiert die DVD von Concorde den Film ungekürzt.


Inhaltliche Tiefe darf man ebenso wie technisch überragende Actionsequenzen von diesem Rache-Thriller nicht erwarten. Delon beweist ein wenig bemüht, in welcher Form er mit 50 Jahren noch ist. Dankenswerterweise überspannt der Film das Rachemotiv nicht übermäßig, wodurch er ohne größere Gewissensbisse konsumierbar bleibt. Noch 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.953

03.02.2020 23:00
#84 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Panther II - Eiskalt wie Feuer (Ne réveillez pas un flic qui dort, F 1988)

Regie: José Pinheiro

Darsteller: Alain Delon, Michel Serrault, Xavier Deluc u.a.



In der Pariser Polizei hat sich eine faschistische Untergruppe gebildet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, höhere Gangster und andere „Republikfeinde“ ohne Prozess zu liquidieren. Darüber, dass man es auf Täterseite mit Leuten aus dem „eigenen Lager“ zu tun hat, ist man sich bei der Polizei dabei zunächst nicht bewusst. Das ändert sich, als nach weiteren Morden an ranghohen Vertretern der Unterwelt Kommissar Grindel auf den Fall angesetzt wird…

„Panther II – Eiskalt wie Feuer“ (herrlich dämlicher Untertitel) ist anders als der Titel suggeriert keine Fortsetzung von „Der Panther“. Vielmehr wollte der Verleih wie im Falle von Belmondos „Der Profi 2“ mit dem Titel an einen erfolgreichen Vorgänger anknüpfen und damit weitere Zuschauer generieren. Gemeinsamer Nenner der beiden „Panther“-Filme ist das Thema Selbstjustiz. Doch während im „Panther“ Delon selbst auf Rachefeldzug gegangen war, versucht sein Kommissar Grindel in „Panther II“ alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Rachefeldzug zu stoppen. Damit knüpft der Film weniger an die „Death Wish“-Reihe oder ähnliche Filme, sondern eher an „Dirty Harry II“ an, in dem Clint Eastwood es ebenfalls mit einer Gruppe von „Killer-Cops“ zu tun hatte. Der Film ist mitunter recht deftig und war wie „Der Panther“ bis 2014 indiziert. Anders als bei den zuvor besprochenen Delon-Streifen widmet sich der Film weniger dem Privatleben der Figur. Grindel hat eine feste Freundin, diese ist aber größtenteils verreist. Da Grindel hier auf der Seite des Rechts steht und Delon nicht so bemüht wie im „Panther“ seine Form zur Schau stellt, fällt die Identifikation mit der Figur grundsätzlich leichter. Auch taugen die Gegner hier eher als ernstzunehmende Bedrohung als die Kapuzenträger in dem anderen genannten Film. Hinten raus verscherzt sich der Film jedoch ein wenig mit dem Zuschauer, wenn Grindel plötzlich ähnliche Methoden anwendet wie seine Widersacher.


Nicht unspannender Selbstjustizthriller mit Alain Delon diesmal auf der „richtigen“ Seite. Das fragwürdige Finale trübt den Eindruck jedoch ein wenig. 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.953

05.02.2020 22:44
#85 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Passend zu Gubanovs Besprechung der Giovanni-Episode des "Alten" eine Rezension zum auch dort angesprochenen Film...


Endstation Schafott (Deux hommes dans la ville, F 1973)

Regie: José Govanni

Darsteller: Jean Gabin, Alain Delon, Michel Bouquet, Mimsy Farmer u.a.




Bewährungshelfer Cazeneuve nimmt den Ex-Sträfling Gino Strabliggi unter seine Fittiche, der gerade nach zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Doch Strabliggis Resozialisierung wird auf eine harte Probe gestellt: Seine Frau stirbt bei einem Verkehrsunfall, seine alten Komplizen wollen ihn zu neuen Straftaten überreden und der Polizist, der einst für seine Verhaftung sorgte, setzt alles daran, Strabiliggi wieder hinter Gitter zu bringen…

Bereits in den ersten Momenten ahnt der Zuschauer, dass der Film ohne ein Happy End auskommen muss. Zu desillusioniert wird die Figur des Bewährungshelfers Cazeneuve, gespielt von Jean Gabin, eingeführt. Er verrät dem Zuschauer, dass er nicht mehr an Gerechtigkeit glaube. Die Geschichte, die ihn zu dieser Einstellung bewegte, wird anschließend erzählt. „Endstation Schafott“ ist ein Kriminaldrama, das sich kritisch mit der Todesstrafe auseinandersetzt, die zur Zeit der Produktion in Frankreich noch verhängt und vollstreckt wurde und der Regisseur Giovanni selbst in jungen Jahren nur durch eine Begnadigung entkommen war. Alain Delon, der den Film auch produziert hat, spielt die Hauptfigur, den ehemaligen Sträfling Strabliggi. Der Zuschauer fühlt mit ihm mit, wenn Schicksalsschläge seinen Weg in ein besseres Leben erschweren und erzürnt, wenn er mit ansehen muss, wie Inspektor Goitreau ihn immer weiter provoziert, was seinen Höhepunkt darin findet, dass er Strabliggis neue Lebensgefährtin (Mimsy Farmer) sexuell belästigt. Die sich daran anschließende Gewalteruption sorgt für Unbehagen. Ansonsten ist die Inszenierung des Films aber sehr ruhig und stilvoll, die Atmosphäre weitaus dichter als in den meisten der zuletzt besprochenen Delon-Streifen aus den 1980er-Jahren. Außerdem profitiert Delon von dem Umstand, dass er mit Jean Gabin ein schauspielerisches Schwergewicht an seiner Seite hat. In einer Nebenrolle als kleiner Gangster ist der junge Gérard Depardieu zu sehen.


Prominent besetztes Kriminaldrama mit dichter Atmosphäre. 4,5 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

10.02.2020 19:34
#86 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Panther (1985)


Regie: Jose Pinheiro

Darsteller: Alain Delon, Jaques Perrin, Fiona Gelin, Eva Darlan


Der aus dem Dienst ausgeschiedene Polizist Daniel Pratt fristet sein Dasein irgendwo an der afrikanischen Küste mit Kartenspiel, Raufereien mit seinem einheimischen Kumpel und Geflirte mit der ansässigen Damenwelt. In diese Idylle platzt die Nachricht, dass seine Teenager-Tochter im französischen Lyon erschossen wurde. Das Mädchen war unglückicherweise durch ihren Freund in die Aktionen einer Diebesbande verstrickt, welche von einem geheimen Exekutionskommando kurzerhand liquidiert wurde.
Diese Tat war nicht die erste in einer Kette derartiger Verbrechen, offenbar haben es sich die vermummten Täter zum Ziel gemacht, die Stadt von kleineren Gewohnheitskriminellen und anderen ihnen missliebigen Personen zu säubern. Das erfährt Pratt durch seinen Freund Stephane Rainer (Jaques Perrin), der noch einen hohen Posten bei der Polizei bekleidet. Durch alte Kontakte gelingt es Pratt, eine erste Spur zu den Fememördern zu finden, die das Morden unvermindert weiter betreiben. Gibt es vielleicht sogar Sympathisanten auf Seiten der Justiz ? Auf alle Fälle wird Pratt die junge Kommissarin Sabine Clement (Fiona Gelin) als Aufpasserin zur Seite gestellt. Ihm gelingt es, im Alleingang nach und nach die Mitglieder des Kommandos zu enttarnen, sie gehen alle mehr oder weniger bürgerlichen Berufen nach, dabei werden sie entweder durch den Rächer selber getötet oder sie bringen sich gegenseitig um, um Spuren zu verwischen. Pratt wird mittlerweile durch Polizei und Gangster gejagt, auch die Polizistin Clement, die mit der Zeit selbstverständlich der maskulinen Ausstrahlung des machohaften Helden erlegen ist, wird schwer verletzt und tötet einen der Angreifer. Doch Axel Pratt ist dem wahren Hintermann auf den Fersen, das Ende in einem Zirkus führt zu dessen Enttarnung, aber der rachedurstige Expolizist will sich hier nicht die Finger schmutzig machen, die Gerechtigkeit geht andere Wege.

Der Film ist für Delon erst mal wieder ein Aufhänger, mit nacktem Oberkörper herumzugockeln und den Supermann heraushängen zu lassen. Mit der Zeit wird es dann ernster. Ein Manko sind freilich die geheimen Vollstrecker , die wie Figuren aus einem schlechten Horrorfilm mit ihrer sonderlichen Maskerade plötzlich aus dem Nichts auftauchen und dann aus allen Rohren auf ihre Opfer draufhalten, was das Zeug hält. Als sie zum Beispiel einer Orgie von Homosexuellen in einem Bauwagen mit über zwanzig Leuten ein blutiges Ende bereiten, wirkt das in seiner voyeuristischen Übertriebenheit eher lächerlich als schockierend, hier wäre Mäßigung wirklich am Platze gewesen. Dem ganzen Film haftet irgendwie etwas Trashiges an, trotz des ernsten Themas und auch der gegebenen Spannung.
Pratts rücksichtslose Ermittlungen führen zu Ergebnissen, mit denen er wohl nicht gerechnet hätte, die aber eigentlich bei dieser Sorte Film zu erwarten sind.
Wenn er zum Schluss nicht kurzen Prozess mit dem Anführer macht, ist das auch menschlich, letzten Endes ist ein Rächer an Selbstjustiz-Richtern, der selber Selbstjustiz übt, halt auch ein Widerspruch in sich – diesmal noch wurde diese Klippe umschifft.

Der Film war zu seiner Zeit in Frankreich sehr erfolgreich, obwohl er eher durchschnittlich wirkt, aber eben auch einigen Thrill hat.

3,5 von 5 Punkten

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

11.02.2020 18:43
#87 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Panther II – Eiskalt wie Feuer (1988)


Regie: Jose Pinheiro

Darsteller: Alain Delon, Michel Serrault, Patrick Catalifo, Roxan Gould


Drei hohe Unterweltbosse werden bestialisch getötet. Die Taten gehen auf das Konto einer geheimen Organisation innerhalb der Polizei, die von dem kurz vor der Pensionierung stehenden Kommissar Scatti (Michel Serrault) angeführt wird. Die Ziele dieser Leute gehen weiter, sie planen die Durchsetzung des Staates mit ihren Leuten, die faschistischen Idealen huldigen. Davon weiß Kommissar Grindel (Alain Delon) erst mal nichts, der von seinem Chef auf den Fall angesetzt wird. Nach und nach kommt er den Tätern auf die Schliche, dabei wird er von seinem Assistenten Peret (Patrick Catalifo) unterstützt, während ein zweiter Mitarbeiter namens Lutz ein Mitglied von Scattis Leuten ist. Die Morde an Kriminellen gehen weiter, aber auch widerspenstige Anhänger und Zeugen werden von den Verschwörern gnadenlos exekutiert. Die Todesschwadron aus dem Vorgängerfilm wirkt gegen Scattis Organisation wie ein Haufen tölpelhafter Pfadfinder.
Grindel und auch Scatti müssen einige Verluste hinnehmen, mit Toten wird wahrlich nicht gespart. Der ermittelnde Kommissar muss sein Leben hart verteidigen, Zeit für seine Freundin Jennifer (Roxan Gould) bleibt ihm kaum.
Nachdem die Ereignisse noch einmal kulminiert sind, gelingt es Grindel, die Hintermänner dingfest zu machen und zu stoppen, wobei er letzten Endes selber zum executor wird.

Diesmal bekommt es der „Panther“, der mit der gleichnamigen Figur aus Teil Eins gar nichts zu tun hat, mit fanatischen Neofaschisten zu tun. Obwohl die vorgeben, Feinde der Republik zu beseitigen, könnte ihnen republikanische freiheitliche Gesinnung nicht ferner sein. Eventuelle heimliche Sympathien, die der Zuschauer mit ihnen wegen der längst überfälligen Bestrafung der Verbrecherbosse haben könnte (und die am Anfang sogar Grindel zu haben scheint), verfliegen bald durch die ungeheure Brutalität, mit der die Täter vorgehen, auch die Rücksichtslosigkeit, mit der sie andere ihnen nicht genehme Menschen umbringen. Auch mit sich selber sind sie nicht zimperlich. Blutspritzende Morde und Selbstmorde gibt es überreichlich, leider gerät die plakative Gewalt oft zum Selbstzweck und überlagert die eigentliche Handlung. Dadurch wurde viel verschenkt, statt die Hintergründe des Themas ernsthafter zu beleuchten, hat man lieber auf verbrannte Leichen in Autowracks und andere Schockmomente gesetzt. Wenn man wirklich einen Staatsstreich plant, wie es der Film suggeriert, hat man wohl auch wichtigeres zu tun, als ein paar Gangster umzubringen.
Dabei orientiert sich der Streifen eigentlich stark an Dirty Harry II (wie von @Ray schon erwähnt), die Vollstrecker in Polizeiuniform, die drastische Gewalt, der Tod des Partners und auch letztlich der eigentliche Strippenzieher wirken übernommen, wenngleich die politische Komponente bei dem anderen Film völlig fehlt.
Dass sich Grindel zum Schluss selber zum Richter an seinem Kontrahenten Scatti erhebt, ist zwar verständlich, schmälert aber nun die Glaubwürdigkeit der eigentlichen Aussage des Films.

Der zweite „Panther“-Film ist ein sehr harter reißerischer Thriller, der aber seine gewollte Botschaft durch übermäßig zelebrierte Gewaltexzesse auf Kosten tiefergehender Zusammenhänge kaum überzeugend zur Geltung bringen kann.

4 von 5 Punkten

Ray Offline



Beiträge: 1.953

24.02.2020 16:00
#88 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Flic Story - Duell in sechs Runden (Flic Story, F/I 1975)

Regie: Jacques Deray

Darsteller: Alain Delon, Jean-Louis Trintignant, Claudine Auger u.a.



Gangster Emile Buisson flüchtet aus einer Nervenheilanstalt und bildet eine neue Bande, mit der er eine Reihe von Überfällen begeht. Inspektor Borniche wird damit beauftragt, den gefährlichen Verbrecher wieder einzufangen...

"Flic Story" ist im Frankreich der Nachkriegszeit angesiedelt und beruht auf einem Tatsachenbericht von Roger Borniche, der im echten Fall die Ermittlungen führte. Wie so typisch für das französische Thriller-Kino der 1970er-Jahre zeichnet sich die Inszenierung durch eine enorm dichte Atmosphäre aus. Jean-Louis Trintignant spielt den rücksichtlosen Gangster mit einer beeindruckenden Gefühlskälte. Auf der Gegenseite gibt Alain Delon den abgebrühten Cop, der fast durchgängig mit einem Zigarettenstummel im Mund und langem Mantel durch die Straßen läuft. Das Duell hält, was es auf dem Paper verspricht. Immer wieder kreuzen sich die Wege der beiden Kontrahenten und Borniche kommt seinem Ziel im Laufe der Handlung immer ein Stück näher, bis es schließlich zur finalen Konfrontation kommt. In diese ist auch Delons Lebensgefährtin involviert, gespielt von der schönen und kürzlich verstorbenen Claudine Auger, der man im Verlaufe des Films etwas mehr Präsenz gewünscht hätte.


Atmospährisch dichter Thriller, in dem sich Alain Delon und Jean-Louis Trintignant ein packendes Duell liefern. 4,5 von 5 Punkten.


Damit bin ich durch mit der "Alain Delon Collection 2" von Concorde. Sieben solide bis sehr gute Filme in einer mit vielen Bildern gestalteten Box, einige davon erstmals ungekürzt, alle Filme in sehr guter Bildqualität - und das für unter 20 Euro. Das Set kann Interessenten des französischen Kinos bzw. der Filme Alain Delons definitiv empfohlen werden, wobei man sich bewusst sein sollte, dass "Endstation Schafott" und "Flic Story" anspruchsvolle und atmosphärisch dichte Thriller sind, während die restlichen Streifen aus den 1980ern mehr oder weniger gelungene (reine) Unterhaltungsfilme sind.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

24.02.2020 19:38
#89 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ich hinke noch ein bisschen hinterher, hab kürzlich Der Kämpfer angeguckt. Den fand ich jetzt nicht ganz so gut wie du, aber immer noch sehenswert.
Sind noch zwei Filme offen, aber auf jeden Fall kann man die Box empfehlen. Bin schon auf die Flic-Story gespannt. Vor Endstation Schaffott drücke ich mich wegen des traurige Endes immer noch herum...

Ray Offline



Beiträge: 1.953

02.03.2020 20:51
#90 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ja, "Endstation Schafott" ist im Vergleich zu den Filmen aus den 1980er-Jahren natürlich schwere Kost. Leichtfüßiger kommt da schon der folgende Film daher, der in der Box (leider) nicht enthalten ist...


Lautlos wie die Nacht (Mélodie en sous-sol, F 1963)

Regie: Henri Verneuil

Darsteller: Jean Gabin, Alain Delon, Viviane Romance u.a.



Frisch von einer Haftstrafe entlassen plant Charles einen großen Coup: Mit seinem ehemaligen Mitinsassen Francis will er Erlöse aus dem Casino „Palm Beach“ in Cannes entwenden...

„Lautlos wie die Nacht“ ist ein Heist-Movie klassischer Prägung. Regisseur Henri Verneuil („Der Clan der Sizilianer“, „I wie Ikarus“) nimmt sich dabei viel Zeit, um die beiden Hauptfiguren einzuführen. Charles (Jean Gabin) findet bei seiner Rückkehr in einem Pariser Vorort triste Verhältnisse vor. Ausweg ist für ihn nur ein weiterer Coup, zumal „ehrliche“ Alternativen wie das Betreiben einer Wirtschaft, so der Vorschlag der Gattin, für ihn keine sind. Charles schmiedet also den Plan, den Francis (Alain Delon) schwerpunktmäßig auszuführen hat. Er wird frühzeitiog nach Cannes geschickt, um Ortschaft und Persönlichkeiten auszukundschaften. Das mondäne Cannes steht dabei im krassen Gegensatz zum tristen Pariser Vorort. Der Coup selbt nimmt genrebedingt ausreichend Raum ein. Was jedoch besonders haften bleibt, ist die Schlusspointe, die an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten werden soll.

Der Film sprüht ob seiner Darsteller und des Schauplatzes nur so vor Eleganz, die erstklassige Inszenierung tut ihr übriges. Wenngleich Jean Gabin klar „Chef“ des Unternehmens ist, hat Alain Delon mehr Spielzeit zur Verfügung. Sein Auftritt erinnert an den jungen Sean Connery, der parallel mit seinen ersten Bond-Auftritten für Furore sorgte. Äußerlich wie immer ausgesprochen schnieke, legt er eine Darbietung von bemerkenswerter Coolness hin, und zwar nicht nur dann, wenn er lässig eine Zigarette im Mundwinkel hält. „Lautlos wie die Nacht“ ist ganz großes Star-Kino, das sich Freunde von Heist-Movies und/oder des französischen Films auf keinen Fall entgehen lassen sollten.


Jean Gabin und Alain Delon planen als gewieftes Ganovenduo den ganz großen Coup vor der mondänen Kulisse in Cannes: Klingt großartig, ist es auch. „Lautlos wie die Nacht“ ist ein hochelegantes Gaunerstück mit erinnerungswürdiger Schlusspointe. 5 von 5 Punkten.

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